The Monster inside my Veins von ginakai ================================================================================ Kapitel 21: Fall abgeschlossen? ------------------------------- Die Luft fühlte sich schwer und kalt an. Das eisige Wasser stand Gin bis zu den Knöcheln und sandte ihm stechende Schmerzen durch seine nackten Füße. Der Wind peitschte ihm die Haare ins Gesicht, wodurch es ihm schwerer fiel, sich umzusehen. Er hörte das Meer hinter sich rauschen. Die Wellen schlugen hastig und ließen es zornig wirken. Wie ferngesteuert ging Gin voran und versuchte dabei dem starken Widerstand des Windes standzuhalten. Wegen der vielen, spitzen Kieselsteine unter seinen Füßen fühlte sich jeder Schritt an, als würde er in einen Scherbenhaufen treten. Genervt strich sich Gin die Strähnen aus dem Gesicht und ließ seinen Blick erneut wandern. Weit und breit nichts außer Meer, Sand und einige daraus entstandene Dünen. Doch da entdeckte er einen seltsamen, dunklen Fleck, welcher so gar nicht in dieses Schema passte. Beim genaueren Hinsehen erkannte er, dass es sich um einen reglosen Körper handelte, der von den Wellen angespült worden war. Sofort rannte Gin los und blieb kurz vor der blassen Gestalt stehen, die größtenteils von langen, schwarzen, klatschnassen Haaren bedeckt war. „Rye!“, stieß Gin erschrocken hervor und ließ sich neben seinem Partner auf die Knie fallen. Rye sah aus wie eine Wasserleiche. Und er fühlte sich auch genau wie eine an. Starr und eiskalt. Gin rüttelte ihn an den Schultern, was Rye allerdings nicht erwachen ließ. Angespannt stützte der Silberhaare seine Hände links und rechts neben ihm ab und beugte sich mit einem prüfenden Blick zu ihm herunter. Vielleicht war Rye wirklich tot. Im Meer ertrunken. Wie er es gewollt hatte. Verzweifelt fuhr Gin das blasse Muster von bläulichen Adern unter Ryes Augen nach. Im nächsten Moment fuhr er jedoch vor Schreck zusammen, als sich die Augen weit aufrissen und zwei tiefrote Rubine zum Vorschein kamen, die ihn blutrünstig anfunkelten. … Als sich der schlafende Körper neben ihm plötzlich anspannte, öffnete Rye leicht seine Augen. Bei dem Anblick, der sich ihm daraufhin bot, schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Er wollte Gins Erscheinung am liebsten immer zuerst sehen, wenn er erwachte. Obwohl sein Schlaf nicht sonderlich tief gewesen war und er sich die halbe Nacht bemüht hatte, wach zu bleiben. Letztlich ohne Erfolg. Die angenehme Wärme des Silberhaarigen und dessen ruhige, gleichmäßige Atemzüge hatten dafür gesorgt, dass er nach und nach müder geworden war. Zudem war ihm der Schlaf ganz gelegen gekommen, denn so konnte er das Versprechen einhalten, welches er Gin am Abend zuvor gegeben hatte. Er hatte ihn nicht beim Schlafen beobachtet. Und Gin hatte ihm immerhin nicht verboten, neben ihm zu schlafen. Dennoch war sich Rye sicher, dass Gin versuchen würde, ihn seine Entscheidung bereuen zu lassen. „Aber dazu wirst du mich nicht bringen.“, sprach er fest entschlossen zu Gin in Gedanken. Sogar jetzt spürte er nichts weißer als Zufriedenheit und unbeschreibliches Glück, das ihm seit gestern zu widerfahren schien. Gin war auf den Kuss eingegangen und hatte diesen selbständig, ohne zu zögern, erwidert. Allein das bedeutete Rye mehr als jede Antwort, die Gin ihm auf seine Frage hätte geben können. Allerdings verfluchte sich Rye dafür, den Kuss am Ende vermasselt zu haben. Er hatte sich so sehr auf seinen spontanen Entschluss konzentriert, dass er dabei vergessen hatte, wie miserabel er in solchen Dingen war. Körperliche Nähe zu Menschen war gefährlich und konnte tödlich für diese enden. Nie hätte er Gin so nah kommen dürfen. Nicht einmal jetzt durfte er so dicht neben ihm liegen. Eigentlich wäre es wirklich besser, schnell und heimlich zu verschwinden, solange ihm noch die Chance dazu blieb. Ein wenig Sorgen bereitete Rye die Drohung von Gin schon. Nach so vielen Bemühungen hatte er den Silberhaarigen endlich dazu gebracht, sich ihm gegenüber wenigstens ein bisschen zu öffnen. Das durfte er sich jetzt nicht wieder zu Nichte machen. Behutsam richtete sich Rye auf, um Gin nicht zu wecken. Doch dann verharrte er und betrachtete verträumt das schlafende Gesicht seines Partners, welches von ein paar silbernen Strähnen verdeckt wurde. Der Anblick war einfach zu verlockend, als das Rye seine Augen vorzeitig davon lösen könnte. Wie von selbst bewegte sich seine Hand zu Gins Gesicht und strich die Strähnen vorsichtig hinters Ohr. Dabei verzog Gin begleitet von einem leisen Stöhnen leicht das Gesicht. „Er kann so süß sein, wenn er schläft.“, dachte Rye entzückt und musste nebenher schmunzeln. „Aber auch nur dann.“, fügte er belustigt hinzu. Allerdings fand er die Seite, von der sich der Silberhaarige am Abend zuvor gezeigt hatte, zugegebenermaßen auch ziemlich süß. Die beschämte Röte auf den Wangen stand ihm gut. Es war wirklich von besonderem Reiz, wenn der sonst kaltblütige Mörder unbewusst offen zeigte, was er zu fühlen schien. Oder wenn spontane Reaktionen das feinfühlige Wesen in ihm für einen kurzen Moment enthüllten. Trotzdem versuchte Rye einen Grund für Gins plötzlich verändertes Verhalten zu finden. Gerade weil Gin bisher sehr selten Gefühle gezeigt hatte, erschien es unsinnig, dass er auf den Kuss eingegangen war. Und das mit einer Leidenschaft, die sich Rye niemals erträumt hätte. Der Gin, den er kannte, hätte ihn eher weggestoßen, angeschrien und unverzüglich rausgeworfen. „Und wenn das alles nur eine Illusion war…? Geschaffen durch dieses verdammte Gift, das mir Eclipse eingeflößt hat und nun in meinem Organismus ist? Vielleicht ist es wahr, was in dem Buch steht, und meine Erscheinung wirkt lediglich anziehend auf ihn…“ Rye spürte, wie bei diesem Gedanken Traurigkeit und bittere Enttäuschung in ihm aufkamen. Unvermittelt durchfuhr der Herzschmerz seinen Körper. Doch er musste sich zusammenreißen. „So ein Schwachsinn…“, verdrängte er den Gedanken kopfschüttelnd. Er war fest davon überzeugt, dass Gin niemals auf so etwas hereinfallen würde. Dieser begann sich auf einmal neben ihm zu regen. Als Rye einen Moment später den Blick zu dem Silberhaarigen schweifen ließ, blickte er jedoch in ein längst vor Schock und Entsetzten versteinertes Gesicht. Rye versuchte sich seine eigene Erschrockenheit nicht anmerken zu lassen und den unangenehmen Schauer, der ihn dabei durchlief, zu ignorieren. Aber noch bevor er den Mund zu einer Erklärung öffnen konnte, erfüllte ein markerschütternder Schrei das Zimmer. Gin schreckte hoch und wich dabei so weit zurück, dass er beinahe aus dem Bett gefallen wäre, wenn Rye es nicht noch im letzten Moment verhindert hätte. „Vorsicht, so viel Aufregung kurz nach dem Aufwachen ist nicht gut für dich.“, versuchte er Gin in sanfter Tonlage zu beruhigen, während dieser ihm nur mit offenem Mund anstarrte. Kurz darauf stieß der Silberhaarige ihn jedoch gewaltsam von sich weg. „Was zur Hölle soll das?! Du unverschämter Bastard!“, beschimpfte er ihn dabei lautstark, was Rye möglichst versuchte zu überhören. „Dir auch Guten Morgen…“, murmelte er seufzend. Er musste sich eingestehen, dass er sich die Suppe selbst eingebrockt hatte. Wäre er rechtzeitig abgehauen, hätte Gin es niemals gemerkt. „Den guten Morgen hast du mir soeben verdorben.“, schoss dieser bissig zurück. Kurz darauf landete ein Kissen in Ryes Gesicht, welches zuvor von Gin geschleudert worden war. „Entschuldigung.“, erwiderte Rye förmlich mit einer Unschuldsmiene, von der sich sein Gegenüber jedoch nicht täuschen ließ. „Sicher, dass es dir leid tut?“, knurrte dieser in gefährlich leiser Tonlage. Rye schwieg und knautschte nebenbei das Kissen, das auf seinem Schoß gelandet war. Es zuzugeben wäre zu peinlich. Doch lügen wollte er auch nicht. „Dein Schweigen ist so leicht zu interpretieren.“, schnaubte Gin abfällig und nahm Rye somit seine Entscheidung ab, eine der Antworten auswählen zu müssen. „Du hattest es versprochen.“, warf Gin ihm anschließend vor, während er ihm das Kissen aus den Händen riss. „Und ich habe mein Versprechen eingehalten und dich nicht beim Schlafen beobachtet.“, entgegnete Rye etwas stolz. Doch Gins misstrauische Miene zeigte deutlich, dass er ihm nicht glaubte. Deshalb fügte Rye noch hinzu: „Ich habe selbst geschlafen.“ „Gestern sagtest du noch, du schläfst nicht.“, erinnerte der Silberhaarige ihn und verengte dabei die Augen. „Es ist nicht zwingend notwendig, was aber nicht heißt, dass ich es nicht doch tun könnte.“, erklärte Rye, zweifelte jedoch inzwischen daran, Gin je überzeugen zu können. „Und deine Alpträume?“, hakte sein Partner nun nach. „Neben dir schläft es sich sehr gemütlich. Ich hatte ausnahmsweise keine.“ Rye war froh darüber, dass diese Aussage wahrheitsgemäß war. Auch wenn es ihn schon überraschte, dass er zum ersten Mal eine traumlose Nacht hatte genießen können. Und das neben den Mann, den er mehr als alles auf dieser Welt begehrte. Doch dieser Mann sah jetzt noch verärgerter als zuvor aus. „Ich glaub das hätte ich besser für mich behalten sollen.“, wurde dem Schwarzhaarigen bewusst. Allerdings zu spät. Das Gesagte ließ sich nicht mehr zurücknehmen. „Von wegen. Warum sollte es das?“, schleuderte Gin ihm verständnislos entgegen. Zum Glück schwang in seinen Worten weit weniger Wut mit, als sich zuvor auf seinem Gesicht gezeigt hatte. „Nun ja…“, zögerte Rye seine Antwort etwas hinaus, um den Abstand zwischen ihnen zu verringern. Mit heimlichen Hintergedanken ließ er seine Hände seitlich an Gins Brustkorb entlang wandern und fuhr mit verführerischer Stimme fort: „Dein Körper strahlt eine angenehme, anziehende Hitze aus…“ Er zog Gin näher zu sich heran und vergrub seine Nase in den silbernen Strähnen. „Und du riechst sehr gut…“, flüsterte Rye ihm anschließend ins Ohr. Auf seinen Lippen bildete sich ein siegessicheres Lächeln, als er spürte, wie Gin ein Schauer durchlief. „Außerdem fühle ich mich in deiner Nähe auf eine mir unbegreifliche Weise wohl…“ Während seine Hände über Gins Rücken fuhren, pressten sich die des Silberhaarigen gegen seine Brust, um ihn scheinbar von sich wegzuschieben. Doch die dazu notwendige Kraft fehlte bei weitem. „Dein Atem beruhigt und entspannt mich und lässt mich alles andere vergessen...“, kaum waren die Worte ausgesprochen, hielt Gin vor Anspannung die Luft an. „Willst du noch mehr Gründe wissen?“, hauchte Rye ihm zuletzt verlangend ins Ohr, bevor sich Gin endgültig aus der Schlinge befreite und bis zum anderen Bettende zurückwich. Das war ihm natürlich nur gelungen, weil Rye es zugelassen hatte. Erfreut konnte er erkennen, dass Gin das Blut bis in die Wangen geschossen war. Um die verräterische Röte zu verbergen, hielt er sich die Hand vor Mund und Nase. Seine verloren gegangene Fassung würde er so schnell nicht wiedererlangen. „Ziel erreicht.“ Rye hoffte, Gins Wut somit erst mal vertrieben zu haben und dass dieser das Thema von nun an auf sich beruhen lassen würde. Seine Gründe sollten vielsagend genug gewesen sein. Obwohl er eigentlich niemals vorgehabt hatte, sie auszusprechen. Weil jeder einzelne der Wahrheit entsprach. „Nein… will ich nicht…“, brachte Gin schweren Atems hervor, während er den Blick von Rye abgewandt ließ. Dessen Augen weiteten sich allerdings überrascht, als ihm die deutliche Beule in Gins Hose auffiel, die der Silberhaarige vergeblich versuchte zu verstecken, indem er die Knie an seinen Oberkörper zog und die Arme darüber verschränkte. „Er ist erregt…“ Rye bemühte sich das gierige Verlangen, welches ihm bei dieser Erkenntnis erfüllte, zu ersticken. Unbewusst leckte er sich über die Lippen, als sein Blick wieder zu Gins errötetem Gesicht huschte. Doch bevor sich sein Verstand in nichts auflösen konnte, schloss er kurz die Augen, um sich zu sammeln. Erst, als er sich sicher war, dass er bei Gins erneutem Anblick nicht die Kontrolle verlieren würde, schlug er seine Augen wieder auf und begann entschuldigend: „Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du-“ „Halt die Klappe!“, fiel Gin ihm jedoch ins Wort. Seine Stimme klang zu Ryes Erleichterung mehr beschämt als wütend. „Das ist nichts weiter als eine normale, körperliche Reaktion.“, redete er sich raus, woraufhin Rye ein Lachen unterdrücken musste. „Aber eine Reaktion auf meine Berührungen…“ Die Antwort in seinem Kopf ließ er lieber unausgesprochen. „Okay, wie du meinst.“, erwiderte er stattdessen und räusperte sich anschließend, um zu einem anderen Thema überleiten zu können: „Der Artikel in dem Buch war zwar informativ, aber doch kürzer, als ich gedacht habe.“ „Um dich zu überführen hat‘s immerhin gereicht.“, entgegnete Gin schulterzuckend mit einem gehässigen Unterton in der Stimme. „Also ist der Fall jetzt abgeschlossen, Herr Detektiv?“ Den Scherz konnte sich Rye nicht verkneifen. Zumal der Fall niemals komplett abgeschlossen sein würde, da er immer dazu gezwungen war, Morde zu begehen. Es würde niemals ein Ende nehmen. „Nein, noch nicht.“, antwortete Gin jedoch gegen Ryes Erwartung. Er runzelte verwirrt die Stirn und fragte: „Wieso nicht?“ Das darauffolgende hämische Grinsen in Gins Gesicht konnte nichts Gutes bedeuten. Es jagte Rye ein wenig Angst ein. „Der Fall ist erst abgeschlossen, wenn du dich gestellt hast.“, offenbarte Gin, woraufhin Rye der Schock unmittelbar wie ein Blitz traf. Das konnte Gin unmöglich von ihm wollen. Warum überhaupt? Was hatte er davon, wenn die Polizei ihn verhaften würde? Wollte er ihn etwa doch loswerden? Ryes Gedanken begannen wild umher zu kreisen. „Bitte was?!“, entwich es dem Schwarzhaarigen mit erstickter Stimme. „Das geht nicht!“ Die Panik ergriff beinahe Besitz von ihm, was auch Gin zu bemerken schien. Er packte Rye ruckartig an den Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Beruhig‘ dich. Ich meinte damit nicht die Polizei.“, stellte er in beschwichtigender Tonlage klar, als hätte er Ryes Gedanken gelesen. Dieser starrte schweigend in die schönen, stechend grünen Augen vor sich. Er ließ sich von ihnen in den Bann ziehen. So konnte nach einer Weile die Ruhe in ihm einkehren. „Sondern?“, fragte er zögernd nach. Begleitet von dem letzten Rest seiner Angst, die ihm zurief, die folgende Antwort könnte noch schlimmer als die Vorherige sein. „Den Boss.“, erwiderte Gin tonlos. Sofort wurde Rye erneut von der Angst umhüllt. Der Boss war in der Tat noch viel schlimmer als die Polizei. Was, wenn dieser ihn aus der Organisation verbannte? Wohin sollte er dann gehen? Könnte er dann trotzdem noch in Gins Nähe bleiben? Während diese Fragen in ihm aufkamen, schüttelte er hastig den Kopf. „Hör mal, er hatte mir aufgetragen der Mordserie auf den Grund zu gehen und nach Vermouth zu suchen. Du bist für beides verantwortlich. Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht zu ihm gehen und ihm erzählen, dass du ein Vampir bist, die ganzen Morde verübt hast, und noch dazu Vermouth aus bloßer Eifersucht getötet hast. Das kannst du ihm alles schön selbst beichten.“, erklärte Gin etwas eingeschnappt und verschränkte erneut die Arme. „Und was ist, wenn er mich dann rauswirft? Ich hab drei Mitglieder der Organisation umgebracht, das wird er mir niemals verzeihen!“, wandte Rye aufgebracht ein und hoffte inständig, den Silberhaarigen umstimmen zu können. Doch dieser zog nur entgeistert die Augenbrauen nach oben und prustete. „Als ob du dir ernsthaft darüber Sorgen machst…“, meinte er belustigt. „Ich will eben einfach nicht schon wieder den Ort wechseln müssen, weil ich mich hier nicht mehr verstecken kann… Bisher konnte ich unter dem Schutz der Organisation ganz gut zurechtkommen…“ Rye senkte verzweifelt den Blick. Der Gedanke daran, fortgehen zu müssen, schmerzte. Er war es inzwischen mehr als leid. Besonders jetzt, wo er doch endlich einen Menschen gefunden hatte, den er so sehr mochte, dass er für ihn weiterexistieren wollte. Dieser Mensch musterte ihn nun mit einer überraschten Miene. „Das ist dir nur wichtig, weil du Angst hast, dass Eclipse dich findet, kann das sein?“, wollte Gin wissen. Rye nickte leicht, ohne dabei den Blick zu heben. Nach ein paar Sekunden des Schweigens legte sich plötzlich eine warme Hand über die eintätowierte Nummer auf seinen Hals, die er so sehr hasste. „Er wird dich schon nicht rauswerfen.“, sprach Gin mit einer sanften Stimme, die Rye noch nie zuvor von ihm gehört hatte. Voller Verwunderung und Erwartung, ein passendes Lächeln zu dieser Stimme auf Gins Gesicht zu erblicken, hob er den Kopf, nur um daraufhin jedoch enttäuscht zu werden. Gins Miene war vollkommen ausdruckslos. „Das weißt du doch gar nicht.“, erwiderte Rye nicht gerade überzeugt. Er schmiegte sich stärker in die Berührung an seinem Hals. „Doch, tu ich.“, widersprach Gin in strenger Tonlage. Als Rye etwas dagegen sagen wollte, fügte der Silberhaarige noch hinzu: „Vertrau mir.“ Dessen vollkommen selbstsichere, von sich überzeugte Tonlage brachte Rye dazu, Gin wirklich zu vertrauen. Doch auch wenn dieser aufgrund seiner guten Beziehung zum Boss vielleicht vorhatte, ein gutes Wort oder derartiges für ihn einzulegen, musste sich Rye letzten Endes dennoch selbst rechtfertigen. Gedanklich begann er bereits an einer soliden Ausrede für den Mord an Vermouth zu feilen. „War sie nicht so was wie der Liebling vom Boss…?“, fiel es Rye siedend heiß wieder ein. Womöglich könnte das die Sache noch problematischer machen. Als sich Gins Hand von seinem Hals entfernte, wurde Rye aus seinen Gedanken gerissen. Mit aufkeimender Enttäuschung beobachtete er, wie Gin aus dem Bett stieg und ihn wortlos dort zurückließ. „Wo willst du hin?“, fragte er, woraufhin sein Partner verwirrt den Blick über die Schulter warf. „Mir vielleicht mal was anderes anziehen gehen, damit wir los können?“, schoss er sarkastisch zurück und wandte sich wieder ab. Kurz darauf blieb er allerdings abrupt im Türrahmen stehen und drehte sich noch einmal zu Rye um. „Und verschwinde endlich aus meinem Bett!“, fuhr Gin ihn gereizt an und verließ anschließend das Schlafzimmer. Das leise, amüsierte Lachen, was Rye darauffolgend entwich, hörte er nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)