The Monster inside my Veins von ginakai ================================================================================ Kapitel 4: Mysteriöse Mordserie ------------------------------- Durch das Vibrieren seines Smartphones wurde Gin früh am Morgen geweckt. Er blinzelte ein paar Mal müde, bevor er sich langsam aufsetzte. Kurz darauf begann er zu realisieren, dass er wieder mal auf dem Sofa eingeschlafen war. „Und vergessen die Balkontür zu schließen hab ich auch noch...“ Er fasste sich an die Stirn. Das Vibrieren war inzwischen verstummt. Als er das Gerät vom Tisch nahm und das Display einschaltete, fiel ihm eine neue SMS ins Auge. [ Komm in 20 Minuten in mein Büro. Es ist dringend. ] , lautete der knappe Inhalt der SMS, welche von seinem Boss stammte. „Was will Vater denn so früh am Morgen...“, fragte sich der Silberhaarige und musste bei einem Blick zur Uhr an der Wand gähnen. Es war nicht mal 8:00 Uhr. Aber wenn er pünktlich sein wollte, musste er sich erstmal vom Sofa erheben, um sich umzuziehen und dann auch direkt loszufahren. Was anderes war nicht mehr zu schaffen. Und wenn es dringend war, sollte er den Boss lieber keine Minute länger warten lassen. Nachdem Gin seine Kleidung gewechselt hatte, schnappte er sich Mantel und Autoschlüssel, um dann mit seinem schwarzen Porsche 356A in das Büro seines Bosses zu fahren. Dort kam er zum Glück pünktlich an, da die Fahrt ohne Probleme verlief. Der Silberhaarige stieg in den Fahrstuhl und fuhr in die letzte Etage. Als er das Büro betrat und gerade etwas sagen wollte, ließ er es doch lieber sein, da der ältere Mann ihn gar nicht beachtete und seine Aufmerksamkeit vollkommen auf die Nachrichtensendung im Fernsehen gerichtet war. Erst als Gin direkt vor dem Tisch stand, wandte sich sein Boss zu ihm. „Was gibt es denn?“, fragte der Jüngere ohne Umschweife, woraufhin sein Gegenüber den Fernseher auf lautlos stellte. Der würde das Gespräch nur stören. „Du hast doch bestimmt schon von dieser mysteriösen Mordserie gehört, nicht wahr?“ Obwohl es sich nach einer Frage anhörte, schien der Boss es eher vorauszusetzen. Er schob Gin eine mehrere Tage alte Zeitung hin, deren Titelblatt über die Ermordung zweier Personen berichtete. Sich das durchzulesen war nicht nötig, da Gin bereits davon wusste. Schließlich wurde darüber auch im Fernsehen berichtet und in den sozialen Netzwerken waren bereits viele Spekulationen über die Morde und den unbekannten Täter entstanden. Doch viele Informationen oder Details wurden von der Polizei bisher nicht veröffentlicht. Es hieß nur, dass für alle Einwohner Tokios höchste Vorsicht geboten sei. „Und was soll damit sein?“, fragte Gin unbetont. Es interessierte ihn nicht wirklich. Die Opfer hatten immerhin keinen persönlichen Bezug zu ihm und die Organisation. „Vor einer halben Stunde hat man wieder drei Leichen gefunden. Allerdings wurde das noch nicht öffentlich bekannt gegeben. Es wird wohl im Laufe der letzten Nacht passiert sein.“, erklärte sein Boss daraufhin ruhig. Der Silberhaarige ahnte, worauf er hinauswollte und wie wahrscheinlich der nächste Auftrag lauten würde. „Der Tatort befindet sich im Bezirk Edogawa, hinter einem verlassenen Wohnblock in der Nähe des Nishikasai Hotels. Er ist nicht zu übersehen.“, redete der Ältere weiter, woraufhin Gin ein genervtes Seufzen unterdrückte. Er hatte keine Lust auf irgendwelche Detektivarbeiten, die ihm jetzt wohl aufgehalst werden würden. Aber da noch kein Befehl ausgesprochen wurde, konnte er es vielleicht noch verhindern. „Ich kann dir nicht ganz folgen. Was haben uns die Mordfälle zu interessieren? Dann läuft da eben ein Irrer draußen rum, der-“ „Wenn jemand in unserem Territorium Unruhe stiftet, betrifft uns das sehr wohl. Mir ist das nicht geheuer.“, unterbrach sein Boss ihn jedoch im lauteren Ton, was aber nicht bedeutete, dass Gin es einfach dabei belassen würde. „Die Polizei wird den Täter schon finden. Es ist doch ein Serienmörder, oder nicht? Die haben doch immer ein Muster. Man muss einfach warten, bis ihnen ein Fehler unterläuft und in der Regel sind sie leicht zu überführen.“, argumentierte er deshalb. Aber damit konnte er bei seinem Gegenüber nichts erreichen. „Du wirst dich trotzdem zum Tatort begeben. Auf der Stelle und keine Diskussion.“, stellte dieser nämlich streng klar. Gin erkannte, dass kein weiterer Widerspruch geduldet war. „Verstanden…“, erwiderte er nur murmelnd. Als er sich abwandte, fügte sein Boss noch hinzu: „Wenn ich mich nicht irre, sollte Cognac auch beim Tatort sein. Falls du ihn siehst, wende dich an ihn.“ Von Cognac hatte Gin schon lange nichts mehr gehört. Bei diesem Mitglied handelte es sich um einen Spion, welchen die Organisation vor einiger Zeit in der örtlichen Polizei eingeschleust hatte. Nur für den Fall der Fälle. Eigentlich ein ganz netter Kerl, der allerdings schon etwas in die Jahre gekommen war. Nachdem Gin das Büro wieder verlassen hatte, begab er sich zum besagten Tatort im Bezirk Edogawa. Sein Boss hatte recht gehabt, es war wirklich kaum zu übersehen. Schon von weitem konnte der Silberhaarige die Streifenwagen und einige Typen in Polizeiuniform erkennen. Die Spurensicherung war natürlich auch längst vor Ort. Es wirkte fast wie ein hektisches Durcheinander. Jeder hatte etwas zu tun, lief von A nach B, schoss Fotos, unterhielt sich mit dem Kollegium und die Ermittler wirkten allesamt ziemlich gestresst. Zum Glück gelang es Gin recht schnell das Organisationsmitglied Cognac aus dem Getümmel herauszufiltern. Auf dieses ging er mit gezielten Schritten zu. Er ignorierte das gelb-schwarze Absperrband und die verwirrten Blicke der Polizisten, von denen einer verärgert anmerkte: „Entschuldigen Sie mal, Sie haben hier nichts zu suchen!“ Der Silberhaarige beachtete den vorlauten Kerl nicht, sondern ließ seinen Blick stattdessen zur Stelle des Geschehens schweifen. Die drei leblosen Körper lagen noch da, wie sie wohl aufgefunden worden waren. Jedoch von einem großen Tuch verdeckt. Ansonsten war eine Menge getrocknetes Blut auf dem Boden verteilt. Ein paar Spritzer klebten sogar an den Hauswänden. Es muss wohl ein sehr brutales Szenario gewesen sein. Gerade als der vorlaute Polizist von zuvor aufgebracht mit zwei Anderen auf Gin zuging, drängte sich der ältere Mann mit dem Codenamen Cognac jedoch dazwischen. „Das geht schon in Ordnung. Er gehört zu mir.“, teilte dieser seinen Untergebenen mit. Seine Stimme klang rau und kratzig. Er war eben schon ziemlich alt und das sah man ihm auf den ersten Blick auch an. „Geht zurück an die Arbeit.“, fügte der Mann streng hinzu und verengte dabei seine Augen. Man sah den drei Jüngeren förmlich an, wie ihnen ein Schauer über den Rücken lief. „J-Jawohl Herr Kommissar!“, entgegneten die Drei nervös im Chor und entfernten sich daraufhin. Gin sah ihnen leicht verblüfft hinterher, bevor er seinen Blick wieder auf Cognac richtete, welcher währenddessen seine Hand auf Gins Schulter legte und ihm bedeutete, mitzukommen. An einem ruhigen Fleckchen, wo niemand ihre Unterhaltung hören würde, blieben die Beiden stehen. Der Ältere zündete sich eine Zigarre an und sprach dann: „Es ist eine Weile her, Gin. Hat der Boss dich geschickt?“ Der Silberhaarige nickte still und beobachtete, wie sein Gegenüber einen kräftigen Zug von seiner Zigarre nahm. „Dachte ich mir. Es handelt sich schließlich nicht einfach um eine normale Mordserie. So was habe ich in meiner ganzen Dienstzeit noch nicht erlebt.“, meinte er dann mit gehobener Tonlage, als würde er das als aufregend empfinden. „Warum hast du den Boss nicht kontaktiert?“, fragte Gin jedoch und ging nicht auf das vorherige Gerede ein. „Ich bin untröstlich, bei der ganzen Verschwiegenheit ist es mir entfallen. Es wird auch schon überlegt, ob man eine totale Nachrichtensperre ausruft, um Panik zu vermeiden.“, erklärte Cognac verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Allmählich wurde Gins Interesse geweckt. „So schlimm?“, hakte er nach, woraufhin der Blick seines Gegenübers plötzlich wieder ernst wurde. „Die Zurichtung der Leichen - oder was davon noch übrig ist – nach zu urteilen, könnte man von einem wilden Tier ausgehen.“, verriet Cognac. Gin runzelte ungläubig die Stirn. „Ein wildes Tier mitten in der Innenstadt? Das ist absurd.“, spottete er. „Glaub mir, wenn du die Leichen gesehen hättest, würdest du dir wünschen, dass ein Tier dafür verantwortlich war.“, erwiderte der Ältere, schloss kurz die Augen und pustete den Qualm seiner Zigarre aus. „Der Gedanke, dass ein Mensch das zu Stande gebracht hat, ist mehr als furchteinflößend. Wenn dem aber so ist, haben wir es mit einem hochgefährlichen Psychopathen zu tun. Nein, dieser Mensch könnte sogar noch schlimmer sein.“, fuhr er angespannt fort. Ein unwohles Gefühl begann sich in Gins Magengrube auszubreiten, obwohl er der Aussage keinen wirklichen Glauben schenkte. Doch Cognac war Hauptkommissar und einer der Leitenden dieser Ermittlung. Er musste es am besten wissen. „Du solltest in Zukunft auch vorsichtiger sein und nachts nicht mehr so viel allein rumlaufen. Für den Täter ist das Geschlecht und dessen Erscheinungsbild belanglos. Das kannst du den anderen auch ausrichten.“, warnte der Mann und sah dem Jüngeren dabei fest in die Augen, um ihm den Ernst der Lage zu vermitteln. „Werde ich...“, entgegnete Gin zögernd. „Wäre es vielleicht noch möglich, dass du mir die genaue Todesursache der Opfer verrätst?“, fragte er dann, obwohl er sich nicht mehr sicher war, ob er das überhaupt noch wissen wollte. „Schwer zu sagen.“, begann Cognac trocken. „Zwar ist der Tatort die reinste Blutlache, doch die Körper waren bisher immer allesamt blutleer. Obwohl wir eher davon ausgehen, dass die Opfer bereits schon vorher aufgrund ihrer starken Fleischwunden gestorben sind. Die Knochen sind überwiegend gebrochen. Dem einen von letzter Nacht wurde sogar der Schädel zertrümmert. Man möchte sich das nicht bildlich vorstellen.“, informierte er noch. Den letzten Satz nahm sich Gin zu Herzen. Er vermied es, sich irgendetwas vom Tathergang bildlich vorzustellen. „Verstehe, danke.“, lautete seine knappe Antwort. Der Ältere setzte ein gequältes Lächeln auf. „Richte dem Boss aus, falls ihm noch etwas einfällt, soll er mich kontaktieren. Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten gibt.“, sagte er abschließend und wandte sich mit diesen Worten von Gin ab, welcher das schweigend hinnahm. Immerhin hatte er erst mal ein grobes Bild von der Lage. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)