Ein Schritt in die richtige Richtung von Berrii ================================================================================ Kapitel 1: Eine Entscheidung ---------------------------- Temaris Rückreise verlief wie immer ziemlich unspektakulär. Wie immer hatte sie an jeden der drei Abende nebenher ihren Bericht geschrieben, damit sie ihn zuhause direkt Gaara in die Hand drücken und ihre Ruhe haben konnte. Dieser hatte nur in typisch stiller Manier das Schriftstück entgegen genommen und auf seinen Stapel der abgearbeiteten Akten gelegt. Ein Vorteil für den Kazekagen, Berichte seiner Geschwister konnte er guten Gewissens ohne Gegenlesen archivieren, das sparte auch ihm Zeit. „Und wie war's dieses Mal?“, fragte Kankurou, als sie sich im Wohnzimmer auf eines der Sofas langlegte. Gelangweilt winkte die Blonde ab: „Ah, das Spannendste des Examens hast du ja gesehen. Aber dieser Papierkrieg, vor allem davor, ist echt ätzend.“ „Na wenigstens hast du dabei Gesellschaft und leidest nicht alleine.“, scherzte der Puppenspieler und ließ eine seiner kleinen Marionetten die Decke entlang laufen. Temari sah der Holzfigur zu und dachte an den Mist, den Shikamaru und sie an ihrem letzten Abend verzapft hatten. Es war alles andere als elegant, was sie beide da hingelegt hatten. Aber war dass nicht auch das ausgemachte Ziel des Abends gewesen? Das ihr gemeinsamer Ausflug in die Dummheit nicht ohne Folge geblieben war, wurde Temari zwei Wochen später bewusst. Seit Tagen ging es ihr miserabel, aber vor allem am frühen Morgen kämpfte sie mit einer starken Übelkeit, die sie immer in die Knie zwang. Zunächst hatte die Blonde es auf einen Infekt geschoben, aber nach über einer Woche ohne Veränderung konnte sie die Augen nicht mehr davor verschließen. Wütend auf sich selbst, mied sie die Gesellschaft eines jeden und verbrachte die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer, wo sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie es weitergehen sollte. Verdammt nochmal, sie wollte das Wort weder sagen, noch denken. Von Tag zu Tag war sie frustrierter, weil ihr einfach kein Ausweg einfiel. Aber wie hätte das auch passieren sollen? Es gab keinen, das Ding war gelaufen. Ihren Brüdern entgingen ihre Launen nicht. Klar, sie war öfter mal schlecht drauf, aber dass sie neue Maßstäbe erreicht hatte, war auch Kankurou und Gaara bewusst geworden. Und so hatten sie ihre Schwester besonders aufmerksam im Auge behalten. Nachdem sie zwei Wochen beobachtet, aber geschwiegen hatten, standen die beiden an einem Morgen in der Badezimmertür, während die Blonde würgend über der Toilette hing. „Jungs, es ist fünf Uhr morgens, habt ihr nichts besseres zu tun?“, murrte Temari und wischte sich mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn. Kankurou verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen: „Für wie blöd hältst du uns eigentlich?“ Genervt seufzte sie auf: „Oh man, bitte nicht jetzt.“ „Wann sollten wir dich denn sonst darauf ansprechen?“, fragte Gaara und reichte ihr ein Handtuch. Frustriert nahm die Blonde das Handtuch entgegen und wischte sich kurz über den Mund, ehe sie sich ihren Brüdern gegenüber an die Wand setzte: „Wie wäre es mit gar nicht.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Du kotzt dir seit drei Wochen jeden Morgen die Seele aus dem Leib und redest kein Sterbenswörtchen mit uns. Erwartest du echt, dass wir nichts sagen?“ Wieder ein Grummeln von der Frau, die den Kopf hängen ließ und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Der Jüngste hockte sich zu ihr hinunter: „Ist dir überhaupt klar, was los ist?“ Ein ungläubiges Lachen entwich ihr: „Ja, durchaus, ich bin nicht blöd.“ „Und warum sagst du uns dann nichts?“, wollte Kankurou wissen, „Und komm nicht mit 'das geht euch nichts an' – wir wohnen alle zusammen unter einem Dach, also geht es uns sehr wohl etwas an.“ Schnaubend blickte sie dem Stehenden ins Gesicht: „Man darf ja wohl noch seine Gedanken sortieren.“ Der Rothaarige klappte den Klodeckel runter und ließ sich darauf nieder: „Erzählst du uns nun davon?“ „Was soll ich denn sagen?“ „Vielleicht, dass du schwanger bist?“, half der Puppenspieler ihr auf die Sprünge. Grummelnd hielt sich Temari eine Hand über die Augen. „Kann es sein, dass du es verdrängen wolltest?“, warf Gaara ein und legte leicht den Kopf schief. „Schön wäre es, wenn es ginge.“, Temari lehnte den Kopf zurück an die Fliesen und starrte an die Decke, „Das war nicht geplant.“ Kankurou nickte leicht: „Das hatten wir uns gedacht. Wobei wir nicht nachvollziehen können, wie es dazu kam.“ Sie atmete hörbar ein und aus: „Ja, schon klar, ich bin ja sonst auch die Vernünftige...“ „Klingt, als wärst du es wohl einmal nicht gewesen?“, tastete sich der Kazekage langsam voran. Temari schüttelte leicht den Kopf: „Nein, nicht vernünftig, sondern richtig richtig dumm.“ „Oh Kami...“, nun war es Kankurou, der im Anbetracht dessen, was ihre Schwester ihnen gleich erzählen wollte, die Hand über die Augen legte, „Kommt jetzt eine Story von einem One-Night-Stand mit einem wildfremden Typen?“ Nüchtern blickte diese zu dem Puppenspieler. Beide Brüder schwiegen und starrten wiederum abwartend die Blonde an. „Ja, es war ein One-Night-Stand. Sturzbetrunken.“ Fassungslos klappte Kankurou die Kinnlade auf: „Dein Ernst?“ Sie lachte bitter: „Oh, wart's ab, es wird noch besser.“ Gaara hatte mittlerweile die Pose mit der Hand über den Augen übernommen und seufzte tief. „Was denn noch?“ „Es war Shikamaru. Ebenfalls betrunken.“ In dem Moment entglitten dem älteren Bruder sämtliche Gesichtszüge. Kurz warf er die Hände über den Kopf und drehte sich von ihr weg, um sich einen Moment später wieder zu ihr zu wenden: „Du hast ihn abgefüllt und flachgelegt?“ „Ja und nein.“, gab die Blonde ehrlich zurück, dachte dann aber nochmal darüber nach, „Wobei, Ja und Jein.“ „Könnten wir den Punkt bitte übergehen?“, bat Gaara murmelnd, doch das kam bei den Älteren nicht an. „Was soll das heißen?“ „Ich hab angefangen, aber da ich unten lag, würde ich wohl sagen, dass er mich flachgelegt hat!“, meckerte sie geladen zurück, „Sind das jetzt genug Details für dich?“ „Wie zum Teufel nochmal kommst du auf die Idee, Sex zu haben, ohne zu verhüten? Mal abgesehen davon, das du mit dem Intelligenzbolzen schlechthin aus Konoha geschlafen hast, der doch selbst auf den Trichter hätte kommen können!“ „Wir wollten an dem Abend halt mal nicht die Vernünftigen raushängen lassen. Eigentlich wollten wir uns nur zusammen betrinken. Wobei nicht mal das geplant war... Eigentlich nur, dass wir etwas trinken gehen.“, erklärte sie nun etwas ruhiger, „Es ist dann aber etwas ausgeufert und auf dem Heimweg ist es dann passiert!“ Kurz herrschte Stille zwischen den drei Geschwistern. „Glaubt ihr etwa, ich hab es mir ausgesucht, von meinem besten Freund schwanger zu sein?“ „Naja... Da du das Wagnis in Kauf genommen hast...“, entgegnete der Rothaarige und stützte den Kopf auf den aufgestellten Armen ab. „Vielen Dank für die Blumen, ich weiß, dass es dumm war.“ Kankurou setzte sich nun ebenfalls hin und lehnte sich an den Türrahmen: „Und was hast du nun vor?“ „Darüber zerbreche ich mir noch den Kopf.“, gab sie ehrlich zu. „Naja, vielleicht wäre der erste Schritt, dass du Shikamaru davon erzählst? Ihn geht es ja genauso an.“, schlug Gaara vor. „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll...“, Temari legte ihren Kopf in die Hände und starrte auf die Fliesen, „Dafür ist er doch gar nicht bereit.“ „Also ich bezweifle sehr stark, dass er dich mit der Verantwortung alleine lässt.“, meinte Kankurou monoton, „Das wäre nicht sein Stil. Außerdem würde ich ihm das nicht raten, dass könnte ungesund für ihn enden.“ Der Kazekage grinste: „Und dafür müssten wir nicht mal in Aktion treten...“ Temari entwich ein kurzes Lachen: „Schon klar, Jungs.“ „Sei doch ehrlich, du würdest ihm den Arsch aufreißen, sollte er dir eine Abfuhr erteilen.“, der Puppenspieler stupste kurz mit seinem Fuß gegen ihren, „Also, wann willst du es ihm sagen?“ Die Blonde legte eine Hand über die Lippen und nippte am Zeigefinger: „Keine Ahnung. Brief ist nicht das Richtige.“ „Nein, persönlich wäre besser.“, pflichtete Gaara ihr bei und erhob sich, „Kankurou wird dich begleiten, ihr könnt nachher direkt los.“ „Was?!“, fiel seine Schwester aus allen Wolken und riss den Kopf hoch. Der Rothaarige hob eine Augenbraue: „Je früher, desto besser.“ Auch Kankurou stand auf: „Ich hab zwar überhaupt keine Lust, aber er hat Recht. Lieber jetzt, bevor du mit einer Kugel dort auftauchst. Das wäre etwas unpassend.“ „Mal abgesehen davon, dass das Reisen für dich nicht leichter wird.“, warf Gaara hinterher und drückte den Knopf der Spülung, um Temaris Mageninhalt ins Nirvana zu befördern. „Dafür bin ich nicht bereit...“, grummelte sie und ließ wieder den Kopf hängen. „Komm schon, Schwesterchen...“, ungnädig griff Kankurou nach einer ihrer Hände und zog sie auf die Beine, „Nimmst du Gratulationen zur Schwangerschaft an?“ Für den Scherz hätte sie ihm eine überbraten können, doch sein breites Grinsen rettete ihn. „Freu dich nicht zu früh. Du wirst Onkel. Klingt das nicht schön alt?“ Schulterzuckend verließen sie zusammen das Bad: „Ich werd ja nicht allein Onkel, von daher.“ Shikamaru war überrascht gewesen, als er den Auftrag erhielt, Besuch aus Suna zu eskortieren. Das Examen war ja längst gelaufen und auch so gab es nichts, weswegen ein Besuch anstehen könnte. Also musste es etwas Außerplanmäßiges sein. Und so stand er nun bereits über eine Stunde hier und fragte sich, was da so lange dauerte. Eigentlich waren alle drei der Suna-Geschwister überpünktlich, aber heute zog es sich aus irgendeinem Grund in die Länge. Langsam zweifelte er die Nachricht an oder zumindest ihre Korrektheit, die der Hokage erhalten hatte. Eine weitere Stunde später waren endlich Temari und Kankurou in Sicht. Wieder etwas Verblüffendes, was war denn so wichtig, dass sie im Doppelpack kamen? „Tag auch.“, begrüßte der Nara die beiden, als sie bei ihm eintrafen. Kankurou lief unbeirrt weiter und hob kurz die Hand zum Gruß: „Hey. Ich find allein den Weg.“ Fragend schaute er dem anderen hinterher, ehe er sich wieder der Blonden zudrehte: „Ist irgendwas?“ Die Frau seufzte tief. Sie hatte unterwegs viele Diskussionen mit ihrem Bruder geführt und sich das Gehirn zermartert, wie sie die Sache am Besten zur Sprache brachte. Seit heute früh war ihr einfach elendig schlecht, sie wollte es einfach nur hinter sich bringen. Argwöhnisch musterte der Dunkelhaarige sie. Im fiel direkt auf, das sie etwas bleich um die Nase war und etwas kraftlos wirkte. „Können wir irgendwo reden? Unter vier Augen, wo uns keiner hört?“, fragte Temari ihn direkt. Er legte sich eine Hand in den Nacken und grübelte: „Benötigen wir dafür ein Haus, für den Fall der Fälle, das du lauter wirst?“ Sie beide wussten, wie impulsiv sie sein konnte. „Keine Ahnung.“ Oh Oh, dachte sich Shikamaru, wenn sie sich nicht sicher war, konnte das nichts Gutes bedeuten. Seine erste Vermutung führte ihn gedanklich zurück zu ihrer Nacht der Dummheiten... Das würde vielleicht auch das Verhalten des Puppenspielers erklären. „Wir können bei mir zuhause reden, da sollte dich niemand hören, im Falle des Falles.“, neckte er sie leicht und tat die ersten Schritte in die betreffende Richtung. Stumm nickte sie nur und lief neben ihm her. Es war ungewohnt für ihn, dass sie ihn nicht für diese kleine Stichelei rügte. Das wiederum führte dazu, dass er sich noch mehr den Kopf zerbrach, was zum Teufel denn los war. Kein Wort kam über ihre Lippen auf dem Weg zum Nara-Anwesen. Schweigend betraten sie das Haus und wurden direkt von Yoshino abgefangen. „Oh Temari-san!“, leicht verneigte sie sich vor der Blonden, „Gibt es wieder etwas Geschäftliches in Konoha zu erledigen?“ Etwas verlegen kratzte sich die jüngere Frau am Hinterkopf: „Nicht direkt...“ Shikamaru verwirrte ihre Reaktion mehr, als ihre Aussage. Was war los mit Temari? „Dann ist doch Zeit für einen Tee, oder?“ „Ich müsste erst mal dringend etwas mit Shikamaru besprechen...“, meinte sie und schritt langsam an seiner Mutter vorbei, in Richtung seines Zimmers. Da sie bereits ein paar Mal einige Sachen für die Arbeit hier abgeholt hatten, wusste sie, wo sie entlang musste. „Ach so, na dann...“, Yoshino warf ihrem Sohn einen fragenden Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte und der Blonden folgte. In seinem Zimmer angekommen, schloss er die Tür hinter sich und betrachtete die Kehrseite von Temari, die aus dem Fenster schaute: „Was gibt es denn?“ Seufzend drehte sie sich halb zu ihm um, strich sich dann aber unruhig über die Stirn. Fragend legte er den Kopf schief. Das gesamte Verhalten der Frau gab ihm Rätsel auf. Ein paar Momente schwieg sie, ehe sie durchatmete und mit leicht zittriger Stimme anfing zu reden: „Wir waren ziemlich dumm.“ Er hatte es geahnt, es ging doch um die Nacht. Umsichtig nickte er leicht und suchte ihren Blick: „Ja?“ Kurz erwiderte sie seine Geste, sah dann aber doch wieder von ihm weg: „Shikamaru, ich... ich...“ Sie hielt sich die Stirn und setzte sich auf sein Bett, ihr wurde schon wieder schlecht. Beunruhigt trat er auf sie zu: „Was?“ „Verdammt nochmal...“, murmelte sie und rang mit sich, es fiel ihr so schwer, ihm zu erzählen, was los war. „Bist du sauer auf mich?“, fragte er daher nach, um ihr weiterzuhelfen. Sie schüttelte den Kopf vehement und lachte kurz bitter: „Nein, wir waren beide daran beteiligt.“ „Was ist dann los?“, er konnte ihr nicht ganz folgen, aber ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Noch einmal holte sie bewusst Luft und begann mit gesenktem Blick: „Wir waren so dumm... und haben nicht verhütet.“ Der Satz war so kurz und brachte den Mann gänzlich aus der Fassung. Der Nara verstand sofort, was sie ihm mitteilen wollte. Wortlos hielt er sich nun ebenfalls die Stirn und setzte sich neben sie, um erst einmal die Information zu verarbeiten. Stumm saßen sie da, minutenlang. Irgendwann klopfte es an der Tür, welche Yoshino schließlich öffnete.: „Wollt ihr- was ist denn mit euch los?“ Beide schauten mit schwerer Miene zu ihr auf. Stumm blickte sie ihrem Sohn und der Blonden in die Augen, die einfach nur schweigend zurückschauten. „Oh... Oh!“, abrupt drehte sie sich um und lief einmal den Flur entlang, bis sie wieder zurück in die Tür kam und die beiden wieder musterte. Noch immer etwas überrannt schaute sie zwischen den beiden hin und her und hob schließlich die Hand, um auf sie zu zeigen: „Ist es das, was ich denke?“ Temari bekam rote Wangen und schaute peinlich berührt zur Seite. Ihr war es mehr als unangenehm, dass seine Mutter anscheinend so schnell die Situation durchschaut hatte. Shikamaru stand auf und stellte sich ans Fenster, mit dem Gesicht abgewandt von den Frauen. Das war gerade alles etwas viel auf einmal. Durch eine winzige Kleinigkeit hatte sich sein Leben von einen auf den anderen Moment geändert. Oder besser gesagt, es würde sich drastisch ändern. Ebenso das von Temari. „Das... ist... früh.“, brachte Yoshino stückchenweise hervor, „Ihr seid doch beide noch nicht volljährig.“ „Doch, bin ich.“, gab Temari nüchtern von sich, „22.“ Sie versuchte sich krampfhaft auf ihre Hände zu konzentrieren, die in ihrem Schoß lagen, sie fühlte sich so unwohl in dieser gesamten Situation. „Ich mache Tee. Mit Sake.“, die Dunkelhaarige wollte gerade die Tür schließen, als sie nochmal zu Temari sah, „Wobei du nur Tee bekommst, meine Liebe.“ Leise klickte die Tür ins Schloss und ließ die beiden in einer unangenehmen Spannung zurück. Noch immer hatte Shikamaru nichts zu ihr gesagt, was sie innerlich in den Wahnsinn trieb. Wenn er nicht bald etwas von sich gab, würde sie durchdrehen. Immer ungeduldiger wurde die Blonde, bis sie schließlich aufstand und sich zu ihm stellte: „Sagst du jetzt mal irgendwas?!“ Noch immer gab er keine Reaktion von sich und starrte nach draußen in den Garten. „Shikamaru!“, wütend und auch mit Tränen in den Augen, hatte Temari nach ihrem Fächer gegriffen, um ihm diesen über den Kopf zu ziehen. Schnell wie er war, hatte er ihre Waffe abgefangen und wortlos zu ihr hinunter geschaut. Noch nie hatte er sie so angesehen, wie in diesem Moment. Überrascht ließ sie ihren Fächer los, den er auf seinem Bett ablegte. „Es tut mir leid...“, sagte er leise und schloss sie in die Arme. Noch immer etwas wütend, haute sie ihm leicht mit der geballten Faust auf die Brust: „Hör auf, dich ständig zu entschuldigen! Wir waren beide so dumm.“ „Aber in erster Linie badest du das aus.“, sagte Shikamaru ruhig und legte sein Kinn auf ihrem Schopf ab. „Und in zweiter...?“, harkte sie flüsternd nach. Abrupt wurde sie von ihm gedrückt und mit einem ernsten Blick bedacht: „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich alleine lasse?“ „Ich weiß überhaupt nicht, was ich glauben soll. Ich kotze mich jeden Morgen aus, mir ist ständig schwindelig, mir geht’s allgemein scheiße!“, beschwerte sich die Blonde bei ihm und fasste sich wieder an die Stirn. Ihm entging nicht, dass ihre Laune auch wesentlich schlechter und instabiler war, als sonst. „Willst du dich lieber wieder hinsetzen?“, schlug er sanft vor. „Fang bloß nicht an wie meine Brüder, mich wie ein rohes Ei zu behandeln!“, sie stieß ihm mit dem Zeigefinger vor die Brust, „Ich bin nur - “ „Schwanger, ich weiß.“, benannte er ihren Zustand und drückte ihre Hand hinunter, „Und ich hab dir schon in der Nacht gesagt, dass du nicht immer auf hart machen brauchst. Du bist kreidebleich und du hast bestimmt keine Lust darauf, dass ich dich ins Krankenhaus bringe, weil du hier umkippst.“ Verblüfft sah sie in seine braunen Augen. Temari war es einfach nicht gewohnt, dass er ihr gegenüber so dominant sein konnte. Ohne weiter zu diskutieren, drückte er sie an den Schultern auf die Bettkante und blieb vor ihr in der Hocke. Seufzend schaute der Mann zu ihr auf und legte seine Unterarme auf ihre Knie ab. Etwas verlegen von dieser Nähe, erwiderte sie den Blick und wartete ab, was er scheinbar zu sagen hatte. „Temari, ich bin einfach platt.“, gestand Shikamaru ehrlich, „Ich glaube, wir beide sind nicht dafür gemacht, Dummheiten zu begehen.“ Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen: „Da hast du wohl recht... Anderen wäre das wohl nicht passiert.“ Er nickte zustimmend und atmete hörbar ein und aus: „Darum will ich es jetzt vernünftig machen.“ Nun war die Blonde doch etwas verwirrt. Was plante der Nara? „Ich hätte das wohl nie so direkt und offen gesagt, aber...“, ein Hauch rot legte sich auf seine Wangen, während er nach den passenden Worten suchte, „Ich hab wesentlich mehr für dich übrig, als für eine gute Freundin.“ „Shikamaru...“, erstaunt von seinem Geständnis, konnte die Frau nichts anderes machen, als ihn anzustarren. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass er ihr gegenüber solche Gefühle hegte, schließlich hatte sich der Dunkelhaarige nie etwas anmerken lassen. Einen Augenblick verarbeitete sie diese Information, bevor sie das Wort ergriff: „Und dann... dann schläfst du betrunken einfach mit mir?“ „Glaub bitte nicht, dass ich das getan habe, um einfach an dich ranzukommen. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wieso ich dir nachgegeben habe.“, erzählte er und senkte den Blick auf ihre Hände, „Ich hab erst am nächsten Morgen richtig registriert, was ich da verzapft habe. Und das tut mir leid. Du bist viel mehr wert, als das.“ „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, sprudelte es einfach so aus ihr heraus. Abwartend blickte er wieder zu ihr auf und legte leicht den Kopf schief: „Ist doch schon mal schön, dass du mich nicht verprügeln willst.“ „Ts, du Idiot!“, entgegnete sie und wollte ihn mit der Hand an seiner Stirn nach hinten schubsen, als er ihre Hand wegzog. „Lass das.“ „Das ist alles nicht mein Ding...“, gestand die Frau und mied seinen Blick. Ihr wurde seltsam warm in der Brust, vor allem weil er noch immer ihre Hand festhielt. „Ich weiß.“ „Du bist mein bester Freund, eigentlich auch irgendwie mein einziger.“, redete sie drauf los, „Ich hab keine Ahnung, was ich dir jetzt sagen soll.“ Shikamaru seufzte. Diese Frau war so anstrengend. „Temari, nur weil ich mehr für dich empfinde, musst du das nicht für mich tun.“, es fiel ihm schwer, das so zu sagen, denn es bedeutete schließlich, dass er mit seinen Gefühlen allein bleiben würde, „Aber ich werde dich nicht alleine lassen mit dem Kind.“ Nachdenklich biss sich Temari auf die Unterlippe: „Als Freund?“ „Ja.“, bestätigte er ihr und stand auf, „Wenn du es so möchtest.“ „Ich glaube, ja.“, antwortete sie leise, hatte aber in dem Moment das Gefühl, sein Herz zu treten. Der Nara ließ seine Reaktion auf ihre Antwort nicht nach draußen durch und nickte Richtung Tür: „Dann steh auf und lass uns Tee trinken, du siehst aus, als könnte dir das gut tun.“ „Das ist dezent peinlich, was sollen wir deiner Mutter denn bitte sagen?“ Er zuckte mit den Schultern: „Sie ist auch nur ein Mensch und ich bin ja auch irgendwie entstanden.“ Recht hatte der Dunkelhaarige, das musste sie ihm lassen. Seufzend folgte sie ihm, fühlte sich aber noch immer unwohl. 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