Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 21: No.21 ----------------- Das Frühstück war genauso lecker wie das Abendessen und die kommenden drei Tage waren für Kid wie der Himmel auf Erden. Er und Law verbrachten nahezu jede Minute miteinander. Das Wetter draußen war herbstlich, kalt und regnerisch, weswegen Kid absolut auch keinen Drang verspürte, rauszugehen. Und Law sah es wohl ähnlich. Sie badeten in den heißen Quellen, aßen mit der Familie und verbrachten den Rest der Zeit damit zu reden, Serien zu schauen oder Law saß einfach nur da und hörte Kid zu, wie er wieder begann, mit der Gitarre zu üben oder ihm vorzuspielen. Und jeden Abend schlief Kid mit Law in seinem Arm ein und wachte genau so am nächsten Morgen wieder auf. Die Küsse, die sie immer öfter teilten waren leidenschaftlich und liebevoll. Doch weiter zu gehen hatte Kid noch nicht gewagt, er wollte Law Sicherheit geben. Sicherheit, dass er eben nicht nur auf die eine Sache aus war. An ihrem vierten Tag in Kyoto lagen sie schon wieder seit dem Frühstück auf Kids Bett und schauten fern. Sie hatten eine neue Serie auf einem Streaming-Dienst angefangen. Law lag wie so oft in den letzten Tagen mit dem Kopf auf Kids Brust und lauschte seinem Herzschlag. Er liebte es, so bei ihm zu liegen. Noch nie hatte er sich so wohl und sicher bei jemandem gefühlt. Für ihn war es das erste Mal, seit dem Tod seines Onkels, dass er sich glücklich fühlte. Er konnte gerade der Handlung der Serie nicht folgen, er schaute verträumt durch das kleine Fenster nach draußen. „Er ist heute aufgeklart, wie angekündigt!“ sagte er irgendwann leise. Kid sah weg vom Fernseher zu Law. „Was?“ „Das Wetter... die Sonne scheint!“ sagte er und sah hoch zu Kid. „Würdest du... mit mir einen Spaziergang machen?“ Kid sah nun auch durch das schmale Fenster nach draußen und zum ersten Mal seit Tagen wieder blauen Himmel. „Hmm, das klingt romantisch!“ antwortete er schmunzelnd. Law lächelte, als Kid ihn wieder ansah und strich ihm über die Wange. „Ein wenig... also? Ein bisschen Bewegung würde uns faulen Kartoffeln mal gut tun!“ Kid musste lachen, gab Law noch einen kurzen Kuss, ehe er sich langsam hochdrückte. „Du hast vermutlich Recht! Sonst schimmeln wir irgendwann noch fest!“ Law musste sich dabei automatisch auch aufsetzen und streckte sich etwas. „Völlig richtig! Ich geh mich eben drüben anziehen, und dann können wir los!“ Kid nickte, bekam aber von Law nochmal einen Kuss, bevor der in sein Zimmer verschwand. Eine Viertelstunde später verließen die beiden das Haus, doch Law schlug nicht den Weg zum Tor ein, sondern einen schmalen Weg, der links am Haus entlang und in den angrenzenden, kleinen Wald führte. Kid folgte Law, war aber verwundert, er hätte gedacht, sie würden das Grundstück verlassen. Seine Magnum hatte er, wie immer wenn er irgendwo hin ging, in der Innentasche seiner geliebten Lederjacke. Law schien seine Gedanken zu lesen und drehte den Kopf beim Laufen zu ihm nach hinten. „Das ist eine Abkürzung, dass wir nicht an der Straße entlang müssen...!“ sagte er lächelnd und Kid erwiderte es. „Ich folge dir, egal wohin!“ Ein leises Lachen kam von Law, als er wieder nach vorne sah. „Das klang jetzt gar nicht kitschig, oder so!“ Kid holte mit zwei großen Schritten auf, sodass er mit Law auf einer Höhe war. „Tja, mit dir entdecke ich sogar noch meine kitschig-romantische Seite. Ich wusste gar nicht, dass ich sowas überhaupt habe!“ Law sah sanft lächelnd zu ihm, dann kurz zurück, aber das Haus war schon nicht mehr in Sicht. Also stahl er ihm im Laufen einen Kuss. Er merkte dabei, wie er auf die Zehenspitzen gehen musste. Bisher hatten sie bei allen Küssen gesessen oder gelegen, ihm fiel erstmals auf, wie groß Kid doch war. „Ich bin froh, dass wir diese Seite an uns zusammen entdecken!“ hauchte er. Kid war es nun, der lächelnd musste. „Ich auch...!“ sagte er sanft und tat dann etwas, was er bisher auch noch nie im Leben getan hatte. Er griff nach Laws Hand, umschlang seine Finger und ließ ihn nicht mehr los. Sofort breitete sich diese Wärme wieder in Law aus, die nur Kid hervorrufen konnte. Was tat dieser Mann nur mit ihm? Er sah auf den lichtdurchfluteten Weg vor ihnen, die herbstliche Sonne ließ das Laub, das den Regen und den Wind bisher überstanden hatte, in allen Farben leuchten. Endlich konnte Law wieder etwas Schönes in der Welt sehen. Und wenn er neben sich sah, hoch zu Kid, dessen Haare einmal mehr wie Kupferfäden leuchteten, dann war auch er für ihn wunderschön. Kid bemerkte den Blick von Law wohl, sah ihn dann im Laufen an. „Was?“ Law schmunzelte, streckte sich nochmal zu ihm hoch und gab ihm eine Kuss. „Ach, nichts... ich wollte dich nur ansehen!“ Law war richtig süß, wie er Kid nach dem Kuss anlächelte. Sein Blick war so verliebt und auch Kid musste lächeln. „Hm, na gut!“ Wenn Law ihn einfach ansehen wollte, dann durfte er das. Bei ihm wusste er, dass er ihn nicht mit Abscheu ansah, wie die meisten Menschen vor ihm. Auch wenn Kid sich selbst nicht schön finden konnte, Law tat es scheinbar. Kid sah den Weg entlang und bemerkte, dass sie sich einem kleineren Tor näherten. Der hölzerne Zaun, der das Haus umgab, war einem Metallzaun gewichen, der von Maschendraht gekrönt war. Dahinter lag eine kleine, abgelegene Straße. „Das ganze Gelände ist ringsum Videoüberwacht!“ Law zog eine Chipkarte aus seiner Hosentasche, als sie sich dem Tor näherten und sah, dass es wohl auch nur damit aufging. Kid wurde wieder einmal bewusst, wie unfassbar sicher sie hier waren. „Wow, wie gut dass ich nicht versucht habe, dich hier abzuknallen!“ scherzte er etwas, Law verzog das Gesicht. „Sag das nicht so... ich vergesse gerne, dass wir uns dadurch kennengelernt haben, ehrlich gesagt!“ Kid merkte, dass der Scherz wohl nicht sonderlich gut bei Law angekommen war, und als die durch das Tor das Grundstück verlassen hatten, griff er wieder seine Hand. „Tut mir leid... ich bin froh, dass es dazu einfach nie gekommen ist!“ Law griff fest in die Hand des anderen. „Ich auch!“ Wobei er sich immer noch wunderte, wieso er gerade ihn verfehlt hatte. Sie liefen etwa fünf Minuten an der kleinen Straße entlang. Es war kein sonderlich dicht besiedeltes Gebiet, eher ein kleines Dorf am Rande der großen Stadt. Doch als die Menschen auf der Straße etwas mehr wurden, ließ Law Kids Hand doch wieder los. Es schien ihm unangenehm, aber Kid war ihm nicht böse. Er fragte sich nur, wo sie eigentlich hin gingen. Law schien ein Ziel zu haben, das er ihm noch nicht mitgeteilt hatte. An einem kleinen Blumenladen blieben sie stehen und Law suchte 4 weiße Lilien aus, die er bei der kleinen, alten Verkäuferin bezahlte. Kid blieb draußen stehen und sah auf ein Plakat, das an einem Pfosten hing. „Lass uns weiter!“ Law stand bereits wieder hinter Kid, der wachte etwas aus seiner Trance auf. „Sieh mal, Law... ein Herbstfest! Am 6. Oktober, das ist Ende nächste Woche!“ Law war schon im Begriff gewesen, weiter zu gehen. „Am... zehnten?“ fragte er leise und sah auf das Plakat. „Das ist...“ Law murmelte so vor sich hin, das Kid es nicht verstand. „Das ist was?“ Law wandte sich schlagartig ab und ging weiter. „Nichts, schon gut!“ Kid war irritiert von seinem Verhalten, lief ihm hinterher und griff einfach wieder seine Hand. „Das ist was, Law?“ Law drehte sich wieder zu ihm, sah ihm kurz in die Augen. Diese warmen Augen, denen er einfach keine Antwort schuldig bleiben konnte. Er sah wieder weg, seufzte leise. „Mein Geburtstag...!“ „Dein...“ Kids Miene hellte sich auf, er musste etwas grinsen. „Dein Geburtstag? Wie, hättest du mir das dann einfach verschwiegen, oder was?“ Law seufzte, doch wie sie hier standen fingen die Menschen an, sie anzublicken, Kid war nun mal auch nicht gerade leise. Also zog er ihn weiter, antwortete im Gehen. „Ja, hätte ich, ich mach mir nicht viel aus meinem Geburtstag... ich habe ihn seit Jahren nicht wirklich gefeiert!“ Law befreite seine Hand wieder, und Kid wurde klar, dass er wieder nicht sonderlich einfühlsam reagiert hatte. Immerhin hatte er seinen eigenen Geburtstag auch nicht mehr gefeiert, seit... diesem eine Tag. Und Law ging es vermutlich ähnlich. „Tut mir leid, so meinte ich das nicht... ich würde mit dir gerne auf das Fest, völlig egal ob Geburtstag, oder nicht. Aber das wäre ein Grund mehr... lass uns zusammen hingehen, ja?“ Law blickte im Gehen wieder über seine Schulter zu Kid. „Ich weiß nicht... Das ist ein traditionelles Fest, da geht man im Kimono hin. Ich hab keinen dabei!“ Kid verstand das Problem nicht. „Und ich habe gar keinen... aber wir sind in Kyoto, wir würden es ja wohl schaffen, bis dahin welche für uns zu kaufen. Ich würde sowieso gerne noch etwas shoppen!“ Kid lächelte und als Law abbog, auf eine weniger belebte Straße, griff er einfach erneut seine Hand, brachte ihn so zum Anhalten und lächelte. „Lass uns hingehen... wer weiß, ob wir so schnell die Chance dazu bekommen. Und.. ich würde liebend gerne mit dir den Tag feiern, an dem du geboren wurdest.“ Wieder blickten Law diese durchdringenden Augen an und er konnte es einfach nicht ablehnen. „Hmm, na gut! Dann gehen wir hin... warst du schon mal auf so einem Fest?“ Die Freude über Laws Zustimmung sah er sofort in Kids strahlendem Gesicht. „Nein, noch nie! Vielen Dank, Law!“ Am liebsten wollte Kid ihn küssen, doch das wagte er hier in der Öffentlichkeit nicht. „Komm, lass uns weiter, dass wir heute noch ankommen!“ Kid nickte und folgte Law weiter die etwas ansteigende, schmale Straße entlang. „Wohin gehen wir eigentlich?“ Law blickte ihn dieses Mal nicht an. „Zum Friedhof!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)