Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 3: No.3 --------------- Mit schmerzendem Bein humpelte Kid hinter Law durch die Gänge der großen Villa. Er hatte sich noch niemals in so einem großen und prachtvollen Haus befunden. Zumindest nicht als Gast. Wenn dann nur um jemanden darin befindlichen zu töten und danach die Belohnung zu kassieren. Kid sah sich immer wieder um, aber sein Blick huschte jedes Mal zurück auf die schlanke Figur des Mannes vor ihm. Es war zum ersten Mal, dass er ihn richtig betrachtete. Law war groß für einen gebürtigen Japaner, immerhin war er fast so groß wie er selbst. Kid sah man sofort an, dass er kein Japaner war. Er hatte blasse Haut, markante Gesichtszüge und eine breite Statur. Man würde nicht vermuten, dass auch nur ein Hauch Asiate in ihm steckte, aber die Sprache beherrschte er absolut akzentfrei. Sie bogen in einen Gang, wenn Kid sich richtig orientiert hatte, musste sie im westlichen Teil des Hauses sein. Bisher war ihnen noch kaum jemand begegnet, und wenn hatten sie weder gegrüßt, noch vor allem Kid eines Blickes gewürdigt. Kid fühlte sich nicht wirklich wohl hier, doch am Ende des Gangs blieb Law stehen. Vor ihnen war eine große Flügeltür, rechts daneben eine kleinere, die Law zuerst öffnete. „Das hier ist dein Zimmer!“ Law trat ein, Kid folgte ihm. Das „Zimmer“ war für seine Verhältnisse riesig. Es war eigentlich eine komplette Wohnung. Es gab eine kleine Kochnische, die aber aussah als wäre sie noch nie benutzt worden, ein riesiges Boxspringbett, gerade aus durch erkannte Kid auch ein eigenes Bad. „Mein Wohnbereich ist direkt nebenan.“ Law deutete auf eine Tür, die verschlossen war neben dem riesigen Kleiderschrank. „Eigentlich ist das hier wirklich das Zimmer für einen Leibwächter, aber da ich keinen habe, bekommst du es. Ich will nicht durchs ganze Haus renne müssen, um mich mit dir zu besprechen. Die Tür geht von dieser Seite nur mit Zahlencode auf. Den verrate ich dir aber erst, wenn ich weiß, dass ich dir vertrauen kann.“ Kid sah das kleine Zahlenschloss an der Tür, dann wieder zu Law. „Okay…!“ gerade kam er sich etwas verloren in diesem Raum vor. Doch dann entdeckte er seine Tasche. Die Reisetasche, in der nahezu alles war, was Kid besaß. Sie stand normal immer hinten in seinem Wagen. „Wo ist mein Auto? Ich hoffe wirklich für dich, dass ihr nichts passiert ist und mein Zeug noch genau da, wo ich es zurückgelassen habe, sonst können wir die Zusammenarbeit sofort wieder beenden.“ Law lachte kurz, es klang überheblich. „Keine Sorge, dein Auto ist noch genau so, wie du es zurück gelassen hast. Abgesehen von deiner Tasche, ich dachte du willst dich vielleicht umziehen, deine Hose ist… etwas dreckig.“ Er sah spöttisch auf die blutverschmierte und kaputte Hose, die Kid noch immer trug. Kid sah an sich runter und sah zu dem gepflegten Mann vor sich. Er roch wahrscheinlich auch, seine Haare waren fettig und mit einem Mal fühlte er sich furchtbar unwohl in seiner Haut. „Ja, ich… werde dann denke ich erstmal duschen.“ „Tu das! Du kannst den Verband dafür abmachen, ich komme später wieder und verbinde dir das Bein neu. Ruh dich etwas aus, du wirst heute Abend noch den Don treffen!“ Kid sah doch etwas überrascht wieder zu Law. „Den Don? Ich dachte ich unterstehe dir, und keinem anderen?“ Laws Blick wurde wieder ernster. „Tust du auch! Aber es ist sein Haus, er will wissen, wer hier arbeitet, wer ein und aus geht und vor allem, wer an meiner Seite ist. Er wird dich nicht ablehnen, er vertraut mir. Aber er will dich dennoch kennenlernen.“ Nun grinste er wieder. „Den berühmten Todesschützen Eustass Kid! Dein Ruf ist auch bei ihm angekommen!“ Auch Kid begann wieder zu grinsen, das pinselte sein Ego doch wieder etwas. „Na gut, wann?“ „In zwei Stunden, ich komme vorher wegen deinem Bein!“ Damit ging Law schon zur Tür und sah nur kurz lächelnd zurück. „Bis später.“ Law verließ das Zimmer und lehnte sich draußen mit dem Rücken gegen die Wand. Er hoffte so sehr, dass er diesem Rotschopf wirklich vertrauen konnte. Als er ihn vorhin bedroht hatte, hatte er einen Moment geglaubt, der andere würde es tun. Ihm die Kehle durchschneiden und das alles einfach beenden. Doch Law hatte geglaubt in diesen Augen irgendwas zu sehen… Vielleicht konnte er ihm wirklich helfen? Law wollte noch nicht zu viel hoffen, aber ein kleiner Funke war da in ihm. Er stieß sich von der Tür ab und ging in sein deutlich größeres Apartment nach nebenan. Kid war noch immer dabei, sich in seinem neuen Reich umzusehen. Nachdem Law ihn verlassen hatte, hatte er zunächst in seine Tasche gesehen. Sie war noch genauso unordentlich gepackt wie vorher auch, Law war wohl wirklich nicht dran gewesen. Doch als er sie zu dem großen Kleiderschrank brachte, wurde ihm wieder bewusst, wie wenig er besaß. Es war eigentlich nicht mal nötig, die Tasche auszuräumen. Natürlich hatte er viel Geld, aber er hatte kein Zuhause. Also besaß er nur das nötigste, das meiste Geld gab er für neue Waffen oder kurzlebige Partys und Liebschaften aus. Kid seufzte etwas, schob einfach die gesamte Tasche in den Schrank und nahm sich nur ein paar frische Sachen raus. Ob Law wusste, dass er keine Wohnung hatte? Oder verlangte es der Codex des Clans, dass man hier wohnte? Er wusste absolut nicht, worauf er sich hier genau eingelassen hatte. Aber für den Moment zog auch etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Er zog auf dem Bett sitzend, es war ein Wasserbett, seine kaputte und vom Blut schon steife Hose aus. Darunter kam der perfekt gewickelte Verband zum Vorscheinen. Es war etwas durchgeblutet und vorsichtig begann Kid, die Bandage abzuwickeln. Er warf sie direkt in den Müll neben dem Bett und besah sich die Wunde. Es war ein kein guter Treffer gewesen, die Kugel hatte ihn nur gestreift. Die dadurch entstandene Fleischwunde war perfekt genäht, auch wenn er das Gefühl hatte, es hätte sich ein wenig entzündet. Aber das würde Law später sicher selbst feststellen. Fürs erste ging Kid unter die Dusche. Als er vorher am Spiegel vorbei lief, fiel ihm auch die Wunde an der Augenbraue auf. Kein Wunder, dass er immer noch Kopfweh und Schwindel hatte. Aber umso besser tat ihm die heiße Dusche. Es war eine Regendusche, ein Luxus, den er noch nie wirkliche gehabt hatte. Und die genoss er in vollen Zügen. Er rasierte sich danach auch endlich wieder, stylte seine Haare ein wenig und putze sich ordentlich die Zähne. Danach fühlte er sich um so vieles besser. Die alte Hose warf er ebenso weg, es war wohl eh Zeit ein paar neue Kleider zu kaufen. Etwas fertig legte er sich nur in Shorts auf sein neues Bett und sah auf den riesigen Fernseher vor sich. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal ferngesehen hatte. Es musste Monate her sein, in einem Motel auf einem dieser alten, furchtbaren Geräte. Doch gerade war er zu müde, um ihn einzuschalten. Er fühlte noch immer den Schwindel und schloss etwas die Augen. Gut eine Stunde döste er etwas vor sich hin, wirklich schlafen konnte er nicht. Und als plötzlich die Zwischentür zu Laws Wohnung sich öffnete, schreckte Kid hoch. Er hatte automatisch unter sein Kopfkissen gegriffen, doch da war keine Waffe wie sonst, er war schutzlos. Doch als der Schwarzhaarige das Zimmer betrat und ihn irritiert ansah, atmete Kid erleichtert aus. „Ach du bist es nur…!“ Law schmunzelte etwas. „Wer sollte es sonst sein, ich hatte dir gesagt dass die Tür nur zu mir führt.“ „Macht der Gewohnheit!“ antwortete Kid nur und richtet sich etwas auf, setzte sich auf den Bettrand. Law kam zu ihm und sah ihm seine immer noch herrschende Anspannung an. Kid hatte wohl bisher in der ständigen Angst gelebt, im Schlaf umgebracht zu werden. Oder verhaftetet. Oder schlimmeres… Das konnte Law hingegen nicht behaupten. Er war hier behütet und beschützt und bis auf Kid hatte es nie auch jemand nur ansatzweise geschafft, ihn zu bedrohen. „Hier brauchst du keine Waffe griffbereit!“ kam es fast sanft von Law, als er sich vor ihn kniete und sein Bein besah. Dabei wanderte sein Blick auch weiter, von seinen Waden auf seine Oberschenkel bis zu seiner Brust. Die Narbe im Gesicht zog sich bis auf seine Schulte weiter. Und sie war bei weitem nicht die einzige. Trotzdem hatte Kids Körper etwas unglaublich anziehendes. Er war breit gebaut, muskulös und Law fragte sich, wie es sich anfühlte, von diesen starken Armen beschützt zu werden. Doch schnell wandte er sich wieder dem zu, wofür er gekommen war: Dem verletzten Bein. Kid fiel Laws musternder Blick auf, doch er glaubte, Law fände es abstoßend. Er selbst hasste seine vielen Narben, vor allem die große an seinem Hals und Schulter. Sie und die am rechten Arm waren kaum zu übersehen, selbst wenn man nicht hinschauen wollte. „Wie gesagt, Macht der Gewohnheit… außerdem weiß ich immer noch nicht so genau, worauf ich mich hier eigentlich eingelassen habe. Und ob ich hier wirklich willkommen bin.“ Law sah nochmal zu ihm hoch. „Du wirst dich erst beweisen müssen, aber… solange du mein Vertrauen nicht missbrauchst, werde ich dafür sorgen, dass du hier in diesem Haus nichts zu befürchten hast!“ Kid sah erneut in die stahlblauen Augen und legte den Kopf etwas schief. „Ich…“ Klar konnte man ihm Vertrauen, aber ob Law das wirklich tat? Er glaubte eigentlich, dass man sich das erst verdienen müsste. Vielleicht traute er ihm bisher auch nur so weit, dass Kid ihn nicht umbringen würde, sobald der andere sich umdrehte. Aber Kid vertraute bei allem anderen, was nicht seinen Job betraf, nicht mal sich selbst. Er war zwischenmenschlich ein völliges Wrack und hatte bisher jeden Menschen, der ihm etwas bedeute hatte, weh getan. Und das ohne es zu wollen. „Ich werde mein Bestes geben… aber ich kann dir zumindest versprechen, dass ich dir nichts mehr tun werde. Du bist jetzt der Boss!“ Kid grinste etwas, Law erwiderte es mit einem Lächeln. „Dann ist ja gut, und jetzt halt still. Dein Bein hat sich etwas entzündet, ich hoffe es wird nicht schlimmer!“ Kid sah zu wie Law die Wunde begann zu behandeln und neu zu verbinden. „Ach, ich hatte schon schlimmere Wunden, das wird heilen! Und bisher hat die niemals ein Arzt zu Gesicht bekommen, also ist das ein Update!“ Law ging weiter akribisch seiner Arbeit nach, während er Kid zuhörte. „Hast du bisher immer alleine gearbeitet?“ Dass Law anfangen würde, ihn nun zu befragen hätte Kid nicht erwartet, aber irgendwie gefiel es ihm, dass sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten jemand für mehr als seinen letzten Preis interessierte. „Fast… mein bester Freund geht sozusagen demselben Business nach, wir haben auch schon ab und zu zusammen gearbeitet, aber das war eher die Ausnahme. Er ist auch eher selten in Japan!“ Kid erzählte eigentlich nie von sich, aber bei Law fiel es ihm leicht. „Und du? Wie lange bist du schon hier?“ Law stockte bei Kids Frage in seiner Bewegung, nahm sie aber kurz darauf wieder auf und wickelte den Verband zu Ende. Eigentlich erwartete der Rothaarige wieder eine Abfuhr, es ging ihn schließlich nichts an. Doch Law erhob sich, legte die restlichen Utensilien auf Kids Nachttisch. „Mein ganzes Leben…!“ antwortet er leise. Es klang bitter und einsame, wie Law das sagte. Aber danach fragen konnte er nicht mehr, Law ging bereits zur Tür. „Zieh dich an, wenn du ihm in Unterwäsche gegenüber tritts, wirft er dich direkt raus.“ Kid sah Law noch nach, die Worte hallten in seinem Kopf wieder. Sein ganzes Leben? Er war also in diesen Yakuza-Clan hinein geboren worden? Doch stolz darauf war er nicht, das hatte Kid deutlich gesehen. Law hasste es, hier zu sein, anders könnte er sich die Bitterkeit in der Stimme des anderen nicht erklären. Kid wollte mehr wissen… über Laws leben, seine Geschichte und wieso er hier war. Es verging nochmal gut eine halbe Stunde, in der Kid sich anzog und fertig machte. Sein Bein fühlte sich besser an, Law hatte ihm sogar Schmerzmittel dagelassen, von denen er etwas genommen hatte. Doch der andere war noch nicht wieder gekommen, um ihn zu holen, als plötzlich Kids Handy vibrierte. Er hatte es vorhin an die Ladestation gehängt und auch gesehen, dass er einige verpasste Anrufe hatte. Vor allem von seinem besten Freund, dessen Namen er auch jetzt auf seinem Display las. Kid wusste, der andere hatte sich sicherlich Sorgen gemacht, also ging er ran. „Hey Killer!“ „My god, finally! I thought you were dead, men… I was worried as hell!“ fuhr ihn sein bester Freund direkt an. Sie sprachen in ihrer Muttersprache miteinander. „I’m sorry Killer, I couldn’t pick up the phone, I just got it back a few hours ago!“ „Where the hell are you? Are you okay?“ Im selben Moment ging die Tür wieder auf. Dieses Mal erschrak Kid nicht, er sah zu Law und bedeutete ihm, dass er nur noch kurz brauchte. „I’m okay, don’t worry… They cought me, I missed the target… but I made a deal and now I’m… well, you could say I’m in the rabbits whole.“ Es war kein Akzent zu hören und Law sah etwas erstaunt zu Kid. Er hatte schon vermutete, dass seine Heimat woanders lag, aber er sprach sowohl Japanisch, als auch Englisch perfekt. Wobei sein Englisch einen starken, amerikanischen Akzent hatte. So stark, dass Law, der zwar englisch konnte, aber maximal genauso gut wie jeder andere Japaner auch, ihn schwer verstand. „You’re what? Please don’t tell me you made deal with the Yakuza! I told you, not to mess around with them…!“ Kid seufzte. „Yeah, I know what you told me, but I made a deal with only one of them and I’m sure, it’ll be okay! So please, Killer, don’t worry about me, I’m good and I’ll explain everything to you later. For now I have to go… I call you back, okay?“ Durch das Telefon hörte Kid, dass es seinem besten Freund so gar nicht passte, was er da sagte. „Okay… I trust you, but if you get in danger, call me, okay?“ „I promise.“ „Okay, I’m glad you’re okay!“ „I know… bye!“ Damit legte Kid auch auf und sah zu Law. „Sorry, I had to… ähm, ich musste da ran gehen!“ Beinahe hätte er auf Englisch weiter gesprochen, Law musste grinsen. „Du bist ein Ami! Ich wusste, irgendwas stimmt mit dir nicht!“ kam es neckisch von dem gebürtigen Japaner. „Hey, nicht alle Amis haben eins an der Waffel, aber ich schon!“ sagte er ebenso grinsend. Law stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte. „Mich interessiert brennend, wie es dich nach Japan verschlagen hat, aber das kannst du mir später erzählen. Wir müssen jetzt los!“ Kid lächelte und nickte, er würde es ihm erzählen, wenn er später nochmal danach fragte. Wenn auch vermutlich nicht die ganze Wahrheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)