Blue Hope von Kazuki_Honjou ================================================================================ Kapitel 1: Eine unbekannte Nummer --------------------------------- Klassische Musik ertönte in der Villa Kudo. Shinichi saß in seinem geliebten Ohrensessel und hatte die sanften Klänge, die im Hintergrund ertönten, komplett ausgeblendet. Konzentriert schaute er auf sein Handy, auf welchem vor kurzem ein Hilfegesuch von Inspektor Nakamori eingegangen war.   Der Grund: Eine neue Ankündigung von KID!   Der Detektiv musste nicht lange über dessen Lösung grübeln, schmunzelte aber, da er sich vorstellen konnte, wie der Inspektor allein bei dem Anblick des grinsenden KID-Smiley an die Decke gegangen war und er war sich sicher, dass dieser gar nicht erst versucht hatte, das Rätsel allein zu entschlüsseln. Besser für ihn. So wusste er wenigstens, wo er KID in drei Tagen treffen würde, nämlich um Mitternacht im Beika Museum, wo er einen verfluchten Diamanten stehlen wollte. »Aber warum ausgerechnet ein verfluchter Diamant?«, fragte er sich. Nicht, dass er an so was mystisches Glauben würde, aber so einen Hexenkram verstand er genauso wenig wie KID's Persönlichkeit. Grinsend schrieb er Nakamori eine Nachricht und teilte ihm seine Schlussfolgerungen mit.   ≈ * ≈   Kaito Kuroba war auf dem Weg zur Schule. An einer Ampel scrollte er durch die Nachrichten auf seinem Tablet, und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Gestern war sein Ankündigungsschreiben bei der Polizei eingegangen und hatte dort selbstredend für Aufregung gesorgt, da war er sich so sicher wie Marmelade auf frische Brötchen gehörte und nicht Toastbrot. Kaito kicherte leise vor sich hin, als ihn etwas hart am Kopf traf. Der Dieb konnte sich jedoch elegant abfangen und so verhindern, dass er auf die gut befahrene Hauptstraße fiel. Genervt drehte er sich zur Seite. »Aoko, was sollte das denn bitteschön?!«   Aoko Nakamori sah ihren besten Freund an einer Ampel stehen und verzog missmutig die Schnute, als sie seinen zufriedenen Gesichtsausdruck sah. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihm ihren Schulranzen über den Kopf zu ziehen, woraufhin er sie entrüstet anschrie: »Was grinst du schon wieder so selbstzufrieden vor dich hin?«, fragte sie neugierig und warf gleich eine Mahnung hinterher. »Die Ampel ist auf Rot, du Depp!«   »Das sehe ich doch...! Hmpf. Lass mich doch grinsen«. Kaito packte mürrisch sein Tablet zurück in die Schultasche, als auch schon die Ampel auf Grün umschaltete. »Los komm, Aokotz.« »Hey, nenn mich nicht so«, zickte sie zurück als sie zu ihm aufholte und sie sich gemeinsam auf den Weg zur Schule machten. »Und, was ist jetzt? Was war gerade so amüsant zu lesen?«, hakte sie neugierig nach, da sie von dem neuen Ankündigungsschreiben noch nichts mitbekommen hatte. »Dann zick nicht so herum. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, der fabelhafte Kaito KID hat ein neues Ankündigungsschreiben heraus geschickt!« Ein diebisches Grinsen stahl sich auf Kaitos Gesicht.   Shinichi überquerte gerade die Straße, als er auf zwei Streithähne aufmerksam wurde, die er just in dem Moment passierte. Eigentlich sollte er in der Teitan Oberschule sein, allerdings hatte ihn Inspektor Nakamori zu sich gerufen und sich daher für heute freistellen lassen. Seine Lehrer fragten ihn mittlerweile gar nicht mehr nach dem Grund seines Fernbleibens, das war ihm allerdings nur recht, war es doch stets die selbe Leier. Warum genau der Inspektor ihn zu sich geordert hatte, dass wusste er nicht, nur, dass es was mit KID zu tun hatte. Ein junger Mann mit verwuschelten, braunen Haaren nahm gerade dieses Synonym in den Mund und neugierig musterte er ihn, der auf seine Begleiterin fixiert war. Kurz runzelte er die Stirn, als er das diebische Grinsen im Gesicht des Mannes erblickte und musste unweigerlich an den Mondscheindieb denken. Konnte es sein?, fragte er sich und schüttelte sogleich seinen Kopf. »Ach, quatsch«, murmelte er. Sehe ich jetzt bereits Gespenster?, fragte er sich und beschloss, dass es an der Zeit wurde, den Mondscheindieb endlich mal zu fassen. In seiner ganzen Karriere hatte er noch nie so lange mit ein und demselben Kriminellen zu tun gehabt und dadurch schien sein Gehirn ihm wohl langsam Streiche zu spielen, dass er ausgerechnet KID in einem jungen und für ihn durchaus gutaussehenden Mann vermutete, der ihm vom Äußerlichen ähnelte. Er machte sich weiter auf den Weg zum Polizeipräsidium, wo er bereits erwartet wurde und versuchte dieses kurze Szenario zu verdrängen.   »WAS?«, schrie Aoko entrüstet und konnte es nicht glauben. »Warum hat Papa denn nichts erzählt? Oh Dear, hoffentlich wird dieser Möchtegerndieb endlich dingfest gemacht. Wenn schon nicht von Papa, dann wenigstens von diesem Kudo!«, fuhr sie weiter fort und war vollends in ihrem Anti-KID-Element. »Gehst du mit mir hin Kaito? Ich will sehen, wie er die Handschellen angelegt bekommt«, grinste sie und schaute ihren besten Freund mit großen Augen an. »Von wem ist mir egal!« Sie lachte drauf herzlich los.   Hmpf, wenn sie wüsste, mit wem sie gerade unterwegs ist... Dann würde ihr das Grinsen vergehen. Nein, sie darf nicht herausfinden wer ich bin... Hey Moment mal, war das eben nicht Shinichi Kudo?!   Kaito sah sich neugierig um, und versuchte den Oberschülerdetektiv in der Menge wiederzufinden. Tatsächlich, da lief er! Kaito grinste in sich hinein, als er ihn erblickte. Er widerstand dem Verlangen, Shinichi anzusprechen. Nein, dann würde er womöglich noch auffliegen. Er freute sich stattdessen auf ihr nächstes Treffen, wenn er als Kaito KID unterwegs war...   »Ich weiß noch nicht, ob ich dann Zeit habe, Aoko. Und darauf, dass er gefasst wird, kannst du lange warten.« Kaito grinste selbstsicher. Dass er eben Shinichi erkannt hatte, ließ er sich vor seiner Kindheitsfreundin nicht anmerken.   ≈ * ≈   Währenddessen im Polizeipräsidium   Shinichi betrat das Dezernat der KID Soko und wurde sogleich von mies gelaunten Polizisten angeschaut. »Huch«, murmelte er und war zunächst ein wenig verwirrt, da ihm regelrecht eine schwarze Aura entgegenschlug. Warum schauen die alle so grimmig?, fragte er sich und erblickte am anderen Ende Inspektor Nakamori in seiner Bürotür stehend, der ihn eilig zu sich winke. »Hallo, Herr Inspektor«, begrüßte er ihn freundlich. Neugierig war er ja schon. Er wusste, dass der Inspektor ihn nicht sonderlich leiden konnte und nicht viel von Detektiven hielt, was wohl auch an dem arroganten Hakuba lag. Umso erstaunter war er, als er in den frühen Morgenstunden einen Anruf von ihm bekommen hatte. »Warum haben sie mich herbeordert?«, fragte er und versuchte nicht allzu interessiert zu klingen.   Nakamori drückte seine Zigarette, an der er eben noch gezogen hatte im Aschenbecher aus. »Oh, hallo Kudo. Gut, dass du hier bist.« Der Inspektor setzte sich in seinem Drehsessel auf, und nahm eine gerade Haltung ein. »Ich danke dir für deine Schlussfolgerungen. Diesmal werden wir Kid schnappen, das schwöre ich dir!« Der Inspektor schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die anderen Polizisten erschrocken zusammenzuckten. »Du bist hier, weil ich dich um deine Mithilfe bitten wollte. Ich brauche dich am 23. November abends im Beika Museum. Wenn du uns unterstützt, kann diesmal gar nichts schief gehen!« Der Inspektor breitete die Pläne des Museums auf seinem Tisch aus, und weihte den Schülerdetektiv in sein Vorhaben ein.   »Selbstverständlich bin ich am 23. dabei, aber dass hätten sie mir ruhig am Telefon sagen können«. Shinichi zuckte mit den Schultern. »Ich habe nämlich noch gewisse Schuldpflichten zu erfüllen«, ermahnte ihn der Schülerdetektiv und erinnerte den Inspektor damit daran, dass er kurz vor den Abschlussprüfungen stand und nun jede verpasste Stunde in der Schule, ihm das Genick brechen konnte. Zum Glück hatte er da Ran, die ihm ihre Mitschriften übergeben würde und die manchmal besser verständlich waren als der Stoff vom Lehrer. Neugierig beugte sich der Detektiv über die Blaupausen und hörte sich genau den Plan an. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich im Keller positionieren«, antwortete er und zeigte mit seinem Finger auf einen ganz bestimmten Punkt. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er diesmal dort am ehesten auf den Dieb treffen würde.   »Am Telefon kann ich dir aber schlecht die Pläne zeigen«, antwortete der Inspektor und räusperte sich. »So so, im Keller also? Und du meinst, dass KID über den Keller entkommen will?« Nakamori studierte erneut seine Pläne. »Nun gut. Du wirst schon wissen, was du tust«. »Über das Dach wird er diesmal nicht entkommen können«, erwiderte der Detektiv ruhig und schmunzelte leicht. Er war amüsiert darüber, dass der Inspektor nur das Museum im Blick hatte und die äußeren Faktoren - mal wieder - gekonnt ignorierte. »Der Wetterbericht hat Sturm und Starkregen angekündigt, folglich wird KID seinen Gleiter nicht verwenden können«, fügte er belehrend hinzu. »Hmpf, na gut. Dann kannst du jetzt zur Schule geh...« Der Inspektor wurde durch das Klingeln von Shinichis Handy unterbrochen.   »Kudo hier«. »Hallo, Shinichi, ich bin es, Ran. Sag mal, wo steckst du schon wieder? Sag nicht, dass dir ein Fall dazwischen gekommen ist«. »Ich hatte dir eine Nachricht bei WhatsApp geschickt. Ich bin bei Inspektor Nakamori wegen der neuen KID Ankündigung«. Shinichi zog verwirrt seine Braue in die Höhe. »Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«, fragte er verwundert, da sie wirklich böse klang und hörte Sonoko im Hintergrund belustigt kichern. Habe ich etwa vergessen die Nachricht zu senden? Oder habe ich mich verklickt und versehentlich die unbekannte Nummer über Ran's angeschrieben?   »Du hast mir keine Nachricht geschrieben. Also wirklich, wegen so etwas schwänzt du den Unterricht, Shinichi? Du weißt schon, dass wir vor den Abschlussprüfungen stehen, oder? Ja, du kannst meine Mitschriften bekommen. ...Hmm, Sonoko? Nein, dass kann ich doch nicht verlangen...« Ran wurde rot und sah ihre grinsende, beste Freundin an. Diese flüsterte etwas von wegen einem Date, das Ran verlangen sollte...   »Weiß ich doch, Ran«, antwortete er genervt auf ihre Belehrungen hin. Als ob er nicht wüsste, dass sie kurz vor dem Abschlussprüfungen standen und hörte dabei das Gespräch zwischen den Frauen. Verwirrt kräuselte er die Braue. »Was kannst du nicht von mir verlangen?«, fragte er neugierig. Wenn Ran die Nachricht nicht bekommen hat, wer dann? Und warum habe ich eine unbekannte Nummer in meinem Handy? Irgendwo her muss ich ja den Empfänger kennen. Vielleicht von einem Fall?   »Ähm, ja also...« Eine Pause entstand, in der Sonoko ihrer Freundin neuen Mut zuflüsterte. »Shinichi, ich möchte, dass du mit mir auf ein Date gehst. Wie wäre es mit Samstagabend in dem Restaurant, in dem wir schon einmal waren? Es.. es würde mich freuen, wenn du zusagst.«   Er biss sich auf die Zunge. Das Telefonat ging in eine Richtung, die nicht für andere Ohren gedacht war. »Warte mal kurz...«, sagte er und wandte sich kurz an den Inspektor. »Ich denke, wir haben alles besprochen. Ich werde pünktlich um 20:00 Uhr vor Ort sein für die Vorkehrungen. Den Rest überlasse ich Ihnen und Ihrem Team, Inspektor«, sagte er und hob die Hand zum Abschied als er das Büro mit Ran am anderen Ohr verließ. Eiligen Schrittes verließ er das Präsidium und blieb gestresst vor dem Eingang stehen. »Hör mal, Ran. Ich kann am Samstag nicht«, fing er an und räusperte sich. »Der Coup von KID ist am Samstag und da muss ich dabei sein. Ähm...«, eine kurze Pause entstand und ihre böse Aura konnte er durch das Handy spüren. »Ich kann dich aber am Montag nach der Schule kurz auf einen Kaffee im Poirot einladen und dir von dem Coup erzählen«, fügte er schnell hinzu und merkte dabei gar nicht, dass er nur von KID redete...   Rans Handy knirschte bedrohlich in ihrer Hand, so drückte sie zu. Sonoko zog sich lieber etwas zurück, als sie die Wut ihrer Freundin bemerkte. »Das ist wieder mal so typisch für dich, Shinichi... Immer stellst du deine Arbeit über alles andere...« Ran wischte sich über die Augenwinkel und hoffte, dass ihre Stimme nicht zu weinerlich klang. »Weißt du was, mein Lieber? Vergiss es! Ich möchte nicht für diesen blöden KID versetzt werden, und mich dann mit dir treffen, wenn du gerade mal etwas Zeit übrig hast. Tschau, bis später!« Sie legte wütend auf. Nun konnte sie nicht mehr verhindern, dass ihr Tränen über ihre Wangen kullerten. »Ist doch wahr…«, murmelte sie leise und verletzt.   »Einfach aufgelegt«, wisperte er und starrte verdutzt auf sein Handy. »Na ja, was soll's«. Er zuckte teilnahmslos mit den Schultern und steckte sein Handy in seine Jackentasche. Kurz stand er unschlüssig da. Sollte er jetzt noch für den Nachmittagsunterricht zurück in die Schule gehen? Er schüttelte mit dem Kopf und machte sich auf den Weg nach Hause. Auf eine Konfrontation mit Ran hatte er nach diesem Wutausbruch alles andere als Lust.   ≈ * ≈   Nanu, was ist das denn für eine Nachricht? Von wem ist die denn? Doch nicht etwa von Shinichi...? So so, er ist also bei Nakamori... Bestimmt um einen Plan auszutüfteln, um mich zu schnappen. Ich freue mich schon, ihn zu sehen...! Was mach ich jetzt? Soll ich reagieren? Ihm sagen, dass er den Falschen angeschrieben hat? Oder ihn im Dunkeln tappen lassen, und ein bisschen ärgern?   ≈ * ≈   Zu Hause angekommen machte Shinichi sich schnell einen Kaffee und setzte sich dann in seinen alten, bequemen Ohrensessel in der Bibliothek. Genussvoll nippte er an seiner Tasse und holte sein Handy hervor. Neugierig tippte er eine Nachricht an die unbekannte Nummer.   *Hey Unbekannte/r, habe dich aus Versehen angeschrieben. Kennen wir uns von einem Fall? Shinichi Kudo*   Er klickte auf Senden und wartete ungeduldig auf eine Antwort…     Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)