Immobilie von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Villa in Downtown Los Angeles --------------------------------------------- "Niemand nimmt es dir übel, wenn du diesen Fall lieber einem Kollegen überlassen möchtest", sagte Robin, während sie ihm über den Schreibtisch hinweg die entsprechenden Unterlagen reichte. "Donquixote ist als ein sehr anspruchsvoller und wählerischer Kunde bekannt. Obwohl er äußerst wohlhabend ist, lebt er noch immer bei seinen Eltern; einfach aus dem Grund, weil ihm bisher keine einzige Immobilie zugesagt hat. Schon Dutzende Makler haben sich an ihm die Zähne ausgebissen." Crocodile ließ sich nicht zu einer Erwiderung herab. Stattdessen sah er die entsprechenden Papiere durch: Donquixote Doflamingo, 25 Jahre alt, weiß, doppelte Staatsbürgerschaft. Geboren in Spanien, im Alter von acht Jahren mit der Familie nach Kalifornien gezogen, lebhaft bei den Eltern, ein jüngerer Bruder. Beruf: Geschäftsführer. Einkommen: unbekannt. Sucht eine Immobilie in Kalifornien als Hauptwohnsitz. Crocodiles Augen weiteten sich, als er sah, welche Summe dieser Mann auszugeben bereit war. $30.000.000 . Anscheinend liefen die Unternehmen, die Donquixote leitete, außerordentlich gut. "Ich weiß genau, was du denkst", hörte er Robin sagen. "Bei den $30.000.000 handelt es sich übrigens nur um einen Richtwert. Er ist durchaus dazu bereit mehr für seine Traumimmobilie zu bezahlen. Und genau da liegt das Problem: Die konnte ihm nämlich bisher niemand bieten. Jedes Angebot hat er abgelehnt. Das Objekt ist entweder zu klein oder zu groß, zu modern oder zu altmodisch, zu weit draußen auf dem Land oder zu weit drinnen in der Stadt. Vor ein paar Monaten erst schlug er eine wunderschöne Villa am Strand aus und zwar mit der Begründung, ihn würde beim Schlafen das Rauschen der Wellen stören. Wie gesagt, Crocodile: Niemand wird es dir übel nehmen, wenn du dich weigerst diesen Fall zu bearbeiten. Vor allem anbetracht deiner, ähm, derzeitigen Lebensumstände." Crocodile unterdrückte ein Seufzen. Er bereute es bereits seiner Arbeitskollegin von seiner Trennung erzählt zu haben. Nach beinahe vier Jahren Beziehung hatte er sich von seinem (Ex)freund Akainu getrennt. Es war eine sehr hässliche Trennung gewesen: Sie hatten sich angeschrien und zum Schluss sogar geprügelt. Und auch wenn ihre Schlägerei nun schon eine Woche her war, trug Crocodile noch immer ausschließlich langärmlige Hemden und außerdem einen Schal um den Hals. Er wollte nicht, dass seine Kollegen und Freunde die dunklen Male sahen. "Wenn du tatsächlich denkst, dass ich mir diese Chance entgehen lasse, dann kennst du mich verdammt schlecht", erwiderte Crocodile und blickte auf das Foto herab, das den Unterlagen beilag. Es zeigte einen Mann mit blondem Haar, sonnengebräunter Haut und makellos weißen Zähnen. Außerdem trug er eine Sonnenbrille mit violett getönten Gläsern auf der Nase. "Wieso hat man kein Foto hinzugefügt, das ihn ohne Sonnenbrille zeigt?", fragte Crocodile verwundert nach. "Weil es keins gibt", antwortete Robin zu seiner Überraschung. "Donquixote verlässt sein Zuhause unabhängig von der Wetterlage nie ohne Sonnenbrille. Er ist ein echt komischer Vogel. Niemand trifft sich gerne mit ihm." "Das ist mir egal", meinte Crocodile kurzerhand. "Ich will diesen Mann nicht zu einem Date einladen, sondern ihm eine Immobilie verkaufen. Bei einem Wert von $30.000.000 oder mehr wird eine hübsche Provision für mich rausspringen. Zumindest sollte ich es versuchen." Um ehrlich zu sein, könnte Crocodile dieses Geld gut gebrauchen. Derzeit lebte er bei seinem besten Freund Daz. Bei diesem handelte es sich um eine sehr hilfsbereite und rücksichtsvolle Person; trotzdem wollte Crocodile ihm nicht länger als nötig auf der Tasche liegen. Sobald er ein passendes Domizil für sich gefunden hatte, würde er ausziehen. Und sollte es ihm tatsächlich gelingen Donquixote eine Immobilie im Wert von $30.000.000 zu verkaufen, würde die Provision für sein Vorhaben sicherlich mehr als ausreichen. "Du kannst es natürlich darauf ankommen lassen", lenkte Robin ein, "doch erhoff dir bitte nicht zu viel. Ich weiß, dass du eine echte Korifähe auf deinem Gebiet bist, Crocodile, doch dieser Mann wird dir deinen Job nicht leicht machen." Crocodile rollte mit den Augen. Die Fürsorge seitens seiner Arbeitskollegin begann ihn allmählich gewaltig zu nerven. Er war niemand, der Mitleid brauchte oder haben wollte. Er gab zu, dass ihn die Trennung von Akainu nicht kalt gelassen hatte, doch das machte aus ihm noch lange kein bemitleidenswertes Weichei. "Ich werde heute noch bei ihm anrufen", erwiderte er, um deutlich zu machen, dass er sich diesen schwierigen Fall durchaus zutraute, "und nach seinen Wünschen fragen." Robin seufzte leise. "Tu, was du nicht lassen kannst", sagte sie schließlich. "Wieso habe ich mir eigentlich die Mühe gemacht und versucht dir die Sache auszureden? Du warst schon immer ein schrecklicher Sturkopf." Crocodile bemühte sich darum, sich von seiner Ungeduld nicht die Laune verderben zu lassen. Er war heute um fünfzehn Uhr mit Donquixote verabredet gewesen; nun war es schon fünfzehn Uhr fünfzehn und noch immer war von seinem Kunden nichts zu sehen. Angerufen, um ihn über eine Verspätung zu informieren, hatte dieser auch nicht. Trotzdem versuchte Crocodile sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Immerhin war er in dieser Situation der Verkäufer; er wollte etwas von Donquixote und nicht andersherum. Also müsste er sich wohl oder übel in Geduld und Nachsicht üben. Um fünfzehn Uhr dreißig tauchte endlich ein Mann auf, der auf die Beschreibung von Donquixote Doflamingo passte. Nur wenige Meter von Crocodile entfernt stieg ein großer, blonder Mann mit einer Sonnenbrille auf der Nase aus einem pinkfarbenen Bentley Azure aus. Seine Modegeschmack wirkte genauso extravagant wie das luxuriöse Auto, das er fuhr. Oder eher fahren ließ, denn Donquixote wurde offensichtlich chauffiert. Crocodile begutachtete seinen Kunden skeptisch, während dieser in einem o-beinigen Gang auf ihn zugelaufen kam. (Er war missgelaunt genug, um ihm nicht entgegenzukommen.) Donquixote trug ein rosafarbenes Hemd, das nur bis knapp über den Bauchnabel geknöpft war, eine orangefarbene Dreiviertelhose und weiße, offene Schuhe; es handelte sich um eine Garderobe, die Crocodiles Ansicht nach besser in den Zirkus gepasst hätte. Dennoch war er nicht dumm genug, um Donquixote zu unterschätzen. Jemand, der sich so eben mal eine Immobilie im Wert von $30.000.000 leisten konnte, war sicherlich nicht naiv oder einfältig. Aus eigener Erfahrung wusste Crocodile, dass es viele reiche und mächtige Menschen gab, die einen sehr extravaganten Stil pflegten. "Sie müssen Donquixote Doflamingo sein", begrüßte Crocodile den blonden Mann und reichte ihm seine Hand. "Mein Name ist Sir Crocodile." "Da du dich mit niemand Anderem zur Besichtigung verabredet hast, Alligator", erwiderte dieser grinsend und schlug in die angebotene Hand ein, "werde ich es wohl sein." Crocodile rollte mit den Augen. Und auch wenn er sich eigentlich vorgenommen hatte, unter allen Umständen Ruhe zu bewahren, konnte er sich einen zynischen Kommentar doch nicht ganz verkneifen: "Ich habe Sie an der Sonnenbrille erkannt. Außerdem waren wir vor mehr als einer halben Stunde verabredet." Normalerweise hätte Crocodile es niemals gewagt, gegenüber einem seiner Kunden ausfallend zu werden (vor allem nicht gegenüber einem Kunden, der bereit dazu war, mehr als $30.000.000 auszugeben); vermutlich war es die Trennung von Akainu, die ihn schnell aufbrausend werden ließ. Außerdem hasste er es, wenn man ihn Alligator nannte. Glücklicherweise nahm Donquixote die Sache mit Humor. Er gluckste und warf ihm durch die Gläser seiner Sonnenbrille hindurch einen undefinierbaren Blick zu. Crocodile, der sich plötzlich unwohl zu fühlen begann, wandte sich der Immobilie zu, die er heute verkaufen wollte. Es handelte sich um eine luxuriöse Villa, die von einem weitläufigen Garten umgeben war. Donquixote war in der Tat eine sehr schwer zu befriedigender Kunde. Der Assistent, mit dem Crocodile telefoniert hatte, hatte ihm detailreich erklärt, wie dieser sich sein neues Zuhause vorstellte: Luxuriös, doch nicht pompös oder schwülstig. Geräumig, doch nicht mehr als zwei Stockwerke hoch. Abgeschieden, doch nicht außerhalb der Stadt gelegen. Mindestens fünfzehn Schlafzimmer. Davon mindestens die Hälfte mit Balkon. Zusätzlich mindestens zwei Terrassen. Eine innenliegende Küche und eine weitere, die nach draußen zum Garten ging. Pool innen und außen. Whirpool innen und außen. Sauna innen und außen. Sportplatz innen und außen. Fußbodenheizung. Offener Kamin im Wohn- und Hauptschlafzimmer. Es war Crocodile nicht leicht gefallen eine passende Immobilie zu finden. Die Villa, die er Donquixote nun vorstellen wollte, war eigentlich gar nicht in ihrer Datenbank aufgelistet gewesen. Er hatte all seinen Charme spielen lassen müssen, um durch einen Freund an diese absolut erstklassige Immobilie zu kommen. Sie erfüllte alle Kriterien seines anspruchsvollen Kunden. Crocodile war zuversichtlich, dass es ihm heute gelingen würde, die luxuriöse Villa zu verkaufen. Donquixote würde nicht einen einzigen Abstrich machen müssen. Selbst der Preis lag mit $29.000.000 noch knapp im Budget des Geschäftsführers. "Bitte folgen Sie mir", sagte also Crocodile guten Mutes und holte aus der Tasche seines Jacketts den Schlüssel hervor. "Gerne", erwiderte zu seiner Überraschung Donquixote in einem freundlichen Tonfall. Eigentlich hatte Crocodile mit einem weiteren blöden Spruch gerechnet; in seinem Job hatte er bereits so einige Menschen kennengelernt, die immer das letzte Wort haben mussten. "Und warum versuchen wir es nicht mit dem Du?" "Ähm, sehr gerne", erwiderte Crocodile verwundert. Bei einem millionenschweren Geschäftsführer hätte er nicht unbedingt damit gerechnet, dass Du angeboten zu bekommen. Immerhin war Crocodile bloß ein Immobilienmakler, wenn auch ein recht erfolgreicher. "Wenn das Ihr, ähm, dein Wunsch ist." Gemeinsam mit seinem Kunden machte er sich auf den Weg zur prunkvollen Villa. Die Immobilie lag (wie gefordert) ein Stück abseits; hohe Hecken schirmten sie von der Straße ab und viele Quadratmeter Garten boten genügend Rückzugsfläche. Auf diese Weise wurde die Privatsphäre Donquixotes gesichert, während ihm gleichzeitig ermöglicht wurde, mitten in Downtown Los Angeles zu leben. "Wie lange arbeitest du schon als Immobilienmakler?", fragte Donquixote ihn, während sie die weitläufige Wiese überquerten. Von ihrem Standpunkt aus hatte man eine gute Sicht auf den großen Pool, der in die Erde eingelassen worden war. "Seit neun Jahren", antwortete Crocodile in einem professionell klingenden Tonfall. Er vermutete, dass sein Kunde sich für seine Erfahrung in dieser Branche interessierte. Falls diesem die vorgestellte Immobilie nicht gefiel und sich herausstellte, dass Crocodile noch ganz grün hinter den Ohren war, hätte Donquixote vermutlich nach einem anderem Makler Ausschau gehalten. Kunden mit einem Budget von $30.000.000 wünschten sich nicht bloß eine erstklassige Immobilie, sondern auch einen erstklassigen Verkäufer. "Und wolltest du schon immer Makler werden?" "Nun, ähm..." Diese Frage überraschte Crocodile. Trotzdem bemühte er sich darum, freundlich und zuvorkommend zu bleiben. "Als Kind wollte ich immer Pirat werden. Aber Immobilienmakler war meine erste ernsthafte Berufswahl." Sie erreichten den Pool. Crocodile war erleichtert, als er es sich endlich nicht mehr den seltsamen Fragen Donquixotes stellen musste, sondern etwas zu dem Objekt, das er verkaufen wollte, sagen konnte. "Ihr Assistent ließ ausrichten, dass Sie, pardon, dass du großen Wert auf einen schönen und vor allem geräumigen Außenbereich legst. Ich denke, dass in dieser Hinsicht kein Wunsch offen gelassen wird. Hier sehen wir einen großen Pool und dahinter die erste der beiden Terrassen. Sie führt zur direkt angrenzenden Küche." "Wunderbar", meinte Donquixote mit begeisterter Stimme und blickte sich breit grinsend um. "Genauso habe ich mir meinen Garten vorgestellt. Wenn das Wetter gut ist, kann man sicher tolle Parties geben. Ich kann mir gut vorstellen, hier mit meinen Freunden zu grillen und im Pool zu schwimmen. Gehst du gerne auf Parties, Alligator?" "Ich heiße Crocodile", korrigierte er seinen Kunden mit leicht verärgerter Stimme. Er konnte es wirklich nicht ausstehen, wenn man seinen Namen verhunzte. "Und nein, ich gehe nicht sonderlich gerne auf Parties. Ich bin eher der ruhige Typ." "Tatsächlich?", hakte Donquixote nach. "So alt bist du doch noch gar nicht, oder? Wie alt bist du, Gator?" "Crocodile", murmelte er und massierte sich mit der rechten Hand die Schläfe. Er hatte vorher gewusst, dass Donquixote ein anspruchsvoller Kunde war. Doch dass dieser mindestens ebenso dreist wie reich war, hatte ihm niemand erzählt. Zum ersten Mal kam Crocodile der Gedanke, dass er vielleicht doch lieber auf seine Kollegin hätte hören sollen. Womöglich wäre es doch die klügere Entscheidung gewesen, diesen Fall einem Anderem zu überlassen. Seine Trennung von Akainu schlug ihm auf den Magen und er war viel zu unausgeglichen, um einen schwierigen Kunden zu bedienen. "Also?" Donquixote ließ nicht locker. Der blonde Mann mit der lächerlichen Garderobe, der etwa einen halben Kopf größer war als er, beugte sich sogar ein Stück weit zu ihm hinunter. "Wie alt bist du?" Crocodile seufzte leise und schüttelte den Kopf. Die Fragen Donquixotes gingen weit über das Interesse hinaus, das reiche Kunden üblicherweise an seinem Privatleben zeigten. Schließlich meinte er: "Tut das zur Sache? Ich bin hier, um Ihnen eine Immobilie vorzustellen, Mr. Donquixote. Wieso interessiert Sie mein Alter? Oder die Frage, ob ich gerne auf Parties gehe?" "Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt uns zu dutzen", war das erste, was sein Kunde erwiderte. "Und ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, dass mein Name Sir Crocodile ist." Die Worte klangen schärfer als beabsichtigt. Crocodile war sich dessen bewusst, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Sicherlich war es ein solch einflussreicher und wohlhabender Mann wie Donquixote Doflamingo nicht gewohnt schnippische Erwiderungen zu erhalten. Trotzdem entschuldigte Crocodile sich nicht. Vielleicht verhielt er sich unfair gegenüber seinem Kunden. Vielleicht wollte dieser bloß nettes Smalltalk betreiben und er reagierte völlig über. Dennoch nahm er seine Worte nicht zurück. Crocodile spürte, dass sich Wut in seinem Körper ausbreitete. Keine Wut auf Donquixote, sondern auf seinen Exfreund Akainu. Er bemühte sich darum, nicht die Beherrschung zu verlieren und seinen Zorn nicht an seinem Kunden auszulassen. Die Bemerkung von eben würde Donquixote ihm womöglich verzeihen, doch sobald er diesen anschriee, wäre diese Besichtigung auf jeden Fall vorbei. Und am Ende konnte sein Gegenüber ja nichts dafür, dass er sich vor kaum einer Woche von seinem Exfreund getrennt hatte. "Also gut", hörte er Donquixote sagen. "Fangen wir einfach noch einmal von vorne an: Dein Name ist Sir Crocodile. Mein Name ist Donquixote Doflamingo. Wir dutzen uns." Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er in einem unerwartet höflichen und freundlichen Tonfall meinte: "Darf ich fragen, wie alt du bist, Crocodile?" "Ich bin 30 Jahre alt", antwortete Crocodile und bemühte sich darum, ebenso zuvorkommend wie sein Kunde zu klingen. Er konnte sich glücklich schätzen, dass dieser ihm seine unhöfliche Zurechtweisung anscheinend nicht übel nahm. Viele Männer, die über Einfluss und Geld verfügten, fühlten sich rasch beleidigt. "Ganze fünf Jahre älter als ich?" Donquixote wirkte überrascht. "Ich hätte dich auf höchstens 25 oder 26 Jahre geschätzt. Du hast dich wirklich gut gehalten!" Er grinste verschmitzt. "Danke", erwiderte Crocodile. Er wollte sein unhöfliches Verhalten von eben wieder gutmachen, indem er sich nun umso charmanter gab. Normalerweise war ein sehr professioneller Mensch; es passte nicht zu ihm persönliche Probleme in eine Hausbesichtigung mit hineinzutragen. Donquixote trug keine Schuld. Er musste sich darum bemühen, einen besseren Eindruck zu erwecken. Niemand kaufte einem miesepetrigen und unhöflichen Makler eine Immobilie ab. Und er könnte die Provision, die dabei für ihn rausspringen würde, verdammt gut gebrauchen. Er wusste, dass Daz ihn gerne bei sich wohnen ließ, doch trotzdem sehnte er sich nach einem eigenen Zuhause. "Kochst du gerne?", fragte Crocodile seinen Kunden, während er diesen über die Terrasse und in die Küche führte. Da dieser anscheinend gerne über Hobbies und Ähnliches sprach, beschloss Crocodile, einfach auf den Zug aufzuspringen. Donquixote nickte begeistert. "Oh ja, sehr gerne", antwortete er und sah sich in der hochwertigen Küche um. "Am liebsten koche ich spanisch. Ich bin in Spanien geboren worden, musst du wissen. Wenn ich eine Party gebe, bereite ich ein paar der Tapas gerne selber zu. Bisher sind sie bei meinen Gästen immer gut angekommen." "Diese Leidenschaft werden Sie, ähm, wirst du hier problemlos weiter verfolgen können. Die Küche ist komplett neu und hat einen Wert von mehr als $40.000. Selbstverständlich handelt es sich um ein Unikat. Die Arbeitsplatte besteht aus Echtholz und ist aus ökologischer Perspektive..." "Magst du die spanische Küche?" Dieser Einwurf brachte Crocodile aus dem Konzept. Er warf seinem Kunden einen verwunderten Blick zu, ehe er wahrheitsgemäß antwortete: "Um ehrlich zu sein, bin ich noch nicht dazu gekommen sie auszuprobieren." "Und welche Küche bevorzugst du dann? Du wirkst auf mich nicht wie der typische Amerikaner, der sich mit Burgern und Chickenwings vollstopft." Donquixote gluckste und sah auffordernd zu ihm hinüber. "Ich bin nicht in den USA geboren worden", erwiderte Crocodile, "sondern in Italien." Er wandte sich wieder der hochwertigen Küche zu, die er seinem Kunden schmackhaft machen wollte: "Alle Elektrogeräte gehören der Energieeffizenzklasse A+++ an. Die Kochinsel ist..." "Wann bist du nach Los Angeles gekommen? Und warum?", unterbrach ihn Donquixote. "Ich bin vor zehn Jahren nach Kalifornien gezogen", erklärte Crocodile seinem Kunden. "Vorher habe ich zwei Jahre lang in New York gelebt." "Wieso bist du hierher gezogen? Wegen deiner Familie?" Crocodile schüttelte den Kopf. "Meine Familie lebt in Italien", sagte er. Diese Aussage war halb gelogen: Seine Eltern starben bei einem Autounfall, als er siebzehn Jahre alt gewesen war. Danach lebte er ein Jahr lang bei seinem Onkel in der Nähe von Rom; doch irgendwann konnte er das Mitleid seiner Familie und die ständige Erinnerung an seine Eltern einfach nicht mehr aushalten. Also entschloss er sich dazu, ein neues Leben im fernen Amerika zu beginnen. Er sammelte sich, ehe er fortfuhr: "Diese Küche verfügt über drei Öfen und ingesamt zwölf Herdplatten. Das Induktionsfeld entspricht dem allerneuesten Standard und..." "Isst du gerne Pizza und Pasta? Oder sind das bloß Klischees?" Schon wieder wurde er unterbrochen. Crocodile warf Donquixote einen irrtierten Blick zu. Er wusste, dass manche Kunden gerne ein wenig Smalltalk betrieben, während sie eine Immobilie besichtigten, doch trotzdem war Crocodile der Meinung, dass Donquixotes Fragen allmählich sehr aufdringlich wurden. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wieso dieser sich eher für sein Leibgericht als für Informationen zur Immobilie interessierte. Schließlich ging es bei einer Besichtigung um das Objekt, und nicht um den Verkäufer. Crocodile zögerte einen kurzen Augenblick lang, ehe er erwiderte: "Sind Sie, Entschuldigung, bist du nicht an dieser Immobilie interessiert? Ich möchte deine wertvolle Zeit nicht verschwenden. Wenn es dir lieber ist, können wir diese Besichtigung gerne auch abbrechen." Womöglich, dachte Crocodile, wollte sein Kunde ihm mit seinen unpassenden Zwischenfragen deutlich machen, dass diese Immobilie für ihn nicht infrage kam. Manche Menschen waren zu höflich, um geradeheraus ihre Meinung zu sagen. "Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?", meinte Donquixote und wirkte ehrlich überrascht. Er grinste, blickte sich in der Küche um und sagte: "Bisher gefällt mir die Villa sehr gut. Es gibt nichts zu meckern. Wieso sollte ich die Besichtigung abbrechen wollen?" "Du machst einen sehr unaufmerksamen Eindruck", gab Crocodile zu. "Wenn du möchtest, kann ich dir ein paar andere Räume zeigen, ehe wir auf die Küche zurückkommen. Gleich hier drüben geht es zum Wohnzimmer." Donquixote zuckte mit den Schultern. "Von mir aus", meinte er und verließ gemeinsam mit seinem Makler die luxuriöse Küche. Das Wohnzimmer war ein großer, lichtdurchfluteter Raum mit bodentiefen Fenstern. Crocodile ließ seinem Kunden einen Moment Zeit, um das komfortable Zimmer auf sich wirken zu lassen. Anschließend sagte er: "Wie gewünscht verfügt das Wohnzimmer über einen offenen Kamin. Der Boden ist mit echtem italienischen Marmor ausgelegt. Und hier drüben geht es hinaus zur zweiten Terrasse." Er deutete auf eine gläserne Terrassentür zu seiner Rechten, die aufgrund der sowieso bodentiefen Fenstern ihm Raum sehr dezent wirkte. Donquixote nickte. "Das ist in Ordnung, denke ich", sagte er, während er sich umblickte. Crocodile biss sich verunsichert auf die Unterlippe. Um ehrlich zu sein, hatte er mit ein wenig mehr positiver Resonanz gerechnet. Aber womöglich hatte er sich diese Besichtigung auch zu einfach vorgestellt. Immerhin war ihm von Anfang an bekannt gewesen, dass es sich bei Donquixote um einen Mann handelte, der nicht leicht zu beeindrucken war. "Möchtest du mir auf die Terrasse folgen? Dort befinden sich zwei der insgesamt fünf Whirlpools", sagte Crocodile, um seinen Kunden doch noch für diesen Raum zu begeistern. "Klar, wieso nicht", meinte Donquixote mit gelassen klingender Stimme. Gemeinsam betraten sie die großzügig geschnittene Terrasse mit den im Boden eingelassenen Whirlpools. Leider zeigte sich sein Kunde noch immer bloß mäßig entzückt: Donquixote nahm die Terrasse zur Kenntniss, nickte kurz, doch zeigte ansonsten kein Zeichen von Anerkennung. Allmählich begann Crocodile sich unwohl zu fühlen. Er war eigentlich davon ausgegangen, mit dem herrlichen Wohnzimmer und der zweiten Terrasse gut punkten zu können. Auf der anderen Seite sollte er sich nicht wundern; schließlich hatte Robin ihn vorgewarnt: Schon so mancher Makler hatte sich an Donquixote Doflamingo bereits die Zähne ausgebissen. Crocodile würde seinem extravaganten Kunden eindeutig mehr bieten müssen, wenn er diesen zufrieden stellen wollte. "Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten", sagte Crocodile und ging gedanklich die Highlights der Immobilie durch, die er Donquixote schmackhaft machen wollte. "Entweder sehen wir uns zuerst den Sportplatz oder die Sauna an. Was ist dir lieber?" "Gibt es denn bloß eine einzige Sauna?", warf Donquixote sofort mit skeptischem Gesichtsausdruck ein. "Vergo hat dir doch hoffentlich mitgeteilt, dass ich mir sowohl eine innen- als auch außenliegende Saunalandschaft wünsche. In dieser Hinsicht bin ich nicht dazu bereit Kompromisse einzugehen." "Natürlich", gab Crocodile zurück und es gelang ihm nicht ganz den triumphierenden Ton aus seiner Stimme zu verbannen. "Dieses Objekt verfügt außen und innen jeweils sowohl über einen großzügigen Saunaraum als auch ein Dampfbad." "Das freut mich zu hören", gab Donquixote erleichtert von sich. "Ich hätte diese Besichtigung nur sehr ungern abgebrochen." "Also gefällt Ihnen, Entschuldigung, dir die Villa bislang?", hakte Crocodile nach. Zwar hatte sein Kunde noch nicht allzu viel von seinem potenziellen neuen Zuhause gesehen, doch positives Feedback war immer ein gutes Zeichen und bot Grund zur Hoffnung. Vielleicht würde es Crocodile trotz der kleinen Flaute im Wohnzimmer noch gelingen, diese Immobilie an den Mann zu bringen. "Auf jeden Fall", erwiderte Donquixote breit grinsend. "Fast so gut wie der Makler." Mit dieser dubiosen Aussage wusste Crocodile nicht so recht etwas anzufangen. War dieses Kompliment bloß auf seine Kompetenzen als Verkäufer bezogen? Oder versuchte Donquixote etwa mit ihm zu flirten? Wie auch immer. Crocodile setzte sein charmantestes Lächeln auf, bedankte sich höflich und führte seinen Kunden hinüber zu der bereits erwähnten Saunalandschaft. Solange der Interessent glücklich war, war auch er glücklich. "Gehst du gerne in die Sauna?", fragte Donquixote ihn, während dieser neugierig das hübsche Saunahaus begutachtete. "Ähm, Sauna ist nicht so meins", gab Crocodile schwach zurück. Um ehrlich zu sein, war er in dieser Hinsicht typisch amerikanisch: prüde und schambehaftet. Der Gedanke, sich komplett nackt mit anderen Menschen in einem kleinen Raum aufzuhalten, behagte ihm überhaupt nicht. Der Schal und das langärmlige Hemd, das er trug, waren nicht bloß den Hämatomen geschuldet, die momentan seine blasse Haut zierten. Je mehr Fläche seines Körper von Kleidung bedeckt wurde, desto wohler fühlte er sich. Nicht einmal das zumeist heiße Wetter in Kalifornien konnte ihn dazu bewegen mit Shorts oder ärmellosen T-Shirts das Haus zu verlassen. "Wirklich nicht?", meinte Donquixote. "Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Glaub mir: Es gibt nichts Schöneres als nach einem langen Arbeitstag ein paar Saunagänge zu machen. Hinterher fühlt man sich wie ausgewechselt. Falls ich diese Immobilie tatsächlich kaufen sollte, müssen wir beide unbedingt mal zusammen in die Sauna gehen. Es wird dir gefallen; da bin ich mir absolut sicher!" Crocodile entging das eindeutige Augenzwinkern seitens seines Kunden durchaus nicht. Also hatte er sich doch nicht geirrt: Donquixote versuchte tatsächlich mit ihm zu flirten. Aber woher wusste dieser denn überhaupt, dass er homosexuell war? Immerhin sah Crocodile nicht gerade "typisch schwul" aus. Oder versuchte Donquixote sein Glück einfach bei jedem Mann, der ihm über den Weg lief? "Das glaube ich kaum", sagte Crocodile, der viel zu stolz war, um das sexuelle Interesse seines Kunden für sich ausnutzen. Trotzdem bemühte er sich darum, diesen nicht vor den Kopf zu stoßen. "Wie gesagt, Sauna ist überhaupt nicht meins. Aber es freut mich natürlich, wenn die Austattung der Villa deinen Ansprüchen genügt. Ich habe mich darum bemüht, jeden einzelnen deiner Wünsche zu berücksichtigen." Am Ende konnte Crocodile sich einen stichelnden Kommentar jedoch nicht ganz verkneifen: "Dabei war die Liste wirklich alles andere als kurz." Doflamingo gluckste. "Ja, ich weiß", sagte er und kratzte sich beinahe schon verlegen am Hinterkopf. "Ich bin eine furchtbar anspruchsvolle Person. Meine Eltern haben mich wohl ein bisschen zu sehr verzogen. An mir ist schon so mancher Immobilienmakler gescheitert; aber bei dir, Crocodile, scheint es sich um eine echte Korifähe zu handeln. Mit dieser Villa hast du meinen Geschmack bisher gut getroffen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich sie tatsächlich nehmen werde." "Sehr schön", erwiderte Crocodile. Es freute ihn ungemein, dass sein Kunde den Kauf des Objekts ernsthaft in Erwägung zu ziehen schien. Wobei er sich allerdings noch nicht ganz sicher war, ob Donquixote seine Worte tatsächlich ernst meinte oder ihm bloß Honig um den Mund schmieren wollte. "Jetzt möchte ich dir gerne den Sportplatz zeigen. Er besteht unter Anderem aus einem Basketball-Feld. Mir wurde nämlich mitgeteilt, dass du in deiner Freizeit gerne Basketball spielst. Stimmt das?" Doflamingo nickte begeistert und folgte ihm in Richtung Sportplatz. "Basketball und Tennis", erklärte er stolz. "Es ist mir sehr wichtig mich fit zu halten. Außerdem stellt Sport einen tollen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag dar. Wenn ich ein paar Körbe werfe, vergesse ich einfach alles um mich herum. Wie sieht es bei dir aus? Machst du auch Sport, Crocodile? Oder hast du deine hübsche Figur bloß deinen Genen zu verdanken?" Schon wieder so eine Andeutung, dachte Crocodile sich und widerstand der Versuch mit den Augen zu rollen. Hatte er denn nicht eben schon deutlich gemacht, dass er auf die Avancen seines Kunden nicht eingehen würde? Donquixote traf mit seiner aufgedrehten Art und seinem bizarren Kleidungsstil sowieso nicht seinen Geschmack. Crocodile mochte lieber ruhige und bodenständige Männer. All seine Exfreunde ließen sich ganz gut in dieses Schema einordnen. Wobei es vielleicht ein wenig eingebildet war, davon auszugehen, dass Donquixote gerne eine ernsthafte Beziehung mit ihm eingehen würde. Soweit Crocodile seinen Kunden einschätzen konnte, war dieser höchstens an einem One-Night-Stand interessiert. Keine Gefühle, bloß Sex. Doch dafür war Crocodile nicht zu haben; in dieser Hinsicht war er ziemlich altmodisch eingestellt. "Ich gehe gerne joggen", antwortete er und betrat das Basketball-Feld. "Das Spielfeld ist 28 mal 15 Meter lang, entspricht also den Richtlinien der FIBA. Die Beleuchtung lässt sich... sich... per amor di Dio! Was tun Sie denn da, Mr. Donquixote!?" Es geschah nur sehr selten, dass Crocodile mitten im Satz zu seiner Muttersprache hinüberwechselte, doch um ehrlich zu sein, war er absolut fassungslos. Donquixote hatte sich nämlich sein Hemd über den Kopf gezogen und präsentierte ihm nun seinen von der Sonne geküssten und durchaus muskulösen Oberkörper. Crocodile war so überrascht angesichts dieses dreisten Verhaltens, dass er kein weiteres Wort über die Lippen brachte. Stattdessen betrachtete er mit zusammengezogenen Augenbrauen und entsetztem Gesichtsausdruck seinen verrücken Kunden. "Ich stimme mich auf den Sportplatz ein", erwiderte Donquixote keck und grinste breit. "Ich spiele gerne mit freiem Oberkörper. Hier in Kalifornien ist es sowieso immer warm. Was ist mit dir, Crocodile? Ist dir nicht heiß in deiner Kleidung? Du trägst ja sogar ein Tuch um den Hals." Allmählich fand Crocodile wieder zu sich. "Würden... würden Sie sich bitte wieder anziehen?", bat er mit schwacher Stimme und nestelte mit der rechten Hand in seinem langen Haar herum. Er hatte zwar gewusst, dass Donquixote ein schwieriger Kunde war, doch damit, dass er sich völlig schamlos vor ihm entblößen würde, hatte er beim besten Willen nicht gerechnet gehabt. "Gefällt dir der Anblick etwa nicht?", gab ebenjener zurück. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde nicht kleiner. "Normalerweise freuen sich die Männer und Frauen, wenn ich ein bisschen mehr Haut zeige. Und als du eben italienisch gesprochen hast, da sagtest du irgendetwas mit amor. Was bedeuten die Worte, die du gesprochen hast?" "Ziehen Sie sich bitte Ihr Hemd wieder an, Mr. Donquixote", erwiderte Crocodile, ohne auf die Frage seines Kunden einzugehen. Er war ein schrecklich schamhafter Mensch. Selbst Donquixotes entblößter Oberkörper stellte für ihn zu viel nackte Haut dar. "Ich dachte, wir würden uns dutzen", meinte dieser, wiederum ohne dem Wunsch seines Verkäufers Beachtung zu schenken. "Nenn mich doch bitte Doflamingo." "Wenn du dein Hemd wieder anziehst", forderte Crocodile, dessen Gesicht zunehmend Ähnlichkeit mit einer überreifen Tomate bekam. Er musste zugeben, dass sein Kunde einen wirklich absolut traumhaften Körper besaß. Nur mit viel Willenskraft gelang es Crocodile, nicht auf die definierten Bauch- und Brustmuskeln des jungen Mannes zu starren. Zwar war er selbst auch nicht außer Form, doch mit Donquixote konnte er nicht auch nur im Entferntesten mithalten. "In Ordnung", gluckste ebenjener und schlüpfte endlich wieder in sein rosafarbenes Hemd. "Schließlich möchte ich es mir mit dir nicht verderben. Bist wohl jemand, der sehr schnell anfängt sich zu schämen; deine Wangen und deine Ohren sind knallrot angelaufen. Sieht wirklich niedlich aus." "Danke", gab Crocodile unbeholfen zurück. Auch wenn sein Kunde inzwischen erfreulicherweise wieder vollständig bekleidet war, spürte er noch immer sehr deutlich, dass ihm der Schock tief in den Knochen saß. Er hatte in seiner neunjährigen Berufserfahrung bereits den einen oder anderen verrückten Kunden erlebt, doch dass man sich einfach vor ihm auszog, war selbst ihm noch nie untergekommen. Was hatte sich Doflamingo bloß dabei gedacht? "Ich schlage vor, dass wir ins Gebäude zurückkehren", sagte Crocodile. Er bemühte sich zwar darum so professionell wie möglich zu klingen, doch seine Stimme klang trotzdem völlig entkräftet. "Wenn du möchtest, dann kann ich dir das Hauptschlafzimmer zeigen. Es verfügt über zwei angrenzende Bäder, einen begehbaren Kleiderschrank und einen großen Balkon." Sein Kunde nickte und steckte lässig die Hände in die Hosentaschen. Er erweckte im Gegensatz zu Crocodile einen vollkommen unbekümmerten Eindruck. Unweigerlich fragte er sich, ob Doflamingo sich oft vor anderen Menschen auszog. War er vielleicht exibitionistisch veranlagt? Crocodile selbst käme jedenfalls niemals auf den Gedanken, sich einfach das Hemd über den Kopf zu ziehen und seinen Oberkörper fremden Leuten zu präsentieren. Was hatte Doflamingo mit seinem Verhalten bloß bezweckt? Wollte er ihn etwa mit seinen tollen Muskeln beeindrucken? Crocodile gab es nur ungern dazu, doch tatsächlich bekam er das Bild vom sonnengebräunten Oberkörper seines jungen Kunden nicht mehr aus seinem Kopf. Das Hauptschlafzimmer lag im ersten Stock und war sehr groß. Eine Doppeltüre führte hinaus zum Balkon, den Crocodile seinem Kunden als erstes zeigte. "Wie du siehst, ist der Balkon sehr geräumig", erklärte er, nachdem er Doflamingo einen Moment Zeit gelassen hatte, um die schöne Aussicht auf sich wirken zu lassen. "Man könnte sich zum Beispiel einen gemütlichen Sessel oder ein Sofa hierhin stellen. Es ist mit Sicherheit ein schöner Ort, um abends ein Buch zu lesen und ein Glas Rotwein zu trinken, bevor man zu Bett geht." "Der Balkon gefällt mir gut", meinte zum Glück auch sein anspruchsvoller Kunde. Er lehnte sich ein Stück weit über die Brüstung und blickte auf die vielen Quadratmeter Gartenlandschaft hinab, die sich vor ihm erstreckten. Crocodile unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Das Schlafzimmer war die letzte große Hürde gewesen; alle anderen wichtigen Stationen hatte er seinem Kunden bereits vorgestellt. Wenn diesem nun auch noch das Schlafzimmer inklusive Balkon, Kleiderschrank und Sanitäranlagen zusagte, dann stand einem Kauf der Villa nichts mehr im Wege. Der Kern war das Wichtigste; er musste unbedingt stimmen. Diese Erfahrung hatte Crocodile bereits häufiger gemacht. Kleinigkeiten wie etwa ein Gästebad, das nicht hundertprozentig gefiel, konnte ein Mann mit einem solch großen Budget wie Donquixote Doflamingo problemlos nach persönlichem Belieben umändern. "Hier drüben geht es zum begehbaren Kleiderschrank", sagte Crocodile und deutete auf eine edle Flügeltüre, die sich links vom mittig im Raum liegenden Kingsize-Bett befand. "Ist der Kleiderschrank denn auch groß genug?", warf Doflamingo mit skeptischer Stimme ein und öffnete prompt die Flügeltüre. "Ich habe eine riesige Garderobe. Man braucht ja schließlich für jeden Anlass die richtigen Klamotten, nicht wahr?" Crocodile vertrat zwar nicht unbedingt die Ansicht, dass sein Kunde geschmackvoll gekleidet war, doch hielt es für klüger seine Meinung für sich zu behalten. Er wusste, dass es sich beim persönlichen Kleidungsstil um ein sehr empfindliches Thema handelte und er hatte keine Lust, einen Streit vom Zaun zu brechen. Nicht jetzt, wo die echte Hoffnung bestand, dass sein anspruchsvoller und extravaganter Kunde diese Immobilie tatsächlich kaufen würde. "Der Kleiderschrank umfasst nahezu 70 Quadratmeter", erklärte Crocodile mit siegessicherer Stimme und malte sich bereits aus, dass er sich mit der Provision, die er für den Verkauf dieses Objekts erhielt, problemlos eine Wohnung mit ähnlicher Quadratmeterzahl würde leisten können. Er schätzte die Gesellschaft von Daz und wusste auch, dass dieser ihn gerne bei sich wohnen ließ, doch er sehnte sich nach einem eigenen Zuhause. Er brauchte einfach ein bisschen Abstand. Das Bild von der hübschen Mietwohnung, die vor seinem geistigen Auge auftauchte, verblasste, als Doflamingo meinte: "Nur 70 Quadratmeter? Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Platz für meine Kleidung ausreicht. Ich besitze auch ziemlich viel Winterkleidung, musst du wissen, weil ich gerne Ski-Urlaub mache." "Ist es sinnvoll die komplette Garderobe in bloß einem einzigen Raum zu lagern?", gab Crocodile hoffnungsvoll zurück. "Wenn du beispielsweise deine Winter- und Ski-Kleidung bloß zwei- oder dreimal im Jahr benötigst, würde es doch Sinn machen, diese in einem anderen Kleiderschrank aufzubewahren, oder nicht? Dazu gäbe es in dieser Etage reichlich Möglichkeiten." "Hm", machte Doflamingo. "Darüber könnte man nachdenken." Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Bei dem zu kleinen Kleiderschrank handelte es sich bisher um den ersten echten Kritikpunkt, den sein Kunde geäußert hatte. Und dieser war bekannt dafür, in überhaupt keiner Hinsicht Kompromisse einzugehen. Hoffentlich würde Doflamingo den Kauf der Villa nicht wegen einem solch winzigen Detail kippen. "Wo wohnst du eigentlich?", fragte ihn plötzlich sein Kunde mit neugieriger Stimme. Crocodile schreckte auf. "In Westwood", sagte er, was halb gelogen war. Die Wohnung, die er gemeinsam mit seinem Exfreund Akainu bewohnt hatte, befand sich nämlich in San Pedro. Derzeit lebte er jedoch übergangsweise bei seinem besten Freund, der in Westwood wohnte. Da Crocodile allerdings der Ansicht war, dass Doflamingo nicht allzu sehr über sein Privatleben Bescheid wissen musste, verschwieg er dieses Detail lieber. "Und was hat dich dazu bewegt, von Big Apple nach L.A. zu ziehen?" Crocodile zuckte mit den Schultern. "New York war von Anfang an ein relativ willkürliches Ziel gewesen", gab er zu. "Ich hatte Italien satt und wollte nach Amerika. Und da ist New York eben der erste Ort gewesen, der mir in den Sinn kam. Mir gefiel die Stadt, aber mir ist es nie richtig gelungen dort Fuß zu fassen. Also zog ich zwei Jahre später nach Los Angelos. Hier fand ich glücklicherweise relativ schnell einen Job als Makler." "Ist es dir schwer gefallen deine Familie einfach zurückzulassen?", fragte Doflamingo ihn. Er erweckte einen ehrlich interessierten Eindruck. "In Italien, meine ich." Erneut zuckte Crocodile mit den Schultern. "Meine Familie ist mir schrecklich auf die Nerven gegangen", gab er zu. "Sie haben mir überhaupt keinen Freiraum gelassen. Mich erdrückt. Mir wurde sehr schnell klar, dass eine räumliche Trennung dringend notwendig war. Auch jetzt im Nachhinein halte ich diesen Schritt für richtig. Tatsächlich hat sich unsere Beziehung sogar verbessert. Wir telefonieren oft und manchmal mache ich auch Urlaub bei ihnen in Italien. Wir kommen gut miteinander zurecht, nur treten wir uns dabei nicht ständig gegenseitig auf die Füße, wenn du verstehst, was ich meine." Crocodile hatte sich furchtbar eingeengt gefühlt von der Familie seines Onkels. Er war sich dessen bewusst, dass seine Verwandten sich bloß Sorgen um ihn machten und es gut mit ihm meinten, doch irgendwann hatte er das ständige Mitgefühl einfach nicht mehr ausgehalten. Jeden Tag war er an seine verstorbenen Eltern erinnert worden. Als er damals aus dem Flugzeug stieg und die amerikanische Luft einatmete, hatte er sich zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder wirklich lebendig gefühlt. Doflamingo nickte bedächtig. Schließlich meinte er: "Du weißt bestimmt, dass ich noch bei meinen Eltern wohne; das steht doch sicherlich irgendwo in deinen Akten. Ich habe mir bereits sehr viele Immobilien angesehen, weil meine Eltern meinen, dass es an der Zeit für mich wäre endlich auf den eigenen Beinen zu stehen. Doch es fällt mir schrecklich schwer. Ich liebe meine Eltern und meinen Bruder. Mir missfällt der Gedanke ganz allein zu wohnen. Darum schlage ich auch jedes Objekt aus, das man mir zeigt. Eigentlich finde ich den begehbaren Kleiderschrank auch nicht zu klein. Ich suche bloß zwanghaft eine Ausrede, die ich meiner Mutter auftischen kann, um ihr zu erklären, wieso ich diese Immobilie nicht genommen habe." Crocodile wusste nicht so recht, was er auf dieses unerwartete Geständnis erwidern sollte. Er hatte nicht damit gerechnet gehabt, dass sich diese Besichtigung in ein psychoanalytisches Gespräch verwandeln würde. Ganz abgesehen davon konnte er die Ansicht seines Kunden überhaupt nicht teilen. Er wohnte sehr gerne allein. Früher hatte ihn Akainus penibler Sinn für Sauberkeit und Ordnung oft in den Wahnsinn getrieben. Und selbst von Daz fühlte er sich manchmal bedrängt; sein bester Freund neigte nämlich häufig zur Überfürsorge. "Alleine zu wohnen hat doch auch viele Vorteile", meinte er schließlich. "Erwähntest du nicht zu Beginn der Besichtigung, dass du gerne Parties gibt? Wenn du alleine wohnst, kannst du so viele Freunde einladen und die Musik so laut aufdrehen wie du möchtest, ohne jemanden zu stören. Und du kannst jedes Zimmer einrichten wie es dir gefällt. Man sollte immer beide Seiten der Medaille betrachten." "Wahrscheinlich hast du recht", murmelte Doflamingo. Er erweckte einen nicht mehr ganz so niedergeschlagenen Eindruck wie gerade eben noch. Crocodile wartete ab, bis sich die negative Stimmung vollständig verflüchtigt hatte, ehe er fragte: "Möchtest du die beiden Badezimmer sehen? Eines zweigt linkerhand ab, das Andere rechterhand." Doflamingo nickte. "Gerne", meinte er und folgte ihm in den ersten der beiden luxuriösen Räume. "Jedes der Badezimmer verfügt über einen Whirlpool und eine Dusche", erklärte Crocodile seinem Kunden und hoffte darauf, dass diesem die edle und hochwertige Einrichtung gefiel. "Und selbstverständlich auch über Tageslicht. Die verarbeiteten Materialen sind absolut hochwertig. Die Fliesen bestehen aus Marmor und wurden als Italien importiert." "Gibt es hier auch Fußbodenheizung?", hakte Doflamingo nach, während er zum Whirpool hinüber ging und ein wenig Wasser in die Wanne laufen ließ. "Ich hasse es, morgens ins Bad zu kommen und an den Füßen zu frieren." Crocodile nickte. "Alle Räume der Villa verfügen über Fußbodenheizung." Doflamingo zog sich die Schuhe aus, ließ sich am Rand der im Boden eingelassene Wanne nieder und tunkte seine Füße in das Wasser, das er soeben eingelassen hatte. "Der Whirlpool gefällt mir", merkte er an und planschte mit den Füßen wie ein Kind. "Das freut mich zu hören", gab Crocodile zurück. Erneut verwunderte ihn das seltsame Verhalten seines Kunden. Vielleicht machte diesem das heiße Wetter zu schaffen und er wollte seine Füße ein wenig abkühlen. Crocodile konnte es ihm nicht verübeln. Heute war es besonders warm in Kalifornien. Er selbst hätte gerne seinen Schal abgenommen, doch da dieser die Würgemale an seinem Hals verdeckte, würde dieser Wunsch wohl unerfüllt bleiben müssen. "Warum setzt du dich nicht dazu?", bot Doflamingo ihm mit freundlicher Stimme an und deutete auffordernd auf den Platz gleich neben sich. "Ähm", machte Crocodile ausweichend und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Er war sich nicht sicher, ob er Lust dazu hatte mit seinem extravaganten Kunden im Whirlpool zu planschen. "Komm schon!" Doflamingo schien mindestens ebenso stur wie sonderbar zu sein; er ließ nicht locker. "Setz dich neben mich. Ein wenig Abkühlung wird dir guttun. Ich glaube dir nicht, wenn du mir sagst, dass dir nicht warm ist." Crocodile seufzte. Weil es heute tatsächlich sehr heiß war und er seinen reichen Kunden nicht verärgern wollte, gab er schließlich klein bei. "In Ordnung", sagte er und zog sich die Schuhe aus, "aber nur die Füße." Er setzte sich neben Doflamingo auf den Rand des Whirlpools und ließ seine blassen Füße in das kalte Wasser gleiten. Unweigerlich kam ihm ein erleichtertes Seufzen über die Lippen. Die Abkühlung tat tatsächlich unwahrscheinlich gut. "Na, was habe ich gesagt?", grinste Doflamingo triumphierend. Er ließ seine Hände ins Wasser gleiten und bespritzte seinen Immobilienmakler mit dem kühlen Nass. Crocodile schüttelte sich und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. "Lass das", meinte er in einem herrisch klingenden Tonfall und verzog die Miene. "Aber du möchtest doch bestimmt nicht bloß deine Füße abkühlen, nicht wahr?", meinte Doflamingo und spritzte ihn erneut kaltes Wasser ins Gesicht. "Warum nehmen wir beide nicht einfach ein entspannendes Bad?" Crocodile glaubte sich verhört zu haben. Er warf seinem Kunden einen ungläubigen Blick zu, ehe er schroff erwiderte: "Danke, aber ich nehme ein Bad, wenn ich wieder Zuhause bin." Provision hin oder her - allmählich gingen diese Flirts wirklich zu weit. Crocodile war ein sehr stolzer Mensch. Für ihn kam es überhaupt nicht infrage sich auf einen Kunden einzulassen, bloß um die Chancen zu erhöhen, dass dieser die angebotene Immobilie tatsächlich kaufte. Dabei handelte es sich schließlich beinahe schon um Prostitution. Und dafür war Crocodile sich selbst definitiv zu schade. "Ach, sei doch nicht so", gurrte Doflamingo unbekümmert und zog sich erneut sein rosafarbenes Hemd über den Kopf. "Manchmal sollte man sich ein bisschen Spaß gönnen. Du bist viel zu ernst, Crocodile. Entspann dich doch einfach." Und noch ehe Crocodile dazu kam eine schnippische Erwiderung anzubringen, hatte sein aufdringlicher Kunde bereits nach seinem Halstuch gegriffen und es ihm abgenommen. Sofort bedeckte er seinen nackten Hals mit beiden Händen; er wollte unter allen Umständen vermeiden, dass Doflamingo die Würgemale bemerkte, die seine blasse Haut zierten. Was zwischen Akainu und ihm vorgefallen war, ging seinen Kunden überhaupt nichts an. Immerhin kannten sie beide sich kaum. Und Crocodile war eine Person, die Privates strikt von Beruflichem trennte. "Gib mir mein Tuch wieder, Donquixote!", befahl er also und warf Angesprochenem einen finsteren Blick zu. Doch Doflamingo lachte bloß und schwenkte das Halstuch hin und her. "Du bist wirklich prüde, was?", meinte er. "Nicht mal deinen Hals willst du mir zeigen. Genieren sich alle Italiener so wie du?" "Gib es mir wieder! Jetzt sofort! Donquixote! Maledetto!" Allmählich verlor Crocodile die Geduld. Auch wenn sein Kunde die ganze Situation bloß für ein lustiges Spiel zu halten schien, war es für ihn selbst bitterer Ernst. Er wollte nicht, dass irgendjemand die dunklen Male an seinem Hals sah. "In diesem Tonfall sollte man lieber nicht mit seinen Kunden sprechen", wies Doflamingo ihn grinsend zurecht. Er schien den Ernst der Lage noch immer nicht zu begreifen. Anstatt ihm das Halstuch zurückzugeben, hielt er es sich nah ans Gesicht und roch daran. "Ich ziehe es ernsthaft in Erwägung diese Villa zu kaufen. Dabei springt doch sicher auch eine nette Provision für dich raus, nicht wahr? Also solltest du lieber nett zu mir sein, Crocodile." "Ich scheiße auf die Provision!", zischte Crocodile wutentbrannt. "Ich will bloß mein Halstuch zurückhaben, stronzo!" Nun endlich schien auch Doflamingo zu verstehen, dass er in dieser Hinsicht absolut keinen Spaß verstand. Er zog die Augenbrauen zusammen und reichte ihm wortlos das Halstuch hinüber. Crocodile atmete erleichtert auf. Doch gerade als er sich das Tuch wieder umlegen wollte, griff Doflamingo geschwind nach seinen Händen und hielt sie fest. Nun hatte er freie Sicht auf seinen Hals, der von dunklen Würgemalen entstellt wurde. Crocodile versuchte sich aus dem Griff seines Kunden zu befreien, doch musste leider feststellen, dass dieser eindeutig stärker war als er selbst. "Maledetto!", brüllte er und warf Doflamingo den giftigsten Blick zu, den er im Repertoire hatte. "Lass mich los!" "Wer hat dir das angetan?" Doflamingos Stimme klang überraschend ruhig. Das breite Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Um ehrlich zu sein, wirkte er plötzlich wie ein völlig anderer Mensch. Verwundert hielt Crocodile in seiner Schimpftirade inne und versuchte auch nicht mehr, sich aus dem festen Griff seines Gegenübers zu befreien. Stattdessen warf er seinem Kunden einen undefinierbaren Blick zu. "Warum sollte ich dir das erzählen?", fragte er. "Es geht dich überhaupt nichts an. Jetzt lass mich los und gib mir mein Halstuch zurück. Diese Besichtigung ist offiziell beendet!" "Trägst du deshalb die lange Kleidung?", bohrte Doflamingo weiter nach, ohne auf seine Einwände einzugehen. "Hast du auch an anderen Körperstellen Verletzungen? Hämatome? Schnittverletzungen?" Mit einer Hand schob er seinen rechten Hemdsärmel nach oben und entblößte genau die Male, die er eben beschrieben hatte. Crocodile versuchte erneut sich aus Doflamingos Griff zu winden, doch er musste zu seinem Unmut feststellen, dass dieser sogar mit bloß einer Hand um einiges stärker war als er. Anscheinend hatte sein Kunde nicht gelogen gehabt, als er davon sprach, dass er viel Sport trieb. "Hast du einen gewältätigen Freund?", fragte Doflamingo. "Lass mich los!", knurrte Crocodile. Er war furchtbar wütend und obwohl sein Kunde einen sehr ruhigen und ernsten Eindruck erweckte, fühlte er sich von diesem verhöhnt. Crocodile hasste es in die Opferrolle gedrängt zu werden. Seit dem Unfalltod seiner Eltern verabscheute er Mitleid. "Erzählst du mir von deinem Freund, wenn ich dich loslasse?" "Ich mache keine Deals mit dir!", erwiderte Crocodile. "Was zwischen mir und meinem Exfreund vorgefallen ist, geht dich überhaupt nichts an. Wir beide sind nicht miteinander befreundet; du bist bloß einer meiner Kunden. Also misch dich gefälligst nicht in mein Privatleben ein! Meine Probleme gehen dich nichts an!" "Du bist gewürgt und geschlagen worden.", hielt Doflamingo entschlossen dagegen. "Na und?", gab Crocodile zurück. Endlich gelang es ihm, sich aus dem harten Griff seines Kunden zu befreien. "Warum interessierst du dich überhaupt für mich und meine Probleme? Für einen One-Night-Stand bin ich nicht zu haben, wenn du darauf hinaus willst. Ich habe keinen Bock auf deine blöden Spielchen. Also lass mich am besten einfach in Ruhe. Wir brechen diese Besichtigung jetzt ab! Such dir gefälligst einen anderen Makler!" Crocodile griff nach seinem Tuch, das ins Badewasser gefallen war, wrang es aus und legte es sich wieder um den Hals. Anschließend zog er seine Socken und Schuhe an. Gerade als er das Badezimmer verlassen wollte, hörte er Doflamingo sagen: "Und wenn ich mehr möchte als nur einen One-Night-Stand?" "Mir egal", erwiderte Crocodile und machte sich nicht einmal die Mühe sich umzudrehen. Er fühlte sich verspottet und bloßgestellt. Sein Kunde hatte kein recht dazu ihm die Kleidung vom Körper zu reißen und ihn festzuhalten. Was bildete sich Doflamingo eigentlich ein? Dass er sich alles erlauben durfte, bloß weil er reich war? Crocodile schnaubte und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar. Auch wenn er selbst bloß ein Immobilienmakler war, hatte er es definitiv nicht nötig sich dieses dreiste Verhalten gefallen zu lassen. Crocodile stürmte aus dem Schlafzimmer. Eilig ging er die Treppe hinunter und verließ die Villa durch den Haupteingang. Er hörte, dass Doflamingo ihm folgte und nach ihm rief, doch darum scherte er sich überhaupt nicht. Für ihn war diese Besichtigung definitiv beendet. Er wollte mit Doflamingo nichts mehr zu tun haben. Hastig durchquerte Crocodile die weitläufige Gartenlandschaft, welche die Villa umgab, und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, den er am Straßenrand geparkt hatte. Mit einem lauten Knall schloss er die Autotüre und schaltete in den Rückwärts-Gang. Als er in den Rückspiegel sah, bemerkte er Doflamingo, der ohne Hemd und ohne Schuhe auf dem Bürgersteig stand, und nach ihm Ausschau hielt. Crocodile presste die Lippen fest aufeinander und fuhr los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)