Katjuscha von Kayeinfachkay ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Ich war gerade 13 Jahre als Hitler den USA den Krieg erklärte und es so auf einmal jeder gegen jeden hieß. Der letzte große Krieg war gerade so lang her wie ich lebte. Ich lebte damals in einem Dorf nahe Omsk, zusammen mit meinen Eltern, Bruder und meiner kleinen Schwester. Mein Vater war damals befehlshabener Offizier des Stützpunktes nahe der Stadt. Eines Abends ,mein Vater hatte 2 Tage Ausgang ,saßen wir zusammen am Tisch und aßen. Es war wie immer wenn er da war. Meine Schwester erzählte ihm aufgeregt alles was in seiner Abwesenheit passiert war ,er was ihm auf der Arbeit passiert war. Alle hörten ihm gebannt zu, alles außer ich. Ich wollte das nicht mehr hören und war mit dem Kopf in den Wolken wie man so schön sagen würde. Es hatte erst vor wenigen Monaten begonnen und es herrschte blankes Chaos. Meine Geschwister und ich gingen nur sehr unregelmäßig zur Schule ,wir hatten schon jetzt Angst jede Sekunde angegriffen zu werden. Fast schon minütlich fuhren Panzer oder Wägen mit Waffen, Uniformen und Munition an uns vorbei, sodass die Gefahr allgegenwärtig war und allen bewusst wurde mein Bruder war schon eine Weile sehr krank und lief schlecht. Daher fürchteten wir den nächsten Angriff noch mehr. Mein Vater erzählte und erzählte, irgendwann meinte er, dass sie immer jüngere Männer rekrutieren müssten. Ich wünschte ihm viel Glück, nie hätte ich gedacht ,dass ich einer dieser Rekruten werden würde. Deshalb war ich auch verwirrt als mein Vater anfing zu lachen. Ich fragte ihn was denn los sei und er meinte, dass ich natürlich mit ihm kämpfen würde. Mein Mund stand offen, ich verstand nichts mehr. Ich ,der bis vor kurzem so friedlich wie es zu diesen Zeiten ging gelebt hatte, sollte nun aufs Schlachtfeld und im Namen Stalins töten? Ich war doch bloß ein Kind! Das sagte ich ihm auch. Meine Mutter hatte zusammen mit den Geschwistern bereits die Küche verlassen. Mein ach so geliebter Vater versuchte mich zu über reden: "Du wirst dein Land stolz machen und als Held zurück kommen" sagte er. Ich sah ihn an und meinte bloß: ,,Lieber sterbe ich als gesunder Bauer ,als als kranker Held gefeiert zu werden" Im nächsten Moment spürte ich einen kurzen Schmerz an meiner Wange, er hatte mich geschlagen ,weil ich seiner Meinung und seinen Wünschen wiedersprach. Kapitel 2: 2 ------------ Ich sah ihn an. ,,Pack deine Sachen, wir fahren um vier", sagte er und ging. Mein Kopf war leer und ich sah nur wie ich durch das Haus ging und anfing zu packen. Ich wollte nicht aber würde ich nicht freiwillig mit gehen ,würde ich spätestens am Lager aufwachen. Als das Packen erledigt war stand ich vor meiner Tasche. Auf einem Regal vor mir sah ich eines der wenigen Fotos unserer Familie. Ich nahm es in die Hand und schaute es an. Meine Mutter hielt meine kleine Schwester auf ihrem Schoß und mein Vater stand mit mir und meinem Bruder neben ihnen. Im nächsten Moment sah ich wie es in die noch offene Tasche fiel . Ich lief durchs Haus und setzte mich an das Bett meiner kleinen Schwester. Ich beobachtete sie ,sah sie an und merkte mir jedes einzelne Haar. Kurz darauf ging ich auch an das meines Bruders ,es schmerzte, vielleicht würde ich ihn das letzte Mal sehen. Am Morgen ging ich zur Tür, wo meine Eltern bereits warteten, die Geschwister schliefen noch. Meine Mutter weinte als sie mich sah. Sie umarmte mich und gab mir einem Kuss auf die Stirn. Ich konnte nicht weinen, auch wenn ich es liebend gerne getan hätte. Es hatte nichts damit zu tun, dass ich zu stolz war oder stark sein wollte , ich konnte einfach nicht, außerdem wollte ich ,dass sie sich mit einem Lächeln an mich erinnern würde. ,,Hör doch bitte auf zu weinen, wie soll ich denn gehen wenn du hier so weinst?", das waren meine Worte. Meine Mutter war eine starke Frau, nicht nur weil sie einen Mann mit einem Beruf wie diesen hatte, sondern weil sie es auch noch schaffte in den schwersten Zeiten zu lächeln und uns das Gefühl von Geborgenheit zu geben. Ich umarmte sie noch ein letztes Mal, nahm meine Tasche und folgte meinem Vater zum Wagen. Es würde eine Weile dauern bis wir da wären, daher schaute ich einfach nur aus dem Fenster und versank in Gedanken. Als wir durch die Stadt fuhren wurde meine Sicht langsam wieder klar. Ich sah Menschen. Menschen traf es nicht ganz, sie wirkten eher wie Untote aus Büchern die ich gelesen hatte. Sie waren so mager wie Skelette und nur dünn bekleidet. Einige, die etwas Zeit aufbringen konnten saßen an kleinen Feuerstellen in schmalen Gassen und warnten sich etwas, andere lagen am Boden und man erkannte nicht ob sie tot waren oder nicht. Ich war zu dieser Zeit sehr froh, dass es den Leuten auf dem Land noch halbwegs gut ging, auch wenn ihnen das Geld fehlte und sie frohren, so konnten sie wenigstens etwas mehr essen, nicht viel aber es gab dort oft etwas mehr, auch wenn es nur ein Stück Brot am Tag war. Ich sah wie Jungs in meinem Alter verabschiedet wurden und mit ihren Familienmitgliedern davon fuhren oder durch die Straßen eilten um zur Arbeit zu kommen ,schließlich musste es bereits etwa sechs Uhr sein. Die vielen Häuser und Straßen wurden allmählich immer weniger und größtenteils auch immer kleiner bis wir dann auch die Stadt verließen. Wieder fuhren wir durch verschneite Wiesen und Felder. Hin und wieder sah man ein kleines Haus aus dessen Schornstein Rauch quoll. Kapitel 3: 3 ------------ Wir fuhren noch eine ganze Weile ehe wir ankamen. Kaum hatten wir uns gemeldet brachten wir unsere wenigen Sachen weg und nur kurze Zeit später begann meine Ausbildung. Binnen kürzester Zeit wurden wir ausgebildet und in andere Lager geschickt. Die nächsten 3 Jahre passierte bei mir zumindest nichts außergewöhnliches, das aufregendste war als eine kleine Truppe deutscher Soldaten in die Umgebung kam und meinten sich unnötig aufspielen zu müssen oder die Tatsache ,dass wir teilweise gefrorene Körper von Soldaten als Pfeiler aufstellten und diese einsammelten als sie auf tauten, ansonsten war es zumindest in unserem Lager recht friedlich, sofern das in diesen Zeiten möglich war. Eines Abends war ich zur Wache eingeteilt. Ich setzte mich an den kleinen See etwas außerhalb des Lagers und trank etwas. Seit nun fast 6 Stunden liefen meine Kollegen und ich in dieser Gegend herum und seit 6 Stunden langweilten wir uns weil nichts passierte. Trotzdem hatten wir unsere Waffen stets griffbereit und geladen. Ich hörte ein leises Rascheln nur etwa 100 Meter von mir. Ich dachte erst es wäre ein Hase oder ein anderes Tier doch dann kam ich etwas näher und sah eine junge Frau mit langen braunen Haaren, sofern ich es erkennen konnte, da die Sonne schon vor Stunden untergegangen war. Sie drehte sich zu mir um und schrie beinahe als sie mich mit einer Pistole in der Hand erkannte. Sie flehte sehr sehr leise ich solle sie nicht erschießen. Ich fragte sie wer sie war und was sie hier tat ehe ich realisierte, dass sie deutsch sprach. Ich erinnerte mich ein wenig an den Deutschunterricht in der Schule und fragte nochmals auf deutsch. Sie sagte nichts und sah mich einfach nur an während ihr Tränen über die Wangen flossen. Ich merkte, dass jemand in unsere Richtung kam und hielt der Frau meine Hand auf Mund und Nase und zog sie mit ins Gebüsch. Ich hörte wie ich gerufen wurde und schrie ihm zu,dass er verschwinden solle. Er hinterfragte es nicht weiter und ging. Kaum waren die sich entfernenden Schritte nicht mehr zu hören nahm ich meine Hand von ihrem Gesicht. Ich fragte erneut wer sie sei und versicherte ihr ,dass ich ihr nichts tun würde. Dieses Mal antwortete sie auch. ,,Ich heiße Katharina ", antwortete sie ängstlich. Ich nickte und merkte, dass sie auf meine Pistole schaute, die ich noch in der Hand hielt. Diese packte ich kurzerhand weg. ,,Was machst du hier?" ,fragte ich, bekam aber keine Antwort. Ich stellte mich kurz als Ivan vor. Wir kamen mehr oder weniger ins Gespräch. Wir redeten eine Weile bis ich merkte, dass die Sonne bald wieder aufgehen würde. ,,Du solltest gehen, bevor man uns entdeckt ", meinte ich. Sie sah mich an und fragte: ,,Sehe ich dich heute Nacht wieder?" Ich versuchte ihr zu erklären, dass das viel zu gefährlich wäre und, dass sie nicht mehr herkommen solle, doch sie blieb stur und wollte mich wieder treffen, sobald die Sonne untergegangen war. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, doch ich stimmte zu. Sie ging nach Hause und ich zurück zum Lager um wenigstens noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Kapitel 4: 4 ------------ Nur wenig später hieß es antreten. Wir standen da in Reih und Glied. Heute sollten wir durch die nächste Stadt marschieren um den Leuten zu zeigen wie sicher sie durch uns wären. Ich war nicht begeistert schließlich hatten wir eigentlich nichts gemacht in den 3 Jahren in denen wir da waren und der Krieg tobte. Wir marschierten also kurze Zeit später durch die Stadt. Es war eisig kalt und die Bewohner kamen allesamt aus ihren Häusern und beobachteten uns. Wir blieben kurz stehen ,damit nochmals versichert werden konnte, dass wir die Leute schützen würden. Währenddessen sah ich in die Menge und mein Blick fiel auf eine junge Dame, die mir seltsam bekannt vorkam . Es brauchte eine Weile bis ich sie erkannte. Ich war so überrascht sie zu sehen, dass mir ein leises "Katjuscha" entglitt. ,,Wie war das?", fragte der Offizier. ,,Nichts Ser", antwortete ich und hoffte er hätte sonst nichts gemerkt. Er folgte meinem Blick doch Katharina war bereits verschwunden. Erleichterung machte sich in mur breit, ich wusste schließlich nicht was mit ihr passiert wäre ,wäre herausgekommen, dass ich mich mit einem deutschen Mädchen traf und ehrlich gesagt wollte ich das auch nicht wissen. Obwohl , ich konnte es mir denken. Die Leute riefen uns zu ,dass sie solchen großen Respekt vor uns hätten und wir solche Helden wären, doch konnte ich ihnen kein Wort glauben. Wir blieben nicht lange und gingen wenige Minuten später auch wieder zurück ins Lager. Es gab wieder etwas warmes zu essen ,was uns sehr gelegen kam, schließlich war bereits fast wieder April und es war immer noch eisig kalt und der Schnne lag fast meterdick auf den Wegen und Dächern. Morgen würden wir weiter trainieren und in zwei Wochen würden wir an die Front gehen. Viele, unter anderem auch ich, wären das erste Mal wirklich kämpfen und nur die wenigsten wollten. Beim Essen war es still, stiller als sonst. Niemand sagte etwas und man hörte nur leises Geklimper von dem Geschirr und hin und wieder ein kurzes Husten oder Schnauben. Kurze Zeit später fand ich mich an dem See wieder und starrte das Wasser an. Die ganze Zeit über musste ich an Katharina denken. Ihre hellen ,blauen Augen, die langen braunen Haare, das helle Gesicht mit den Sommersprossen und ihre wundervolle ,melodische Stimme die mir nicht aus den Kopf gehen wollte. Ich konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Am Abend war es dann auch wieder so weit, ich patrouillierte am See und sie kam wieder. Versteckt zwischen Sträuchern saßen wir da und unterhielten uns. Ich erzählte ihr, dass ich bald an die Front müsste und dass ich sie besuchen würde, wenn ich es überstehe. Sie war ganz außer sich und weinte schon fast als sie mich anflehte ,ich solle nicht gehen. ,,Ich möchte nicht, aber ich muss, ich verspreche dir, wenn das alles vorbei ist und wir beide noch leben, dann werde ich für dich sorgen und dich glücklich machen. Ich möchte dich nicht mehr weinen sehen", meinte ich und grinste sie an. Kurz darauf musste sie auch wieder gehen ,weshalb wir uns verabschiedeten und sich unsere Wege trennten, bis zum nächsten Abend. Kapitel 5: 5 ------------ Es war der letzte Abend bevor ich in den Krieg ziehen würde. Es war kalt, der See lag still und zugefroren zwischen Bäumen und Büschen und ich stand da und wartete auf sie. Es war bald eine Stunde in der ich bloß auf und ab lief und wartete bis ich ein leises Knacken hörte. Ich wusste nicht wer es war, vielleicht jemand gefährliches, vielleicht auch bloß Katharina oder eine Katze. Also nahm ich mein Messer und schlich dem Knacken entgegen. Als ich dann Katharina sah war ich erleichtert und packte die Waffe wieder weg. Diese Nacht war anders als all die Nächte zuvor. Es war still. Wir schauten uns bloß an, niemand wusste was er sagen solle und als wir dann doch ins Gespräch kamen, musste sie auch bald wieder gehen. Wir wollten uns nicht verabschieden, weil wir wussten was bevorstand. Erneut sahen wir uns an ,sprachen aber kein Wort. Es erdrückte mich und doch wollte ich nichts sagen. Ich merkte wie ich mich zu ihr bewegte und unsere Gesichter sich näherten und ehe ich mich versah hatte ich meine Lippen auf ihre gelegt. Sie waren so weich und warm, dass ich das alles am liebsten nie beendet hätte, aber ich tat es doch. Wieder sahen wir uns an. Ich wusste nicht was ich tun sollte ,also sprach ich leise: ,,Du solltest langsam gehen, es wird bald wieder hell." Sie nickte . ,,Wir sehen uns", meinte ich leise ,auch wenn ich das selber bezweifelte. Sie stand von dem kalten Ast auf, auf dem sie saß und ging, ohne etwas zu sagen. Ich stand ebenfalls auf und ging. Ich hatte Angst. Angst, Katharina würde etwas zustoßen ,um mich machte ich mir keine Gedanken, auch wenn es seltsam klingt, ich hatte keine Angst zu sterben. Kapitel 6: 6 ------------ Am Morgen wachte ich früher auf als es nötig wäre. Ich hatte kaum geschlafen aber wirklich müde war ich auch nicht. Der Mann mit dem ich das Zelt teilte schlief noch tief und fest. Leise ,um ihn nicht zu wecken , machte ich die kleine Laterne an und erhellte so das Zelt. Ich sah ,nach langer Zeit das erste Mal, in meine Tasche, die ich noch von damals hatte. Ich sah das Foto ,welches auf all meinen Sachen lag. Ich holte es raus und merkte dabei wie meine Hände zitterten. Das Lachen meiner Mutter und meiner Geschwister spielte in meinem Kopf. Lange hatte ich sie nicht mehr so vermisst. Ich fragte mich, ob sie noch lebten ,oder ob sie bereits gestorben waren ohne ,dass ich es wusste. Meine Hände krallten sich so fest an den Rahmen, dass man hätte meinen können, er würde zerbrechen. Ich fühlte mich so schwach wie noch nie. Wenn sie bereits tot wären, wären sue gestorben ohne, dass ich auch nur die Möglichkeit hatte zu versuchen ihnen zu helfen. Ich sah mir das Foto noch etwas an und legte es dann mit zittrigen Händen wieder zurück. Langsam stand ich auf und begann mich um zu ziehen. Als ich den letzten Knopf meiner Jacke geschlossen hatte, ertönte bereits das Zeichen zum Aufstehen. Kapitel 7: 7 ------------ Solange sich alle aus den Betten schälten und anzogen über prüfte ich meine Waffen. Jedes mal wenn ich sieh so ansah wollte ich sie einfach wegwerfen . Ich wieder stand diesem Drang und stellte sie beiseite. Wir bekamen noch eine Kleinigkeit zu essen bevor wie die Wägen und Panzer beluden, unsere Waffen nahmen und uns auf den Weg machten. Ich saß zusammen mit 4 weiteren auf der Ladefläche eines relativ großen Wagens. Wir schwiegen, alle. Ich hatte mein Gewähr in den Armen und schaute der Landschaft nach ,die sich neben uns erstreckte hinterher. Ungläubig grinste ich. Ich war erst vor wenigen Tagen 17 geworden und wusste nicht ob ich jemals volljährig werden würde. Natürlich war ich keinesfalls der jüngste der nun um sein Leben bangen durfte, schließlich hatte ich Kinder gesehen die 2 Jahre und noch jünger waren als ich , diese mussten auch mit kommen. Noch grinsten sie freudig darüber, Seite an Seite mit Eltern, Geschwistern oder anderen Verwandten Soldat "spielen" zu können und stolz ihrem Land dienen zu dürfen . Das alles erschien mir so surreal ,dass ich mir am liebsten mit diesem Gewähr in den Kopf geschossen hätte um wieder in meinem Bett bei meiner Familie auf zu wachen und mein ruhiges, unbeschwertes Leben weiter zu führen. Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht aus diesem Albtraum erwachen. Ich wollte zu Katharina und bei ihr bleiben, für sie Sorgen und sie beschützen. Als ich so daran dachte schwor ich mir sie zu meiner Frau zu machen ,sollte wir das überleben. Nur durch diesen Entschluss fasste ich den Mut und die Kraft weiter zu machen . ,,Was grinst du so blöd? Weißt du etwa nicht was wir hier machen?", fragte mich einer der Männer genervt. ,,Wenn ich das hier überlebe, werde ich sie mir zur Frau nehmen", flüsterte ich schon fast. Die Überraschung stand allen vieren ins Gesicht geschrieben. ,,Ist das nicht naiv?! Du bist ein Kind ! Noch dazu herrscht Krieg und du gehst an die Front! ", rief er und wollte mich wohl auf den Boden der Tatsachen holen. Ich war mir dem bewusst, genauso wie meiner Angst und der der Soldaten um mich herum. Nur noch wenige Minuten , dann würden wir die ersten Schüsse hören und wenig später auch die ersten Soldaten sehen. Bis dahin lehnte ich mich weitestgehend zurück und schaute zum Himmel. Kapitel 8: 8 ------------ Viel zu lange war ich dort, doch ich habe über lebt. Ich bin zurück ,auch wenn ich gerade auf der Krankenstation lag. Glücklicherweise hatte ich bloß einige Streifschüsse abbekommen. Ich war erschöpft ,doch konnte ich nicht schlafen ,da ich sonst diese Bilder sehe. Ich sehe wie Menschen sich gegenseitig umbringen, wie Kinder erschossen werden, wie nur etwa zehn Meter neben mir der Boden explodiert und wie die Kugeln auf mich zu fliegen. Ich spüre wie meine Haut reißt und das Metall einige Fasern meines Körpers zerreißt ,während diese Stellen nach hinten gestoßen werden. Ich spüre wie mein warmes Blut mir in Strömen über den Körper läuft und mir eine Kugel im Bein steckt. Meine Kameraden schreien, sei es vor Schmerz, vor Eifer oder seien es Befehle. Ich hörte meinen Namen, dann wachte ich auf. Panisch sah ich mich um, während die Schwester mich versuchte zu beruhigen. Bald realisierte ich, dass ich nur geträumt hatte und das alles für mich vorbei war. Ich spürte wie mein Herz ruhiger schlug und ich wieder Luft bekam. ,,Alles in Ordnung werter Herr?", fragte die Schwester besorgt. Sie war schön. Sie hatte lange, blonde Haare die sie in einen Dutt gebunden hatte und dazu braune Augen. Ihre Sommersprossen gaben ihr was lebendiges, im Gegensatz zu ihrer viel zu blassen Haut. Ich nickte. Auf einmal hatte ich einen Kloß im Hals. Die blonde gab mir ein Glaß mit Wasser, welches ich langsam aus trank. Seit der Krieg begonnen hatte waren nun etwa drei Jahre her und seit drei Jahren war ich so sparsam mit Nahrung geworden ,dass ich beinahe nur ein Skelett war bevor ich zur Armee kam. Mein ganzer Körper schmerzte und doch hatte ich so viel Energie, dass ich hätte aufspringen und einfach los rennen können . Doch konnte ich nicht , zum einen wegen der Schmerzen ,zum anderen jedoch ,da es recht knapp war und sie mir vielleicht nicht mehr helfen könnten würden meine Wunden wieder aufgehen und ich noch mehr Blut verlieren. Wie gesagt: ich hatte keine Angst zu sterben ,aber ich wollte noch zwei Dinge machen bevor ich sterben würde: Ich wollte meine Mutter und Geschwister ein letztes Mal umarmen und sie lachen sehen und hören und das zweite, ich wollte noch ein Mal mit Maria reden, so wie wir es in den Nächten so oft getan haben und ich wollte sie nur noch ein Mal küssen und ihr sagen wie sehr ich sie liebte. Kapitel 9: 9 ------------ Eine gefühlt endlose Zeit war ich noch noch dort. Mir wurden verschiedenste Bücher gegeben, ich konnte mich nur noch schleierhaft daran erinnern als ich das letzte mal eines in der Hand hatte, geschweige denn gelesen hatte. Es war so still. Meine Gedanken, welche ich zuvor die meiste Zeit über verdrängen konnte, holten mich nun ein. Ich fragte mich ob meine Familie überhaupt noch lebte, falls ja, wie würde es ihnen nun gehen? Was ist mit Katjusha? Werde ich sie jemals wieder sehen? In diesen Momenten wünschte ich mich zurück an die Arbeit. Im Laufe der Zeit wurde mir mitgeteilt, dass ich fürs erste vom Militärdienst befreit wäre und zurück nach Hause sollte. Ich freute mich über diese Nachricht. Ich war noch ein letztes Mal zurück in mein "Heim der letzten Jahre" zurück gegangen und hatte einige Sachen geholt die ich noch dort hatte. Es war spät ,als ich mit meiner Tasche ein letztes Mal am Ufer des Sees entlang ging und in Erinnerungen versank. Ich ging zu den Sträuchern an denen wir uns so viele Male getroffen hatten und sah sie, wie sie dort saß und auf das Wasser schaute. Ich musste lächeln und war so glücklich wie nur selten zuvor. Langsam schlich ich mich an und legte meine Arme von hinten um sie. Ich hatte ihr eine Hand leicht auf den Mund gelegt ,damit sie nicht schrie. Sie zuckte zusammen und wand sich zu mir um. Ich sah Tränen in ihren Augen und ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie schlang ihre dünnen Arme um meinen Brustkorb und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich spürte wie sie bebte und wie ihre Tränen ein wenig an meiner Haut hinab rollten. Sie sagte viele Male wie froh sie doch war, dass ich nicht gestorben war und ,dass sie mich nicht mehr gehen lassen würde. Ich schwieg ,hielt sie im arm und lächelte. Ich hatte mein Gesicht teilweise in ihrem Kopftuch vergraben und roch das erste mal ihren Duft. Bald schon war es ruhig, Katharina hatte aufgehört zu weinen und schmiegte sich nur noch an mich. Ich wollte nicht gehen, doch würden wir nun nicht gehen würden wir vielleicht gefunden. Wir mussten in das selbe Dorf, sie nach Hause und ich zum Bahnhof. Wieso ich nicht selber fuhr oder mich mein Vater brachte? Ich hatte vor einem Jahr die Nachricht bekommen er sei verstorben und selber hatte ich keine Ahnung wie man fuhr. Ich brachte den Mut noch auf, Katjusha zumindest vor ihr Tor zu bringen. Ich fragte, wann und wo ich sie wieder sehen könnte. ,,Morgen um 12 werde ich am Bahnhof auf dich warten", sagte sie. Ein letzter Kuss zum Abschied und sie ging durch das hohe Blechtor. Ich sah ihr nach bis es sich vollkommen geschlossen hatte und ging dann zum Bahnhof. Nur noch eine kurze Zeit, dann würde ich meine Familie sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)