Beyond the Happy Ending von MsBlueLion ================================================================================ Kapitel 5: Begegnung -------------------- N° 5: Begegnung   Inu Yasha hatte seine Richtung geändert, seit er von Totosai aufgebrochen war und der Schmutz und Ruß sich langsam wieder in Gras und Bäume verwandelt hatte. Sein Weg führte ihn nun immer weiter nach Südwesten und doch hielt der momentane Frieden des Waldes weder seine Hündchenohren davon ab, hin und her zu zucken, noch verhinderte er das unangenehme Kribbeln, welches derzeit auf seiner Haut lastete. Bisher waren drei Tage vergangen – drei Tage scheinbar friedlichen Reisens, abgesehen von diesen gelegentlichen Anfällen des Unbehagens und doch konnte er unter all der Ruhe nicht bestätigen, ob tatsächlich etwas in der Luft lag oder nicht. Zum wiederholten Male an diesem Tag hob der Halbdämon seine Nase, atmete die ungefilterten Gerüche um sich herum ein und kategorisierte die Düfte, die im Wind mitgetragen wurden. Er verlangsamte sein Tempo und ein leichtes Stirnrunzeln bildete sich in seinem Gesicht, als er immer häufiger denselben Hauch von Etwas auffing, bevor er es genauso schnell wieder verlor. Es irritierte ihn, er konnte nicht spezifisch bestimmen was genau er da eigentlich roch, aber es schien um ihn herum zu schweben, obwohl es nicht greifbar war. Leise knurrend steckte er die Arme tiefer in die Ärmel seiner Feuerrattenrobe, ein einziges flauschiges Ohr zuckte und drehte sich dann in die Richtung, aus der es das nächstgelegene Geräusch gehört hatte und aus dem Augenwinkel konnte der Halbdämon erkennen wie ein Hase zwischen dem Unterholz verschwand, aber er lief weiter und schenkte dem Tier keine Beachtung.   Die Krallen seiner linken Hand streiften eine glatte und harte Oberfläche, unbewusst umfassten seine Finger die Scheide des Dolches und strichen langsam über das Holz. Er hatte das leichte Gewicht während seiner Reise größtenteils ignoriert und sich nur während einer Pause in der Nacht noch einmal näher damit beschäftigt, war aber immer noch nicht wirklich dahintergekommen, was Sesshoumaru mit dem Ding wohl wollte. Anfänglich war ihm der Gedanken gekommen, dass der Daiyokai vielleicht genug davon bekommen hatte, seine Klauen mit unwürdigen Dingen zu beschmutzen und daher die Waffe bevorzugen würde, doch am Ende fiel ihm ein, dass ein gewisser Teil seines Bruders es sogar priorisieren würde, seine Krallen in Blut zu baden – solange nichts seine makellose Robe berührte. Also musste er sich fragen, ob der Dolch vielleicht ein Art Geschenk war, obgleich er sich nicht vorstellen konnte, dass es jemanden gelungen war Sesshoumarus Gunst zu erlangen, der nicht Rin hieß. Das Mädchen war vermutlich die einzige Person auf der Welt, die tatsächlich etwas von dem Daiyokai bekommen hatte, was mehr als nur Desinteresse oder Ablehnung war.   Inu Yasha hatte in den letzten Jahren oft verfolgt, wie sein Bruder dem Menschenkind während seiner kurzen Besuche immer wieder Kleidung oder kleine Gegenstände mitgebracht hatte, die er wahrscheinlich irgendwo auf seinen Reisen aufgesammelt hatte. Man könnte fast meinen, dass Sesshoumaru in der vergangenen Zeit nicht nur über das Kind gewacht hatte, sondern sich darüber hinaus auch tatsächlich um sie sorgte und das hatte dem Halbdämon an machen grauen Tagen einen schmerzhaften Stich versetzt. Er konnte Rin keinen Vorwurf dafür machen, dass sie sich in das kalte Herz seines Bruders geschlichen hatte, aber er konnte auch nicht einfach die Tatsache ignorieren, dass sie etwas besaß, wofür er jahrelang erfolglos gekämpft hatte.   Ein Mensch, der mehr Anerkennung erhält, als die eigene Familie.   Kopfschüttelnd unterdrückte er den Gedanken und biss die Zähne zusammen, um die aufkeimenden Gefühle auszublenden. Er war sich bewusst, dass sein dämonisches Selbst über diese Entwicklung wütend war, während sein menschlicher Teil mit dem Empfinden des Verrates zu kämpfen hatte, doch er würde diese Sachen nicht an sich heranlassen.   Aber ist es fair? Akzeptanz für sie, während du nur Zurückweisung erhältst?   Nein, es war nicht fair, aber das war sein Leben noch nie. Er musste sich schon immer mit der Scheiße beschäftigen und war am Ende auf die ein oder andere Art und Weise darüber hinweggekommen. Verdammt, er war schließlich besser als das und am allerwenigstens verdiente Rin seinen Zorn darüber. Wenn überhaupt, sollte er Sesshoumaru die Schuld dafür geben, doch sicherlich würde er damit eher Zeit verschwenden, als irgendetwas zu erreichen. Also warum es überhaupt versuchen? Schlussendlich konnte er die Dinge nicht ändern, egal wie sehr er sich anstrengen würde und wenn er an das letzte Zusammentreffen mit seinem Bruder dachte, dann war er sich sicher, dass es seine bereits verwirrten Gedanken und Gefühle nur noch mehr in Mitleidenschaft ziehen würde. Immerhin hatte der Daiyokai sehr deutlich gemacht, was er von dem Halbdämon hielt, auch wenn Sesshoumaru in den vergangenen Jahren oft Worte sprach, dann aber entgegen ihnen handelte. Nicht das Inu Yasha jemals aus den Taten des Älteren schlau geworden wäre, denn in den meisten Fällen blieb er eher mit irritierender Verwirrung zurück, als tatsächlich zu begreifen, wie dessen Wesen funktionierte. Aber schließlich war es Sesshoumaru gewesen der seinen Tod forderte und solange er noch auf der Welt wandelte, konnte er sich nicht wirklich darüber beschweren – es gab ihm immerhin die kleine und verdrehte Hoffnung, dass ihn wegen dieses Versprechens niemand anderes töten konnte und das war doch auch irgendwie ein Trost, oder?   Vermutlich wären seine Gedanken noch weitergewandert, wenn er nicht plötzlich zum Stillstand gekommen wäre. Seine beiden Ohren zuckten und waren hoch oben aufgerichtet, als sich seine Augen verengten. Als ob es von einem fernen Wind getragen würde, hätte der Halbdämon schwören können, dass er gerade die leisesten Geräusche eines Lachens gehört hatte. Doch im Gegensatz zu der angenehmen Wärme, die der Klang normalerweise anregte, liefen ihm ein kalter Schauer über die Wirbelsäule und genau wie der Duft, war auch der Klang so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Mit ernstem Blick durchsuchte Inu Yasha den umliegenden Wald nach jedem noch so kleinen Anzeichen einer Präsenz, aber alles was er lokalisieren konnte waren Wildtiere und dies hinterließ ein zutiefst verstörendes Brennen auf seiner Haut, als wäre er in Eiswasser eingetaucht. Und zum ersten Mal seit seinem Aufbruch zweifelte er an seiner Entscheidung das Dorf verlassen zu haben. Seinen sicheren Hafen. Denn in gewisser Weise war es neben Goshinboku der einzige Ort, den er jemals Zuhause angerufen hatte und es war eine Basis für sich und die Anderen gewesen, als sie Naraku gejagt hatte. Es war Kikyos Zuhause, dann Keades, jetzt das seiner Freunde und es hätte auch Kagomes Zuhause werden können.   Doch wie bei allen Dingen im Leben, musst es einmal ein Ende geben. Er hatte dieses Kapitel endgültig abgeschlossen, als er sich auf seine Reise begeben hatte und wenn er jetzt wieder zurückkehrte, könnte er es vielleicht nie wieder verlassen und das würde er in Zukunft sicher bereuen. Schließlich hatte er schon immer mit dem Wissen leben müssen, dass er früher oder später aus dem Dorf geschmissen wurde, spätestens dann, wenn die Gören von Sango und Miroku im Alter starben. Warum sollte er also darauf warten wie ein Hund vor die Tür gesetzt zu werden, wenn er von selbst gehen konnte? Seine Finger fanden den Rosenkranz um seinen Hals und er richtete seinen Körper zur vollen Größe auf, als er einen tiefen Atemzug ausstieß und versuchte seine Gedanken zu rationalisieren. Genug davon, dachte er sich und begann wieder in einen Laufschritt zu fallen. Er hatte die Entscheidung getroffen und er würde jetzt nicht davon zurücktreten. Im Moment gab es wichtiger Dinge, mit denen er sich befassen musste und dafür brauchte er keinerlei Ablenkung. Schließlich hatte er ein Ziel und wenn er dies erreichen wollte, musste er auf seine eigenen Stärken vertrauen, ohne immer wieder an die Sachen zu denken, die er womöglich verloren hatte. Und was würde sein Vater nur sagen, wenn er ihn in dieser Position sehen würde? Oder noch schlimmer Sesshoumaru?   Mit einem geistigen Kopfschütteln steigerte Inu Yasha sein Tempo und verschwand wieder zwischen den bunten Blättern und schweren Ästen. Er würde schon herausfinden was diese seltsamen Vorfälle ausgelöst hatte und denjenigen finden, gegen den sein alter Herr gescheitert war. Und je mehr Yokai er dazwischen töten musste, desto eher konnte er auch ein wenig Stressabbau betätigen. Mit einem leichten Grinsen schoss sich der Halbdämon über die nächsten Bäume hinweg und war schon bald inmitten der farbigen Baumkronen nicht mehr zu erkennen. ---------------------------------------------------------------------------------   Goldene Augen starrten nach vorn, während Sesshoumaru unbehelligt durch das dichte Laub und Unterholz schritt. Vereinzelte kämpften sich Sonnenstrahlen ihren Weg durch das massive Vordach von Ästen, um die Erde darunter tatsächlich berühren zu können und färbten das Licht der Umgebung in ruhigen Orange- und Brauntönen, zwischen denen der Daiyokai fast unwirklich wirkte. Nachdem er Jaken mit Ah-Uhn bei Rin gelassen hatte, war der Hundedämon weiter in den Wald hinein gewandert, um sich in aller Ruhe mit den Ereignissen der vergangenen Tage und Wochen befassen zu können. Schritt für Schritt schlängelte sich seine imposante Gestalt zwischen den Bäumen hindurch, während seine ausdruckslose Maske unverändert blieb und nichts um ihn herum an ihn heranzutreten schien. Seit dem Gespräch mit seiner Mutter, fand sich der Hundedämon immer öfter in seinen eigenen Gedanken wieder. Die Dinge, die er von Shayou erfahren hatte, waren milde gesprochen beunruhigend und ein Teil von ihm erzürnte sich darüber, dass solche Ereignisse trotzt ihrer Priorität bis jetzt vor ihm verborgen gehalten wurden. Schließlich war die Tatsache, dass ein Mensch dazu in der Lage war den Lebensfluss der Uralten zu stören, problematisch und die Ungewissheit und das Fehlen an brauchbaren Informationen waren selbst für ihn eine unliebsame Sache, die er möglichst schnell beseitigen wollte.   Für den Augenblick jedoch schloss Sesshoumaru die Augen und erlaubte den Frieden der Natur kurzzeitig einen Zugang zu seinem gesamten Wesen. Tief Luft holend, konnte er trotz der ruhigen Aura um sich herum noch immer das Gift in den Venen des Planeten pulsieren fühlen und er brauchte ein paar Sekunden, bevor er die wachsende Verärgerung in die entlegensten Teile seines Bewusstseins stoßen konnte. Mit aller Kraft leerte er vorerst seine Gedanken, übergab seinen Körper Mutter Natur und hielt seinen Geist ruhig und zentriert, als seine Sinne sich in... etwas verfingen. Der Daiyokai blieb stehen und starrte stumm nach vorn, während er versuchte genau das aufzuspüren, was sein Yoki so verstörend fand. Aber sobald er sich an etwas Greifbaren klammerte, war es genauso schnell verschwunden und dieses Gefühl zu verfolgen war, als würde man versuchen den Wind selbst zu verfolgen.   Frisch genervt begann sich der Hundedämon wieder zu bewegen und folgte dem leisen Echo seiner Instinkte, welche ihn weiter hinein in den Wald zogen. Es irritierte ihn mehr als alles andere, dass er nicht identifizieren konnte, was gerade über seine Sinne gekrochen war und für einen Wimpernschlag blitzen weiße Reißzähne gefährlich auf, bevor der stoische Ausdruck genauso schnell wieder sein Gesicht erreichte und jegliche Regungen verloren gingen. Er mag vielleicht noch immer arrogant sein, aber bei weiten nicht mehr so stolz und dumm, wie noch vor wenigen Jahren. Die Zeit, die er damit verbrachte gegen Naraku zu kämpfen, hatte viel dazu beigetragen seine Gedanken über die Bekämpfung eines Feindes zu ändern und er verstand jetzt, dass es töricht wäre, solche Schlachten ohne angemessene Unterstützung zu führen. So sehr es ihn auch störte, er würde keine offensichtlich voreiligen Züge begehen, bevor er nicht alle nötigen Antworten auf seine Fragen hatte und dies schloss seine momentane Situation mit ein.   Seine kurze Reise führte den Daiyokai auf eine kleine Lichtung, unweit von dem Platz entfernt, an dem er seine Begleiter zurückgelassen hatte. Er würde es nicht riskieren, in solch unsicheren Zeiten Jaken die volle Verantwortung für Rin zu überlassen, wenn die verbliebenen Yokai in den letzten Wochen weitaus aggressiver und gefährlicher geworden waren. Auch wenn er als das tödlichste Wesen im gesamten Umkreis galt, gegen Dummheit konnte selbst er nichts ausrichten und es wäre daher naiv zu glauben, dass die Dämonen trotz seiner anhaltenden Präsenz nicht angreifen würde. Und so sehr der nervige Kappa seine Bemühungen ihm gegenüber hoch hielt, dagegen hätte auch er keine Chance. Sesshoumaru neigte leicht den Kopf, während der Wind sanft über sein Gesicht flüsterte. Das Summen seiner Instinkte hatte nicht aufgehört, stattdessen wurde es mit jedem Atemzug nur deutlicher, obgleich er keine Gefahr in etlichen Kilometern Entfernung spüren konnte. Etwas war dort draußen. Und sobald er den Fuß hob und wieder zu gehen begann, verband sich derselbe störende Geruch mit seinen Sinnen, nur um erneut wieder spurlos zu verschwinden. Seine Geduld wankte für einen Augenblick, er hatte keine Zeit für solch belanglose Spiele. Mit einem leisen Knurren ließ der Hundedämon sein Yoki durch den gesamten Wald pulsieren, bevor er mit kalter, verachtender Stimme sprach: „Zeig dich.“   Einen Moment lang war es still, dann ertönte ein schleichendes Lachen als Antwort. Goldene Pupillen blieben ausdruckslos, als sie sich auf den Rand der Bäume konzentrierten, an denen sich langsam eine dunkle Masse zu materialisieren begann. Blätter raschelten, die Gestalt wuchs auf Menschenhöhe an, aber genau wie der Duft und das Lachen war seine Form flüchtig und veränderte sich ständig.   „Ihr seid groß geworden, Sohn des verstorbene Inu no Taisho. Sesshoumaru, wenn ich mich recht erinnere? Der Spross des verstorbenen Generals, obwohl Ihr seinen Titel nicht übernommen habt...“ Die Stimme war nicht über ein flüstern hinaus, aber entgegen allen Erwartungen klang sie weich und tief und jegliche Anzeichen von Gefahr schienen ganz plötzlich verschwunden. Doch der Hundedämon würde sich nicht täuschen lassen. „Euer Vater hat mir viel Unmut bereitet, Sohn von Toga.“ Sesshoumaru blieb ruhig, seine Augen verengten sich minimal und er hielt sein stoisches Aussehen aufrecht, als er keinen Grund darin sah, auf diese Anschuldigung zu antworten. Schließlich war das, was einst passierte, zwischen dem ehemaligen General und diesem Menschen und nichts was ihn in irgendeiner Weise betreffen oder kümmern würde. So wurde die Stille stattdessen erneut von einem Lachen unterbrochen, welches zwischen den knorrigen Ästen wiederzuhallen schien.   „Nun, ich kann sehen, dass Ihr wohl eher nach Eurer Mutter kommt. Es ist dann also der junge Halbdämon, der Eurem Vater in dessen... Temperament nacheifert, habe ich nicht Recht?“ „Genug.“ Sprach der Hunddämon kalt und sein Yoki flammte weiter auf. „Entweder Ihr greift an oder seid aus meiner Gegenwart verschwunden.“ Sesshoumaru bewegte sich keinen Millimeter aus seiner Position heraus, auch wenn er innerlich brodelte. Ihm missfiel die Tatsache, dass diese vermeintliche Kreatur offenbar bereits mehr Wissen über die aktuelle Situation hatte als er selbst und das war in seinen Augen einfach inakzeptabel. Zumal die jüngsten Entwicklungen auch dazu geführt hatten, dass seine schon ohnehin brüchige Beziehung zu seinem Halbbruder fast nicht mehr vorhanden war und wenn dieser seltsame Mensch tatsächlich auch über Inu Yasha und damit Tessaiga Bescheid wusste, dann befanden sie sich mehr als nur im Nachteil.   „Als ich erfuhr wer Euer Vater war, habe ich darüber tatsächlich nachgedacht. Aber ich halte Euch für so schlau, dass Ihr denselben törichten Fehler des Inu no Taisho kein zweites Mal begehen werdet.“ Das Wesen krümmte sich leicht, bewegte sich schwerfällig um den Stamm eines Baumes herum und hob den Kopf, als würde es ihn direkt anstarren. „Denn ich bin sicher, Ihr habt bereits erfahren wer ich bin.“ „Was mein Vater tat, lag allein in seiner Verantwortung.“ „Das ist erfreulich zu hören. Dann werden wir gut miteinander auskommen.“ Die melodiöse Stimme schwebte durch die Luft und kräuselte sich in den spitzen Ohren des Daiyokai. Gestreifte Augenlider zuckten sich leicht und Mokomoko wog in schwerer Verärgerung hinter ihm hin und her. „Macht keine Fehler, SeKain. Ich werde Euch anstelle meines Vaters töten und ich werde sicher nicht nachsichtig mit Euch sein.“   Damit schoss eine leuchtend grüne Peitsche über die Lichtung hinweg, Sesshoumaru folgte seinem Angriff mit seinem eigenen Körper und vergiftete Klauen gruben sich tief in die schwarze Masse ein. Ein Zischen erfüllte die Luft und die Kreatur an seiner Hand begann sich Stück für Stück aufzulösen, als sie unter dem Einfluss des Giftes zu schmelzen begann. Die zähe Konsistenz klebte noch ein paar Momente länger zusammen, bevor sie zu nichts weiter als einem verkommenden Fleck auf dem Boden zusammenfiel. „Mhm, immer so stoisch und doch so heißblütig. Ihr Söhne des verstorbenen Inu no Taisho seid wirklich unterhaltsam. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung, Sesshoumaru.“ Und mit diesen flüchtigen Worten blieb, was auch immer gerade noch vorhanden gewesen war, übrig und jegliche Spur von SeKains Präsenz verschwand spurlos mit dem nächsten Windstoß.   Silberne Strähnen bewegten sich sanft, als Sesshoumaru auf die Überreste des seltsamen Geschöpfes blickte und seine goldenen Augen tödlich kalt glänzten. Als Granit stehend, berührte nicht einmal ein Luftzug die Haut des Daiyokai, als sein Yoki wütend über sein Alabasterfleisch kochte und er sich selbst um Ruhe bemühte. Höchstwahrscheinlich vergingen nur ein paar Sekunden, bevor er sich genug kontrollierte, um seine Kraft wieder in sich zu ziehen und die gefährliche Aura vollkommen aufzulösen. Dennoch blieb der bittere Beigeschmack, denn er hatte sich nun doch zu einer impulsiven Tat hinreißen lassen und seinem Gegner damit mehr offenbart, als es vermutlich gut wäre. Wortlos drehte er sich um und verließ die Lichtung, um zu seinen Begleitern zurückzukehren, die Gesichtszüge härter als üblich. Mit SeKains plötzlichen Auftauchen hatten sich die Dinge geändert und das schneller als ihm lieb war und in eine Richtung, die er nicht anstreben wollte. Anscheinend wurde es nun doch Zeit, dass er sich in dieses seltsame Spiel einmischte. ---------------------------------------------------------------------------------   Die heiße Quelle zu erreichen, war verdammt schwer. Inu Yasha musste sich von der Sicherheit der Baumkronen hinab auf die mit Laub bedeckte Erde begeben und sich durch Gebüsch und Unterholz zwängen, um überhaupt an das dampfende Wasser heranzukommen. Einmal dort, zog er seinen Haori und Hakama aus, faltete die Kleidung zu einem kleinen Bündel am Rande und legte sein Schwert sicher daneben. Vorsichtig trat er über die rauen Felsen, bis er eine gute Einstiegsstelle gefunden hatte und ließ sich langsam in das heiße Becken hinabgleiten, welches ein entzücktes Seufzen von seinen Lippen riss. Oh wie ich das vermisst habe... Verglichen mit der unangenehmen Kälte des Tages, war dies hier ein sehr willkommenes Stückchen Paradies und mit geschlossenen Augen lehnte sich der Halbdämon an einen glatten Stein zurück. Er konnte bereits spüren wie sich seine verspannten Muskeln und Sehen lockerten und die übrig gebliebenen blauen Flecke im sprudelnden Wasser heilten.   Es kam nicht oft vor, dass er eine heiße Quelle fand. Auch während seiner früheren Reisen war eine solche Entdeckung mit einer gewaltigen Portion Glück versehen und vor allem in den kalten Jahreszeiten, war die Hitze eine begrüßenswerte Abwechslung, welche man definitiv auskosten musste. Mit einem leisen Stöhnen glitt er weiter vorwärts, sein jetzt nasses Haar breitete sich fächerartig hinter ihm auf und er stieß einen tiefen Atemzug aus, als er seine Augen halb öffnete. Der weiße Dampf wirbelte um seinen Körper herum und seine goldenen Pupillen beobachteten entspannt, wie der Dunst im matten Licht des Tages höher stieg und dann verschwand. Je weiter er sich der Mitte näherte, desto tiefer und trüber wurde das Wasser und seine Form verschwamm weiter mit den Schatten in der Dunkelheit, bis sich plötzlich etwas über sein Bein hinweg bewegte und er vollkommen erschrocken aus seiner Position aufsprang. In einer fließenden Bewegung stieß er seine Hand nach unten, umfasste das unbekannte Ding, warf den Arm zurück und ließ den Wasserkäfer mit einem männlichen Aufschrei und den Worten „Verdammte Scheiße!“ fliegen.   Direkt vor Sesshoumarus Gesicht.   Inu Yasha wusste nicht, wer in diesem Augenblick mehr überrascht war. Sesshoumaru, dessen kalter Ausdruck für einen Sekundenbruchteil tatsächlich abrutsche, oder er selbst, der immer noch mit tropfenden Haaren und weit aufgerissenen Augen in einer ziemlich kompromittierenden Haltung vor seinem Bruder herum hüpfte. Trotzdem schaffte es der Daiyokai das beleidigende Tier aus der Luft zu fangen und nahtlos hinter sich zu werfen, wo sich Jaken wie aus dem Nichts zu materialisieren schien und den Käfer gegen den Kopf bekam. Der kleine Kappa stolperte und taumelte zurück in die Büsche, bevor er unsanft auf den Boden landete. Doch der Halbdämon achtete nicht wirklich auf die Kröte, sondern starrte den Älteren nur weiter an, bis sein anfänglicher Schock zu Panik übersprang und er sich mit einem gekonnten Sprung wieder zurück in das tiefere Wasser flüchtete.   „Was zum Teufel machst du hier? Verfolgst du mich oder was?“ rief er genervt aus, die beiden dreieckigen Anhängsel fielen flach auf seinem Kopf zurück und er knurrte leise, als er einen guten Abstand zwischen ihnen schaffte – nun zumindest so weit, wie es ihm die Quelle erlaubte. Derweil wurde der ausdruckslose Blick von Sesshoumaru berechnend und er neigte leicht den Kopf, als seine goldenen Pupillen über Tessaiga schweiften, welches unweit von ihm entfernt lag und dann zurück zu seinem sehr schutzlosen Bruder glitten. „Denk gar nicht erst daran, Bastard! Ich kann dich auch ohne mein Schwert schlagen.“ Inu Yashas Knurren wurde lauter, er folgte der Blickrichtung seines Bruders und knackte mit den Fingern, um seine Aussage zu unterstützen. „Verschwinde schon von hier, ich wollte in Ruhe entspannen. Ich werd dir später in den Arsch treten!“ Sesshoumaru hob nur leicht eine Augenbraue und der Halbdämon wusste genau, dass der Andere in seinen Worten keinerlei Bedrohung fand. Vor allem nicht, wenn er nackt vor ihm im Wasser hockte.   „Temperament, Inu Yasha.“ „Fick dich.“ War die gereizte Antwort, ehe das Rascheln der Büsche seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Keine Sekunde später brach eine lachende Rin zwischen den Blättern hervor und wäre fast blindlings in die Quelle gestolpert, wenn der Halbdämon nicht nach vorn gesprungen und sie zurückgeschoben hätte. Irgendwo im Hintergrund erkannte er viel zu spät zwei Sachen. Erstens, er hatte dadurch seine Aufmerksamkeit von Sesshoumaru abgewandt und Zweitens war er gerade nackt vor einem Kind. Sehr nackt. Scheiße. Scheiße. Scheiße! Es war offensichtlich, dass die Verlegenheit über Inu Yasha herfiel und trotzdem waren seine Reflexe immer noch schnell genug. Sobald er sich sicher war, dass das Mädchen außer Gefahr war, duckte er sich innerhalb eines Wimpernschlages ins Wasser zurück und versteckte alle exponierten Stellen seines Körpers.   „Oh, Inu Yasha-Sama!“ Rin blickte mit einem Lachen zu ihm herüber, scheinbar überhaupt nicht irritiert oder erschrocken über die Situation und er konnte nur hoffen, dass sie nichts gesehen hatte, was sie in ihrem jungen Alter noch nicht sehen sollte. Verdammt, er fühlte sich schon fast so pervers wie Miroku, wenn er hier so schamlos herumsprang und er wollte nicht daran denken, was Kagome zu ihm sagen würde, wenn sie ihn jetzt sehen könnte. Er fingerte unbewusst an dem Rosenkranz um seinen Hals und plötzlich beschlich ihn eine tiefsitzende Angst, dass er, wenn er ihn nicht festhalten, alles von ihr vergessen würde. Seine Schultern sanken ein Stück herab und er unterdrückte ein leichtes Seufzen, als er diesen Gedanken schnell wieder abschüttelte. So sehr er es wollte, er konnte nicht zurückgehen, aber er konnte gleichzeitig auch nicht von ihr loslassen. Zumindest noch nicht. „Wolltet Ihr Euch auch in der heißen Quelle entspannen?“ Es gab ein kleines Plätschern, dann watete Rin an einem flacheren Stück des Beckens ins Wasser und seufzte glücklich, als die Wärme über ihre Beine kroch. Seine goldenen Augen hoben sich und er kehrte in die Realität zurück, als die sanften Wellen seinen Körper erreichten. „Das war der Plan...“ murrte er leise und starrte böse zu Sesshoumaru, der seinen Blick mit Unzufriedenheit erwiderte. Blöder Idiot. Warum musste er auch gerade an der Quelle auftauchen, die er für sich ausgesucht hatte? Das Mädchen summte leise und tauchte ihre Hände ins Wasser, ehe sie mit einem sanften Lächeln zu Inu Yasha aufschaute.   „Es ist schön Euch wiederzusehen, Inu Yasha-sama. Ich konnte mich das letzte Mal gar nicht von Euch verabschie-“ Sie wurde unterbrochen, als Jaken nach seiner kurzen Ohnmacht wieder neben Sesshoumaru auftauchte, mit großen Augen auf den Halbdämon blickte und dann zu kreischen begann. „Mischling! Wie kannst du es wagen den Ort zu beschmutzen, den Sesshoumaru-Sama extra für uns ausgesucht hat? Und Rin, in deinem Alter gehört es sich nicht, mit fremden Leuten einfach ein Bad zu nehmen!“ „Jaken-Sama, Inu Yasha-Sama ist weder schmutzig, noch ein Fremder. Er ist ein Freund und unter Freunden sollte man teilen.“ „Dummes Mädchen! Welcher dieser törichten Menschen hat dir denn diesen Unsinn beigebracht?“ „Ihr liegt falsch, Jaken-Sama, das ist kein Unsinn. Würdet Ihr sonst nicht jedes Mal verhungern, wenn Sesshoumaru-Sama oder ich Euch nichts von dem Essen abgeben würden? Was Ihr gesagt habt, war gegenüber Inu Yasha-Sama wirklich sehr unhöflich“, erwiderte sie ungewohnt ernst und ließ den Kappa mit offenen Mund zurück, als sie ihren braunen Augen auf den Daiyokai richtete und der weiche Ausdruck wieder ihr Gesicht ergriff. „Ich werde nach Ah-Uhn schauen. Bis bald, Inu Yasha-Sama.“ Und mit einer leichten Verbeugung verschwand sie wieder in den Wald, wohl wissend, dass sie momentan an dieser Situation nichts ausrichten konnte. ---------------------------------------------------------------------------------   Inu Yasha hätte über Jakens entsetztes Gesicht gelacht, wenn er sich nicht der noch immer bedrohlichen Anwesenheit seines Bruders bewusst gewesen wäre. So zuckten seine flauschigen Ohren nur leicht und er biss sich auf die Lippen, um das Grinsen davon abzuhalten, über seinen Mund zu wandern. Für ein paar Sekunden öffnete und schloss der Kappa seinen Schnabel, ohne das ein Wort ertönte, dann richtete er seinen feuerspeienden Stab auf den Halbdämon, bereit, ihn vollständig zu verbrennen. Ehe der Hanyo reagieren konnte, schickte eine vermeintlich unsichtbare Kraft den kleinen Yokai zurück zwischen die Bäume, wo er erneut mit einem dumpfen Schlag zum Erliegen kam und sich nicht mehr regte.   Mit zusammengekniffenen Augen starrte Inu Yasha zurück zu Sesshoumaru, doch dieser sah aus, als hätte er sich um keinen Zentimeter bewegt. Gruseliger Bastard, dachte er und schüttelte gedanklich mit dem Kopf. Doch während ihn der Daiyokai mit seiner üblichen, unberührten Überheblichkeit musterte, hielten seine Augen etwas Scharfes in sich, das normalerweise nicht vorhanden war. Der Halbdämon täuschte Unwissenheit vor und begann stattdessen das Wasser aus seinen Haaren zu streichen, hielt aber inne, als sich ein paar Rinnsale seinen Hündchenohren gefährlich näherte. Er zuckte bei dem unangenehmen Gefühl zusammen, schüttelte dann den Kopf und ließ eine Welle an Tropfen nach allen Richtungen fliegen. Ein leises Knurren ertönte und Sesshoumaru trat einen guten Schritt zurück, um der beleidigenden Flüssigkeit auszuweichen. „Hast du keine Manieren?“, fragte er flach und fuhr mit den Fingerspitzen prüfend über Mokomoko, zufrieden, dass das Fell trocken geblieben war. „Keh, als ob ich so etwas nötig hätte“, schoss Inu Yasha zurück, „nimm endlichen den Stock aus deinem verdammten Arsch und hör auf, so eine Prinzessin zu sein!“   Hätte er sich auch denken können, dass er das vielleicht hätte nichts sagen sollte.   Das Empfinden von Krallen, die sich um seinen Hals wickelten, war so vertraut, dass er fast nur resigniert Seufzen wollte. Jedoch war das Gefühl gegen Seide, Rüstung und Sesshoumaru gedrückt zu werden, während man selbst nichts anderes als nur die eigene nackte Haut trug, mehr als nur beunruhigend und er wackelte verzweifelt, um nur noch näher an den Körper des Älteren gezogen zu werden. Inu Yasha hob den Kopf und funkelte in das geschmolzene Gold von Sesshoumarus Augen, die im Gegensatz sein seinen viel härter und kälter wirkten. Kleine Bluttröpfchen quollen an den Einstichstellen seines Nackens hervor und liefen mit dem restlichen Wasser ungehindert über seinen Körper hinweg, als er zeitgleich versuchte, seine eigenen Krallen in das Handgelenk seines Bruders zu schlagen. Der Daiyokai reagierte nicht auf die Wunden an seinem Arm, sondern starrte einfach nur aufmerksam in das Gesicht des Halbdämons, als wäre er sich selbst noch nicht so sicher, was er als nächstes tun würde. Das war definitiv seltsam und würde Inu Yasha nicht gerade vor Luftmangel ersticken, hätte er diese Tatsache sicher weiter in Frage gestellt. Doch im Moment war er mehr damit beschäftigt, die aufkommenden, brennenden Tränen in seinen Augen zu unterdrücken und ein wenig hilflos zu versuchen gegen den Älteren zu treten, um sich irgendwie aus seiner misslichen Lage zu befreien.   Der Griff um seinen Hals war definitiv nicht stark genug um ihn zu töten, aber er wusste, wenn er nicht bald etwas unternahm, würde er sicher ohnmächtig werden. Es war schon fast lachhaft, dass ihm diese Situation so verdammt bekannt vorkam und er sich erneut Sesshoumarus Launen aussetzen musste. Wenigstens wirkte sein Bruder gefasster als das letzte Mal und wenn da nicht dieser seltsame Ausdruck in dessen Augen wäre, könnte man fast meinen, es sei alles ganz normal und der ältere Hundedämon würde ihn einfach mit einem abwertenden Kommentar zurück ins Wasser werfen und gehen. Doch der Daiyokai hielt seine Position und Inu Yashas Magen machte einen kleinen Satz, als eine unbekannte Emotion durch die kalten Pupillen des Anderen blitzte. Die schmalen Augen waren auf einmal voller Neuberechnung und Wissen und der Jüngere glaubte zu verstehen, dass sich irgendetwas geändert haben musste. Was auch immer gerade durch Sesshoumarus Kopf lief, es hatte etwas in ihm ausgelöst und minutiös plätteten sich Hündchenohren, bevor sich der Halt um das Genick des Halbdämons plötzlich lockerte und er tief einatmete. Mit jedem neuen Luftzug, wurde er sich dem starken und vertrauten Geruch seines Bruders bewusst. Eine Mischung aus unberührtem Wald, einem ankommenden Gewittersturm und etwas Scharfen, was er einfach nicht identifizieren konnte. Und darunter pulsierte all das vertraute Yoki in einem stetigen Strom dahin, tief und mit wildem Moschus versetzt, der an Kreaturen und Dunkelheit erinnerte. Es war der Geruch eines Raubtieres. Und.... Familie. Verwirrt und mehr als nur ein bisschen beunruhigt von all dem, begann sich Inu Yasha langsam zurückzuziehen, als er bemerkte, dass er sich zu weit in den Duft hinein gelehnt hatte und seine Nase fast die blasse, glatte Haut des Älteren berührte. Und wie durch ein Wunder, ließ ihn der Hundedämon tatsächlich los und er stolperte ein paar Schritte zurück in die heiße Quelle, Sesshoumaru über ihn aufragend. Als Inu Yasha klar wurde, dass er noch immer vollkommen nackt und irgendwie schutzlos dastand, griff er nach seinem Hakama, zog die Hose und den Fundoshi an und band sie hastig mit dem Obi zusammen. Sein Blick war misstrauisch, als er den stillen Daiyokai beobachtete, der ihn einfach nicht aus den Augen ließ, so als würde er auf irgendetwas warten.   „Was?“, durchbrach der Jüngere irgendwann das Schweigen zwischen ihnen, seine Stimme noch immer rau von dem vorherigen Missbrauch seines Halses. „Rin mag dich.“ Die plötzliche Aussage war so stumpf und so unerwartet, dass Inu Yasha den Mund öffnete, obwohl ihm keine Erwiderung darauf einfiel. Er hatte mit allen möglichen Beleidigungen gerechnet, aber ganz sicher nicht mit so etwas. Doch wenn er in das Gesicht seines Bruders blickte, wurde ihm klar, dass dieser es vollkommen ernst meinte. „Ähm.... es scheint so?“ , murmelte der Halbdämon unsicher und fragte sich, in welche Richtung dieses Gespräch wohl gerade ging. „Hn.“ Als würde dieses Wort die Welt erklären, hob Sesshoumaru den Kopf, bevor er sich scharf in die Richtung umwandte, in die Rin verschwunden war. Fast zeitgleich hallte ein Brüllen und Krachen durch den Wald und beide Brüder waren innerhalb weniger Sekunden zwischen den Bäumen verschwunden, um sich dem entgegenzustellen, was auch immer da kommen mag. ---------------------------------------------------------------------------------   Inu Yasha, der nur schnell nach Tessaiga und seinem Haori greifen konnte, erhaschte einen kurzen Überblick über die Situation, ehe das Schwert in seinen Händen mit einem Brüllen erwachte und er eine Kaze no Kizu in Richtung des Skorpiondämons schickte. Das Biest kräuselte sich unter seinem Angriff hinweg und schlug mit seinem Stachel in seine Richtung, wurde aber von der leuchten grünen Peitsche des Daiyokai abgelenkt, der wenige Meter über den Boden schwebte. Der Halbdämon erkannte aus dem Augenwinkel, wie Rin sich hinter einem Baum presste, Jakens bewusstlose Gestalt neben sich auf den Boden und er fluchte leise, als der den Drachen seines Bruders auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung entdeckte. Er wich dem heranfliegenden Schwanz des Yokai aus, blockierte die aufgewirbelten Steine und Dreckklumpen mit Tessaiga und schoss dann zu dem Mädchen, die bei seinem plötzlichen Auftauchen erschrocken aufkeuchte, bevor ihre Augen vor Erleichterung glänzten. „Hier. Das sollte dir für den Moment genügend Schutz geben.“ Damit warf Inu Yasha seinen Haori über Rins kleiner Gestalt, die von dem langen Stoff fast verschluckt wurde und war in Sekundenschnelle wieder zurück ins Kampfgeschehen gesprungen.   Sesshoumaru hatte den Skorpion in der Zwischenzeit auf einem Augen erblinden lassen und schnitt eine tiefe Wunde in den Rumpf der Bestie, ehe er der nächsten Windnarbe des Halbdämons ausweichen musste. Fast schon amüsiert beobachtete er, wie sein halbnackter jüngerer Bruder den Angriffen des Dämons auswich und dabei wie ein aufgeregter Welpe knurrte und Obszönitäten bellte, als er vergeblich versuchte, einen gescheiten Treffer zu landen. Nachdem er sich das Schauspiel noch einige Minuten angeschaut hatte, zog er in einer fließenden Bewegung Bakusaiga aus seiner Scheide und ließ sein Yoki aufflammen, sodass die Klinge in ein unheimlich grünes Licht getaucht wurde. Inu Yasha, der den plötzlich Anstieg der Energie gespürt hatte, rollte unter dem Körper des Dämons hervor und warf sich beiseite, ehe er selbst zum Opfer der Zerstörungskraft von Sesshoumarus Kenatsu wurde. Der Yokai zischte wütend, drehte sich zu dem schwebenden Hundedämon und richtete sich zu seiner vollen Größe auf - bevor er jäh in seiner Bewegung innehielt und sich sein verbliebenes Auge auf den kleinen Flecken Rot konzentrierte, der sich in einigen Metern Entfernung hinter einem Baum versteckte. Mit einem Brüllen und einem unerwarteten Geschwindigkeitsschub, schoss er zur Seite, ließ seinen Schwanz nach vorn schnellen und schlug augenblicklich nach dem roten Ding, nur um von einer scharfen Klinge in zwei Hälften geschnitten zu werden, die sich von unten in sein Körper bohrte.   „Verdammtes Arschloch!“ Der Halbdämon presste sich mit aller Kraft gegen den schweren Torso des Skorpions, Tessaiga fest in dem Fleisch eingebettet. Der Dämon wölbte sich auf, versuchte das Schwert aus sich herauszuholen, aber je mehr er sich bewegte, desto tiefer rutschte es hinein. Mit einem letzten Aufbäume, stieß er seinen Stachel nach unten und erwischte den Körper unter sich mit der Ecke der tödlichen Spitze, bevor es einen plötzlichen Ruck gab und die Waffe quer durch seinen Hals schnitt. Blut spritze, Rin schrie entsetzte auf und Inu Yasha taumelte nach hinten, als der Yokai leblos neben ihn auf den Boden knallte. „Fuck... schrei nicht so Rin!“ Das Brennen von etwas Fremden in seinen Adern lenkte den Halbdämon von dem Mädchen ab und er blickte auf seine Schulter, in der sich ein glänzend schwarzer Splitter des abgebrochenen Stachels eingebettet hatte. Seine Vision verschwamm für einen Moment, dann verstand er, was ihn so an diesem Gefühl störte. Gift. Dieser verdammte Skorpion war tatsächlich giftig gewesen! Scheiß Arschloch...   „Inu Yasha-Sama! Geht es Euch gut?“ Rin hatte sich ziemlich schnell wieder gefasst, war vorgetreten und packte den Halbdämon am Arm, als sie ihn ein wenig Schwanken sah. „Keh, alles gut“, murmelte er, ehe seine Knie nachgaben und er etwas unelegant auf den Boden landete, Tessaiga in seiner kleineren Form neben ihm. „Verzeiht mir, Inu Yasha-Sama, aber ich denke nicht, dass Ihr in Ordnung seid.“ Klang die Stimme des Mädchens immer schon so weit weg? Sie stand doch gerade noch neben ihm... Sein Blickfeld verschwamm plötzlich zu weißen und blauen Farben, dann ragten die Bäume über ihm hinaus und er musste mehrmals blinzeln, bis er erkannte, dass er den Himmel anstarrte. Von irgendwoher ertönte ein gereiztes Knurren. „Wertloser Hanyo. Du bist selbst für Rin nutzlos, wenn du so anfällig für Gefahren bist.“ Für einen Moment war sich der Halbdämon nicht sicher, wer die Worte gesprochen hatte, bis ein dunkler und gefährlicher Geruch seine Nase erreichte.   Sesshoumaru.   Warum war sein Bruder dort? Hatte er etwas verpasst? Irgendetwas sagte ihm, dass er den Älteren im Augen behalten sollte, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern warum dies so war. Stattdessen wallte das Blut unter seiner Haut auf, er konnte spüren wie sein Dämon an die Oberfläche krabbelte und sich zwanghaft aus seinem Gefängnis schälte. Inu Yasha biss die Zähne zusammen, versuchte den Drang zu unterdrücken und kämpfte gegen sich selbst an. Verdammt, er durfte nicht die Kontrolle verlieren! Nicht hier, nicht wenn Rin noch irgendwo in der Nähe war! Plötzlich kniete sich ein Schatten neben ihn und beugte sich in sein Blickfeld, goldenen Augen starrte aufmerksam in seine rotgefleckten Pupillen und das Biest in ihm biss gefährlich nach dem fremden Yokai, in seinem Delirium nicht wissend, wer die Person neben ihm war. Gefahr! Töte ihn! Töte ihn! Wieder ertönte ein Knurren, dieses Mal viel näher, lauter und befehlender und dann erhob sich eine fremde und doch so vertraute Aura über den Halbdämon und drückte die ausbrechende Kraft in ihm mit Gewalt zurück. Das unbekannte Yoki flutete in seinen Körper, schien sich auszubreiten und seine Zellen zu zerreißen, der Schmerz verdoppelte sich und als ein leises Jammern drang aus der Kehle des Hanyo, als sein Geist zwanghaft aus dem Nebel des Terrors gezogen wurde.   Inu Yashas Augen flatterten auf und zu, die Gestalt über ihm verschwamm für ein paar Atemzüge, ehe er sich wieder fokussieren und zur Besinnung kommen konnte. Seine nebeligen Pupillen glitten orientierungslos über magentafarbene Streifen auf Augenlider und Wangen, einen dunklen Halbmond, der in einem lebhaften Kontrast zu der weißen Haut und den silbernen Haaren stand und er versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wer der Fremde war. Wer bist du...? Diese Person war ihm so vertraut. Woher nur kannte er ihn? Diese Markierungen... er hatte sie schon einmal gesehen, aber... noch nie so bemerkt... Großer Bruder? „Wenn du das überlebst, stehst du in meiner Schuld.“ Der tiefe Bariton vibrierte in Inu Yashas Hündchenohren, holte ihn in das Hier und Jetzt zurück und fast schon gefügig sah er zu, wie fremde Krallen das Bruchstück aus seiner Schulter zogen und es beiseite warfen. Sesshoumarus Augen verengten sich bei der strengen Betrachtung der Wunde leicht und er warf einen letzten Blick auf das blasse Gesicht seines Bruders, bevor er leise hinzufügte: „Und das „Wenn“ ist hierbei sehr groß.“   Das Letzte was Inu Yasha sah, waren die grünen, giftumnebelten Klauen des Älteren, die in seine offenen Adern einsanken, bevor der Schmerz explodierte und über seinen Körper hinwegrollte.   Und dann war seine Welt nichts als schwarze Qual. ---------------------------------------------------------------------------------   wichtige japanische Wörter:   Ningen: abfällige Bezeichnung für Menschen   Kami: Gott   Reiryoku: spirituelle oder göttliche Kraft   Yoki (oder auch Yoryoku): dämonische Energie und die Lebenskraft eines Yokai. Kann sowohl die körperlichen Fähigkeiten verbessern (Inu Yashas Sankon Tesso, um die Stärke und Angriffsreichweite seiner Klauen zu erhöhen), als auch Konstrukte bilden (Sesshoumarus Lichtpeitsche) oder in Form von Elementen kanalisiert werden   Kenatsu: eine Fähigkeit die hauptsächlich von Yokai-Schwertern besessen wird. Wenn Yoki in das Schwert geschleudert wird, kann der Benutzer seine Feine schlagen, ohne dass die Klinge physischen Kontakt hat. (Unter solch einen Angriff fällt zum Beispiel Inu Yashas Kaze no Kizu)   Yoketsu: visuelle Manifestation der dämonischen Energie in Form eines Strudels hinter einem Yokai. Wird dieser Wirbel und das damit verbundene Yoketsu durchtrennt, wird der Dämon sofort getötet.   Jaki: bösartige Energie, die ähnlich der dämonischen Aura ausgestrahlt wird. Entsteht aus der dunklen Natur oder dem Willen (Yin) eines Individuums   dämonisches Jaki: jeder Dämon und Mensch besitzt das Potenzial Jaki auszustrahlen. Je böser der Yokai ist, desto größer sind die Fähigkeiten in der Kontrolle, Verwendung und Stärkung des Jaki, um Objekte und Menschen zu kontrollieren   Höllenjaki: entstand durch die vielen bösartigen Kreaturen in der Hölle und ist auch im Meido vorhanden   Shoki: alternative Bezeichnung von Miasma oder auch Sumpfgas genannt   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)