Music Is Life von Phoenix-of-Darkness (Musik heißt: Leben - YuKa / SeBo) ================================================================================ Kapitel 3: Wings Of A Butterfly ------------------------------- Rückblende: Sie heizten über die 2 spurige Umgehungsstraße. Der Porsche trieb Kazuki vor sich her und jeder Flucht- oder Ausweichversuch scheiterte. Diese Hetzjagd forderte Kazukis ganzes Können. Er durfte sich unter keinen Umständen mürbe machen lassen. Denn den kleinen Körper hinter sich riss es von einer Seite zur Nächsten. Panisch versuchte Kai sich an seinem Bruder festzuhalten, als ein ohrenbetäubender Knall hinter ihm Metall bersten ließ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Es war spät geworden. Sergej und Boris hatten noch lange zusammen gesessen. Der Jüngere hatte bestimmt 20x versucht den Rothaarigen zu erreichen, doch dieser wollte anscheinend wirklich nichts von seinen Bandkollegen wissen. Warum sich Boris da so sicher war? Nun ganz einfach. Die ersten Male wurde der Anruf weggedrückt, dann wurde solange klingeln gelassen bis die Mailbox ansprang und am Ende musste Yuriy wohl das Handy ausgeschalten haben. „Kein rankommen…“ murmelte Boris frustriert. „Tja ist nicht zu ändern.“ Seufzte Sergej und schaltete die Technik ab. „Wir sollten auch Heim. Soll ich dich bei dir absetzen?“ fragte er den Jüngeren und zog seine Jacke über. Boris musste schlucken. Schlagartig war sein Hals staubtrocken. Er alleine mit Sergej in dessen Auto. //Kein Kazuki, kein Yuriy!// Nur sie beide. //Vielleicht ist das ja die Gelegenheit um Sergej zu kü-// Energisch schüttelte Boris den Kopf um die aufkommenden Gedanken zu verjagen. „Ok dann nicht.“ Meinte Sergej gelassen. Der Lilahaarige stockte. Verdammt so hatte er das nicht gemeint. Doch was sollte er dem Älteren jetzt sagen? Immerhin hatte er doch den Kopf geschüttelt und da Sergej keine Gedanken lesen konnte, musste er es ja für die Antwort auf seine Frage gehalten haben. //Ganz toll gemacht, Boris…bist ein echter Held.// schallte er sich gedanklich. Sie räumten noch schnell zusammen auf und verließen zusammen das Studio. Boris trat vor die Tür und….er war sofort nass. Es schüttete noch immer wie aus Eimern. Das konnte ja ein spitzen Heimweg werden. Ihm entwich ein lautloses Seufzen und er ließ die Schultern hängen. Schmunzelnd trat Sergej neben ihn „Na komm schon. Ich nehm dich mit.“ und legte seinen Arm über die Schultern des Jüngeren. Ohne Widerstand ließ sich Boris zu Sergejs Auto führen und stieg ein. Die Nähe zu dem großen Russen ließ sein Herz rasen. Sie saßen jetzt nebeneinander und er brachte einfach kein Wort heraus. Sie fuhren schon eine Weile schweigend durch den Regen. Nur das Radio dudelte seichte. Doch Sergej entgingen die flüchtigen Blicke des kleineren Russen nicht. Sie waren ihm in letzter Zeit öfters aufgefallen, aber er hoffte einfach, dass es verging. Der Kleine war attraktiv und die 4 Jahre Altersunterschied störten den blonden Hünen jetzt auch nicht wirklich. Allerdings war Boris noch Minderjährig und Sergej hatte keine Lust auf Stress. Zumal er es liebte sich sexuell auszutoben. Er brauchte Sex, viel Sex und seiner Meinung nach konnte der Kleine dieses Pensum nicht befriedigen. Daher wünschte Sergej sich insgeheim, dass die Schwärmerei des Jüngeren bald verflog. Eben jener rührte sich endlich und das ließ Sergej kaum merklich zusammen zucken. „Das liegt doch auf unserem Weg oder?“ fragte der Jüngere und drehte das Radio lauter. Die Aufmerksamkeit des Russen richtete sich auf die Verkehrsnachrichten. „….die Unfallstelle ist noch nicht geräumt. Auf beiden Spuren befinden sich Fahrzeugteile. Sie werden von der Polizei über den Standstreifen vorbei geleitet. Es kommt zu einer Verzögerung von 20 Minuten.“ „Na ganz toll.“ Boris sank tiefer in seinen Sitz. Er war müde und ein Blick auf die Digitaluhr verriet ihm auch weshalb. Es war bereits nach 22 Uhr und vor 2 Stunden hätte er daheim sein müssen um Hausaufgaben zu machen. Das würde ein Donnerwetter von seiner Mutter geben. Wenigstens brachte ihn Sergej Heim und diese Tatsache würde vielleicht auch seine Mutter besänftigen, denn aus irgendeinem Grund schien sie ebenfalls etwas für den Hünen übrig zu haben. Nicht auf die Art wie Boris. Doch er war sich sicher, dass sie ihn mochte. Nun da sie jedoch noch eine Weile im Stau stehen würden, konnte er ja getrost noch etwas die Augen schließen und es dauerte auch nicht lang. Das monotone Trommeln des Regens an den Scheiben und das leise Surren des Motors, ließen ihn abdriften. Schmunzelnd registrierte Sergej die ruhigen Atemzüge und ließ den Kleinen dösen. Nach wenigen Minuten tauchte auch der angekündigte Stau vor ihnen auf. Sergej verlangsamte seine Geschwindigkeit, schaltete den Warnblinker ein und setzte sein Fahrzeug an die rechte Fahrbahnmarkierung um die Rettungsgasse aufrecht zu erhalten. Er seufzte, denn das hier konnte dauern. Die Zeit verstrich und erst nach über 20 Minuten setzte das typische Stop And Go ein. In der Ferne machte er das hektische Blinken des Blaulichtes aus. Die Unfallstelle musste hinter der nächsten Kurve liegen, vermutete der Russe. Allerdings näherten sie sich nur sehr schleppend. Genervt stützte Sergej seinen Arm am Fenster und seinen Kopf gegen seine Hand ab. Vor seinem geistigen Auge malte er sich aus wie es zu diesem Unfall gekommen sein könnte. Vermutlich hatte irgendein Spinner die Kurve geschnippelt und war von der Fahrbahn abgekommen. Kennt man ja. Gerade erst den Führerschein bekommen und dann einen auf dicke Hose machen. Natürlich war Sergej mit seinen 19 Jahren jetzt kein altes Eisen, aber er fuhr ordentlich. Immerhin hatte er sein Auto eisern zusammen gespart und jeder noch so kleine Kratzer schmerzte. Apropos altes Eisen. Eventuell war es ja auch ein Rentner und kein Jungspunt. Immerhin gab es auch Fahrer die ernsthaft überlegen sollten ihren Führerschein abzugeben. Nicht, dass er etwas gegen ältere Fahrer hatte. Doch wenn er manchmal sah, dass diese mit Gehstützen sich hinters Steuer klemmten, dann kamen ihm schon Zweifel ob diejenigen überhaupt über die nötige Reaktion verfügten, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren. Und während er so über die möglichen Szenarien fantasierte, kam er an der Unfallstelle an. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, die Gaffer in den Griff zu bekommen. Schon krass welche Sensationslust in dem ein oder anderen steckte. Für ein Foto oder kurzes Video hielten sie an oder fuhren noch langsamer. Das es dadurch zu weiteren Auffahrunfällen kommen könnte, daran verschwendeten sie keinen Gedanken. Ruckartig schreckte der Körper neben ihm nach oben. „Scheiße!! Halt sofort an!“ schrie Boris, schnallte sich ab und noch bevor Sergej reagieren konnte, hatte der Lilahaarige die Tür geöffnet und war aus dem in Schrittgeschwindigkeit fahrenden Auto gesprungen. „Bist du verrückt!?“ brüllte Sergej, parkte sein Auto in einer kleinen Haltebucht und rannte dann zu Boris. Er packte den Jüngeren am Kragen und schnauzte diesen sofort an. „Wie kannst du einfach aus dem Auto springen? Jetzt sag mir ja nicht, dass du wie diese dämlichen Aasgeier ein Foto machen wolltest!“ Doch Boris antwortete nicht, sondern hob seinen Arm und deutete Sergej auf die Wrackteile zu sehen. Genervt seufzend folgte er der Aufforderung. Es traf ihn wie ein Stromschlag. Das durfte nicht sein. Er kannte dieses abgesplitterte Teil der Verkleidung, welches herrenlos aus den Trümmern hervorragte. Wie von fremder Hand gesteuert ließ er von dem Lilahaarigen ab und sein Körper setzte sich in Bewegung. Er lief die Unfallstelle entlang und sein Tempo beschleunigte sich von Schritt zu Schritt. Die Rufe der Polizei und der Leute der Feuerwehr prallten an ihm ab. Über eine Strecke von 100 Metern verteilt lagen Fahrzeugteile. Auf seinem Weg zum Rettungswagen stieg er über eine schwarze Stoßstange und dann holte ihn die Gewissheit ein. Dies waren die Überbleibsel von Kazukis Honda Fireblade und eben jener wurde von den Sanitätern gerade mit äußerster Vorsicht mittels Vakuummatratze auf die Trage gelegt. „Kazu!“ Sergej bahnte sich seinen Weg zu dem Verletzten und je näher er trat, desto mehr konnte er von dem Ausmaß der Verletzungen erkennen. Kazukis Haut war an einigen Stellen verbrannt. Die Hitze muss riesig gewesen sein. Er konnte erkennen, dass sich Teile der Kleidung in die Haut des Halbrussen gesenkt hatten. Geronnenes Blut klebte an dessen Gesicht, während Sergej noch frisches Blut zwischen den blauen Haaren ausmachen konnte. Was war nur passiert? Der Körper seines Leadsängers war total in Mitleidenschaft gezogen. Neben den Verbrennungen und der Wunde am Kopf wies der Körper weitere Abschürfungen, Blutergüsse und richtig klaffende Wunden auf. Sein Hals war mit einer Halskrause stabilisiert und die Sanitäter versorgten eine Wunde nach der anderen, während der Notarzt ihm gerade einen Schlauch in den Mund schob, damit Kazukis Atmung gesichert war. Der Blick des Russen fiel auf das angeschlossene EKG. Er kannte sich damit nicht sonderlich aus, doch durch diverse Fernsehshows wusste ja mittlerweile jeder Laie, dass ein unregelmäßiges Piepen keineswegs etwas Gutes hieß und das Kazuki nicht bei Bewusstsein war, konnte nur ein schlechtes Zeichen sein. Boris trat an seine Seite und klammerte sich leicht an Sergejs Arm. „Was…was ist mit Kazuki?“ „Ich weiß es nicht…“ gab er zu und wandte sich an den Polizisten der gerade auf sie zugestürmt kam. „Sie haben hier nichts verloren!! Wenn sie gaffen wollen, dann kann ich sie auch gerne-“ „Was ist mit unserem Freund? Was ist hier passiert?“ fiel Sergej dem Beamten augenblicklich ins Wort, was diesen kurz stutzen ließ. „Sie kennen den Verunglückten? Können sie Angaben zu ihm machen?“ sofort hatte der Polizist seinen Notizblock gezückt und sah die beiden Russen auffordernd an. „J..ja..das ist Kazuki Sokolov. Er ist unser Freund.“ Begann Boris und ließ Sergej los um den Beamten sämtliche Angaben zu liefern, die er machen konnte. Der Ältere schwieg unterdessen und ließ seinen Blick über das Trümmerfeld gleiten. Er wusste, dass Kazuki ebenfalls kein Raser war. Zumindest nicht im öffentlichen Verkehrsraum und dennoch sah hier alles nach einem Rennen aus. Ihm war der demolierte Porsche nicht entgangen. Dessen Front war mittig völlig nach innen in Richtung Motorraum gedrückt, so als wäre der Fahrer ungebremst und mit hoher Geschwindigkeit Kazuki hinten rein gefahren. Auch das zerfetzte Motorrad ließ keinen anderen Schluss zu. „Und der kleine Junge?“ fragte der Beamte. Junge? Welcher Junge? Die beiden Russen sahen sich kurz fragend an, ehe ihre Blicke zu dem Streifenwagen glitten, auf welchen der Beamte nun deutete. Die hintere Tür war auf und auf dem Sitz saß er. Der Junge, welcher ebenfalls Unfallopfer war. „Das..das ist Kai!“ Sergej wandte sich ab und lief zu dem Jungen. Er kniete sich vor Kai, welcher die Füße aus dem Streifenwagen hängen ließ und zu Boden starrte. „Kai…hey…was ist hier passiert?“ fragte er sofort und legte eine Hand auf den Oberschenkel des Jungen. Die Hose war durchweicht und der Ältere zog seine Hand zurück. Zuerst dachte er nur an das Regenwasser, doch als er auf seine Handfläche sah, schimmerte diese blass rötlich. Von seiner Hand sah er wieder zu Kai. Dieser hatte überhaupt nicht reagiert. Er starrte weiter ins Leere. Natürlich….er musste einen Schock haben. Immerhin war dieser Unfall heftig und wahrscheinlich hatte Kai alles mit ansehen müssen und war bis zum Eintreffen der Beamten und Sanitäter der Situation komplett ausgeliefert. „Er hat einen Schock.“ Sergej sah hinter sich. Boris war ihm gefolgt und dieser betrachtete den Kleinen besorgt. „Der Beamte meinte, dass Kai bei Eintreffen der Leute hier neben Kazuki kniete und die ganze Zeit geschrien hatte. Er wollte sich erst nicht von seinem Bruder lösen. Sie mussten ihm ein Beruhigungsmittel spritzen.“ Abgeklärt drangen die Worte aus Boris Mund. Doch wenn sich das Sergej hier so ansah – was für ein Szenario. Der Blonde wandte seinen Blick wieder zu Kai und ließ diesen über den zierlichen Körper gleiten. Dieser zitterte wie Espenlaub, trotz der Decke die ihm die Feuerwehrleute über die Schultern gelegt hatten. An der Stirn hatte auch er eine kleine Platzwunde und der linke Arm war komplett bandagiert. Doch ansonsten schien der Junge deutlich weniger abbekommen zu haben. //….wenigstens ein Lichtblick.// dachte Sergej noch, als sein Blick auf etwas fiel, das bis eben noch durch den Jungen vor seinen Augen verdeckt gewesen war. Hinter dem 6jährigen lagen die sichergestellten Helme der beiden und was der Russe da erkennen konnte, ließ nichts Gutes erahnen. Das Visier von Kazuki musste zerborsten sein und auch der gebrochene Rahmen der Helmbasis wies auf den heftigen Aufprall hin. Geschockt wandte sich der Russe in Richtung der Trage. Mit dieser wurde Kazuki gerade in den Rettungswagen verlegt. „Er ist jetzt transportfähig. Wir sollten uns beeilen!“ hörten sie den Notarzt zu dem Beamten sagen. Boris wandte sich an jenen und ehe Sergej sich versah, fuhr er dem Streifenwagen und dem Rettungswagen hinterher. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Boris war hinten eingestiegen und hatte darauf bestanden Kai mit zunehmen. Denn dieser hätte keinen Platz im Rettungswagen gehabt und hätte ansonsten alleine hinten im Streifenwagen sitzen müssen. Der Ältere war vor Ort aufrichtig beeindruckt von dem Lilahaarigen gewesen. Sekundenschnell hatte dieser die Situation eingeschätzt und sich dafür eingesetzt, dass Kai nicht alleine bleiben musste und dass sie beide diesen sogar in Obhut nehmen durften. Des Weiteren hatten sie die Erlaubnis den Einsatzfahrzeugen zu folgen, ungeachtet der Verkehrszeichen und Ampelanlagen. Sie sollten den Sonderfahrzeugen folgen ohne wie in der StVO üblich an roten Ampeln zu halten. Abgesichert waren sie dabei durch ein Fahrzeug der Polizei vor und hinter sich. Nicht zuletzt war dies auch dem Umstand geschulten, das auch Kai in ärztliche Behandlung gehörte. Im Krankenhaus angekommen brach die Hölle auf sie ein. Sie waren den Uniformierten gefolgt und somit direkt in der Notaufnahme gelandet. Eine Scharr an weißen Kitteln stürzte sich regelrecht auf den bewusstlosen Mann auf der Trage. Überwachungskabel wurden gelöst und wieder angeschlossen. Das unregelmäßige Piepen des EKG wechselte von dem transportablen Monitor des Rettungsdienstes auf den Klinikmonitor. Die Beatmungsmaschine wurde gelöst und der Halbrusse nur mittels Beatmungsbeutel weiter beatmet. Die weißen Kittel mischten sich mit den Uniformen des Rettungsdienstes und mit dem Kommando „auf 3“ hoben alle den Körper des Leadsängers an um ihn von der Trage, aus der Vakuummatratze, möglichst schonend und achsengerecht auf die Liege des CT‘s zu legen. Dies war das Letzte was sie sahen. Denn in diesem Moment schloss sich die automatische Tür zu dem Raum. Hilflos standen sie in der Ecke und Sergej drückte instinktiv den kleinen Körper in seinen Armen näher an sich. Wie würde es jetzt weiter gehen? Was sollte er nur tun? Er wollte doch eigentlich nur Boris Heim bringen und nun stand er hier. Hier, in einer Ecke in der er eigentlich nichts zu suchen hatte. Hier, mit Kai in seinen Armen, den er einfach nur festhalten konnte. Festhalten – ja er musste sich festhalten. Er brauchte Halt. Dieses fatale Ereignis stürzte gerade auf sein Bewusstsein ein und alles schien wie in Zeitlupe vor ihm abzulaufen. Wie im Nebel nahm er war wie die Schwestern hektisch an ihm vorbei rannten und wieder zurück kamen, beladen mit Infusionen, Verbandsmaterial. Eine hatte sogar diese roten Konserven dabei die man immer in Filmen sah. War das alles für seinen besten Freund? Ein langer hoher Ton drang an sein Ohr und Boris ängstlicher, fester Griff an seinem Oberarm holte ihn in die Realität. „Holt den Reawagen!!!“ schrie einer der Ärzte und die beiden Russen konnten nur noch sehen wie ein Pfleger mit beiden Händen begann auf dem Brustkorb von Kazuki herum zu drücken, ehe sich die Türe erneut vor ihren Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)