Dunkle Vergangenheit von -Maru- (*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*) ================================================================================ Kapitel 22: 22. Gefangen ------------------------ 22. Gefangen Mariahs Augen weiteten sich. Sie konnte mehrere ihrer Mitschüler entsetzt keuchen hören. Sie wollte am liebsten den Blick von Tom abwenden, aber ihren Mitschülern konnte sie jetzt auch nicht ins Gesichts sehen. Jetzt wussten alle, dass sie etwas mit dem gefährlichen Lord Voldemort zu tun hatte. Und was sie genau mit ihm zu tun hatte, würde er sicher bald preisgeben. Er ließ ihre Haare wieder los und trat gerade mal einen halben Schritt von ihr zurück. "Knie nieder!", befahl er auf einmal wie aus heiterem Himmel. Mariah starrte ihn konfus an. 'Er will, dass ich mich vor ihm verbeuge?', fragte sie sich verdattert. Tom betrachtete sie erwartungsvoll. Alle restlichen Anwesenden schienen es ihm gleich zu tun. Doch Mariah ging nicht in die Knie. Nun war ihr Blick triefend vor Trotz und sogar beinahe ohne Angst. Vielleicht würde sie hier und heute ihr Gesicht vor der ganzen Welt verlieren, aber die Genugtuung, dass er ihr die Würde und den Stolz nehmen würde, wollte sie ihm auf keinen Fall geben. Toms Blick wurde nun sehr scharf. "Tu das, was ich dir befehle! Verbeug dich vor mir!", raunte er sie an. "Nein!", erwiderte sie laut. In ihrer Stimme bebte ihr Selbstbewusstsein, welches sie selbst sehr überraschte. Tom wirkte nicht sehr überrascht über ihren Ungehorsam. Mariah spürte jedoch, dass er innerlich kurz vorm Explodieren war. Bei diesem ... Wesen, das sie noch nichtmal als Mensch ansah, dürfte man noch nicht einmal daran denken, zu verneinen. Auf einmal bewegte sich seine linke Hand mit dem Zauberstab zu Harry, der noch immer auf dem Boden kniete und versuchte, Nagini davon abzuhalten, ihn zu erdrosseln und richtete seinen Zauberstab auf ihn. "Gut, dann wird es dir ja bestimmt nichts ausmachen, wenn ich unseren lieben Harry ein bisschen mit dem Crutiatus-Fluch kitzle, oder?", sagte Tom scheinheilig. Entsetzt, riss Mariah ihren Mund auf. "Warte!!", stieß sie hervor. Tom grinste, zog aber noch nicht seinen Zauberstab von Harry zurück. "Ja?", fragte Tom. Grinsend, erwiderte er ihren panischen Blick, den sie abwechselnd zu ihm und zu Harry wandern ließ. "Zeig mir deine Unterwerfung und ich lass ihn fürs Erste in Ruhe", fügte er hinzu. Mariah starrte ihn gereizt an, sah noch einmal kurz zu Harry und ging dann ganz langsam in die Knie. Mit ihren Händen, mit denen sie sich abstützte, berührte sie den kalten Steinboden, auf welchen sie nun stumm herabsah. Fast über eine Minute blieb es still. Doch dann erteilte Tom einen Befehl auf Parsel an seine treue Schlange. "Lass Harry los, Nagini. Erdrosselt nützt er uns nämlich nicht gerade viel." Genau aufs Wort lockerte Nagini ihren Würgegriff, befreite Harrys Hals von ihrem Körper und schlängelte hinunter zu Boden. Harry hustete laut und hielt sich die kratzende Kehle. Durch den leichten Mangel an Sauerstoff konnte er nur verschwommen erkennen, wie Nagini an dem schwarzen Umhang ihres Meisters hochkletterte und sich ruhend auf seine Schulter niederließ. Nun streckte Tom seine rechte Hand aus und legte diese sanft auf Mariahs Kopf. Das Mädchen zuckte heftig zusammen, blieb aber vor seinen Füßen hocken. "Braves Mädchen", sagte er, als würde er einen devoten Hund loben und tätschelte ihren Kopf. Das trieb Mariah die Tränen in die Augen. Gott, war das erniedrigend. Hier hockte sie nun, vor dem größten Bastard der gesamten Welt. Und er hatte sie auch noch voll in der Hand. Jetzt in diesem Moment wollte sie einfach nur sterben. Sterben, damit endlich alles vorbei sein würde. Sie dachte sogar schon daran, einfach ihre Hand gegen ihre Brust zu drücken und den Todesfluch zu sprechen. Ganz zart und langsam wanderte Toms Hand auf einmal zu ihrem Hinterkopf. Plötzlich krallten sich seine Finger brutal in ihr Haar fest und mit einem kräftigen Ruck drückte er ihren Kopf in den Nacken. Nun war sie gezwungen, in seine kalten, grauen Augen zu sehen, die den ihrigen so ähnlich waren. "Und jetzt steh auf und stell dich den anderen genau so vor, wie ich es dich im letzten Sommer gelehrt habe", sagte er zu ihr. Mariah starrte ihn ungläubig an. Er verlangte von ihr, dass sie vor allen zugeben sollte, dass sie sein Abkömmling war? Nein - Bloß nicht das. Nicht, wo auch noch der Zaubereiminister da war. Tom hielt sie immer noch fest im Griff. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie seinen ungewöhnlich kühlen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Tränen der Verzweiflung liefen nun über ihre Wangen. "Erhebe dich und hör auf, deine Identität zu verleugnen!", raunte er sie leise an. Mit diesen Worten ließ er sie los und wartete. Nach ungefähr einer halben Minute begann Mariah, sich langsam aufzurichten. 'Was soll's', dachte sie beinahe gleichgültig. Es machte doch sowieso keinen Sinn mehr. Sie, Harry und alle anderen hier würden heute sterben. Da war sie sich sicher. Warum sollten dann nicht alle erfahren, wer sie wirklich war? Es würde sowieso nicht mehr viel ausmachen. Außerdem würde dann endlich diese gewaltige Last von ihr fallen, die sie schon seit so langer Zeit mit sich rumschleppte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie nun endlich wieder gerade und aufrecht stand. Genauso langsam drehte sie sich nun zu ihren Mitschülern, Lehrern und zu den Ministeriumsbeamten, die sie verwirrt, aber zugleich gespannt ansahen. Sie erstarrten leicht bei Mariahs Anblick. Ihre bleichen Wangen waren tränendurchnässt, ihre Augen gerötet, leer und kalt. Nun hob sie ihren Blick, ohne jemanden wirklich anzusehen. Dann bewegten sich ihre Lippen. "Ich bin Mariah Aurora Riddle. Die leibliche Tochter und einzige Erbin des größten schwarzen Magiers ... Lord Voldemort." In genau diesem Augenblick schien die gesamte Welt den Atem angehalten zu haben. Sogar der krachende Donner an der verzauberten Decke war nun kaum mehr als ein leises Grollen. Fast alle Schüler sahen so aus, als würden sie gleich in Ohnmacht fallen. Sie konnten einfach nicht glauben, was dieses Mädchen da gerade von sich gegeben hatte. Mariah, deren Geist nun kaum noch anwesend war, ließ ihre Blick nun durch die Halle gleiten. Sie betrachtete ihre Lehrer, hinter denen auch Fudge und seine Minister standen. Ihre Gesichter waren nun alle genau so erstarrt wie ihre Körper. Die einzigen Ausnahmen waren Dumbledore, Snape und zu ihrer milden Überraschung auch Arabella Figg. Mariah erinnerte sich, dass diese Frau auch gewusst hatte, wer Laura in Wirklichkeit war. Außerdem war sie eine ausgebildete Aurorin. Sie musste bestimmte Zeichen also richtig gedeutet haben. Jedoch überraschte Mariah viel mehr der Ausdruck in Remus Lupins Gesicht. Er sah genauso schockiert aus wie alle anderen, doch irgendetwas anderes war in seiner Miene zu erkennen. Sie konnte sich nicht zusammenreimen, was es war. Sie erschrak heftig, als Tom auf einmal hinter ihr stand und seinen rechten Arm behutsam auf ihre Schulter legte. "Na siehst du? War doch gar nicht so schwer", murmelte er ihr ins Ohr. Dadurch bekam Mariah eine Gänsehaut und schloss gequält ihre Augen. Nun wanderte Toms rechte Hand zu ihrem Kinn und schon wieder drückte er ihren Hinterkopf in den Nacken. Mit dem Zauberstab in seiner linken Hand strich er sachte ihren Hals entlang. Ihre Halsschlagader pochte vor Angst unter der dünnen Haut. "So, und nun gib mir endlich das, wozu ich hier bin. Einen Grund zu leben, hast du doch sowieso nicht mehr. Und das Recht dazu erst recht nicht." "Das ..." Tom nahm seinen Zauberstab von Mariahs Hals und wandte sich um. Überrascht, öffnete Mariah ihre Augen und tat es ihm gleich. Harry hielt sich noch immer die Kehle und atmete laut und schwer. An den Seiten seines Halses waren zarte Würgemale zu sehen. Er warf Tom einen vernichtenden Blick zu. Ganz langsam erhob er sich und stand nun wackelig auf den Beinen. "Das ... ist nicht wahr", keuchte er. Tom betrachtete ihn mit einem interessierten Blick. Mariah wiederum sah Harry so an, als wollte sie ihm sagen: 'Hör auf damit! Es reicht schon, dass alle wissen wer ich bin! Sie sollen nicht auch noch erfahren, dass du davon gewusst hast!' Harry konnte diese flehenden Worte von ihren Augen ablesen, doch dadurch unterbrach er den Blickkontakt und sah wieder zu Tom, der nun auch seinen Arm von Mariahs Schulter nahm. "Was soll nicht wahr sein, Harry?", fragte er nun gespielt ahnungslos und ging ein paar Schritte auf Harry zu. "Sie hat sehr wohl ein Recht darauf zu leben!", sagte er voller Überzeugung. Tom sah ihn für einige Sekunden nur an. Doch dann breitete sich wieder dieses dämonische Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Ach wirklich? Du meinst, dass sie leben darf? Du vergisst wohl, dass sie meine Tochter ist, Harry. Das Fleisch und Blut von dem, der deine Eltern getötet hat. Das ist fast dasselbe, als würdest du mir Gnade erteilen." "Mariah kann nichts dafür, dass du meine Familie umgebracht hast! Außerdem bist du der Letzte, dem ich Gnade erteilen würde!", erwiderte Harry wütend und mit geballten Fäusten. Tom sah ihn kampflustig an und streichelte lieblich Naginis Kopf. "Dir ist es also völlig gleich, welches Blut sie in sich trägt?", fragte er sehr interessiert. Harry biss sich auf die Unterlippe. Ja, es war ihm egal. Doch damals, als er erfahren hatte, wer Mariah wirklich war, hatte ihn diese Gewissheit beinahe das Herz verbluten lassen. "Ich hoffe, du weißt wenigstens, dass Blut dicker ist als Wasser. Woher willst du nicht wissen, dass auch sie gerne Muggel und andere Unwürdige quält wie ich?" Harry starrte Tom perplex an. Versuchte dieser Junge gerade, ihn gegen Mariah aufzuhetzen? "Das würde sie nie tun!", erwiderte Harry. Toms Grinsen wurde noch breiter. "Woher willst du das denn wissen? Was macht dich so sicher?", wollte Tom wissen. Diesmal schwieg Harry. Er konnte über tausend Dinge sagen, warum er sich so sicher war. Doch somit würden alle herausfinden, dass er schon seit langem wusste, dass Mariah Voldemorts beziehungsweise Toms Tochter war. Plötzlich drehte sich Tom wieder zu Mariah und packte ihren linken Unterarm. Schnell krempelte er ihren Umhangsärmel hoch und entblößte so das blutrote Dunkle Mal. Mariah schrie vor Schmerz auf. Ihr Mal schien höllisch zu brennen. Aus den Augenwinkeln heraus, konnte Harry auch sehen, wie Malfoy heftig zusammenzuckte und seinen Unterarm umklammerte. Hinter sich hörte er auch noch das qualvolle Ächzen der Todesser. Tom zog Mariah näher an sich ran und streckte ihren Arm so in Harrys Richtung, dass er das Mal klar und deutlich sehen konnte. "Siehst du das? Das ist das Dunkle Mal. Das habe ich ihr gleich nach ihrer Geburt eingebrannt. Damit ist sie eine vollwertige Todesserin und somit meine Dienerin. Du meinst, dass eine Todesserin, die nur dazu da ist, zu morden und die Unwürdigen unter uns zu quälen, ein Recht auf Leben hat? Weißt du eigentlich, dass du damit deine Freunde praktisch in Gefahr gebracht und auch deine Eltern somit verraten hast, wenn du dich auf die Seite meiner Dienerin schlägst?" , fragte Tom und ließ Mariah wieder los, die leicht zurücktaumelte und ihr brennendes Mal wieder mit ihrem Ärmel bedeckte. "Was hat dich bitte zu dieser Unvernunft gebracht?" "ICH LIEBE SIE!!", schrie Harry Tom unkontrolliert entgegen. Diese Beichte brannte sich durch das Echo in das Gedächtnis von allen ein. Geschockte Blicke hingen an Harry, doch er beachtete nur Tom und Mariah. Als ob diese drei Worte ihr Todesurteil gewesen wären, fiel diese auf ihre Knie und legte schluchzend ihr Gesicht in ihre Hände. "Blödmann", hörte er sie leise nuscheln. Es war für ihn kein Fehler gewesen. Nun wussten alle hier, dass er Mariah liebte. Nun hatten alle die reine Wahrheit gehört. Und es war ihm seltsamerweise auch nur recht. Genug mit den Lügen und der Heimlichtuerei. "Ach, sieh mal einer an ...", murmelte Tom und ließ daraufhin ein schauriges Kichern ertönen. "Der berühmte und ach so gerechte Harry Potter liebt die leibliche Tochter des größten schwarzen Magiers. Gottchen, ist das niedlich!" Harry biss die Zähne zusammen, die dadurch leise knirschten. Diese Belustigung in Toms Stimme ließ seine Wut nur noch mehr ansteigen. Er vernahm auch das widerliche amüsierte Lachen der Todesser hinter ihm, beachtete diese jedoch kaum. Stattdessen durchbohrte er immer noch den hämischen Blick Toms. "Schämst du dich nicht?", fragte dieser plötzlich. Harry sah ihn stutzig an. Was meinte Tom auf einmal damit? "Wofür?", wollte Harry wissen. "Für deine Gefühle", entgegnete Tom. Harrys Gesicht wurde nun wieder sehr ernst. "Warum sollte sich jemand für seine Gefühle schämen?" Diese Worte hatte er ohne Wut ausgesprochen. Es kam ihm sogar so vor, als hätte er diese Frage an alle Menschen in dieser Halle gerichtet. Tom hob unmerklich eine Augenbraue. Dieser Satz gab ihm zu bedenken. "Eine interessante Frage. Aber es kommt doch immer darauf an, für wen man Gefühle hegt", war seine Meinung. Nun war es Harry, der hämisch grinsen musste. "Was verstehst du schon von Gefühlen?", fragte er. Toms Augen ähnelten nun den langen, schmalen Schlitzaugen seiner Schlange und spiegelten einen dunklen Blick. Harry kam es so vor, als hätte er da einen empfindlichen Nerv getroffen. "Gefühle machen einen schwach. Vor allem die Liebe, die macht blind. Dich hat sie wohl zu sehr geblendet", erwiderte Tom. "Ich wurde nicht geblendet. Selbst ich wollte nichts mehr mit Mariah zu tun haben, als ich erfahren habe, dass du ihr Vater bist", gab Harry zu. Erneut hob Tom eine Augenbraue. "Ach ... du weißt also schon seit langem, wer sie ist?", fragte er. Nun war es wieder totenstill und alle Blicke sahen erwartungsvoll zu Harry. Der antwortete jedoch nicht. Nach seinen letzten Worten war das auch nicht mehr nötig. Toms Grinsen wurde nun wieder breiter. Harry hatte den Verdacht, dass dieser Bastard nur darauf gewartet hatte, dass Harry es selbst zugeben würde, was er für Mariah empfand und dass er schon lange über ihre wahre Identität im Bilde war. "Du weißt schon seit langem Bescheid und hast es deinen Freunden verheimlicht, obwohl sie somit in größter Gefahr schwebten?", fragte er. Harry brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass er Mariah erneut als diese Gefahr bezeichnete. "Die einzige Gefahr, die für uns alle die ganze Zeit bestand, waren immer nur du und deine feigen Fußabtreter", sagte er und war von sich selbst überrascht, dass er sich traute, so mit seinem größten Erzfeind zu reden. Tom ließ das jedoch völlig kalt. "Du denkst wirklich, dass Mariah nie eine Gefahr für alle hier war?" "Ich habe schon gesagt, dass Mariah nichts dafür kann, dass du so krank bist", erwiderte Harry trotzig. Auch dieses Mal erwiderte Tom Harrys Argument mit einem ungerührten Blick. Er verschränkte auf einmal die Arme vor der Brust und legte wieder ein schadenfrohes Grinsen auf. "Wenn du Mariah wirklich für so ungefährlich hältst, warum hast du deinen Freunden nicht die Wahrheit über sie gesagt?", fragte er. Nun fühlte sich Harry plötzlich heftig vor den Kopf gestoßen. Auch Mariah reagierte mit einer großen Aufmerksamkeit auf die Frage und nahm endlich wieder die Hände von ihrem Gesicht. Sie sah erwartungsvoll zu Harry auf. Der überlegte fieberhaft seine Antwort, als würde er an einem Rätsel teilnehmen, was über Leben und Tod entscheiden sollte. Warum hatte er sich nie den Ruck gegeben, seinen Freunden in Ruhe zu erklären, wer Mariah wirklich war? Genau das hatte er sich damals auch gefragt, als er es selbst erfahren hatte. Er hatte aus Liebe nichts verraten. Einfach nur aus Liebe. "Mariah hat mich darum gebeten, nichts zu sagen", antwortete er knapp. Das war auch zum Teil die Wahrheit. Er hatte nie vorgehabt, Mariah noch mehr in Schwierigkeiten zu bringen. Mit Sicherheit hätten Ron und Hermione Mariah nicht freudestrahlend und mit offenen Armen empfangen, wenn sie erfahren hätten, dass sie schon seit vielen Monaten mit der Tochter des Dunklen Lords im selben Turm schliefen. Außerdem wollte Harry nicht vor Tom zugeben, dass bei ihm am Anfang nur die tiefe Liebe zu Mariah der Grund des Zögerns gewesen war. Tom hätte ihn dann nur noch mehr damit provoziert. Nun drehte sich Tom wieder zu der, noch immer auf dem Boden hockenden Mariah um und grinste sie böse an. Durch seine schnelle Bewegung in ihre Richtung sah sie erschrocken zu ihm hoch. "Wow, du bist ja durchtriebener als ich dachte. Erst bezirzt du den unschuldigen Jungen und dann stiftest du ihn auch noch zur eiskalten Lügerei an", unterstellte er ihr. Mariah erbleichte sichtlich. Der kalte Schweiß lief über ihre Stirn. "Nein ...", keuchte sie hilflos,"... nein ..." Harry wollte ebenfalls Protest erheben, doch schon bevor irgendein Wort seinen Mund verließ, wandte sich Tom wieder zu ihm um und funkte ihm dazwischen. "Und du? Hast du das alles vielleicht doch nur verheimlicht, weil du dich doch heftig dafür schämst, dass du dich von der Tochter deines Todfeindes verführen hast lassen?" "Ich habe mich nie wegen ihr geschämt und werde es auch nie tun!!", fuhr Harry ihn an. Auch dieses Mal folgte eine angespannte Stille und auch Toms Lippen zierten erneut ein müdes Lächeln. "Wenn du meinst ... Ich weiß ja nicht, was du wirklich fühlst. Es ist ja nicht so, als könnte ich deine Gedanken lesen", murmelte er und strich mit seinen Fingern wieder sanft über den kleinen Kopf der schlafenden Nagini. Harry wurde kreidebleich durch Toms Worte. Er hatte klar und deutlich verstanden, was er soeben gesagt hatte, doch er war sich mehr als sicher, dass dieser Junge doch seine Gedanken lesen konnte. Der Beweis war diese starke unfreiwillige Bindung zwischen den beiden, die wohl schon seit vierzehn Jahren bestand. "Wie auch immer ...", murmelte Tom und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich bin sicher, dass ihr beide wisst, warum ich wirklich hier bin, oder?" Harry und auch Mariah zuckten leicht zusammen. Ja, sie wussten, warum er hier war. Sie wussten warum sie immer noch am Leben waren. "Ja", erwiderte Mariah, wodurch Tom zu ihr herabblickte. "Du willst unser Blut, um unsterblich und der mächtigste Zauberer der Welt zu werden." Toms Grinsen wurde wieder breiter. Ihn amüsierte diese Verachtung in den wässrigen Augen seiner Tochter. "Ganz recht", sagte er. Er wandte sich sofort wieder Harry zu, da dieser auf einmal auf ihn zuging. Er ging an dem Schwarzmagier vorbei und streckte Mariah seine Hand entgegen, die sie umklammerte und mit Harrys Hilfe wieder aufstand. Nun standen sie beide da und starrten Tom mit Verachtung an. "Wenn du unbedingt unser Blut willst, dann musst du es dir schon mit Gewalt holen. Eben so wie du es am liebsten machst", sagte Harry. Tom sah nun milde überrascht aus. Sein kalter Blick wanderte abwechselnd von Harry zu Mariah. Deren Blicke wirkten, als wären beide zu allem entschlossen. Tom schloss auf einmal kurz die Augen und lächelte wieder hinterhältig. "Tse, tse. Ihr scheint beide wohl gar nichts zu verstehen." Harry und Mariah sahen ihn verwirrt an. Was gab es nicht zu verstehen? Toms Augen öffneten sich wieder und wirkten kälter und unberechenbarer als je zuvor. "Wenn ich es gewollt hätte, euch gewaltsam abzuschlachten, um so an euer Blut zu kommen, dann hätte ich das schon längst getan. Aber so würde es für mich wertloser sein als Wasser. Ich kann die Magie in euren Genen nur freisetzen, wenn ihr mir euer Blut freiwillig gibt", erklärte er. Die Augen der beiden Gryffindors weiteten sich. Sie konnten einfach nicht glauben, was sie da soeben gehört hatten. Dieser Junge wollte tatsächlich, dass sie ihm ihr Blut freiwillig gaben? "Das ist nicht dein Ernst", murmelte Mariah. "Mein voller Ernst", erwiderte Tom grinsend. "Das kannst du vergessen! Keinen Tropfen wirst du von uns kriegen!", fauchte Harry ihn an. "Na schön ...", flüsterte Tom und schloss wieder seine Augen. Plötzlich öffnete er sie wieder auf einmal, als hätte ihn etwas aufgeschreckt. Schnell schlich sich wieder dieses dämonische Grinsen auf sein Gesicht. "Tja, ich denke, eure Meinung wird sich gleich ändern", sagte er schelmisch und sah zum Ausgang. Irritiert, drehten sich Harry und Mariah langsam um und sahen ebenfalls zum Portal, wo noch immer die erstarrten Lehrer und Minister standen und sie mit angespannten Blicken betrachteten. Plötzlich tauchte einer der vermummten Todesser, die Tom vorhin losgeschickt hatte, dort auf. Seiner Größe nach zu urteilen, war es Lucius Malfoy. Beim genaueren Hinsehen rissen Harry und Mariah vor Schreck ihre Münder auf. Der Todesser hatte Laura bei sich. Seine eine Hand zerrte an ihrer Schulter und die andere umklammerte ihren Arm in einem festen Griff. Brutal schleppte er sie an den Lehrern, Beamten und Schülern vorbei, die den beiden ebenfalls entsetzt hinterher sahen. Snape versuchte, sich zu bewegen, doch der Schockzauber ließ das nicht einmal annähernd zu. So wütend wie noch nie, sah er zu, wie Lucius Laura zu Tom brachte. Laura schrie bei jedem Schritt Lucius' leise auf und wimmerte. Feine Blutstropfen tropften aus ihrem Mund. Ihre Haare waren zerzaust und hingen ihr wirr im Gesicht. Als Lucius nur noch wenige Schritte von seinem Gebieter entfernt war, ließ er Laura los und schubste sie mit enormer Kraft zu Boden. Sie landete auf die Seite und rollte durch die Wucht des Sturzes auf den Rücken. Keuchend blieb sie liegen und hielt sich die Kehle. Ganz langsam öffnete sie ihre Augen und sah zu Harry und Mariah, die mit hilflosen Blicken auf ihre Freundin herabsahen. Laura drehte ihren Kopf langsam nach rechts und sah nun zu einem Jungen hoch, der nicht sehr viel älter als sie sein konnte. 'Wer ist das?', fragte sie sich. Seine Augen ähnelten denen ihrer besten Freundin. Und dieses fiese Grinsen ... konnte das sein? Erschrocken, riss sie ihre Augen auf, als dieser Junge ihr mit einer vollen Wucht mitten in den Magen trat. Ihr Mund öffnete sich automatisch. Ein geschocktes Keuchen entrang ihr. Blut spritzte aus ihrem Mund und ihr Rücken bog sich nach innen. Die Welt um sie herum begann zu verschwinden. "HÖR AUF!", schrie Mariah beinahe schon hysterisch. Tom sah zur ihr, nahm seinen Fuß jedoch nicht von Lauras Bauch. "Was bekomme ich dafür?", entgegnete er ein wenig amüsiert. Mariahs Augen weiteten sich. Wenn sie Tom ihr Blut geben würde, würde er Laura in Ruhe lassen und wenn nicht, würde er sie umbringen. Er und die Todesser hatten es ja schon einmal mit dem Viridus versucht und Mariah war sich sicher, das Tom es vollenden würde. Und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Da sie nicht antwortete, trat Tom erneut auf das schwarzhaarige junge Mädchen ein, die dadurch heftig hustete und noch mehr Blut spuckte. "Na schön!! Ich gebe dir mein Blut!! Nur bitte hör auf damit!!!", flehte Mariah ihn mit Tränen in den Augen an. Toms Grinsen war nun so voller Triumph, dass es fast bis zu den Ohren hoch reichte. Langsam nahm er den Fuß weg. "Na also, warum denn nicht gleich so?", sagte er schadenfroh. Für ein paar Sekunden sah er stumm zu Harry. Unvorhergesehen trat er plötzlich schon wieder zu. "LASS SIE IN RUHE!! ICH HABE DOCH EINGEWILLIGT!!", schrie Mariah vollkommen verzweifelt. Ihr war so schlecht bei diesem Anblick, wie ihre beste Freundin dort auf den Boden lag und von ihrem Vater gequält wurde. "Du hast eingewilligt! Doch was ist mit Harry?", erwiderte Tom und sah zu dem jungen Gryffindor. Der starrte sein Gegenüber völlig überrumpelt an. "Wenn er nicht ebenfalls einwilligt und mir sein Blut freiwillig gibt ... dann ..." Nun verlagerte er sein gesamtes Gewicht auf seinen Fuß und die Organe in Lauras Bauch drohten zerquetscht zu werden. Harry sah sprachlos zu. Er wusste einfach nicht, was er tun oder sagen sollte. Er erschrak leicht, als Tom ihm erneut in die Augen sah. "Was ist? Ist dir dein eigenes Leben wichtiger als das dieses Mädchens oder das von allen anderen hier? Mit ihnen kann ich nämlich genau dasselbe machen", sagte er, als ob er sich sehr darauf freuen würde, dies auch endlich zu tun. Nun wanderte sein Blick an Harry vorbei. Obwohl das kaum noch möglich war, wurde sein Grinsen noch teuflischer und widerlicher als sonst. "Na, Severus Snape?! Gefällt es dir, was du hier siehst, du Verräter?! Gefällt es dir, zu sehen, was ich mit deinem missratenen Balg mache?!!", zischte er mit einem irren Blick und trat noch einmal heftig zu, wodurch Laura diesmal laut schrie und wieder eine Menge Blut ausspuckte. Nun erfüllte ein geschocktes Murmeln die Halle. Sämtliche Schüler starrten völlig entsetzt zu ihrem Zaubertranklehrer. Dieses Mädchen ... war die Tochter von ... dem?? Auch die Lehrer waren sichtlich schockiert. Dumbledore jedoch sah den Mann ruhig an. Für ihn schien das keineswegs eine Überraschung zu sein. Severus starrte den sechzehnjährigen Lord mit der größten Abscheu an. Hätte er einen Zauberstab in der Hand gehabt, hätte er damit so viele Todesflüche auf den Jungen gehetzt, bis er selber vor Erschöpfung zusammengebrochen wär. Er betrachtete voller Sorge seine Tochter, die vor sich hin röchelte. Würde er sie jetzt verlieren? Verlieren wie seine Lara? Wollte derjenige, dem er als junger Mann treu gedient hatte, ihm nun das Letzte nehmen, was er über alles liebte? Verzweifelt, versuchte er, gegen die Erstarrung seines Körpers anzukämpfen und biss sich durch diese Anstrengung auf die Unterlippe, die schon bald zu bluten anfing. Es war, als würde er gegen riesige Fesseln ankämpfen, die einfach nicht nachgeben wollten. Noch einmal sah er zu Tom. Dieser grinste den Zaubertranklehrer dämonisch an. Dieser Junge liebte es, ihm seelische Qualen zuzufügen. Es war die Rache für den schweren Verrat vor vierzehn Jahren. Und Laura musste dafür büßen. Ausgerechnet sie. Laura nahm das ganze Geschehen um sie herum nur teilweise war. Sie hatte durch die Worte dieses Jungen gerade so mitbekommen, dass Mariah und Harry ihm freiwillig ihr Blut geben sollten. Dann musste dieser Junge, der so gewaltsam auf sie eintrat, Lord Voldemort persönlich sein. Mariah hatte also Recht gehabt. Er war wieder jung und mächtig. Laura drehte leicht ihren Kopf nach links in Richtung Eingangsportal und sah dort die erstarrten Erwachsenen, unter denen auch ihr Vater und ihre Großmutter waren. Ein wenig entfernt, sah sie Draco, der sich krampfhaft an einer Bank festhielt und gerade versuchte, sich zu erheben. Doch seine Beine zitterten unter seinem Gewicht und knickten ein, wodurch er keuchend und nach Luft ringend wieder auf dem Steinboden hockte. 'Was ist mit ihm?', fragte sich Laura. 'Was haben sie ihm angetan?' Sie zuckte leicht zusammen, als sie auf einmal den einen Zeigefinger des jungen Dunklen Lords an ihrem rechten Mundwinkel spürte. Die Fingerkuppe strich sanft über das Blutrinnsal, welches aus ihrem Mund floss. Tom, der sich extra zu ihr runtergebeugt hatte, richtete sich wieder auf und leckte die Spitze seines Zeigefingers ab. "Mmm ... schön süß ...", murmelte er und leckte sich über die Lippen. "Wirklich reines Druidenblut ..." Mariah wurde es heiß. Nicht nur im Gesicht, sondern im ganzen Körper. In ihr brodelte ein starker Brechreiz und sie hielt sich die Hand vor dem Mund. Dieser Junge war einfach nur wahnsinnig. "Nun, Harry? Willst du, dass ich noch mehr von diesem leckeren Blut vergieße?", fragte Tom genüsslich. Harry erbleichte immer mehr. Auf ihm lastete ein unvorstellbarer Druck. Wenn er ihm jetzt freiwillig sein eigenes Blut aushändigen würde, würde sein Erzfeind noch an diesem Tag der mächtigste Zauberer der Welt werden. Doch wenn er es nicht tun würde, würde Laura hier und jetzt vor seinen Augen sterben. Mit Sicherheit würde es dann noch mehr Opfer geben. Aber würden nicht sowieso alle sterben, wenn Tom unbesiegbar sein würde? Bei Merlin, was sollte er nur machen? "Harry ..." Er drehte sich erschrocken zur Seite und sah in Mariahs Gesicht. Ihr liefen haufenweise Tränen über die Wangen und ihre Mundwinkel zitterten förmlich. "Harry ... bitte ...", schluchzte sie. Sie schien einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein. Harry konnte nun nicht anders. Ihr konnte er diese flehende Bitte beim besten Willen nicht abschlagen. Nicht ihr. "G-gut ... ich mach mit", sagte er leise. Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch Tom verstand es voll und ganz. Er ließ ein kurzes triumphales Lachen ertönen und nahm nun endgültig den Fuß von Lauras Bauch. Er trat noch einmal kurz mit der Schuhspitze kräftig in ihre rechte Seite, wodurch sie sich zusammen krümmte und immer noch leise wimmerte. Tom betrachtete mit Genuss, wie Harry und Mariah ihn nervös ansahen. "Wenn ihr gleich zugestimmt hättet, wäre eurer kleinen Freundin so einiges erspart geblieben", sagte er grinsend und sah noch einmal runter zu dem kleinen Häufchen Elend vor seinen Füßen. Harry und Mariah schwiegen verbissen und sahen ebenfalls zu der jungen Slytherin herunter. Laura lag keuchend auf dem harten Boden und zog ihre zitternden Beine immer mehr zu ihrem Oberkörper heran. Sie hielt sich den Bauch und aus ihrem Mund tropfte noch immer ein kleines Blutrinnsal. Überall um sie herum und auch auf ihren Kleidern waren riesige Flecken ihres Blutes zerstreut. Es war wirklich ein schauriger Anblick. "Ach, da wären ja auch endlich unsere zwei Versager", verkündete Tom auf einmal und sah erneut zum Eingang. Verwirrt, drehten sich Harry und Mariah um und bemerkten, dass soeben Wurmschwanz, Avery und Nott die Halle betraten und auf ihren Herrn zugingen. Avery trug einen langen, alten, zerschlissenen Umhang und sah sehr blass und fahl aus. Kein Wunder. Immerhin hatte er ungefähr drei bis vier Monate lang in den untersten Kerkern gehockt. Wurmschwanz' verwundetes Bein war mit einem langen Stofffetzen verbunden. Er humpelte leicht neben Avery und beide schritten zögernd voran. Vor ihrem Meister blieben sie stehen. Völlig nervös und bleich wirkten beide. Wie auf Kommando fielen beide auf ihre Knie und leierten gleichzeitig irgendwelche unverständlichen Entschuldigungen und Ausreden, die aber in dem Fluch, den ihr Meister nun auf sie hetzte, untergingen. "CRUCIO!!!" Die gequälten Schreie der beiden Todesser hallten laut wieder in den großen Gemäuern. Die beiden wälzten sich auf dem Boden rum und hielten sich die schmerzende, pochende Brust. Sie husteten, röchelten, schrien vergebens um ihr Leben. Harry und Mariah sahen ungerührt hinunter zu den Gefolterten. Für sie beide war es eine Genugtuung, diese beiden Widerlinge leiden zu sehen. Mariah erinnerte sich voller Ekel daran, wie Avery sie damals beinahe reingelegt hatte und sie auch noch geküsst hatte. Und Wurmschwanz ... dieser elende parasitengleiche Feigling. Dieser Abschaum hatte Harrys Eltern verraten. Sie fand, dass der Crutiatus-Fluch nicht mal annähernd die gerechte Strafe für die beiden war. Genau so ähnliche Gedanken durchfuhren Harrys Kopf in diesem Augenblick. Er kämpfte stark dagegen an, vor Genuss zu grinsen. Ihm wurde nun erst richtig bewusst, wie sehr er Wurmschwanz hasste. Er schäumte vor Wut bei dem Gedanken, dass er dieser Riesenratte vor zwei Jahren tatsächlich den Tod durch Remus' und Sirius' Hand erspart hatte. Was hatte ihn da nur geritten? Fast genauso befriedigte ihn der Anblick von diesem zusammenkauernden Todesser namens Avery. Dieser Mann hatte Mariah geküsst, hätte sie beinahe verschleppt und hatte sich wohl mit großer Sicherheit ebenfalls an ihr vergangen. Oh, wie gerne hätte er ebenfalls seinen Zauberstab gezückt, wenn er ihn noch bei sich gehabt hätte, und hätte diese Diener des Bösen bis zum Tode verflucht. Doch er war nicht wie Voldemort ... und er war auch nicht wie Tom. Nach ungefähr einer Minute nahm Tom nun endlich den Fluch von seinen Untergebenen. Diese blieben noch lange liegen, so dass Harry und Mariah zuerst den Anschein hatten, die beiden wären nicht mehr am Leben. Doch als der junge Lord befahl, dass die beiden sich erheben sollten, standen diese mit einigen Gleichgewichtsschwierigkeiten und schweißnassen Gesichtern auf. "Ihr wisst, dass das noch sehr großzügig von mir war", sagte Tom kalt. "Ja ... Herr", erwiderten Avery und Wurmschwanz. Harry kam es jedoch mehr so vor, als wäre es ihnen lieber gewesen, ihr Meister hätte sie beide schnell und schmerzlos ins Jenseits befördert. "WURMSCHWANZ!!", fuhr Tom den pummeligen Mann auf einmal an. Durch seinen lauten Ton zuckten fast alle in der Halle zusammen. Wurmschwanz sah seinen Gebieter zitternd an. "Da! Schau hin, wie folgenschwer du versagt hast!", fügte Tom wütend hinzu und zeigte auf die wimmernde, noch immer auf dem Boden liegende Laura. Wurmschwanz betrachtete sie kurz und wandte sich dann wieder mit schlimmer Vorahnung seinem Gebieter zu. "Herr! Ich habe wirklich alles getan, was Ihr verlangt habt! Ich kann mir nicht erklären, warum sie noch am Leben ist! Ich -" "SCHWEIG!", unterbrach Tom ihn. Wurmschwanz verstummte augenblicklich. Sein Gebieter sah ihn kalt und gefühllos an. Wie eine Klinge durchschnitt seine Stimme die lange folgende Stille. "Das ist das letzte Mal, dass ich dich verschone. Schließlich hat ja unser kleiner Verräter unvorhersehbar dafür gesorgt, dass das Viridus diese Göre nicht auflöst", sagte er mit bebender Stimme und warf Draco, der schon wieder versuchte, sich an dem Tisch seines Hauses auf die Beine zu ziehen, einen scharfen Blick zu. Der blonde Slytherin erwiderte dies mit einem beinahe unerkennbarem schadenfrohen Grinsen. Toms Augen wurden für wenige Sekunden zu kleinen Schlitzen, bevor auf einmal der vermummte Todesser Nott auf ihn zuschritt. "Bist du unterwegs jemandem begegnet?", wollte Tom von ihm wissen. "Er", erwiderte Nott und nickte zu Lucius Malfoy, der zu der geschwächten Laura herabsah, "ist oben der Krankenschwester begegnet und hat sie noch zu mir nach unten gebracht. Sie ist jetzt im Kerkerverlies." "Gut", meinte Tom zufrieden und sah zu den Lehrern und Schülern, "Sorgt dafür, dass sie Gesellschaft bekommt." Auf einmal setzten sich alle Todesser hinter ihm in Bewegung und gingen auf die Schüler und Lehrer zu. Sie befreiten alle aus der Erstarrung und zwangen sie mit den Zauberstäben die Große Halle langsam und diszipliniert zu verlassen. Die völlig verängstigten Schüler gehorchten sofort und die Verletzten und Ohnmächtigen, die vorhin noch unter der Peitschenden Weide gelegen hatten, wurden mit Hilfe eines Schwebezaubers hinaus transportiert. Auch die Lehrer und Beamten waren gezwungen, sich in Bewegung zu setzen. Gerade drehten sich Dumbledore und seine Kollegen, die von mindestens zehn Todessern in Schacht gehalten wurden, um, als plötzlich Toms triumphale Stimme erneut in der Halle erklang. "Ich wundere mich doch sehr über dich, Dumbledore!" Der angesprochene alte Zauberer wandte sich dem Jungen zu. "Ich habe eigentlich erwartet, dass du wieder irgendeinen Trumpf für mich bereitgestellt hast! Dein kleiner Goldjunge wird jetzt jedenfalls das tun, was ich sage und das Zaubereiministerium steht auch bald unter meiner Kontrolle! Harry sagte einmal, du wärst der größte Zauberer der Welt! Ich sehe jedenfalls gar nichts davon! Du versuchst ja noch nicht einmal, deine Schützlinge aus meinen Klauen zu befreien! Hast du jetzt etwa endlich aufgegeben? Hast du keine Waffe mehr gegen mich?", rief Tom ihm mit einem irren und überheblichen Blick entgegen. Dumbledores himmelblaue Augen wirkten ausdruckslos. Weder wütend noch nervös. Doch dann bildeten seine dünnen Lippen ein seltsames Lächeln, was seinem alten müden Gesicht aber einen Hauch von Mitleid brachte. "Ach, Tom ... Diese ...' Waffe' ... kämpft schon seit Jahren gegen dich ... und wird dir heute den Tod bescheren", sagte er. Tom erbleichte in diesem Moment vollkommen. Seine eiskalten, grauen Augen waren aufgerissen und spiegelten seinen Schock wieder. Diesen Gesichtsausdruck sahen Harry, Mariah und viele andere zum ersten Mal bei ihm. Dieser Ausdruck des Entsetzens passte gar nicht zu dem Lord der schwarzen Magie. Dessen Gesicht wurde dann aber plötzlich rot vor Wut. Seine Augen flackerten förmlich und seine Mundwinkel zuckten. "LASST SIE ALLE IM KERKER VERFAULEN!", brüllte er. Nun setzten die Todesser das Zusammentreiben und Rausdrängen der Schüler und Lehrer fort. Harry entdeckte Ron in dem ganzen Gedränge, der noch immer schützend bei Hermione saß. Diese war nun doch bewusstlos. Ein Todesser wollte sie gerade schweben lassen, doch Ron klammerte sich energisch an ihr fest und wollte sie um nichts in der Welt loslassen. "Lass das Schlammblut los!", ermahnte ihn der Mann. Ron umklammerte Hermione noch fester. Der Todesser packte plötzlich Rons rechten Arm und verdrehte ihn brutal. Ein lautes Knacken ertönte und Ron schrie vor Schmerz auf. "Nein!", entfiel es Harry. Er sah panisch zu Tom, der das ganze Schauspiel amüsiert mitverfolgte. "Bitte ... lass sie in Ruhe!", sagte Harry mit zitternder Stimme. Tom betrachtete ihn stumm und sah nun wieder zu dem Todesser. "Geh bitte etwas sanfter mit ihnen um. Wir wollen doch nicht, dass unser lieber Harry seine Zustimmung zurücknimmt", befahl er. Der vermummte Diener nickte kurz und ließ Rons Arm los. Mit einem Zauber ließ er Hermione nun in der Luft schweben. Ron packte er an der Umhangskapuze und schubste ihn aus der Halle. Der Rotschopf sah noch einmal nach hinten und sein gequälter Blick traf den besorgten seines besten Freundes. Harry konnte sich in diesem Moment nicht zusammenreimen, was Ron dachte. Er sah nicht wütend aus ... doch da war etwas zu erkennen. Eine zarte Spur von Enttäuschung. Der Blickkontakt der beiden wurde unterbrochen, als der Todesser Ron nun sehr heftig voran schubste. Es dauerte nicht lange, da waren bald nur noch Snape, Draco und Laura in der Großen Halle. Nun wandte sich Lucius seinem Meister zu. "Bitte, Meister, überlasst sie mir", bat er leise, doch Harry und Mariah verstanden jedes Wort. Tom sah noch einmal zu Laura herab. Diese hatte inzwischen aufgehört zu röcheln, doch ihr Atem war immer noch sehr laut. Dann ließ er seinen Blick wieder abwechselnd von Severus Snape, der ihn abfällig anstarrte, zu Draco, der wiederum immer noch sehr trotzig wirkte, wandern. "Meinetwegen, Lucius. Spiele ruhig noch ein bisschen mit ihnen. Doch in mindestens einer Stunde sollen sie in der Hölle schmoren." Lucius nickte und ging einen Schritt auf Laura zu. Diese hatte inzwischen ihre Augen geschlossen und nun vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren. Lucius holte seinen langen Gehstock mit dem Schlangenkopf unter seinem Umhang hervor, zog seinen pechschwarz glänzenden Zauberstab heraus und richtete ihn auf das Mädchen. "Mobilcorpus!", sagte er und schon schwebte Laura auf gleicher Höhe neben ihm. Mit ihr ging er nun an Harry und Mariah vorbei, die nichts anderes tun konnten, als dem Todesser mit ängstlichen Blicken und schlimmer Vorahnung hinterher zu sehen. Lucius ging nun zuerst zu seinem Sohn, der es nun geschafft hatte, wieder ordentlich zu stehen. "Los! Beweg dich!", befahl sein Vater. Draco starrte ihn wütend an. Dann sah er zu Laura. Das Blut tropfte aus ihrem Mund und befleckte ihre Slytherinrobe. "Los!", wiederholte Lucius. Draco taumelte nun mit grimmigem Gesichtsausdruck vor seinem Vater in Richtung Ausgang. Dort stand noch immer Snape, dessen Körper noch im Schockzustand war. "Enervate!", sagte Lucius und Snape konnte sich nun endlich wieder bewegen. Er blickte den vermummten Malfoy mörderisch an und wollte gerade auf ihn losstürmen, als dieser plötzlich den Zauberstab an Lauras Hals legte. Sofort hielt Severus in seiner Bewegung inne. "Das würde ich lieber nicht tun, Severus", murmelte Lucius mit einem genüsslichen Lächeln und fuhr mit der Spitze seines Zauberstabs Lauras Hals so entlang, als würde er damit ihre Kehle aufschneiden wollen. Obwohl das reinblütige Gesicht noch immer von einer Maske verdeckt war, konnte Severus sich die Schadenfreude und Überheblichkeit auf dem Gesicht seines Gegenübers gut vorstellen. "Und nun bewegt euch!", zischte er nun auch wieder an seinen Sohn gewandt. "Ihr beide werdet euch nämlich eine kleine Extrazelle teilen." Widerwillig, wandten Severus und Draco ihm den Rücken zu und verließen mit ihm langsam die Halle. Nun waren Harry und Mariah mit Tom und noch einigen von seinen Dienern allein. Die Slytherinsprößlinge grinsten die beiden Gryffindors wie kleine mordlüsternde Dämonen an. Tom drehte sich zu den jungen Todessern um. "Passt für ein paar Minuten auf unsere beiden Blutspender auf. Ich habe nämlich noch etwas mit unserem Zaubereiminister zu besprechen", sagte er grinsend. Die Slytherins nickten mit großer Vorfreude in den Gesichtern und schlossen einen Kreis um Harry und Mariah. Tom grinste noch einmal zufrieden und ging dann stolz aus der Halle. Langsam schritt er durch die Kerkergänge. Da denkt man gleich an früher, dachte er und besah die kalten, grauen Wände. Schlagartig erinnerte er sich, wie er vor über fünfzig Jahren in diesem Schloss gelebt hatte. Dies war sein wahres Zuhause gewesen und nicht dieses widerliche Muggelheim. Endlich hatte er Hogwarts eingenommen. Wie lange er doch dafür gekämpft hatte. Albus Dumbledore und Harry Potter waren nun endlich in seinen Klauen. Sie waren zu seinen Marionetten geworden. Und Mariah ... nun hatte er sie doch noch gekriegt. Dieses sture, ungehorsame, unnütze Gör. Langsam ging er Schritt für Schritt die Treppen nach unten. Nur schwache kleine Fackeln hingen an den Wänden. Es dauerte lange, bis er die letzte Stufe überschritten hatte und nun in einem langen Gang mit zahllosen Kerkerzellen und Verliesen stand. Sein langer Umhang schleifte über den Steinboden, als er weiterging. Er durchlief ein Labyrinth der Gefangenschaft. Bald bog er um eine Ecke und entdeckte zwei riesige Kerkerzellen, die sich gegenüberlagen und von einem kleinen Gang, der in einer Sackgasse endete, getrennt waren. Alle Schüler, Lehrer und Beamte saßen eng aneinander gerückt in ihren zwei Gefängnissen. Die Todesser standen in Reih und Glied in dem Gang, so als hätten sie auf ihren Meister gewartet. Langsam trat Tom näher zu den Zellen heran. Er sah zu der linken von ihm und lächelte zufrieden. Seine Diener hatten alle Lehrer, Ministeriumsbeamte, Sirius Black, Cornelius Fudge und auch Dumbledore in dieser einzelnen Zelle zusammen eingesperrt. Rund um sie herum hockten die völlig verängstigten Schüler. In der anderen Zelle saßen die restlichen jungen Zauberer und Hexen, die ebenfalls genau so eine Angst um ihr Leben hatten. Unter ihnen befand sich auch der rothaarige Freund Harrys, der ihm schon in der Großen Halle aufgefallen war. Der hatte seinen Umhang ausgezogen und ihn um das ohnmächtige Schlammblut gewickelt, welches nun halb auf seinem Schoß lag. Sein gebrochener Arm baumelte lasch an seiner Schulter. Tom verzog sein Gesicht vor Ekel. Er wusste, dass dieser Junge ein Reinblut war. Eine wirkliche Schande, dass sich dieser um ein wertloses Schlammblut bemühte. Tom nahm seinen Blick von den beiden und wandte sich nun wieder den Insassen der anderen Zelle zu. Nun blickte er in die himmelblauen Augen von Dumbledore, die ihn trotzig anfunkelten. Toms dämonisches Grinsen wurde dadurch wieder aktiviert. "Und, findest du es nicht nett von mir, dass du im Kreise deiner Freunde und Schüler sterben darfst?", fragte er. Dumbledore erwiderte darauf nichts, sondern durchbohrte mit seinem klaren Blick weiterhin den kalten seines Gegners. Der sah nun etwas zur Seite und sein Grinsen wurde auf einmal noch breiter. "Dein geliebtes Ministerium nehme ich als nächstes ein, Fudge", verkündete er dem schlotternden Zaubereiminister. Der zuckte durch diese Worte heftig zusammen. Tom drehte sich kurz zu den Todessern um und nickte ihnen zu. Plötzlich verließ einer die Reihe und trat an seinen Meister heran. "Was würdest du sagen, wenn ich dir weiß mache, dass du mehr oder weniger dazu beigetragen hast, dass ich meine Macht so schnell wiedererlangen konnte?", fragte Tom Fudge mit einem müden Lächeln. Der angesprochene Gefangene starrte ihn vollkommen konfus an, wodurch Tom leise auflachte. Dann hielt er auf einmal dem Todesser neben ihm seine rechte Hand hin. Der Vermummte fing an in seinem Umhang zu kramen und holte eine apfelgroße, schwarze Kugel hervor, um der ein seltsamer schwarzer Qualm schwebte. Tom nahm ihm die Kugel ab und holte seinen Zauberstab hervor, mit dem er die Kugel antippte. Plötzlich zerbrach die Kugel und der dunkle Qualm sammelte sich. Nach wenigen Sekunden nahm dieser die Form eines Menschen an. Toms Hand krallten sich in die lockigen Haare der etwas kleineren Gestalt, die nun an seiner Hand festhing. Auf einmal floss der schwarze Qualm wie glänzendes Öl von dem Körper herunter, kleckste zu Boden und ein geschocktes Keuchen war von beiden Verliesen her zu hören. Tom hatte nun den kleinen Daniel Fudge in seinem Griff. Der junge Hufflepuff war leichenblass, stark abgemagert und sein Gesicht war übersät mit Blutergüssen und schweren Prellungen. "Daniel!", entfuhr es Fudge vor Entsetzen. Toms Grinsen war voller Bosheit. Genüsslich, streckte er seinen rechten Arm weiter in die Höhe und drückte seine Hand so brutal in Daniels Haare, so dass sich seine gepflegten Fingernägel in die Kopfhaut bohrten. "Bi-bitte! Ich bitte dich! Lass ihn los!", flehte Fudge vor lauter Verzweiflung. Tom senkte seinen Arm wieder. "Was für ein Anblick. Der Zaubereiminister fleht mich um etwas an", sagte er belustigt. Völlig unerwartet tippte er auf einmal die Gitterstäbe an und noch in derselben Sekunde öffnete sich die Zelle. Achtlos warf Tom den kleinen Daniel hinein. Fudge krabbelte förmlich auf seinen Neffen zu und nahm ihn in den Arm. Schnell fühlte er seinen Puls ab und lächelte vor Erleichterung. Daniel war noch am Leben. Merlin sei Dank. "Freu dich nicht zu früh, Fudge. Dein Neffe lebt zwar noch, aber durch die lange Anwendung des Imperius-Fluches hat er sehr viel Lebensenergie verloren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er stirbt", erklärte der junge Lord. Fudge sah erschrocken zu ihm auf. "D-der Imperius-Fluch?", stotterte er ungläubig. Plötzlich legte Tom ein sanftes Lächeln auf und ging langsam in die Hocke. Fudge zuckte heftig zusammen, als der Junge seine rechte Hand ausstreckte und dem bewusstlosen Hufflepuff durchs Haar strich. "Ja ... Schon an seinem ersten Schultag haben meine jungen Todesseranwerter den Kleinen eingefangen und zu uns gebracht. Dann habe ich ihn persönlich mit dem Imperius-Fluch belegt und ihn ein wenig über dich und das Ministerium ausgefragt. Er hat mir eine Menge darüber erzählt, dass du dem jungen Potter nicht abgekauft hast, dass ich wieder unter den Lebenden weile. Das habe ich natürlich gleich ausgenutzt und deine Ungläubigkeit durch ein bisschen Geschick bestärkt ... und dein kleiner Neffe wurde zu meinem wichtigsten Spion", murmelte Tom geistesabwesend. Fudges Augen weiteten sich. Sein Neffe ... ein Spion vom Dunklen Lord? Das konnte einfach nicht sein. "Du solltest dich wirklich schämen, Fudge." Der Zaubereiminister sah den Jungen vor sich vollkommen verdutzt an. "Du hast Daniel doch beauftragt, Dumbledore, seine Kämpfer und auch Harry Potter zu beobachten und rauszufinden, was sie wohl vorhaben. Ist es nicht so?", fragte Tom, der sich nun wieder erhob. Fudge sah nun sehr geschockt, aber auch beschämt drein. "Danke, das hat uns auch sehr weiter geholfen", sagte Tom grinsend. Mit seinem Zauberstab tippte er wieder gegen die Gitterstäbe, die sich auch sofort automatisch schlossen. Der junge Magier steckte seinen Zauberstab wieder ein und stellte sich vor den Todessern auf. "Kommt, wir müssen das Ritual vorbereiten!", befahl er. "Aber Herr! Was wird mit den Gefangenen?", wollte einer der Todesser wissen. Tom besah noch einmal alle Insassen und grinste erneut. "Die nehmen wir uns später alle in Ruhe vor. Fliehen können sie hier nicht, denn kein Zauberer außer mir kann den Fluch, der auf den Gittern lasstet, brechen", erwiderte er und verließ mit seinen Untergebenen den unterirdischen Kerker. *** Mit einem lauten, quietschenden Geräusch schloss Lucius die Zellentür und die Gitter begannen, in einem zarten, lilafarbenen Licht zu leuchten. Draco und Severus standen angespannt in der Zelle und blickten Lucius durch die Maske hindurch an. "Das hier ist eure kleine Privatzelle. Ihr könnt ja noch ein wenig miteinander plaudern, bevor ich euch in die Hölle schicke", murmelte er. Laura schwebte noch immer bewusstlos neben ihm. Plötzlich schlang der Todesser seinen rechten Arm um ihre schlanke Taille und drückte sie an sich. Draco und Severus keuchten erschrocken auf. "Aber ... währenddessen ...", flüsterte Lucius und strich mit seiner Hand über den Hintern des Mädchens. "Lass die Finger von ihr, du Schwein!!!", schrie Draco völlig aufgelöst und umfasste mit beiden Händen zwei von den Gitterstäben. Doch diese waren unvorstellbar heiß und sofort ließ Draco sie mit einem gequälten Schrei wieder los. Dabei fiel er nach hinten und Severus konnte ihn gerade noch rechtzeitig festhalten, bevor der Junge vollkommen das Gleichgewicht verlor. Draco sah auf seine zitternden Hände, die nun leicht verbrannt waren. Lucius besah die Brandwunden seines Sohnes und lachte schadenfroh. "Ups! Hatte ich das nicht erwähnt? Die Gitterstäbe sind mit einem alten schwarzen Fluch belegt, den nur der Dunkle Lord und kein anderer Zauberer aufheben kann. Ihr könnt ruhig versuchen, euch zu befreien, wenn ihr so scharf darauf seid, den Feuertod zu wählen", erklärte er und nahm die Hand ganz langsam wieder von der jungen Slytherin. Nun wandte sich Lucius dem schwarzhaarigen Zaubertrankmeister zu, der ihm mit einem Blick voller Verachtung und Mordlust begegnete. "Wag es ja nicht, Malfoy", murmelte Severus mit bebender Stimme. Doch Lucius hatte nur ein Grinsen für diese Drohung übrig. "Wow, Severus ... So kurz vorm Tode erinnerst du mich wirklich sehr an Lara." Severus starrte ihn entsetzt an. Lucius fuhr fort. "Ja, sie wollte mir Laura auch nicht überlassen. Doch jetzt ... werde ich mir das holen, was mir deine Freundin immer verweigert hat." Nun küsste er zärtlich Lauras Hals und Severus schlug mit aller Kraft seinen rechten Unterarm gegen die Gitterstäbe, die auf seiner Robe und seinem Arm einen heftigen Brandfleck hinterließen. Er taumelte mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück und hielt sich den Arm. "Sei doch froh, Severus Snape. Bald werden du, deine Tochter und Lara wieder im Jenseits vereint sein. Dann seid ihr wieder eine nette kleine Familie", sagte Lucius und schritt mit einem schallenden Lachen davon. Panisch sahen ihm die beiden Gefangenen nach. Erneut schlug Severus, ohne nachzudenken, gegen die Gitterstäbe. "NEIN!!! LAURA!!!", schrie er verzweifelt, doch es nützte nichts. Lucius war mit seiner Tochter bereits verschwunden. *** Harry und Mariah standen nun eng nebeneinander in dem Kreis, den ihre Mitschüler aus Slytherin gebildet hatten. Durch die kleine Menge hindurch, konnten sie erkennen, dass sich deren Väter alle an den Lehrertisch gesetzt hatten und einige die dort stehenden Kürbissaftbecher lehrten. Nur Wurmschwanz und Avery hockten einige Meter von ihnen entfernt auf das, was noch von der Gryffindorbank übrig geblieben war. Nachdem die beiden wohl so sehr versagt hatten, gewährten ihnen die Todesser wohl nicht mehr, mit ihnen an einem Tisch zu sitzen. "Tja, Potter, heute wirst du wohl endlich ins Gras beißen", schnarrte Blaise Zabini mit einem verschmitzten Grinsen. Harry sah sie gereizt an, erwiderte jedoch nichts. "Hab doch gewusst, dass zwischen dem Narbengesicht und der Schlampe was läuft!", lachte Markus Flint. Die anderen stimmten mit ein. Harrys Hände zitterten vor Wut. Diese widerlichen Großmäuler. Mariah nahm diese Bemerkung etwas ruhiger auf. Sie kannte es schon von früher, als Schlampe bezeichnet zu werden. Nun trat Pansy Parkinson einen Schritt auf die beiden Gryffindors zu. "Und? Habt ihr es schon miteinander getrieben?", fragte sie in einem unverschämten, aber trotzdem neugierigen Ton. Gegen ihren Willen wurden Harry und Mariah knallrot. Durch diese Reaktion fingen die Slytherins erneut an zu lachen. Mariah musste Harry am Umhangärmel festhalten, damit er von der Idee abließ, auf die Meute loszugehen. "Das stell ich mir ja eklig vor!", sagte Millicent Bullstrode abfällig und tat so, als würde sie sich übergeben. Erneut prusteten ihre Klassenkameraden los vor Lachen. Auch von den Todessern am Lehrertisch war ein amüsiertes Lachen zu hören. Plötzlich erhob sich einer von ihnen und ging auf die Jugendlichen zu. Der Kreis teilte sich langsam und die Slytherins betrachteten den Vermummten voller Neugier und Erwartung. "Seid doch nicht so gehässig zu ihnen", murmelte er sanft und trat einen weiteren Schritt auf Harry und Mariah zu. "Nichtsdestotrotz hat unser junger Potter doch einen guten Geschmack." Mit diesen Worten packte er auf einmal Mariahs linken Oberarm und zog sie ruckartig zu sich. Erschrocken, starrte sie auf die weiße Todessermaske, die nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war. "Du bist jetzt also Potters kleine Hure, hä? Hast wohl all das eingesetzt, was ich dir gezeigt habe", flüsterte er ihr scharf zu. Mariah schnappte schockiert nach Luft. Jetzt kapierte sie endlich, wer vor ihr stand. Plötzlich packte eine andere Hand ihren rechten Arm und zog sie von dem Todesser weg und sie erkannte, dass dies Harrys Hand war. Er ging mit schnellen Schritten an ihr vorbei und verpasste dem Todesser einen saftigen Faustschlag mitten ins Gesicht. Durch die heftige Wucht des Schlags fiel der Mann nach hinten zu Boden. Die Todessermaske fiel von seinem Gesicht runter und landete mit einer großen Delle auf dem Boden. Die Anwesenden starrten Harry völlig überrascht an. So eine Gegenwehr ohne Zauberstab hatten sie nicht erwartet. Harry ging wieder rückwärts zu Mariah zurück und nahm sie schützend in den Arm. Sie klammerte sich zitternd an ihren Freund fest und sah ängstlich zu dem am Boden liegenden Todesser, dessen Kapuze nach hinten verrutscht war. Der setzte sich mit einem Keuchen langsam auf und wischte sich das Blut weg, welches nun aus seiner geschwollenen Nase floss. Der Mann hatte kastanienbraunes Haar, welches an den Seiten etwas länger war. Seine Augen waren dunkel und ein kleiner Schnurbart war unter seiner blutenden Nase zu sehen. In der Zwischenzeit erhob sich eine weitere Person vom Lehrertisch, rannte zu dem verletzten Mitstreiter und beugte sich zu ihm runter. "Schatz! Ist alles in Ordnung?", kam eine Frauenstimme unter der Maske hervor, die Mariah heftig zusammen zucken ließ. Die besorgte Todesserin versuchte, ihrem Mann hoch zu helfen, doch der schubste sie grob von sich weg und erhob sich. Mit zornverzerrtem Gesicht zückte er seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harry und Mariah. "Reason!", kam es plötzlich laut vom Eingang her. Alle sahen dorthin und entdeckten Tom, hinter dem die restlichen Todesser standen. "H-Herr -", stotterte Mr. Reason. "Steck den Zauberstab ein!", befahl Tom, was sein Diener auch sofort befolgte. Der junge Lord und die Todesser kamen nun auf den Kreis der jungen Hexen und Zauberer zu. "Harry, Harry. Du kannst dich mit Muggelgewalt ja richtig gut durchsetzen", säuselte Tom. Harry hielt Mariah immer noch im Arm und erwiderte Toms Bemerkung mit einem gereizten Blick. In seinem Inneren war soeben etwas durchgebrannt. Dieser Todesser, der Mariah gerade gepackt hatte, war ihr Stiefvater Raven Reason. Der Bastard, der sie im zarten Alter von sechs Jahren vergewaltigt und an andere Todesser verliehen hatte. Das hatte er begriffen, als dieser Mann Mariah diese widerlichen Anschuldigungen zugeflüstert hatte. Er hatte seine Wut einfach nicht mehr im Griff gehabt. Plötzlich ertönte so etwas wie ein aggressives Knurren. Dieses Geräusch kam vom großen, zerstörten Fenster hinter dem Lehrertisch. Nun erhoben sich auch die restlichen Todesser und starrten gebannt zum Fenster. Dort erschien aus dem Nebel Macnair, dessen Maske nicht mehr sein markantes Gesicht verbarg. Die Haut um seinem rechten Auge herum war ganz dick, blau und angeschwollen. Er sprang in die Halle hinein und nun konnte man sehen, dass er mehrere massive Kettenstränge in den Händen hatte. An denen waren kleine koboldartige Wesen, deren Farbe eine Mischung aus orange, braun und rot war, angebunden. Harry und Mariah erstarrten. Das waren die Bloodgoblins, die sie im Herbst bei Hagrid und Remus durchgenommen hatten. "Kennt ihr diese wundervollen Wesen?", fragte Tom auf einmal an die beiden gewandt. Harry und Mariah antworteten nicht. Tom grinste. "Natürlich kennt ihr sie. Das sieht man eurer Angst an", meinte er. Harry und Mariah sahen, dass Macnair große Probleme hatte, die Bloodgoblins im Zaum zu halten, denn diese zogen wie wild an den Ketten. "Reason! Wisch dir das Blut weg! Diese Viecher haben bereits deine Witterung aufgenommen!", raunte er und zog die kleinen Blutsauger mit einem heftigen Ruck zurück. Mr. Reason holte ein weißes Tuch aus seinem Umhang und wischte das gesamte Blut von seiner Nase. Dabei beäugte er Harry mit einem zornigen Blick. Macnair trat nun zu seinen Mitstreitern heran und nahm erstmal einen Kürbissaftbecher entgegen, den er auch sofort mit einem einzigen großen Schluck entleerte. "Warum hast du so lange gebraucht?", wurde er von Tom gefragt. "Dieser Halbriese draußen hat sich heftig verteidigt und wollte mir diese Viecher nicht überlassen. Es hat lange gedauert, bis ich ihn ruhig stellen konnte", erklärte Macnair. Harrys Augen weiteten sich. Hatte dieser Bastard etwa Hagrid umgebracht? "Ihr!", sagte Tom auf einmal und wandte sich den Todessern hinter ihm zu. "Ihr lasst die Weide hier verschwinden, damit wir genug Platz haben!" Seine Diener nickten und zückten ihre Zauberstäbe. "Morbiliarbus!", riefen sie laut und schon fing die Weide an, langsam zu schweben. Sie alle machten eine schnelle Bewegung mit ihrem Zauberstab und plötzlich flog der riesige Baum durch das kaputte Fenster aus der Halle. Nach wenigen Minuten war ein starkes 'Rums' und das Knacken mehrerer Bäume zu hören. So wie es aussah, war die Peitschende Weide in den Verbotenen Wald geschleudert worden. Als nächstes holte Tom wieder seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf den Boden. Doch anstatt einen Zauberspruch zu nennen, schloss er seine Augen und auf einmal fing das Schloss an, zu beben. Die Todesser und ihre Söhne und Töchter taumelten dadurch hin und her. Einige fielen auch zu Boden. Harry und Mariah hielten sich aneinander fest. Mariah schrie leicht auf vor Schreck, als vor den beiden zwei bröckelige Steintische aus den Boden wucherten. Nachdem sie ungefähr auf Brusthöhe der Gryffindors gewachsen waren, hörte das Beben auf und Tom steckte seinen Zauberstab wieder ein. Immer noch zitternd, betrachteten Harry und Mariah die Tische aus Stein. Auf beiden war das Slytherinwappen abgebildet und kleine Schlangenskulpturen zierten die zwei Werke. "Gut", sagte Tom, wodurch er wieder die Aufmerksamkeit aller erlangte. "Jetzt können wir endlich mit dem Blutritual der vier Gründer von Hogwarts beginnen." *** Stumm, hockten Draco und Severus in ihrem Gefängnis. Draco saß an der kalten Kerkerwand, die genau gegenüber von den Gitterstäben lag. An der kleineren Wand, die zum rechten Winkel von dieser stand, saß Severus. An seinen Unterarmen waren die Ärmel halb abgefackelt und die Haut darunter war stark von Brandwunden gekennzeichnet. Vor kurzem hatte er noch unzählige Male gegen die Gitterstäbe geschlagen. Doch als ihn der darauf gefolgte Schmerz beinahe in Ohnmacht versetzt hatte, hatte er sich fluchend zurückgezogen und saß seitdem nun, ohne ein Wort zu sagen, an der Wand gelehnt. Auch Draco blieb ruhig. Er hatte seine Knie zu sich ran gezogen und diese mit seinen Armen umschlungen. Das leise Tropfen von Wasser war in der Ferne der Kerker zu hören. Das Lila der leise sirrenden Gitterstäbe wirkte irgendwie beruhigend. "Warum?", murmelte Draco auf einmal. Severus zuckte leicht zusammen, da er vollkommen in Gedanken gewesen war. "Bitte?", fragte er und sah zu dem blonden Jungen. Der wiederum starrte nur auf den Boden, auf dem eine kleine Wasserpfütze war. Kleine Wassertropfen fielen von der Decke hinein. Einige Sekunden vergingen, bis Draco wieder etwas sagte. "Warum sind Sie überhaupt ein Todesser geworden?" Severus war sehr überrascht über diese Frage. So überrascht, dass ihm erst nach einer halben Minute bewusst wurde, dass Draco eine Antwort von ihm hören wollte. "Kannst ... du dir das nicht denken?", gab er jedoch als Gegenfrage. Draco verzog keine Miene. Nur seine Augenlider senkten sich ein wenig. "Warum?", wiederholte er. Severus' Augenbrauen stiegen leicht in die Höhe. Lange betrachtete er den Jungen und schloss schließlich seine Augen. "Vermutlich aus denselben Gründen, warum du früher ein Todesser werden wolltest." Wie vom Blitz getroffen, schnellte Dracos empörtes Gesicht zu dem Mann. "Ich-ich wollte nie ein Todesser werden!", protestierte er. "Doch, wolltest du", erwiderte Severus ungerührt und öffnete wieder seine Augen. "Wollte ich nicht!" "Doch." "NEIN!!!", schrie Draco nun und erhob sich, wobei er mit dem einen Fuß in die Pfütze trat. Severus sah zu seinem Schüler auf und blickte ihn immer noch sehr ruhig an. Draco atmete nun sehr schnell und laut. Er war völlig von der Rolle. Er wusste selbst nicht, warum ihn diese Anschuldigung so wütend gemacht hatte. Das Wasser machte sich in seinem rechten Schuh breit, doch das war ihm egal. "Du ... hast deine Maske also doch noch nicht vollkommen abgelegt", flüsterte Severus nachdenklich. Verwirrt sah Draco in die dunklen Augen Severus'. "Was für eine Maske?", wollte er wissen. Nun verengten sich Severus' Augen ein wenig. Stechend bohrte sich sein Blick in Dracos helle Augen. Es war, als ob dieser Mann ihm in die Seele blicken wollte und das machte ihn sehr unruhig und nervös. "Die Maske, hinter der du dich dein ganzes Leben lang versteckt hast", antwortete Severus. Draco wurde es auf einmal ganz flau im Magen. Sein Atem war nun sehr flach und seltsamerweise nahm er kaum noch die Schmerzen in seinen verbrannten Händen wahr. "I-ich-ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinaus wollen", sagte er mit heftig zitternden Mundwinkeln. Severus schwieg Draco lange an. Der junge Slytherin wurde dadurch beinahe verrückt. "Setz dich bitte", bat Severus auf einmal. Draco war durch diese Aufforderung leicht überrumpelt. "Ich möchte auf gleicher Augenhöhe mit dir sprechen", erklärte der Zaubertranklehrer und wartete geduldig ab, bis sich Draco endlich wieder an derselben Wand von vorhin setzte. Auch dieses Mal schwieg Severus lange und spannte Draco somit regelrecht auf die Folter. Doch dann sah der Mann ihm wieder direkt in die klaren, neugierigen Augen. "Von deinem Vater weißt du bestimmt, dass ich ebenfalls in einer Familie lauter Todesser, schwarzer Zauberer und Hexen aufgewachsen bin, oder?" Draco nickte stumm. "Unsere Familie war sehr reich und genoss großes Ansehen. Doch der Haussegen hing bei uns mehr als schief. Mein Vater war ein gewalttätiger Alkoholiker und meine Mutter konnte auch nicht mehr von der Flasche ablassen. Beide haben sich täglich gestritten und auch sehr oft ihre überschüssige Wut an mir ausgelassen", flüsterte Severus die letzten Worte. Er hörte sich plötzlich so an, als hätte er seit Jahren zum ersten Mal wieder gesprochen. Dracos Augen hatten sich bei jedem Satz immer mehr geweitet. Die Kindheit dieses gebrochenen Mannes, mit dem er nun buchstäblich im selben Boot saß, ähnelte der seinen beinahe bis aufs Haar. Zum ersten Mal machte sich Draco Gedanken, ob es wohl das Schicksal der Todesserkinder war, so zu leben. "Haben sie Sie misshandelt?", wollte er wissen. Severus nickte nach einer Weile und wandte plötzlich den Blick ab, als ob er sich schämen würde. "Auch Ihre Mutter?", wisperte Draco. "Nur, wenn sie betrunken war. Im Gegensatz zu meinem Vater, der auch oft im nüchternen Zustand die Beherrschung verloren hat. Er hat es gehasst, wenn ich ihm widersprochen oder meine eigene Meinung geäußert habe. Dadurch wurde ich zu einem sehr stillen und verschlossenem Jungen. Ich wurde regelrecht von dem Hass zerfressen, den ich meinen Eltern gegenüber empfand. Ohne mich zu sträuben, erlernte ich schon mit sieben Jahren die ersten schwarzen Flüche. Auch die Rangordnung von den Schlammblütern bis zu den Reinblütern wurde mir sehr früh eingetrichtert. Ich war nur noch eine leere Hülle, die nur noch Hass beinhaltete und auch nur das hinaus ließ. Als ich nach Hogwarts kam, machte ich mir schnell viele Feinde, sogar in Slytherin. Das einzige, was noch das bisschen Leben in mir angeregt hat, war mein großes Interesse an der schwarzen Magie. Sie gab mir das Gefühl von Macht. Die Macht meine Ängste und Wünsche zu verbergen und die Menschen leiden zu sehen, die ich so verabscheute." Nachdem Severus geendet hatte, sah er nun wieder zu Draco. Dieser sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, welcher Severus aber irgendwie an Bewunderung erinnerte. "Habe ich deine Frage beantwortet?" Draco brauchte lange, um zu nicken. Ja, indirekt hatte diese rätselhafte Mann das. Macht war der Grund gewesen. Macht und Rache. "Jetzt könntest du mir aber verraten, warum du damals Todesser werden wolltest", bat Severus. Draco fuhr erneut zusammen und schon wieder wollte er protestieren, doch Severus ließ ihn nicht dazu kommen. "Gut, damit du es endlich selbst einsiehst, werde ich es dir erklären." Draco wusste nicht, was er davon halten sollte. Was gab es zu erklären? Was sollte er einsehen? "Ich habe dich in den letzten fünf Jahren sehr gut beobachtet, Draco. Gleich als ich erfahren hatte, dass du nach Hogwarts kommen würdest, habe ich mir vorgenommen, dich genau im Auge zu behalten. Ich wollte wissen, was für einen Menschen Lucius fabriziert hat. Meine Erwartungen wurden erfüllt. Du warst von Anfang an kalt, gefühllos, angeberisch und stolz, genau wie dein Vater", murmelte Severus. Seine Stimme wies einen seltsamen scharfen Ton auf. Draco kam sich so vor, als würde ihm sein Hauslehrer all dies vorwerfen. "Warum haben Sie mich dann immer im Unterricht bevorzugt, obwohl Sie meinen Vater so hassen?", wollte er wissen. Zum ersten Mal scherte ihn diese Frage etwas. Ihm war auch schon oft aufgefallen, dass Snape ihn sogar besser behandelt hatte als die anderen Slytherins. Plötzlich war auf Severus' fahlem Gesicht ein Lächeln zu erkennen, was ihn so aussehen ließ, als würde er in alte Erinnerungen schwelgen. "Weil ich schnell bemerkt habe, dass du doch nicht wie dein Vater bist. Sondern mehr wie ich in meiner Schulzeit", war seine Antwort. Dracos Stirn legte sich in Falten. Wie bitte? Zuerst sagte er, er würde seinem Vater ähneln und dann doch nicht? "Es war die Art, wie du immer über deinen Vater gesprochen hast. Immer, wenn du gemerkt hast, dass es jemand schafft, dich klein zu kriegen und dich dazu zu bringen, deine Ängste und Schwächen zu zeigen, hast du Lucius erwähnt. Du hast den Leuten klargemacht, wer du bist und aus was für einer Familie du kommst. Das war sozusagen deine Stütze, deine Möglichkeit, dich zu verstecken. Du wolltest den Menschen Angst machen und sie von dir fern halten. Du hast es jedoch gehasst, dass du deinen Vater dazu brauchtest. Das habe ich sehr oft an deinem Blick gesehen, wenn du vor anderen Schülern geprallt hast. Gleichzeitig kamst du dir auch so vor, als wärst du ohne das Ansehen deiner Familie ein Nichts, was dich wohl noch mehr in Rage versetzt hat. Doch das war dir fast egal, denn du wolltest nur eins damit erzielen. Du wolltest nicht, dass sie dein wahres Gesicht sehen." Draco war sprachlos. Er konnte nicht einschätzen, ob Snape Recht hatte. Hatte er wirklich nur mit seiner Familie und seinem Reichtum geprahlt, um sich zu verstecken? "Und was ist Ihrer Meinung nach mein wahres Gesicht?", fragte er beiläufig, als ob ihn das nicht interessieren würde. Severus durchschaute ihn jedoch sofort. "Das kann ich dir nicht sagen. Niemand kann das, weil niemand außer du hinter der Maske aus falschem Stolz, Hass und Misstrauen sehen kann. Es sei denn, du lässt es zu, dass sie dir jemand abnimmt und dich wirklich sehen kann." Draco wusste sofort, wen er meinte. Laura. Nur sie hatte er wirklich an sich rangelassen. Nur ihr hatte er von seiner schweren Kindheit erzählt. Nur sie ... hatte sein wahres Gesicht gesehen. Als diese Erkenntnis über ihn kam, hob er seinen Kopf. Jetzt verstand er allmählich, was Snape die ganze Zeit von ihm wollte. Er drehte sich zu dem ehemaligen Todesser um, der ihn erwartungsvoll ansah. "Ich glaube, jetzt erinnerst du dich auch wieder, warum du ein Todesser werden wolltest", vermutete er. Dieses Mal zuckte Draco nicht zusammen, sondern wandte seinen Blick nun ruhig und langsam von seinem Mitgefangenen ab. Seine Augen schlossen sich halb und wirkten nun sehr dunkel und leer. "Ja", erwiderte er, "Dadurch, dass mein Vater mich von Anfang an zum Todesser machen wollte, hatte ich gar keine Möglichkeit, mir in meinem Kopf eine eigene Zukunft aufzubauen. Ich hatte keine Berufswünsche wie andere Jungen. Ich wurde nur darauf trainiert, für die schwarze Magie zu kämpfen. Eine eigene Meinung und Gefühle waren für mich kein Thema. Doch ich konnte meinem Vater nie etwas recht machen. Ich entsprach nie seinem Ideal. Denn es gab immer jemanden, der alles besser konnte als ich: Harry Potter." Draco hatte gar nicht mitbekommen, dass er soeben wie ein offenes Bilderbuch vor Snape hockte und seine geheimsten Seelenregungen erzählte. Bei seinen letzten Worten hatten sich Dracos Gesichtszüge zu einem hämischen falschen Lächeln gebildet. Severus erschauderte leicht bei diesem Anblick. Schon die ganze Zeit lang hatte er in Draco seine Vergangenheit gesehen. Nun, wo dieser Junge über Potter sprach, musste er sich daran erinnern, wie sehr er James Potter verabscheut hatte. Geduldig hörte er weiter zu, wie Draco unbewusst vor sich daher redete. "Dieser elende Potter! Weil er in allem begabt ist und den Dunklen Lord damals beinahe besiegt hätte, wird er verehrt wie ein Gott! Bei jedem Schwein ist er beliebt!" Draco sprach nun sehr laut und aufbrausend. "Ich hasse ihn! Alles fliegt ihm in den Schoß! Jedes Mal wird für ihn ein Auge zugedrückt, egal was er macht! Durch ihn hat mich mein Vater immer mehr zur Schnecke gemacht! Er wollte, dass ich besser bin als Potter! Dass ich wenigstens etwas in meinem Leben kann! Eigentlich hätte es mir egal sein können, denn ich habe meinen Vater immer gehasst und wollte ihm nichts recht machen! Doch dann wollte ich von mir selbst aus besser sein als Potter! Deswegen wollte ich ein Todesser werden! Ich wollte die schwarze Magie benutzen, um Potter in allem zu übertrumpfen! Ich wollte einen hohen Rang unter den Dienern des Dunklen Lords erreichen! Ich wollte sogar ein besserer Todesser sein als mein Vater! Aus diesem Grund habe ich niemals jemanden an mich herangelassen! Niemand sollte erfahren, wie sehr mich alles ankotzt, was Zuhause bei mir abgeht! Ich wollte beweisen, dass ich nicht schwach bin!" Atemlos, verstummte Draco. Während seiner Worte hatte er kaum Luft geholt. Er hechelte leise und versuchte, sich erstmal wieder zu sammeln. Er hatte es doch tatsächlich getan. Er hatte doch tatsächlich zugegeben, dass er vorgehabt hatte, ein Todesser zu werden. "Doch dann kam Laura", sagte Severus auf einmal, wodurch Draco kurz inne hielt. "Sie machte dir klar, dass du ihr nichts beweisen musst." Für einen kurzen Moment wurden Dracos Augen groß. Dann lächelte er auf einmal. Es war ein ehrliches Lächeln. Ein Lächeln, welches von schönen Erinnerungen erzählte. "Ja", entgegnete Draco nur und erhob sich auf einmal. Langsam und unter dem verwunderten Blick Severus' ging er auf die Gitterstäbe zu. Er hob seinen rechten Arm und schlug mit voller Wucht dagegen. Auch dieses Mal verbrannte diese unheimliche stechende Hitze seine Haut und mit einem Keuchen taumelte er ein Paar Schritte rückwärts. Sofort war der erschrockene Zaubertrankmeister auf den Beinen und ging auf Draco zu. "Hör auf damit, Draco! Das bringt doch nichts!", ermahnte Severus ihn und hielt Dracos rechten Arm fest, bevor er diesen nochmal gegen die Gitter schlagen konnte. "Lassen Sie mich los! Wir müssen hier raus, verdammt nochmal!", raunte Draco ihn aufgebracht an und versuchte, sich von seinem Hauslehrer loszureißen. Dieser war jedoch um einiges stärker als er und eh Draco sich versah, hatte ihn Severus mit einem heftigen Ruck zu Boden geschubst. "Es nützt aber nichts, wenn du hier wie ein Wahnsinniger dagegen hämmerst! Weißt du nicht mehr, was Lucius gesagt hat?! Niemand außer der Dunkle Lord kann diesen Fluch von den Gittern nehmen!" Widerspenstig erhob sich Draco mit einem zornigen Blick. "Ich habe schon viel zu oft auf meinen Vater gehört! Und was ist mit Ihnen? Ist es Ihnen vollkommen egal, was er vielleicht gerade mit Laura anstellt?! Haben Sie sie schon aufgegeben und wollen hier warten, bis mein Vater uns umbringt?!", fuhr er den Vater seiner Freundin an. Für einen Moment starrte Severus ihn vollkommen überrumpelt an. Noch vor kurzem hatte Draco wie ein seelisches Frack auf ihn gewirkt, doch nun sprühte in diesem Jungen wieder der Kampfgeist. Mit Sicherheit war die Erwähnung von Laura der Grund gewesen. "Natürlich nicht", murmelte er schließlich. In seiner Stimme erklang ganz deutlich Hoffnungslosigkeit. "Aber wir haben doch noch nicht einmal Zauberstäbe. Wie gedenkst du, sollen wir sonst hier rauskommen?" In genau diesem Moment ertönte ein knallendes 'Plopp', welches Draco und Severus veranlasste, wieder zu den Gitterstäben zu sehen. Hinter diesen stand auf einmal ein Hauselfe. Draco klappte der Mund auf, als er ihn erkannte. "Dobby?", fragte er ungläubig. Dobby nickte und verneigte sich, wobei seine lange Nase den Boden berührte. "Wa-was machst du denn hier?", wollte Draco wissen. Schwach konnte er sich erinnern, dass sein Vater ihn damals nach seinem zweiten Schuljahr wütend in seinem Zuhause empfangen hatte. Der Grund dafür war gewesen, dass Potter einen der familientreuen Hauselfen befreit hatte. Doch, dass es Dobby gewesen war, hatte er damals nicht erfahren. Was machte er überhaupt hier in Hogwarts? "Dobby arbeitet schon seit drei Jahren in der Küche, Sir. Doch für Erklärungen ist jetzt keine Zeit, denn Dobby ist gekommen, um Sie zu befreien", sagte Dobby. Severus, der immer noch sehr baff über den Auftritt dieses Hauselfen war, war nun mehr als verwirrt. Wie sollte dieser kleine Wicht ihn und Draco bitteschön befreien können? "Und wie willst du das machen?", fragte er schließlich, ohne eine vernünftige Antwort zu erwarten. "Das ist doch ganz einfach!", erwiderte Dobby vollkommen überzeugt und berührte mit seinem langen knochigen Zeigefinger, dessen Kuppe leicht glühte, einen der Gitterstäbe. Ein lauter Knall ertönte, ein roter Funken sprang und feiner, weißer Qualm erfüllte den Kerker. Draco und Severus waren vor Schreck zurückgewichen und hatten ihre Arme schützend vor ihre Gesichter gehalten. Schnell verzog sich der Qualm und ganz langsam nahmen die beiden Gefangenen ihre Arme wieder zur Seite. Beiden entfuhr ein überraschtes Keuchen, als sie sahen, dass die Zellentür offen war und quietschend hin und her schwenkte. Der eine Gitterstab, den Dobby wohl berührt hatte, war leicht angekokelt. Sie besahen alles immer noch ungläubig, als sie langsam aus der Zelle schritten und schließlich vor Dobby, der die beiden lächelnd betrachtete, zum Stehen kamen. "Wie ... hast du das denn gemacht?", wisperte Draco und besah noch einmal das verkohlte Gitter. Dobby starrte den Sohn seines ehemaligen Meisters irritiert an. "Dobby hat doch nur einen Öffnungszauber benutzt, Sir", entgegnete er. Nun kapierte Draco gar nichts mehr. "Ich glaube", sagte Severus auf einmal und strich mit seinem Daumen nachdenklich an seinem Kinn entlang, "der Hauselfe hatte wirklich keine Probleme, die Tür einfach so zu öffnen. Erinnere dich doch, was Lucius gesagt hat. Kein 'Zauberer' außer der Dunkle Lord kann den Zauber aufheben. Doch die Magie von Zauberern und Hauselfen ist sehr unterschiedlich. Genau das hat Lucius nicht bedacht." Draco verstand sofort und sah nun wieder zu Dobby hinunter. "Woher wusstest du eigentlich, dass wir hier unten sind?", wollte er erfahren. "Dobby und die anderen Hauselfen haben sich gewundert, weil es über der Küche so laut war. Dobby ist dann nach oben gegangen und hat vom Eingang der Großen Halle aus gesehen, dass der- dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf in Hogwarts ist. Dobby sah auch, wie Lucius Malfoy Sie beide und Laura Laison weggebracht hat. Dobby ist sofort zurück in die Küche gegangen und hat die anderen Hauselfen darum gebeten, leise in der Küche zu bleiben. Dann ist Dobby los, um Sie zu suchen. Wo ist Laura Laison?" Urplötzlich fiel es Draco und Severus wieder ein, dass Lucius mit Laura schon vor einer Ewigkeit verschwunden war. "Vater hat sie mitgenommen", knurrte Draco leise. Dobby quiekte vor Schreck. Auch ihm schien bewusst zu sein, was diese Tatsache zu bedeuten hatte. "Kommt! Wir müssen sie so schnell wie möglich finden!", forderte Severus auf. "Soll er nicht lieber die Lehrer und Beamten freilassen?", schlug Draco vor und nickte in Richtung Dobby. Severus betrachtete den Hauselfen nachdenklich. "Nein", murmelte er und wirkte so, als würde er sich an etwas erinnern. "Ich glaube, da sind sie erstmal viel sicherer aufgehoben." Draco wunderte sich etwas über diese Worte, doch das verflog wieder, als er, Severus und Dobby losliefen. ************************************************ Also: Erstmal Hallo an alle meine treuen Leser^^! Nun habe ich den nächsten Abschnitt in dieses Kapitel eingefügt und es hat eine bessere Dateigröße! Der letzte Abschnitt ist mir wirklich sehr wichtig, da ich ihn erstens mindestens zehnmal überarbeitet habe (Ich übertreibe hier wirklich nicht ^^'), und zweitens, darin die Gefühlswelt von Draco und Severus aus meiner Sicht erläutere. Ich mag Draco und Severus wirklich sehr und ich liebe es, Dialoge mit den beiden zu lesen oder zu schreiben. Ich hoffe, euch gefällt der letzte Abschnitt und ihr schreibt mir vielleicht noch, wie er euch gefallen hat^^. Über den Rest des Kapitels habe ich ja eigentlich schon meine Meinung abgegeben. Meine Lieblingsszene ist natürlich Harrys öffentliches Liebesgeständnis. Und Toms darauffolgende Reaktion ... KYAAHH! Ihr müsst ja richtig sauer auf mich sein, dass ich so ein Lahmarsch bin. Aber immerhin kommt jetzt der Endkampf und das zu schreiben, ist gar nicht so einfach. Vor allem muss ich noch viele Geheimnisse der Geschichte aufdecken und nicht nur Szenen schreiben, wo sich die Leute ihre Augen mit den Zauberstäben ausstechen^^! Jedenfalls schreibe ich zur Zeit so schnell ich nur kann und ich hoffe, dass ich euch schon bald den großen Endkampf präsentieren kann. Ich geb euch schon mal einen Tipp: In den nächsten Kapiteln werden zwei Personen, die ich eigentlich sehr mag, sterben. Rätselt schon mal ausgiebig. Das nächste Kapitel wird aber wirklich 'Das Phönixschwert' heißen. Der Titel passte nämlich nicht zu diesem Kapitel hier. Kuss, eure Maru^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)