Warten auf Godot von Sometime ================================================================================ Kapitel 1: "Komm wir gehen." ---------------------------- James besah seine Fingernägel. Er konnte sie echt mal wieder schneiden. "Jamie, hörst du mir überhaupt zu?" Teddy wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht. "Ja, natürlich. Ich hänge an deinen Lippen." Lüge. James hatte bereits seit Anfang des Gesprächs auf Durchzug geschaltet und Teddys Monolog keine Beachtung geschenkt. "Und jetzt hör auf mit deiner Hand da rum zu wedeln. Das nervt unglaublich." Teddy belächelte die Bemerkung seines Freundes und ließ seine Hand sinken. "Also, verstehst du, was ich meine? Und warum das hier-", Lupin deutete auf James und sich. "- nicht funktioniert." Der Potter verschränkte die Arme vor seiner Brust. Eigentlich hatte er sich, als Teddy ihm nach einem klärenden Gespräch gebeten hatte, vorgenommen, sich in keiner Weise kindisch zu verhalten. Tja, und eigentlich hatte James sich auch vorgestellt, dass ihr Gespräch nicht am, sondern auf dem Esstisch und ohne viel gesprochene Worte stattfinden würde. Teddy legte seinen Kopf schräg. "Jamie-", setze er gerade an, wurde jedoch unterbrochen. "Was, Teddy? Ist doch alles in Ordnung! Du hast dir doch da einen schönen Plan überlegt und alles gut durchdacht. Nett von dir, im Übrigen, mich einzuweihen. Ist schön, dass du so auf mein Mitspracherecht scheißt." "James, hör auf dich so zu verhalten. Du weißt selber, wie unreif du dich gerade benimmst." James lachte kurz und heiser auf. Der Lupin konnte sich ja auch nicht entscheiden. Wenn es darum ging ein Gespräch zu führen, sei James erwachsen genug, um teilzunehmen, für alles andere sei er dann doch zu jung. "Wie soll ich mich denn deiner Meinung nach sonst benehmen, he? Tut mir ja leid, dass du mir nicht scheiß egal bist und das, was wir haben-", jetzt deutete auch der Potter-Spross auf seinen Freund und sich."- mir etwas bedeutet. Da hat mich meine Rationalität wohl im Stich gelassen." "James, hör auf, du bist doch kein Kind mehr.", wurde Ted lauter. "Anscheinend doch, sonst würdest du mich jawohl vögeln!" Der Stuhl fiel um, nachdem James aufgesprungen war. Jetzt tigerte er im Esszimmer seines Elternhauses rauf und runter und raufte sich immer wieder die Haare. "Sechs verschissene Jahre, Jamie! Das kehrt man nicht einfach so unter den Teppich." Auch Teddy war aufgestanden und hielt sich an der Rückenlehne des Stuhls fest. „Als du mich gefickt hast, hat es dich nicht gestört. Da waren die scheiß sechs Jahre egal!" "James, es geht nicht. Ich habe die Regeln nicht gemacht, wenn es nach mir gehen würde, wäre einiges anders." "Das ganze scheiß Leben ist doch ein einziges Warten auf Godot! Du willst eine Situation vermeiden, von der du noch nicht einmal weißt sie wirklich stattfinden wird. Scheiß auf die gottverdammten Regeln, die interessieren später eh keinen mehr! Das Leben ist eine einzige, verfickte Farce und alle Regeln der Gesellschaft, sind nur da um den golden Käfig, den wir als Freiheit bezeichnen, aufrecht zu erhalten.", redete sich James in Rage. "James, es sind nicht nur gesellschaftliche Richtlinien, das sind Gesetze! Du bist erst 16 Jahre verdammt! Du bist quasi noch ein Kind!" "Fick dich, Edward Remus Lupin! Fick dich und verpiss dich einfach aus meinem Leben!" Damit verließ James das Esszimmer und stürmte in sein Zimmer. Kaum war er dort angekommen, schmiss er sich auf sein Bett. Der Streit mit Teddy war auslaugend, besonders, da es der erste Streit zwischen ihnen war. Normalerweise ging er nach jedem Streit, ob mit seinen Eltern, seinen Geschwistern oder seinen Freunden zu dem 22-Jährigen und ließ sich trösten. Teddy strich dann immer mit seiner linken Hand über James' Rücken und seine rechte Hand lag locker auf seinem Knie. Dabei flüsterte der Ältere beruhigende Worte in das Ohr des Potters, wovon dieser jedes Mal eine Gänsehaut davontrug. Doch zu wem sollte er jetzt gehen? James fühlte sich auf einen Schlag unglaublich einsam. Natürlich hatte er Freunde, wichtige und gute Freunde. Aber das mit Teddy war anders. Teddy kannte James in und auswendig und wusste was er brauchte. Durch den Streit verlor James nicht nur seine erste, große Liebe, sondern auch seinen besten Freund. Tränen kullerten über James' Wangen, die er wütend wegwischte. Er hatte das letzte Mal mit Zwölf geweint, nachdem er sich bei Quidditch den linken Arm gebrochen hatte. Merlin, er war so erbärmlich. "Hör auf!" James strich die unaufhaltsamen Tränen immer wieder von seinen Wangen. "Hör auf, verdammt! Hör auf zu heulen!", rügte er sich selbst, zog an seinen Haaren und kratze über seine Wangen, was rote Striemen hinterließ. James lag schon einige Zeit auf seinem Bett. Jegliche Annäherungsversuche seiner Eltern hatte er abgeblockt. Er wollte einfach niemanden sehen und vor allem wollte er mit niemandem reden. Sein Bruder Albus schien das aber nicht sonderlich ernst zu nehmen, denn er stürmte, ohne anzuklopfen und mit einem lauten "Was geht, du Homo?", in sein Zimmer und schmiss sich neben ihm auf sein Bett. James sah ihn wütend an. "Selber Homo. Weißt du, ich vermisse wirklich meinen introvertierten, kleinen Bruder, der sich nicht mal traut, nach dem Weg zu fragen.", meinte er dann nur und blättere weiter in seiner Zeitschrift, die er sich nur geschnappt hatte, damit seine Hände etwas zu tun bekamen. "Du bist wirklich unerträglich, seit du mit Scorp zusammen bist." Al zog seine Mundwinkel nach unten. "Was ist los, Brüderchen? Mom und Dad sagen, du kommst seit Stunden nicht aus deinem Zimmer." "Das stimmt nicht. Vor elf Minuten erst war ich pissen. Da habe ich mein Zimmer verlassen.", entgegnete James. "Mom hatte schon Sorge, du pinkelst aus deinem Fenster." Albus zuckte mit seinen Schultern. "Aber jetzt lenk nicht ab. Was ist los? Ist es wegen Teddy?" James nickte nur. Er musste nicht mal fragen, woher Albus wieder diese Information hatte, er würde ja sowieso keine Erklärung bekommen. "Aha. Und was genau? Lass dir nicht jedes scheiß Wort aus der Nase ziehen." Jetzt blickte James seinen Bruder direkt an. "Läuft hier nicht irgendwo Scorpius rum? Beschäftige dich doch mit dem." Albus grinste breit. "Doch, Scorp ist hier. Er wartet in meinem Zimmer. Aber ich dachte mir, du redest vielleicht lieber mit mir über deine unsterbliche Liebe zu Teds als mit Dad." "Oh, wie überaus rücksichtsvoll von dir. Jetzt verpiss dich." James warf die Zeitung neben sein Bett, es hatte ja eh keinen Sinn, und schaute seinen Bruder herausfordernd an. "James, ich will dir nichts Böses, ok? Ich will dir nur helfen." "Das kannst du aber nicht, Al. Teddy will mich nicht und damit Basta. Fuck, und ich dachte wirklich, ich bedeute ihm etwas." "James, du bedeutest ihm etwas. Wir alle bedeuten ihm etwas. Wir sind seine Familie.", versuchte Albus seinem Bruder klar zu machen. "Wir haben gevögelt, Al. Ich schätze den Status 'Familie' haben wir verloren.", sagte James heiser. "Fuck." Albus legte sich neben seinem Bruder und beide starrten sie an die Decke. "Und, wie oft?" "Vier mal." "Wow. Also einmal ist kein Mal, zweimal ein Ausrutscher, aber vier Mal?" Der Jüngere machte ein anerkennendes Gesicht. "Und wo?" "Al." "Ich meine ja nur, das kann ja schlecht hier gewesen sein. Unser Haus ist immer voll, da hätte jemand was gehört." "Albus." "War es bei Teddy zu Hause? Oh, bitte nicht auf seiner Couch! Da sitze ich immer!" "Albus Severus Potter! Halt die Klappe!", donnerte James los, konnte ein kleines Grinsen aber nicht verhindern, als er an den ersten gemeinsamen Abend der beiden zurückdachte. Albus hatte Glück, der Sex fand nicht auf der Couch, sondern auf dem Küchenboden statt. "Scheiße, du liebst ihn wirklich oder?", stieß Al aus, als er das selige Gesicht seines Bruders sah. "Glaube ja.", nuschelte dieser nur in seinen nicht vorhandenen Bart. "Du hättest meine Sensibilität nicht ausnutzen dürfen, um dich, ohne meine Zustimmung, in meine Zuneigung zu stehlen.", philosophierte James' kleiner Bruder. "Von wem ist das?" "Das schrieb Hamilton in einem Brief 1779 an seinen Freund John Laurens. Auf dieser Grundlage wird heftig diskutiert, ob die beiden ein Verhältnis hatten." James verdrehte die Augen. "Du solltest wirklich anfangen dich für normale Dinge zu interessieren. Merlin, du bist 15 Jahre alt!", kicherte er und auch Albus gluckste vor sich hin. "Scorp findet es heiß, dass ich sowas weiß." "Und das ist der Moment, in dem du mein Zimmer verlässt. Ich will nichts über euren seltsamen Dirty Talk wissen!" James schubste seinen Bruder vom Bett. "Er liebt es, wenn ich Doyle, Dickens oder Wilde zitiere." "Auf Wiedersehen, Al!" James schob seinen Bruder über die Schwelle. "Sind dies alles Bilder der Dinge, die sein werden oder die sein können? Das Leben eines Menschen-" Als er die Tür schloss, wurde der Rest des Zitats verschluckt. "Scheiß auf Wilde.", murmelte er nur, worauf er ein empörtes "Das ist Dickens!" von der anderen Seite der Tür erntete. James musste grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)