Summer of '99 von sallysoul_fiction (Die Herren des Todes) ================================================================================ Kapitel 7: Lektionen in schwarzer Magie --------------------------------------- Albus überraschte Ariana, als er ihr Zimmer mit Tellern voll dampfender Köstlichkeiten und einem munter in der Luft schwebenden Teeservice betrat. Er breitete eine Picknickdecke auf Arianas Bett aus, und sie setzten sich darauf, als wären sie im Freien auf einer grünen Wiese. „Vielleicht fliegen wir auch, wie auf einem orientalischen Teppich“, sagte Albus, während sie die Pasteten aßen. Ariana kicherte und breitete ihre Arme aus, als würde sie fliegen. Es war ein so gemütlicher Abend, dass Albus fast vergaß, ihr den Tee zu reichen. Erst, als sie mit dem Essen fertig waren und Ariana spontan ein Strickprojekt hervorgezogen hatte, fiel es ihm wieder ein. „Was wird das?“, fragte er und schenkte bemüht beiläufig eine Tasse ein. Er selbst hatte vor dem Abendessen ein Gegengift eingenommen, aber dennoch machte ihn der Gedanke an seine List nervös. „Socken!“, sagte Ariana. „Du solltest auch mal wieder stricken.“ „Mach ich doch“, lachte Albus und rief mit „Accio!“ sein letztes Projekt herbei. Rotgoldene Ringelsocken, die in einer Schublade seines Kleiderschranks gewartet hatten – ein Ort, an den er nur ungern dachte, denn all die Wolle und Nadeln, die sich dort mit der Zeit angesammelt hatten und bisweilen munter hervorpurzelten, nahmen seinem sonst so wissenschaftlich eingerichteten Zimmer jede Seriosität. In Arianas Gegenwart brauchte er sich deswegen glücklicherweise nicht zu schämen. Es war eine der wenigen Interessen, die sie mit ihm und nicht mit Aberforth gemeinsam hatte und so ließen sie beide fröhlich die Nadeln klappern, während sie den Tee tranken. Ariana hatte sich und Albus wieder mit den Phönix-Haarspangen frisiert und schwatzte glücklich, während Albus sie hinter einem Mantel aus Sorglosigkeit genau beobachtete. Wie er befürchtet hatte, war Ariana aufgrund ihrer Krankheit schwerer zu betäuben als gewöhnliche Menschen und erst bei der zweiten Tasse des Aconitum Napellus begannen ihre Augenlider schwer zu werden. Er half ihr in die Kissen, deckte sie zu und strich über ihr dunkelblondes Haar, bis sie der Schlaf übermannt hatte. „Hör’ meine Stimme, sie weist dir den Weg“, flüsterte er. Es war die erste Zeile des Wiegenlieds seiner Mutter, an die er sich noch erinnerte. Dann resignierte er und ließ die Melodie vom Nachttisch-Wecker weiterspielen. Er trat vor das Bett, hob die Arme und spannte er ein paar abschirmende und schallisolierende Schutzzauber über Arianas Bett. Sicher ist sicher. Dann ging er hinaus und schlich mit seinem Strickzeug unter dem Arm in sein Zimmer hinauf. Oben angekommen wurde ihm plötzlich siedend heiß bewusst, wie spät es war: Gellert würde in nicht mal einer Stunde auftauchen! Schnell begann er, das Zimmer vorzubereiten, indem er die verstreuten Bücher und Drachenblut-Notizen einsammelte. Außerdem wirkte er einen Zauber, der den Raum zwischen dem Schreibtisch und dem gegenüberliegenden Fenster zu einer annehmbaren Arena von vier auf acht Meter dehnte. Als er die Tür zu seinem Kleiderschrank öffnete und sich selbst im Spiegel an der Innenseite sah, fiel ihm auf, wie nervös er wirkte. Was ist los mit mir? Nun, es half nichts, sich selbst zu belügen. Es war nicht das erste Mal, dass er so fühlte – dass er einen Jungen zum Duell herausgefordert hatte, den er attraktiv fand. Aber die Erfahrung hatte Albus gelehrt, dass ein kurzer Kampf genügte, um seinen Kopf wieder zurechtzurücken. Egal, wie groß die Worte seiner Herausforderer waren, am Ende eines jeden Zaubererduells lagen sie alle wie ein Häufchen Elend am Boden – und die Enttäuschung darüber, wieder einmal keinen ebenbürtigen Partner gefunden zu haben, machte sämtlichen Reiz an ihnen zunichte. „Du kennst das Spiel: Lass ihn seine Sprüche bringen und mach dann kurzen Prozess!“, sagte er zu seinem Spiegelbild. Es gab niemanden, der ihm gewachsen war. Plötzlich war er in einer geradezu feierlichen Stimmung und suchte in seinem Schrank nach einer passenden Garderobe für das anstehende Duell. Da es nicht viel Auswahl gab, außer Hogwarts-Hemden und einem Festumhang, griff er nach den einzigen schicken Kleidungsstücken, die er besaß: eine schwarze Bundfaltenhose in Kombination mit einem weißen Hemd und einer Weste mit rotgoldenen Ornamenten auf schwarzem Grund – Jugendstil und die Gryffindor-Farben! Mutter hatte sie ihm geschenkt, als er zum Jugendbotschafter des Zauberergamots ernannt worden war, und sie hätte keine bessere Wahl treffen können! Besonders stolz war Albus auf die dazu passenden schwarzen Lederschuhe, in die er nun schlüpfte. Man kann ein Duell ja schlecht in Socken austragen, beruhigte er sein Gewissen, das ihn hämisch fragte, warum er sich denn so herausputzte. Während er ein wenig auf den Zehen auf und wippte, um ein Gefühl für die Schuhe zu bekommen, und überlegte, ob er seine Haare mit etwas Pomade nach hinten kämmen sollte, stupste etwas gegen sein Bein. Es war das Strickzeug, das er wohl aus reiner Routine zum eigenständigen Weiterstricken des rotgold-geringelten Sockens verzaubert hatte. Nervös hüpfte es zu seinen Füßen auf und ab – fast so nervös wie er sich fühlte. Verdammt, es ist NUR EIN DUELL!, dachte Albus ärgerlich und legte das Strickzeug in die Kiste (über die er nicht gerne nachdachte) zu den restlichen Wollknäulen. „Wehe, du gibst einen Laut von dir“, zischte er der halbfertigen Socke zu. „Haben wir uns verstanden? Keinen Mucks! Sonst kriegt dich die Nachbarskatze!“ „Stör’ ich?“, fragte eine Stimme vom Fenster her. Albus schreckte auf und spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss. Gellert Grindelwald saß im geöffneten Fensterrahmen, das rechte Bein lässig ins Zimmer baumelnd, und drehte den Zauberstab in den Fingern. „Dachtest‘ etwa, ich würd’ an der Haustür klingeln?“ „Nein …“, sagte Albus. Verdammt, war er nervös! Gellert sprang mit einer fließenden Bewegung in den Raum. „Ich glaub, du bist mir noch a’ Antwort schuldig“, sagte er und kam mit langen Schritten in die Mitte des Raums. Albus beobachtete mit Unbehagen, wie er die Urkunden an den Wänden genau unter die Lupe nahm, und fühlte sich bloßgestellt, obwohl es keine Dinge in diesem Zimmer gab, wofür er sich schämen musste. Er musste sich verdammt nochmal beruhigen! „Ich wüsste nicht, was weitere Briefe in dieser Sache gebracht hätten. Colloportus“, sagte Albus, und verschloss damit das Fenster hinter Gellert. Mit klopfendem Herzen trat er ihm entgegen und fügte schnippisch hinzu: „Ich dachte, ich lasse heute Abend lieber meine Zauber für mich sprechen.“ Sie musterten sich gegenseitig. Gellert hatte sein blondes Haar im Nacken zusammengebunden und trug einen festlichen schwarzen Samtumhang im Gehrock-Schnitt mit feinen Silberknöpfen. Seine übrige Garderobe unterschied sich kaum vom Vormittag, bis auf eine glänzende Kette an der Weste mit eigenartigen Symbolen und Tierknochen daran. „Jeder braucht ein’ Talisman“, meinte Gellert, als er Albus Blick folgte. „Dein’ Kopfputz find’ ich aber schon etwas ungewöhnlich.“ „Was?“, fragte Albus erschrocken und fuhr sich durchs Haar. Er hatte tatsächlich die Phönixhaarspange vergessen! „Verdammt“, fluchte er und verbannte in seine Westentasche. „Das gehörte nicht dazu …“ „Schad’ eigentlich“, sagte Gellert grinsend und trat noch etwas näher an Albus heran, „aber auch sonst bist’ heut’ Abend sehr schick.“ Er steckte den Arm aus und schien die Stelle im Haar berühren zu wollen, wo die Spange gesessen hatte, doch Albus hob drohend den Zauberstab. „Abstand, Gellert. So sind die Regeln.“ Gellert zog überrascht die Augenbraue hoch. „Ach, ich wusst’ nicht, dassma schon angefangen hab’n?“ „Nun denn, wollen wir beginnen?“ „Unbedingt!“ Sie stellten sich voreinander auf und verschränkten jeweils die linke Hand hinter dem Rücken. Dann hoben sie beide synchron ihre Zauberstäbe vors Gesicht, ließen wie wieder sinken und machten eine Verbeugung. Albus stellte fest, dass sie bei Gellert etwas dramatischer ausfiel, weil er seinen linken Fuß zusätzlich mit einem kratzenden Geräusch nach hinten zog. Kaum aus der Verbeugung gekommen, warf er Albus einen intensiven Blick zu, der ihm durch Mark und Bein ging. Er starrte angriffslustig zurück und meinte zu sehen, wie Gellert erschauerte. Albus wusste, dass ihm nur wenige Menschen in die Augen sehen konnten, wenn er wütend oder energisch war – und schöpfte etwas Mut daraus, dass sein Blick auch an Gellert nicht spurlos vorüberging. Wie auf ein unhörbares Kommando wandten sie einander den Rücken zu, machten drei Schritte auseinander und fuhren dann wieder in Kampfpose herum. Normalerweise kam für Albus an dieser Stelle der Punkt, den Patronus heraufzubeschwören. Doch er erinnerte sich an das Fiasko auf dem Feld, und zögerte. Was, wenn der Zauber wieder misslang? „Na, wird das heut’ noch was?“, fragte Gellert. Es war zu riskant. Albus rief: „Nox!“, und der Raum verdunkelte sich. Er hörte Gellert fluchen und Sekunden später erhellte blaues Licht den Raum, doch Albus war währenddessen von seinem Ausgangsplatz fortgehechtet und überraschte Gellert mit einem Angriff von der Seite. Ein Blitz zuckte und Gellert parierte den Angriff nur knapp. War das tatsächliche Überraschung in seinen Augen? Albus blieb keine Zeit, sich zu freuen, denn Gellert erwischte ihn mit einem Schleuderzauber, der ihn in die Luft katapultierte und nach einigen Drehungen in der Luft zu Boden warf. „Arrrgh, Stupor!“, stöhnte er und schickte noch im Liegen den Körperklammer-Fluch los, doch er verfehlte Gellert, der weiter nach vorne auf ihn zu gehechtet war. Die Antwort kam prompt in Form von Schlingpflanzen, die aus dem Boden schossen und Albus an den Armen und Beinen packten. „Bequem?“, fragte Gellert, während zusah, wie Albus mit den Schlingen rang. „Mistkerl!“, schimpfte der und bekam endlich seine Hand frei, woraufhin er einen Sonnenlicht-Zauber schickte, der die Pflanzen verschlang und gleißend Richtung Gellert schoss. „Protego!“, rief Gellert und wehrte den Zauber ab – so unfassbar schnell, dass Albus es kaum glauben konnte. Welcher Teufel hatte solche Reflexe? Er kam wieder auf die Füße, und sie umkreisten einander, lauernd und beide schwer atmend. „So, das war’s mit Aufwärmen“, meinte Gellert und drehte den Zauberstab zwischen den Fingern wie einen Taktstock. Eine überhebliche Geste, die Albus sofort mit einer neuen Attacke bestrafte! Schnelle weiße, blaue und rote Blitze flogen nun zwischen ihnen hin und her. Das Tempo war jenseits von allem, was Albus bisher erlebt hatte, und er musste seine ganze Kraft aufbieten, um Gellerts Zauber zu parieren. Das war einfach unglaublich! Normalerweise konnte er Attacken wegwischen wie lästige Fliegen. Albus packte eine Art grimmige Euphorie als er merkte, dass es Gellert ganz genauso ging. Sie waren einander ebenbürtig! Wie sehr hatte er sich einen solchen Gegner während seiner Schulzeit gewünscht, nicht bedenkend, wie kraftzehrend ein solches Duell sein würde. Er überlegte gerade, ob vielleicht ein Nebelzauber genug Verwirrung bringen würde, da rief Gellert: „Senti!“ Der Lichtblitz schoss auf Albus zu, und er beschwor eine Schutzwand vor sich, doch der Zauber schoss geradewegs hindurch. Er traf ihn unterhalb des Bauchnabels und für einen Moment überzog ihn eine magische Welle aus Licht wie eine zweite Haut. Albus keuchte überrascht auf, denn es war ein Gefühl, als würde er von oben bis unten abgetastet. Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet – der Zauber machte etwas mit ihm! Es war, als brenne ein seltsames Feuer unter seiner Haut, das jede Bewegung, jede Berührung intensivierte. Gellert grinste: „Expelliarmus!“ Fassungslos sah Albus, wie ihm der Zauberstab aus der Hand glitt und in Gellerts Richtung flog. „Was hast du gemacht?“, fragte er. Er betastete die Stelle wo der Zauber ihn getroffen hatte. Hitze wogte durch seinen Körper, und er spürte, wie ihm die Knie weich wurden. „Nennen wir’s, Lektion Schwarzmagie Nr. 1“, sagte Gellert. „Der Fluch, den man nicht abwehr’n kann. Mit dei’m Protego hast’ ihn nur intensiviert. Man nennt ihn den Sensus-Zauber, ein Aphrodisierungs-Fluch.“ Nun war ihm klar, woher diese plötzliche Hitze stammte – verdammt, das hatte ihm gerade noch gefehlt! „Sehr witzig, Gellert!“, presste er hervor. „Wirklich … ganz toll. Du hattest deinen Spaß, jetzt gibt mir den Zauberstab wieder! Der Kampf ist … vorbei …“ Eine neue aphrodisierende Welle kräuselte über seine Haut und ließ ihn keuchen. Zitternd umklammerte er die Tischplatte hinter sich, um nicht einzuknicken, und versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Gellert betrachtete ihn mit dem breitesten Grinsen. „Du hast dein’ Zauberstab verloren, das ist korrekt. Aber wieso sollt’ das heißen, dass wir zwei hier fertig sind?“ „Gellert –“ „Imperio!“ Albus erstarrte. Der Befehlsfluch erfasste seinen Körper, und im nächsten Moment konnte er sich keinen Zentimeter mehr rühren. Kein Muskelzucken war mehr möglich, doch er fühlte sich weder gefesselt noch versteinert – er durfte sich ganz einfach nicht mehr bewegen! Gellert näherte sich langsam mit erhobenem Zauberstab, und seine Stimme hatte wieder diesen rauen Unterton, als er sprach: „Lektion Schwarzmagie Nr. 2: Ein Kampf ist nie vorbei, wenn einer sein’ Zauberstab verliert. Das wär’ ja auch ein Jammer, ge, denn dann fängt der Spaß ja erst richtig an!“ Er berührte Albus’ Haar an der Stelle, wo noch kurz zuvor die Phönixspange gesessen hatte, und strich ihm eine rotbraune Strähne hinters Ohr – zärtlich, als entstaube er eine besonders kostbare Trophäe. „Die meisten nutz’n den Imperius-Fluch, um jemandem zu befehl’n, etwas zu tun.“ Er löste langsam die Knöpfe an Albus’ Weste und sog scharf den Atem ein. „Ich denk’, der Reiz liegt darin, jemandem zu befehl’n, etwas nicht zu tun.“ Er betrachtete Albus einen Moment forschend, dann beugte er sich vor und flüsterte in sein Ohr: „Als a kleine Demonstration – ich weiß, du bist jetzt g‘rade sehr … sensibel – was machst’, wenn ich das hier tue?“ Seine Nase spielte in Albus Haaransatz, und er setzte drei zarte Küsse auf den entblößten Hals, von direkt hinter dem Ohr bis hinunter zum Schlüsselbein. Hitze schien von Albus’ Haut zu strahlen, doch immer noch rührte er sich kein Stück. „Oder das?“, fragte Gellert und seine linke Hand fuhr unter das Hemd und strich in kreisenden Bewegungen über die Stelle, wo der Zauber eingedrungen war. „Oder … das?“ Seine Hand glitt abwärts, öffnete den Bund von Albus’ Hose, fuhr hinein, tastete und wurde fündig. „Oh, na ganz unwillkommen war dir der Sensus-Fluch wohl nicht“, entfuhr ihm ein überraschter Kommentar, und er begann seine Hand auf und ab zu bewegen. „Willst’ dich nicht wehren? Ich mein’, du hätt’st diesen Zauberer schon längst – “ Etwas in Albus’ Gesicht bewegte sich. Es war nur eine winzige Regung, aber sie verfehlte ihre Wirkung nicht: Albus zwinkerte ihm zu. Da wurde Gellert klar, dass sein besiegter Duellpartner den Fluch längst gebrochen hätte – wenn er gewollt hätte. „Ich … bin offiziell beeindruckt“, sagte Gellert und löste den Bann. Albus fühlte sich, als würde er aus zehn Meter tiefem Wasser an die Oberfläche gezogen. Er schnappte nach Luft, als die durch seine Bewegungsunfähigkeit aufgestaute Lust durch seinen Körper schoss. Seine Hand schnellte nach vorn und packte Gellerts Kehle – halb im Affekt, halb um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Du“, sagte er mit rauer Stimme, „dafür … hättest du keinen Imperius gebraucht.“ „Na wer konnt’ denn ahnen, dass du so darauf anspringst?“ „Halt die Klappe!“, hauchte Albus lachend und zog Gellert zu sich. Einen Moment lang sah er ihm tief in die Augen und fühlte wie ein Zittern durch Gellerts Köper lief, dann beugte er sich vor und küsste ihn. Der Sensus-Zauber hatte seine Wirkung komplett entfaltet, und Albus sah keine Notwendigkeit, weiter dagegen anzukämpfen. Es fühlte sich zu gut an! Als Gellert seine Hand zurückzog und Albus fest an sich drückte, spürte er ein schwindelerregendes Verlangen. Ihre Küsse wurden nun wild und fordernd. Albus legte eine Hand auf Gellerts Arm, der ihn umfasst hielt, und übte ein wenig Druck aus, sodass dessen Hand zu seinem Hintern hinabfuhr. Sie tauschten einen kurzen intensiven Blick, und dann warf Gellert mit zitternden Händen seinen schwarzen Umhang von sich. „Jetzt weiß ich freilich, dass kein Imperius notgetan hätt’“, raunte er während sie sich unter stürmischem Küssen gegenseitig die Hemden aufknöpften. „Du musst mir schon verzeih’n“, sagte er und schubste Albus aufs Bett, „aber ich wollt’s eben spannend machen.“ Es entsprach einer gewissen Ironie, die Albus auch im Rückblick an ihr erstes Mal noch zum Schmunzeln brachte, dass es ein ziemlicher Patzer gewesen war. Was war es für ein intensiver Moment gewesen, als er die Bewegungen des schlanken Körpers über sich spürte und seine Hand mit Gellerts verschränkte! Doch sie beide hatte das Kräftemessen im Vorfeld bereits so angeregt, dass der eigentliche Akt nach wenigen Augenblicken vorüber war. Gellert ließ sich neben Albus in die Kissen fallen und verdeckte mit seinem Unterarm die Augen. „Ah, na, das war a Glanzleistung!“, lachte er. „Also ich wurde mit einem Sensus-Fluch belegt – was ist deine Ausrede?“, fragte Albus. „Gar keine“, würgte Gellert, während er versuchte, sein hektisches Lachen unter Kontrolle zu bekommen. „Aber du hätt’st dein G’sicht sehen müssen, als dich der Fluch erwischt hat!“ „Lass mal deins sehen, du Duell-Schummler“, sagte Albus und zog den Arm weg, mit dem sich Gellert das Gesicht verdeckte. Er sah ihm fest in diese beiden so unterschiedlichen Augen. Ein zynisches und gleichzeitig herausforderndes Feuer schien darin zu brennen, und Albus fühlte ein erneutes Kribbeln. War dieser Fluch denn immer noch nicht abgeebbt? „Geh, du wollt’st doch was über schwarze Magie erfahr’n!“ Gellert richtete sich ein wenig auf. „Ich dacht’ mir, wenn ich dich in den Wahnsinn treib’ oder folter’, ruiniert das ein wen‘g die Stimmung.“ Albus schob sich auf dem Bauch liegend zum Rand des Bettes, wo ihre Kleidung verstreut lag. „Zu meiner Verteidigung“, fuhr Gellert fort, „der Sensus verstärkt Affekte und Gefühle, die man eh schon hat, aber unterdrückt … zusätzlich gibt’s dieses tolle Kribbeln unter der Haut, und er macht ein’ ein wen’g … passiv.“ Seine Hand fuhr langsam an Albus’ Rücken abwärts, und der konnte ein wohliges Seufzen nicht unterdrücken. Er hatte nun allerdings gefunden, wonach er suchte, und drehte sich zu Gellert um – den Zauberstab auf ihn gerichtet. „Wollen wir doch mal sehen, wie er bei dir wirkt: Senti!“ Der Fluch überzog Gellerts Körper, ließ ihn wie elektrisiert erschauern und in die Kissen zurückfallen. Albus konnte deutlich sehen, wie die nonchalante Fassade seines Freunds bröckelte und an ihre Stelle ein verunsicherter, bloßgestellter Ausdruck trat, der Albus an seine eigene Reaktion auf den Zauber erinnerte – nur war sie hier vielleicht doch eine Spur stärker. „Du … elendiger Wappler“, japste Gellert, was Albus zwar nicht verstand, aber als Beschimpfung identifizierte. „Scho’ma’ was von Feingefühl gehört? Der Sensus ist keine … Attacke … das war … gründlich übers Ziel hinaus.“ „Damit kann ich leben“, sagte Albus und beugte sich über ihn. Als er die Hand an Gellerts Hals legte und ihn küsste, spürte er eine bisher ungekannte Nachgiebigkeit in dessen Erwiderung. Einem plötzlichen Impuls folgend, drehte Albus ihn auf den Bauch und küsste seinen Nacken, während er die Hände langsam abwärts gleiten ließ. Auch bei ihm flammte der Sensus-Zauber wieder auf, doch jetzt fühlte er sich in der Kontrolle. „Also, für jemand’, der g’rad’ kläglich im Duell versagt hat, bist’ ganz schön dreist“, murmelte Gellert in einem Anflug von schwachem Protest. Albus bewegte seine Hand an Gellerts Hintern hinab und überließ es seinen Fingern, eine darauf passende Antwort zu finden. Der nun folgende Teil war für ihn recht neu, doch den abgehakten Flüchen, die aus Gellerts Mund drangen, nach zu urteilen, schien er sich nicht allzu schlecht anzustellen. Schließlich beugte sich Albus vor und raunte in sein Ohr: „Denkst du, ich bin ein schlechter Verlierer?“ „Iwo, Al“, keuchte Gellert, „du bist a ganz vorzüglicher … Gentleman – haa …“ „Sehr gut“, lobte Albus und brachte sich über ihm in Position. „Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich fordere definitiv eine Revanche!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)