Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 29: Bruchstücke ----------------------- Bruchstücke Kagome passierte im Dämmerlicht die Grenze von dem Dorf zu der wilden Umgebung. Doch noch bevor sie außer Sichtweise der Menschensiedlung gelangen konnte, sah sie Sesshōmaru. Sein Ausdruck eine Maske aus Angespanntheit, wenn man ihn gut genug kannte, begann sie ihm entgegen zu joggen. „Was ist los?“ „Ich habe ihre Spur.“ Keine Sekunde später hatte er die Miko samt ihrem Rucksack, in denen neue Vorräte aus dem Panda Dorf verstaut waren, aufgeladen. Ihr Haare wehten ihm Zugwind und Kagome drückte sich fröstelnd, unterbewusst noch etwas tiefer in die Arme des Daiyōkai. Dieser beschleunigte seine Schritte nur und die beiden waren schnell in der vollkommenen Dunkelheit des Waldes verschwunden, in dem die Augen der Miko nur bedingt ihre Umgebung wahrnahmen. Fast lautlos folgte der Herr des Westens seiner Duftfährte, er roch sein Gift so deutlich, dass er wusste, dass die Spur nur einige Minuten alt sein konnte. Zudem nahm seine Nase, allerdings auch etwas anderes war, etwas das ihn absurderweise störte und seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes lenkte. Der Geruch nach Mann der Kagome anhaftete war sehr intensiv, zudem kam das er sie mit diesen Samurai weit entfernt gesehen hatte. Was hatte die junge Frau wohl mit ihm besprochen? Warum war der Mann ihr so nahegekommen? Er wusste nicht warum, die Fragen spuckten allerdings durch sein Hirn, beschäftigten ihn, hetzen ihn viel mehr, als die nahende Chance Kazumi zu töten. Diese Besessenheit verstand er nicht, was ging ihn überhaupt irgendwas davon an? Auch wenn er ihr gesagt hatte, dass er sich als ihr Alpha ansah, hatte er dies doch nur zugelassen, weil ihre Hilfe von Nöten war, nicht weil er sich tatsächlich für Sie interessierte. Oder? Innerhalb von wenigen Bruchstücken einer Minute, hatte er allerdings keine Zeit mehr sich mit dem Umstand zu beschäftigen. Kaum war er auf der Lichtung angelangt, ließ er die Miko herunter und schritt voran. An dem Fluss, der gut einsehbar war, kauerte eine weißhaarige Gestalt, als er vor dieser, in einen Abstand von einem Meter, stehen blieb, sprang diese auf und fuhr zu ihm herum. Seine Augen verengten sich, als seiner den ihren Blick traf. „Ihr habt mich also gefunden, Herr des Westens, Sesshōmaru- sama“, dabei klang ihre Stimme mehr als nur höhnisch. Die Miko war erstarrt, fixierte die Frau vor sich und wollte sich doch abwenden, schnappte hilflos nach Luft, spürte den Schock, so plötzlich vor der Mörderin ihres Mannes zu stehen, in jeder Zelle. „Shikon Miko, ich sehe ich erfreut euch an bester Gesundheit“, das Lächeln das sie ihr zuwarf, sorgte dafür das die Priesterin sich aus der Starre lösen konnte. „Genug", das tiefe Timbre von dem Inuyōkai ließ keinen Zweifel daran, dass er mehr als genug gehört hatte. „Ihr habt Recht Herr des Westens. Es wird Zeit“, wisperte die Weißhaarige, mit einem Ausdruck von Vorfreude im Gesicht. Es war eigentlich eine blitzschnelle Bewegung und doch hatte Kagame es kommen sehen, als die Yōkai sich ihr zuwandte, empfing sie bereits eine Pfeilspitze die auf ihre Brust gerichtet war. Zwar schnellte das Geschoss nur Millisekunden später von der Sehne, jedoch nahm Kazumi einen Ausfallschritt zur Seite und entkam diesem so. Doch was sie nicht entkam war das Eingreifen des Yōkai, der Bakusaiga über ihre Schulter, in einer fließenden Bewegung, zog. „Ich bin eurer Gegner“, zischte er. Ihre Augen funkelten kurz auf, das rot darin war ein deutliches Zeichen ihres zunehmenden Wahnsinns. „Dann zeigt mir, dass ihr auch ohne die Miko ein ebenbürtiger Gegner seid“, höhnte sie und zerstob in Tausend Teile. Sesshōmaru zog mit Hilfe seines Yōki sekundenschnell eine Art Käfig um die Partikel, die am Stärksten nach der Dämonin rochen. Kaum hatte sich dieser gebildet, prallten die Partikel mit voller Wucht gegen die Wände. „Du fliehst nicht noch einmal Weib, denn du hast den Fehler gemacht, ein Dorf das unter meinen persönlichen Schutz stand zu zerstören und dafür wirst du heute endlich bestraft.“ Ein frustrierter Schrei folgte als Antwort, als die Onna sich wieder manifestierte und in mit funkelten Augen bedachte. Kagome stand abseits, den Bogen noch immer erhoben, einen weiteren Pfeil zwischen den Fingerspitzen, jedoch nicht eingespannt, verharrte sie, wartete, beobachtete die Szenerie vor sich. Das Gift vom Fürsten des Westens hatte sich in ihren Organismus ausgebreitet, sodass feine Linien aus grün über ihren Hals und die Arme krochen, die Gliedmaßen zum Teil merkwürdig verkrampft, wirkte die Dämonin stark geschwächt. „Menschen sind Abschaum! Oder wollt ihr mir widersprechen?“ Kazumis Lächeln war das einer Irren, jedoch sah die Zeitreisende auch den Funken von Intelligenz darin der sie an Naraku erinnerte, als die Weißhaarige zu ihr sah. Sesshōmaru folgte den Blick seiner Gefangenen, sah in die blauen Augen des Menschen der ihn seit nur wenigen Tagen begleitete, bemerkte nicht zum ersten Mal das er ihr gegenüber nicht mehr eine solche Abneigung empfand, sondern Faszination- „Ihr seid Abgelenkt“, der Daiyōkai richtete sich seiner Gegnerin blitzschnell erneut zu, wusste jedoch schon in eben dieser Sekunde, dass er einen Fehler begangen hatte. Die Dämonin zu unterschätzen, aufgrund ihrer Verletzungen und der zunehmenden Zeichen des Wahnsinns, denn das bedeutet noch lange nicht, dass Kazumi sich nicht mehr zu helfen wusste. Mit einer Welle aus puren, zerstörerischen Yōki löste sie sein eigenes in seine Bestandteile auf, sie brach nicht hindurch wie erwartet, sondern sorgte dafür das die Partikel sich zerstreuten und die Dämonin nicht mehr in geballter Form, wie zuvor an Ort und Stelle hielten. Sie nutzte seine Überraschung und in der nächsten Sekunde war sie auf der überraschten Kagome. Sesshōmaru verstand zu spät das diese Mörderin keinerlei Stolz in Leib trug und dafür umso mehr Eigenschaften des verstorbenen Spinnenhanyō. Für die Miko unterdessen, war alles zu schnell geschehen, in einer Sekunde sah sie die Dämonin fies Grinsen, schon lag sie im Dreck, die Irre auf sich. Ein Schrei des Sieges brach schon über deren Lippen, als sie eine ihrer Pranken in Richtung des Brustkorbes der Miko stob. Die Schmerzen die das Eindringen der Klaue erzeugte, raubten ihr fast alle Sinne, ihr Reiki drückte sie in letzter Hoffnung den spitzen Krallen der Yōkai entgegen und das waren genau die Millisekunden die Sesshōmaru reichten, um die gleißende Pein ihres Schmerzes zu intensivieren, indem er die Weißhaarige packte und von ihr wegschleuderte. Das rausreißen der Hand war weit schmerzhafter, als das vorherige zerreißen des Gewebes, mit den scharfen Nägeln von Kazumi, zudem kam dazu das nun das Blut in einen großen Schwall ihren Brustkorb verließ. Dieser Vorgang lenkte schließlich, ohne Einschränkung, den Fokus des Daiyōkai auf die verletzte Kagome. Ein Wimmern glitt unvermeidlich über ihre Lippen und dann war er über ihr, ohne nach der Feindin zu schauen. Die blutende Miko jedoch sah, wie die Weißhaarige genauso stark blutende Dämonin im Wald verschwand, ihre spirituelle Magie hatte weit mehr erreicht, als sie nur zu retten. Beinahe hätte Kagame frustriert aufgeschrien, wieso folgte er Kazumi nicht? Ihre Finger waren auf die Wunde gepresst und das hervorquellende Blut, färbte den Stoff der Ärmel, des neuen azurblauen Kimonos. Sie war so blass und dennoch stand keine Angst in ihr Gesicht geschrieben, „S-“ „Sie flieht, ich weiß.“ Seine Hände legten sich auf die ihren, bewegten sie mit sanfter Bestimmtheit von der Wunde, um diese näher betrachten zu können. „Die Wunde ist nicht sehr tief, wir sollten sie dennoch versorgen.“ Zwar widersprach seine Patientin nicht, besonders glücklich sah Kagome, allerdings mit seiner Entscheidung sie zu versorgen, auch nicht aus. Fast vorwurfsvoll starrte diese ihn an, die Augen verschleiert von Zorn, nicht Schmerz wie es zu erwarten wäre. Offensichtlich war ihr der Tod Kazumis alles wert, er jedoch gedachte nicht erneut, wegen der verfluchten Dämonin seinen Stolz zu verlieren. Das allerdings, würde der Daiyōkai unweigerlich, sollte die Miko in seiner Begleitung sterben. Der Umstand in dem sich die beiden befanden, interessierte den Fürsten des Westen dabei gering und als er, trotz der Proteste der Frau unter ihm, den Kimono zur Seite schob, um die Wunde besser versorgen zu können, wurde ihn das erste Mal dieses angenehme Gefühl bewusst, das sich bildete, wenn er der Ningen, auf die ein oder andere Art nahe war. Ohne Zweifel musste er sich eingestehen, dass er verstand warum sein Halbbruder die Nähe zu der Frau gesucht hatte. Es war ein möglichst schlechter Moment sich dem bewusst zu werden und doch als, der Herr des Westens sich weiter zu der Wunde an ihrem Brustbein herandrückte, war es der vorherrschende Gedanke der ihn handeln ließ. Er wollte sie nicht nur retten, weil sie unter seinen Schutz stand, sondern auch, weil ihre Anwesenheit an seiner Seite erstrebenswert war. Ein Fakt der die Zeitreisende sicher überrascht hätte, wenn sie ihn den wüsste. Stattdessen erstarrte die Miko unter seinen Fingern, sowie Lippen. Als seine Zunge ihren Weg über das zerteilte Fleisch fand, entfuhr der Onna ein gepeinigtes Stöhnen und ihre Hände drückten gegen seine Brustplatte, wohl um ihn von sich zu schieben, jedoch zu schwach, um tatsächlich dafür zu sorgen das er hätte abrücken müssen. Sesshōmaru antwortete auf ihre Ablehnung mit einem Knurren und ließ dann erneut seine Zunge über die Ränder der Wunde gleiten. Er schmeckte nicht nur das Blut, er nahm auch wahr, wie die Temperatur der Frau unter ihm anstieg. Seine Finger verkrallten sich tiefer in ihren Kimono, als ihr Puls merklich anstieg. Der Geruch nach ihr, der ihn immer mehr umschmeichele, ihn einlullte und dafür sorgte das er an ihrem Brustbein tief die Luft einsog. Berauschend, dass ihr eigene Reiki glitt über sie beide, aufgebracht und doch nicht bedacht darauf ihn zu Schaden. Es hätte unangenehm sein sollen, doch tatsächlich machte es ihn kurz trunken, zu spüren und endlich zu verstehen, wie mächtig Kagome mittlerweile war. Sie war aus der Übung, vielleicht wollte die junge Frau auch niemanden schaden mit ihren Fähigkeiten, jedoch war sie wohl eine der größten Mikos die je über diese Ländereien gewandert waren, wenn nicht sogar die Stärkste. Etwas verlagerte der Inuyōkai sein Gewicht als er spürte, wie die Schwarzhaarige sich unbehaglich unter ihn bewegte und denn Körperkontakt versuchte auszuweichen. Dennoch gab er seine Stellung über ihr nicht auf, sondern begann seine Arbeit die Verletzung zu schließen, mit neuem Elan. Langsam verstand er immer mehr, die Bruchstücke seiner Empfindungen gegenüber der Miko unter sich, auch wenn Sesshōmaru dafür immer mehr an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte. "Egal wie oft mein Herz zerbricht, in einem noch so kleinen Bruchstück wird die Liebe zu dir für ewig bleiben." Aurel Schmid Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)