May your heart be your guiding key von Cairichi ================================================================================ Kapitel 1: May your heart be your guiding key ---------------------------------------------   Die Augenlider flink auf - und zuschlagend, schaute Kairi sich suchend um. „Sora? Sora, bist du hier?!“, hektisch umschaute sie ihre Umgebung, die sie in Pure Dunkelheit einhüllte. Als sei sie in einem dunklen Raum gefangen, deren Gravitation hier inexistent war. Sie strengte ihre Augen an, indem sie ihr Augenmerk zu Schlitzen formte und die Gegend nervös musterte. Ihre Augen schweiften von links nach rechts, als sie von einer Seite zur anderen schwebte. Die Hände zu einem Kreis formend, rief sie durch diese hindurch: „Sora?! Wo bist du?! Sora!“, schon fast frustriert verzog sie ihr Gesicht, als sie den Brünetten jungen Mann nicht ausfindig machen konnte und ihre Hände den Weg zu ihrer Brust fanden. Betrübt senkte sie ihr Haupt und kniff verbittert ihre Augen zu. Sie war den ganzen Weg doch nicht umsonst gegangen, verdammt! Sie hatte nicht so viele Welten bereist wie einst er zuvor, nur um ihn nicht vorfinden zu können! Es kann doch nicht sein, dass er vollständig aus dieser Welt verschwunden war. Er musste hier sein, denn sonst hätte dieses Portal, welches sie vom Herzen aus herauf beschwor, nicht hierher gebracht. Aber wo war er? Wo war Sora? Sie verkrampfte ihre Hände, sodass ihre Fingerknöchel bleich wurden und biss die Zähne knirschend aufeinander. Sie wollte ihn doch nur wiedersehen. Sie wollte ihn zurück! Er war derjenige, der es verdiente hatte bei den Lebenden zu sein und endlich Frieden und Spaß zu haben. Und nicht sie selbst. Aber warum...warum war er damals so selbstlos, wie er nun mal war, hinter ihr her gegangen, um sie zu retten? Er wusste doch genau, was mit ihm passieren würde, wenn er dies täte. Er wusste es und tat es trotzdem. Aber warum? Wen machte sie eigentlich was vor? Die Antwort darauf kannte sie ja schließlich. Diese ganze Reise war für sie im Endeffekt auch eine Selbstfindungsphase und Antwort-suchendes Abenteuer. Doch tief im inneren kannte sie die Antwort. Die Wahrheit, hinter all seinem und ihrem Handelns. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie an die Unterhaltung mit Megara - alias Meg - zurück dachte. „Weißt du, Kairi...“, begann Meg in einem ruhigen Ton, als sie sich zur Genannten Person setzte und die Beine übereinander schlug. „Mhm?“, aufmerksam schaute Kairi die ältere junge Dame an, welche verträumt zu Herkules schaute, während er an einer aus Stroh verpackten Figur trainierte. „Männer scheinen meist naiv, eigensinnig, stur und desinteressiert an einem zu sein. Doch tief im inneren, da tobt ein Feuer. Ein Feuer, so hell, warm und voller Hingebung, dass es einfach normal für uns Frauen ist, schwach bei ihnen zu werden. Und manchmal, da fallen wir auf diese Fassade von ihnen rein.“, Megara schenkte der Rothaarigen einen vielsagenden Blick. „Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“, Kairi zog bei der Aussage die Augenbrauen zusammen. „Wie...wie meinst du das, wenn ich fragen darf?“, vorsichtig lehnte sich Kairi nach vorne, als Meg sich hinten mit den Armen an der Mauer anlehnte. Mit der rechten Hand winkte sie ab. „Man kennt das doch.“, äußerte Meg schlicht und schaute dabei Kairi an. „Ich gab mein Leben für ihn, weil ich ihn liebte. Dafür musste ich einen hohen Preis zahlen. Als Gegenzug für das Leben meines Freundes, gab ich Hades meine Seele und wie dankte er es mir? Indem er mit einer anderen davon schlich und mich allein ließ. Na ja. Das Ende der Geschichte, kennst du ja.“, Meg deutete mit einer schlaffen Handbewegung auf Herkules, der mit Pegasus mit einer Kopfnuss einschlug. Zaghaft grinste Kairi. Natürlich kannte sie den Rest ihrer Geschichte. Meg hatte es ihr bei ihrem Ersten Besuch erzählt gehabt. Das war nun bereits der Zweite gewesen. „Ich verstehe.“, äußerte Kairi verstehend. „Wunderknabe ist aber ein anderes Kaliber. Er ist nun mal, wie er ist. Aufopferungsvoll , charmant, schüchtern und...“, Meg hielt in ihrer Rede an, als sie Herkules beim Training zusah und Kairi neugierig versuchte die Blicke, die sich nun Meg und Herkules gaben, zu deuten. Ein wohliger Seufzer entrann Meg. „...einfach ein Wunderknabe.“, Megara schüttelte kurz darauf ihren Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit zu Kairi. Sofort bemerkte sie Kairi´s trauriges Lächeln. „Also mach dir keine Sorgen wegen Sora. Du wirst ihn schon finden. Immerhin ist er wie Wunderknabe.“, versuchte Meg sie zu erheitern. „Er ist nicht klein zu kriegen.“ Zögerlich nickte Kairi. Sie merkte, wie sie wieder voller Zuversicht der Mission entgegen sah. „Du hast Recht. Danke Meg.“, Meg winkte ab. „Dafür nicht.“, Kairi legte daraufhin ihre Hände auf ihren Schoß ab und schloss für einen Moment die Augen. „Ich werde ihn finden. Koste es was es wolle. Ich werde ihn zurückbringen!“ „Und das wirst du.“, bestätigte Meg sie aufmunternd in ihrer Aussage und grinste. „Hey, Kairi?“, fragend schaute die Rothaarige zu Meg, während Letztere verträumt zu Herkules rüber sah. „Menschen tun schon verrückte Dinge, wenn sie verliebt sind.“, die gehörten Worte im Kopf verarbeitend, nickte Kairi und lächelte schwach. „Ja, das tun sie in der Tat.“ „Oh nein, wie süß. Das letzte Mal, als mir so warm ums Herz wurde, hatte ich mich an einer Peperoni verschluckt.“, bei der dunklen und recht markanten maskulinen Stimme, sprangen beide Frauen auf und drehten sich zu der Stimme um. „Hades!“, kam es auch schon prompt von Meg und Herkules. Wobei Letzterer bereits drauf und dran war, den Fürst der Unterwelt an die Gurgel zu springen. „Sachte, sachte Wundertüte. Ich bin nicht hier, um euch das Leben schwer zu machen. Die sind´s aber.“, Hades zeigte damit mit dem Zeigefinger nach oben als eine Vielzahl von Herzlosen, wie Adowampen, Böllerwampen und Schattenlurche, vom Himmel fielen. Sofort zückte Kairi ihr Schlüsselschwert hervor. „Herkules?!“, mit einem flüchtigen Blick zum Helden hinüber gab Kairi zu verstehen, dass sie bereit für den Kampf war. Herkules nickte ihr zu und mit einem tosenden Kampfschrei stürzten beide auf die Herzlosen zu. Erneut blickte Kairi sich suchend um, in der Hoffnung, irgendwas erspähen zu können. Doch außer die Schwärze, die sie umgab, fand sie nichts vor. Ihre rechte Hand legte sie vor ihrer Brust ab und sie atmete noch einmal tief ein und aus. „Ich finde dich, Sora. Ich finde dich...“, wisperte sie die Worte sich bestärkend zu und flog - ihre Halskette dabei festhaltend - in eine Richtung, die ihr Herz sie leitete. „Sora! Sora!“, immer und immer wieder rief sie seinen Namen in die Finsternis hinein, der sich wie ein Echo schallend wiederholte. Ihr Kopf schnellte dazu von einer Seite zur anderen, um bloß kein Indiz von ihm zu übersehen. „Sor-ah!“, erschrocken hielt Kairi sich schützend ihre Hände vor ihrem Gesicht, als ein gleißender Lichtstrahl sie ohne Vorwarnung blendete. Sobald die Intensität des Lichtes nachließ, blinzelte Kairi zwischen ihren schmalen Fingern hindurch, um zu sehen, was die Ursache für dessen erscheinen war. Ihre Iris erblickte jedoch etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Ein kleiner, goldener Funke schwebte in der Dunkelheit und wie in einem Flash-back, sog sie scharf die Luft ein und ihre Pupillen verkleinerten sich. „Wow! Das ist wunderschön!“, mit leuchtenden Augen und einem breiten Lächeln auf den Zügen bewunderte Kairi den sternenbedeckten Nachthimmel, in denen viele Laternen durch den dunklen Firmament taumelten. „Nicht wahr? Unglaublich das wieder ein Jahr vergangen ist. Wie schnell die Zeit vergeht.“, Kairi nickte Rapunzel stimmig zu und ihr Blick, welcher vorher vor Heiterkeit strotzte, brach langsam ein. „Ja, viel zu schnell.“, nun war bereits ein Jahr vergangen, seitdem Sora neben ihr auf der Paopu Palme verschwunden war. Ein Jahr schon und sie hatten noch immer keinen richtigen Anhaltspunkt, wo er sich befinden könnte. Dennoch war sie sich irgendwie sicher, dass sie hier fündig werden könnte. Das sie irgendwas in Erfahrungen bringen könnte. Aber wie erwartet, tappte sie im dunkeln. „Oh, tut mir Leid Kairi. Ich vergaß die Tatsache mit Sora.“, beschwichtigend schüttelte Kairi ihren Kopf. „Ah, nicht doch. Die Hauptsache ist, dass du einen schönen Geburtstag gehabt hast, Rapunzel.“, Rapunzel lächelte breit. „Oh, den hatte ich. Dank dir und Eugene.“, verlegen strich Kairi einige Haarsträhnen hinter ihr Ohr. „Das freut mich zu hören.“, Kairi schaute dann hinauf zum Himmel und beobachtete für eine Weile die im Wind tanzenden Laternen, bevor sie aufstand und einen Blick vom Pier über den See warf. „Ich werde nun aufbrechen.“, verkündete die Rothaarige und verdutzt schaute Rapunzel zu ihr auf. „Was? Wirklich jetzt schon? Ich mein, du könntest im Schloss übernachten wenn du magst und...“, Rapunzel stoppte sich selber, als Kairi dankend aber verneinend den Kopf schüttelte. „Das ist wirklich nett von dir, Rapunzel und ich danke dir auch dafür. Aber ich muss weiter nach ihm suchen.“ „Du redest von Sora, nicht wahr?“, überrascht drehten Kairi und Rapunzel sich zu der neuen Stimme um. „Eugene!“, freudig und stürmisch zugleich umarmte Rapunzel ihren Mann, der die Umarmung nur all zu gerne erwiderte. „Hey. Ich hoffe ihr habt euch die halbe Stunde, die ich euch alleine gelassen habe, auch brav benommen.“, von ihm Abstand nehmend überkreuzte Rapunzel die Arme vor ihrer Brust und schnaufte. „Natürlich! Was denkst du denn von uns?“, Eugene zuckte als Antwort spitzbübisch die Schultern. „Weiß nicht. Vielleicht wolltet ihr einen Schuhladen überfallen oder einen Juwelier? Woher soll ich das wissen?“, der Brünette Mann grinste und tätschelte behutsam über Rapunzels Haar. Die beiden schenkten sich danach einen liebevollen Blick und auf ihren Lippen zeichneten sich jeweils ein Lächeln ab. Kairi schmunzelte bei dem Anblick, der sie so sehr an Sora und sie selbst erinnerte. Wie er sie anlächelte, seine Hand über ihre legte und zärtlich streichelte, als könne ihnen niemand etwas anhaben. Doch so schön dieser Moment auch war, so schnell war er auch vorbei und er verschwand im Strahl der untergehenden Sonne. Tief in Gedanken versunken bemerkte Kairi nicht, wie Rapunzel und Eugene ihr einen besorgten Blick zuwarfen und auf sie zu gingen. „Kairi? Ist alles in Ordnung? Du weinst nämlich.“, bemerkte Rapunzel und prüfend berührte Kairi mit den Fingerkuppen ihre rechte Wange. Tatsächlich rannen ihr traurige Tränen ihrem Gesicht hinab, was sie zuvor nicht wahrnahm. Mit einem aufgezwungenen Lächeln wischte Kairi sich die Tränen weg und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken. „Ah! Mir geht es gut. Ich schwelgte nur für einen Augenblick in Erinnerung. Mir geht’s gut.“, Rapunzel kaufte ihr das natürlich nicht ab und umarmte schlussendlich Kairi, die erst erstaunt über diese Geste war, aber emotional diese erwiderte. „Hey. Du wirst ihn mit Sicherheit wiederfinden. Glaub mir, so leicht lässt er sich nicht klein kriegen.“, Rapunzels einfühlsame Stimme und deren Worte gaben ihr die Zuversicht und Kraft, die sie brauchte. Die Augenlider fest zukneifend, verdrängte Kairi so die aufkommenden Tränen und sie löste sich zaghaft aus der Umarmung. Ihre Mimik trotze vor Selbstbewusstsein und Dankbarkeit. „Du hast Recht. Danke dir, Rapunzel.“, ein aufmunterndes Lächeln umschmiegte Rapunzels Gesicht, während sie beschwichtigend ihren Kopf schüttelte. „Folge einfach deinem Herzen.“ - „Oder anders gesagt, deinen Traum.“, ergänzte Eugene, als er neben Rapunzel stand und seinen linken Arm um Rapunzels Schulter schlang. „Mach ich.“, mit einem Nicken stimmte Kairi ihnen zu und mit einer sachten Handbewegung verabschiedete sie sich von ihnen. Die ersten paar Meter bereits gegangen, kam sie auch erneut zum stehen, als Eugene nach ihr rief. „Hey, Kairi?!“, sie wandte sich kurz zu den beiden um. „Ja?!“, von weitem sah sie wie Eugene verschmitzt am grinsen war. „Wir haben eines gemeinsam!“, verdutzt neigte Kairi ihren Kopf zur Seite. „Wir beide stehen auf Brünette!“, perplex über Eugenes Worte blinzelte die Rothaarige, bevor sie breit grinste und ihr ein Kichern entglitt. Das Grelle Licht schwächte so schnell ab wie es erschien war und in der Ferne erkannte sie etwas. Nein, sie erkannte Jemanden! Ihren Augen misstrauend und den Mund einen Spalt breit geöffnet, schwebte sie nach vorn. Ist es etwa? Nein. Da gab es keinen Zweifel daran. Er musste es sein! Und je näher sie kam, desto bewusster wurde ihr, das es sich tatsächlich um ihn handeln musste. „Sora!!!“, stieß sie seinen Namen fast quälend hervor und ihre Bewegungen wurden hastiger. Dicke Tränen wellten in ihren Augen umher, die sie mit einem Wimpernschlag hinfort fegte. „Ich habe dich endlich gefunden!“, sie gleitete zu ihn hinüber und kam neben seinen, auf dem Rücken schwebenden, Körper zu einem Halt. Behutsam fasste sie an seine Schultern und inspizierte ihn von Kopf bis Fuß für einen Moment. Er war es wahrhaftig und seine Gesichtszüge sahen, wie man es nach einem Jahr erwartet hatte, reifer aus. „Sora? Hey du Faulpelz, es ist Zeit aufzuwachen.“, sie übte leichten Druck auf seinen Schultern aus, aber er blieb regungslos und verzog auch keinerlei Muskel. „Sora?“, mit der rechten Hand tätschelte sie sein Gesicht, um ihn damit zu wecken. „Sora? Komm, wach auf. Das ist nicht lustig.“, doch wie zuvor reagierte er nicht auf ihre Berührungen oder Worte. Kein Stückchen, als sei er... Panik machte sich in Kairi breit. Sie drückte ihr Ohr auf seiner Brust, um seinen Herzschlag zu überprüfen, welcher Gott sei Dank vorhanden war. Doch wieso um alles in der Welt wachte er nicht auf? Was musste sie tun, damit er seine Augen öffnete? Verzweifelt sah sie sich um. Niemand war hier, um ihr zu helfen oder einen Rat geben zu können. Riku oder Axel hätten bestimmt gewusst, wie sie nun vorgehen mussten. Ratlos kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, während ihre Rechte Hand Sora´s Wange umschmiegte. Warum war sie erneut so hilflos und nicht im Stande, irgendwas zu bewirken? Verbittert über sich selbst kniff sie ihre Augen zu und schüttelte im gleichen Moment ihr Haupt. Sie durfte jetzt nicht aufgeben, geschweige denn sich jetzt von Selbstzweifel plagen lassen. Sie war eine der Prinzessin des Lichtes, verdammt noch mal! Sie schaffte das! Ein Seufzer entrann ihr sogleich, als sie neuen Mut fand. Auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sie das schaffen sollte. Kairi umschloss mit ihren Händen seine linke, der sie einen leichten Druck gab. „Wir gehen gemeinsam nach Hause, Sora. Das verspreche ich dir.“ „Bist du dir da sicher?“, alarmierend schaute Kairi auf und schaute umsich. Jedoch konnte sie niemanden in der Gegend ausfindig machen. „Wer ist da?! Zeig dich!“, als Antwort hallte eine amüsierte und düstere Stimme in die Leere, welches Kairi´s Nackenhaare erschaudern ließ. Mit der rechten Hand beschwor sie sofort ihr Schlüsselschwert hervor, während die andere Hand sich schützend um seinen Torso klammerte. „Wie rührend und töricht junge Liebe doch ist.“, Zähne knirschend scannte Kairi die Umgebung ab. Wer auch immer da war, versteckte sich relativ gut. Zu gut, dafür, das hier nur Dunkelheit als Versteck dient. „Was weißt du schon?! Zeig dich endlich!“, daraufhin schoss Kairi Feuerkugeln in x-beliebige Richtungen, die den Raum zwischenzeitlich erhellten aber ihren Effekt schnell verloren. Abermals ertönte die schelmisch, dreckige Lache des Unbekannten durch die Dunkelheit, was Kairi dazu veranlasste, Sora näher an sich dran zu drücken. „Hast du etwa angst? Die brauchst du aber nicht haben, denn ich bin nicht wegen dir hier.“, die Augenbrauen zusammengezogen schaute Kairi skeptisch umher. „Was meinst du? Weshalb solltest du sonst hier sein?“, verwirrt über seine Aussage schweiften ihre Augen von rechts nach links, um ihren anscheinend nicht gut besonnen Gast zu erspähen. Genau als ihre Augen nach vorne sahen, erblickte sie etwas glänzendes. Es blitze nur für eine Sekunde auf, aber sie hatte es gesehen. Den scharfen Gegenstand, den dieser Typ mit sich herum trug und schlussendlich sich in seiner dunklen Kutte zu zeigen gab. Kairi stocke kurz darauf der Atem. Natürlich war er nicht für sie hier, sondern für.- „Sora bekommst du nicht, Grim Reaper!“, der Genannte schwang locker seine Sense von links nach rechts und trat näher an die beiden heran, während Kairi versuchte Abstand zwischen ihnen zu gewinnen. „Seine Zeit ist längst abgelaufen.“ - „Ist sie nicht! Er lebt und wird bestimmt nicht mit dir gehen!“, ein spöttisches Lachen entfloh dem Sensenmann. „Sei nicht dumm, Mädchen. Wäre er wirklich am Leben, hätte er nicht schon längst aufwachen müssen?“, Kairi sog scharf die Luft ein, weil er damit einen Wunden Punkt bei ihr getroffen hatte. „Er...er lebt! Ich habe seinen Herzschlag gehört! Ich hab´s gespürt!“, sie legte daraufhin eine Hand über ihre linke Brust ab. „Bist du dir da sicher?“, seine gelb-leuchtenden Augen durchbohrten sie förmlich und verunsicherten sie allmählich. Ihr Augenmerk blieb an Sora´s Hand hängen, die sie in ihre nahm und mit dem Daumen über seine Finger strich. Sie zweifelte nie an sein Bestehen. Sie glaubte an ihn und das wird sie immer tun. Denn er hatte sie nie im Stich gelassen. Nie! Mit einem entschlossenem Blick starrte sie den Grim Reaper an. „Ich war mir noch nie so sicher wie jetzt! Sora lebt!“, der Sensenmann äußerte sich nicht zu ihrer Aussage und hob lediglich seine Sichel in die Luft empor. „Bleibst du bei deiner Aussage, das er lebt?“, fragte er stattdessen monoton, während Kairi sich schützend vor Sora gestellt hatte. In der einen Hand das Schlüsselschwert nach ihrem Gegner ausgestreckt, hielt die andere Sora´s Hand bestärkend. „So sei es.“, der Grim Reaper zögerte auch nicht lange und ließ die Sense hinunter schnellen. Der Gefahr entgegenstellend, blickte Kairi dem Tod entgegen. Sie glaubt an Sora. Sie glaubte an sich und hielt daran fest, dass egal was passiert, sie immer an Sora´s Seite sein wird. Kurz bevor die Spitze der Klinge Kairi an der Stirn traf, stoppte diese wenige Millimeter vor ihrer Haut. Tief ein und aus atmend sah sie den Sensenmann an, der seine Sichel für ein Paar Sekunden vor ihrer Stirn verweilen ließ, eher er sie zurück zog. Irritiert starrte sie ihn daraufhin an. „Bestanden.“, erwiderte der Tod, was Kairi mehr als verwirrte und verwunderte. „Was.-“, doch mehr als dieses eine Wort bekam sie nicht heraus. Der Grim Reaper verschwand in einer violetten Rauchwolke und die Gravitation riss Sora und sie voneinander. Als seien sie identische Pole, die sich gegenseitig abstoßen. Das Schlüsselschwert ließ sie augenblicklich verschwinden und schaffte es mit Mühe und Not sich an Sora´s Hand festzuhalten. „Sora. Wach bitte auf!“, die Reaktion darauf war gleich null, doch sie gab die Hoffnung nicht auf, auch wenn dieser Sog sie trennen wollte. „Sora!“, versuchte sie es erneut, indem sie seinen Namen rief. Er hob jedoch seinen Kopf nicht an, was hieß, dass er nicht erwacht war. Sie selbst hatte nun schwer damit zu kämpfen ihren Kopf aufrecht zu halten, denn die Gravitation wurde stärker und sie verlor langsam die Kraft sich an seiner Hand zu klammern. „Sora, ich kann dich nicht mehr so lange halten. Sora!“, und als hätte er ihr Flehen erhört, spürte sie, wie seine Hand kaum merklich zuckte. Leider war es auch ein Fehler ihrerseits, den sie als nächstes beging. Aus Reflex ließ sie nämlich los und sah geschockt nach oben. Dabei musste sie zusehen, wie Sora ihr entrissen wird. „Nein, Sora!! Sora!“, die Anziehungskraft gewinnend, zog diese Kairi in eine komplett andere Richtung als die von Sora, der immer weiter aus ihrem Blickwinkel verschwand, bis er schlussendlich nicht mehr zu sehen war. „Sora!“, ihr Schrei hallte gedämmt durch die Finsternis und Kairi verschwand, so wie Sora, durch ein violettes Portal. Zu blöd, das sie nicht sehen konnte, wie ein weißhaariger junger Mann von oben herab alles mit beobachtet hatte und ein zufriedenes Grinsen sich auf seinem Gesicht legte. „Eins muss man dir lassen, Sora. Du hattest mit deiner Behauptung Recht behalten.“, mit einem kurzen Finger schnippen war auch der Junge verschwunden. ~ ➼ ❥ ~   „Belle? Sag, darf ich dich was fragen?“, fragte Kairi sanft die Brünette, die neben ihr stand und genau wie sie die tanzenden Paare im Ballsaal beobachtete. „Natürlich, Kairi. Was liegt dir auf dem Herzen?“ - „Nun...“, druckste Kairi herum und betrachtete Prinz Adam, der als Biest bekannt war, wie er mit Madame Pottine tanzte. „Wie ist es dir eigentlich gelungen, den Fluch dieses Schlosses aufzuheben?“ - „Oh.“, die Wangen sichtlich errötet, lächelte Belle verträumt. „Wenn ich dir zu nahe trete musst du es mir natürlich nicht sagen! Wirklich!“, beschwichtigte Kairi sie, doch Belle schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Nicht im geringsten. Der Fluch konnte nur aufgehoben werden, indem er Jemand aufrichtig und vom Herzen aus lieben würde und sie seine Liebe erwidert, bevor das letzte Rosenblütenblatt fällt.“ „Oh.“, entglitt es diesmal Kairi und Belle klopfte sachte auf Kairi´s Schulter. „Also war der Schlüssel die ganze Zeit die Liebe gewesen?“ - „So kann man es sagen, wobei unsere erste Begegnung relativ...schroff begann.“, ergänzte Belle und kicherte kurz darauf. „Mhm.“, nachdenklich rieb sich Kairi an der Wange entlang. „Meinst du...meinst du, dass das auch mit Sora klappen wird?“, den Kopf zur Seite geneigt, starrte Belle sie an. „Wie meinst du das?“ - „Ich mein...“, Kairi spielte behaglich mit dem Saum ihres pinken Kleides herum. „Wenn ich ihm aufrichtig meine Liebe gestehe würde, meinst du, es wird aufhören, dass das Schicksal versucht uns ständig zu trennen? Es ist ja fast wie eine Art....Fluch, oder?“ „Mhm...“, Belle tippte überlegend an ihrem Kinn und formte mit den Lippen einen Kussmund. „Ich denke, einen Versuch ist es bestimmt wert. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder wie ging der Spruch?“, Belle grinste keck und zwinkerte der etwas jüngeren Dame zu. Kairi war nun an der Reihe Farbe im Gesicht zu bekommen. „Ich...ich denke, da scheinst du Recht zu haben. Einen Versuch wäre es mit Sicherheit wert.“ , mit einem aufrichtigen Lächeln schaute Belle sie an. „Glaub mir, Kairi. Sobald du es ihm gesagt hast, wirst du dich erleichtert fühlen und das Gefühl haben auf Wolken zu schweben. Der schwierige Part wird nur der sein, es ihm zu sagen.“, zweifelnd senkte Kairi ihren Blick gen Boden. „Was ist, wenn er....wenn er doch nicht so fühlt wie ich? Wenn er mich nur als Freundin sieht. Wenn ich mir das Ganze nur schön geredet oder zu viel rein interpretiert habe und.-“, Kairi hielt mitten im Satz inne, als Belle sie an den Schultern packte und ihr streng in die Augen sah. „Was wäre wenn er dich auch liebt, Kairi? Denn so wie ich Sora kennengelernt habe und einschätzen kann, hegt er die gleichen Gefühle, die du für ihn hast, auch für dich. Du zweifelst zu sehr immer an dich, Kairi. Vertrau und glaub an dir selbst einfach etwas mehr, so wie du immer an ihn glaubst.“, verstehend nickte Kairi und Belle ließ von ihr ab. Im selben Moment trat auch Prinz Adam an die beiden jungen Damen heran und hielt auch sogleich Belle eine Hand einladend hin. Aber nicht vorher Kairi noch ein aufmerksames Nicken zu würdigen. „Belle? Darf ich dich um diesen Tanz bitten?“, einwilligend nickte sie ihm zu und legte ihre zärtliche Hand in die seinen. Bevor sie gemeinsam mit ihrem Prinzen auf die Tanzfläche ging, wandte Belle sich noch mal zu Kairi, die sich am linken Arm rieb. „Lass dein Herz dir den Weg weisen, Kairi.“, waren Belle´s Worte gewesen, die Kairi in einer ähnlichen Phrase schon mal gehört zu haben scheint. Damit verschwand Belle, gemeinsam mit Prinz Adam, auf der Tanzfläche unter den zahlreichen Gästen. Kairi indes sah zum pompösen Kronleuchter hinauf. Sie würde Sora finden und sobald sie das geschafft hatte, würde sie ihm direkt ihre Gefühle gestehen. Egal was kommt. Die Augenlider schwer öffnend, starrte Kairi dem orange/roten mit Wolken bedeckten Himmel entgegen. Sie hörte das Rauschen der Wellen, die Sommerbrise, die ihre Nase kitzelte und das Krächzen der Möwen, die über ihrem Kopf hinweg flogen. Unter ihr fühlte sie den warmen und feinen Sand, in denen ihre Finger sich leicht vergruben. Sie richtete sich kurzerhand auf und besah sich ihre Umgebung. Sofort erkannte sie, wo sie sich befand. Sie war wieder zu Hause, auf Destiny Island. Aber sie konnte sich nicht wirklich darüber freuen wieder Daheim zu sein, weil es ohne Ihn sich nicht richtig anfühlte. Sich auf die bebende Unterlippe beißend und die Fäuste geballt, schloss sie ihre Augen und ließ den Tränen freien lauf. Wie konnte sie bloß von Sora ablassen? Warum konnte sie nie etwas gescheites ausrichten? Kairi besah sich ihre Hände, die durch den Tränenschleier total verschwommen waren. Sie hatte ihn in den Händen. Sie war so nah am ihren Ziel und doch ist er so fern. Vehement schüttelte sie ihren Kopf und blinzelte die wässrigen Tropfen aus ihren Augen fort. Sie durfte jetzt nicht in Selbstmitleid verfallen sondern musste überlegen, wie sie Sora erneut aufspüren konnte. Mit diesen Gedanken stand Kairi auf und klopfte sich den Sand von der Kleidung ab, der ihr widerspenstig auch an den Armen und Beinen klebte. Anschließend atmete sie tief ein und aus, um ihre Nerven zu beruhigen. Ihr Augenmerk nun auf das offene Meer ruhend, lächelte sie schwach. Sah wohl so aus, als müsste sie für eine Weile alleine noch der Sonne beim untergehen zusehen. „Kai-...Kairi...? Bist du das?“, ihr ganzer Korpus versteifte sich bei der maskulinen und relativ unsicheren Stimme, die sie doch allzu gut kannte. Schon fast mechanisch drehte sie ihren Oberkörper zu der Stimme herum, bevor der Rest ihrer Gestalt dasselbe tat. Ihren Augen kaum trauend erblickte sie ihn. Nur geschätzte acht Meter trennten sie voneinander und beide hatten einen Ausdruck von Ungläubigkeit auf den Zügen. Ungewollt formte sich ein schwerer Kloß in Kairi´s Hals, den sie mit ein lauten Schlucken versuchte sich zu entledigen. „So...Sora?“, ihre Stimme drohte zu ersticken, so verknotet fühlten sich ihre Stimmbänder an. Ihr Gegenüber schien es dabei nicht anders zu gehen, als er seinen Mund weitete, um etwas zu sagen und dennoch keine Worte aus diese herauskamen. Stattdessen verkrampfte er sich, die Arme winkelte er ein wenig an und er verzog sein Gesicht gequält, ehe er in einem Sprint auf sie zu raste. Kairi taumelte lediglich einen Schritt nach vorne und befand sich im nächsten Moment auch in den Armen von Sora wieder, der sie näher an seinem Körper dran drückte. Kairi konnte nicht anders als diese sehnsüchtige Umarmung zu erwidern. War sie tatsächlich endlich an ihr Ziel angelangt? „Du bist es wirklich...“, hörte sie seine Stimme brechen, als er eine Hand in ihren Haaren vergrub und sein Körper anfing zu zittern. Ihr erging es nicht anders. Leise Tränen flossen auch an ihren Wangen hinab, die sie einfach laufen ließ. Sie verharrten für eine Weile in dieser Position, eher Sora sie leicht an den Oberarmen wegdrückte, um in ihr Gesicht zu sehen. „Ich bin wieder zurück.“, als könne er seinen eigenen Augen nicht glauben, ließ er seinen Blick um die Insel schweifen. „Du bist Zuhause.“, korrigierte sie ihn und ihr Blick verriet ihm, das sie über einiges verwirrt war. „Aber wie...wie bist du hier her gekommen? Wie bist du.-“, Kairi stoppte mitten im Satz, als Sora sanft ihre linke Hand mit seiner rechten ineinander hakte und er sie liebevoll ansah. „Ich habe deine Stimme gehört, wie sie meinen Namen rief. Du hast mir abermals den Weg zurück ins Licht gezeigt, Kairi. Hinaus von der Zwischenwelt in die Welt...der Lebenden.“ - „Aber!“, Kairi schaute unsicher auf ihre freie Hand, die sie sogleich zu einer Faust ballte. „Ich habe dich losgelassen! Du bist mir aus den Fingern entglitten, weil.-“ - „Weil du geschockt warst. Mir wäre sicherlich das Gleiche passiert, aber das hielt dich doch nicht davon ab, weiter an mich zu glauben, oder?“, betroffen schaute Kairi auf. Es kam ihr vor, als würde er sie wie ein offenes Buch lesen können. „Natürlich nicht, aber.-“ - „Kairi.“, augenblicklich verstummte sie bei seiner Stimme, die kein „Aber“ zuließe. „Es ist nicht typisch von mir das zu hören, weil auch manchmal ich an mir zweifele. Doch du gabst nie Anlass dazu an mir zweifeln zu müssen. Darum tu das auch nicht, okay? Ab und zu kann man das, aber ich habe das Gefühl...“, Sora´s linke Hand verkrampfte sich oberhalb seines Shirts. „...dass du das nun häufiger getan hast.“, sofort wich Kairi seinen Blick aus, weil er mit seiner Vermutung richtig lag und wie sie ihn kannte, das direkt durchschaut hatte. „Wollen wir....uns da vorne hinsetzen?“, Sora schaute damit rüber zum Steg und Kairi stimmte mit einem tonlosen Nicken zu. ~➼❥~ Kairi hatte jegliches Zeitgefühl verloren, seitdem sie mit Sora am Ende des Steges saß und die Beine frei in der Luft baumeln ließen. Die Sonne war nur noch zur Hälfte am anderen Ende des Horizonts zu sehen und während sie dort gemeinsam saßen, hatten sie schlichtes Smalltalk gehalten. Besser gesagt haben sie miteinander Informationen ausgetauscht, was in diesem einem Jahr alles vorgefallen war und wie die Suche nach ihm überhaupt zu Stande kam. Davon, dass Sora wohl elf Monate von den zwölf in einer Art Koma Zustand war und die ersten Drei Wochen damit zugange war, Neku und Shiki beim Reaper Game zu helfen. Was somit auch bedeutete, dass auch er wieder zurück ins Leben zurückkehrte. Sie wurde nur nicht allzu schlau daraus, warum er die restlichen elf Monate in einer Art Scheintod verbracht hatte. „Joshua.“, war darauf Sora´s Antwort gewesen. „Joshua?“, hakte sie nach. „Ja, Joshua. Ich habe mit ihm ein Spiel gespielt.“ - „Ein Spiel?“, Kairi schenkte ihm einen misstrauischen Blick, woraufhin er sich am Nacken kratzte. „Ja. Er war der Meinung, dass unsere Welt nicht perfekt sei, aber was ist schon perfekt? Für mich war sie das, solange du und Riku an meiner Seite seid. Und ja, ich ging mit ihm ein Spiel ein.“ - „Klingt für mich eher wie eine Wette.“, Sora fuhr sich ertappt durchs Haar. „Nun ja. Sagen wir, ich ging mit ihm eine Wette ein und wie du und ich sehen können, habe ich sie gewonnen.“, Kairi wollte noch weiter in das Thema bohren, beließ es aber dabei. Das könnte er ihr auch dann erzählen, wenn die anderen auch dabei sind. „Was mir aber mehr Sorgen bereitet, ist dieser M&M Typ in der schwarzen Kutte.“, die Stirn in Falten gelegt starrte Kairi ihn verdutzt an. „M&M Typ?“, sie rieb sich für einen Moment am Kinn. „Meinst du zufällig den Master of Masters? Also, in Kurzform für M-o-M?“, erstaunt nickte Sora über ihre Aussage. „Ja, genau der! Seid ihr dem etwa begegnet?“, diesmal nickte Kairi. „Ja, aber genaueres konnten wir leider nicht herausfinden.“, Sora winkte danach ab. „Ich glaub, der kann noch etwas warten.“, versuchte er nun das Thema zu wechseln, was Kairi sofort auffiel. Dementsprechend sagte sie nichts mehr darauf, sondern sah einfach friedlich dem Sonnenuntergang entgegen. Das Gespräch lag auch nun knapp zwanzig Minuten zurück und seitdem hatten sie kein Wort mehr miteinander getauscht. Sie betrachteten lediglich die untergehende Sonne, die den Himmel rötlich einfärbte und die beruhigenden Wellen des Meeres. Ihr Blick haftete aber nicht lange an der Sonne, sondern fixierte ihre rechte Hand, als Sora seine über diese behutsam lag und anschließend sie umfasste. Es war eine Art Déjà-vu für sie. Genau wie vor einem Jahr saßen sie nebeneinander, starrten sich gebannt in die Augen und hielten diesen Momentum fest. Nur diesmal löste sich Sora nicht in kleine Partikel auf wie damals. Oh nein. Denn in diesem Moment der Momente, konnten sie einander nichts mehr sagen. Nur ihre Augen hielten aneinander fest und ihre noch von den Tränen getrübten Blicke bargen in sich mehr Worte als sie hätten aussprechen, mehr Wahrheiten als sie hätten gestehen, mehr Liebe als sie hätten zeigen können. Und in ihnen lag mehr Schmerz, als sie zu ertragen imstande waren. „Lass dein Herz dir den Weg weisen, Kairi.“, kamen ihr die Worte von Belle in den Sinn und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, tat sie genau das seit Anbeginn ihrer Reise. Diesmal wollte sie aber schneller als ihr Herz sein. Ihren eigenen Schritt nach vorne wagen und dies tat sie auch. Sie rückte näher an ihn heran, sodass ihre Schultern sich gegenseitig berührten und als würde Sora bereits eine Vorahnung haben was sie vorhatte, verkeilte er seine rechte Hand mit ihrer linken, dabei legte er seinen freien Arm um ihre schmale Taille. Die Hände sanft aneinander drückend, starrten beide sich intensiv in die Augen. Seine Iriden funkelten förmlich durch die Reflektion der Sonnenstrahlen und ließen Kairi innerlich dahinschmelzen. Ihre Augen huschten für einen Augenblick zu seinen Lippen hinunter, bevor sie in seinen tief Himmelblauen Augen zurück blickte. Als wolle sie ihm um Erlaubnis bitten das zu tun, was sie vor einem Jahr noch nicht wagte zu tun. Die Antwort war nach wenigen Sekunden von ihm glasklar gewesen. Ihre Hand in seine Richtung ziehend, beugte Sora sich langsam zu ihr runter, während Kairi ihren Kopf leicht nach rechts neigte und beide ihre Augenlider zur Hälfte schlossen. Ob sie nervös war? Mehr als das. Ihr Herz hämmerte lautstark gegen ihren Brustkorb und Hitze- sowie Kältewallungen überkamen ihr. Sie nahm so vieles umsich herum sensibler wahr und doch... Und doch schaffte er es, dass sie ihn nur noch wahrnahm und spürte, als sie ihre Lider vollständig schloss. Seine Lippen sachte auf die ihre presste und leichten Druck auf diese ausübte. Im Gegensatz zu ihren spröden Lippen, die durch das herumkauen auf jene hervorgerufen wurde, fühlten sich seine extrem weich wie Weingummi an. Es war ein sanfter, wenn nicht sogar ein fast keuscher, Kuss gewesen, der jedoch für sie völlig ausreichte. Sie traute sich auch nicht einen Muskel zu bewegen, in der Befürchtung, dadurch diesen magischen Moment zu ruinieren. Aber irgendwann mussten sie sich ja lösen und somit war dieser Zeitpunkt für sie gekommen. Sora war derjenige gewesen, der von ihr abließ und mit deutlich geröteten Wangen verlegen zur Seite sah. Über ihre Wangen lag ebenfalls ein roter Schleier und ein Kichern entglitt ihr, welches Sora natürlich nicht entging. „Wa...was ist denn so lustig? Hab ich was falsch gemacht?!“, verneinend schwenkte sie ihr Haupt hin und her. „Nein, nein. Ich...ich bin nur froh. Das ist alles.“, er grinste breit, als er sich hinterm Kopf kratzte und sie selbst musste bei dem Anblick weit Lächeln. „Sora?“ - „Hm?“, die Aufmerksamkeit ihr schenkend, beobachtete er wie sie plötzlich nervös ihre Hände knetete. Denn Kairi wurde bewusst, wie schwer es tatsächlich war, Gefühle in Worte zu fassen. „Jeder sagt...“, begann sie deshalb leise und hob ihren Kopf an, um ihm in die Augen sehen zu können. „Jeder sagt Liebe tut weh, aber das ist nicht wahr. Einsamkeit tut weh, verlassen werden tut weh, Reaktionen tun weh.“, fast schuldig senkte Sora seinen Kopf, den Kairi aber mit ihrer rechten Hand wieder anhob und ihm ein aufrichtiges von Herzen kommendes Lächeln schenkte. „ Aber jeder verwechselt diese Dinge mit Liebe, aber in Wahrheit ist sie die Einzige Sache auf der Welt, die einem wieder auf die Beine hilft.“, mit dem Daumen streichelte sie über seine Wange und hingebungsvoll schloss er lächelnd die Augen. „Was ich damit sagen will, Sora, ist.... ist.-“, sie hielt im Satz inne, als Sora eine Hand über ihre legte. „Ich weiß, was du sagen willst.“, er klopfte damit sich auf die linke Brust. „Und weißt du auch, warum?“, sie schüttelte unwissend mit ihrem Kopf zu seiner Frage. „Weil ich genau so fühle, wie du.“ Kairi hätte ihn an Ort und stelle nochmal küssen können, stattdessen atmete sie erleichtert aus und umarmte ihn stürmisch. „Danke.“, keuchte sie in sein Shirt hinein, während er von einem Ohr zum anderen grinste und die Umarmung erwiderte. „Nein, ich danke dir.“, sie lachte kurz über seine ernst gemeinten Worte auf und vergrub ihr Gesicht abermals in sein Shirt, dessen vertrauten Geruch sie tief einatmete. Manche Gefühle braucht man eben nicht aussprechen, wenn man diese sehen und spüren kann. Und egal was kommen oder passieren mag, sie würden es gemeinsam durchstehen. Warum?   . . . Weil sie ihrem Herzen folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)