[Operation Nautilus] Andara-House von MarySueLosthername (Mein letztes Jahr) ================================================================================ Kapitel 24: "Dornröschens Frühlingstag" --------------------------------------- Das Gespräch mit Stan war nun schon seit einigen Minuten vorüber, dennoch konnte ich es nicht über mich bringen, zu den anderen ins Café herunterzugehen. Meine Gedanken kreisten ruhelos um das, was Stan mir erzählt hatte und obwohl ich auch absolut neugierig war, weigerte sich ein Teil von mir, sich darauf einzulassen. Ich verstand durchaus, was Stan damit bezwecken wollte, aber das änderte nichts daran, dass es mich abschreckte. Kurz überlegte ich, doch auf ein Stück Kuchen nach unten zu gehen – von Tee hatte ich erst einmal genug – aber das würde auch bedeuten, dass einer der drei versuchen würde, mit mir zu reden. Und ich wollte nicht reden. Ich wollte nachdenken, auch, wenn mir das kein Ergebnis brachte. Es verging eine gute halbe Stunde, bis ich begriff, dass ich nur dasaß und vor mich hinstarrte. Ein tiefes Seufzen verließ meine Brust und schließlich erinnerte ich mich an Stans Worte: Ich sollte mich hier wie zuhause fühlen. Daher schlenderte ich durch den Wohnbereich und blieb irgendwann vor dem wuchtigen Bücherregal stehen. Interessiert studierte ich die Buchrücken der Sammlung, bei der es sich um eine bunte Mischung aus Sachbüchern, Romanen und Poesie-Bänden handelte. Beinahe sanft ließ ich den Zeigefinger über die ledernen Einbände gleiten, bis er auf einem Buch stoppte. Zögerlich und mit äußerster Vorsicht nahm ich den Gedichtband mit Werken von John Keats aus dem Regal und ließ mich in den nahen Sessel sinken. Rastlos blätterte ich durch die Seiten, überflog hier und da ein paar Zeilen, aber so wirklich darauf konzentrieren konnte ich mich nicht. Irgendwann stellte sich sogar fast, dass ich zehn Mal die gleichen Zeilen las und stieß seufzend die Luft aus. Müde schloss ich das Buch, wobei ich einen Finger zwischen den Seiten ließ und lehnte den Kopf an die Rückenlehne des Sessels. Dass ich die Nacht kaum geschlafen hatte, rächte sich nun und ich konnte die schweren Augenlider kaum noch offenhalten. Zwar versuchte ich es trotzdem einige Minuten lang, gab mich dann aber dennoch dem wohligen Gefühl des nahen Schlafes hin. „Aufwachen, Dornröschen!“, vernahm ich eine leise Stimme nahe an meinem Ohr und bevor ich begreifen konnte, wem sie gehörte, legten sich weiche Lippen auf meine. Erschrocken zuckte ich zusammen und drückte mich gegen die Rückenlehne des Sessels. „Jeffrey! Verdammt, was soll das?“, stieß ich aus und funkelte ihn böse an. Etwas beleidigt ließ er sich vor dem Sessel auf die Knie sinken, stützte seine Ellenbogen auf meinen Beinen ab und blickte mich mit seinem besten Hundeblick an. „Ich dachte du magst es, von deinem Märchenprinz wachgeküsst zu werden.“ Ich fand absolut keinen Weg, dem zu widerstehen, daher beugte ich mich nach vorne und nahm sein Gesicht in meine Hände. Grinsend kam er mir entgegen, bis sich unsere Lippen wieder trafen und diesmal hatte ich mehr von dem Kuss. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, gab ich lächelnd zu. „Aber ich war nur so müde und hab mich irgendwie etwas erschrocken.“ Tatsächlich fühlte ich mich immer noch sehr erschöpft und wahrscheinlich hatte ich auch nur ein paar Minuten geschlafen. Zwar fiel es mir nun deutlich einfacher, die Augen offenzuhalten, aber hinter meiner Stirn dröhnte es schmerzhaft. Seufzend hob ich das Buch auf, das mir während des Schlafens heruntergefallen sein musste und stand dann auf. Ich war äußerst wackelig auf den Beinen, sodass ich blind um mich tastete und schließlich Jeffreys Hand um meinen Oberarm fühlte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich besorgt. Ich hielt inne. Atmete tief ein und aus und fühlte mich bereits wenige Sekunden später um einiges besser. Unbeirrt setzte ich meinen Weg fort und stellte das Buch sorgsam an seinen angestammten Platz zurück. „Alles gut“, beruhigte ich Jeffrey, nachdem ich mich lächelnd zu ihm gedreht hatte. „Ich sollte mich wohl lieber etwas hinlegen, als nur ein paar Minuten im Sitzen zu schlafen.“ Etwas verwundert musterte Jeffrey mich, bis sein Blick irgendwann zur Standuhr ging und ich diesem folgte. „Oh“, machte ich, als ich feststellte, dass es schon weit nach Mittag war und ich nicht einige Minuten, sondern Stunden geschlafen hatte. „Eigentlich wollte ich dich gerade holen und fragen, ob du was essen magst. Und danach vielleicht ein bisschen mit mir durch die Gegend bummeln möchtest. Immerhin müssen wir noch das eine oder andere für das Fest besorgen“, meinte Jeffrey dann. Und tatsächlich: Ich hatte einen Bärenhunger! Dazu kam, dass es hier furchtbar nach Essen roch. Sally, oder vielleicht auch Stan selbst, musste in der Zwischenzeit hier oben gewesen sein, um das Mittagessen zu kochen und ich hatte davon absolut nichts mitbekommen! Wie um zu beweisen, dass es für mich absolut Zeit war, etwas zu essen, gab mein Magen ein lautes Knurren von sich und ich folgte Jeffrey hinunter in den Gastraum. Das Geschäft hatte nach seiner Mittagspause bereits wieder geöffnet, aber es befanden sich nur wenig Kunden im Inneren, weshalb ich mich an einen der eher abgelegenen Tische setzen konnte. „Geht es dir besser, Mike?“, fragte Sally, nachdem sie mir freudig zugelächelt hatte und an meinen Tisch getreten war. „Du hast so fest geschlafen, dass ich dich vorhin nicht wecken wollte. Ich habe sogar drei Mal versucht, dich zuzudecken, aber du hast die Decke immer wieder weggeschoben und dann hatte ich Angst, du wachst davon auf.“ Die willkommene Pause nutzend, zog sie einen Stuhl zurück und setzte sich einige Minuten zu mir. Dann warf sie Jeffrey einen auffordernden Blick zu, woraufhin er sich erhob und nach wenigen Moment mit den Resten vom Mittagessen auftauchte. Bewundernd folgte ich der stummen Kommunikation und befand, dass Sally Jeffrey richtig gut im Griff hatte. Vermutlich hatte sie ihn ordentlich durch den Laden gejagt, während Stan und ich miteinander gesprochen hatten. Vollkommen ausgehungert leerte ich den Teller komplett und verschlang sogar noch ein Stück Kuchen, bis ich mir sicher war, zu platzen, wenn ich nur noch einen Krümel mehr aß. In all der Zeit hatte Sally geduldig geschwiegen und einen Tee getrunken. Nur Jeffrey warf mir immer wieder ungeduldige Blicke zu und ein oder zwei Mal öffnete er sogar den Mund, wie um etwas zu sagen. Aber ein scharfer Blick von Sally hielt ihn immer wieder davon ab. „Das war wahnsinnig lecker!“, lobte ich sie und lehnte mich weit in die Sitzbank zurück. Kurz überlegte ich sogar, ob ich die Gürtelschlaufe etwas lösen musste, aber das wäre mir dann doch zu peinlich gewesen. „Danke“, sagte sie und strich sich eine rote Haarsträhne, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte, zurück. Dann rutschte sie auf ihrem Stuhl etwas nach vorne und beugte sich leicht zu mir herüber. „Er hat heute mit dir darüber gesprochen, oder?“ Ich blickte sie ernst an und nickte dann nur. Da ich die meiste Zeit nach dem Gespräch geschlafen hatte, war ich noch nicht wirklich zu einer Entscheidung gekommen. Aber vielleicht konnte mir Sally dabei helfen. „Warst du schon mal dort?“, fragte ich schließlich und musterte sie neugierig. „Letztes Jahr“, gab sie zu und wirkte dennoch etwas nervös dabei. „Es war eine interessante Erfahrung und ich denke, dass es hilfreich sein kann. Aber dieses Mal komme ich nicht mit.“ Wenn ich ehrlich war, war ich enttäuscht. „Warum nicht?“ „Die Leute sind alle sehr freundlich – keine Frage“, schob sie schnell hinterher. „Aber mich macht es einfach nervös. Ich weiß nicht, vielleicht liegt es an den Masken oder an den vielen Menschen. Aber es erinnert mich an …“ Sie sprach nicht weiter, aber ich verstand auch so, was sie sagen wollte und beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. „Aber du kommst doch mit, oder?“, warf Jeffrey, der die ganze Zeit unfreiwillig geschwiegen hatte, ein. „Komm! Das wird lustig! Ich bin mir ganz sicher.“ Ich war mir da alles andere als sicher. Aber Jeffrey strahlte mich mit solch einer Vorfreude an, dass ich meine eigene Unsicherheit innerhalb von Sekunden schwinden fühlte. Mein erster Impuls war, dass mir dieses Fest Angst bereitete und ich lieber hierbleiben würde. Immerhin hatte ich Jeffrey, Stan und Sally, mit denen ich reden konnte. Mir war nicht klar, wie mir fremde, maskierte Menschen helfen sollten, mich selbst zu akzeptieren. Ein Blick in Jeffreys Augen nährte jedoch den Zweifel. Vielleicht verpasste ich aber auch eine große Chance, wenn ich nicht hinging? Womöglich, aber alles in mir schrie danach, es lieber sein zu lassen. Dennoch spürte ich, wie ich nickte und hörte mich im nächsten Moment sagen: „Also gut. Wieso nicht?“ Vor Freude sprang Jeffrey mir um den Hals, sodass sich die wenigen Gäste verwundert zu uns umdrehten. Verlegen lächelte ich, während Sally seufzend aufstand. „Du wirst dich nie ändern, Jeffrey“, sagte sie in einem seltsamen Tonfall und ging wieder an die Arbeit. Jeffrey ignorierte den Seitenhieb jedoch völlig und war schon dabei, mich über seine Tagespläne aufzuklären. Da heute ein wunderschöner Tag war und ich schon ziemlich viel davon verschlafen hatte, empfand ich seine Idee von einem kleinen Stadtbummel jedoch als willkommene Abwechslung. Außerdem hatten das Nickerchen und das gute Essen mir meine Kräfte sowie die gute Laune erfolgreich zurückgebracht. Nun freute ich mich auf diesen wunderschönen Frühlingstag. Schon als wir das Café verließen, fiel mir die frische, würzige Luft auf. Es roch nach neu erblühtem Leben – nach Blüten und Sonnenschein. Mehr als einmal flatterte ein übermütiger Schmetterling um meinen Kopf herum. Die Schmerzen und die Zweifel der letzten Nacht waren vergessen und ich genoss die mir vertraute Unbeschwertheit mit Jeffrey. Keine Ahnung, was die letzten Tage losgewesen war, aber letztendlich erkannte ich uns wieder. Wir lachten und scherzten, als wären der Streit im Lichtspieltheater und die letzte Nacht nie passiert. Und mehr als einmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, ihn in eine dunkle Gasse ziehen zu wollen, um ihn zu küssen. Mir wurde schrecklich heiß bei dem Gedanken und ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich darüber nachdachte. Jeffrey machte es auch nicht gerade besser, denn er zog aufgrund des ungewöhnlich heißen Frühlingstages bald seine dünne Jacke aus und öffnete sogar die obersten Knöpfe seines Hemdes. Immer wieder streiften sich unsere Blicke und die zahlreichen bunten Schaufenster waren eher uninteressant. Jeffrey machte einen Schlenker, der wie zufällig aussah, ihn aber so nahe an mich heranbrachte, dass sich unsere Schultern beinahe berührten. Ein aufgeregtes Kribbeln erfasste meinen Magen, denn mir wurde klar, dass ich meine Finger nur wenige Zentimeter bewegen müsste, um seine Hand zu greifen. Zu gerne hätte ich das getan und wäre ihm hier so nahe gewesen. Dann spürte ich plötzlich seinen Handrücken an meinem und wir bedachten uns mit einem kurzen Lächeln, bevor jeder von uns einen halben Schritt in die andere Richtung machte. Es war besser so, aber es erfüllte mich mit einer nie geahnten Sehnsucht. Wir würden uns das unmöglich erlauben können, denn die Straßen füllten sich schon bald mit Passanten, die ebenso das gute Wetter nutzen wollten. „Ich wollte hier gerne rein“, sagte Jeffrey unvermittelt und blieb vor einem Schaufenster stehen. Neugierig musterte ich die Auslagen des Ladens, bei dem es sich um eine Art Kunst- und Kuriositätengeschäft handeln musste. Bereits das Schaufenster war so vollgestopft, dass es einem schier die Sinne vernebelte und auch das Innere des Geschäfts folgte diesem ungeschriebenen Gesetz. Staunend blickte ich mich um und musterte mit unverhohlenem Interesse die überfüllten Regale. Der Verkäufer begrüßte uns mit überfreundlicher Stimme und Jeffrey verwickelte ihn schon bald in ein Gespräch. Ich bekam nicht wirklich mit, um was es ging, aber ich interessierte mich auch nicht recht dafür. Es gab so viel zu entdecken, dass ich schnell weiterschlenderte und die vielen Dinge bewunderte. Geradezu idyllische Gemälde lehnten neben beinahe angsteinflößenden, afrikanischen Masken. Daneben stapelten sich Bücher, deren lederne Einbände so brüchig aussahen, dass ich Angst hatte, ein Lufthauch, hervorgerufen durch eine falsche Bewegung, würde sie zu Staub zerfallen lassen. Vorsichtig schritt ich weiter. Bewunderte teure chinesische Vasen, auf Hochglanz polierte Musikinstrumente und blieb schließlich vor einigen Statuen stehen. Einige waren fast so groß wie ich, andere winzig klein, aber sie hatten eines gemeinsam: Sie stammten aus meiner Heimat und stellten hinduistische Götter dar. Ich war nicht im Geringsten religiös und wenn ich in Indien einen Tempel besuchte, dann nur, um meinem Vormund einen Gefallen zu tun. Denn er bestand darauf, dass ich mich mit meiner Kultur auseinandersetzte und ich musste sogar Sanskrit lernen. Hier fand sich ein Sammelsurium an farbenfrohen Göttern und neben den üblichen Ganesha, Kali und Shiva Statuen erregte auch der auf einem Pfau reitende Skanda meine Aufmerksamkeit. Ich ging in die Knie und bewunderte sie, eine nach der anderen. Obwohl ich nicht an sie glaubte, rangen sie mir ein Lächeln ab und gaben mir ein kleines Gefühl von Heimat. „Können Sie es mir gleich einpacken?“, hörte ich Jeffrey fragen und drehte mich neugierig zu ihm um. Der Verkäufer hastete geschäftig davon und leider konnte ich wegen seines äußerst breiten Rückens nicht erkennen, was er in den Händen trug. Seufzend kam ich auf die Füße und schlenderte zu Jeffrey hinüber. „Hast du was gekauft?“, fragte ich Jeffrey, in der Hoffnung, mehr zu erfahren. Dieser blickte mir breit grinsend entgegen, aber mehr als ein ‚Mhm‘ bekam ich nicht als Antwort. Gerade, als ich weiter nachbohren wollte, kam der Verkäufer wieder und reichte Jeffrey ein in Seidenpapier eingewickeltes Bündel, welches er zusätzlich in eine Pappschachtel getan hatte. Jeffrey bedankte sich mit einem gewinnenden Lächeln und reichte dem Mann ein paar Geldscheine, dann verabschiedeten wir uns. „Was ist da drin?“, quengelte ich ungeduldig, als ich hinter ihm das Geschäft verließ. „Das würdest du gerne wissen, was?“ Jeffrey lachte, lief aber unbeirrt weiter. „Ja sicher. Sonst würde ich nicht fragen!“, begehrte ich auf und musste mich ziemlich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Als ich es schließlich geschafft hatte, neben ihn anzulangen, nahm er plötzlich meine Hand und zog mich ohne Vorwarnung in die enge Gasse, die wir soeben passierten. Wobei es nicht einmal wirklich eine Gasse war. Dafür war es viel zu eng. Die Hauswände standen hier so nahe beieinander, dass unsere Schultern beinahe die Fassaden der Häuser und sich gegenseitig berührten. Und recht düster war es hier auch. „Wo willst du hin?“, rief ich aus, aber er zog mich noch einige Meter weiter. Bis er unvermittelt stehen blieb, mich gegen eine der Hauswände drückte und mir dann einen hemmungslosen Kuss gab. Atemlos und eindeutig geschockt blickte ich erst ihn an, dann die Gasse hinab und musterte aufmerksam den kleinen Ausschnitt der Straße, den sie zu zeigen gewillt war. Sie war vollkommen menschenleer und die Gasse so schattig, dass wir zwei hier wohl kaum auffallen würden. Aufgeregt kribbelte es in meinem Bauch und Jeffreys Hände, die sich noch an meiner Hüfte befanden, machten mich schier irre. Ohne dass ich weiter darüber nachdachte, zog ich seinen Kopf wieder zu mir und drängte nun meinerseits die Lippen auf seine. Gierig ließ ich meine Zunge gegen sein gleiten und genoss den festen Druck seiner Hände, die sich mal auf meine Wangen und dann auf meinen Hals legten. Nach all den Ängsten, die ich in den letzten Monaten durchlebt hatte, hätte ich nicht gedacht, dass die nahe Gefahr mich so erregte. Aber das wir uns hier küssten, ließ mir ein Gefühl der Überlegenheit und ich wollte es voll auskosten. „Hey! Ihr da!“, donnerte plötzlich eine Stimme. Erschrocken lösten wir uns voneinander und blickten zur Straße zurück. Bevor ich jedoch auch nur eine Gelegenheit hatte, den alten Mann genauer zu mustern, lachte Jeffrey auf, packte meine Hand und rannte mit mir weiter die Gasse hinab. „Bleibt stehen, ihr perversen Jungspunde! Euch leg ich übers Knie und treib euch die Flausen aus, wenn ich euch erwische!“ Unbeeindruckt lachte Jeffrey wieder und auch ich spürte seltsamerweise keine Angst. Wir hasteten weiter durch einige Gassen, die uns mit ihren Schatten in Sicherheit wiegten und sprangen hier und dort über Mauern. Als wir uns schließlich sicher waren, dass niemand uns folgte, lehnten wir uns atemlos nebeneinander an die Wand. Nur, um uns wenige Minuten später so unbeschwert wie noch nie vor Lachen zu krümmen. „Wenn du willst, mache ich nachher, was er vorgeschlagen hat“, lachte Jeffrey und grinste mich lüstern an. „Das sollte ich bei dir tun!“, gab ich genauso zurück, was ihm ein noch breiteres Grinsen auf das Gesicht zauberte. Neugierig musterte ich unsere Umgebung und stellte fest, dass unsere Flucht uns bis an den Rand des Regent‘s Park gebracht hatte. „Wollen wir noch ein paar Enten füttern und dann nach Hause gehen?“, fragte Jeffrey, der meinem Blick gefolgt war. Es war zwar schon recht spät am Nachmittag, aber einige Stunden Tageslicht hatten wir noch. Was also sprach dagegen? „Nur wenn die Enten uns hinterher nicht verfolgen“, sagte ich, hauchte ihm einen kurzen Kuss auf und trat hinter ihm aus der dunklen Gasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)