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[Operation Nautilus] Andara-House

Mein letztes Jahr
von

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"Erschüttertes Vertrauen"

„Kannst du mir erklären, was das sollte?!“, dröhnte es von Jeffrey, kaum dass er die Tür hinter uns verschlossen hatte. Ich wich ein Stück von ihm zurück, da ich ihn noch nie so zornig gesehen hatte, wie in diesem Moment und starrte ihm aus großen Augen entgegen. Verschreckt öffnete und schloss ich den Mund ein paar Mal, bis sich Worte in meinem Kopf formten, die ich schließlich auch aussprach. Dass meine Stimme zitterte, wie noch nie zuvor, konnte ich jedoch nicht verhindern.
 

„Ich … ich wollte nicht … Ich hatte nicht vor, es zu verraten! Er hat plötzlich angefangen, davon zu reden und ich … hab alles abgestritten … aber …“
 

„Davon rede ich nicht!“, unterbrach Jeffrey mich schroff und ich drückte mich gegen die hinterste Wand des kleinen Raumes. Ob ich es tat, weil ich plötzlich Angst vor Jeffrey hatte oder, weil ich hoffte, die Wand würde meinem zitternden Körper Halt geben, wusste ich nicht. Unangenehm fühlte ich Jeffreys Blick auf mir und hob den Kopf, den ich zuvor gesenkt und wie ein geschlagener Hund zwischen die Schultern gezogen hatte. Ich erkannte, dass er auf irgendeine Reaktion von mir – eine Erklärung oder eine Entschuldigung? – wartete. Ratlos schüttelte ich den Kopf. Mir war nicht vollends klar, was diesen heftigen Zorn bei ihm ausgelöst hatte.
 

„Ich weiß nicht was …“
 

„Das weißt du nicht?!“, wiederholte Jeffrey beinahe in Rage, was ich gesagt hatte. „Du … du hast das hier ausgenutzt! Du hast mich und meinen Onkel ausgenutzt, um ihn zu finden!“
 

Geschockt blickte ich Jeffrey entgegen, dessen Brust sich im schnellen Takt auf und ab bewegte und aus dem die Anspannung nun abzufließen begann. So schnell wie der Zorn in ihm gekommen war, schien er auch wieder zu verrauchen und machte einer trägen Enttäuschung Platz.
 

„Ich habe schon eine Weile dagestanden und gehört, wie du nach ihm gefragt hast“, erklärte er in resigniertem Tonfall und seine Augen blickten mir traurig entgegen. „Weißt du, ich dachte wir machen uns einen schönen Abend. Wo doch bereits alles so mies angefangen hat! Dann verschwindest du ewig und als wäre das nicht genug, sehe ich dich, wie du da nach einem anderen Mann fragst. Und dich – und vielleicht noch uns dazu – auffliegen lässt.“
 

Jeffrey sank regelrecht in sich zusammen und ich bemerkte erst jetzt, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Obwohl ich das nie vorhatte. Und wenn ich ehrlich war, war mir nie vollkommen klar gewesen, dass es ihn so verletzen konnte. Heiße Tränen traten in meine Augen und anders als sonst versuchte ich nicht, sie zurückzudrängen. Wenn man Weinen als Verlust der Männlichkeit ansah, dann hatte ich das genau jetzt verdient.
 

„Jeffrey, ich …“
 

Meine Stimme versagte und ich hatte auch kaum Gelegenheit, es noch einmal zu versuchen.
 

„Was ist los mit dir, Mike? Warum bist du so besessen von diesem Mann? Reiche ich dir nicht?“, fragte Jeffrey gequält und sein Blick bohrte sich in meinen.
 

Ich schüttelte den Kopf, woraufhin Jeffrey mich betroffen ansah. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass ich schon wieder etwas Missverständliches getan hatte.
 

„Du verstehst das falsch“, schob ich schnell hinterher und beeilte mich, weiterzusprechen. „Ich habe ihn nicht gesucht, weil ich irgendetwas in der Richtung von ihm will, an das du denkst. Es ist nur; er hat unsere beiden Leben gerettet und ich will mich dafür bedanken.“
 

Da Jeffrey so wütend auf mich gewesen war und, wie ich fand, zu Recht, glaubte ich nicht, dass er meine Worte verstehen würde. Womöglich hatte ich soeben noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Aber anders als erwartet war seine Stimme um einiges sanfter und er trat mir mit offenem Gesichtsausdruck entgegen.
 

„Mike, ich denke, er erwartet und er will keinen Dank von uns. Ja, er hat uns gerettet, aber hätte er gewollt, dass wir ihm überschwänglich danken, dann wäre er dageblieben. Hätte sich zu erkennen gegeben. Lass es gut sein, Mike. Diese Suche nach ihm führt zu nichts.“
 

Ich sollte also einfach so weitermachen, als wäre nichts passiert? Hilflos blickte ich Jeffrey entgegen und fragte mich verzweifelt, ob ich das konnte. Was Jeffrey zu mir gesagt hatte, nährte jedoch den schon bestehenden Zweifel in mir. Machte ich am Ende vielleicht wirklich alles kaputt, weil ich tatsächlich besessen von diesem Fremden war?
 

Ich wollte es nicht zugeben, aber er begann tatsächlich, mein Denken und Handeln zu beeinflussen. Nur, warum er mir – obwohl völlig fremd – so wichtig war, konnte ich nicht sagen. Immer, wenn ich an ihn dachte, kam mir das verschwommene, dunkle Gesicht in den Sinn und der Duft, der mir so vertraut war. Ich hatte ihn nicht einmal richtig gesehen, dennoch ließ er mich nicht los.
 

„Vergiss ihn, Mike. Und leb dein Leben weiter. Mit mir“, hörte ich Jeffrey sagen, aber ich bekam es eher am Rande mit, da mir plötzlich eiskalt wurde. Ich musste an das eisige Wasser denken, das nach mir griff, während ich davon überzeugt war, Jeffrey nicht mehr länger halten zu können. Wir würden beide in den Fluten versinken. Meine Arme und Beine waren bereits vollkommen taub, während jemand mich anschrie, dass ich mit Männern schlief. „Mike?“ Jeffreys Stimme vermischte sich mit dem lauten Rauschen meines Blutes in den Ohren. Aber vielleicht hatte ich mir auch nur eingebildet, dass er meinen Namen gesagt hatte. Alles um mich herum schien sich in dichtem Nebel zu befinden.
 

„Jeffrey, was ist los? Wo bleibt ihr?“, mischte sich eine andere Stimme in das Gewirr, in welches sich mein Kopf verwandelt hatte. Trotzdem registrierte ich nach ein paar Momenten, dass es sich um Stan handeln musste. Sein Gesicht, das mal verschwommen und dann wieder klar war, blickte mir erschrocken entgegen. Ich fragte mich noch, was ihn so erschreckt hatte, als er direkt vor mir auftauchte und mein Gesicht in beide Hände nahm. „Was ist passiert? Du bist ja weiß wie eine Kalkwand!“
 

Ich war mir nicht sicher, ob die Frage an mich gerichtet war, aber selbst wenn, brachte ich es nicht fertig, ihm zu antworten. Meine Knie wurden weich und ich konnte nicht verhindern, dass sie unter mir nachgaben. Der harte Aufprall, der unweigerlich folgen musste, blieb jedoch aus, als Stan beherzt zugriff und mich im Sitzen gegen die Wand lehnte. Jedenfalls stellte ich im Nachhinein fest, dass es die Wand war, da ich im gegenwertigen Zustand selbst die leichten Schläge auf meine Wange kaum wahrnahm. „Mike, was ist los?“, fragte Stan aufgebracht, während er weiter links und rechts leichte Klapse austeilte.
 

Ich musste tatsächlich das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich lag ich seitlich auf dem kalten Fliesenboden. Die Augen konnte ich nicht öffnen, aber ich hörte Stan und Jeffrey wie durch einen hallenden Tunnel. Irgendwer strich mir immer wieder über den Kopf, während Jeffrey knapp erzählte, was vorgefallen war. Darüber, wie man mich beschuldigt hatte, mit Männern zu schlafen und wie ich so unfreiwillig aufgeflogen war. Nur von meiner Suche nach dem fremden Mann erzählte er nichts – oder er hatte es getan, als ich noch bewusstlos war – jedoch gestand er seinem Onkel, wie er aus der Haut gefahren war, weil ich uns beide beinahe verraten hatte. Ich war längst wach bei diesen Worten, dennoch erstarrte ich, als er Stan einfach erzählte, wie Jeffrey und ich waren.
 

Stan gab ein tiefes Seufzen von sich. „Das muss furchtbar für ihn gewesen sein, Jeffrey! Man nimmt seinen Freund in den Arm, wenn er unter heftigen psychischen Stress steht und schreit ihn nicht auch noch an. Kein Wunder, dass er aus den Latschen gekippt ist.“
 

Jeffrey nuschelte ein zerknirschtes „Ich weiß“ und schien wirklich voller Reue zu sein.
 

Nachdem ich wieder fähig war, zu hören, was um mich herumgeschah, kamen nacheinander auch meine anderen Sinne zurück. Ich bemerkte, wie hart und kalt der Boden war, auf dem ich lag und öffnete mit einem gequältem Stöhnen die Augen einen Spalt weit.
 

„Er kommt zu sich!“, hörte ich Stans Stimme nahe bei mir und blickte ihm entgegen, als ich die Augen vollends öffnete. Er kniete direkt neben meinem Kopf und von Jeffrey sah ich zunächst nichts. Wahrscheinlich hockte er irgendwo bei meinen Beinen, jedoch tat mir der Kopf noch zu weh, um mich zu ihm hinzudrehen. „Wie geht es dir?“, fragte Stan und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Verwirrt blickte ich ihm entgegen und langsam realisierte ich, dass er es die ganze Zeit gewesen sein musste, der mir über den Kopf gestrichen hatte. Als wäre das der Startschuss gewesen, kehrte die Kraft plötzlich in meinen Körper zurück und mit ihr auch die Scham. Nicht nur, dass ich wie ein Mädchen ohnmächtig geworden war, nach all dem Mist. Nein, dazu kam auch noch, dass Stan jetzt wusste, dass ich auf Männer stand und er – nicht Jeffrey – hatte sich die ganze Zeit um mich gekümmert.
 

„Es tut mir leid!“, stotterte ich vollkommen aufgelöst, sprang wie vom Blitz getroffen auf und blickte gehetzt um mich. Dabei wusste ich selbst nicht, was mir leid tat. Dass ich bewusstlos geworden war? Dass sich Stan und Jeffrey die ganze Zeit um mich kümmern mussten und ich ihnen so den Abend vermiest hatte? Oder entschuldigte ich mich etwas bei Stan, dass ich so war wie ich eben war?
 

Bevor ich jedoch ganz auf die Füße kommen konnte, hielt Stan mich bestimmt auf und sorgte mit sanften Druck auf meine Schultern dafür, dass ich mich wieder setzte.
 

„Ganz ruhig“, sagte er immer wieder so langsam, dass der tiefe, brummende Ton seiner Stimme fast schon ausreichte, um mich zu beruhigen. „Es ist alles in Ordnung. Du kannst ganz ruhig sein.“
 

Zwar fühlte sich für mich absolut nichts so an, als sei alles im Reinen, dennoch nickte ich beinahe automatisch. Aus großen Augen blickte ich ihm entgegen und erwartete, einen Vortrag über mein Verhalten und mein Fühlen zu erhalten. Bis sich wohl auch der restliche Teil meines Gehirns wieder einschaltete und mir klar wurde, wie falsch ich liegen musste. Stan hatte Sally, die noch mehr durchgemacht hatte, als ich es wahrscheinlich jemals würde, gerettet und sie so akzeptiert wie sie war. Mehr noch, er hatte ihr ein Leben ermöglicht, wie sie es sich wünschte. Warum also sollte er mich jetzt verurteilen, dafür wie ich war?
 

Eine Erleichterung, wie ich sie noch nie gefühlt hatte, machte sich in mir breit und im nächsten Moment fand ich mich in einer festen Umarmung wieder. Ich wusste nicht genau, ob ich mich in Stans Arme geworfen oder ob er mich an sich gezogen hatte. Aber er hielt mich so fest, dass ich nun felsenfest davon überzeugt war, mir könne nichts passieren. Dabei fühlte ich eine Geborgenheit, wie noch nie zuvor und fragte mich, ob dieses Gefühl dem nahe kam, wenn man von seinem Vater in den Armen gehalten wurde.
 

„Geht es dir besser?“, erkundigte er sich besorgt und musterte mich mit einem prüfenden Blick. Bevor ich ihm antwortete, fühlte ich tief in mich hinein und tatsächlich, zwar tat mir der Kopf etwas weh und ich fühlte mich etwas erschlagen, aber es ging mir gut.
 

„Alles gut“, bestätigte ich ihm und verzog sogar die Lippen zu einem schiefen Lächeln. Man sah Stan die Erleichterung deutlich an. Als mein Blick jedoch Jeffrey traf, merkte ich, dass dieser noch ziemlich zerknirscht aussah. Erst dachte ich, er sei noch sauer auf mich. Jedoch deutete ich den Ausdruck in seinen Augen schnell richtig und revidierte meine erste Annahme. Er war nicht wütend – jedenfalls nicht mehr – vielmehr zerging er fast vor Schuldgefühlen und traute sich kaum, mir in die Augen zu blicken.
 

Das hatte wohl auch Stan erkannt. Während ich eher ratlos dasaß, reagierte er direkt richtig.
 

„Jeffrey“, wandte er sich an seinen Neffen, der wie geschlagen zusammenzuckte. „Komm und hilf deinem Freund auf die Beine.“ Wobei er das ‚deinem Freund‘ besonders betonte und seine Augenbrauen unmerklich nach oben wanderten.
 

Für einige Sekunden blickte Jeffrey mir ratlos entgegen, als würde er erwarten, dass ich seine Hilfe ausschlug. Dann jedoch hastete er zu mir, führte meinen Arm über seinen Schultern entlang und gab meinen noch etwas wackeligen Beinen so besseren Halt. Was mir jedoch auffiel, war, dass er dabei kein Wort sagte.
 

Kein ‚Wie geht es dir?‘ oder ‚Es tut mir leid‘ und ich fühlte einen leichten Stich im Herz. Aber vielleicht brauchte Jeffrey einfach noch einen Moment.
 

„Ich denke, es ist besser, wenn wir nach Hause fahren“, meinte Stan schließlich, nachdem er mich erneut mit einem besorgten Blick bedacht hatte. Fast schon erschrocken schüttelte ich den Kopf.
 

„Nein! Das ist wirklich nicht nötig! Was passiert ist, tut mir leid, aber ich wollte uns wirklich nicht den Abend vermiesen und …“
 

„Bist du sicher?“, unterbrach er mich, bevor ich mich erneut in Verzweiflung redete. Wieder nickte ich, bis er schließlich lächelte. „Also gut. Ich denke, wir werden sowieso nur die Tagesschau verpasst haben und das ist eigentlich gar nicht so schlimm. Von den Nachrichten bekommt man nur Magenverstimmungen. Na kommt.“
 


 

Tatsächlich kamen wir rechtzeitig zu den Hauptfilmen, von denen aufgrund der kurzen Dauer der einzelnen Filme mehrere gespielt wurden. Etwas verwirrt sah Sally uns an und raunte uns entgegen, wo wir denn gewesen waren. Doch Stan lächelte nur und winkte ab.
 

Ich war froh, dass er die ganze Sache für sich behielt und nicht weiter breittrat. Auch wenn es Sally war, ich war schlicht froh, das Ganze nicht noch einmal vorgekaut zu bekommen.
 

So schaffte ich es nach ein paar Minuten, mich zu entspannen, während ich zwischen Stan und Jeffrey saß. Nach allem, was passiert war, tat die Anwesenheit von Jeffreys Onkel mir gut, sogar mehr als die meines Freundes. Noch immer konnte ich seine Stärke und Zuversicht fühlen, sodass ich bald schon für die Zeit, die wir noch im Theater waren, vergaß, was passiert war.
 

Wie ich fand, hatte es sich gelohnt, noch zu bleiben, denn der Film war wirklich ein Erlebnis. Das hieß, nicht nur der Film an sich, sondern das Zusammenspiel von wie auf magische Weise bewegten Bildern, Klaviermusik, die begleitend dazu gespielt wurde und einem Erzähler, der mal mit mehr oder weniger Humor das Dargestellte kommentierte.
 

Nebenbei griff ich immer wieder in die Schale mit Popcorn, die Stan mir hinhielt. Stets mit dem Kommentar, ich müsse Süßes essen damit sich mein Kreislauf wieder stabilisierte. Ich fand es fast schon niedlich, wie er mich so fast schon zum Naschen nötigte und musste irgendwann mit Nachdruck ablehnen.
 

Da ich erst dachte, der Abend sei unwiderruflich gelaufen, war ich froh, dass es mir schon viel besser ging. Es stellte sich erst wieder ein ungutes Gefühl ein, als die Vorstellung vorbei war und mir aufging, dass ich gleich durch den Vorraum laufen musste. Horrorvorstellungen gingen durch meinen Kopf, wie man mir erneut irgendwelche Anschuldigungen an den Kopf warf. Aber wieder konnte ich mich auf Stan verlassen, der sich auf dem ganzen Weg nach draußen mit mir unterhielt. So merkte ich erst im letzten Moment, dass er permanent zwischen mir und diesem Ekelpaket war. Wie eine lebende Barriere.
 

Zunächst dachte ich, das sei Zufall. Doch als ich ihn aus dem Augenwinkel musterte, bemerkte ich, wie er dem Mann an der Kasse einen vernichtenden Blick zuwarf. Erst als wir alle in Stans Auto saßen, wich die Anspannung von mir und ich erlaubte mir einen Seufzer der Erleichterung. Auch Jeffrey, der die ganze Zeit während des Filmes und auch auf dem Weg nach draußen geschwiegen hatte, wirkte etwas gelöster. Er warf mir sogar einige schüchterne Blicke zu und einmal huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht.
 

„So“, machte Stan, klatschte laut in die Hände und rieb sich dann enthusiastisch die Handflächen. „Wer möchte nach Hause?“
 

Zaghaft und stumm hoben sich drei Hände, was Stan zu einem breiten Grinsen veranlasste. Jedoch verschwand es schnell wieder, machte einem nachdenklich Ausdruck Platz und schließlich klopfte er sich mit den flachen Händen über die Jacke.
 

„Ah“, entfuhr es ihm. „Hab was vergessen! Ich komme gleich wieder. Wartet hier.“ Er sprang mit einem Satz wieder aus dem Auto und warf noch einen warnenden Blick zu Jeffrey. „Nicht wegfahren!“
 

Bevor einer von uns ihn auch nur fragen konnte, was er denn vergessen hatte, war er schon wieder im Lichtspieltheater verschwunden. Verwirrt blickten wir ihm hinterher und es dauerte tatsächlich ziemlich lange, bis er wiederkam.
 

„Vielleicht musste er noch mal aufs Klo“, mutmaßte Jeffrey, der nun doch seine Stimme wiedergefunden hatte. Sally, die sich zu uns nach hinten zur Rückbank gedreht hatte, hob eine Augenbraue.
 

„So lange?“
 

„Wer weiß? Er hat ganz schön viel Popcorn gegessen. Vielleicht hat er die Schüssel gesprengt?“
 

Zwar fragte ich mich auch, wo Stan abgeblieben war, aber ich glaubte nicht, dass er seit einer halben Stunde auf dem Klo hockte. Na, jedenfalls wollte ich mir das nicht vorstellen.
 

„Da liegst du völlig falsch!“, sagte Stan, der plötzlich neben dem Auto aufgetaucht war und einstieg. Jetzt grinste er noch breiter und ich fragte mich echt, was er so lange gemacht hatte. Aber es wirkte nicht so, als wolle er es uns sagen. Stattdessen griff er nach dem Lenkrad und startete dann den Motor.
 

Erschrocken zog ich die Luft ein, als ich seine Hände sah und auch Sally neben ihm machte große Augen. „Was ist mit deinen Händen passiert?“, entfuhr es ihr.
 

Stans Knöchel waren an beiden Händen stark gerötet und an einigen Stellen war sogar die Haut aufgeplatzt und kleine, halb getrocknete Blutströpfchen klebten daran. Wenn es schmerzte, zeigte er es nicht, denn er zuckte nur mit den Achseln und lächelte noch breiter.
 

„Sagen wir, ich hatte eine kleine Begegnung.“



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