Zum Inhalt der Seite

[Operation Nautilus] Andara-House

Mein letztes Jahr
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

"Kali"

Erschöpft, aber um einiges entspannter, lagen wir, in unsere Handtücher eingewickelt, auf Jeffreys Bett. Wir hatten es wohl mit der Wassertemperatur etwas übertrieben und als unser Streit dann vergessen war, konnten wir auch nicht wirklich die Finger vom jeweils anderen lassen. Mittlerweile kam es mir sogar wie ein böser Traum vor, dass wir uns gestritten hatten und ich musste etwas darüber schmunzeln. Wieder ein erstes Mal, auch wenn es keines der angenehmen Art war.
 

Als das Rauschen des Blutes in meinen Ohren wieder etwas leiser wurde, drehte ich mich zu Jeffrey herum, der mir ein warmes Lächeln entgegenbrachte. Ich konnte nicht mehr, als ihn stumm anzuschauen. So als würde ich ihn gerade zum ersten Mal sehen und ihn gleich für ein Fahndungsfoto beschreiben müssen. Das Grünblau seiner Augen funkelte mich verschmitzt an und ich konnte mir vorstellen, dass er dahinter schon an neuen Streichen und Witzen arbeitete. So sehr ich mich darüber auch ärgern konnte, fragte ich mich dennoch, auf was für dumme Ideen mein Idiot noch kommen konnte. Davon, dass diese Einfälle nicht immer die Klügsten waren, zeugte eine kleine Narbe, die seine linke Augenbraue unterbrach. Man sah es wirklich nur, wenn man genau hinschaute, aber hatte man sie einmal entdeckt, ließ sie ihn noch schelmischer wirken. Langsam streckte ich meine Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen darüber, bis ich ein leises Kichern von Jeffrey vernahm.
 

„Was ist so lustig?“, fragte ich mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. Mit einer Mischung zwischen peinlich berührt sein und den Schelm im Nacken habend, ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten und kehrte schließlich zu mir zurück.
 

„Ich musste an meinen Vater denken.“
 

„Du denkst an deinen Vater, wenn du mich ansiehst?“, brachte ich hervor und stütze mich auf dem Ellenbogen auf. Dabei begannen meine Finger, wie von selbst mit der Kette des Amulettes um meinen Hals zu spielen. Jeffrey zuckte mit den Schultern, während ich ihn anblickte, als hätte er den Verstand verloren.
 

„Ja, mir ist einfach gerade wieder diese Ironie bewusst geworden. Weißt du, mein Vater dachte, ein Jungeninternat würde mir zeigen, wie man sich als Mann verhält und dass ich hier lernen würde, abstinent zu leben, bis ich ehrenvoll verheiratet wäre.“ Lachend wälzte Jeffrey sich wieder auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter den Kopf. „Seine größte Angst war ja, dass ich bis 20 schon zehn Bastarde gezeugt hätte, die alle finanziell versorgt werden müssten und dem Ruf der Familie schaden würden. Dabei weiß er absolut nichts über mich. Es wundert mich schon, dass er noch weiß, wie ich aussehe.“
 

Sorgenvoll musterte ich sein Gesicht und beschloss, zu schweigen, bis er von sich aus weiterreden würde. Ich wusste nicht, warum er mir dies jetzt alles erzählte, aber ich spürte, dass da eine Menge aufgestaute Gefühle dahintersteckten und war froh, dass er diese nun mit mir teilen wollte. Außerdem hoffte ich, dass es ihm dann besser gehen würde. Fest umschloss ich mein Amulett mit meiner Hand, bis sich das Metall angenehm warm in meiner Hand anfühlte.
 

„Wahrscheinlich dachte er, er würde mich damit bestrafen und lange dachte ich das auch. Aber mir ist bewusst geworden, dass er mich in den Himmel geschickt hat.“ Ich hob eine Augenbraue und Jeffrey fing an, zu lachen. „Du musst doch zugeben, dass Andara-House das Paradies ist, in dem man jedem Arsch hinterhergucken kann.“
 

Beleidigt – obwohl ich es nicht wirklich war – verzog ich die Lippen. „Du guckst also jedem Arsch hinterher?“ Ich musste mich absolut zusammenreißen, nicht laut herauszulachen, als ich mich mit einem Ruck herumdrehte und aufstehen wollte. „Dann kannst du gleich diesem hinterhersehen!“
 

Jeffrey war jedoch schneller und riss mich mit einer raschen Bewegung wieder auf das Bett zurück. „Warte!“, sagte er und konnte ein Kichern nicht unterdrücken, aber auch meine Augen sprühten nur so vor Belustigung. „Diesen Arsch will ich nicht mehr hergeben. Ich liebe dich.“
 

Die gelöste Stimmung zwischen uns war mit einem Schlag verschwunden und ich blickte ihm erstaunt entgegen, während mein Herz hart gegen meine Brust klopfte. Noch nie hatte das jemand zu mir gesagt und obwohl ich auch so fühlte, war ich nicht darauf gefasst gewesen, diese Worte nun zu hören.
 

„M...meinst du das ernst?“, stotterte ich perplex und war mir sicher, dass ich mich wie der letzte Idiot anhörte.
 

Er nickte und auf seinen Lippen machte sich ein großspuriges Lächeln breit. Kurz meinte ich, sogar ein feuchtes Glitzern in seinen Augen zu sehen, das jedoch wieder verschwand, bevor ich mir ganz sicher war. „Nun ja, ich war mir bis eben nicht sicher, aber dann hab ich dein Hinterteil gesehen“, lachte Jeffrey, worauf er sich eine von mir fing. Lachend fing er meine Hand ab und küsste mich. Dabei spürte ich seine Hand langsam über meine Brust streicheln, wobei sie über das kalte Metall der Kette fuhr.
 

„Sag mal“, begann Jeffrey, als er sich fast widerwillig von mir löste. „Was hat es eigentlich damit auf sich?“ Fragend hielt er das Amulett vor meine Nase und runzelte die Stirn. „Du trägst es immer und legst es fast nie ab, obwohl es … Entschuldige, falls dich das verletzt. Es sieht wirklich gruselig aus.“
 

Er legte das Amulett wieder auf meiner Brust ab und bedachte es mit einem Blick, als würde es ihm die Seele rauben, wenn er es nur eine Sekunde länger in der Hand gehabt hätte.
 

„Das ist Kali“, erklärte ich mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht. „Die Göttin des Todes und der Zerstörung.“
 

Dank meiner Erklärung entgleisten Jeffreys Gesichtszüge noch mehr. „Des Todes und der Zerstörung?!“, echote er und wurde deutlich blass um die Nase. „W...warum trägst du das? Gehörst du irgendeinem dunklen Kult an? Wirst du mich dann in Lava opfern?!“
 

Wieder musste ich lachen und fuhr die Konturen des Amuletts nach, als ich mir die Darstellung Kalis – die ich blind hätte zeichnen können – ansah. Wenn man nicht wusste, um was es sich handelte, war sie tatsächlich erschreckend. Das schwache Relief zeigte eine furios tanzende Frauengestalt, die die Zunge herausstreckte und ihre Beine sowie sechs Arme wild vom Körper streckte. Abgerundet wurde dieses erschreckende Bild von Totenköpfen, die als Kette aufgereiht um ihren Hals hingen. Das Amulett war wirklich filigran und detailreich – und geizte nicht mit Übertreibungen.
 

„Wenn du dich nicht benimmst ...“ Gespielt geschockt rückte Jeffrey von mir weg, was mich erneut zum Lachen brachte. „Natürlich nicht! Außerdem ist sie nicht in erster Linie etwas Negatives. Sie steht für Erneuerung und die Befreiung von negativen Kräften und Illusionen.“
 

„Hm“, machte Jeffrey, der mein Amulett nun doch etwas genauer unter die Lupe nahm. „Ich dachte, du interessierst dich nicht so für diesen ganzen Götterkram?“
 

Tatsächlich tat ich das wirklich nicht, auch wenn mir die Bedeutung Kalis einen gewissen Wehmut einbrachte. Mehr als einmal hoffte ich, dass sie meine Verwirrung, die das Leben mir oft einbrachte, auflösen konnte.
 

„Das tue ich auch nicht, aber ich habe es von meinem Vater bekommen. Es ist das einzige Persönliche, was ich von ihm habe. Daher ist es mir sehr wichtig.“
 

Ich zuckte mit den Schultern. Zum einen, weil ich nicht mehr wusste, was ich dazu noch sagen sollte und zum anderen, da ich den Kloß in meinem Hals wachsen fühlte, wenn ich daran dachte, diesen Mann nie kennenlernen zu können.
 

„Lass uns was anziehen!“, unterbrach Jeffrey unser Gespräch schwungvoll, stand auf und suchte sich passende Kleidung heraus. „Vielleicht nehmen wir Onkel Stans Angebot an und sehen, was das Café heute so hergibt.“
 

Dankbar lächelte ich. Obwohl Jeffrey allgemein als Vielfraß galt, wusste ich, dass sein Vorschlag, ins Café zu gehen, nicht von ungefähr kam. Es war ein geschickter – und erfolgreicher – Versuch, mich auf andere Gedanken zu bringen. Außerdem roch es hier überall so lecker nach Gebäck, dass mein Magen schon zu knurren anfing.
 


 

Das Café war so voll wie noch nie und wir waren froh, zumindest noch einen Platz am Verkaufstresen zu erhaschen. Es herrschte ein reger Geräuschpegel, der trotz allem nicht unangenehm war und mir nach dem Stress des Vormittags sogar angenehm meine Gedanken zerstreute.
 

„Ah, ihr habt euch also doch entschieden, uns noch etwas Gesellschaft zu leisten“, zwinkerte Jeffreys Onkel uns fröhlich zu. Bei all dem Trubel hätte ich gedacht, dass er zumindest etwas gestresst war, aber er schien vollkommen in seinem Element zu sein. Immer wieder nahm er lächelnd Bestellungen an und bereitete Tabletts mit Getränken und Gebäckstücken vor, die Sally dann fleißig zu den jeweiligen Tischen brachte. Auch Sally schien sich voll in ihrer Welt zu befinden, während sie betriebsam von Kunde zu Kunde huschte.
 

„Ihr scheint ja doch bester Laune zu sein“, sagte Stan in einem erleichterten Ton, während er zwei Tassen köstlichen Kakaos vorbereitete. „Ich hatte mir etwas Sorgen gemacht. Immerhin war die Stimmung vorhin so gedrückt und dann wart ihr da oben ziemlich laut.“
 

Erschrocken blickte ich auf, sah dann jedoch sofort wieder peinlich berührt auf meine Hände hinab. „Es … tut mir leid“, stotterte ich und hoffte, dass keiner mitbekommen hatte, weshalb Jeffrey und ich uns gestritten hatten. „Ich hoffe, es hat Ihnen keine Unannehmlichkeiten gemacht.“ In meinem Kopf formierte sich die Vorstellung, wie das gesamte Café unser Streitgespräch mit angehört hatte und in meiner Fantasie war es gar nicht abwegig, dass sie auch wussten, wo wir dabei gewesen waren – in der Badewanne. Schnell nahm ich mir die Speisekarte und vertiefte mich darin, bevor noch jemand sehen würde, dass ich knallrot anlief. Meine Ferien begannen wirklich mit Pleiten, Pech und Pannen vom Feinsten.
 

„Ach, das war nichts weiter. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, die wir aber schnell aus der Welt schaffen konnten“, erklärte Jeffrey, wodurch Stan nicht weiter nachfragte und im nächsten Moment hatte er dann auch schon wieder Bestellungen, die er bearbeiten musste. Ich war darüber nicht traurig und es kam mir sogar gelegen. „Hier ist ganz schön was los“, kommentierte Jeffrey das Geschehen und ich hätte ihn in diesem Moment küssen können. Lenkte er doch nun noch weiter vom Thema ab. So langsam bewunderte ich seine Fähigkeit, im richtigen Augenblick zu wissen, was ich brauchte.
 

„Ja! Sie kommen alle wegen den Glückskuchen.“ Stan grinste schief und verkaufte, wie zum Beweis, direkt zwei von den besagten Küchlein. „Ich weiß nur nicht, wie lange das noch so gehen kann. Wollt ihr … auch einen?“
 

Mit gerunzelter Stirn musterte ich ihn und fragte mich, warum er uns das so zögerlich anbot. Er wirkte nicht sehr glücklich darüber, dass sich seine Erfindung so gut verkaufte.
 

„Also … ähm … Ich weiß nicht.“ Nach allem, was nach dem Genuss und der versteckten Botschaft in den Kuchen passiert war, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich einen haben wollte. „Du hast doch gesagt, sie verkaufen sich gut. Warum sollte es dann nicht mehr lange so gehen?“, fragte ich schließlich. Wieder huschte ein schräges Lächeln über Stans Lippen und dann beugte er sich verschwörerisch zu mir über den Tresen.
 

„Bei euch beiden dachte ich ja, es sei Zufall, aber alles, was in den Kuchen steht, passiert wirklich.“ Stan hatte es geflüstert und zunächst dachte ich, er würde, wie es sonst Jeffreys Art war, einen Scherz machen. Jedoch blieb sein Gesicht vollkommen ernst und ich schloss meine erste Vermutung nach wenigen Minuten aus. Dennoch konnte ich die ganze Geschichte nicht wirklich glauben. Außerdem, bei Jeffrey hatte es gepasst, aber Stan konnte ja gar nicht wissen, was auf meinem Zettel gestanden hatte. Obwohl es da auch hingehauen hatte.
 

Aber dass nun jede Kuchenbotschaft in Erfüllung gehen sollte?
 

„Seit ich die ersten Kuchen verkauft habe, kommen die Leute und berichten von ihren Erlebnissen und dass sie zu ihren Botschaften passten. Ich meine, das ist doch verrückt! Vielleicht sollte ich besser damit aufhören, bevor sie kommen und mich verbrennen, wie einen Hexer.“
 

„Hm“, machte ich langgezogen. „Aber sie scheinen doch alle zufrieden zu sein. Sonst würden sie doch nicht noch mehr kaufen wollen, oder?“ Nach wie vor glaubte ich nicht an Hexerei, Geister oder dergleichen und Stan hatte sich doch gewünscht, dass seine Erfindung ein Erfolg werden würde. Daher war meiner Ansicht nach alles gut und Jeffrey stimmte mir schnell zu, als ich Stan meine Gedanken erläuterte.
 

„Ja, vielleicht hast du ja Recht. Naja, jedenfalls warte ich jetzt auf die Lieferung. Sonst kann ich den Laden gleich zumachen, weil ich ausverkauft bin. Ah! Da ist er ja!“
 

Die Türglocke klingelte und ich drehte mich neugierig herum. Tatsächlich hatte ein kleiner Lieferwagen vor dem Café Halt gemacht und ein Mann war dabei, einige Säcke und Kisten abzuladen. Wie die Aufschriften verrieten, handelte es sich dabei um Mehl, Butter, Eier und was man sonst noch so zum Backen brauchte.
 

„Hey da!“, rief der Mann aus, als er auf Stan zukam und ihn offen angrinste. „Dein Geschäft läuft ja jedes Mal besser, wenn ich hier aufkreuze. Wie machst du das?“
 

Stan zuckte mit den Achseln und lief ihm entgegen, um kräftig mit anzupacken und ich beschloss, ihm zu helfen, da es echt unglaublich viel zum Abladen gab. Dankbar lächelte er mir zu und auch Jeffrey hatte sich nun aufgerafft und packte tüchtig mit an. So schafften wir es unter Stans Anleitung in nur 20 Minuten, alle Kisten und Säcke geordnet in seiner Vorratskammer zu verstauen. Was Stan die nötige Luft gab, um im Verkaufsraum weiterhin die Kunden zu bedienen und Sally nicht alles alleine zu überlassen.
 

„Gute Arbeit, Jungs“, lobte er uns und schob uns zwei Gläser Limonade zu, die wir durstig hinabschütteten, während er noch einige Lieferscheine ausfüllte. Ich weiß nicht, warum ich ihn dabei so beobachtete, wo doch nichts Besonderes daran war. Dennoch konnte ich nicht die Augen von ihm nehmen. Genaugenommen von dem Zettel, den er beschrieb. Etwas daran kam mir bekannt vor. Aber es war nicht das Papier an sich, sondern …
 

Seine Handschrift!
 

Ich konnte absolut nicht sagen, woher, aber mir kam diese Handschrift vertraut vor. Irritiert starrte ich ihn an, bis er ebenfalls aufblickte und mir direkt ins Gesicht sah.
 

„Ist alles in Ordnung? Du siehst irgendwie blass aus“, erkundigte er sich besorgt und schob mir dann noch ein Glas Limonade zu.
 

„N...nein, es ist nichts. Ich war nur in Gedanken und ...“
 

Wahrscheinlich hätte Stan sich noch einmal nach meinem Befinden erkundigt, wenn nicht in diesem Moment der Mann mit der Lieferung erneut auf ihn zugetreten wäre. Mit einigen Worten des Dankes überreichte Stan ihm den ausgefüllten und unterschriebenen Lieferschein sowie einige Geldscheine als Trinkgeld. Ich erwartete, dass dieser sich nun umdrehen und gehen würde. Stattdessen griff er in seine Jacke und holte einen kleinen Umschlag heraus, den er verstohlen zu Stan über den Tresen schob. Hätte ich die beiden nicht so im Auge gehabt, wäre es mir vermutlich gar nicht aufgefallen.
 

„Dieses Wochenende“, flüsterte der Mann ihm zu und ich tat so, als sei ich mit meiner Limonade beschäftigt. Die Worte waren sicher nicht für mich bestimmt, trotzdem widerstand ich nicht, zu lauschen. „Gib mir Bescheid, wie viele ihr seid und dann ist es wie immer.“
 

Stan nickt knapp – kaum merklich – und ließ den Umschlag in seiner Weste verschwinden. Dann, als wäre nichts gewesen, drehte der Mann sich um und verließ das Café. Möglichst unauffällig starrte ihm hinterher, aber ich konnte mir absolut keinen Reim darauf machen, was es mit dieser Heimlichtuerei auf sich hatte. Natürlich stand es außer Frage, dass ich mich einfach bei Stan darüber erkundigte. Immerhin hatte ich gelauscht und hätte dies wohl gar nicht mitbekommen sollen.
 

Ich konnte absolut nicht verhindern, dass meine Fantasie nun Purzelbäume schlug. In meinem Kopf gehörte Stan gleichzeitig einem okkulten Club und einem Geheimdienst an; und dann war er ein gefürchteter Schurke, der seinen neuesten Coop plante. Das war natürlich alles Quatsch und es gab sicher eine ganz einfache Erklärung, die mich aber eben nichts anging. Schlimm genug, dass ich bereits in seinen Angelegenheiten geschnüffelt hatte und ich konnte von Glück reden, dass er mich dabei nicht erwischt hatte. Mein Urlaub bei den Harris‘ begann wirklich turbulent und das alles an einem Tag. Das ließ jedoch für die kommenden Tage hoffen.
 

Leider aber hörten damit die Merkwürdigkeiten nicht auf, denn als Stan kurz den Verkaufsraum verließ, um etwas im Lager zu suchen, rannte Jeffrey ihm hinterher, als hätte ihn etwas gestochen. Ich hörte sie durch die nahe Tür eine Weile hitzig diskutieren, bis beide schließlich wieder herauskamen und aussahen, als hätten sie sich nur über das Wetter unterhalten.
 

„Ist alles in Ordnung?“, flüsterte ich Jeffrey zu und war froh, dass Stan gerade zu beschäftigt war, um etwas davon mitzubekommen. Ich erwartete, dass dieser das nun bejahen würde und ich mir die Geheimnistuerei nur eingebildet hatte, aber Jeffrey lehnte sich nun genauso verstohlen zu mir. Seine Stimme war nur ein raues Flüstern, das ich mit Mühe und Not verstand.
 

„Ich hab versucht, etwas für uns in die Wege zu leiten. Glaub mir, das wird dir gefallen und Stan hatte es mir eigentlich schon versprochen. Er ist sich nur unsicher, weil du jetzt hier bist. Aber das krieg ich hin.“
 

„Etwas in die Wege leiten?“, wiederholte ich verwirrt, doch Jeffrey hüllte sich nun in geheimnisvolles Schweigen.
 

„Ich erkläre es dir, wenn ich das mit meinem Onkel geklärt habe“, meinte er schließlich und überließ den Rest meiner Fantasie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück