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[Operation Nautilus] Andara-House

Mein letztes Jahr
von

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"Unter Arrest"

Die Standpauke, die ich erhielt, war wohl die weniger schlimme von uns dreien. Was leider nichts am Endergebnis veränderte. Wir bekamen alle drei Zimmerarrest für das gesamte Wochenende! Ich konnte es nicht glauben und doch hing ich nun ganze zwei Tage mit Jeffrey auf dem Zimmer fest, während mein bester Freund mit seinem Vater durch die Stadt zog.

Kapitän Winterfeld hatte versucht, mit McIntire zu reden und eine Ausnahme für mich zu erwirken, worauf der Direktor sich jedoch nicht eingelassen hatte. Eigentlich war ich ganz froh darüber, auch wenn ich gleichzeitig traurig war, nichts mit Paul und seinem Vater unternehmen zu können. Aber wenn ich nach der ganzen Sache als Einziger eine Ausnahme erhalten hätte, wäre alles für mich nur noch schlimmer geworden. Juan, Ben und einige der anderen Jungen würden mich gar nicht mehr in Ruhe lassen und das wollte ich nun überhaupt nicht.

Resigniert seufzte ich, nahm mir ein Buch aus dem Regal über mir und versuchte, zu lesen. Doch meine Gedanken glitten immer wieder ab und als ich begriff, dass ich den Satz vor mir nun schon zum zehnten Mal lass, schlug ich es genervt zu.

„Na? Bekommst du schon den Zimmerkoller?“, fragte Jeffrey mich mit hochgezogener Augenbraue. Wütend starrte ich den Amerikaner an, der vollkommen entspannt, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, auf dem Bett lag. „Ich mein ja nur, es ist gerade mal zehn Uhr morgens, nicht das du gleich auf mich losgehst, weil du den Verstand verloren hast.“

„Weißt du, ich hatte eigentlich anderes vor und du hast mir schon meinen Geburtstag versaut!“

Jeffrey stieß ein humorloses Lachen aus.

„Dafür war ich nicht verantwortlich und wie du weißt, hab ich dir den Arsch gerettet. Weiß der Teufel, warum du an dem Tag so am Träumen warst. Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, warum der Kohlkopf und du so früh am Tuscheln wart.“

Eigentlich war ich der Meinung, dass Jeffrey das absolut nichts anging, aber aus irgendeinem Grund sprang ich auf, durchwühlte Pauls Matratze und warf Jeffrey die Packung mit den Karten zu. Stirnrunzelnd fing Jeffrey sie auf, das heißt, er versuchte es. Er war ein miserabler Fänger und die Packung knallte in sein Gesicht, was ich mit Genugtuung feststellte.

„Aua; was soll das?“, grunzte er. „Spielkarten? Willst du jetzt Pokern?“

Genervt ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen.

„Die hat Paul mir gestern Morgen geschenkt“, erklärte ich. „Aber ich glaube, das ist eher was für dich!“

Mit tausend Fragezeichen in den Augen sah er mich an, blickte ratlos auf die Packung in seiner Hand und öffnete sie ganz langsam, als hätte ich eine Sprengfalle darin versteckt. Vorsichtig holte er eine Karte heraus und zog die Luft ein.

„Scheiße, warum?“, entfuhr es ihm und schob die Karte schnell zurück, als hätte er sich daran verbrannt. „Und deswegen warst du den ganzen Tag so durcheinander? Wegen nem doofen Geschenk?“

„Nein!“, fuhr ich auf. „Es ist nicht wegen dem Geschenk, sondern… Ach verdammt, das geht dich gar nichts an! Vergiss es einfach! Wenn du willst, behalte sie.“

Zweifelnd sah Jeffrey auf die Spielkarten und dann wieder zu mir.

„Warum glaubst du, dass ich die haben will?“

„Na, weil du…“, begann ich, brach dann aber ab, weil ich mich langsam echt doof fühlte und gar nicht wusste, warum ich damit angefangen hatte. Aber Jeffrey schien zu wissen, worauf ich hinauswollte, kaute überlegend auf seiner Unterlippe und schlug immer wieder gedankenverloren die Karten in seine Hand.

„Wegen der Gerüchte über mich“, sagte er, was ich nicht aussprechen wollte und seufzte. „Weißt du was, du scheinst mir kein übler Typ zu sein. Ich erzähl dir, was wirklich dran ist.“

Das plötzliche Vertrauensgeständnis überraschte mich und irgendwie freute ich mich richtig darüber, sodass ich nur nickte, aus Angst, er könne es sich anders überlegen.

„Die Sache ist die“, begann Jeffrey. „Den Kunden meines Vaters und dessen Tochter gibt es wirklich, aber ich habe nicht mit ihr geschlafen, wie alle denken. Sie war furchtbar aufdringlich, aber ich wollte nichts von ihr und als ich ihre Avancen abgelehnt habe, hat sie allen erzählt, ich hätte es getan. Mein Vater glaubte ihr natürlich mehr als mir und hier bin ich. Ende der Geschichte.“

Er zuckte mit den Schultern und hielt die Karten hoch. „Ich kann damit nix anfangen.“

Dieses klare Geständnis überraschte mich und ich war neidisch, dass er das so klar und selbstsicher sagen konnte und anscheinend absolut nichts seltsam an sich fand. Ich hingegen hatte mir wegen der doofen Dinger meinen gesamten Geburtstag versaut und wurde einfach den Gedanken nicht los, dass etwas mit mir nicht stimmte.

Seufzend nahm ich wieder mein Buch in die Hand, suchte die Stelle, an der ich aufgehört hatte, zu lesen und versuchte, mich darauf zu konzentrieren. Dabei schielte mein Blick immer wieder zu Jeffrey, der sich wieder lang auf dem Bett ausgestreckt hatte und Löcher in die Decke über sich starrte. Ihm schien es wirklich nichts auszumachen, die nächsten zwei Tage in diesem Zimmer eingesperrt zu sein und nur zum Duschen raus zu dürfen.

„Und dein Vater hat dich zur Strafe hinterhergeschickt?“, fragte ich wie aus dem Nichts. Jeffrey drehte langsam den Kopf zu mir und sah mich mit einem Blick an, der klarmachte, dass es auf diese Frage keine Antwort bedurfte. „Aber was ich nicht verstehe, ist, seit du hier bist suchst du ständig Streit“, fuhr ich fort. Ich konnte es einfach nicht verstehen; wenn Jeffrey so viel Ärger mit seinem Vater hatte, warum bemühte er sich hier auf Andara-House nicht etwas mehr? Egal, wo es in den letzten vier Monaten Stress gab, man konnte davon ausgehen, dass Jeffrey darin verwickelt war. Es war gerade so, als würde er es darauf anlegen, um dann…

„Du willst, dass man dich von der Schule wirft!“, entfuhr es mir und ich sprang so schnell auf, dass ich kurz Sternchen sah. Vollkommen entrüstet sah ich zu Jeffrey hinüber, aber dieser entgegnete meinen Blick kühl und zuckte nur mit den Achseln.

„Aber was glaubst du, was du damit erreichst? Willst du es deinem Vater damit heimzahlen? Und dann?“ Wild fuchtelte ich mit den Armen in der Luft und redete mich immer weiter in Rage. Aber Jeffrey lag einfach nur da und starrte mich vollkommen ausdruckslos an. Anscheinend war ihm seine Zukunft vollkommen egal und er warf die Chance, die sich ihm hier bot, einfach weg, nur, um sich an seinem Vater zu rächen. Sicher verstand ich, dass er gekränkt war, denn auch wenn ich meinen Vater nie kennengelernt hatte: Die Vorstellung, dass er nicht zu mir stehen würde, war hart. Aber deswegen freiwillig von der besten Schule des Landes zu fliegen und sich jede Möglichkeit für die Zukunft verbauen? Nein, das war töricht.

„Mir ist das egal“, sagte Jeffrey und ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen.

„Aber…“

Ich verstummte und ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit. Es war geradezu, als würde es mir den Hals zuschnüren. So wie Jeffrey sich derzeit benahm, würde sein Wunsch schnell in Erfüllung gehen und obwohl ich ihn kaum kannte, tat die Vorstellung mir weh. Noch dazu schien es ihm wirklich vollkommen egal zu sein.

„Was glaubst du denn, was dich erwartet, wenn du deine Ausbildung auf Andara-House abgeschlossen hast?“, hörte ich ihn fragen und sah langsam auf, die Hände zu Fäusten geballt. Jeffrey hatte sich aufgesetzt und sah mir aufmerksam entgegen. Immerhin eine Reaktion von ihm, auch wenn ich nicht verstand, worauf er hinauswollte.

„Ich… ich werde mir wohl eine gute Arbeit suchen und dann…Naja, ich kann dann ja machen, was ich will.“

„Ach ja, kannst du das?“, entgegnete Jeffrey. „Ich glaube ja eher, dass du immer das machst, was andere dir sagen. Auch diese Schule ist mehr ein Gefängnis, aber anstatt für euch einzustehen, lasst ihr euch lieber alles gefallen!“

Mir war klar, dass er von Paul und mir sprach. Aber er lag vollkommen falsch, nur weil ich nicht jedem der gemein zu mir war ins Gesicht schlug, hieß das nicht, dass ich mir alles gefallen ließ. Ich hielt nun mal nichts von Gewalt und wie ich in Jeffreys Fall sah, brachte es wirklich nur Ärger. Nein, ich war mir sicher, dass ich die richtige Taktik hatte, um den Internatsalltag zu bewältigen.

„Du wirst wohl dein Leben lang vor anderen katzbuckeln und dann suchst du dir eine Frau und ihr macht zehn Kinder, um schön angepasst zu sein! Weißt du was?! Du belügst dich selbst.“

Mit offenem Mund stand ich da und starrte ihm entgegen. Jeffrey schien vollkommen außer sich zu sein und ich verstand absolut nicht, was er von mir wollte.

„Du spinnst doch!“, schüttelte ich langsam den Kopf, ließ mich auf mein Bett fallen und drehte mich so, dass er nur meine Kehrseite sah. Ich hatte es für heute satt, mich mit ihm zu unterhalten und ich hasste es jetzt schon, dass ich ihm für die nächsten zwei Tage absolut nicht aus dem Weg gehen konnte.

Außerdem war ich verletzt. Nur wusste ich nicht, warum, aber dass er mich auf solch negative Art sah, tat mir unglaublich weh. Dabei konnte es mir egal sein, weil ich ihn ja gar nicht richtig kannte. Jeffrey lebte nun seit vier Monaten mit uns auf dem Zimmer und die Unterhaltungen, die wir hatten, konnte ich an meinen Fingern abzählen. Er war mehr damit beschäftigt, uns aus dem Weg zu gehen oder andere Mitschüler aufzumischen. Vermutlich würde es mir gar nicht auffallen, wenn er nicht mehr da war.

Ich vergrub den Kopf in mein Kissen und schloss genervt die Augen. Doch, es würde mir auffallen, auch wenn ich absolut nicht verstand, warum. Fröstelnd nahm ich meine Decke, zog sie mir bis über die Schultern und sinnierte noch eine Weile über meinen seltsamen Mitbewohner. Irgendwann begannen meine Augen schwer zu werden und die Wärme unter meiner Decke zog mich in einen erholsamen Schlaf.

Als ich aufwachte, war es düster im Zimmer und ich erschrak kurz, wie lange ich denn geschlafen hatte. Es fühlte sich nicht an, als wäre es besonders lange gewesen, denn ich war nach wie vor noch heftig müde. Benommen drehte ich den Kopf und suchte nach der Uhr an der Wand. Kurz vor vier, las ich ab und ließ den Blick zum Fenster gleiten.

Jemand – vermutlich Jeffrey, denn Paul konnte ich nirgends entdecken – hatte die Vorhänge zugezogen, was das Zimmer bei Tage jedoch nicht so dunkel gemacht hätte. Aber hinter der Scheibe ging ein heftiger Regen nieder und der Himmel war so grau, dass man meinen konnte, die Nacht bricht herein. Kurz dachte ich sorgenvoll an Paul, der sicher noch unterwegs war, kam dann aber zu dem Schluss, dass ich mir um ihn keine Sorgen machen musste. Sicher verbrachte er den Sturm bei Kuchen und Kakao in einem gemütlich beheizten Café, der Glückliche.

Seufzend wickelte ich mich wieder in meine Decke; ich hatte absolut keine Lust, aufzustehen und das Licht einzuschalten. Jedoch war an Schlafen auch nicht mehr zu denken, selbst, wenn ich mich noch etwas erschöpft fühlte, aber ohne Licht würde ich nicht lesen können. Gerade als ich mich dazu anschickte, die Decke von mir herunterzuschieben, um leise aufzustehen, vernahm ich ein seltsames Geräusch und erstarrte.

Suchend glitt mein Blick durch den Raum und blieb schließlich an Jeffreys Bett hängen, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Viel erkannte ich von ihm nicht. Er hatte die Decke fast bis über seinen Kopf gezogen und nur ein paar braune Haarbüschel schauten hervor. Aber die Geräusche, die ich hörte, stammten eindeutig von ihm und ich vernahm immer wieder zaghafte Bewegungen unter der Decke.

Zuerst dachte ich, er würde schluchzen oder hätte vielleicht Schmerzen. Immerhin war es möglich, dass er sich mehr verletzt hatte, als er es zugeben würde und ich traute ihm zu, dass er lieber still vor sich hin litt, als sich helfen zu lassen. Oder es war noch wegen der Sache gestern, als ich so blöd war und diesen Scherz über seine Mutter gemacht hatte.

Ich konnte es durchaus nachfühlen, denn sehr oft in der Vergangenheit hatte ich mich abgeschirmt, von allem unter meiner Decke versteckt und geweint. Hatte darüber getrauert, wie unfair es war, dass ich meine Eltern nie kennenlernen durfte. Niemals wissen würde, wie es war, von ihnen in den Arm genommen zu werden, wenn ich mich verletzt oder gar ausgeschimpft zu werden, falls ich mich blöd benommen hatte.

Selbst danach sehnte ich mich oft; Hauptsache, sie waren bei mir.

Aber das waren sie nicht und das würden sie nie sein; und das Schlimmste war, dass ich nicht einmal wusste, wie sie aussahen. Ich hatte meinen Vormund oft gefragt, aber er hatte keine Fotografie, die er mir zeigen konnte. Alles, was ich von ihnen besaß, waren ein Amulett und ein Stapel Briefe, die ich erst an meinem 21ten Geburtstag bekommen würde.

Prüfend sah ich wieder zu Jeffrey und egal, wie mies der Morgen gelaufen war, ich wollte ihn in seinem Schmerz nicht alleine lassen. Langsam schob ich die Decke weg und wollte gerade die Beine aus dem Bett schwingen, als ich ein gedämpftes, langgezogenes Stöhnen hörte.

Ich erstarrte und wagte es kaum zu atmen. Das klang absolut nicht danach, dass Jeffrey Schmerzen litt, fand ich. Es klang eher, nach vollkommener Zufriedenheit. Die Geräusche wurden langsam leiser und seine Atmung, die ich durch das Heben und Senken der Decke sah, wurde ruhiger.

Wie erstarrt saß ich da und langsam begann mein Po zu schmerzen, da ich minutenlang in der gleichen Haltung dasaß. Als ich es gar nicht mehr aushielt veränderte ich meine Position minimal, jedoch reagierte mein Bett mit einem verräterischen Quietschen.

Erschrocken sah ich zu Jeffrey hinüber, der vollkommen erstarrt dalag und dann langsam den Kopf aus der Decke herausstreckte. Alles in mir schrie danach mich schnell auf das Bett zu werfen, mich unter der Decke zu verstecken und so zu tun, als würde ich schlafen. Aber Jeffrey hatte ja bereits gemerkt, dass ich wach war und dass ich ihn anstarrte – und sicher konnte er sich denken, dass ich alles mitbekommen hatte. Sein Blick bohrte sich in meinem fest und kurz hatte ich Angst, wie er reagieren würde, denn immerhin hatte ich etwas sehr Privates mitbekommen. Aber warum tat er es auch während ich im Zimmer war?

Ihm musste doch klar sein, dass ich jeden Moment aufwachen könnte! Meine Gedanken überschlugen sich und ich wusste absolut nicht, was ich tun oder sagen sollte. Am besten wäre es gewesen, den Blick abzuwenden, aber ich konnte es nicht und auch er starrte mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Etwas in mir musste vollkommen aus den Fugen geraten sein, denn ich spürte ein sanftes Kribbeln in meinem Bauch, besonders als ich Jeffreys gerötete Wangen und seinen verklärten Blick wahrnahm.

„Ich… ähm…Ich…“ Ich hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, da die Spannung zwischen uns immer unangenehmer zu werden schien. Doch außer ein paar gestotterten Silben brachte ich nichts Vernünftiges heraus, brach ab und sah schließlich peinlich berührt auf meine Füße hinab.

Leise hörte ich Jeffreys Decke rascheln, vernahm dann tapsende Schritte und schließlich das verzweifelte Quietschen des Wasserhahns. Vorsichtig lugte ich unter meinen Wimpern hervor und sah ihm zu, wie er in aller Ruhe und gründlich seine Hände wusch.

Jeffrey trug nur Hemd und Unterhose und ich bewunderte die Muskeln seiner Beine. Besonders seine Waden ließen mich schwer schlucken. Er sah wirklich gut aus und war so ganz anders als ich; ich war schon immer schlank gewesen und dabei jedoch nicht zu dünn, aber von solchen Muskeln konnte ich nur träumen.

Ohne mich zu beachten, trocknete er sich ab, lief dann zu seinem Schrank und suchte sich neue Kleidung heraus. Spätestens jetzt hätte ich eigentlich wegsehen müssen, aber irgendwie wollte ich nicht. Doch im nächsten Moment wünschte ich, ich hätte es getan, denn Jeffrey zog sich ohne zu zögern das Hemd aus und direkt danach folgte die Unterhose.

Mein Herz wäre mir am liebsten aus dem Hals gehüpft und ich merkte deutlich, dass meine Ohren glühten, aber das Peinlichste war, dass meine untere Körperregion ebenfalls der Meinung war, darauf reagieren zu müssen.

„Scheiße!“, dachte ich verzweifelt und starrte auf meine Füße. Das konnte doch nicht sein?! Was zum Teufel war falsch mit mir?

Jeffrey schien es vollkommen egal zu sein, dass er nackt vor mir stand und das, nachdem er sich gerade selbst befriedigt hatte. Denn er zog sich so gemächlich an, als wäre er vollkommen alleine. Ich hörte eine Gürtelschnalle klicken und das Rascheln von Stoff, dann einen Stuhl, der geräuschvoll zurückgezogen wurde.

Ganz langsam sah ich wieder auf. Jeffrey saß an dem großen Schreibtisch, den wir zu dritt nutzten und blätterte durch ein Buch, machte sich hin und wieder Notizen und beachtete mich absolut nicht. Ernsthaft?! Was war mit diesem Typen los?

Erst holte er sich praktisch vor mir einen runter, stiefelte im Anschluss nackt durch das Zimmer und nun saß er da, als wäre nichts gewesen? Mit offenem Mund sah ich ihn an und mir war egal, dass ich total bescheuert aussehen musste, aber die Ereignisse der letzten Minuten wollten mir einfach nicht in den Kopf. Jeffrey blätterte um, schrieb ein paar Zeilen und legte stirnrunzelnd den Stift weg. Als er den Kopf hob und mich fragend ansah, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich wusste nicht, wie es ausgehen würde, aber sicher mussten wir darüber sprechen, was passiert war und anscheinend war Jeffrey das jetzt auch klar.

„Du hast das Mittagessen verschlafen“, stellte er trocken fest und deutete auf das Tablett auf der anderen Seite des großen Tisches. „Isst du das noch?“

Ich fühlte mich so vor den Kopf gestoßen, dass ich, ohne darüber nachdachte, aufstand und mich Jeffrey gegenübersetzte, obwohl ich nicht wusste, ob ich ihm gerade so nahe sein wollte. Um der peinlichen Stille zu entkommen, nahm ich die Haube vom Teller und sah mir an, was es gab. Außerdem meldete sich mein Magen mit einem lauten Knurren und ich hatte nicht vor zu verhungern, nur, weil Jeffrey vor meinen Augen Sex mit sich selbst hatte. Die Genugtuung gab ich ihm sicher nicht.

Es gab Kartoffelauflauf und auch, wenn er schon kalt war, schmeckte er wahnsinnig gut und mein Hunger tat den Rest. Also stürzte ich mich regelrecht darauf und hatte Jeffrey schon fast vergessen, jedoch nur so lange bis er plötzlich über seine Tischhälfte nach meinem Nachtisch griff.

„Hey! Was soll das?“, nuschelte ich mit vollem Mund und schlug nach seinen Fingern.

„Das ist meine Entschädigung fürs Spannen.“ Unbeeindruckt von meinem kleinen Versuch, meinen Nachtisch vor ihm zu retten, nahm er die Schale mit Vanillepudding und schob sich lächelnd den ersten Löffel in den Mund. Dabei machte er so einen kindlichen zufriedenen Eindruck, dass meine Verstimmung beinahe augenblicklich verflog und für einen kurzen Augenblick meinte ich sogar, ein verschmitztes Glitzern in seinen Augen zu sehen, als er mich ansah.



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