Die verlorene Hoffnung von raylight ================================================================================ Kapitel 7: Siron ---------------- Siron Jahre vergingen und das Leben hatte den Verlauf eines friedlichen Flusses angenommen. Ein blondhaariger, junger Falke tauchte bei den Ruinen von Unikra auf. Er hatte unzählige Narben im Gesicht mit wunderschönen dunkelbraunen Augen. Außerdem war er eins dreiundneunzig Meter groß und athletisch gebaut. Der Mann hatte eine Ringschwertlanze hinter seinen Rücken befestigt. Seine Haare waren Schulter lang mit linken Seitenscheitel. Er ging durch die Ruinen bis er merkte, daß hier jemand wohnte. “Hallo? Ist hier jemand?”, rief der Blonde nachdenklich, “Mein Name ist Siron Shoned. Ich würde gerne hier bleiben, wenn du willst.” Chai stand in einer dunklen Ecke und beobachtete den Fremden schweigend. Er hoffte, das der Fremde ging. Doch den Gefallen tat er ihm nicht. Dann brachte Chai versehentlich einen kleinen Stein zum Rollen, was Siron sofort bemerkte. “Hallo? Ich weiß, das hier jemand ist! Komm bitte raus! Ich tue dir nichts... Ich möchte nur hier für eine Weile wohnen.”, sagte Siron entschlossen. Schließlich trat Chai seufzend aus dem Schatten und blickte den Blonden finster an. Siron musterte den Unbekannten nachdenklich. Chai hatte ein paar Falten mehr im Gesicht bekommen. Im Haar und Bart zeigten sich erste graue Fäden. “Du bist ganz schön dreist, einfach hier bleiben zu wollen.”, begann Chai kühl zu sprechen, “Es hätte auch böse ausgehen können. Siron Ceradon.” Siron hob überrascht die Brauen. Woher wußte der alte Mann Sirons Familienname? Er hatte es ihm nicht gesagt. “Wer bist du?”, wollte Siron wissen. “Chai... Chai Pyroth. Warum bist du hier?” Siron schwieg kurz. Schließlich senkte er seufzend den Kopf. “Meine Frau Sura ist gestorben..”, antwortete Siron bedrückt. “Mein Beileid. Es ist schlimm, wenn man jemanden verliert, den man liebt.”, meinte Chai nachdenklich, “Im übrigen... Ich weiß, was deine Mutter dir erzählen wollte.” “Wie? Woher?” “Ich bin ein Telepath und weiß viel. Dein Vater war nicht der Kriegsverbrecher Keron II, sondern dessen Zwillingsbruder Keron I, daß wollte deine Mutter dir erzählen.”, fuhr Chai weiter. Siron war kreidebleich und sah Chai erschrocken. “Das bedeutet... Ich bin nicht der Sohn des Kriegsverbrechers?”, hakte Siron überrascht nach. Chai nickte nur hämisch grinsend. “Das heißt, ich hätte mit Sura viele leibliche Kinder haben können...”, seufzte Siron weiter. Der alte Mann senkte seufzens den Kopf. “Weiß du... Clavens ist dein Sohn. Du bist sein biologischer Vater!”, sagte der Alte plötzlich. Der Blondhaarige hob überrascht die Brauen. “WAS!?” Chai nickte ruhig. “Ja. In der Nacht von Clavens Zeugung warst du stockbetrunken und konntest dich am nächsten Tag nicht daran erinnern.”, fuhr Chai fort. Siron seufzte. “Der Schicksalfalke hat mir das nie gesagt.” “Verstehe... Besser spät als nie.”, erwiderte Chai lächelnd. Siron nickte zustimmend. Eine Zeit lang herrschte beklemmendes Schweigen. “Und? Was hast du jetzt vor?”, wollte Chai nach einer Weile wissend. Man sah ihm an, das Siron hier nicht willkommen war und der Alte seine Ruhe haben wollte. Schultern zuckend, seufzte Siron. “Ich weiß es nicht.”, gestand er dem Alten. “Hm... Junger Mann, du mußt doch wissen, was du jetzt willst.”, hakte Chai ernst nach. Siron runzelte verwundert die Stirn. Er schätzte den alten Mann auf etwa sechzig Jahre, da dieser sicher ein Mensch war, weil auf diesen Kontinent nur Menschen lebten, obwohl ihm die typische Falkenkleidung eher zum Falken machte. “Ich war sieben, als der große Krieg anfing, den Keron angefangen hat. Also bist du jünger als ich.”, erwiderte Siron streng zu Chai. Darauf fing Chai heftig zu Lachen an. “Von wegen... Ich bin der erste Falke, den Maras sein Serum gegeben hat. Im Klartext, ich bin viel älter als du!”, konterte Chai hämisch grinsend. Siron klappt die Kinnlade runter. “Du kanntest Maras Shoned!?”, fragte der Blondhaarige ungläubig. “Ja... Nach seinen Tod war ich kurz mit dessen Frau Henna zusammen.”, antwortete Chai nachdenklich. Kurze Zeit wußten beide nicht, was sie sagen sollten. “Ich wollte Fragen, ob ich für ca. zwei Jahre hier bleiben darf?”, brach Siron schließlich das Schweigen. “Nein! Auf gar keinen Fall. Such dir einen anderen Platz!”, knurrte Chai finster. “Bitte... Nur zwei Jahre und dann lasse ich dich in Ruhe. Bitte. Du wirst mich gar nicht bemerken...”, winselte Siron mit Hundeblick. Chai schwieg kurz. Es gefiel ihn gar nicht, daß ihn jemand Gesellschaft leisten wollte. Anderseits war Siron zur Zeit genauso einsam, wie Chai selbst. Seine letzte Gesellschaft war Jahrhunderte her. Viele verstanden halt nicht, daß er nur noch allein sein wollte. Er brauchte keinen Gesellschafter. Siron ließ nicht locker und nur Zähne knirschend willigte Chai ein. “Also gut... Zwei Jahre, aber keinen Tag länger.”, sagte Chai schließlich mit einen großen Seufzer Mit einen freudigen, dankbaren Lächeln auf den Lippen, umarmte er Chai. Chai wußte nicht wie ihm geschah. Im Laufe der zwei Jahre wurden Chai und Siron richtige Freunde. Auch gestand er Siron, daß Chais Körper dem Alkoholiker Chairon Thorath gehörte und das Chai diesen Körper übernommen hat, um Chairons Körper zu retten. Er hatte es getan ohne groß nachzudenken. Erst jetzt war ihm bewußt, was er für einen großen Fehler begannen hatte. Dafür würde er in die Hölle kommen, sobald er wieder im Totenreich war. Siron bekam es mit und hoffte nie so einen Fehler zu begehen, aber er Verstand ihn gut. Wahrscheinlich hätte er es genauso gemacht. Ein paar Tage später war die Zeit der Verabschiedung gekommen. Chai fiel es sichtlich schwer Siron gehen zulassen. Mit den Worten “Wir sehen uns irgendwann wieder, Chai!”, ging Siron fort. Chai fühlte zum ersten Mal einen Stich im Herzen. Sicher hätte er mit Siron gehen können, wie Siron ihm angeboten hatte. Siron hätte sich riesig gefreut, wie er wußte. Aber er wollte nicht mehr, denn er gehörte nicht mehr in diese Welt, aber ohne Siron war es plötzlich stiller und noch einsamer geworden. Kraftlos lehnte er sich an eine Mauer und glitt weinend runter zum Boden. Er dachte daran, daß man ihm nie eine Chance gegeben hatte sich zu Beweisen. Auch hatte er sein Leben immer als wertlos eingestuft. Sein Schicksal war es wahrscheinlich für immer allein zu sein. Sicher hätte er auch Selbstmord begehen können, aber jetzt... konnte er sich dort auch nicht mehr Blicken lassen. Er hatte alles vermasselt. Nach einer Weile ging er zu einen See und blickte ins Wasser. Auch wenn es sein Spiegelbild war, so gehörte der Körper nicht ihm. “Warum bin ich bloß in diese Welt geboren? Was ist der Sinn meines Lebens?”, seufzte er weinend, “Ich bin verloren! Für immer verloren!” Er verdeckte sein Gesicht mit den Händen. Plötzlich tauchte hinter ihm ein helles Licht auf. Daraufhin drehte er sich um. Er sah hinter ihm einen jungen braunhaarigen Mann, der ihn freundlich an lächelte. “Na Chai... Wäre es nicht besser für dich gewesen unter Falken zu gehen?”, fragte er ruhig, “Der große Krieg ist schon lange beendet. Es herrscht Frieden.” Chai blickte ihn finster an. Er wußte ganz genau, daß es sich hier um den Schicklsalfalken handelte. “Vergiß es! Diese Welt ist mir zu brutal.”, fauchte Chai ihn an. “Aber die Einsamkeit tut dir nicht gut! Außerdem sind das keine Silberfalken. Die Konisfalken haben die Zwangsheirat nicht.”, sagte der Schicksalfalke ernst zu ihm. Chai wich seinen freundlichen Blick aus und senkte schweigend den Kopf, sagte aber nichts. “Man hatte dir übel mitgespielt. Aber hier bist du frei und kannst dir alle deine Träume erfüllen lassen, wie du willst... Du hättest auch mit Siron gehen können. Er und dein Schicksal sind fest miteinander verbunden.” Trotzig blickte er wieder zu dem Schicksalfalken, der ihn hoffnungsvoll ansah. “Vergiß es! Hier kann ich in Frieden und ohne Störung leben.”, giftete Chai weiter, “Außerdem... Wer braucht schon Träume?” “Aber hier bist du ganz allein!”, konterte der Schicksalfalke, “Du hattest doch soviel Spaß mit Siron. Den könntest du wieder haben. Komme einfach aus deinen Schneckenhaus und suche Siron. Dann könnt ihr zusammen die Welt erkunden. Man hatte dir damals die Einsamkeit aufgezwungen, daß hattest du nie verdient.” Chai mußte schon zugeben, daß das Angebot verlockend war, aber er hatte keine Ahnung mit dieser Welt draußen umzugehen. “Nein... Tut mir Leid, ich bin lieber für mich, als von anderen wieder enttäuscht zu werden und jetzt verschwinde!”, fuhr Chai ihn zornig an. Der Schicksalfalke seufzte. “Also gut... wie du willst... Aber merke dir eines: Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, früher oder später wird es dich einholen, Falke der Urmacht.” Mit diesen Worten verschwand der Schicksalfalke in einen Licht. Chai schnaufte nur. “So ein Geschwätz... Als hätte sich irgendwer schonmal darum gekümmert, wie es mir wirklich geht...”, murmelte Chai erzürnt zu sich, “An meiner Situation wird sich nie was ändern, das ist die Wahrheit. Da kann auch kein Schicksalfalke was daran ändern.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)