Amnesia von kleines-sama (SasoXDei) ================================================================================ Kapitel 11: Aufgelauert ----------------------- Sasori ärgerte sich darüber, dass er seine Lieblingspuppe Hiroku im Hauptquartier zurückgelassen hatte. Ohne Innenfutter lag sie nutzlos in seiner Werkstatt zwischen Holzblöcken und mit giftigen Flüssigkeiten gefüllten Gläsern herum. Natürlich konnte Sasori einen Kampf auch ohne Hiroku bestreiten. Er verfügte über Dutzende Marionetten, die sich mittels Schriftrollen herbeirufen ließen. Es wäre bloß einfacher, wenn er sich auf den Schutz seiner großen und geräumigen Puppe verlassen könnte. Dann müsste er sich zumindest keine Gedanken um die Sicherheit seines nichtsnutzigen Partners machen. Das letzte Mal hatte Sasori es als sehr praktisch empfunden, dass das Balg den Kampf geschützt in Hirokus Inneres verbracht hatte. Diesen Vorteil hatten sie heute leider nicht. Deidara stand in kampfbereiter Position hinter ihm, beide Hände tief in die mit Lehm gefüllten Taschen vergraben. Doch Sasori wusste, dass dieser Anblick nichts als eine lächerliche Farce war: Sein Partner bekam kaum seine C1-Techniken problemlos hin; von komplexeren Explosions-Jutsus ganz zu schweigen. Er war nichts als ein Klotz am Bein. "Halt dich raus", raunte Sasori ihm also leise zu, während er rasch eine seiner stärksten Marionetten, den Sandaime Kazekagen, beschwor. Er wusste nicht, wie viele Feinde sich im Schatten der Bäume versteckt hielten. Außerdem stellten er und Deidara auf halber Höhe der steinernen Treppen eine gute Zielscheibe ab. Hier oben gab es nichts, was ihnen Deckung oder Schutz bieten könnte. Warum nur hatte er Hiroku nicht mitgenommen? Auch ohne samtiges Innenfutter hätte sein Partner sich darin in Sicherheit bringen können. Verdammt. Nun musste er sich etwas anderes überlegen. "Deidara, stell schnell einen großen Vogel her", wies er also das Balg an. "Steig damit hoch in die Luft. Hier unten bist du nichts als eine Belastung für mich." Deidara nickte und tat wie ihm geheißen. Dieses Mal brachte er sogar ein großes, elegant wirkendes Exemplar zustande. Ohne Zeit zu verlieren hüpfte sein Partner auf den Rücken des Vogels und ließ ihn nach oben segeln. Sasori hastete mit dem Sandaime Kazekagen die Treppen hinunter. Er befand sich in einer ungünstigen Position. Seine Feinde hatten freie Schusslinie auf ihn, während sie selbst sich am Waldrand zwischen Bäumen und Sträuchern versteckt hielten. Zwar handelte es sich bei Sasori um einen Fernkämpfer, aber er wusste ja nicht einmal, wo genau seine Feinde sich aufhielten. Oder wie viele es waren. Verdammt. "Sie wollen uns in einen Hinterhalt locken, Sasori no Danna", rief ihm plötzlich Deidara von oben zu. "Es sind zwei Gruppen, un. Ich kann sie von hier aus sehen, un." Dann war das dämliche Balg also doch für etwas gut, dachte Sasori. "Wo sind sie?" "Zwei sind direkt vor Euch, un", erklärte ihm Deidara, der mit konzentrierter Miene den Waldrand abscannte. Schade, dass Sasori nicht auf die Idee gekommen war, ihm die Kamera für sein linkes Auge zu geben; das wäre in dieser Situation sicher hilfreich gewesen. "Die Anderen, so fünf oder sechs Ninja, halten sich vierhundert Meter weiter links auf, un." Das war alles, was er zu wissen brauchte. Mithilfe seiner Marionette parierte Sasori zwei weitere (vermutlich vergiftete) Senbon, die pfeilschnell auf ihn zugeschossen kamen. Eine halbe Sekunde später hastete er nach vorne, während er den Sandaime Kazekagen in die von Deidara angegebene Richtung ausschickte. Mit einer Bewegung seines kleinen Fingers öffnete Sasori einen der Arme seiner Marionette, woraufhin ein violetter Giftnebel austrat, der sich sekundenschnell ausbreitete. Er hatte das Gift selbst hergestellt und wusste genau um die Wirkung: Jeder, der auch nur einen Atemzug in diesem Nebel tat, würde sich davon nie wieder erholen. Jetzt musste er bloß noch die beiden Ninja direkt vor seiner Nase erledigen. Sie waren als Lockvögel ausgewählt worden; daher ging er davon aus, dass es sich um die schwächsten und entbehrlichsten Mitglieder des Teams handelte. Sasori ließ seine Arme nach vorne schnellen und aktivierte die Flammenwerfer, die in seine Handinnenflächen installiert waren. Das Feuer war heiß genug, um Kunai oder Shuriken zu schmelzen. Augenblicklich stand der Wald vor ihm in Flammen. Die beiden Ninja, die sich zwischen den Baumstämmen versteckt hielten, hatten keine Möglichkeit sich vor dem Flammenmeer zu retten. "Bewegt sich noch irgendjemand?", fragte er Deidara, der seinen Lehmvogel langsam zu Boden sinken ließ. Sein Partner schüttelte stumm den Kopf. Mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck musterte er Sasori. "Was ist los?", fragte dieser das Balg. Es kam selten vor, dass irgendetwas Deidara die Sprache verschlug. "Dieses Feuer...", stammelte er schließlich. "Wo kam das her?" "Hast du noch nie einen Ninja gesehen, der im Kampf Feuer einsetzt?", fragte Sasori spöttisch. Anbetracht der Tatsache, dass Deidara in Iwagakure bei der Bakuha Butai tätig gewesen war, konnte er sich das kaum vorstellen. Immerhin waren sie auf Sprengstoff-Einsätze spezialisiert. "Ihr habt keine Fingerzeichen benutzt, un", hielt Deidara dagegen. Noch immer hatte er einen erschrockenen Ausdruck im Gesicht. "Und das war auch keine Bombe oder so etwas in der Art, un. Das Feuer... es war... es kam direkt aus Euren Händen, Sasori no Danna. Was ist das gewesen?" Sasori seufzte leise. Das Gör war verdammt aufmerksam. Nun, es hatte wohl keinen Zweck mehr seinem Partner die Wahrheit zu verschweigen. "Das stimmt", gab er zu. "Ich habe Flammenwerfer in meine Hände eingebaut." "Ihr-ihr habt... was?" Deidaras Blick veränderte sich von erschrocken zu entsetzt. "Aber wie...? Das kann doch nicht..." Dann endlich fiel der Groschen. "Ihr seid eine Puppe, un." Die Worte waren so leise ausgesprochen worden, dass Sasori sie kaum hören konnte. "Deswegen esst und schlaft Ihr auch niemals, un... Ich...ich kann es nicht fassen, un." "Ich wollte es vor dir geheim halten", erklärte Sasori ihm. "Weil ich davon ausgegangen bin, dass du bald dein Gedächtnis wiedererlangen würdest, hätte es keinen Sinn gemacht es dir zu offenbaren." Er machte eine kurze Pause, ehe er hinzufügte: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über diese Sache zu sprechen. Lass uns lieber einen Blick auf die Leichen unserer Feinde werfen, bevor uns die Oi-nin wieder zuvorkommen." Deidara schien es nicht leichtzufallen das Thema zu wechseln, doch am Ende sah er ein, dass Sasori Recht hatte. Gemeinsam gingen sie hinüber zu den Ninja, deren Leben durch den giftigen Nebel ein jähes Ende gefunden hatte. "Das Gift hat sich verzogen, oder, Sasori no Danna?", fragte Deidara mit nervöser Stimme, während sie sich dem Haufen Getöteter näherten. Das Gift wirkte schnell, doch der Tod trat nicht schmerzlos ein: Ihre Gesichter waren vor Schmerzen verzogen und ihre Augen weit aufgerissen. Sasori nickte und beugte sich zu einer Leiche hinunter. Auf dem Stirnband des jungen Mannes waren zwei Steine abgebildet. Deidara hatte mit seiner Vermutung also Recht behalten. "Sie sind aus Iwagakure." "Was hat das zu bedeuten?", fragte Deidara. "Ihr habt doch gesagt, dass uns schon seit Jahren keine Iwa-nins mehr auflauern, Sasori no Danna." "So ist es auch gewesen", erwiderte Sasori. "Ich weiß nicht, was Iwagakure dazu bewogen hat die Jagd auf dich wieder aufzunehmen. Wir können nur spekulieren. Vielleicht liegt es an der brisanten politischen Lage, die aktuell herrscht. Akatsuki stellt eine große Bedrohung dar. Womöglich möchte Iwagakure dich aus unserer Organisation entfernen und in seine eigene Dorfgemeinschaft wieder einfügen." "Ihr glaubt also, dass sie mich nicht töten, sondern wieder nach Iwagakure zurückholen wollten?" Deidara wirkte nicht überzeugt. Sasori zuckte mit den Schultern. "Sie haben als Erstes versucht dich mit einer Wurfnadel außer Gefecht zu setzen. Senbon sind eine bevorzugte Waffe der Oi-nin. Man kann sie mit Gift bestreichen und den Gegner kampfunfähig machen, ohne zu viel Schaden anzurichten oder sogar zu töten." "Aber Ihr habt selbst gesagt, dass für mich keine Möglichkeit mehr besteht nach Iwagakure zurückzukehren, un!", widersprach ihm Deidara. Seine Stimme klang aufgewühlt und er warf Sasori einen verzweifelte Blick zu. "Ich habe Iwagakure aus eigenem Antrieb den Rücken gekehrt und mich Akatsuki angeschlossen, un. Wie könnte mein Dorf mich je zurücknehmen?!" "Indem sie dich vergessen lassen, dass diese Dinge jemals geschehen sind, zum Beispiel." Diese Mutmaßung nahm Deidara den Wind aus den Segeln. Für einen Moment starrte er stumm und erstarrt in das Gesicht des Marionettenspielers. Es dauerte eine halbe Minute, bis sein Partner seine Simme wiederfand. "Ihr glaubt, dass diese drei Ninja, die uns damals angegriffen haben, den Auftrag hatten meine Erinnerung an die letzten Jahre auszulöschen? Ist das nicht ziemlich weit hergeholt, Danna? Vielleicht habe ich bloß großes Pech gehabt mit diesem Schlag gegen meinen Kopf, un." "Es ist nur eine Vermutung", erklärte Sasori. Einhundertprozentig sicher war er sich tatsächlich nicht. Doch dieses Motiv würde vieles erklären. "Die Ninja, die uns auflauerten, haben ihren Angriff gut geplant und dich von oben attackiert. Und ich habe keinen genauen Blick auf die Waffe, mit der sie dich erwischt haben, erhaschen können." "Aber wir wissen nicht, ob es Iwa-nins gewesen sind oder nicht, un", hielt Deidara dagegen. Ihm schien die von Sasori vorgeschlagene Auflösung nicht recht zu sein. "Vielleicht waren es auch Ninja aus einem anderen Dorf. Oder Kopfgeldjäger." Sasori zuckte mit den Schultern. "Es hat wenig Sinn zu spekulieren", meinte er schließlich. "Ich werde die Senbon, die sie auf dich abgefeuert haben, zur Probe mit ins Hauptquartier nehmen. Dort kann ich das Gift, in das sie getränkt wurden, analysieren. Wenn es Subtanzen enthält, die das Langzeitgedächtnis angreifen, dann können wir davon ausgehen, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege." Gemeinsam gingen sie zurück zur Treppe, die hinauf zu der alten Tempelanlage führte. Sasori hob die Wurfnadel, die auf einer Stufe lag, mit einem Tuch auf und ließ sie vorsichtig in seiner Manteltasche verschwinden. "Und jetzt los: Steig wieder auf den Vogel. Ich möchte nicht noch mehr Zeit verschwenden. Es wartet immer noch eine Schriftrolle auf uns." bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)