Amnesia von kleines-sama (SasoXDei) ================================================================================ Kapitel 6: Gelangweilt ---------------------- Deidara ging ihm ganz schrecklich auf die Nerven. Nun, das tat er eigentlich fast immer. Er war eben ein lauter, idiotischer Bengel, der von wahrer Kunst nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Dieser Deidara war zwar ganz anders: stumm und ohne sich zu rühren beobachtete er seinen Danna dabei wie er seine Marionette des Sandaime Kazekagen reparierte (das Gelenk eines kleinen Fingers war beschädigt). Er hätte es niemals für möglich gehalten, doch seine Art nervte Sasori sogar noch mehr als die des alten Deidaras. „Hast du nicht irgendetwas zu tun?!“, herrschte er das Gör unvermittelt an, als er die Situation nicht länger aushielt. Er ließ von der Hand seiner Puppe ab und warf Deidara einen verärgerten Blick zu. „W-was soll ich denn tun, Sasori no Danna?“, fragte dieser ihn erschrocken. „Was du möchtest“, antwortete Sasori schulterzuckend. „Wir haben zurzeit keine Mission aufgetragen bekommen. Also tu und lass, was auch immer du möchtest. Du hast im Grunde also Freizeit. Es gibt keinen Grund die ganze Zeit an mir zu heften wie ein Schatten.“ „Freizeit?“ Deidara wirkte perplex. „Aber muss ich denn nicht vorher irgendwelche Aufgaben erfüllen? Ich habe gar nicht geputzt oder aufgeräumt oder etwas für Euch erledigt...“ „Du bist nicht Akatsukis Sklave“, unterbrach Sasori ihn. „Es ist nicht deine Pflicht hier jemand Anderem hinterherzuräumen. Wenn Pain uns eine Mission zuteilt, erfüllen wir sie. Was du den Rest der Zeit tust, ist dir selbst überlassen.“ „Ich habe keine Pflichten außer meine Missionen?“ Deidara schien gar nicht fassen zu können, was sein Partner ihm da erklärte. „Ich bin frei?“ Allmählich begann Sasori sich zu wundern. „Ist das denn in Iwagakure anders gewesen?“ Noch nie zuvor hatte er das Balg nach seiner Zeit in Iwagakure gefragt. Er beantwortete schließlich auch nicht gerne Fragen zu seiner Kindheit in Sunagakure. Doch vielleicht würde ihm Deidaras Verhalten weniger Rätsel aufgeben, wenn er etwas mehr über dessen Vergangenheit erfuhr. „Es ging sehr streng zu, un“, gab Deidara zögerlich zu. „Besonders in der Bakuha Butai. Wir durften nicht sprechen ohne gefragt worden zu sein und mussten alles tun, was die Älteren uns sagten, un. Jeden Tag wurde hart trainiert und nach dem Training mussten wir unsere Unterkunft putzen, un. Nirgendwo durfte ein Staubkorn liegen, sonst wurden wir bestraft, un. “ Gar keine schlechte Sache, schoss es Sasori durch den Kopf, als ihm einfiel wie oft Hidan ihre Küche schon als Schlachtfeld hinterlassen hatte. Dem verrückten Jashinisten hätte eine solche Erziehung sicher gutgetan. „Und das hast du mitgemacht?“ Sasori konnte sich Deidara, der nach einem harten Training noch zusätzlich demütig den Holzboden schrubbte, gar nicht vorstellen. Dafür war das Gör viel zu eitel und aufbrausend. Viel lieber verbrachte er seine Zeit damit an seiner sogenannten „Kunst“ zu arbeiten. „Natürlich“, antwortete Deidara mit großen Augen. „Es ist doch meine Pflicht als Shinobi gewesen, un.“ Pflicht, Pflicht, Pflicht, hallte es in Sasoris Kopf nach. Hatte Deidaras Leben damals aus nicht als Verpflichtungen bestanden? Er schüttelte den Kopf. „Du bist kein Shinobi mehr, sondern ein Nuke-nin“, meinte er. „Und das bedeutet, dass du frei bist.“ Sasori hielt kurz inne und warf dem Blondschopf einen eindringlichen Blick zu. „Deine Bindung zu Akatsuki ausgenommen, natürlich. Ich warne dich, Deidara: Du darfst nicht noch einmal versuchen wegzulaufen. Sonst bleibt mir keine andere Wahl als es Pain zu melden.“ „Der Anführer weiß noch nichts von meinem Fluchtversuch?“ Deidara schaute ihn aus zwei azurblauen Augen heraus erstaunt an. „Und er wird von mir auch niemals davon erfahren“, erklärte Sasori, „vorausgesetzt es passiert nicht noch einmal.“ Deidara nickte. „Keine Sorge“, meinte er mit undefinierbar klingender Stimme, „Ihr habt es doch selbst gesagt, Sasori no Danna: Es gibt keinen anderen Ort mehr, an den ich gehen könnte, un.“ Deidara schlich auf Zehenspitzen durch das Hauptquartier. Er wollte es vermeiden den anderen Mitgliedern von Akatsuki über den Weg zu laufen. Bis auf Itachi waren sie ihm alle unheimlich. Zum Glück wirkten die Küche und der Gemeinschaftsraum verlassen. Deidara seufzte erleichtert auf und ließ den Blick über seine Umgebung schweifen. Was sollte er jetzt tun? Fernsehen, Zeitschriften lesen? Oder sich etwas zu essen zuzubereiten? Er konnte es noch immer kaum fassen, was sein Danna ihm eben erklärt hatte. Er durfte tatsächlich tun und lassen, was er wollte. Unglaublich. Deidara wusste mit seiner neu gewonnenen Freiheit gar nichts anzufangen. Er war ein hartes und strenges Leben gewöhnt, das durch Pflichten und Verbote gekennzeichnet war. Als er noch Mitglied bei der Bakuha Butai gewesen war, wäre es nicht möglich gewesen sich einfach am Kühlschrank zu bedienen. Es gab feste Essenszeiten und wer da nicht anwesend war, hatte eben Pech gehabt. Einmal war er nach einer besonders harten Trainingseinheit zusammengebrochen. Als es ihm wieder besser ging, war das Mittagessen schon vorüber und er hatte bis zum Abend mit seinem knurrenden Magen aushalten müssen. Angesichts dieser Erinnerung beschloss Deidara kurzerhand einen Blick in den Kühlschrank zu werfen. Er holte eine Packung Schokoladenpudding hervor und begann diesen auf dem Sofa genüsslich zu verspeisen. Deidara konnte sich gar nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas so Leckeres in die Finger bekommen hatte. In der Bakuha Butai hatte man sie ganz oft dazu gezwungen diese widerwärtigen Protein-Riegel zu essen. Sein Leben als Nuke-nin gefiel Deidara mit jedem Löffel Pudding besser. Bestimmt ist das alles hier bloß ein Traum, dachte er und setzte einen wehmütigen Gesichtsausdruck auf. Ja, etwas Anderes war überhaupt nicht möglich. Niemals würde Deidara Iwagakure den Rücken kehren. Nicht einmal in seinen allerdunkelsten Momenten war ihm diese Möglichkeit jemals in den Sinn gekommen. Er war Deidara, ein Shinobi aus Iwagakure und Mitglied der Sprengstoffeinheit Bakuha Butai. So wie auch sein älterer Bruder. Es war ihre Pflicht ihrem Dorf zu dienen. Das war ihr Schicksal. Schon eine halbe Stunde, nachdem das Balg ihr gemeinsames Zimmer verlassen hatte, kehrte es zurück. Offenbar wusste Deidara mit seiner neu gewonnenen Freizeit nicht allzu viel anzufangen. Nun, anbetracht der Tatsache wie sein Leben bisher ausgesehen hatte, war das wohl auch kein großes Wunder. Sasori musterte unauffällig den Blondschopf, der sich stumm auf seinem Bett niederließ. Wirklich seltsam, dachte er, wie anders Deidara früher gewesen war. Ruhig, zurückhaltend, demütig, eingeschüchtert. Was war bloß geschehen, dass sein Partner sich in kurzer Zeit so extrem verändert hatte? Als sie Deidara damals in diesem verlassenen Tempel aufgriffen, war er fünfzehn Jahre alt und schon ein echtes Biest gewesen. Er hatte kein Interesse an ihrer Organisation, sondern wollte sich lieber seiner albernen „Kunst“ widmen. Hätte Itachi ihn nicht besiegt, hätten sie das Gör niemals dazu bekommen Akatsuki beizutreten. Viel zu viel bedeutete ihm seine persönliche Freiheit. Er musste irgendetwas Einschneidendes erlebt haben. Ein Ereignis, das Deidara so extrem erschüttert hatte, dass er beschloss seinem Heimatdorf den Rücken zu kehren. „Sasori no Danna?“ Es war Deidaras Stimmte, die Sasori aus seinen Gedanken riss. „Wieso habe ich Iwagakure eigentlich verlassen?“ Konnte der Blondschopf Gedanken lesen? Sasori zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ich habe dich nie danach gefragt.“ Er hielt kurz inne, ehe er hinzufügte: „Aber ich kann mich daran erinnern, dass dein Dorf versucht hat dich zurückzubekommen. Zu Beginn hatten wir echte Probleme mit Iwa-nins, die uns ständig auflauerten.“ Mehr als einmal hatte er seinen jüngeren Partner aus den Fängen der Gegner befreien müssen. Iwagakure hatte alles daran gesetzt, um Deidara zurückzuholen. Da hatte er so richtig verstanden, wieso Pain ihm die Verantwortung für das Kind aufgedrückt hatte. Ohne Sasori, der ein wachsames Auge auf Deidara hatte, wäre dieser längst nach Iwagakure zurückgeschleppt worden. „Sasori no Danna?“ „Was ist denn noch?“ Sasoris Stimme klang viel sanfter als er es eigentlich geplant hatte. Er gestand es sich nur ungern ein, doch die Fragen des Balgs störten ihn kaum. Eher im Gegenteil: Sie erinnerten ihn an seinen Partner, an dessen Gesellschaft er sich in den letzten Jahren so sehr gewöhnt hatte. Sasori hätte es niemals für möglich gehalten, doch Deidaras nervige und neugierige Art fehlte ihm mit der Zeit immer mehr. Hoffentlich würde er seine fehlenden Erinnerungen bald zurückerhalten. „Was mache ich, wenn ich frei habe?“, fragte ihn sein Partner. „Also, ich meine, der normale Deidara. Der Deidara, der sein Gedächtnis nicht verloren hat, un. Was macht er in seiner Freizeit?“ „Das ist leicht zu beantworten“, meinte Sasori. „Meistens hast du dich mit deiner Kunst beschäftigt.“ „Kunst?“ Deidara sprach das Wort aus als hätte er es nie zuvor in den Mund genommen. Er warf seinem Danna einen ungläubigen, beinahe verächtlichen Blick zu. „Ja, Kunst“, bestätigte Sasori kopfnickend. „Ursprünglich hast du dich geweigert Akatsuki beizutreten, weil du dich lieber deiner Kunst widmen wolltest. Die Kunst ist im Grunde dein Lebensinhalt.“ „Ich dachte Akatsuki ist mein Lebensinhalt.“ „Akatsuki hält dich am Leben“, erklärte er dem Bengel mit verärgerter Stimme. „Du erfüllst die Missionen, die Pain dir aufträgt, und im Gegensatz dafür schützt dich die Organisation. Doch die Kunst, das ist es, wofür man erst am Leben bleiben möchte.“ Doch seine Erklärung schien nicht bis in das Gehirn des idiotischen Balgs durchzudringen. „Kunst“, meinte Deidara kopfschüttelnd, „das ist doch bloß kindische Zeitverschwendung.“ „Die Kunst, die du praktiziert hast, mit Sicherheit“, spottete Sasori. Er wartete darauf, dass sein Partner ihm widersprach, so wie er ihm immer widersprach, doch er wartete vergebens. Enttäuscht seufzte der Marionettenspieler auf. Er hatte sich auf eine rege Diskussion über sein Lieblingsthema mit Deidara gefreut. Doch das Gör schien noch keinen Sinn für Kunst entwickelt zu haben. „Komm mit“, meinte er plötzlich und ließ von seiner Marionette ab. Um den Sandaime Kazekagen konnte er sich auch später kümmern. „Schau mal, da drüben liegen Taschen, die mit Lehm gefüllt sind. Nimm sie mit. Wir gehen nach draußen und ich erkläre dir deine Kunst.“ „Okay.“ Deidara wirkte nicht ganz überzeugt, doch er wagte es nicht Widerworte zu geben. Also schnallte er sich die beiden Taschen, auf die Sasori gezeigt hatte, um die Hüften und folgte diesem nach draußen an die frische Luft. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)