Unheil angerichtet von Platypusaurus ================================================================================ Kapitel 1: Unheil angerichtet ----------------------------- „Scheiße, Prongs! Ist das hässlich.“ Sirius legte kritisch den Kopf schief und beäugte das schrumpelige in Decken gehüllte Etwas durch die Scheibe. Das Glas musste aus Sicherheitsgründen zwischen ihnen und dem zu groß geratenen Gartengnom errichtet worden sein; anders konnte er sich das Fenster in einen anderen Raum hinein nicht erklären. Ein Fenster zum Schutz, damit man trotzdem im Auge behalten konnte, was auf der anderen Seite so unheilvoll krebsrot in seinem Gitterbettchen schlummerte. James neben ihm lächelte dämlich. Sirius konnte das strahlende Spiegelbild seines besten Freundes in der Scheibe erkennen, wie es neben seiner eigenen, eher skeptischen Reflektion schwebte. So einen bescheuerten Gesichtsausdruck hatte Prongs nicht mehr zur Schau getragen, seit Ev- äh, Lily ihn das erste Mal flachgelegt hatte. Und jetzt? Jetzt hatten sie den Salat. Einmal zu viel flachgelegt – und prompt einen Mini-Potter am Hals. Den großen neben ihm schien es übrigens nicht zu stören, wie Sirius von dessen Kind sprach. Vielleicht hatten die lächerlichen Glückshormone keinen Einfluss auf seine Sehfähigkeit, so dass er den Anblick ebenfalls als unansehnlich empfand? Wobei Sehstärke erwiesenermaßen nicht Prongs‘ herausragendste Fähigkeit war, wie die Eulen-Brille auf seiner Nase bewies. Aber wenigstens trübte das selten sein Urteilsvermögen. Wenn man einmal vom Falle Lily absah. „Jaah, er sieht echt schräg aus, oder?“, gurrte James ganz verklärt und rückte sich besagte Sehhilfe zurecht. „Diese Haare! Hast du die Haare gesehen?“ „Hab ich. Deine Frisur ist besser.“ Ein spitzer Ellenbogen traf Sirius in die Rippen. Okay, vielleicht hatte er das sogar verdient. „He, musst nicht gleich eifersüchtig sein. Meine Nummer eins bist immer noch du!“ Sirius grummelte halblaut etwas vor sich hin, das verdächtig wie „Klar, nach Mrs Potter!“ klang. „Halt's Maul, Padfoot, oder ich sag dir nicht, wie er heißt!“ „Will ich vielleicht gar nicht wissen?“, frotzelte Sirius und erwiderte den Knuff von vorhin. „Aber du bist sein Pate!“ James spielte den Entsetzten. Sirius verschränkte lässig die Arme vor der Brust und tat unbeeindruckt, so, als wäre das keine große Neuigkeit.   Pate. Er. Pffff. „Klar bin ich das, wer denn wohl sonst?“ James gab darauf keine Antwort. In der letzten Zeit hatte es nur noch Lily hier, Baby da und oh, Du-weißt-schon-wer überall geheißen. Nicht zum Aushalten. Vorbei waren die guten alten Tage mit den Rumtreibern oder mit James und ihren gemeinsamen Spritztouren auf dem Bike ... „Er heißt Harry, Pads“, sagte James so liebevoll, dass Sirius nur knapp ein Würgegeräusch unterdrücken konnte. Wer hatte sich den dämlichen Namen denn ausgedacht? „Lily wollte ‘nen klassischen, altenglischen Namen, der nicht so Reinblut schreit“, erklärte James, als habe Sirius seine Frage laut ausgesprochen. Er nickte auf die Antwort bloß, als er spürte, dass James‘ Blick nun erstmals nicht auf seinem neugeborenen Sohn, sondern auf seinem besten Freund ruhte. Sirius erwiderte ihn nicht und nickte einfach weiter. Krampfhaft starrte er dabei auf den schlafenden Harry, als James einfach nicht wegsehen wollte. Und nickte und nickte – wie einer von diesen bescheuerten Wackeldackeln der Muggel. „Und?“, fragte James und Sirius spürte, dass er zum Zerplatzen gespannt war. „Willst du ihn gleich mal halten?“ Oh je. Die gefürchtetste aller Fragen. Endlich hörte er auf zu nicken. Obwohl James ihn immer noch von der Seite anstarrte, doch sein Nacken dankte ihm die Unterbrechung. „Prongs, echt ... Babies und ich, das ist so ...“, begann er zögerlich und setzte ein schiefes Grinsen auf. Sein Markenzeichen, von dem er wusste, dass James ihm mit diesem Gesichtsausdruck nichts übel nehmen oder abschlagen konnte. „Ich weiß.“ James klang erstaunlich nüchtern. Beinahe gar nicht enttäuscht. Endlich gelang es Sirius, James doch noch anzusehen. Vatersein ließ James älter wirken, irgendwie fast erwachsen. Es ließ die Erinnerung an das picklige Gesicht mit dem Bartflaum am Kinn verblassen, das Sirius bis vor kurzem noch jeden Morgen im Schlafsaal der Gryffindors angegrinst hatte. Und Sirius hatte gedacht, dass die Hochzeit mit Evans ihm dieses Bild schon endgültig ausgetrieben hätte. Anscheinend nicht. Wann hatten sie eigentlich aufgehört, wie Kinder auszusehen? Seit wann sahen sie aus wie Erwachsene? Und wo war die ganze Zeit dazwischen? Der junge Mann neben ihm hüpfte ungeduldig auf der Stelle, wie ein Flummi. „Komm schon, Paddy, bitte.“ Für einen Hirsch hatte James den Hundeblick erstaunlich gut drauf. „Er braucht deinen Einfluss, wenn er ein richtiger Rumtreiber werden soll!“ Sirius verdrehte die Augen und seufzte. „Falls sich rausstellt, dass er cool ist, hat er das von Lily“, sagte er nur und wandte sich zur Glastür direkt neben der Scheibe, durch die man den gruseligen Raum voller schlummernder Säuglinge betreten konnte. Eigentlich ein echter Alptraum.   Sirius sah den Schlag nicht kommen, der ihn mit der flachen Hand von hinten am Kopf traf, aber er lachte bloß bellend und zuckte die Achseln. „Was denn, hab doch recht! Also ... Gehen wir rein?“ Er hatte die Hand schon an der Klinke, war im Begriff, sie herunterzudrücken. James hinter ihm rührte sich merkwürdigerweise kein Stück, gab nicht einen Mucks von sich. „Prongsie? Was ist los?“ Als er sich mit hochgezogenen Brauen nach seinem besten Freund umsah, stellte er überrascht fest, dass James mit einem Mal viel blasser um die Nase herum schien. „Ich ...“ „Ja?“ Prongs presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Nichts, schon gut.“ Sirius nickte, schenkte ihm noch ein paar Sekunden, bis er merkte, dass James einmal tief durchgeatmet hatte, bevor er die Tür für sie beide öffnete. Drinnen roch es noch reinlicher als im Rest des Muggel-Krankenhauses. Und vermutlich nach Baby, falls Babies in frisch geschlüpftem, sauberem, glücklicherweise wohl nicht vollgekacktem Zustand so rochen. Sirius versuchte, nicht zu tief einzuatmen und ging bemüht zielsicher vor James her zu dem Gitterbettchen, in dem James Junior lag. Die Ähnlichkeit war kaum zu übersehen. Das Kind sah aus wie James, wenn der gerade aus dem Bett gefallen war. Genauso zerknautscht und verstrubbelt. Er hatte auch irgendwie entfernte Ähnlichkeit mit James‘ Mum, was den Anblick noch unheimlicher und vielleicht eine Winzigkeit erträglicher machte. „Deiner“, flüsterte Sirius und nickte Richtung Bett. „Hmm.“ James wirkte irgendwie nicht so ganz überzeugt und trat bedröppelt hinter Sirius von einem Bein aufs andere, bis er seufzte und Prongs am Ärmel neben sich ans Gitter zog. Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander und glotzten auf das schlafende Bündel. „Hast du gut gemacht.“ „Ja, meinst du?“ „Jupp. Ich mein, die meiste Arbeit hatte definitiv Lils, aber dein Anteil ist ganz okay.“   Jetzt grinste James endlich doch.   „Reicht‘s für Unheil angerichtet?“   „Definitiv.“   Sie kicherten halblaut und es war mit einem mal doch wieder ein bisschen wie vor McGonnagals Büro, wenn sie auf die vollkommen überzogene Standpauke gewartet hatten, weil sie irgendjemandes Unterwäsche angezündet hatten. „... danke, Padfoot.“ „Passt schon.“ Sie grinsten sich an und blieben Schulter an Schulter so lange vor dem tief und fest schlafenden Harry stehen, bis sie von einer empörten Muggelkrankenschwester aus dem Raum gescheucht wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)