Der Orden des Irrsinns von Sas-_- (Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Hole in One (Gilderoy & Victoire) -------------------------------------------- Generation: Neue Generation Charaktere: Gilderoy Lockhart | Victoire Weasley | Krummbein Genre: Humor | Gen | Slice of Life ⛳🏐⛳ „Und er schlägt, und er trifft, und er ist der Beste überhaupt!“, jubelte Gilderoy Lockhart, als er mit einem Schläger einen Golfball durch den Keller von Sankt Mungo drosch, dem einzigen Ort dort an dem man ihm gestattete, seinem eigentümlichen Hobby nachzugehen. Unsicher lächelnd stand Victoire Weasley neben ihm und applaudierte schwach. Das junge Mädchen war vor kurzem erst mit der Schule fertig geworden und sich noch nicht sicher, was nun aus ihr werden sollte. Ein Praktikum in Sankt Mungo kam ihr gerade recht; jetzt beschäftigte sie sich zum ersten Mal mit einem Patienten – dem ehemals berühmten Gilderoy Lockhart, der wegen eines Amnesia-Zaubers seit mehr als 20 Jahren in Sankt Mungo lebte. „Miss V, jetzt sind Sie am Zug!“, verkündete Gilderoy, der sich gerade so den Anfangsbuchstaben von ihr merken konnte. Da es nur einen Golfschläger gab, mussten die beiden ihn sich teilen. Gilderoy überreichte Victoire sein Eisen und strahlte sie vergnügt an. Gequält lächelnd fischte das Mädchen einen Ball aus dem Beutel, der neben ihnen stand legte ihn auf den Boden. „Sie machen das ganz, ganz toll, Miss Weasley“, sagte Mrs. Dawson leise. Sie war eine rundliche Heilerin mit großen blauen Augen, Pausbacken und einer Duttfrisur. Mrs. Dawson trug, wie alle Heiler, einen limonengrünen Umhang und ihrem Fall noch ein Häubchen, weil es ihr gefiel. Mrs. Dawson war für Victoire zuständig und begleitete sie durch ihr Praktikum. Nachdem der jungen Weasley das Meiste des Gebäudes gezeigt worden war, gab es noch Infos zum Tagesablauf und über die Patienten die Mrs. Dawson betreute. Darunter fiel auch Gilderoy, der von Zeit zu Zeit merkwürdige Golf-Anfälle bekam, wie Mrs. Dawson sie zu nennen pflegte. Um Victoire auch praktisch mit ihrem vielleicht zukünftigen Beruf vertraut zu machen, durfte sie sich nun um Gilderoy kümmern, was in diesem Fall bedeutete, Zeit mit ihm zu verbringen. Warum Krummbein, Hermines Halbkniesel, mit von der Partie war, nun, das ist ebenfalls eine amüsante Geschichte. Victoires Hände hielten linkisch den Schläger. Sie kannte das Ziel von Golf nicht, wusste nicht einmal, ob dieser Muggel-Sport überhaupt einen Zweck hatte, aber Gilderoys Ziel war ihr besonders schleierhaft. Victoire zielte und pfefferte den Ball quer durch den Keller, sie traf eine alte Vase, die zu Boden fiel und in unzählige Scherben zersprang. „Oh nein! Das tut mir sehr leid, ich repariere sie gleich!“, sagte sie zu Mrs. Dawson und ließ vor Schreck den Schläger fallen. „Das macht doch nichts, meine Liebe. Ein Reparo und die Vase ist so gut wie neu. Ich weiß nicht mal, wem das Teil überhaupt gehör...“ „Aus, aus, aus! Sie schlägt, sie trifft, aber sie trifft die falsche Farbe! Blau! Blau statt Rot, meine Damen und Katze! Blau statt Rot!“ Gilderoys Geschrei hallte im Kellergewölbe furchtbar laut wieder, dann rannte er, zusammen mit Krummbein, dem Golfball nach. Victoire lief ihnen gelassen hinterher; bei der Vase angekommen, reparierte sie sie schnell und bemühte sich dann darum, Krummbein den Ball abzunehmen. „Sei eine brave Katze und gib ihn mir …“ Aber Krummbein war keine brave Katze und schoss den Ball unter einige alte Möbelstücke, die hier unten gelagert wurden. „Ach, Krummbein …“ „Die Katze hat einen Punkt Vorsprung!“, stellte Gilderoy mit finsterem Gesicht fest. Victoire schaute ihn stirnrunzelnd an. „Wieso denn das?!“ Aber der verwirrte Zauberer zog nur die Augenbrauen hoch, schüttelte den Kopf und gab Victoire zu verstehen, dass das eine sehr unvernünftige Frage gewesen war. Sie zuckte mit den Schultern und ließ den Ball mit dem Accio-Zauber zu sich kommen. Er schoss unter einem Schrank wieder hervor und war voller Staub und Spinnweben. Der Keller war etwas muffelig mit einem sehr beeindruckenden Gewölbe. Überall standen in dem großen Raum, der noch viele Nebenräume hatte, alte Regale, Tische, Schränke, Kleiderschränke, Kommoden, Kleiderständer und Sportgeräte herum. Es war schon recht staubig, offenbar fühlte sich keine Hexe und kein Zauberer dafür zuständig, hier mit einem Reinemache-Zauber durchzugehen. Victoire fand, das ging gar nicht. Sie rümpfte die Nase über den Mäusedreck und dachte daran, wie sauber und aufgeräumt ihr eigenes Zimmer war. Es war fast schon Gewohnheit, ständig den Zauberstab zu schwingen und auch die kleinsten Dreckpartikel verschwinden zu lassen; manchmal passierte es ihr, dass sie das auch bei anderen Leuten machte. Auch hier im Keller fand sie schwer aus dieser alten Gewohnheit, bis Mrs. Dawson sie sanft darauf hinwies, dass ihr Praktikum nicht das Saubermachen, sondern Betreuen von Patienten beinhaltete. Gilderoy war wieder am Startpunkt angekommen und machte sich daran, den nächsten Ball wegzudreschen. Victoire beeilte sich, aus der Schusslinie zu kommen. „Miss V, Sie sind auf dem letzten Platz.“ Sie hütete sich, wieder mit den Schultern zu zucken. Desinteresse an Golf, so hatte Mrs. Dawson gesagt, würde Gilderoy einem übel nehmen. Die Golfbälle sirrten nur so durch die Gegend, Krummbein rannte begeistert hinter jedem her und Victoire perfektionierte ihren Aufruf-Zauber. Gilderoy behielt den Punktestand fest im Blick, dessen System sich niemanden erschloss und Mrs. Dawson trug Tee und Kuchen durch die Gegend, an dem man sich mal mehr mal weniger bediente. Victoire musste zugeben, es machte tatsächlich Spaß mit diesem verwirrten Zauberer zu spielen, der noch nicht einmal seinen Namen richtig schreiben konnte und ständig vergaß, wer Mrs. Dawson war („Werte Frau, wer hat Sie in meine Wohnung gelassen?!“ „Das ist ein Keller, Mr. Lockhart.“ „Unerhört, so meine Wohnung zu nennen!“) Es war geradezu harmonisch. „Miss Weasley, verraten Sie mir doch mal, warum Sie diese Katze hergebracht haben“, fragte Mrs. Dawson und nippte an ihrer Tasse, die in der Zwischenzeit schon dreimal repariert werden musste. Den Reparo-Zauber hatte Victoire nun auch sehr gut drauf. „Tja, eigentlich ist Krummbein ein Halbkniesel und eigentlich sollte er zum Tierarzt, nur eine Routine-Untersuchung. Meine Tante Hermine hat ihren Mann Ron darum gebeten. Der lief mir kurz vor dem Praktikum über den Weg, meinte, er und Onkel Harry –“ „Harry Potter?!“, fiel Mrs. Dawson Victoire aufgeregt ins Wort. „Ja, Harry Potter.“ Victoire lächelte verlegen. „Jedenfalls, Onkel Ron meinte, er müsse unbedingt mit zu einem Auroren-Fall, wichtige Sache, und hat mir Krummbein in die Arme gedrückt. Tja, was sollte ich machen … Ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar, dass ich ihn mitnehmen durfte.“ Mrs. Dawson winkte gutmütig ab. „So toll, wie er Bälle apportiert!“ Krummbein schoss drei weitere unter ein Möbelstück, Victoire lächelte ironisch. „Oh ja, sehr toll …“ „Die Katze gewinnt, die Katze gewinnt! Das Spiel ist aus, das Spiel ist aus!“, schrie Gilderoy und schleuderte den Golfschläger in ein Regal. Krummbein sah ihn schief an, dann putzte er sich. Mrs. Dawson ließ Kuchen und Tee verschwinden. „Tja, das ist unser Stichwort. Dann bringen wir Mr. Lockhart mal zurück auf sein Zimmer.“ Die vier machten sich auf den Weg, Victoire trug Krummbein der zufrieden schnurrte und Mrs. Dawson erzählte ihrer Praktikantin was es morgen zu tun gäbe. In Lockharts Zimmer angekommen, sollte Victoire sich von ihm verabschieden. „Es war mir eine Ehre, Miss V“, sagte Gilderoy und machte einen ulkigen, damenhaften Knicks. „Mister Katze, Sie waren ein ausgezeichneter Spieler, Sie haben das Zeug zum Profi!“ Krummbein sah Gilderoy an und blinzelte, ganz so als stimme er ihm zu. Victoire ahmte den Knicks grinsend nach und wünschte ihm alles Gute. Als sie und Mrs. Dawson draußen waren, sagte Mrs. Dawson: „Ich bin immer noch fasziniert, dass Mr. Lockhart Sie die ganze Zeit nicht vergessen hat.“ Victoire fragte sich ebenso wie das nur kam. „Tja, Sie sind eben eine beeindruckende Persönlichkeit. Nun denn, bis morgen, Miss Weasley. Ich freue mich schon darauf, das haben Sie heute sehr gut hinbekommen!“ Victoire verabschiedete sich und bejahte, dass sie diesen Tag ebenfalls als gelungen betrachtete. Als sie vor dem Gebäude stand, warf sie noch einen letzten Blick hinauf zu Gilderoys Zimmer. Er stand vor dem Fenster und übte seine Golfschläge. Victoire lächelte, ehe sie sich auf den Heimweg machte. ⛳🏐⛳ Begriffe: Keller, harmonisch, Golf Kapitel 2: Vom Wasteln und Berkeln (Umbridge x Quirrell) -------------------------------------------------------- Generation: Herumtreiber-Ära Charaktere: Dolores Jane Umbridge | Quirinius Quirrell Begriffe: klebrig, Kuppel, Qual Genre: Humor, Romantik, Slice of Life ✂️✂️✂️ Quirinius Quirrell schob seine Geschichtsbücher schwungvoll in seine Schultasche und freute sich wie ein Niffler in einer Goldgrube auf das kommende Fach. Der Unterricht der nun gleich folgen würde, war zum einen sein Lieblingsfach und zum anderen konnte er es kaum erwarten, Dolores wiederzusehen. Er zog sich den Riemen seiner Tasche über die Schulter und hastete hinaus auf den Gang, verdutzt wichen seine Klassenkameraden ihm aus. Quirrell war ein ruhiger und unauffälliger Mitschüler. Seine meist stille Anwesenheit war selten von mündlicher Beteiligung geprägt, sprach er, so kam es schonmal vor, dass sich alle Schüler überrascht zu ihm umdrehten – inklusive der Professor. Mit weit ausgreifenden Schritten bahnte der Viertklässler aus dem Haus Ravenclaw sich seinen Weg durch die Schülermassen – sie alle waren damit beschäftigt, das Klassenzimmer zu wechseln. Durch die Fenster fiel kein Sonnenschein, es schüttete schon seit Tagen, der November war dieses Jahr besonders ungnädig zu den Hogwarts-Schülern. Die Quidditch-Spieler wurden es seit zwei Wochen nicht leid, über ihr hartes Schicksal zu jammern, allen voran James Potter, der vor Quirrell her schlenderte und erzählte, wie ihn angeblich beinahe ein Blitz getroffen hätte. Sein verhasste Klassenkamerad Severus Snape tat sein Bedauern darüber kund, dass dem nicht so gekommen war. Bevor die beiden sich wieder einen Fluch nach dem anderen auf den Hals hetzen konnten, huschte Quirrell an den zwei Streithähnen vorbei ins Klassenzimmer, wo nun Muggelkunde stattfinden würde. Er sah sich fiebrig um. Sie war da. Dolores Jane Umbridge war da. Sie saß ganz vorne in der Reihe, kerzengerade und beide Hände gefaltet auf dem Schreibtisch. In ihren braunen Haaren fing sich das spärliche Sonnenlicht, welches sich durch die Wolken kämpfte und ließ ihre rosafarbene Schleife träge glänzen. Wenn Dolores könnte, würde sie die ganze Zeit Rosa tragen und wenn Quirrell nicht so eine Pfeife in Verwandlung wäre, würde er für sie alles in Rosa einfärben. „Setzt euch, Schüler, setzt euch!“, rief ihr Muggelkunde-Professor Fawley, als es vor der Klassenzimmertür knallte und rauchte. Mit gerunzelter Stirn ging der Professor nach draußen. Während er den Streit zwischen Potter und Snape zu schlichten versuchte, beeilte Quirrell sich einen Platz neben seiner Angebeteten zu sichern. Das war allerdings keine große Kunst, alle anderen Schüler drängten sich neugierig um den Streit zwischen Potter und Snape – die ersten Wetten wurden schon munkelnd abgeschlossen. „H-hallo Dolores …“, stotterte Quirrell schüchtern, stellte die Tasche neben seinem Tisch ab und wühlte sein Lehrbuch heraus. Dolores sah den unsicher lächelnden Ravenclaw schräg von der Seite an. „Oh, du schon wieder, Quincy.“ „Quirinius, aber Quincy ist auch okay“, sagte er verlegen und lachte albern, als ihm sein Buch entglitt. Laut klatschte es auf den Tisch. Dolores hob beide Hände, so als wolle sie sich diese auf ihre Ohren drücken. „Quincy, sei so gut und unterlass sowas! Ich bin heute sehr lärmempfindlich! In Verteidigung gegen die dunklen Künste haben sich wieder alle benommen wie die letzten Affen! Ich verstehe immer noch nicht, warum wir da zaubern müssen! Es gibt Auroren, wozu muss ich einen Schockzauber beherrschen?!“ Quirrell setzte sich auf den Stuhl und kratzte sich seine kurzen Haare. „Oh, tja … M-man kann n-nie wissen, w-wann man mal angegriffen w-wird …“ Dolores sah ihn an wie sie sonst nur die Kröte ihres Klassenkameraden Bones anschaute. Mit Verachtung und Ekel. „Quincy, mal ehrlich, wer sollte dich denn angreifen wollen?!“ Wie aufs Stichwort knallte es vor dem Klassenzimmer lauter denn je und James Potter feixte, da Snape ihn offensichtlich verfehlt hatte. Quirrells Blick schweifte argwöhnisch zur Tür. Er musste daran denken, wie Snape ihm letzte Woche auf den Fersen gewesen war („Ey, Quirrell! Du bist doch ein Mann der Wissenschaft!“ „Äh …“ „Komm mal eben mit, ich muss was Wissenschaftliches testen – an dir!“). Es war kein schönes Erlebnis gewesen. Den Tarantallegra-Fluch spürte er immer noch, manchmal war ihm nach Tanzen. Quirrell war jetzt erstaunlich gut im Foxtrott. „Wie soll ich s-sagen, es g-gibt Schüler, d-die einem übel mitspielen k-k-können …“ Dolores winkte ab. „Ach was, das sind doch nur Albernheiten!“ Ein Zauber der beiden Streithammel Potter und Snape traf die Tür, sie ächzte, ehe sie aus den Angeln kippte und auf den Boden krachte. Die Schüler jubelten, die Mehrheit feuerte James an. Fawley brüllte empört und zog Gryffindor und Slytherin Punkte ab. Dolores stöhnte auf und drückte sich ihre Hände auf die Ohren. „Sind denn alle verrückt geworden?! Und warum tut dieser Fawley nichts?! Der ist so inkompetent! Da melkt sich ja eine Ziege eher selbst, als dass dieser Tölpel Ruhe in die Angelegenheit bringt! Wenn ich das Sagen hätte, würde ich ihn feuern!“ Quirrell nickte eifrig. „Du hast j-ja so recht!“ „Natürlich hab ich recht!“ Mindestens eine 30 Minuten vom Muggelkunde-Unterricht war schon vorüber, als Fawley endlich dazu kam seine Stunde abzuhalten. Wann auch immer er eine Frage stellte, schnellte Dolores' Hand nach oben und wann immer Fawley jemand anderes drannehmen konnte als sie, tat er das auch. Das lag wohl irgendwie daran, dass sie oft falsche Informationen von sich gab („Aquarien sind für Muggel auch wie Fernseher, sie sitzen stundenlang davor und schauen die Fisch an!“) oder etwas besser wusste („Soweit ich weiß, ist eine Mirkowelle dazu da, Dinge platzen zu lassen.“ „Mikrowelle, Miss Umbrdige …“ „Ich bin mir sicher, dass es Mirkowelle heißt.“) „Und nun, meine lieben Mitschüler, werden wir etwas machen, das Muggelkinder in der Schule tun! Das wird großartig! Seht euch an was ich da habe!“ Fawley hielt eine Schachtel in die Luft, auf der das Bild einer Kirche mit einer großen Kuppel abgebildet war. Fawley war sichtlich sehr angetan von seiner Errungenschaft, während die Schüler ihn nur schafäugig ansahen. Keiner wusste so recht, worauf ihr muggelbegeisterter Professor hinaus wollte. „Kann sich einer vorstellen was das ist?“ Dolores hob ihre Hand. Fawley sah sich verzweifelt nach einem anderen Schüler um. Als nach einer Minute Dolores die einzige war, die sich meldete, nahm er sie seufzend dran. „Jaah, Miss Umbridge?“ „Das ist eine Pizzaschachtel.“ Fawley sah Dolores eine Weile gequält an, ehe er sich müde die Nasenwurzel rieb. „Nein, Miss Umbridge. Das ist keine Pizzaschachtel. Hier drinnen befinden sich ein sogenannter Bausatz.“ Quirrell tätschelte Dolores' Arm. „Ich f-finde, mit Pizzaschachtel warst d-du gar nicht so falsch g-gelegen. Pizza baut m-m-man ja auch.“ „Pizzen baut man nicht, die tauchen in den Schachteln einfach auf – und nimm deine Hände von mir!“, giftete sie, Quirrell zog sich verlegen zurück. Ihre Mitschüler kicherten leise. Für sie alle war es ein offenes Geheimnis, dass der junge Ravenclaw Feuer und Flamme für die größte Nervensäge der Slytherins, nein, aller Hogwarts-Schüler war; nur Dolores selbst schien das nicht im Geringsten aufzufallen. „Schüler, ihr werdet heute mit diesem Bausatz anfangen, diese Kirche zu basteln. Wir werden damit mehrere Stunden wohl beschäftigt sein. Ich selbst habe mir schwer damit getan, keine Magie bei der ganzen Geschichte anzuwenden – und so möchte ich auch, dass keiner von euch zaubert. Wir machen es wie die Muggel. Und womit machen wir es?“ Dolores' Hand schoss nach oben. Fawley sah aus, als würde er sich am liebsten selbst schlagen, weil er ständig Fragen stellte, die sonst keiner beantworten wollte außer die übereifrige Slytherin. „Ja … Miss Umbridge …“ „Mit Kaugummi.“ „Bitte was?!“ „Muggel benutzen Kaugummi für alles Mögliche, wenn sie es zusammenkleben wollen. Hab ich mit eigenen Augen gesehen.“ „Na schön, wie dem auch sei, ich werde dem nicht widersprechen, aber wir benutzen keinen Kaugummi – sondern Kleber.“ Fawley griff in seinen Umhang und holte eine kleine, gelbe Tube heraus, auf der in Großbuchstaben „Uhu“ stand. „Mit Kleber halten die Einzelteile unseres Bauwerks zusammen. Ich möchte, dass ihr Teams bildet …“ Quirrell horchte aus seinem Tagtraum auf, er hatte sich gerade vorgestellt, wie Dolores und er ganz in rosa heiraten würden. Sein Blick schnellte zu seiner Klassenkameradin, die den Bausatz vor sich argwöhnisch beäugte. „Äh, D-D-Dolores … wollen wir … zusammen …“ Sie schaute Quirrell genervt an. „Ich will nicht, ich muss! Vielleicht hast du das schon wieder vergessen, Quincy, aber ich bin nicht hier, weil Muggel mich interessieren. Professor Slughorn meinte, Muggelkunde zu belegen könnte mir helfen, Vertrauensschülerin zu werden. Das ist der einzige Grund, warum ich jetzt gleich meine Zeit mit diesem Pappzeug verschwenden werde.“ Und mit mir, setzte Quirrell in Gedanken glücklich hinzu. Sein Herz machte große Sprünge, als er und Dolores ihre Tische zusammenschoben, um mehr Platz für ihr zukünftiges Bauwerk zu haben. Quirrell war zwar eigentlich geneigt, Dolores seit geraumer Zeit mitzuteilen, dass ein Teil der Kirche in ihren hochgesteckten Haaren hing, aber sie hatte ihn schon dreimal angeblafft, dass er ein dummes Halbblut sei, das selbst dann keinen Rasen sprengen könnte, wenn er Dynamit hätte. Folglich hielt er lieber den Mund. „Wie … soll … das … gehen!“, flüsterte Dolores, ihre Wangen waren puterrot angelaufen vor Zorn. Sie suchte ein fehlendes Teil der Kuppel und hatte den Bausatz schon ein paar Mal danach abgesucht, während Quirrell die meiste Zeit verliebt dasaß und statt mitzuhelfen, Dolores bei allem nur zusah. An seinen Händen klebte massig Uhu und das eine oder andere Bauteil. Die Kirche der beiden sah nicht besonders nach Kirche aus – viel mehr wie eine Ruine aus einem Nachkriegs-Szenario. Beruhigend war nur, dass es bei den anderen Schülern auch nicht besser lief. „Ich sagte ja, es ist nicht einfach, das ohne Zauberei hinzubekommen!“, sagte Fawley und spazierte gut gelaunt durchs Klassenzimmer. Dolores hatte ein Teil des Bausatzes kaputt gemacht. „Ich könnte diesen Mist nichtmal mit Zauberei zusammensetzen! Professor, darf ich das wenigstens reparieren?!“ Kurz vor einem Schreikrampf, zeigte sie ihm den kaputten Pfeiler. „Aber ja doch.“ Fawley grinste so komisch, das hatte Quirrell noch nie bei ihm gesehen. War das Schadenfreude?! „Mit Kleber, Miss Umbridge, mit Kleber dürfen Sie es reparieren.“ Dolores sah aus, als würde sie mit dem Kleber im Moment lieber etwas ganz Anderes machen. Quirrell senkte den Kopf, denn er musste unweigerlich kichern. „Das hab ich gesehen, Quincy! Arbeite gefälligst mit oder hast du vor, nur dekorativ herumzustizen?!“ Quirrell schüttelte den Kopf und schnappte sich planlos irgendein Bauteil. „Gib mir d-doch bitte, den U-Uhu, Dolores …“ „Was redest du wieder für wirres Zeug?! Ich hab keinen Uhu, ich habe einen Waldkauz!“ „I-ich meinte … d-den Kleber …“ Es muss ein äußerst einprägsamer Anblick dieser Tage gewesen sein, als ein Haufen Viertklässler das Muggelkunde-Klassenzimmer verließ – dekoriert mit Bauteilen aus grauer Pappe, müde und zerzaust. Quirrell hetzte Dolores hinterher. „Tut mir w-wirklich leid, dass d-der Unterricht für d-dich so blöd war!“ Dolores rauschte weiter durch die Gänge und schubste alles und jeden aus dem Weg, um sich Platz zu schaffen. „Ich fasse es nicht, dass ich diesen Unsinn mitgemacht habe! Wehe, ich werde nicht Vertrauensschüler, dann kann sich Slughorn aber was anhören!“ „D-Du wärst eine t-tolle Vertrauens-s-schülerin!“, sagte Quirrell und überlegte, wie er seine Angebetet zu einem Date überreden könnte – ohne zu zaubern. „Natürlich wäre ich das!“ Anmerkung zur Timeline: Weder von Umbridge noch von Quirrell ist ein exaktes Geburtsdatum bekannt, so hab ich mir die Freiheit genommen, sie zwar nicht ins selbe Jahr wie die Rumtreiber zu schieben, aber zumindest in dieselbe Klasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)