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Die Wächterin

Piedra de alma del agua
von

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Ein blauer Kristall


 

~Tea~

 

Sanft strichen die großen Finger durch ihre Haare. Verliebt blickte sie ihm in die wunderschönen blauen Augen, während er sie vorsichtig zu sich zog. Seine Lippen auf die ihren legte und sie jede Gegenwehr, die sie noch verspürte, auch wenn sehr gering, verlor.

Sie wollte in diesen Armen liegen. Den Körper vor ihr erkunden und wollte, dass er auch den ihren erkundete. Mutig begannen ihre Zungen miteinander zu spielen. Ein wahnsinniges Gefühl suchte sie heim und es schlich sich in jede Zelle ihres Körpers. Es war, als wäre sie genau hier für geboren, als gäbe es nur ihn für sie. Niemand anders. Nur er.

Seine Hände strichen erfahren über ihre Kurven, von denen sie nicht mal gewusste hatte, dass sie welche hatte. Bisher hatte sie sich auch nie darum Gedanken gemacht, ob sie auf andere weiblich wirkte oder nicht. Bisher hatte sie auch noch nie einem gefallen wollen. Doch jetzt war alles anders und sie freute sich, dass er gierig darauf war, mehr von ihr zu sehen.

Damit er seine Neugier befriedigen konnte, knöpfte sie mutig ihre Bluse auf. Peinlich war ihr es gar nicht, auch wenn es ihr wahrscheinlich sein sollte. Das erste Mal, das sie mit einem Jungen rummachte.

Damon, so wie der Junge hieß, unterbrach ihren wilden und leidenschaftlichen Kuss, um zu bewundern, was sie ihm darbot. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und zum ersten Mal sorgte sie sich. Waren sie zu groß oder zu klein. Sahen sie komisch aus? Aber Damon berührte sie so vorsichtig, als wären sie eine Kostbarkeit und ihr Herz drohte zu zerspringen.

Seine Lippen flüsterten irgendetwas, aber sie konnte es nicht verstehen. In ihrem Inneren rauschte es so sehr. Dazu war sie viel zu aufgeregt und glaubte auch noch ihre restlichen Sinne zu verlieren, als Damons Zunge über ihren BH strich.

 

Tea schreckte hoch. Schweißgebadet und mit rasendem Herzen. Das der Wecker neben ihr laut schrillte, störte sie nicht. Ihr war heiß und sie fühlte sich von sich selber völlig angeekelt. Ihre Lunge brauchte, etwas Zeit um genug Luft in ihren aufgewühlten Körper zu pumpten, um ihrem Gehirn zu sagen, dass sie wieder einmal nur geträumt hatte. Sie lag sicher in ihrem Bett unter ihrer Katzenbettwäsche mit einem Wecker, der es noch nie geschafft hatte, sie rechtzeitig zu wecken.

Erleichtert darüber, dass es nur ein Traum war, ließ sie sich in ihre Kissen zurückfallen und beobachtete, die Vorhänge die sanft im Wind sich wiegten.

„Warum träume ich immer von ihm.“ Tea blieb noch einen Moment liegen und versuchte auf diese Frage eine Antwort zu finden. Aber da sie sich diese Frage jeden Morgen stellte, und bisher noch zu keiner Antwort gefunden hatte, so wusste sie, dass sie auch diesmal keine finden würde. So stand sie auf, schaltete ihren Wecker aus und verschwand im Badezimmer.

Damon war ein 17-jähriger Junge aus ihrer Klasse. Seid dem er letztes Jahr an ihre Schule und zu ihrem Leidwesen auch noch in ihre Klasse gewechselt ist, träumte sie von ihm. Jede Nacht derselbe Traum.

Sie und ergingen zum Lernen in die Bibliothek. Anfangs taten sie auch noch, dass wozu sie tatsächlich gekommen waren, auch wenn sie von dem was sie da tun keine Ahnung hatte. Mathematik war eben nicht ihr Fach und würde es wohl auch nie sein. Egal wer ihr da Nachhilfe gab. Jedenfalls, irgendwann begann sich der Traum zu verändern und sie sah zu, wie Damon anfing, sie auf seinen Schoß zu ziehen. Doch anders als ihr wahres Ich, war ihr Traum-Ich sehr begierig darauf diesen gutaussehenden Schwimmstar näher kennenzulernen.

Tea lief eine kalte Gänsehaut über den Körper. Sie würde alles dafür geben, dass diese Träume aufhörten. Sie hatte doch schon genug mit ihren anderen Träumen zu tun. Da konnte sie so einen nicht gebrauchen.

Schon seid sie ein kleines Kind gewesen ist, waren ihre Träume anders. Jeder kannte das Gefühl, wenn einem etwas bekannt vorkam, so ein Déjà-vu eben. Doch bei ihren Träumen war das anders. Ihre wurden wahr. Immer. Als Kind hat sie es nicht verstanden, da hatte sie auch noch nicht so drauf geachtete, aber umso älter sie wurde umso mehr viel es ihr auf. Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Sturmfluten. Aber auch die Essenschlachten in der Café Terria. Keinem hatte sie davon erzählt. Sie wollte nicht als Verrückte in eine Irrenanstalt verschleppt werden oder schlimmer noch an geistiggestörte Wissenschaftler verkauft werden.

 

„Du hast wieder von ihm geträumt?“ Frey platzte beinahe vor Neugier und Tea bereute fast den Tag, an dem sie ihrer besten Freundin von ihm erzählt hatte. Frey kannte sie seid der Grundschule und war somit die einzige Person in ihrem Leben, die wusste, dass ihre Träume wahr werden konnten.

Nach einer langen Dusche, dessen Wasser es irgendwie schaffte, den Traum und die Erinnerung wegzuspülen, hatte sie es geschafft zur Schule zu gehen. Wie jeden Tag, beinahe zu spät. Ein weiterer Grund warum ihre Noten bei ihrer Mutter keine Jubelschreie auslösten.

„Ich sag dir. Wenn das so weitergeht, stürze ich mich vom Schuldach.“ Frey zuckte mit den Schultern.

„Ich versteh dich nicht. Damon ist ein echt heißer Typ.“ Gemeinsam betraten sie ihre Schule. Tea war ganz glücklich das sie nicht zu den berühmten und angesagten Kids gehörte. Niemand nahm von ihnen beiden Notiz oder interessierte sich für ihr Gespräch. „Du hast diesen Traum nun schon fast ein halbes Jahr. Sieh es endlich ein und hör auf dich dagegen zu wehren.“ Tea konnte nicht anders, als ihre Freundin geschockt anzusehen.

Frey blieb vor ihrem Spint stehen und fuhr sich mit einer Hand durch ihre roten Locken. Tea beneidet sie, nicht für die Locken, sondern für die Farbe. In der Hinsicht waren ihre total langweilig. Wie viele Menschen gab es auf der Welt, die braune glatte Haare hatten? Zu viele als unter ihnen aufzufallen.

„Ich will mir nicht von einem Traum diktieren lassen, mit wem ich schlafen soll.“ Sie flüsterte den letzten Satz, weil sie doch angst hatte, dass irgendjemand ihnen zu hören könnte. Doch die Angst war völlig unbegründet. Es nahm immer noch keiner Notiz von ihnen, was deutlich zeigte, wie beliebt sie an dieser Schule war.

Im Grunde war diese Schule nicht anders als jede andere High-School auf dem Land. Viel zu viele Schüler die sich für was Besseres hielten und zu wenig Lehrer die ihren Beruf verstanden und ihnen, doch was beibringen konnten. Ach ja und dann gab es noch die Superstars, wie an der anderen High-Schools auch. Für ihre Schule waren es die Schwimmer. Und einer von ihnen war besagter Damon.

„Es hätte dich schlimmer treffen können“, sagte Frey und knallte ihre Spinttür zu „Stell dir vor du würdest von Henry träumen.“ Sie schüttelte sich und Tea überkam eine leichte Welle der Übelkeit. Henry war ein kleiner Junge, mit Sommersprossen und Pickeln. Seid, sie zusammen in einer Klasse gingen, hatte dieser noch kein Wort zu ihr gesagt. Eigentlich zu niemanden. Wenn Tea so drüber nachdachte, hatte sie ihn noch nie mit jemand anderem gesehen.

„Es ist egal, ob es nun Henry oder Damon ist. Der Punkt ist, ich will selbst entscheiden mit wem ...“

„Mit wem du dein erstes Mal hast?“ Frey blickte ihr wissend in die Augen und Tea schenkte ihr ei gehässiges Lächeln, bevor sie sich auf den Weg in ihr Klassenzimmer der Hölle machten.

Um es genauer zu erklären, es war das Klassenzimmer ihres Mathematiklehrers Mr. Bone. Ein sehr netter Mann mittleren Alters mit vollem blonden Haar. Auch wenn er kleidertechnisch nicht aus dieser Zeit zu stammen schien. Was auch immer diese braune Jacke war, sie sah einfach fürchterlich aus und die dazu passende Hose, ein Alptraum und damit kannte sie sich ja nun wirklich aus.

„Mist, wir bekommen heute unsere Arbeiten wieder“, stöhnte Tea und ließ sich auf ihren Platz in der vorletzten Reihe nieder. Frey nahm den Platz neben ihr ein. Der Einzige der noch weiter hinten saß, war dieser Henry.

„Ich weiß gar nicht, was du hast. Du kennst deine Note, schon seid Mittelschule. Ich dagegen bin ein reinstes Nervenbündel.“ Tea suchte ihr Mathebuch aus ihrer Tasche und hoffte einfach das beste. Vielleicht ist doch irgendwo ein Wunder geschehen und sie hatte es mal auf eine 3 oder 4 gebracht.

 

Mit dem Klingeln huschten die letzten Schüler ins Klassenzimmer, bevor ihr Mathlehrer Mr. Bone eintrat und die Tür schloss. Teas Gedanken waren jetzt schon dabei auf Wanderschaft zu gehen. Sie konnte nichts dafür und nichts dagegen tun. Mathematik war einfach nicht ihre Welt. Diese Formeln und Zahlen ach ja und Buchstaben gab es ja auch noch. Was die in der Mathematik zu suchen hatten, wusste sie nun gar nicht. Gab es nicht genug Fächer, die unter ihrer Herrschaft standen? Mussten sie sich auch noch in Mathematik breitmachen?

Mr. Bone wurde unterbrochen bei seinem Vortrag, darüber wie schockiert er über den schlechten Ausgang der Arbeit war, als die Tür geöffnet wurde. Das war der Augenblick, der Tea wieder zurück ins Klassenzimmer holte.

„Guten Morgen Mr. Bone. Das Schwimmtraining hat heute länger gedauert.“ Teas Haut begann bei der Stimme zu prickeln und auch wenn sie es nicht wollte, sie konnte nicht anders. Ihre Augen suchten nach dem Mann ihrer Träume. Die schwarzen Haare, die sich im Nacken kräuselten. Der starke Oberkörper, der das Shirt sich spannen ließ. Die krsitallblauen Augen, welche sie direkt ansahen.

„Okay, setzt euch auf eure Plätze.“ Mr. Bone schüttelte den Kopf und Tea fühlte, wie ihr Gesicht heiß vor Scham wurde und sie sah schnell wo anders. Damon setzte sich auf seinen Platz und Mr. Bone fuhr fort über die Mathearbeit, zu reden. Tea dagegen konnte ihren Augen so oft sagen, wie sie wollte, sie sollen nicht zu Damon hinsehen, aber sie taten genau das Gegenteil. Immer wieder glitten ihre Augen zu ihm rüber.

Was wollte ihr Traum bloß damit sagen. Warum wollte man sie mit ihm zusammenbringen und wenn es nur für einen unglaublichen heißen One Night Stand war. Viel wusste sie nicht über ihren neuen Klassenkameraden. Nur das was man sich erzählte und somit also jeder wusste.

Damon hieß mit Nachnamen Waterfalls und war ein Jahr älter als sie. Somit also Siebzehn. Geburtstag hat er im Juli und ist vom Sternzeichen Löwe. Blutgruppe B. Star des Schwimmclub und Frauenschwarm Nummer 1. Hat einen Cousin, nicht minder attraktiv, ein Jahr jünger und hieß Kris.

Dann, dass was nur sie über ihn wusste. Er macht sie wahnsinnig, seit er auf dieser Schule ist. Noch bevor er nur einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte, träumte sie von ihm. Ihr aller erster Traum von ihm war, wie er, ob auf der Schultreppe steht, ihm der Wind durch die Haare weht und sie ansieht. Klar ist dieser Traum auch wahr geworden und von dem Moment an, hasste sie ihn. Sie wollte nichts mit ihm tun haben, schon gar nicht, weil sie seit diesem Tag, sich jede Nacht im Traum trafen und übereinander herfielen.

 

„Mrs. White, Tea ... hey ...“ Mr. Bone knallte ihre Mathearbeit vor ihr auf den Tisch. Scheinbar hatte er schon länger versucht ihre Aufmerksamkeit, zu erregen. Tea, ganz versunken in ihrer eigenen Welt, blinzte kurz und musste erschreckend feststellen, dass ihr Blick die ganze Zeit auf Damon gerichtet war. „Wenn sie Mr. Waterfalls so interessant finden, dann studieren sie ihn bitte nach meinem Unterricht.“ Tea lief rot an und wünschte sich regelrecht im Erdboden zu versinken. Das Gelächter der Klasse half ihr auch nicht und der amüsierte Blick von Damon machte alles nur noch schlimmer.

„Seht euch jetzt eure Arbeiten an und korrigiert eure Fehler. Wer fertig ist, darf gehen. Morgen fangen wir dann mit einem kleinen Test an und schließen das Thema ab.“ Die ganze Klasse stöhnte, aber Tea hatte das meiste eh nicht gehört. Damons blaue Augen hielten sie gefangen. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber heute schien alles anders zu sein.

„Tea könntest du bitte einmal mitkommen, ich muss mit dir reden.“ Mr. Bone stellte sich zwischen dem intensiven Blickkontakt, von dem ihr Herz fast einen kleinen Kollaps bekommen hätte, wenn er noch länger gehalten hätten. Schnell versuchte sie sich wieder unter Kontrolle, zu bekommen, und nickte ihrem Lehrer zu. Erleichtert endlich nicht mehr mit Damon einen Raum zu teilen, stand sie auf und folgte ihrem Lehrer nach draußen.

„Tea ... ich komm gleich zur Sache. Wenn du im nächsten Thema auch so schlecht abschneidest, dann ist deine Versetzung in Gefahr.“ Sie hatte es ja befürchtet. Ihre Mutter würde sicher vor Freude in die Luft springen. „Ich weiß nicht, wo dein Problem liegt. Ich weiß, dass du nicht dumm bist. In anderen Fächern stehst du leicht auf Drei oder Zwei. Darum bin ich überzeugt, dass du auch in Mathe auf eine Drei kommen kannst. Deshalb hab ich mich entschieden, dir einen Nachhilfelehrer zu organisieren.“

Teas Herz blieb stehen. Nachhilfelehrer? Irgendwas sagte ihr, dass sie ganz genau wusste, welcher Name jetzt gleich erwähnt wird. Das Schicksal meinte es mit ihr wirklich nicht gut. Was hatte sie denn bloß getan, dass man ihr sowas antut? Wollte tatsächlich eine Höhere Macht, dass sie und Damon miteinander schliefen? Hatte sie keine Chance, ihre Träume nicht wahr werden, zu lassen?

„Ich habe Damon gebeten dir Nachhilfe, zu geben.“

„Es ist mir eine Freude.“ Damon stand dicht hinter ihr. Von so nahmen, hatte sie ihn bisher nur in ihren Träumen gesehen. Nervös blickte sie ihm ins in Gesicht. Er war echt ein wunderschöner junger Mann, wenn man das mit Siebzehn schon sein konnte. Hohe Wangenknochen, eine perfekt geformte Nase und die vollen Lieben, von denen sie im Traum wusste, wie gut er mit ihnen umzugehen wusste.

Ihr Magen begann nervös zu kribbeln. Wenn ihr Traum-Ich schon so auf ihn abfuhr wie würde es ihr denn bloß ergehen, wenn sie in der Wirklichkeit in seinen Armen lag und sich nackt unter ihm wälzte.

„Also wollen wir dann gehen?“

„Was wohin?“ Tea kehrte abermals aus ihrer eigenen Welt zurück. Auf dem Schulflur standen nur noch sie und er. Mr. Bone war zurück in die Klasse gegangen.

„Ich weiß nicht. Vielleicht in die Bibliothek?“ Tea gefror das Blut in den Adern. Hatte er gerade etwa das magische Wort gesagt? Sie mit ihm, in die Bibliothek? Das ging hier alles viel zu schnell. An welchem Punkt wurde das hier zu einem Alptraum? Ihrem Alptraum?

„Warum in die Bibliothek?“ Ihr Mundwerk und ihr Gehirn waren nicht mehr miteinander verbunden und weder das eine noch das andere schien nachzudenken. Dafür waren die Panik und die Angst, einfach viel zu groß.

„Da haben wir Ruhe und können uns an die Korrektur deiner Arbeit machen.“ Tea schüttelte den Kopf. Sie würde mit ihm auf keinen Fall in die Bibliothek gehen. Doch was sollte sie machen? Welche Erklärung konnte sie vorbringen? Damon schien ihr ja wirklich nur helfen zu wollen und für ihren Traum konnte er nichts. Dennoch war er für sie der Böse und nichts auf der Welt würde sie dazu bringen mit ihm einen Raum voller Bücher und gefährlich aussehender Tisch zu gehen.

„Lass uns doch raus gehen.“ Schlug sie spontan vor „Draußen ist es so schön und ich hab gehört, dass man dort am besten lernen kann.“

Damon runzelte die Stirn und betrachtete sie genau. Prüfend und forschend wanderte sein Blick über ihren Körper und blieb dann, nach einer qualvollen Ewigkeit bei ihren Augen hängen. Sie hoffte inständig, dass sie nicht so verzweifelt aussah, wie sie sich fühlte.

„Kann es sein, dass du keine Bücher magst?“

„Was?“

„Na ja, wegen der Bibliothek. Es muss doch einen Grund geben, warum du nicht dorthin willst.“ Damon zuckte mit den Schultern „Ich meine. Es gibt keinen ruhigeren Ort zum Lernen als der Teil der Schule, der nie von einem Schüler betreten wird.“ Tea schrie innerlich auf. Was für ein Typ war das denn? Sie bot ihm an, nach draußen zu gehen. Warum will ein Typ in einem staubigen Raum sitzen und mit ihr lernen.

„Wenn du nicht willst, dann gehe ich eben alleine nach draußen.“ Sie wich ihm aus und bevor er noch weiter Fragen konnte, schlug sie den Weg ein der sie nach draußen auf den Schulhof bringen würde. Sie hörte ihn hinter sich her kommen. Drehte sich aber nicht einmal um. Er sollte nicht denken, dass es sie irgendwie interessierte.

„Ach so ...“ Sie blieb an der großen Tür stehen. „Ich habe noch nicht gesagt, dass ich damit einverstanden bin, dass du mir Nachhilfe gibst.“ Damon stellte sich dicht neben sie, so dass sie seinen Geruch wahrnehmen konnte. Nicht, dass sie nicht wusste, wie er roch. Jedenfalls glaubte sie es, zu wissen, wie er roch. Doch sie musste feststellen, das zwischen Traum und Wirklichkeit doch noch ein Unterschied bestand. In ihrem Traum roch er immer verboten und sehr männlich und nach ihrem Lieblingseis Schokolade. Doch jetzt, wo er so dicht vor ihr stand, bemerkte sie, dass er eher nach Quellwasser roch.

„Dann lass mich versuchen, dich von meinen Qualitäten zu überzeugen.“ Ihr lief ein warmer Schauer über den Rücken. Sie standen so dich bei einandern. Sie hätte ihre Finger nur von der Tür nehmen müssen und sie hätte seine unglaubliche Brust berühren können. Sich selbst davon überzeugen, wie stark und fest sie sich anfühlte und ob der Traum auch in diesem Punkt von der Realität abwich. Und von welchen Qualitäten sprach er?

Damon stieß die Tür auf und trat als Erstes in den strahlenden Sonnenschein hinaus. Tea schob schützend ihre Hände vor die Augen. Auch wenn es ihre Idee gewesen war, nach draußen zu gehen, so war sie auf das grelle Licht nicht vorbereitet gewesen und auch nicht auf den Anblick, der sich ihr bot. Damon im Sonnlicht zu sehen, wirkte so surreal, dass sie glaubte, sie träumte schon wieder. War sie vielleicht im Mathematikunterricht eingeschlafen?

„Tea? Kommst du?“ Sie musste sich wohl fügen. Gerade jetzt konnte sie nichts unternehmen, um ihn loszuwerden. Und vielleicht war es ja eine Chance rauszufinden, was dieser Traum eigentlich von ihr wollte was dieser Traum eigentlich von ihr wollte. Sie holte noch einmal tief Luft und trat dann entschlossen hinaus.

 

„Verstehst du ... Wenn du X hier durch 5 ersetzt dann ...“ Tea fielen die Augen zu. Damon gab sich echt große Mühe, ihr bei der Korrektur zu helfen, aber es blieb immer noch Mathe. Immer wieder legten sich die Lider über ihre Augen und sie drohte weck zu nicken.

„Tea? Ist alles in Ordnung?“ Sie zwang sich Damon an zusehen. Er saß ihr gegenüber. Das Mathebuch zwischen ihnen und die Arbeit thronte vor ihr, mit der leuchtende 5 in Rot. Sie konnte sich nicht leisten einzuschlafen, aber ihre Augen fühlten sich so schwer an.

„Ich hatte heute Nacht einen Alptraum“, gestand sie und regte sich und genoss kurz die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Sie und Damon hatten sich auf eine der vielen Bänke gesetzt, die das Schulgelände säumten, wie Bäume in einem Wald. Wenn etwas an dieser Schule nicht fehlte, dann waren es Tische und Bänke.

Ihre Bank befand sich in der Nähe des Schwimmbeckens und immer wieder zog ein leichter Duft von Wasser ihnen herüber. Die Bank hatte Damon ausgesucht, wobei Tea sich da nicht so sicher ist. Es war, als hätten ihn seine Beine dorthin geführt, so als hätte er keine andere Wahl gehabt.

„Einen Alptraum? Das erklärt, auch warum du so blas aus siehst.“ Damon streckte eine Hand aus. Vor Teas Augen flammte ihr Traum wieder auf, wie diese Hand ihre Wange streichelte. Wie jede Faser in ihrem Körper explodierte und sie all ihre Gegenwehr verlor. Diese Hand hatte, sie im Nacken gepackt, zu ihm zu gezogen und ihre Lippen hatten sich getroffen.

Tea rutschte panisch zurück. Über die Kante der Bank und verlor das Gleichgewicht. Sie stürzte und schlug hart mit dem Kopf auf. Sie bekam nicht mal mehr mit wie, Damon ihren Namen rief. Erkannte nicht das Entsetzten und auch nicht die Sorge. Alles was sie noch mitbekam, war, wie alles um sie herum schwarz wurde, und sie hinab gezogen wurde in eine andere Welt.

 

Das erste was sie hörte, war ein leise platschen. Sie fiel. Endlos, begleitet von dem Platschen. Alles um sie war dunkel. Alles was Tea wahrnehmen konnte, war dieses Geräusch, welches immer näher zu kommen schien.

Ihr Fall wurde langsamer und unter ihr hellte sich der Grund auf. Ein strahlendes Blau hieß sie willkommen und nun konnte sie auch erkennen, was das für ein Platschen war, welches sie die ganze Zeit gehört hatte. Sie schwebte auf einen großen saphirblauen Kristall zu. Er sicher doppelt so groß wie sie. Wasser tropfte aus dem Nichts neben dem Kristall zu Boden und zauberte kleine Wasserringe auf den sonst schwarzen Boden.

Tea landete sicher auf ihren Beinen. Ihre Augen wurden von dem Kristall gefesselt. Einen so wunderschönen Kristall hatte sie noch nie gesehen und schon gar nicht in so einer größer. Tea war sich sehr sicher, dass es keinen Kristall in dieser größer gab und dennoch stand sie vor einem. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem bläulichen schimmernden Kristall aus, doch bevor sie ihn erreichte, verblasste er. Alles um sie herum war wieder schwarz. Unsicher begann sie sich in der Schwärze umzusehen, aber doch was soll man in der Finsternis finden?

Zwei blaue Augen starrten sie plötzlich an. Ihr Herz setzte aus und beinahe hätte sie geschrien. Ihr blieb der Schrei allerdings im Halse stecken. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, wie gelähmt. Keine Zelle in ihrem inneren konnte sich regen. Verdammt in diese Augen zu starren. Voller Angst und Panik.

Tea war ja vieles von ihren Träumen gewohnt. Die Erdbeben oder die Vulkanausbrüche. Jeder dieser Träume fühlte sich real an. Doch nie hatte sie Angst gehabt, oder war gelähmt. Sie war immer noch Herr. Sie hatte sie bewegen können, aber dieser Traum? Er fühlte sich fast an wie der, in dem sie mit Damon zusammen war. Sie kontrollierte ihn nicht. Sie musste sich von ihm treiben lassen. Nicht dass sie jemals aktiv einen Traum beeinflussen konnte. Dennoch spürte sie deutlich einen Unterschied zwischen diesen Träumen.

Um sie herum wurde es heller und sie konnte mehr sehen, als nur diese bedrohlichen Augen. Tea schrie, als sie das Wesen erblickte, zu dem die Augen gehörten.

 

Schreiend wachte sie auf. Ihr Körper zitterte und sie spürte immer noch die Angst, die ihren Körper gelähmt hatte. Panisch sah sie sich um. Suchte nach etwas Bekannten. Sie lag in einem Bett, in einem Raum, der aussah, als könnte es die Krankenstation ihrer Schule sein. Ihr Herz überschlug sich und sicherlich explodierte ihr Puls gerade. Krampfhaft versuchte, sie wieder Ruhe in ihr Inneres zu bringen.

„Tea?“ Ihr Geist war noch nicht bereit für irgendeinen Menschen, dennoch suchten ihre Augen nach der Person. Die Stimme kannte sie, aber so Durcheinander, konnte sie sie einfach nicht zu ordnen. Ihre Augen trafen auf blaue. Saphirblaue, wie sie erschreckend feststellen musste und wieder musste sie an das Wesen denken. Panisch wich sie wieder zurück.

„Pass auf, sonst fällst du nur wieder hin.“ Nur die Sanftheit seiner Stimme, verdankte sie, dass sie nicht noch weiter an den Rand des Bettes rutschte.

„Was ist passiert?“

„Du bist von der Bank gefallen.“ Tea sah etwas in den Augen von Damon aufflackern. Das war nicht die Wahrheit, jedenfalls nicht die ganze. Sie war nicht einfach gefallen. Sie war panisch vor ihm geflohnen und nur deswegen hingefallen. Verletztheit. Damon war verletzt. Sie hatte ihn nicht Verletzten wollen. Daran war nur dieser blöde Traum schuld. Frustriert haute sie ihre Hände auf die Decke und suchte nach Worten um sich gleichzeitig zu entschuldigen und zu bedanken. Ihr wollten aber keine Worte einfallen, außer dem Albernsten: „Danke, dass du mich hierher gebracht hast.“

Damon wirkte immer noch verletzt, aber sein Lächeln überspielte dieses Gefühl. Tea sah, wie seine Hand nach ihrer greifen wollte. Er hielt aber in Bewegung inne und ließ die Hand auf der Bettdecke, dicht bei ihrer Hand liegen. Ihr Herz zog sich zusammen. Damon konnte doch nun wirklich nichts dafür, dass sie so komische Sachen träumte. Was würde wohl passieren, wenn sie ihm die Wahrheit sagte? Hielt er sie dann für verrückt?

„Ich konnte dich da ja schlecht liegen lassen,“ sagte er dann mit seiner echt harmonischen Stimme, aus der man immer noch heraus hörte, wie gekränkt er war „Hätte meinem Ruf schon geschadet, wenn es die Runde machen würde, dass ich verletztes Mädchen einfach liegen gelassen hätte.“ Diesmal schaffte es sein Lächeln nicht, seine Verletztheit zu überspielen. Tea versuchte ihr panisches Herz zum Schweigen, zu bringen. Sie atmete einmal tief durch und dann war sie es, die seine Hand ergriff. Erstaunt blickte sie seine blauen Augen an und wieder war ihr so, als würde sie frisches Quellwasser riechen.

„Tut mir leid.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, aber Damon hatte es gehört. In dieses Lächeln konnte man sich echt verlieben.

„Mach dir keine Gedanken. Mein Ego ist groß genug, um damit fertig zu werden, dass ein Mädchen die Flucht ergreift.“

„Jetzt übertreibst du aber.“

„Meinst du? Hast du eine Ahnung, wie groß mein Ego ist.“ Lachte er und stand von seinem Platz auf und plusterte sich. Tea konnte nicht anders und musste lachen. So hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Im Grunde hatte sie sich keine Vorstellung darüber gemacht, wie Damon sein würde. Sie hatte von an Anfang an versucht, ihn von sich fernzuhalten, so dass sie ihm keine Chance gegeben hatte. Diese Entscheidung begann sie langsam zu bereuen.

„Bist du endlich fertig?“ Ihr Herz setzte eine Sekunde aus. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass noch jemand im Zimmer war. Oder war er eben erst reingekommen? Die Tür zur Krankenstation stand offen. Hatte sie schon die ganze Zeit offen gestanden oder hatte man sie eben erst geöffnet?

„Du stress mal nicht rum, Kris.“ Damon grinste seinen Cousin an. Aber nur kurz. Er wendete sich wieder ihr zu und Teas Herz raste vor Überraschung. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wirkt so undurchsichtig, dass es ihr unmöglich war, zu ahnen, was er als nächstest tun würde.

„Morgen, unternehmen wir den zweiten Versuch, fürs Lernen.“ Er beugte sich zu ihr runter und da sie ihn zum ersten Mal. Aus seinem T-Shirt rutschte ein kleiner blauer Kristall, der an einer silbernen Kette hing. Sie bekam nicht mal mit, wie Damon ihr einen sanften Kuss aufs hauchte. Der Kristall hielt sie gefangen. Er kam ihr so wahnsinnig bekannt vor. Sie war sich sicher, dass sie ihn schon mal irgendwo gesehen hatte, und lange musste tatsächlich nicht überlegen.

Es war eine kleine Ausführung des Kristalls, welchen sie in ihrem Traum gesehen hatte. Tea konnte nicht anders, und ihr Körper hörte eh nie darauf, was ihre Gedanken sagten. Ihre Hand griff nach dem Kristall. Sie musste ihn berühren. So als würden ihre Finger magisch von diesem Kristall angezogen.

„Der ist wunderschön“, sagte sie leise, dass nur Damon es hören konnte.

„Find ich auch.“ Er hielt still, so dass sie ihn sich in Ruhe ansehen konnte. Es gab kein Zweifel, es war der Kristall aus ihrem Traum. Sie versuchte, sich zu erinnern, was noch in diesem merkwürdigen Traum vorgekommen war, aber das Einzige, woran sie sich erinnern konnte, war dieser Kristall. So blau wie ein See.

„Damon wir müssen los.“ Kris klang genervt und seine Körperhaltung zeigte deutlich, dass seine Geduld erreicht war. Damon schien zu verstehen und wollte sich von ihr entfernen. Der Kristall durch ihre Finger, aber sie wollte ihn nicht loslassen. Sie umklammerte ihn und stach sich dabei in den Finger.

„Autsch“

„Was ist?“

„Schon gut. Ich habe mich nur gestochen.“ Sie hielt den Kristall immer noch umschlossen. Damon betrachtete sie einen kurzen Moment. Sanft lösten seine Finger die ihren von dem Kristall.

„Wir sehen uns morgen.“ Zärtlich küsste er ihre Finger und dann verschwand er zusammen mit Kris aus der Krankenstation. Das einzige was zurückblieb, war der Geruch von frischem Quellenwasser und ihr pochender Finger, aus dem leicht ein paar Blutstropfen quollen



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