Alte Pfade von Kylie (Band 3) ================================================================================ Kapitel 10: Die Party --------------------- Moony tauchte am nächsten Morgen unverletzt wieder auf, war jedoch zerkratzt und vollkommen erschöpft. Camilla begleitete ihn und ging gemeinsam mit ihm in den Krankenflügel. Sirius hatte schon am Abend erfahren, dass sie nicht Madam Pomfrey aufgesucht hatte, sondern stattdessen nach dem gemeinsamen Freund gesucht hatte. Seltsamerweise war er gar nicht wütend... Weder darüber, dass seine Freundin so leichtsinnig gewesen war und alleine in den Wald ging noch, dass sie nicht mal vorher ihre Verletzungen verarzten ließ. Vielmehr war da... Erleichterung! Es ging ihnen gut und sie waren nicht von Hogwarts geschmissen worden. Zumindest bis jetzt..., dachte er und knabberte appetitlos an einem Brötchen herum. Peter, James und Logan waren bei ihm. Auch sie schienen keinen wirklichen Appetit zu haben. Die gestrige Nacht war noch aufregender und noch gefährlicher gewesen, als sie es erwartet hatten! Dass Professor Pride sie auch noch erwischt hatte, hatte ihr Adrenalin richtig hochkochen lassen, sodass keiner mehr schlafen konnte. Er wusste nicht, wie er heute im Unterricht wach bleiben sollte... „Wie konnte sie ganz alleine, all die Spinnen besiegen?“, hörte er Krone ungläubig fragen. „Ich habe keine Ahnung...“, brummte Sirius aufrichtig. Peter quiekte und sah sie aufgeregt an: „Es... Es war nicht ihr Stab! Habt ihr es nicht gesehen?“ „Es ist schon ihrer...“ Bisher hatten James und er über den Zauberstab von Salazar Slytherin geschwiegen, wie es Camilla gewollt hatte. Ebenso über die Kammer des Schreckens und den Basilisken. Er wusste nicht recht, ob er das Schweigen jetzt brechen sollte, ohne vorher mit ihr gesprochen zu haben... „Aber-... Er sah anders aus!“ „Das stimmt, weil sie zwei Stäbe hat.“, wich Sirius der Unterhaltung aus. „Zwei...?“, wiederholte Logan irritiert. „Wozu hat Camy denn zwei Stäbe? Sind sie für unterschiedliche Bereiche?“ „Sozusagen...“ „Fragt sie einfach selbst, wenn ihr sie seht!“, warf James rettend ein. „Es ist nicht unsere Entscheidung, wen sie ins Vertrauen zieht.“ „Da stimme ich euch zu.“, sagte eine Frauenstimme und erst glaubte er, dass Camilla sie belauscht hatte, doch als er sich umdrehte, sah er Lily Evans. Seine Freude ließ sofort nach und er drehte sich wieder lustlos zu seinem Teller. „Oh bitte, nicht noch mehr Begeisterung!“, sagte Lily nicht wirklich sauer. „Hey, Schatz.“, sagte James lächelnd, stand auf und küsste sie sanft. Nur ganz kurz, weil sie mitten in der Großen Halle waren und er sie nicht beschämen wollte. „Hey~...“, erwiderte sie sanft. „Wo sind denn Remus und Camilla?“ „Im Krankenflügel.“ „Was? Sind sie gestern schwer verletzt worden?!“ „Du hast es ihr gesagt?!“, empörte sich Sirius entsetzt und starrte James an. „Natürlich! Sie ist meine Freundin...“ Lily drängte sich zwischen sie, bevor Sirius seinen besten Freund schlagen konnte: „Ihr wisst doch, dass ihr mir vertrauen könnt. Ich sag‘ es keinem... Sag‘ mir lieber, wie es ihnen geht.“ Tatze spürte, dass Wut in ihm hochkochte, doch eigentlich verstand er, weshalb Krone seiner Freundin von dem Abenteuer berichtet hatte. Dennoch hörte er ihnen nur halbherzig zu, während er lustlos in seinem Essen herumstocherte. Durchaus lebhaft berichtete James ihr von den Ereignissen. Natürlich ausweichend, damit ahnungslose Mitschüler nicht darauf kamen, was sie gestern Nacht angestellt hatten. Dabei beruhigte er Lily auch, indem er ihr bewusst machte, dass niemand ernsthaft verletzt worden war – außer einiger bösen Riesenspinnen natürlich. „Wie soll Camilla so nur ihre UTZ schaffen...?“, seufzte Lily unglücklich. „Wie bitte?“, hakte Sirius atemlos nach. Wie konnte sie derzeit denn bitte an so etwas denken?! Natürlich bereiteten ihre Professoren sie alle auf die Prüfungen vor und es war das Hauptthema in ihrem Abschlussjahr, aber sie kämpften derzeit um Camillas Leben. Nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch... Die UTZ schienen ihm da wirklich nicht relevant zu sein. „Es entscheidet doch mit über ihre Zukunft, oder nicht?“, hinterfragte die Rothaarige verwirrt. „Sie wird doch nach der Schule arbeiten wollen, oder? Ohne gute UTZ hat sie keine besonders tollen Optionen...“ „Ich denke, darüber sollte nur ich mir Gedanken machen.“, warf Camilla mit hochgezogener Augenbraue ein, die plötzlich hinter ihnen stand. Neben ihr war Remus. Beide waren vollkommen geheilt worden! „Da seid ihr ja!“, freute sich James und sprang auf. Er umarmte beide herzlich. „Okay... Okay! Genug geschmust.“, warf Camilla verlegen ein und drängte Krone von sich. „Geht es euch soweit gut? Habt ihr großen Ärger bekommen?“ „Nein, bisher gar nicht.“, antwortete Sirius wahrheitsgemäß. „Und ihr? Wie geht es euch?“ Remus grinste und präsentierte sich ihnen: „Seht ihr das? Alles weg! Madam Pomfrey hat uns vollkommen heilen können.“ „Sie war aber echt sauer, weil wir nicht sofort zu ihr sind. Also ich zumindest...“ „Kann ich verstehen.“, brummte Tatze tadelnd. „Professor Pride hat dich eigentlich zu ihr geschickt und nicht in den Verbotenen Wald.“ „Er wusste genau, dass ich Moony suchen würde. Er kennt mich.“ „Moment...“, warf Lily ein, bevor irgendwer etwas sagen konnte. „Du machst dir wirklich gar keine Sorgen, wegen der UTZ? Du hast doch gar keine Zeit zum Lernen! All die Abenteurer und die Pflichten als Vertrauensschülerin... Was willst du denn nach der Schule machen?“ „Nicht sterben.“, gluckste Camilla. „Das ist nicht witzig...“ Seine Verlobte zuckte mit den Schultern, während sie sich einfach an den Gryffindor-Tisch sinken ließ: „Lily, ich kann auch irgendeinen No-Maj-Beruf ausüben. Ich kann als Tänzerin arbeiten oder meine Malerei verkaufen. Ich bin nicht abhängig von der Magie.“ „Du könntest dir wirklich ein Leben als Muggel vorstellen? Nachdem du die Welt der Magie kennengelernt hast?“, hinterfragte die Rothaarige atemlos. Auch Sirius war überrascht. Er könnte nicht mehr ohne Magie leben! Camilla schwieg und lud sich stattdessen etwas Obst auf ihren Teller, während James ihr einen heißen Kakao einschenkte. Die beiden waren fast wie Zwillinge! Wussten inzwischen ohne Worte, was der andere brauchte. „Die Magie hat mir nichts als Kummer gebracht...“, zischte sie dann mit belegter Stimme. „Die Magie nahm mir die Chance darauf, meine Eltern kennenzulernen. Durch Magie starben Freunde von mir... Es war die Magie, die mir Schmerz zufügte, den ich nicht in Worte fassen kann.“ Camilla schwieg. Tatze kam es so vor, als rang sie um Fassung, doch er war sich nicht sicher, ob sie wütend oder traurig war. Dann sah sie plötzlich ihn an und lächelte: „Das einzig Gute, was mir die Magie gebracht hat, ist Sirius Black.“ Einen Augenblick starrte er sie fassungslos an, dann erwiderte er ihr Lächeln. Sanft beugte er sich vor und küsste seine Verlobte, die den Kuss hemmungslos erwiderte. Ihnen waren die Zuschauer inzwischen egal. Bevor Lily Evans noch irgendwas einwerfen konnte, gesellte sich unerwartet ein Professor zu ihnen. Überrascht stellte er fest, dass es weder Professor Pride noch Professor Callum waren. Es war Professor Slughorn! Er war ein rundlicher Mann, dessen Haar langsam einer Glatze wich, doch er trug stets ein freundliches Lächeln. Das Alter schien ihm nichts auszumachen. Inzwischen war er weder der Hauslehrer von Slytherin noch unterrichte er die Grundkurse für Zaubertränke. Einst hatte er Professor Pride ausgebildet, doch der brauchte seine Hilfe nicht mehr. Laut Professor Slughorn war er nur noch auf Hogwarts, um seine letzten Schützlinge auf ihrer Reise zum Erfolg zu begleiten. Damit meinte er vor allem Lily Evans und Severus Snape. Wie absurd es auch klang, doch tatsächlich sammelte er Schüler! Kinder und Jugendliche aus bekannten Familien oder mit außergewöhnlichen Begabungen, die mal Großes erreichen würden. Laut Lily hatte er von ihnen Fotos, die er allzu gerne präsentierte und von den Erfolgen seiner ehemaligen Schüler berichtete, wenn er Zuhörer hatte. Es war fast so, als glaubte er, dass sie nur Dank ihm so erfolgreich geworden waren. „Oh, ich bin mir absolut sicher, dass Miss Blair eine glorreiche Zukunft als Hexe vor sich hat.“, strahlte er breit. Er hatte sie also bis eben belauscht... „Professor Slughorn...“, sagte Lily höflich, doch er beachtete sie gar nicht. „Miss Blair, an diesem Freitag habe ich ein Fest und ich würde Sie gerne dazu einladen.“, richtete er stattdessen an die Amerikanerin und strahlte breit. „Ich habe gehört, was Sie für vorzügliche Fortschritte in Zaubertränke gemacht haben! Und wie gut Sie in den anderen Fächern sind... Ich würde gerne mehr von Ihnen erfahren.“ Ist das sein Ernst?, fragte sich Tatze, unterdrückte aber den Drang, es laut auszusprechen. Sonst lädt er doch nur Schüler aus seinem Leistungskurs ein! „Sie dürfen natürlich eine Begleitung mitbringen, Miss Blair. Sagen Sie dieser Person, dass es ein festlicher Anlass ist.“, sagte er mit geschürzten Lippen, als habe sie ihm bereits zugesagt. „Äh... Natürlich...“, nuschelte Camilla genauso verwirrt wie alle Anwesenden. „Ich freue mich schon sehr!“ Professor Slughorn drehte sich begeistert um und stapfte davon. Alle starrten ihm entgeistert nach, doch der Lehrer merkte es nicht mal. „Was zur Hölle war das...?“, fragte Camilla irritiert. „Er will dich für seine Sammlung.“, antwortete Sirius und konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen. „Er will bitte was?“ „Slughorn sammelt sozusagen... Schüler.“, erklärte er ihr grinsend. „Erfolgsgeschichten! Kinder und Jugendliche, die durch ihre Familie oder ihre Fähigkeiten mal sehr große Hexen oder Zauberer werden. Zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit... Solche wie dich.“ „Ich bin doch kein Gegenstand!“, empörte sich Camy zu Recht. Lily riss sich aus ihrer Schockstarre und blickte ihr fest in die Augen: „Das ist eine große Ehre, Camilla! Er lädt sonst nie Schüler ein, die nicht in seinem Leistungskurs sind.“ „Das verdanke ich wohl Professor Pride oder Dumbledore... Welch zweifelhafte Ehre.“ „Du musst hingehen! Slughorn ermöglicht unfassbare Erfolgsgeschichten!“, drängte die Schulsprecherin sie weiter. „Abgesehen von denen, die im Anschluss durchdrehen...“, murmelte Camilla abwesend. „Wie bitte?“ „Ach nichts! Ich geh‘ schon hin, keine Sorge, aber er hat mir weder den Ort noch die Uhrzeit gesagt.“ „Ich schreib‘ es dir auf!“, keuchte Lily eifrig und setzte sich nun zu James an den Tisch. Sofort zog sie ein Pergament und ihre Feder heraus, die sie beim ersten Date von Krone geschenkt bekommen hatte. „Du solltest ein hübsches Mitbringsel dabeihaben.“, säuselte Sirius grinsend und sah wieder zu Camilla. Sie erwiderte seinen Blick und grinste auch: „Ach? Sollte ich das?“ „Oh ja! Auf jeden Fall!“ „Was stellst du dir denn vor?“ „Vielleicht einen charmanten, gutaussehenden, jungen Mann mit schwarzen Haaren und einem unfassbar coolen Festumhang? Der auch noch tanzen kann? Seine Witze sollen auch der Hammer sein!“, alberte Tatze herum, doch wenn er ehrlich war, wollte er tatsächlich gerne dort hin! Er selbst hatte es nicht in den Leistungskurs für Zaubertränke geschafft, genauso wenig wie James und Peter. Es war vielleicht seine letzte und einzige Chance, um eine der berühmten Partys des Professors zu erleben und zu sehen, wen er alles einlud – abgesehen von seiner Verlobten, Lily und Schniefelus. „Das klingt perfekt! Weißt du, wo ich so einen herbekomme?“, fragte sie kichernd, während sie seine Hände in ihre nahm. „Keine Ahnung, aber ich würde mich opfern und stattdessen mitkommen.“, schnurrte er verlockend. „Bedauerlich, aber dann nehme ich mit dir Vorlieb.“ „Wunderbar.“, freute er sich aufrichtig und küsste sie erneut. Ihre Lippen waren so weich, dass es sich anfühlte, als würde er eine Wolke küssen! Lily Evans drückte der Amerikanerin den Zettel mit der Uhrzeit und dem Ort in die Hand, ehe sie sich an ihr Frühstück machte. Sie hatten heute alle noch Unterricht und bei einer Sache hatte die Schulsprecherin recht: Dieses Jahr war noch anstrengender als das ZAG-Jahr! Er hinkte mit seinen Hausaufgaben hinterher und wirklich gelernt, hatte er auch noch nicht. Camys Ruhe hätte ich gerne... Ich rausche wahrscheinlich total durch die UTZ’s!, dachte er verbittert. Gleichzeitig nahm er sich vor, dass er seine Freizeit nun mehr mit Lernen füllen würde.   Obwohl Joshua es angedroht hatte, waren sie bisher von Strafarbeiten verschont geblieben. Natürlich hatte sie ihn darum gebeten, dass er es sein lassen sollte, doch Camilla hatte nicht ernsthaft erwartet, dass er auf sie hören würde. Der Einwand, dass Dumbledore selbst sie angestiftet hatte, war wohl der Punkt gewesen, der ihn milde gestimmt hatte. So konnte sich die Amerikanerin auf diesen Freitagabend konzentrieren. Sie hatte sich wirklich viel Mühe gegeben! Das kurze, schwarze Kleidchen sah ein bisschen nach einem Negligé aus, doch es betonte auch ihre strammen, endlos langen Beine. Ihr goldblondes Haar war zu einem lockeren Dutt gebunden, zu dem jeweils links und rechts ein geflochtener Zopf führte. Ihr Make-Up hielt sie wie immer dezent, aber darauf bedacht, ihre eisblauen Augen zu betonen. Hier und da klimperte dezenter Goldschmuck, was ihr Anmut, aber auch Sexappeal verlieh. Sirius würde das Outfit gefallen, aber gleichzeitig kochen vor Eifersucht! Viele Jungs würden gucken und genau das hasste er. Eigentlich wollte er, dass nur er sah, wie attraktiv seine Verlobte war und sonst sollte sie unsichtbar sein. Als sie Schritte hörte, war sie sich sicher, dass es der Schwarzhaarige war, doch als sie sich umdrehte, entdeckte sie stattdessen Peter Pettigrew. Er wirkte nervös – also noch nervöser als sonst! Seine Hände waren verkrampft ineinander gefaltet und er wagte es kaum, sie anzublicken. Wenn die Blondine recht darüber nachdachte, war es wohl das erste Mal, dass sie ohne andere aufeinandertrafen. Es war immer jemand dabei! In der Regel jemand aus der eigenen Clique und dann traute sich Wurmschwanz kaum etwas zu ihr zu sagen. „Was machst du denn um die Zeit alleine auf den Gängen?“, erkundigte sie sich freundlich. „Ich-... Ich wollte zu dir!“, quiekte Peter verunsichert und wagte immer noch keinen Augenkontakt. „Achso? Wo drückt denn der Schuh?“ Endlich sah der rundliche Junge auf, senkte den Blick aber sofort wieder. Es kam ihr allerdings so vor, als habe er sie kurzzeitig verlegen gemustert. Ihr Aufzug machte es dem schüchternen Peter nicht gerade einfacher. „Du-... Du siehst toll aus!“, zwang er sich zu sagen. „Danke schön.“ „Ich-... Ich-...“, Peter brach ab. Camilla zwang sich dazu, geduldig zu bleiben. Ihm fiel es merklich schwer, mit Mädchen zu sprechen. Oder es fällt ihm schwer, weil ich es bin., überlegte sie ernst. Weil er weiß, dass ich Toms Tochter bin und das Dunkle Mal trage... Wurmschwanz atmete tief durch und schien all seinen Mut zu sammeln, ehe er endlich Blickkontakt aufbaute: „Ich wollte mich bei dir bedanken.“ „Ach ja?“, fragte sie überrascht. „Wofür?“ „Dafür, dass du mich gerettet hast!“, quiekte er empört. „Du hast mich gefangen und die ganze Zeit festgehalten, obwohl es einfacher gewesen wäre, wenn du losgelassen hättest! Dabei bist du sogar verletzt worden...“ „Ist schon okay. Ich lasse doch keinen meiner Freunde sterben!“ „Sind-... Sind wir das...? Freunde?“, wiederholte er ungläubig. „Sirius‘ Freunde sind auch meine Freunde!“ Peter lächelte verlegen und plötzlich schien es ihm ganz leicht zu fallen, sie anzusehen. Wenn er auch gewiss keine Schönheit war, konnte sie eine dezente Wärme in seinen Augen entdecken. Das musste unter anderem auch ein Grund dafür sein, dass die Rumtreiber so an ihn glaubten. „Sirius hat wirklich Glück mit dir, weißt du?“, warf er dann aufrichtig ein. „Du hast ein gutes Herz und bist eine wirklich begabte Hexe.“ „Danke.“, erwiderte sie ehrlich. „Darf ich dich... etwas anderes fragen?“ Nun war sie doch etwas irritiert. Was wollte er bloß von ihr wissen? Es schien ihm Unbehagen zu bereiten, trotzdem raffte Camilla ihre Schultern und brach den Augenkontakt nicht ab: „Natürlich! Alles, was du willst.“ „Was war das für ein Stab?“, krächzte Peter verunsichert. „Es war nicht der Zauberstab, den du im Unterricht verwendest.“ Das ist ihm aufgefallen? Wir schwebten in Lebensgefahr und er achtet auf meinen Zauberstab?, dachte die Blondine irritiert. Das Adrenalin hatte offenbar die Sinne der Ratte so geschärft, dass ihm solche Details aufgefallen waren. Oder er war so von ihrer plötzlichen Macht fasziniert gewesen, dass es ihm auffallen musste! Was es auch immer gewesen war, was seine Wahrnehmung so verstärkt hatte, konnte massive Konsequenzen für sie haben. Geheimnisse zu bewahren, war wirklich nicht ihre Stärke. „Es war der Stab von Salazar Slytherin.“ Peter gluckste, als habe sie einen ausgezeichneten Witz gemacht! Als ihm bewusst wurde, dass sie nicht mit einstimmte, blickte er irritiert auf und stellte fest, dass Camilla tot ernst aussah. Sofort verstummte sein Lachen: „Das ist dein ernst?“ „Ja, ist es.“ „Aber-... Aber dieser Stab ist verschollen!“ „War verschollen.“, korrigierte sie ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Seit ich ihn gefunden habe, ist er es nicht mehr.“ „Wo zur Hölle hast du ihn her?!“, fragte Wurmschwanz empört. „Ilvermorny.“, antwortete sie schlicht. Über die genauen Umstände wollte sie ihn nicht aufklären, weil sie ihm dafür nicht genug vertraute. Er mochte ein Rumtreiber sein, doch ihre Instinkte warnten sie davor, ihm zu viel zu verraten. Es war wohl eher Glück, dass kurz darauf hinter ihnen neue Schritte zu hören waren. Als sich Camy umdrehte, entdeckte sie Sirius, der breit lächelte. Er trug nicht denselben Festumhang wie im letzten Jahr, aber einen ähnlichen. Er sah ein bisschen wie ein No-Maj-Anzug aus, hatte aber auch die deutlichen Merkmale eines Zauberer-Outfits. Sie war sich nicht sicher, glaubte aber, dass ihr Vater diesen Umhang entworfen hatte. „Guten Abend, ihr zwei.“, grüßte er sie überrascht über Peters Anwesenheit. „Ist irgendwas passiert?“ „Nein!“, quiekte Peter viel zu schnell. „Du siehst toll aus!“ „Danke schön. Begleitest du uns etwa auf die Party?“, hinterfragte Tatze immer noch verwirrt. „Nein, er wollte sich bloß für die Sache im Wald bedanken.“, erwiderte Camilla lächelnd. „Ja! Ja, genau...“, stimmte Wurmschwanz zu. „Ich sollte dann mal-... Na ja... Ich gehe dann mal! Schönen Abend euch beiden.“ „Danke.“, erwiderte sie wie aus einem Munde und beobachteten, wie Peter eilig den Weg zurück zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum nahm. Schweigend blickten sie in den nun leeren Flur. Die Schritte von Peter waren bald nicht mehr zu hören, doch sie waren wohl beide sehr überrascht von dessen Gesprächigkeit ihr gegenüber. „Darf ich dann bitten?“, unterbrach Sirius dann die Stille und bot ihr seinen Arm an. „Ja, sehr gerne.“ Lächelnd nahm sich die Amerikanerin den angebotenen Arm und ließ sich von ihrem Verlobten führen. Sie trugen beide ihre Partnerringe, was bestimmt neugierige Blicke und Fragen auf sie lenken würde. „Du siehst übrigens fantastisch aus, Camy.“, hauchte er ihr zu, als sie fast bei Slughorns Büro waren. „Danke sehr.“, erwiderte sie strahlend. „Vielleicht ein bisschen zu sexy...“ „Waaas? Man kann zu sexy sein?!, hinterfragte Camilla gespielt empört. „Das wusste ich nicht!“ Glucksend stieß er mit seiner Schulter gegen ihre und sah sie dann wieder an: „Ja... Aber du kannst das gerne tragen, wenn wir alleine sind.“ „Ich werde es mir merken.“ Je näher sie an Slughorns Büro kamen desto deutlicher wurde, dass dort eine Party in Gange war. Musik hallte durch die Flure und man konnte auch immer mal wieder Gelächter hören. Die meisten schienen schon dort zu sein, denn es kamen keine Gäste an ihnen vorbei. Es trennte sie nur noch ein Gang, dann hielt Sirius sie plötzlich auf. Verwirrt sah sie in seine grauen Augen, doch er sagte noch nichts. Ein Teil in ihr glaubte, dass er sie nun bitten würde, sich nochmals umziehen zu gehen. Irgendwas Längeres! Nur, damit keiner sie ansah... Doch sein ernstes Gesicht ließ sie eher vermuten, dass es nicht um so eine kindische Eifersucht ging. „Was ist denn los?“, flüsterte Camilla besorgt. „Fragst du dich nicht, wie ich mir den neuen Festumhang leisten konnte? Und alles, was ich mir so zwischendurch kaufe...?“ „Ähm... Die Potters bezahlen dir doch gerne alles.“ „Ja, aber ich will doch immer selbst bezahlen...“, erinnerte er sie zähneknirschend. Sie erinnerte sich an die Einkäufe in der Winkelgasse und nickte zustimmend: „Ja, du hast recht... Deine Eltern haben dir bestimmt den Geldhahn zugedreht, nachdem du geflohen bist?“ „Ja, genau. Was auch immer ein... »Geldhahn« sein soll...“ „Das sagen die No-Maj, wenn... Also... Wenn Eltern zum Beispiel ihren Kindern kein Geld mehr geben wollen... Ich kann es nicht besser erklären!“ „Ist ja auch egal!“, winkte Tatze ab. „Es drückt ja genau das aus, was meine Eltern getan haben.“ „Woher hast du das Geld?“, hinterfragte Camy. Das war es, was er offenbar von ihr hören wollte. „Ein Onkel von mir ist verstorben. Ist nicht so lange her...“, begann er zu erklären. „Das tut mir leid.“ „Danke.“, erwiderte er mit einem zerbrechlichen Lächeln. „Onkel Alphard hinterließ mir ein großzügiges Erbe, was mich finanziell sehr gut absichert...“ Er schwieg. Dieses Thema schien ihm schwerzufallen! Immerhin ging es um den Tod eines Verwandten, aber offenbar auch um eine riesige Summe Galleonen. Camilla erinnerte sich an ihre Unterhaltungen mit Sirius und Regulus. Sie waren beide davon überzeugt gewesen, dass Tatze niemals etwas von einem Black erben würde. Sie hatten sich offenbar beide geirrt... Zwar ging es offenbar nicht um irgendwelche Familienerbstücke, aber immerhin um ein halbes Vermögen! Vermutlich würde das dafür sorgen, dass die Blacks auch Alphard Black verleugnen würden... Sirius war ja ein Blutsverräter und ihm zu helfen, bedeutete, dass man auch einer war. Dieses Wissen lastete sicherlich schwer auf seinen Schultern, aber auf der anderen Seite half ihm das Erbe. Ohne die Unterstützung der Potters, wäre er längst verhungert! Oder er hätte um Gnade winselnd zu seinen Eltern zurückkriechen müssen... Nun war er unabhängig. „Jedenfalls...“, riss Sirius sie wieder aus ihren Gedanken. „Möchte ich nach dem Abschluss bei den Potters ausziehen. Ich bin ihnen dankbar, möchte ihnen aber nicht länger zur Last fallen. Ich habe nun ein eigenes Vermögen! Ich will mich selbst versorgen.“ „Das kann ich gut verstehen.“, erwiderte sie lächelnd und war ein bisschen stolz auf ihn. Er war so erwachsen geworden! „Ich wollte dich fragen... Na ja... Wir sind ja schon verlobt und wir lieben uns...“, druckste Sirius verlegen herum. So kannte sie ihn gar nicht! Er klang gerade ein bisschen wie Wurmschwanz... „Ich wollte dich fragen, ob wir nicht direkt... zusammenziehen wollen...?“ „Wirklich?“, fragte sie überrascht und verzückt zugleich. „Meinst du das ernst?“ „Ja, natürlich!“ Ihr Herz raste regelrecht! Mit Sirius zusammenziehen... Er hatte recht: Es war das nächste Schritt, nachdem sie sich verlobt hatten. Ihr eigenes Nest gründen. Sesshaft werden... Trotzdem war die Vorstellung auch beängstigend. Es bedeutete, dass sie immer aufeinander herumhockten und sie ihn permanent Gefahren auslieferte. Da war immer noch Tom mit seinen Todessern, der sie nicht in Frieden lassen würde, solange er lebte. Auch die Blacks würden es ihnen gewiss nicht leicht machen! Dennoch war sich die Amerikanerin sicher, dass sie es wollte. Lächelnd sah sie ihn an und ihre Hände legten sich in seine: „Ja, ich will.“ Er lachte kurz, dann küsste er sie leidenschaftlich. Er wirkte erleichtert, was sie verstehen konnte. Die Frage musste ihm schwergefallen sein. Er gab nun endgültig sein Junggesellendasein auf. „Dann suchen wir uns eine Bleibe, die uns beiden gefällt...“ „Und es stört dich nicht, dass ich vielleicht total in den UTZ’s versagen werde?“ „Camy, es ist mir egal, was du arbeitest. Von mir aus werde Tänzerin oder Malerin oder was auch immer! Ob als Hexe oder... No-Maj, ich werde dich immer lieben.“, sagte er voller Inbrunst und sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. „Ich liebe dich.“, hauchte sie aufrichtig und presste ihre Lippen erneut auf seine. Ihre Hände glitten schützenswert an seinen Brustkorb, während seine starken Arme sie umfingen. Es fühlte sich gut an. Nachdem sie alles geklärt hatten, wollte Sirius weitergehen, doch dieses Mal hielt sie ihn auf. Nur ganz zaghaft, aber es reichte, damit er stehenblieb. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte er sie besorgt. „Wir müssen uns aber einen Geheimnisbewahrer suchen...“ „Das ist doch einfach!“, strahlte Tatze begeistert. „Wir nehmen natürlich Krone! Er macht das bestimmt gerne.“ „Ja, das würde er bestimmt, aber ich denke, es wäre besser, wenn wir jemanden mit mehr... Erfahrung nehmen würden. Jemand, der sich wirklich gegen Todesser verteidigen kann...“ „Okay... An wen hast du gedacht? Dumbledore?“ „Nein, auf gar keinen Fall!“, stöhnte Camy empört. „Ich dachte eher an... Joshua.“ „Nicht dein Ernst?“ „Wir wissen, dass er gegen Tom und seine Anhänger ist und er hat seit Jahren überlebt, obwohl sie Feinde sind. Er hasst ihn!“, erinnerte sie ihn trocken. „Er würde uns niemals verraten und hat die Fähigkeiten, um sich selbst zu schützen.“ Kurz schwieg Sirius. Ihm schien ihr Vorschlag Unbehagen zu bereiten, was sie in einer Vermutung bestärkte, die sie schon länger hegte: Er sah Joshua als Konkurrenten an. Etwas schien ihn glauben zu lassen, dass sie mit dem Professor anbandeln könnte. Das war lächerlich! Für sie war er vielmehr eine Art Vater, der sie vor Schaden bewahrte und belehrte. Nicht so, wie ihre echten Väter, aber durchaus vergleichbar. Zähneknirschend nickte der Black-Erbe: „In Ordnung... Du vertraust ihm, mehr muss ich nicht wissen.“ „Danke schön!“, freute sich Camilla aufrichtig und küsste ihn schon wieder. Das entlockte Sirius ein Lächeln. „Wir sollten nun echt zur Party.“ „Ja, sollten wir, Prinzessin.“ „Nenn‘ mich nicht so!“ „Verzeihung.“, gluckste er und gab ihr damit zu verstehen, dass er sie immer wieder so nennen würde. Hand in Hand überwanden sie endlich die letzten Schritte zur Party. Es grenzte an Lärm! Schon durch die Tür glaubte die Amerikanerin, dass ihr gleich das Trommelfell platzen würde, doch als ihr Verlobte diese öffnete und für sie aufhielt, wollte sie am liebsten auf dem Absatz kehrt machen und flüchten. Drinnen war es richtig belebt. Einige Gäste unterhielten sich mit Drinks in der Hand, andere tanzten zur fröhlichen Musik. Der gesamte Raum war festlich mit Lichtern und Girlanden geschmückt, sodass es gar nicht nach einem Lehrerbüro aussah. Selbst die Vorhänge waren ausgetauscht worden, damit sie zur Stimmung passten! Von Lily wusste sie, dass die Festlichkeiten immer anders abliefen. Manchmal war es wie heute: eine richtige Party. Manchmal waren es gemütliche Abendessen im kleinen Kreis. Es gab auch mal Kombinationen oder regelrechte Diskussionsrunden, die vor allem den Intellekt der Anwesenden fordern sollten. Camy war sich nicht sicher, welche Veranstaltung ihr heute lieber gewesen wäre... Professor Slughorn kam ihnen strahlend entgegen. Er trug einen prunkvollen Festumhang, der nicht ansatzweise so dezent war wie der von Sirius. Der Professor wollte eindeutig im Mittelpunkt stehen! Als Gastgeber müsste er das sowieso, doch vermutlich reichte ihm das einfach nicht. „Da sind Sie ja! Wie schön!“, verkündete der inzwischen betagte Lehrer glücklich. „Mir ist zu spät klar geworden, dass ich Ihnen gar nicht gesagt habe, wo die Festlichkeiten stattfinden...“ „Lily Evans hat es mir gesagt.“, berichtete Camilla höflich. „Ah, sehr gut, sehr gut.“ „Eine tolle Party.“, lobte Tatze den Mann, der sofort noch mehr strahlte. „Danke sehr!“, freute sich Slughorn aufrichtig. „Miss Blair, Sie sehen bezaubernd aus! Viel zu elegant für diese lahme Gesellschaft...“ „Sie sind ein Charmeur, Professor!“, gluckste sie mädchenhaft und tat bescheiden. „Sie sehen aber auch fabelhaft aus! Fallen hier richtig auf.“ „Sie sind zu freundlich, Miss Blair, wirklich zu freundlich.“ „Sie kennen bestimmt Sirius Black, meinen Begleiter?“, stellte Camilla ihren Verlobten vor. „Natürlich, natürlich! Ich freue mich so sehr, dass ich heute auch mal Mister Black hier begrüßen kann.“, sagte Slughorn ehrlich. „Leider haben Sie es nicht in meinen Leistungskurs geschafft... Das ist so bedauerlich.“ „Jaah~, ich fürchte, ich bin nicht besonders gut in Zaubertränke...“, gab der Black-Erbe verlegen zu. „Ach was! Dafür sind Sie doch in Verteidigung gegen die Dunklen Künste überragend!“, strahlte der Professor über beide Wangen. „Und ich hörte, dass Ihre Noten auch sonst durchaus gut sind. Ihre ZAG’s liefen ja auch bestens... Also kein Grund sich zu schämen, Mister Black.“ „Danke sehr, Professor.“ „Nun, ich will Sie gar nicht länger davon abhalten, die Festlichkeiten zu erkunden! Bedienen Sie sich und fühlen Sie sich wohl. Wenn Ihnen etwas fehlt, sagen Sie Bescheid.“, sagte Slughorn begeistert. „Wir essen in einer Stunde gemeinsam ein Festmahl, also schlagen Sie Ihre Bäuche nicht zu voll.“ „Wie herrlich! Danke sehr, Professor Slughorn.“, freute sich Camilla. Der Gastgeber lächelte sie beide noch ein letztes Mal an, dann drehte er sich um, damit er sich wieder um die anderen Gäste kümmern konnte. Sie entspannten sich augenblicklich. Camilla war sich nicht sicher, ob alle Getränke alkoholfrei waren, traute sich aber trotzdem, einen Cocktail zu nehmen. Sirius hingegen begnügte sich mit einem Butterbier, während sie durch die Leute schlenderten. Sie entdeckten dabei Lily Evans und gesellten sich zu ihr. Während ihrer Unterhaltung ließ ihre Mitschülerin fallen, dass Camilla heute die einzige sei, die eine Begleitung hatte mitbringen dürfen. Generell lud der Professor wohl selten dazu ein, dass seine Gäste Begleiter mitbrachten, damit er die Kontrolle über die Gäste behielt. Er bedauert wohl wirklich, dass Sirius nicht gut genug für seinen Leistungskurs ist..., überlegte sie amüsiert. Seine einzige Chance, damit er ihn mal näher kennenlernen kann. Um festzustellen, was er verpasst... Innerlich hoffte die Amerikanerin, dass der Abend noch spannender wurde. Solch edlen Festlichkeiten mochten hin und wieder ganz nett sein, aber ihr fehlte der Pepp.   Inzwischen wusste Sirius, dass er nichts verpasst hatte. Die Partys von Professor Slughorn waren ungemein langweilig! Ein Teil von ihm wollte etwas anstellen... So wie früher, wenn er sich gelangweilt hatte. Da war dann meistens Schniefelus sein Opfer gewesen, den sie weitgehend zufriedenließen, seit er mit Camilla ging und Krone mit Lily Evans. Trotzdem juckte es ihn gerade in den Fingern, ihn vor allen Augen fertig zu machen! Und das nur, weil er sich langweilte... „Wie... lange wolltest du bleiben...?“, erkundigte er sich flüsternd. Er wusste nicht mal, wie lange sie nun schon hier waren! Es fühlte sich nach Stunden an, aber vermutlich war es nicht mal eine. Der lange Tisch deckte sich gerade mit allerlei Getränken und Köstlichkeiten. Die Vielfalt war beinahe genauso überwältigend, wie an Feiertagen in der Großen Halle. Das angekündigte Essen hatte Tatze vollkommen vergessen! Er stöhnte innerlich genervt. Es würde noch langweiliger werden, wenn sie erstmal saßen... „Eigentlich wollte ich noch alleine mit Slughorn sprechen, aber er ist nie alleine. Immer tummeln sich irgendwelche Leute um ihn.“, schnaubte Camilla leise zurück. „Was willst du denn von ihm?“ „Eigentlich will ich ihn nur etwas fragen, weil-...“, sie wurde unterbrochen. Slughorn schlug sanft mit einem Löffel gegen sein Glas und lächelte breit in die aufmerksamen Gesichter: „Unser Festmahl ist serviert! Bitte! Setzt euch alle und genießt die Speisen!“ Chaos brach aus. Alle Gäste wollten möglichst gute Sitzplätze erwischen und dafür schubsten sie sogar andere fort. Er verhinderte nur knapp, dass seine Verlobte zu Boden ging, indem er seine Hand rasch in ihren unteren Rücken drückte und sie dann an sich zog, während die anderen sich weiter vorbeidrängten. „Danke...“, flüsterte sie atemlos. „Das geht hier ja schlimmer zu als auf einem Basar!“ „Die tun so, als würde ihr Leben davon abhängen, sich hinzusetzen.“, gluckste Sirius kalt. „Geht es dir gut?“ „Dank dir, ja.“ „Na komm‘, setzen wir uns, bevor die uns tottrampeln.“, schlug Tatze vor und zog Camilla mit sich. Er hatte kein schlechtes Gewissen, als er seinen Ellenbogen gegen einige Mitschüler einsetzte. Besonders viel Kraft und Schwung nahm er, als er Schniefelus beiseitestieß, der schmerzvoll aufstöhnte. Camilla wollte etwas sagen, doch Sirius zog sie grinsend mit sich. Natürlich waren alle Sitzplätze in der Nähe des Professors bereits besetzt, weshalb er sich für Stühle entschied, die ein bisschen weiter am Rand waren. So kamen sie vielleicht lebend hier weg, sobald das Essen beendet war! Immerhin ging es hier wirklich zu wie in einem Muggel-Zoo. Wieder überkam ihn Langeweile. Die Gespräche drehten sich hauptsächlich um Zaubertränke! Außerdem buhlten alle darum, wahnsinnig intellektuell zu erscheinen... Da half auch das gute Essen nicht drüber hinweg, das bestimmt von den Hauselfen aus der großen Hogwarts-Küche gekocht worden war. Jetzt hätte ich wahnsinnig gerne harten Alkohol... Oder meine irre Cousine, damit sie mich umbringt!, dachte Sirius ernsthaft genervt. Sein Blick wanderte zu Camilla, die hier und da mal einen Kommentar zum Besten gab. Ihr theoretisches Wissen über Zaubertränke war immerhin ohne Tadel! Nur die praktische Umsetzung gelang ihr nicht, solange Severus Snape sie nicht permanent beaufsichtigte... Zu Schniefelus glitten nun seine grauen Augen und er stellte fest, dass er in seinem natürlichen Umfeld ganz entspannt war. Ja, er blühte beinahe auf! So unter all den Nerds, die seinen altklugen Kommentaren lauschten. Sirius entdeckte sogar ein bisschen Bewunderung bei einigen. Natürlich war er ein ausgezeichneter Trankbrauer, dennoch gönnte Tatze ihm nicht die Anerkennung. Kurz sah er nochmals zu seiner Verlobten, dann zückte er unterhalb des Tisches seinen Zauberstab und richtete ihn unter der Tischplatte direkt auf Severus Snape, der gerade über irgendein Rezept schwafelte. Er vergewisserte sich, dass wirklich niemand guckte, dann schwang er so unauffällig wie möglich seinen Stab und ein grünlicher, zittriger Lichtstrahl verließ ihn. Dass er sein Ziel getroffen hatte, erkannte Tatze sofort. Schniefelus verstummte und sein Gesicht nahm eine leicht grünliche Farbe an, während dessen bleichen Hände zu seinem Magen glitten. Nur einige Herzschläge später, erbrach er sich mitten über den Tisch! Natürlich kreischten die Sitznachbarn von Snape auf und sprangen davon, dennoch wurden einige von dem ekligen Schwall erwischt. Schniefelus wollte sich offenbar entschuldigen, doch stattdessen übergab er sich erneut! Slughorn sprang auf und wollte offenbar helfen, entschied sich dann aber anders. Sein Blick glitt kaum merklich über den eigenen, teuren Festumhang und dann wies er schon ein paar Schüler an, dass sie Severus Snape schnell zu Madam Pomfrey bringen mögen. Nur wenige Augenblicke später war das Essen und Trinken auf dem Tisch verschwunden, als befürchtete der Professor, dass Snape eine Lebensvergiftung ereilt haben könnte. Glucksend blickte Sirius zur Seite und bemerkte erst jetzt, dass Camilla ihn ansah. Im ersten Moment wurde ihm ganz flau im Magen, dann bemerkte er, dass sie schmunzelte. Am Blitzen ihrer Augen erkannte er, dass sie genau wusste, was er getan hatte, doch da war gar kein Ärger. Kommt vielleicht noch... Er wusste nicht genau, ob Krone ihr vielleicht erzählt hatte, dass sie neuerdings selbst ein paar Flüchen erfanden oder veränderten. Zusätzlich übten sie, dass sie viele Zauber nicht mehr laut aussprechen mussten. Ihnen war aufgefallen, dass man sie schwerer erwischte, wenn sie nicht lauthals Flüche kreischten und die Zauberstäbe direkt auf die Nasen ihrer Opfer hielten. Außerdem fiel es der Krankenschwester viel schwerer, den Schaden zu beheben, wenn niemand wusste, um welchen Fluch es wirklich ging. Ob sie nun im Bilde war oder nicht, sie wusste genau, dass er die Übelkeit bei Severus verursacht hatte und keine schlechten Lebensmittel. Einige der Gäste verabschiedeten sich beklommen von Professor Slughorn. Sie versicherte ihm, dass es ihnen gut ginge, doch der Anblick von Snape ihnen die Stimmung ruiniert habe. Einige andere behaupteten, dass sie noch dringend etwas zu erledigen hätten, um ihn nicht zu kränken. So waren sie bald ein überschaubarer Kreis. „Perfekt...“, flüsterte die Amerikanerin und nahm seine Hand. Irritiert ließ er sich von ihr mitziehen, was ihm eigentlich auch ganz lieb war. Das Rumsitzen bekam ihm nicht. Es war das erste Mal, seit Slughorn sie beide begrüßt hatte, dass er alleine herumstand. Er sah angewidert und verwirrt aus. Vermutlich sinnierte er gerade darüber, weshalb das Essen nur seinem Musterschüler nicht bekommen war und Sirius hoffte inständig, dass er es nie erfahren würde. „Professor Slughorn, Sir.“, sagte Camilla freundlich und lächelte. „Oh, Miss Blair... Sagen Sie mir bitte nicht, dass Sie nun mit Mister Black gehen wollen?“, fragte er mit ehrlichem Bedauern. „Nein, noch nicht. Eigentlich wollte ich gerne mit Ihnen sprechen. Etwas privater, wenn es Ihnen recht ist?“ Der Zaubertranklehrer wurde genauso hellhörig wie Tatze. Ihm gefiel es gar nicht, wenn seine Verlobte davon sprach, privat mit einem anderen Mann zu werden! Auch wenn Professor Slughorn gewiss keine ernsthafte Bedrohung darstellte, hatte er heute Abend schon mehrmals das Gefühl gehabt, sie wolle ihm imponieren. „Nun, wenn das so ist...“, überlegte Slughorn laut und deutete dann auf ein bequemes Sofa in der Ecke. „Wollen wir uns nicht hinsetzen?“ „Danke schön, Sir.“, sagte Camilla honigsüß und zog Sirius einfach weiter mit sich. Er setzte sich direkt neben sie auf das Sofa, während sich der Professor auf einem Sessel sinken ließ. „Möchten Sie etwas zu trinken? Vielleicht eine Tasse Tee?“, erkundigte sich der Lehrer höflich. „Nein, danke.“, erwiderten Camilla und er wie aus einem Munde. Professor Slughorn zuckte unbekümmert mit seiner Schulter, schwenkte sanft seinen Zauberstab und eine Tasse schoss in seine ausgestreckte Hand. Ihr folgte kurz darauf eine Kanne, die einen dampfenden Tee in das Gefäß ergoss. Etwas Zucker und Milch folgten, dann rührte er gedankenverloren das Getränk um. „Professor Slughorn...“, begann seine Verlobte vorsichtig. „Nun, ich hatte gehört, dass Sie einst meine Eltern unterrichtet haben...“ Überrascht sah Slughorn sie an und schüttelte dann verwirrt den Kopf: „Oh, nein, Miss Blair, da müssen Sie sich verhört haben. Ich habe niemals in Amerika unterrichtet... Wobei ich von Mister Blair selbstredend gehört habe! Aber ich habe ihn nie getroffen...“ „Verzeihung, ich habe mich offenbar etwas unglücklich ausgedrückt...“, gluckste sie zuckersüß und sah den Lehrer mit großen blauen Augen an. Alles an ihr schrie danach, dass sie ihn verzücken wollte! Nur wusste Sirius immer noch nicht, warum... „Was haben Sie denn dann gemeint, Miss Blair?“ „Ich spreche von meinen leiblichen Eltern, Professor.“ Sofort versteifte sich Slughorn und auch Tatze spürte, dass seine eigenen Muskeln sich etwas verkrampften. Was hast du bitte vor? Das kann richtig nach hinten losgehen, wenn du ihn so frontal darauf ansprichst!, dachte er verzweifelt und sah zu Camilla, die vollkommen entspannt blieb. Sie schien sich ihrer Sache sicher zu sein. Unbehaglich rutschte der Zaubertranklehrer auf seinem Sessel hin und her, während sich seine Augen hektisch umsahen, als suchte er eine Fluchtmöglichkeit. Sirius war sich ziemlich sicher, dass er genau wusste, wer ihre leiblichen Eltern waren! Und genau deshalb war sie vermutlich hier... „Sarah Kaiser und Tom Riddle, Sir.“, erinnerte sie ihn trotzdem und lächelte sanftmütig. „Miss Blair, ich weiß wirklich nicht-...“ Camilla unterbrach ihn und lächelte immer noch dabei: „Ich weiß, dass die beiden Ihre Schüler waren, Professor, und ich interessiere mich einfach dafür, wie sie mal waren. Ich habe sie nie kennengelernt, wissen Sie? Meine Mutter ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben, weshalb ich sie nie kennenlernen werde...“ „Ich-... Ich habe davon gehört... Mein herzliches Beileid.“, sagte Slughorn bleiern, obwohl sein Beileid aufrichtig wirkte. „Danke sehr. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir ein bisschen erzählen, wie sie so als Schüler waren... Falls es Ihnen nichts ausmacht?“ Er sah so aus, als dachte er über ihren Vorschlag angestrengt nach - oder als suchte er nach einer passenden Ausrede, um nicht darüber sprechen zu müssen! Doch offenbar erweichte Camillas trauriges Geständnis ihn und es ergab ja auch Sinn. Natürlich wollte ein adoptiertes Kind gerne mehr über die leiblichen Eltern wissen! Daran war nichts Verwerfliches... „Ja, selbstverständlich! Ich verstehe es, dass Sie gerne mehr über sie wissen wollen. Sie wollen sicherlich wissen, wo Sie wirklich herkommen, richtig? Also genetisch gesehen...“ „So ist es, Professor.“, erwiderte die Blondine zärtlich und er erkannte, dass sie ihn manipulierte. Ihr ganzes niedliches Gehabe diente dazu, den Mann milde zu stimmen und dieses Gespräch als harmlos zu empfinden! Ein süßes Ding wie sie, konnte keine Gefahr sein. Konnte nicht wie Tom sein! Und es funktionierte bisher sehr gut. „Nun, wo soll ich anfangen? Ach! Ich weiß!“, sinnierte Slughorn euphorisch und erhob sich. Irritiert stellten sie fest, dass er kurz wegging, aber nicht, um mit anderen Gästen zu reden, sondern um etwas zu holen. Als er zurückkam, reichte er Camilla ein Foto. Sirius riskierte einen neugierigen Blick auf das Motiv und entdeckte eine Blondine, die wohl in ihrem Alter war und verblüffende Ähnlichkeit mit Camilla aufwies. Sie lächelte und hielt einen Trank hoch, den sie wohl gerade gebraut hatte. Wie in der Zaubererwelt üblich, bewegte sich das Bild und zeigte immer wieder, wie sie die Phiole hob und zu lächeln begann. Sarah Kaiser war umwerfend schön! Und ihre blauen Augen sahen warmherzig aus, ebenso wie ihre ganze Ausstrahlung. Es war das erste Mal, dass er die Mutter seiner Verlobten sah, doch irgendwie glaubte er, dass die beiden viel mehr gemeinsam hatten, als er bisher wusste. „Ihre Mutter war nicht nur ausgesucht freundlich, gütig und höflich, sondern auch eine unvergleichbar talentierte Hexe! In Zaubertränke hat ihr kaum einer etwas vormachen können, müssen Sie wissen.“, berichtete Slughorn stolz und ein warmes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Sie war Vertrauensschülerin und später auch Schulsprecherin. Meiner Meinung nach, hat sie beide Ämter verdient gehabt und nach ihr kam kein vergleichbarer Nachfolger mehr.“ Kurz schwieg er und sein Blick schien in weite Ferne zu rücken, als erinnerte er sich an einen schönen Traum. Dann sah der Lehrer wieder Camilla an: „Wenn jemand Hilfe brauchte, hat sie nicht gezögert und sofort geholfen. Egal, in welchem Haus diese Person war...“ Seine Verlobte lächelte und ihre Augen wurden etwas feucht. So viel Gutes über ihre verstorbene Mutter zu hören, musste unfassbar guttun. Erst recht, weil diese wunderbaren Worte nicht von einem ehemaligen Geliebten kamen, sondern von einer neutralen Person. „Ich habe gehört, dass sie am Ende nicht mehr so... heiter war...“, murmelte Camilla etwas unsicherer und sah weiterhin auf das Foto. „Hmmm... Ja...“ „Also ist es wahr?“, hinterfragte sie und sah ihn besorgt an. „Sie hatte eine sehr schwere Zeit müssen Sie wissen. Es war schwer für sie, alles zu verarbeiten und mit einigen... Ereignissen zu leben, aber sie war immer noch herzensgut.“, berichtete Slughorn in einem beruhigenden Ton. „Ein bisschen ruhiger war sie schon und sie hielt sich aus einigen Streitigkeiten heraus, aber wenn jemand sie um Hilfe bat, war sie weiterhin zur Stelle. Außerdem besserte sich ihre Stimmung im letzten Jahr wieder, was mich sehr gefreut hat.“ Wieder wurde er still, dann lächelte er breiter: „Ich habe Ihre Mutter sehr gemocht, wissen Sie? Ich wusste ihre Gutherzigkeit sehr zu schätzen.“ „Danke, dass Sie mir das erzählt haben, Sir. Es bedeutet mir sehr viel.“ Zittrig glitten Camillas Finger über das Foto ihrer Mutter. Sirius legte ihr seinen Arm um und zog sie tröstend an sich heran. Er verstand, dass dies schwer für sie war, auch wenn er es nicht nachempfinden konnte. Immerhin hasste er seine Familie und wusste genau, woher er kam! „Sie dürfen das Foto gerne behalten, Miss Blair. Ich werde es mir neumachen.“ „Wirklich?“, fragte sie mit bebender Stimme und sah mit feuchten Augen auf. „Ja.“, antwortete Slughorn aufmunternd. Während sie überglücklich ihre Errungenschaft an sich presste, erhob sich der Zaubertranklehrer erneut. Er ging wieder zu seinem Tisch und kam mit weiteren Fotos zurück, die er ihr allesamt reichte, bis auf eines: „Behalten Sie die alle. Ich habe sie aufbewahrt, als hätte ich gewusst, dass ich sie nochmals brauchen werde.“ Vollkommen fassungslos schob sie ein Foto nach dem anderen beiseite. Auf einigen war ein gutaussehender, dunkelhaariger Junge mit blauen Augen, der manchmal seinen Arm um Sarah gelegt hatte. Sirius wusste, dass es der Dunkle Lord war. Er hatte diesen Jugendlichen einst selbst gesehen, auch wenn es eigentlich ein Irrwicht gewesen war. Auf anderen Bildern war sie mit anderen Schülerinnen zusammen oder präsentierte wieder ausgezeichnete Tränke und Prüfungsergebnisse. Meistens trug sie ihre Uniform, weshalb er immer mal wieder das Wappen des Vertrauensschülers und des Schülersprechers sehen konnte, wenn auch etwas veraltet. Fast überall strahlte Sarah. Sie war ein sehr fröhliches Mädchen gewesen. „Darf ich die wirklich alle haben?“ „Ja, Miss Blair, es ist Ihre Mutter und Sie haben bestimmt gar keine Bilder von ihr, oder?“, erkundigte sich der Lehrer mitfühlend. „Das... ist wahr... Nur eines, wo sie erwachsen ist. Ich habe es nach ihrem Tod bekommen.“, gestand sie ehrlich. „Nun haben Sie ganz viele Bilder, wenn sie auch manchmal etwas älter sind.“ „Vielen Dank dafür!“, keuchte Camilla aufrichtig und strahlte. Unbehaglich blickte Slughorn auf das Foto, welches er ihr bisher nicht gegeben hatte. Sie schien zu ahnen, was darauf war und reichte Sirius ihre neuerworbenen Schätze. Liebevoll verstaute er sie in seinem Festumhang und würde sie ihr nach der Party zurückgeben. Langsam reichte er ihnen das letzte Bild. Darauf war ein grinsender Tom Riddle, der ein Glas anhob, als wollte er einen Trinkspruch machen. Er trug bereits das Schulsprecher-Abzeichen, also musste er etwa siebzehn Jahre alt und in seinem letzten Jahr sein. Nichts auf diesem Bild deutete darauf hin, dass er bald darauf leichenblass, lippenlos und glatzköpfig sein würde. Da waren keine Merkmale einer Schlange zu erkennen und auch nicht die roten Augen. Er sah aus, wie ein gewöhnlicher Junge. Er war echt hübsch! Zumindest soweit ich das als Kerl beurteilen kann..., überlegte Tatze schweigend. Wieso hat er sein Aussehen aufgegeben, um stattdessen zu einer hässlichen Fratze zu werden? Camilla hatte versucht ihm zu erklären, weshalb er so geworden war, doch Sirius konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, die Dunklen Künste so massiv zu betreiben, dass er im Anschluss nicht mehr wiederzuerkennen war. Allerdings konnte er sich auch nicht vorstellen, Muggelabstämmige und Muggel aus Spaß zu foltern oder zu töten, also war es wohl gut so. „Tom Vorlost Riddle war einer meiner begabtesten Schüler...“, begann Slughorn verunsichert zu erzählen. „Er verstand absolut alles auf Anhieb! Vielleicht fehlte ihm ein bisschen die Empathie für Pflege magischer Geschöpfe und Kräuterkunde, doch wenn es um reines Wissen ging und darum, es umzusetzen-... Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie begabt er eigentlich war!“ Obwohl der Professor sich wohl innerlich dafür schämte, konnte Sirius dennoch Stolz in seinen Augen glitzern sehen. Der Dunkle Lord war unbestreitbar begabt und vollbrachte große Dinge, die niemand für möglich hielt, doch sie waren ebenso grausam und widerlich. Vermutlich war er zwischen Ekel für die Grausamkeiten und Stolz, wegen seines Intellekts hin und hergerissen. Unentschlossen, ob er sich wirklich mit dieser Begabung brüsten sollte. „Leider... Leider hatte er eine Neigung zur Dunklen Magie, müssen Sie wissen.“, gab er vorsichtig zu und vermied es offenkundig auszusprechen, zu was er geworden war. „Doch er wusste genau, wie er Leute um den Finger wickeln konnte! Man sah es ihm wirklich nicht an... Sein düsteres Interesse war fragwürdig, aber-...“ Er brach ab. Slughorn war wohl kurz davor gewesen, etwas zu sagen, was ihn nicht gutaussehen ließ, weshalb er lieber schwieg. Camilla sagte nichts zu seiner Erzählung, sondern betrachtete das jugendliche Aussehen ihres Vaters. Das selbstgefällige Grinsen, welches sie innerlich gewiss anwiderte. In ihren Träumen war er ihr so oft in dieser Gestalt erschienen! Sie musste jeden Winkel von ihm kennen. Nachdem sie das Bild lange genug betrachtet hatte, sah sie zum Professor auf, der sich immer noch unbehaglich fühlte. Überraschenderweise lächelte sie: „Er hat doch eine Auszeichnung erhalten, nicht wahr? Für seine Dienste im Namen der Schule?“ „Ja, das stimmt!“, erwiderte der Zaubertranklehrer erstaunt und wirkte fast so, als habe er diese Tatsache vergessen. „Haben Sie die Auszeichnung gesehen? Sie ist immer noch in Hogwarts ausgestellt.“ „Das habe ich, Sir. Was hat er denn für die Schule getan?“ „Nun... Ähm...“, druckste er sich herum und wich ihrem Blick aus. „Das-... Das weiß ich nicht genau... Es wurde nicht darüber gesprochen...“ „Nicht? Gab es keine große Zeremonie? Keine richtige Verleihung?“, erkundigte sich seine Verlobte naiv und Sirius musste etwas darüber grinsen. Sie war wirklich geschickt! „Nein... Damals war es recht... chaotisch, wissen Sie? Das Jahr war fast rum und das Ganze ging unter...“ „Achso, verstehe...“, lenkte sie empathisch ein und lächelte weiterhin. „Was ist denn aus ihm geworden? Wenn er so begabt war, muss ihm doch die Welt offen gestanden haben! Aber ich finde nichts über ihn...“ Dem Professor schien ihre Frage so unangenehm zu sein, dass es so aussah, als wollte er nicht nur im Sessel versinken, sondern zum Sessel werden. Sein Mund presste er zu einer dünnen Linie zusammen. Ich hätte nie gedacht, dass jemand ihn so zum Schweigen bekommen kann! Eigentlich hört sich Slughorn doch gerne selbst reden... Selbstverständlich war er ein guter Lehrer, der viel Verständnis für seine Schüler mitbrachte, aber er war auch etwas selbstverliebt. Hier und da stand ihm das im Weg. „Tut mir leid...“, knirschte Professor Slughorn unsicher hervor. „Das weiß ich nicht... Er verschwand direkt nach seinem Abschluss... Wollte wohl die Welt erkunden oder so...“ „Wie schade...“, log Camilla sehr überzeugend. „Ich hätte gerne gewusst, ob ich ihn noch kennenlernen kann. Vielleicht hätte er mir noch ein bisschen mehr über Sarah erzählen können...“ „Alles, was Sie über Ihre Mutter wissen müssen, wissen Sie bereits, Miss Blair.“, sagte der Zaubertranklehrer mit plötzlichem Nachdruck. „Alles, was er Ihnen über sie erzählen kann, wird ihrem Andenken nicht gerecht. Niemand wird ihr gerecht! Sie war eine ausgesprochen gute Frau, die alles getan hat, um Sie zu beschützen.“ „Mich zu beschützen?“, wiederholte sie honigsüß. „Wovor wollte sie mich beschützen?“ Plötzlich sprang Slughorn auf und wirkte gehetzt. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass sie inzwischen nur noch zu dritt waren. Alle anderen Gäste waren längst verschwunden und hatten die Unterhaltung nicht stören wollen. Sehr geschäftig blickte er seine Schüler an: „Tut mir leid, aber ich muss morgen noch sooo~ viel erledigen! Ich freue mich wirklich, dass Sie beide hier waren, aber Sie müssen nun wirklich gehen.“ „Wir wollten Sie nicht aufhalten, Professor.“, sagte die Amerikanerin entschuldigend und erhob sich anmutig. „Darf ich das Foto meines Vaters vielleicht auch behalten, bitte?“ „Ähm... Ja... Ja, natürlich!“ „Danke, dass Sie mir so viel erzählt haben. Es bedeutet mir unfassbar viel, dass ich von so einem wichtigen Lehrer mehr über sie erfahren durfte. So kann ich sie mir beide besser vorstellen...“ Das Bauchpinseln funktionierte, denn Slughorns Miene erhellte sich wieder. Weniger eilig führte er das Pärchen zu der Tür und hielt sie ihnen auf: „Wenn Sie mal wieder über Sarah reden wollen, kommen Sie mich gerne wieder besuchen, Miss Blair. Ich erinnere mich sehr gerne an sie...“ „Das werde ich bestimmt machen, danke schön.“, erwiderte Camy strahlend und löste sich von Sirius, um Professor Slughorn überschwänglich zu umarmen. Nicht, wie eine Verliebte es mit dem Angebeteten tat, sondern eher wie eine Nichte ihren Onkel umarmte. Das besänftigte seine eigene Eifersucht. „Oh! Damit habe ich nun nicht gerechnet!“, gluckste Horace Slughorn und wirkte dennoch geschmeichelt. In der Regel hielten Schüler sich auf angemessenen Abstand, was eigentlich auch gut war. „Verzeihung... Ich bin nur so glücklich, dass mir jemand so viel über meine Mum erzählen konnte!“ „Schon in Ordnung, mein Kind. Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“, erwiderte Tatze grinsend und nahm sich die Hand von Camilla, damit er sie mitziehen konnte. Auf den Gängen war niemand mehr unterwegs. Kein Wunder! Eigentlich müssten alle Schüler längst in ihren Gemeinschaftsräumen sein. Ob sie Ärger bekommen würden, wenn sie jemand erwischte, wusste der Black-Erbe nicht genau. Vielleicht hatte Slughorn für seine Partys eine Sondergenehmigung, aber er wollte es lieber nicht herausfinden. „Du hast ihn echt geschickt ausgehorcht, meine Liebe.“, kicherte er, als sie weit genug von dem Büro weg waren. „Ausgehorcht? Ich? So etwas würde ein anständiges Mädchen nie machen!“ „Gut, dass du kein anständiges Mädchen bist.“ Sie lächelte mysteriös, erwiderte aber nichts. Das musste sie auch nicht, denn sie wussten beide sehr genau, dass sie beide keine Engel waren.   Es war vermutlich mehr Glück als Können, dass sie niemanden auf dem Weg in ihr Einzelzimmer antrafen. Weder Filch noch einen Professor. Sie hatten nicht die Karte der Rumtreiber dabei und sich auch nicht James‘ Tarnumhang ausgeliehen, weshalb sie ganz normal durch die Flure schlenderten. Um niemanden aufmerksam zu machen, sprachen sie jedoch nicht. „Erdbeereis.“, sagte Camilla, als sie ihre Zimmertür erreichten und ein Klacken signalisierte, dass sich das Schloss entriegelte. Mit Sirius an der Hand ging sie herein. Obwohl genau dieser Raum ihren letzten Streit verursacht hatte, nahm sie ihn weiterhin mit hierher und erlaubte ihm, ihn auch alleine aufzusuchen. Ihr Deal bestand jedoch darin, dass falls ihm etwas auffiel, er sie dazu holte, bevor er ihre Sachen durchwühlte! Damit waren sie beide glücklich. „Für den Fluch auf Sev könntest du echten Ärger kriegen.“, ermahnte sie ihren Verlobten sanft, während sie die Fotos entgegennahm, die er für sie verwahrt hatte. „Welcher Fluch? Ich weiß nicht, was du meinst.“, pfiff Tatze unschuldig, doch in seinen Augen blitzte etwas. „Eigentlich sollte ich sauer sein, aber diese Party war so... ätzend! Die Showeinlage hat die Stimmung aufgehellt und viele Gäste vergrault. So kam ich endlich an Slughorn heran.“ Tatsächlich war Camilla nicht sauer. Sie machte sich nichts vor! Nur, weil Sirius und James sich bei Severus Snape zurückhielten, wenn Lily oder sie dabei waren, hieß das noch lange nicht, dass das Kriegsbeil begraben war. Schon gar nicht, dass sie sich mochten! Eigentlich war sie sich sogar ziemlich sicher, dass sie ihn heimlich immer noch quälten, sich aber nicht mehr erwischen ließen. Solange es zu keinem weiteren Mordanschlag kam, war es für sie in Ordnung. Macht mich das zu einem schlechten Menschen?, fragte sich die Amerikanerin. So eine Fehde hört ja nicht einfach auf... Solange es keiner übertreibt, muss ich mich doch nicht darüber aufregen, oder? Immerhin war auch Severus kein Unschuldslamm! Nach seinem eigenen Fluch, der Krone beinahe getötet hätte, war ihr sein Potenzial schmerzhaft bewusst. Nur, weil sie nicht mehr darüber sprach, vergaß sie die Sache noch lange nicht. „Hast du denn erfahren, was du wissen wolltest?“, erkundigte sich Sirius und ging etwas in ihrem Zimmer auf und ab, während er den Blick streifen ließ. Er schien nichts Bestimmtes zu suchen. „Ich denke schon.“ „Worauf warst du denn aus?“ „Ich wollte wissen, ob Tom schon damals seine... Neigungen gezeigt hat. Also Lehrern gegenüber...“, erklärte sie ihm nachdenklich. „Sein Wissen muss er irgendwo herhaben, weißt du? Er wuchs in einem No-Maj-Heim auf, also kann er es nur aus Hogwarts gezogen haben.“ „Vermutlich war er in der »Verbotenen Abteilung«.“, säuselte Tatze leichthin. Für ihn war so etwas Alltag, doch ihr war Hogwarts manchmal immer noch fremd. „Verbotene Abteilung?“, wiederholte sie, meinte aber, dass ihr Vater solche Gedanken auch mal mit ihr geteilt hatte. „Kennst du die etwa nicht?“ Die Amerikanerin gluckste und sah ihn dann amüsiert an: „Neeeeiiiin! Ich will dich bloß testen! Sehen, was du so über Hogwarts weißt!“ „Schon gut! Schon gut!“, lachte er heiter. „Ich vergesse immer häufiger, dass du nicht so lange hier bist! Inzwischen kann ich mir Hogwarts ohne dich nicht mehr vorstellen.“ „Danke...“, seufzte sie etwas geschmeichelt und spürte, dass Hitze in ihre Wangen stieg. „Moony hatte sie mal erwähnt und meinte, dass er eine Erlaubnis erhalten hätte, sie zu betreten. Ich hatte andere Dinge im Kopf und deshalb nicht nachgefragt...“ „Was denn für Dinge?“, schnurrte Sirius und kam mit einem dreckigen Grinsen auf sie zu geschlendert. „Dreckige Dinge? Sexy Dinge? Sex-Dinge?“ Sie prustete und ließ ihn näherkommen: „Ich denke immer an Sex! Wenn mich das wirklich davon abhalten würde, mein Wissen zu erweitern, wäre ich so dumm wie ein Troll!“ „Das ergibt Sinn...“ Seine großen, starken Hände glitten an ihre Hüfte und er zog sie bestimmend an sich. Sie mochte seine dominante Ader! Es fiel ihr so leicht, sich bei ihm fallen zu lassen und offen zu sprechen, obwohl zurzeit alles so schrecklich kompliziert war. „Was würdest du denn dafür tun, damit ich dir erkläre, was es mit der Verbotenen Abteilung auf sich hat?“, hauchte er ihr süffisant entgegen. Sein heißer Atem prickelte auf ihrer Nasenspitze und sie spürte, dass sich ihre Nackenhaare aufrichteten. „Ich bekomme diese Info also nicht umsonst?“, hinterfragte die Amerikanerin unschuldig. „Nichts im Leben ist umsonst, Täubchen, das weißt du doch.“ „Was stellst du dir denn vor?“, erwiderte sie anrüchig. „Weißt du...“, flüsterte er hauchend in ihr Ohr, während seine rechte Hand einige goldblonde Haarsträhnen umgarnte, die aus ihrem Dutt geflohen waren. „Ich bevorzuge es, wenn man mich in Naturalien bezahlt. Ich möchte dein Verließ nicht ausplündern...“ „Das ist so freundlich von dir!“ „Nicht wahr?“ Ihre Finger glitten an den Kragen seines Festumhangs und zogen ihn in Richtung ihres Bettes. Er folgte ihr gerne, behielt seine Hände aber dicht bei ihr, um jeder Zeit die Kontrolle zu behalten. Mit einem Ruck riss Camilla ihn auf das Bett. Mit seinen blitzschnellen Reflexen stützte er sich mit seinen Händen und Knien neben ihr ab und verhinderte, dass er mit seinem ganzen Gewicht auf sie krachte. Sie sah schmunzelnd zu ihm hinauf, während ihre flinken Finger nun den Umhang öffneten. „Eine Sache würde ich dich gerne vorher fragen...“, säuselte Sirius angeregt ohne sie aufzuhalten. „Was denn?“ „Meintest du es ernst, als du gesagt hast, dass du meinen Nachnamen annehmen würdest?“ Irritiert blickte die Amerikanerin auf. Sie hatte mit vielen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser! Eher mit etwas Erotischem, um die Stimmung noch mehr anzufachen oder ein besonderes Spiel zu beginnen. Das war fast ein ernstes Thema. „Ähm...“, stammelte sie nachdenklich, nickte dann aber. „Ja, natürlich meinte ich das ernst.“ „Aber wieso willst du freiwillig den Namen »Black« tragen. Du kennst den Ruf meiner Familie...“, schnaubte er. „Was sage ich da? Du hast sie selbst erlebt!“ „Es geht mir nicht darum.“ Er wartete und hoffte offenbar, dass sie das weiter ausführte, doch Camy schwieg. Sie wusste selbst nicht so recht, wie sie ihm das erklären sollte. „Weil es Tradition ist?“, hakte Tatze nach. „Auch, ja... Aber das würde mich nicht dazu verleiten, meinen Namen zu ändern.“, erwiderte sie aufrichtig und sah zu ihm rauf. „Es ist nur... Wäre ich bei meinem Vater aufgewachsen, dann würde ich vermutlich den Namen »Riddle« tragen. Ich denke nicht – und ich glaube, dass du mir da zustimmen wirst – dass er mich jemals wie eine richtige Tochter geliebt hätte. Stattdessen bekam ich den Namen »Blair« und Väter, die mich aufrichtig lieben.“ „Warum willst du diesen Namen dann aufgeben? Er scheint dir wichtig zu sein.“ „Weil ich dann den Namen des Mannes trage, der mich vielleicht sogar noch mehr liebt als sie.“, gab Camilla endlich offen zu und ihre Stimme wurde etwas brüchig. Sie spürte, dass ihr die Augen feucht wurden. Alles, was sie gesagt hatte, war wahr. Sie wollte den Namen eines Menschen tragen, der sie wahrhaftig liebte und das tat er. Sirius sah sie mit offenem Mund an und sagte nichts. Er war nicht wirklich fassungslos, aber durchaus berührt von ihren Worten. Langsam beugte er sich herunter und küsste hauchzart ihre Lippen und dann ihre Wangen. Sie spürte, dass er die salzigen Tränen wegküsste, die sich aus ihren Augenwinkeln gequetscht hatten. „Danke...“, flüsterte er in ihr Ohr. „Niemand hat jemals so an mich oder meine Gefühle geglaubt wie du. Es bedeutet mir wahnsinnig viel. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel es mir bedeutet!“ „Du hast so viel geopfert und unsere Beziehung ist... schwierig, aber du gibst nicht auf. Du zeigst mir jeden Tag, dass es echt ist.“, erwiderte sie aufrichtig und lächelte zerbrechlich. „Das nächste Mal...“, begann der Hüter nachdenklich. „Was...?“ „Stelle ich solche Fragen nach dem Sex.“, lachte Tatze albern. „Ist die Stimmung etwa dahin?“, prustete die Blondine heiter. „Nichts, was wir nicht beheben können.“ Leidenschaftlich griffen seine Hände den Saum ihres Kleides, um es hochzustreifen, während er mit seinem Kopf nach unten wanderte. Sie gluckste, doch dieses Mal aus Überraschung, weil er so forsch vorging. Nach der langweiligen Party begrüßte sie es sehr, dass sie die Nacht zum Tag machen würden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)