Alte Pfade von Kylie (Band 3) ================================================================================ Prolog: Kleines Licht --------------------- Kleines Licht... Seit ich dir folge, ist viel geschehen. Gutes wie auch Schlechtes, doch die Schatten schienen nicht mehr so groß, so dunkel und so erdrückend schwer zu sein. Auf einmal schien das Leben mehr zu sein, als nur die Facetten der Schmerzen. Dennoch fürchte ich mich jeden Tag aufs Neue, kleines Licht. Wenn ich die Zeitung aufschlage, dann suche ich nach ihren Namen und hoffe stets, dass ich sie nicht finden werde. Was würde es mit mir machen, wenn es so wäre? Könnte ich den Schatten dann noch widerstehen? Würde ich mir Rache wünschen? Würdest du für mich da sein, kleines Licht? Selbst wenn ich in die absolute Finsternis falle? Ein Teil von mir hofft, dass du stets für mich da sein wirst und an mich glaubst, auch wenn ich es nicht tue. Ein anderer Teil von mir, der wahnsinnig laut zu werden scheint, möchte, dass du gehst. Nicht mehr da bist. Dich nicht länger in diese Gefahren stürzt, die mit mir immer einher gehen werden. Nichts wünsche ich mir mehr, als diese tristen Gedanken loszuwerden und auf eine gute Zukunft zu hoffen, in der wir beide Lichter sind. Eine Zukunft, in der ich strahlen und meine Hoffnung präsentieren kann. In der ich mehr bin, als nur ein Schatten meiner Selbst. Mehr als eine Überlebende. Du hast mir einst gesagt, dass du mich liebst. Du hast gesagt, dass für dich alles echt war. Was wäre, wenn ich dir sagte, dass es mir genauso ginge? Würdest du dich freuen oder dich fürchten? Alles, was einst im Nebel erschien, wird sofort ganz klar, wenn ich dich sehe. Der dunkle Pfad, auf dem ich wandle, ist plötzlich hell erleuchtet, wenn wir ihn zusammen gehen. Die Nacht ist nicht mehr so hoffnungslos, wenn wir sie gemeinsam bezwingen. Doch wenn du fort bist... Kann ich dir das anvertrauen, kleines Licht? Würdest du es verstehen? Würdest du meine Zweifel begreifen? Ich bin nicht so stark wie du denkst. Da ist dieses Ziehen in meinem Verstand... Ich spüre es jeden Tag ein bisschen mehr. Etwas verändert mich. Und dieses Etwas will nicht, dass ich von seiner Existenz weiß, während es mich schwanken und wanken lässt. Vielleicht verliere ich nur den Verstand, doch irgendwie bin ich mir sicher, dass es da ist. Eine dunkle Existenz in meinem Unterbewusstsein, die zunehmend mehr die Kontrolle gewinnt. Nachts, wenn wir nebeneinander schlafen, sehe ich es ganz deutlich, kleines Licht. Ich nehme mir vor, es dir zu sagen, doch am nächsten Morgen ist alles längst vergessen. Dann erinnere ich mich nicht mehr an diese schattenhafte Kreatur in meinen Gedanken. Ich vergesse, dass ich mich ihrer Existenz schon längst bewusst gewesen war. Bis zur nächsten Nacht, in der ich wach liege... Ich bin mir sicher, dass ich meinen Verstand verliere. Überzeugt davon, dass ich dem nicht mehr lange standhalten kann, selbst wenn ich mich dagegenstemme. Sollte ich mich fallen lassen, kleines Licht? Werde ich dann wiedererkennen, was Realität und was Traum ist? Meine Gedanken kreisen, doch sie sind absolut wertlos, weil ich sie morgen wieder vergessen werde. Sie werden wie eine Illusion einfach verpuffen. Woher weiß ich dann von ihnen, willst du wissen? Irgendwann wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Mir fiel auf, dass ich das nicht zum ersten Mal dachte und ich legte mir selbst eine Falle. Ich schrieb diese Zeilen... Machte mich selbst aufmerksam, dass da etwas ist. Beschrieb die Lücken, sodass ich mich erinnern kann. Nur dann, wenn ich an meinem Verstand zweifle, erinnere ich mich an die versteckten Hinweise und beginne sie zu suchen. So kann ich dir nichts davon sagen, kleines Licht. Ich kann dir nicht sagen, dass irgendwas nicht stimmt, weil mich irgendwas hemmt, dich zu wecken. Dir nachts von meinen Albträumen zu berichten. Aber vielleicht findest du die Hinweise, kleines Licht... Und mit diesen Hinweisen findest du vielleicht die Antworten, die wir brauchen werden, damit ich meinen Verstand nicht endgültig verliere. Bis dahin werde ich jede Nacht versuchen, die Dunkelheit in mir zu unterdrücken. Sie nicht die Kontrolle gewinnen zu lassen. Denn etwas sagt mir, dass ich dann nicht mehr zurück kann und ich mich selbst verlieren werden. Für immer... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)