Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 33: Love until the death (Liebe bis zum Tod) ---------------------------------------------------- Sie schleppte sich vorbei an dem alten, rostigen Tor. Vorbei an den bedrohlich brodelnden Pfützen vor dem Anwesen. Weiter durch das immer gleiche Brachland.Das Gewicht auf ihren Schultern zwang sie schmerzhaft in die Knie und doch schleppte sie sich weiter. Nur sie konnte die Beiden jetzt wieder Heim bringen und sie fühlte sich tief im Inneren dafür auch verantwortlich. Ihr Atem ging rasselnd und sie merkte einen leichten Schmerz in ihrer Brust, wohl von der Wunde, die trotz Ichiros Blut noch nicht ganz verheilt war. Sie warf einen leichten Blick über die Schulter zu Natsuko, die weiterhin friedlich zu schlafen schien und wechselte dann zu Seiji, der mittlerweile immer blasser wurde. Seine Lippen verfärbten sich bereits leicht blau, um seine Augen waren ebenso bläuliche Adern zu erkennen. Nun könnte niemand mehr leichtfertig behaupten, dass er nur schlafen würde. Beniko stieß einen leichten Seufzer aus und ging weiter. Selbst wenn es ihre letzten Kräfte kosten würde, so würde sie es zurückschaffen, da war sie sich sicher. Sie merkte kaum, wie die Sehnsucht nach dem Rotschopf ihr zu neuen Kräften verhalf und sie es nicht erwarten konnte, ihn endlich zu sehen. Zu sehen, wie es ihm ging und vielleicht sogar ein wenig von ihm getröstet zu werden. Denn nun wusste sie, was er empfand. Wie lächerlich, dass sie das erst durch jemand anderen erfahren musste. Und wie bedauerlich, dass dafür sogar jemand sterben musste. Tiefe Trauer durchströmte sie und sie beschleunigte ihren Schritt weiter. Nur wenige Momente später allerdings riss sie erschrocken die Augen auf und fiel sogar auf die Knie. Die regungslosen Körper fielen von ihren Schultern und rutschen unsanft zu Boden. "Nein...", murmelte sie fassungslos und Tränen der Verzweiflung kämpften sich in ihre Augen. Sie hatte es völlig vergessen und starrte nun in den schwarzen Abgrund der Schlucht, den sie auch zuvor nur mit Mühe und Not überqueren konnte. Mit zwei nahezu bewegungslosen Körpern könnte sie das nie und nimmer schaffen. Sie wusste nicht einmal, ob sie aufgrund ihrer Erschöpfung es alleine über diese Klippe schaffen könnte. Entmutigt ließ sie den Kopf sinken und sah auf den staubigen Boden, auf den nun ihre Tränen tropften. War es nun vorbei? Auf einmal huschte ihr Blick zu Natsuko und sie überlegte kurz. Es war ein dämlicher Gedanke, aber wahrscheinlich auch der einzige, der ihr nun noch helfen konnte. Schnell begann sie an Natsukos Kleidung wühlen und merkte erleichtert, dass sich unter ihrer Kleidung immer noch die Kette befand, die Seiji ihr damals geschenkt hatte und die für solch einen Aufruhr gesorgt hatte. Beniko riss ihr sie fast schon vom Hals und betrachtete den glatten Kristall in ihrer Hand, der schwach schimmerte. Seijis Kraft darin schien auch bereits zu versiegen. Dieser Kristall war dazu da, damit Natsuko Seiji rufen konnte und doch drückte sie ihn nun fest an ihre Brust und dachte an Ichiro. Er war sein Bruder, ihre Kräfte ähnelten sich und sie setze alle ihre Hoffnung darin, dass er irgendetwas spüren würde. Selbst ein Hauch würde reichen, damit er verstehen würde. Ichiro würde sofort verstehen, da war sie sich sicher. Sie drückte den Kristall noch fester an sich und rief sich Ichiros Gesicht vor Augen. Innerlich hatte sie Angst, dass er wütend auf sie sein würde, weil sie einfach gegangen war und nun mit seinem toten Bruder zurückkommen würde. Was würde passieren, wenn er ihr die Schuld dafür geben würde? Sie war sich sicher, dass ihr letztes Stündchen dann geschlagen hätte. Trotzdem hoffte sie darauf, dass ihr Plan funktionierte, auch wenn das vielleicht ihr letzter sein sollte. Auf einmal hörte sie ein leises Knacken und sah erschrocken nach unten. Der Kristall bekam leichte Risse, wohl weil kaum noch Kraft in ihm schlummerte, war sein Besitzer nicht mehr am Leben. Noch immer konnte sie Ichiros Aura nicht erkennen, obwohl sie ihn meilenweit gewittert hätte. "Nein, verdammt...", fluchte sie leise und presste ihn nochmal an sich, konzentrierte sich, aber dann geschah es. Mit einem lauten Knall zerbarst der Kristall in ihren Händen und ein grünliches Licht schwirrte für wenige Sekunden um sie, bis es verschwand. Fassungslos sah Beniko dem Licht hinterher, ehe sie in sich zusammensackte. Das war's. Es war vorbei. Mehr konnte sie nicht mehr tun. Verzweifelt legte sie die Arme über ihre Augen und schluchzte leise. Nicht einmal das hatte sie also alleine geschafft und mit einem Mal fühlte sie sich unglaublich nutzlos. Als ihr allerdings jemand sachte eine Hand auf die Schulter legte, drehte sie sich erschrocken um und sah in tiefschwarze Augen. Einige Raben flogen von ihm weg und verschwanden schließlich im rot-schwarzen Himmel. Ichiro sah ihr kurz in die Augen, wand sein Blick dann allerdings kurz zu Natsuko, ehe er an Seiji hängen blieb. Schweigend kniete er sich zu diesem runter und betastete ihn kurz. Beniko vernahm ein leises Seufzen und bekam langsam Angst, warum er nichts sagte. Sollte er ihr die Schuld geben, dann würde sie zumindest noch etwas sagen wollen, aber so wie Ichiro sich benahm, lief es eher darauf hinaus, dass er ihr wortlos den Kopf abreißen würde. Ichiro erhob sich wieder und kam langsam auf Beniko zu, die verängstigt ein Stück zurückwich, woraufhin er irritiert seine Augenbrauen zusammenzog. Er streckte die Hand nach ihr aus und Beniko kniff die Augen zusammen, in der Annahme, dass ihr letztes Stündchen nun geschlagen hatte. Als nicht geschah, öffnete sie ihre Augen allerdings wieder zögerlich und sah direkt in Ichiros verwirrten Augen, der sie musterte, als sein sie geistig verwirrt. Peinlich berührt griff sie nach seiner Hand, welche offenbar nur eine Geste war, ihr aufzuhelfen. Mit einem Ruck zog er sie nach oben und was danach geschah, ließ ihr den Atem stocken. Zärtlich nahm er sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Sein Geruch stieg ihr in die Nase, sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr und seine langen Haare an ihrem Gesicht. Irritiert versuchte sie einen Blick nach hinten zu werfen, hatte sie mit allem gerechnet, aber nicht dieser Reaktion. "Zumindest du lebst noch...", flüsterte er leise, löste sich dann von ihr und sah ihr tief in die Augen. Beniko verstand die Situation gar nicht. Ihren Meister so zu sehen, war ihr fremd und sie fühlte sich auch nicht ganz wohl dabei, wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte. "Ichiro...Herr...", ihre Stimme brach, als sie nicht die richtigen Worte fand. "Erzähl es mir später", Ichiro schüttelte leicht den Kopf und ließ sie los, um zu Seiji zu gehen, "lass uns erstmal von hier verschwinden." Mit Leichtigkeit legte Ichiro Seiji über seine Schulter und ging dann zu Natsuko, um diese über seine andere zu legen. Sein Blick veränderte sich kurz, als er merkte, dass sie noch lebte. Sofort merkte er ihren veränderten Geruch und verzog sein Gesicht. Allerdings schwieg er und ging zurück Beniko. Er packte sie mit einer Hand an den Schultern und binnen weniger Sekunden waren sie verschwunden. In der Festung angekommen ging er schweigend die Stufen nach oben. In der Eingangshalle waren einige Vampire, die ihm interessiert und ehrfürchtig nachsahen. Beniko folgte ihm eilig und warf nervöse Blicke zu den anderen Vampiren. Ichiro ignorierte die Blicke allerdings und ging zielstrebig zu seinem Zimmer. Dort legte er Seiji auf die Bank und Natsuko lehnte er an eine Wand. "Beniko?", erhob er schließlich seine Stimme und brach damit die erdrückende Stille. "J..ja?", kam es nur stotternd von ihr und sie sah ihren Herr erwartend an. "Bring Natsuko bitte weg", seine Stimme war mit einem Mal kalt und er würdigte Natsuko nicht einmal eines Blickes. Erst jetzt wurde Beniko klar, wem Ichiro die Schuld an alledem gab und fürchtete augenblicklich um Natsukos Leben. Da er sie aber sogar bis hierher geschleppt hatte, war diese wohl vorerst außer Gefahr. Beniko wollte grade zu Natsuko gehen, um sie erneut hochzuheben, da kamen ihr Koharus Worte in den Sinn. Damit Natsuko wieder zu ihrem Gedächtnis fand, bedarf es Blut eines Reinblutes. Sofort warf sie einen Blick auf Ichiro, der sich nun umdrehte, da Beniko immer noch da war. Er warf ihr einen verärgerten Blick zu, wohl weil sie seinem Befehl immer noch nicht Folge geleistet hat. "Natsuko muss das Blut eines Reinblutes trinken...", stammelte Beniko, ohne die nötige Erklärung zu geben. Ichiros Gesicht verfinsterte sich noch weiter und sein Blick traf nun Beniko, die offenbar nun Ziel seines Zorns war. "U..um...Tsuyoshis Blut zu neutralisieren...", sprach Beniko nun unbeholfen weiter und wand den Blick ab. Ichiro stieß einen leisen Seufzer aus und schien allmählich zu verstehen, was Beniko mit ihrem Gestammel meinte. "Das mache ich später. Sie wird so schnell nicht aufwachen...", grummelte er schließlich und winkte mit der Hand, dass Beniko endlich verschwinden sollte. Diese wollte seine Nerven nicht noch mehr strapazieren und schulterte endlich Natsuko, um den Raum zu verlassen. Ein leises Klicken der Tür symbolisierte Ichiro, dass er endlich alleine mit Seiji war. Leise ging er zu Seiji, kniete sich zu ihm runter und legte seinen Kopf auf die alte Holzbank. Nachdenklich sah er in das leblose Gesicht und spielte geistesabwesend mit einer Haarsträhne Seijis. "Du hast das Schwert benutzt, was...?", murmelte er vor sich hin, obwohl er keine Antwort bekommen würde, "du Dummkopf." Er seufzte leise und betrachtete schweigend das Antlitz seines Bruders. Wie viele Jahre hatte er damit verbracht, ihn zu suchen? Wie oft hatte er sich für seine Tat gegrämt, die ihm diesen Hass von ihm einbrachte? Und nun hatte er nie mehr die Chance, das wieder gutzumachen. Seiji war mit Hass zu ihm ins Grab gegangen und diese Tatsache ließ sein Herz schmerzhaft zusammenziehen. Ihm war nie etwas wichtig gewesen in seinem Leben. Er verehrte seinen Vater und er liebte seinen Bruder. Er hatte so viele Jahre auf die Geburt von ihm gewartet und ihn behandelt wie seinen wertvollsten Schatz, als es endlich soweit war. Doch nun hatte man ihm diesen genommen. Nach grade einmal 50 Jahren wurde es ihm wieder entrissen und er verspürte einen tiefen Zorn in seiner Brust. Zorn gegen das Mädchen, dass ihm seinen Bruder genommen hatte und er musste sich stark beherrschen, um nicht sofort aufzuspringen und ihr jämmerliches Herz aus ihrer Brust zu reißen. Er holte tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen und betrachtete stattdessen wieder seinen leblosen Bruder. Mit einem Schlag wusste er nicht mehr, was er nun tun sollte. Als sei sein ganzer Lebensinhalt die Suche und der Schutz seines Bruders gewesen. Als hätte alles davor nicht existiert. Eine tiefe Leere machte sich in ihm breit und er bemerkte nicht einmal, dass Tränen ihm über das Gesicht liefen. In seinem ganzen Leben und das waren mittlerweile ein halbes Jahrtausend, hatte er noch nie geweint. Einzig der Tod seines Bruders verleitete ihn zu solch einer Schwäche und er hatte nicht einmal die Kraft, um die lästigen Tränen wegzuwischen. Still betrachtete er seinen Bruder, bis er die Augen schloss und für einen kurzen Moment auf sein eigenes Ende hoffte. Beniko hatte indessen Natsuko auf ein Bett gelegt und betrachtete sie kurz. Sie fragte sich, was für ein Geheimnis sie umwarb. Warum war sie mit Tsuyoshis gegangen? Woher schien sie ihn zu kennen? Es war für einen Menschen unmöglich, einfach so ein Reinblut zu treffen und dann sprach sie auch noch von Verlobung. Leise seufzend wand sich Beniko ab. Es brachte nichts, darüber nachzudenken, waren die einzigen, die etwas dazu sagen konnten, bereits tot oder bewusstlos. Sie verließ leise das Zimmer und sah sich kurz im Gang um. Eigentlich musste sie zurück zu Ichiro, doch alles in ihr verlangte, zu Satorus Zimmer zu gehen. Nachdem sie kurz mit sich gerungen hatte, eilte sie schließlich doch in Satorus Richtung. Sie wollte ihn sehen, nein, sie musste ihn einfach sehen! Atemlos blieb sie vor dem Zimmer stehen, holte tief Luft, ehe sie es öffnete. Ihr Augen weiteten sich, als sie das leere Bett sah und den schwachen Geruch von Blut in der Luft. Wo war er? Verwirrt sah sich Beniko in dem Zimmer um, aber von Satoru war keine Spur. In dem Zustand, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte, wäre er kaum einen Schritt weit gekommen und nun war er weg? Wie konnte das sein? Verzweifelt lief sie zu dem Fenster, das offen stand, als würde sie dort Satoru erblicken, aber natürlich war dort auch niemand. Sie ließ ihren Blick über die Gegend schweifen, aber seine roten Haare waren nirgends zu erkennen. Frustriert krallte sie sich an die Fensterbank und sah getroffen nach unten. Dabei wollte sie endlich mit ihm reden. Endlich fühlte sie sich bereit dafür, sich ihm und der Vergangenheit zu stellen. Leise seufzend wand sie sich von dem Fenster ab und verließ das Zimmer. Sie würde ihn schon bald sehen, zumindest dachte sie das. Wusste sie zu dem Zeitpunkt nicht, dass dies nicht der Fall sein würde. Als Beniko das Zimmer von Ichiro betrat, saß dieser schweigend neben Seiji und sah auf diesen. Als er ihre Präsenz merkte, wischte er sich kurz über die Augen und stand auf. Leise ging er an Beniko vorbei und murmelte ein kurzes: "Ich gehe zu Natsuko." Dann verließ er das Zimmer und Beniko sah ihm unschlüssig hinterher. Sie konnte in seiner Stimme nicht erkennen, ob er zu ihr ging, um sie aufzuwecken oder für immer schlafen zu legen. Allerdings traute sie sich auch nicht, ihm hinterher zugehen und seufzte leise. Sie musste seine Entscheidung akzeptieren und hoffte innerlich, dass Ichiro Erbarmen mit Natsuko zeigen würde. Ichiro öffnete leise die Tür, wo er Natsuko witterte. Ihr neuer Geruch machte ihn fast wahnsinnig, kam er ihm so vertraut vor. Allerdings nicht im positiven Sinne und als er die Tür hinter sich schloss, warf er Natsuko einen leicht angewiderten Blick zu. Sie stank regelrecht nach diesem verhassten Geruch. Vor ihrem Bett blieb er stehen und verschränkte die Arme. Er wollte ihr am liebsten das Herz aus der Brust reißen, dieses nutzlose Stück Fleisch, wofür sein Bruder sein Leben gelassen hatte. Allerdings hielt eine kindliche Naivität ihn davon ab, es zu tun. Er wusste nicht wieso, aber er hatte Angst, dass sein Bruder ihn dann auch in seinen Tod noch hassen würde, sollte er Natsuko auch nur ein Haar krümmen. Leise seufzend ließ er sich auf die Bettkante fallen und sah in ihr schlafendes Gesicht. Wurde Zeit, die Prinzessin mal aufzuwecken und sie mit der harten Realität zu konfrontieren. Routiniert biss er sich in sein Handgelenk, bis Blut auf das Bettlaken tropfte und hielt es schließlich vor Natsukos Mund. Einige tropfen fielen auf ihre Lippen und ihr Mund öffnete sich einen Spalt, in den das Blut floss. Sofort riss sie ihre rot glühenden Augen auf und griff gedankenverloren nach Ichiros Handgelenk, der aufgrund Natsukos Verwandlung überrascht die Augenbrauen hob. Das einst menschliche Mädchen so zu sehen, war selbst für ihn ungewohnt. Natsuko schien schnell wieder zu sich zu kommen und ließ erschrocken Ichiros Handgelenk los, der es fast schon angewidert wegzog. Hastig leckte er sich das restliche Blut weg, während die Wunde sich bereits wieder schloss. "Guten Morgen, Prinzessin", meinte er verstimmt in einem sarkastischen Unterton. Natsuko warf einen verwirrten Blick in den Raum, während sie sich das Blut von Mund wischte und sah schließlich direkt in Ichiros Augen. "Was ist passiert?", fragte sie schließlich verwirrt. Sie schien die Ruhe selbst zu sein, was Ichiro in Rage versetzte. Ungehalten stand er auf und ging zur Tür. "Komm mit!", zischte er und verließ den Raum. Natsuko sah ihn verwirrt hinterher, aufgrund seines Stimmungsumschwungs, folgte ihn dann aber zögerlich. Auf dem Flur holte sie ihn schließlich ein und folgte ihn mit einem leichten Abstand. Sie traute sich nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Vor seinem Zimmer blieben sie stehen. Ichiro warf ihr noch einen letzten, vernichtenden Blick zu, ehe er die Tür öffnete und sie eintreten ließ. Sofort fiel ihr Blick auf Seiji, der auf der Bank lag. Daneben hockte Beniko und sah sie erschrocken an. Schnell wich sie von seiner Seite, um Natsuko Platz zu machen. Diese stürmte regelrecht zu ihm und ließ sich unsanft auf die Knie fallen. Ihr Kopf schwirrte noch etwas und doch erkannte sie Seiji endlich. Sie erinnerte sich nun an die Situationen, als er ihr auf einmal fremd war und wusste, dass es Tsuyoshi war, der ihr Gedächtnis so manipuliert hatte. Sie streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus und zuckte kurz zurück, als sie merkte, wie kalt es war. Als hätte sie Eis angefasst, doch sie legte dennoch ihre Hand auf sein Gesicht und streichelte es liebevoll. Beiläufig merkte sie, wie sich bereits Tränen in ihren Augen sammelten, als ihr der Ernst der Lage bewusst war. Seiji schlief nicht, er war auch nicht einfach nur schwer verletzt und bewusstlos. Nein, der Körper vor ihr hatte nicht den Hauch von Leben mehr in sich. Ein leises Schluchzen drang tief aus ihrer Kehle und sie legte den Kopf auf seine kalte Brust. Sein warmer, weicher Körper war kalt und starr, was ihr nur noch mehr Tränen in die Augen trieb. "Seiji...", hauchte sie verzweifelt, auch wenn es sinnlos war. Er würde ihr nicht antworten, ihr nie mehr antworten. Sie hob ihren Blick und sah in sein Gesicht, das Gesicht, dass sie so sehr liebte. Die letzten Tage kamen ihr wie ein Traum vor und sie versuchte sich krampfhaft zu erinnern, was passiert war. Ihre Erinnerungen überlagerten sich und sie wusste nicht mehr, was nun wahr oder falsch war. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit, die sie mit Seiji verbracht hatte und doch erinnerte sie sich auch an Tsuyoshi und was sie mit ihm verband. Auf einmal war dort ein tiefer Drang, zu erfahren, was mit Tsuyoshis passiert war, aber sie traute sich nicht zu fragen. Alleine die Tatsache, dass sie nun hier war und nicht bei ihm, war schon Antwort genug. Tsuyoshi hätte sie nie gehen lassen, nur über seine Leiche. Diese Tatsache ließ sie erneut aufschluchzen, obwohl sie es ungerecht gegenüber Seiji empfand. Zwei Seelen in ihrer Brust stritten sich darüber, wer die Vorherrschaft haben sollte. Die eine betrauerte den leblosen Körper vor sich, die andere wollte zurück zu Tsuyoshis. Verzweifelt legte sie sich wieder auf Seiji und schluchzte nun hemmungslos. Nicht nur, dass sie ihren Liebsten verloren hatte, so konnte sie nicht einmal alle ihre Gedanken ihm alleine widmen. Denn sie trauerte auch um Tsuyoshi. "Wir wollten doch die Ewigkeit miteinander verbringen...", murmelte sie nun eng an Seijis Brust und wusste mittlerweile nicht mehr ein und aus. Was sollte sie tun? Einfach weiterleben, als sei nichts passiert? Zurück in den Alltag? Nein, das konnte sie nicht. Alleine schon, weil ihr Körper nicht mehr derselbe war. Sie war kein Mensch mehr und sie fühlte sich dieser Tatsache ohne Seiji an ihrer Seite nicht gewachsen. "Für deine Liebe, gebe ich dir mein Leben...", murmelte Ichiro plötzlich geistesabwesend, während er an die Decke starrte. Dann wanderte sein Blick zu Natsuko, die ihn verwundert anstarrte und sein Blick wurde kalt und abschätzig. "Damit wurde doch genau das erreicht, was ihr euch versprochen habt", kam es spöttisch von ihm und wenn Blicke töten könnten, dann wäre Natsuko in diesem Moment tot umgefallen. Erschrocken hielt Natsuko sich die Hände auf den Mund und sah getroffen zu Boden. Ja, Seiji hatte sein Leben gegeben für ihre Liebe. Er hatte sich geopfert, damit sie ihn nicht vergisst, damit sie seine Liebe zu ihm nicht vergisst. Alles andere war ihm egal geworden. Ob sie die Ewigkeit teilten, ob er mit ihr zusammen lebte, ob er überhaupt lebte. Erneut rannen Tränen über ihr Gesicht, als ihr all das klar wurde. Seiji hatte sich bis zur letzten Sekunde an ihren Schwur gehalten. Weinend brach sie auf den Boden zusammen, während Ichiro sie ungerührt dabei beobachtete und Beniko sich sehr zusammenreißen musste, um sie nicht zu trösten. Eine Liebe bis zum Tod, nun hatte auch sie die Tiefe dieses Schwurs verstanden. Doch die unausweichliche Tatsache war nicht mehr zu ändern. Sie hatte sein Leben bekommen, er ihre Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)