Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 25: departure to the end (Aufbruch zum Ende) ---------------------------------------------------- Sie fand sich in einem alten Gemäuer wieder. Der Gang war dunkel, an den Wänden hingen ein paar wenige Kerzen, die ein seltsames, rötliches Licht ausstrahlten. Ihre Hand lag immer noch in der Hand der Person vor ihr. Neugierig streckte sie den Kopf, um sie besser zu erkennen. Der formlose Schatten hatte sich in einen großgewachsenen, schlanken Mann verwandelt, der sie wortlos den Gang entlang zog. Sein langes, silbernes Haar fiel ihm weit über den Rücken, seine Augen konnte sie nicht erkennen. Sie verkniff sich jedes Wort, sondern ließ sich einfach mitreißen. Nun gab es ohnehin kein Zurück mehr. Der Mann kam in einem großen Raum zum Stehen und hob den Blick zu einem riesigen, gläsernen Gefäß. Verwirrt folgte sie seinem Blick und musterte es auch. Es sah aus, wie ein monströs großer, gläserner Kessel. Er war völlig leer, was sie nur noch mehr verwirrte. Warum war er so fasziniert davon? Nun wanderte ihr Blick wieder zu dem Mann und sie konnte sein feines Seitenprofil erkennen. Er war von atemberaubender Schönheit, wie ein altes Gemälde, eine wertvolle Statur. Der Mann bemerkte ihre Blicke und drehte sich langsam um, sodass sie ihn nun vollends betrachten konnte. Ein paar Strähnen seines langen, seidigen Haars fiel ihm wie fließendes Wasser über die Schultern. Seine Gesichtszüge waren von einer übernatürlichen Eleganz und fein definiert. Noch nie hatte sie solch einen schönen Menschen gesehen. Nicht einmal Ichiro oder Seiji konnten ihm das Wasser reichen. Seine grauen Augen sahen sie forschend an, bis sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. "Du bist bildschön", hauchte er schließlich anerkennend und strich ihr sanft über das Gesicht. Sie zuckte leicht zusammen, schaffte es aber nicht, von ihm zurückzuweichen. "Wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe...", er griff nach einer langen Haarsträhne von ihr, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie andächtig. "Wer bist du?", endlich fand sie ihre Stimme und sah ihn leicht irritiert, aber auch neugierig an. "Weißt du das nicht längst, meine Liebe?", er schmunzelte leicht und ließ die Haarsträhne fallen. Dann richtete er sich vor ihr auf und sah sie belustigt an. "Ich kann es mir denken...", dachte sie laut nach, "aber ich kenne deinen Namen nicht." Ein leises Lachen erklang und er ging ein paar Schritte an ihr vorbei, dass sie nun wieder nur seinen Rücken sehen konnte. "Natürlich sprechen die anderen meinen Namen nie aus", er schüttelte leicht den Kopf, "mein Name ist Tsuyoshi Kurono." Schnell drehte er sich wieder um, sein langes, silbernes Haar wehte hinter ihm her. "Du kennst mich sicher besser, als das letzte, verbliebene Reinblut", ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht und er sah sie liebevoll an. Sie brauchte eine Sekunde, um zu realisieren. Natürlich hatte sie das bereits gedacht und es war auch der Grund, warum sie überhaupt mit ihm gegangen war. Langsam ging sie auf ihn zu und sah ihm ernst in sie Augen. "Warum tust du das alles für mich?", stellte sie nun die Frage, die ihr seit ihrer Ankunft auf der Seele brannte. "Ach, meine Liebe", langsam zog er sich in seine Arme, strich ihr zärtlich über das Haar, "ich würde alles für dich tun, nun, da ich dich endlich wieder habe." Diese Antwort verwirrte sie nur noch mehr und sie runzelte leicht die Stirn. Sie war sich ziemlich sicher, diesen Mann nicht zu kennen. An solch eine Erscheinung hätte sie sich garantiert erinnert. Langsam löste sie sich von ihm und sah ihn fragend in seine grauen Augen. "Ich sehe schon, in deinem jetzigen Zustand verwirre ich dich wohl nur", er lächelte sie liebevoll an, griff nach ihrer Hand und zog sie wieder vor das große Glasgefäß. "Natsuko", sprach er nun leise, etwas ernster, "im Moment befindest du dich in einem tiefen Schlummer, unbeholfen wie ein kleines Kind." Er warf ihr einen Blick über die Schultern, sein Lächeln war verschwunden. "Mit deiner Erlaubnis würde ich dich gerne wecken", er drehte sich zu ihr um, nahm ihre beiden Hände in die seinen und sah ihr tief in die Augen, "eine halbe Ewigkeit habe ich darauf gewartet, dich endlich zu finden, dich so vor mir stehen zu sehen." Sie versuchte ein paar Schritte von ihm weg zu weichen, aber er hielt sie eisern fest. Allmählich verwirrte sie dieser Mann nur noch mehr. Sie hatte keine Ahnung, wovon er da sprach und was sie erwarten würde, wenn sie zusagen würde. Er erkannte ihr zögern und sein Blick wurde leicht getrübt. "Möchtest du nicht mehr, dass ich deinen dunkelsten Wunsch erfülle?", kam es nur als Flüstern von ihr, seine Augen spiegelten tiefsten Schmerz wider. Sie sah zu Boden, musste überlegen. Schließlich war das der Grund, warum sie überhaupt hier war, aber seine Worte machten ihr Angst. Was meinte er damit, sie würde schlafen? Und was würde passieren, wenn sie aufwachen würde? Sie hob ihren Blick und sah ihn verzweifelt an. Was war die richtige Antwort? "Ich verstehe, dass du Angst hast", nun schenkte er ihr wieder ein Lächeln und drückte ihre Hände fester, "aber ich verspreche dir, danach wird alles wieder gut." Sie wusste nicht wieso, aber seine Worte beruhigten sie und so konnte sie nicht anders und nickte nur leicht. Sofort spiegelten seine Gesichtszüge pure Freude wider und er nahm sie fest in die Arme. Die Kraft, mit der er sie an sich drückte, raubten ihr den Atem und sie hatte das Gefühl, dass er sie jeden Moment erdrücken würde. "Meine Liebe", flüsterte er ehrfürchtig in ihr Ohr, "endlich hat die Suche ein Ende." Sie bemerkte nur, wie er ihr die Haare aus dem Nacken strich und sanft über ihren Hals leckte. Langsam schloss sie die Augen, verbannte alle Gedanken aus ihrem Kopf und seufzte leise. Dann spürte sie einen dumpfen Schmerz und wusste, dass ihr Leben, wie sie es bisher kannte, vorbei sein würde. Am nächsten Morgen schlug Seiji mühselig seine Augen auf. Sofort bemerkte er die neue, eingeschränkte Sicht und seine Laune trübte sich schlagartig. Auch wenn es dumm war, so hatte er gehofft, dass alles nur ein Traum gewesen war. Er richtete sich im Bett auf und seufzte laut. Er fühlte sich immer noch erschöpft, aber noch mehr Zeit durfte er sich nicht nehmen. Schnell stand er von dem Bett auf und verließ das Zimmer. Kaum, dass er die große Eingangshalle betreten hatte, sah er unten schon eine Person stehen. Er wollte sie eigentlich ignorieren und ging geradewegs an ihr vorbei. "Warte!", sie lief ihm nach und berührte leicht seine Schulter, "nimm mich mit!" Nun drehte er sich doch nach ihr um und sah in Benikos strahlend blaue Augen, die ihn so sehr an Natsukos erinnerten. "Bist du lebensmüde? Was soll ich mit einem Schwächling wie dir?", er zog eine Augenbraue nach oben und musterte sie herablassend, "außerdem würde das deinem Herren so gar nicht gefallen." "Meine Fähigkeiten könnten nützlich für dich sein!", meinte sie schließlich unbeeindruckt, "es ist reiner Selbstmord, dort alleine hinzugehen!" Seiji stieß einen lauten Seufzer aus und hielt sich genervt den Kopf. "Was interessiert dich das?", fragte er schließlich missmutig. "Ich habe meine Gründe", sie sah ertappt zur Seite und nestelte nervös an einer Haarsträhne. "Na, meinetwegen", er zuckte leicht mit den Schultern, "es ist dir frei, wo du dich herumtreibst und ich muss eingestehen, dass deine Fähigkeiten wirklich sehr nützlich sind." Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie nickte eifrig. Doch, noch bevor sie die Festung verlassen konnte, hörten sie erneut eine Stimme hinter sich. "Ich werde auch mitkommen!", die Person kam langsam auf sie zu, das Gesicht zu einer ernsten Miene verzogen. Beniko zuckte kaum merklich zusammen, während Seiji ihn nur verwirrt musterte. "Du bist doch...", er legte leicht den Kopf schief und betrachtete den Mann von Kopf bis Fuß. "Ach, wir hatten noch gar nicht das Vergnügen", er lächelte leicht und hielt ihm bereitwillig eine Hand hin, "Satoru Morishima." Seiji verzog leicht das Gesicht und machte keinerlei Anstalten, Satorus Hand zu ergreifen. "Was hat ein Reinblut denn damit zu tun?", fragte er stattdessen verwirrt, wusste er schließlich nicht von Natsukos Beziehung zu dem Mann. "Sagen wir mal so", Satoru ließ seinen Blick zur Decke schweifen, tat so, als ob er überlegte, "ich kenne die kleine Natsuko recht gut." Sofort verzogen sich Seijis Augen zu Schlitzen und er funkelte ihn verächtlich an. "Ach? Woher?", Seiji versuchte seinen Zorn unter Kontrolle zu erhalten, was ihm aber kläglich misslang. "Tut das jetzt wirklich was zur Sache oder sollen wir lieber Natsuko retten?", ein überhebliches Lächeln legte sich auf Satorus Lippen und brachte Seiji so zum Verstummen. "Woher weißt du überhaupt davon?!", keifte nun Beniko dazwischen, sichtlich bemüht, ihr Zittern zu verbergen. "Beniko", sein Lächeln wurde eine Spur weicher, "glaubst du wirklich, dass ich nicht an solch einfache Informationen komme?" Sein Hochmut brachte Beniko dazu, missmutig den Blick abzuwenden. Ohne auf die anderen zu warten, verließ sie als erste die Festung. "Na, schön", Seiji zuckte erneut mit den Schultern, "dann komm halt als Kanonenfutter mit." Seiji wand sich von Satoru ab und er folgte Beniko nach draußen. Dieser folgte ihm nur leicht grinsend. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und lief eine Weile schweigend nebeneinander her. Schließlich hielt Beniko es offenbar nicht mehr aus und fragte vorsichtig nach: "Wohin gehen wir überhaupt?" Seiji warf ihr einen Blick aus dem Seitenwinkel zu und hob überrascht seine Augenbrauen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er der einzige war, der überhaupt wusste, wo die Reise hingehen würde. "Die verfluchten Ruinen", gab er schließlich knapp bekannt. Beniko runzelte verwirrt die Stirn und sah ihn irritiert an. "Aber, das ist doch...", murmelte sie dann leise. "Das Familienanwesen der Akasawas", meinte Seiji nur knapp, "es ist seit Jahren verlassen, aber mir würde kein anderer Ort einfallen, den er sonst meinen könnte." Beniko wand den Blick wieder von ihm ab und verfiel in Gedanken. Satoru lauschte dem Gespräch nur schweigend, konnte dabei aber seinen Blick nicht von Beniko lassen. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis sie bei einer großen Schlucht ankamen. Erschrocken sah Beniko runter und bemerkte schockiert, dass sie nicht einmal das Ende sehen konnte. "Und nun?", verängstigt drehte sie sich zu den Männern um, die verwirrte Blicke austauschten. "Na, rüberspringen, würde ich mal meinen", gab Seiji dann irritiert von sich und Benikos Gesicht verzog sich verängstigt. "D..das schaffe ich nicht...", flüsterte sie dann kleinlaut und sah zu Boden. Der Unterschied ihres Ranges machte sich offenbar nun bemerkbar. Für die hochrangigen Vampire war solch ein Sprung ein Leichtes. Laut seufzend zuckte Seiji mit den Schultern. "Dann war es das hier für dich", meinte er nur knapp, setzte zum Sprung an und landete galant auf der anderen Seite. Beniko sah ihm nur schockiert hinterher. "Tja, ich könnte dich mitnehmen, wenn du das möchtest", ein überhebliches Grinsen legte sich auf Satorus Lippen und er kam auf Beniko zu. Diese wich sofort einige Schritte zurück. "Lieber sterbe ich!", schrie sie ihn an, holte Anlauf und setzte zum Sprung an. Leider hatte sie nicht genügend Kraft in den Beinen und verfehlte das Ende knapp. Laut schreiend fiel sie in den tiefen Abgrund. Ängstlich kniff sie die Augen zusammen, erwartete den zerschmetternden Aufprall, doch plötzlich stoppte sie in der Bewegung. Irritiert öffnete sie leicht die Augen und sah direkt in die braun-roten Satorus. "Verdammt nochmal!", fluchte er laut, hielt sie mit einem Arm fest und mit der anderen sich an der Felswand. Dann sprang er mit einer gewaltigen Kraft nach oben und landete direkt neben Seiji, der die Beiden überrascht musterte. "So sehr hasst du mich also?!", schrie Satoru sie nun an und funkelte sie zornig an. Beniko riss erschrocken die Augen auf und wand dann den Blick ab. Wortlos ging sie an ihm vorbei und machte sich weiter auf den Weg. Entgeistert starrte Satoru ihr hinterher und fuhr sich aufgebracht durch das Haar. Seiji beobachte irritiert die Szene, zuckte dann leicht mit den Schultern und folgte Beniko. Er wollte sich unter keinen Umständen in die Probleme der Beiden einmischen. Dafür hatte er weder die Zeit, noch die Lust. Als sie das nächste Mal stehen blieben, sahen sie von weiten eine alte, heruntergekommene Festung. Die Mauern, die sie einst einzäunten, lagen brüchig darum verstreut. Das große Metalltor, das einst der Eingang war, hing lose in den Angeln und drohte jeden Moment zusammenzubrechen. Die Mauern waren von einem Art Efeu überzogen, viele Steine waren bereits brüchig, die Fenster teilweise zerbrochen. Die Festung sah nicht so aus, als ob hier wirklich jemand hausen würde. "Sind wir hier wirklich richtig?", fragte Satoru zweifelnd nach, der sich offenbar wieder beruhigt hatte. "Ja...", gab Seiji nur knapp bekannt und schien in Gedanken zu versinken. Offenbar rief ihm das Gemäuer keine schönen Erinnerungen ins Gedächtnis. "Wieso leben die Akasawas nicht mehr in ihrem Anwesen?", bohrte Satoru nun schamlos nach und verschränkte nachdenklich die Arme. "Seit dem Tod des Familienoberhauptes dort, haben wir es nie mehr betreten", beantwortete Seiji die Frage nur knapp und schien das Thema somit beenden zu wollen. Zu seiner Erleichterung fragte Satoru nicht weiter nach und musterte die Festung schweigend. Dann setzte sich Seiji als erster wieder in Bewegung und die anderen folgten ihm. Vor dem heruntergekommenen Tor blieb er kurz stehen, schlüpfte durch eine kleine Lücke und die anderen taten es ihm gleich. Der Innenhof sah genauso heruntergekommen aus, wie der Rest. Mehrere Pfützen mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit waren über den ganzen Hof verteilt und brodelten bedrohlich. Das ganze sah immer mehr wie ein Tor zur Unterwelt aus, als wirklich ein verlassenes Anwesen. Unbeeindruckt ging Seiji weiter, innerlich wurde er aber bei jedem Schritt unruhiger. Diese Festung zu betreten, war für ihn schwerer, als sich die anderen vorstellen konnten. Sein Vater war hier gestorben, seine Mutter war hier gestorben, hier hatte er angefangen, Ichiro zu hassen. Dieser Ort war voller Schmerz und er wünschte sich fast, dass dies nicht der Ort war, an dem er die Person treffen würde, die Natsuko festhielt. Er wusste, dass an diesem Ort nichts Gutes geschehen würde. Leise seufzend öffnete er das schwere Holztor und trat ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)