Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 23: enticement (Verlockung) ----------------------------------- Als er sich in der großen Festung der Tokushitas wiederfand, lehnte er sich schwer atmend an eine Wand. Die Begegnung mit Natsuko hatte ihm mehr zugesetzt, als er dachte. Ihre Wärme wieder zu spüren und doch diesen Schmerz in ihren Augen zu erkennen, es war einfach zu hart. Wie konnte es nur so weit kommen, dass er diesem Mädchen so viel Leid antat? Hatte er doch stets darauf geachtet, sie wie einen Schatz zu hüten und sie von der Vampirwelt fernzuhalten. Doch dies gelang ihm so jämmerlich, dass er darüber fast nur lachen konnte. Wieso war er so unglaublich schwach? Er dachte an seinen Vater, in letzter Zeit kam er ihm immer öfters in den Sinn. Er hätte sicher gewusst, was zu tun wäre, hatte er schließlich auch eine ehemals menschliche Frau. So sehr er seinen Vater auch für seine Taten verachtete, nun wäre er über seine Gesellschaft mehr als glücklich. Er war der einzige, der ihm in diesen Moment wohl noch verstanden hätte. Seufzend stieß er sich von der Wand ab und bemerkte nur halbherzig, dass Hitomi mit verschränkten Armen vor ihrem Zimmer stand. Verwirrt, aber auch etwas misstrauisch, musterte sie ihn. "Wo warst du?", sie versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, was ihr nicht wirklich gelang. "Was geht dich das an...", Seiji ging an ihr vorbei und ließ sich auf das große Sofa fallen. Müde schloss er die Augen und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. Hitomi stand mittlerweile wieder neben ihm und betrachtete ihn schweigend. "Du warst bei ihr...", flüsterte sie schließlich leise, "ich kann ihre Witterung aufnehmen..." Seiji öffnete leicht ein Auge und sah sie abschätzig an. Er verstand nicht, was sie von ihm wollte und was sie hiermit erreichen wollte. Plötzlich setzte sich Hitomi ungefragt auf seine Hüfte und schaute zu ihm runter. "Was soll das, Hitomi?", seine Augen verformten sich zu Schlitzen und er sah sie irritiert an. "Wenn meine Eltern das erfahren, bekommst du mächtig Ärger...", flüsterte sie leise und strich mit einem Finger über seine Brust. Die Berührungen waren ihm gänzlich unangenehm und vertrieben die schönen Erinnerungen an Natsuko, die nur wenige Momente zurücklagen. "Hitomi", seine Stimme war nur ein leises, bedrohliches Knurren, ehe er sich aufrichtete und Hitomi von sich stieß. Nun lag sie unter ihm auf dem Sofa und er beugte sich über sie. "Was erwartest du von mir? Willst du mir drohen?", grob zerrte er mit einer Hand an ihren Haaren und hob so ihr Gesicht direkt vor seines, "soll ich dich vielleicht hier und jetzt nehmen? Ist es das, was du dir so sehnlichst wünscht?" Seiji setzte sich auf ihre Hüften und packte mit seiner Hand grob nach Hitomis Oberweite, sodass die schmerzerfüllt aufwimmerte. "Seiji...nicht...", Hitomi wurde rot und versuchte sich abzuwenden, aber sein Griff hatte sich eisern in ihren Haaren verflochten. "Nicht?", er beugte sich zu ihr vor und flüsterte ihr kalt ins Ohr, "das ist doch genau das, was du von mir erwartest..." Dann ließ er seine Hand von ihrem Oberkörper zu ihrem Hals wandern und drückte fest zu, sodass Hitomi anfing zu röcheln. "Nicht...! Seiji!", wimmernd und mit Tränen in den Augen sah Hitomi ihn verängstigt in die Augen. "Du bist so falsch, Hitomi", ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er beugte sich zu ihr runter, um an ihrem Hals stehenzubleiben, "suchst dir irgendeinen starken Mann und versuchst ihn mit allen Mitteln rum zubekommen. Wie ein billiges Flittchen." Schnell und brutal vergrub er seine Zähne in ihren Hals, wodurch Hitomi laut aufschrie. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden, hatte aber nicht den Hauch einer Chance. Tränen liefen ihr nun stetig über das Gesicht und sie flehte ihn unaufhörlich an aufzuhören. Erst nach einer Weile löste Seiji sich von ihr, seine blutigen Lippen zu einem Lächeln verzogen. "Du bist für mich höchstens als Nahrungsquelle zu gebrauchen", er strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und flüsterte eiskalt, "solltest du mir noch einmal drohen, dann bringe ich dich um." Mit diesen Worten richtete er sich wieder auf, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und verließ den Raum. Hitomi schlang zitternd die Arme um sich und begann laut zu schluchzen. Natsuko stand am nächsten Morgen gut erholt auf und streckte sich zufrieden. Die Erinnerung an Seiji trieb ihr ein Lächeln auf die Lippen und sie stieg hoch motiviert aus dem Bett. Der Trübsinn der letzten Tage schien fast wie weggeblasen und sie summte leicht, als sie sich anzog. Sie freute sich auf die Universität und vor allem freute sie sich auf den Tag, wenn Seiji endlich zu ihr zurückkehrte. Seine Worte hatten ihr Zuversicht gegeben. Er wollte auf jeden Fall zu ihr zurückkehren, wenn alles vorbei war. Die Hochzeit war für sie in weite Ferne gerückt und sie verschwendete keinen Gedanken mehr daran. Seiji würde immer nur sie lieben, da war sie sich sicher. Dieses Mädchen schien für ihn keine Bedeutung zu haben und das gab ihr Kraft. Eilig verließ sie das Haus und machte sich auf den Weg zur Universität. Dort angekommen sah sie schon von weiten Kenta am Tor gelehnt stehen. Er schien völlig in Gedanken versunken und wirkte dabei fast schon zerknirscht. Etwas verwirrt ging Natsuko langsam auf ihn zu und tippte ihn vorsichtig auf die Schulter. "Alles in Ordnung?", irritiert versuchte sie seinen Blick zu erhaschen, doch Kenta zuckte nur erschrocken zusammen und sah sie etwas überrumpelt an. "Natsuko...", er schien sich kurz fangen zu müssen, er sie strahlend anlächelte, "guten Morgen!" So kannte sie ihren Freund gleich viel besser und erwiderte sein Lächeln. "Wie geht es dir?", seine Miene wurde schlagartig wieder ernst, was Natsuko kurz stutzen ließ. "Ganz gut soweit", meinte sie schließlich und setzte ein strahlendes Lächeln auf, was ihr einen zweifelnden Blick Kentas einbrachte. Schließlich erwiderte er ihr Lächeln und schien ernsthaft erleichtert zu sein. Plötzlich nahm er sie in den Arm und drückte sie fest an sich, woraufhin sich Natsuko verwirrt umschaute, weil bereits einige Mitstudierenden sich zu ihnen umgedreht hatten. "K..kenta?", sichtlich verwirrt klopfte sie ihm leicht auf die Schultern, um ihn zu bewegen, sie loszulassen. "Ich mache mir Sorgen um dich, Natsuko...", flüsterte er leise in ihr Ohr, "seit du diesen Kerl kennst, bist du so anders..." "Kenta", nun wand sich Natsuko doch leicht aus seiner Umarmung, da ihr die Situation sichtlich unangenehm wurde, "ich weiß nicht, wovon du redest." Sie sah ihm direkt in das Gesicht, welches sich schmerzerfüllt verzogen hatte. Dann wand er sich schnell ab und lief vor ihr auf das Universitätsgelände und Natsuko lief ihm hastig nach. Doch egal, wie oft sie nachfragte, er wollte oder konnte ihr keine Antwort für sein Verhalten geben. Schließlich gab sie seufzend auf und beeilte sich zu ihrer Vorlesung. Isamu stand bereits an dem Pult und bedachte sie mit einem finsteren Blick, als sie den Saal betrat. Sie verbeugte sich kurz entschuldigend und huschte dann auf einen Platz in der letzten Reihe. Seine Blicke verfolgten sie den ganzen Weg dorthin, was ihr schnell unangenehm wurde. Irritiert sah sie zu ihm, wodurch er schnell seinen Blick wieder abwandte. Dann begann er ohne Umschweife seine Vorlesung und Natsuko grübelte noch eine ganze Weile über sein seltsames Verhalten. Außerdem kam es ihr so vor, als hätte sie etwas Wichtiges über ihn vergessen, denn sie hatte das Gefühl, ihn vor kurzem irgendwo gesehen zu haben, aber es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen. Frustriert stützte sie den Kopf in eine Hand und versuchte angestrengt, dem Unterricht zu folgen. In der Mittagspause suchte sie fast den ganzen Campus nach Kenta ab, konnte ihn aber nirgends finden. Das war äußerst ungewöhnlich für ihn. Normalerweise fand sie ihn immer an den gleichen Stellen oder aber er versuchte schon von selbst, sie zu finden. Schließlich gab sie frustriert auf, als sich die Pause bereits dem Ende neigte. Sie fragte sich, was nur mit ihm los war. Sein Verhalten von heute Morgen und dass er nun nicht auffindbar war, so hatte sie ihn bisher noch nie erlebt. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, kam aber zu keiner Lösung. Dass er von Seiji nicht besonders angetan war, wurde ihr relativ schnell klar, aber dass er seinetwegen jetzt so schlechte Laune bekam, war ihr ein Rätsel. Machte er sich wirklich solch große Sorgen um sie? Sie beschloss, dass sie diese Sache unbedingt klar stellen musste, wenn sie ihn das nächste Mal sehen würde. Als der Tag an der Universität zu Ende ging, lief Natsuko etwas gedankenverloren die Straße entlang. Kenta hatte sie auch den Rest des Tages nicht mehr finden können und so kam ihr der Tag langweilig und trostlos vor. Nachdem Seiji nicht mehr zu Hause war, sehnte sie sich zu dem Kontakt mit anderen. Von Satoru hatte sie schließlich auch nichts mehr gehört und sie fragte sich allmählich, ob er ihr wohl sauer war, weil sie ihn an dem einen Morgen so seltsam zu ihm war. Sie nahm sie fest vor, sich bei der nächsten Gelegenheit bei ihm zu entschuldigen. Als sie langsam ihr Haus erreichte, sah sie schon von weiten eine Person dort stehen. Irritiert runzelte sie die Stirn und ging direkt auf diese zu. "Beniko?", sie legte den Kopf leicht schief und musterte das Mädchen fragend. Sie stand mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt und hob leicht den Blick, als Natsuko zu ihr kam. "Da bist du ja endlich...", sie seufzte leicht und stieß sich von der Wand ab, um auf sie zuzugehen, "mach dich fertig, Ichiro möchte mit dir reden." Natsuko war ihr einen fragenden Blick zu, welchen Beniko aber gekonnt ignorierte. "Kann er dann nicht selber herkommen?", kam es ihr unüberlegt über die Lippen und Benikos Augen verzogen sich zu Schlitzen. "Denkst du wirklich, dass er dafür Zeit hätte, deinetwegen extra herzukommen?", Beniko funkelte sie kühl an und Natsuko seufzte leicht. Beniko war mit ihren Stimmungen mindestens genauso schlimm wie die anderen. Hatte sie vor kurzem noch das Gefühl, sie würden sich einigermaßen gut verstehen, zeigte sie ihr nun wieder die kalte Schulter. "Ist ja gut...", Natsuko ging zu der Tür und dreht sich kurz zu Beniko um, "ich bring kurz meine Sachen weg und dann komme ich." Beniko nickte ihr kurz zu und Natsuko verschwand im Haus. Sie fragte sich jetzt schon, warum Ichiro sie extra zu sich beorderte, war über diese Abwechslung aber gar nicht so unglücklich. Auch wenn es Ichiro war, so war ihr das im Moment fast lieber, als wieder ganz alleine in dem Haus zu hocken. Da hätte sie viel zu viel Raum und Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen. Schließlich ging sie wieder nach Draußen und folgte Beniko schweigend zur Stadtgalerie. Dort angekommen gingen sie geradewegs die Treppe hinauf, doch schon von unten konnte Natsuko jemand oben an eine Wand gelehnt sehen oder besser gesagt, zwei Personen. Sofort, als sie erkannte, wer es war, wollte sie bereits darauf zulaufen, blieb aber in der Bewegung stehen, als sie sah, wer die zweite Person war. Seiji stand dort zusammen mit Hitomi. Er hatte sie an die Wand gedrückt und schien ihr irgendetwas in das Ohr zu flüstern. Hitomis Augen waren vor Schreck leicht geweitet und sie schien etwas zu zittern. Eine Hand Seijis war auf ihrer Hüfte und sie standen so nah beieinander, dass es Natsuko augenblicklich ein Stich ins Herz versetzte. Taumelnd wich sie ein paar Schritte zurück und lief schließlich die Treppe wieder runter, ehe Beniko sie davon abhalten konnte. Ohne genau zu wissen, wohin sie lief, fand sie sich schließlich auf einer großen Terrasse wieder. Atemlos schaute sie in den schwarz-roten Himmel und hielt sich mit einer Hand die Brust. Ihr Herz versetzte ihr immer noch kleine Stiche, als sie sich das Bild wieder ins Gedächtnis rief. Was hatte das zu bedeuten? Warum kam Seiji diesem Mädchen so nah? Sie dachte, er hätte keinerlei Interesse an ihr und würde sie gänzlich ignorieren. Doch die Szene von eben sprach eine ganz andere Sprache. Was war in der Zwischenzeit passiert, als er bei den Tokushitas war? Natsuko schlang die Arme um sich und wusste nicht mehr ein und aus. Sie hatte auch zu große Angst, wieder zurückzugehen und sich Gewissheit zu verschaffen. Warum fürchtete sie sich eigentlich so sehr vor der Antwort? Innerlich wusste sie bereits die Antwort, wollte sich das aber nicht eingestehen. Plötzlich wurde die Luft um sie herum kalt und sie hörte eine Stimme direkt neben ihrem Ohr. "Ist es nicht grausam, wie sie dich alle leiden lassen...?", es war dieselbe eiskalte, tiefe Stimme, die sie schon einmal vernommen hatte. Langsam drehte sie sich um und sah vor ihr nur einen schwarzen Schatten, ohne bestimmte Form. "Wer bist du...?", ihre Stimme war voller Verzweiflung, doch spürte sie mittlerweile keine Angst mehr vor der Gestalt. "Jemand, der dich kennt, den du allerdings nicht kennst", ein leises Kichern erklang, so unendlich boshaft und kalt, "ich bin die Kehrseite deines Seins." Natsuko wich einen Schritt zurück und schüttelte verwirrt den Kopf. "Ich verstehe nicht...", sie schlang die Arme um sich und wand den Blick ab. "Du wirst noch schneller verstehen, als dir lieb ist...", eine dunkle Hand erstreckte sich aus dem Schatten, streckte sich einladend zu Natsuko, "ich kann das Leid in deiner Seele verstummen lassen." Nun sah Natsuko wieder auf und musterte die Hand verwirrt. "Wie meinst du das...?", in ihrem Kopf schwirrte alles und doch musste sie wissen, was die Gestalt damit meinte. "Ich kann ihn dir erfüllen, deinen dunkelsten Wunsch...", plötzlich verschwand der Schatten vor ihr und starke Arme legten sich um ihre Schultern, drückten sie zärtlich an sich. "Meinen dunkelsten Wunsch...", Natsuko schloss die Augen, schien nachzudenken, traute sich aber nicht, sich umzudrehen. Plötzlich riss sie die Augen auf und wirbelte schnell herum, aber die Gestalt war bereits wieder im Schatten versunken. "Doch nicht etwa...bist du...", sie fand kaum Worte, verhaspelte sie sogar etwas, was dem Schatten ein weiteres Kichern entlockte. "Ich sehe, du begreifst schnell", erneut streckte sich eine Hand aus dem Schatten, "komm mit mir, Natsuko." Sie schien kurz zu überlegen, zögerte leicht, streckte dann aber schließlich ihre Hand nach dem Schatten aus. Sofort griffen eiskalte Finger nach ihrem Arm und zogen sie an sich. Sie versank in dem Schatten, schloss die Augen, spürte eine Eiseskälte und plötzlich war die Terrasse mit einem Mal völlig leer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)