Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 21: secrets (Geheimnisse) --------------------------------- Am nächsten Morgen fiel es Natsuko schwer, ihre Augen zu öffnen. Sie wollte am liebsten liegen bleiben und nie mehr aufstehen. Ein wenig Ruhe war mittlerweile der bescheide Wunsch, der sich in ihr regte. Mehr wollte sie doch nicht. War das womöglich nicht mehr möglich, weil sie sich damals für einen Vampir entschieden hatte? Gab es denn nicht doch eine Möglichkeit, die Situation zu retten? Als sie ihre Gedanken einen Schritt weiter verfolgte, schlug sie erschrocken die Augen auf und saß sofort aufrecht im Bett. Mit einem Schlag war sie wach. Schwer atmend schlang sie die Arme um sich und sah entsetzt ins Leere. Woran hatte sie da bitte gedacht? Satoru, der von Natsukos heftiger Bewegung sofort wach wurde, schreckte regelrecht aus dem Schlaf und stand Sekunden später auf den Beinen. "Natsuko?", er kam hastig zu ihr, packte sie an den Schultern und versuchte in ihre Augen zu sehen, "was ist los?" Benommen drehte sie sich zu ihm um, konnte aber nichts sagen. Sie fragte sich, was Satoru zu ihren Gedanken sagen würde, wagte es aber nicht, diese auszusprechen. Jede Faser in ihrem Körper wehrte sich dagegen und doch schien die Lösung aller Probleme auf einmal so einfach, so klar zu sein. Doch, war sie bereit dafür? Sie schüttelte heftig den Kopf und schüttelte somit auch Satoru ab. Ausgerechnet ihn jetzt in ihrer Nähe zu haben, schien ihr fast unerträglich. Etwas verletzt sah Satoru sie an, als sie ihn so grob abwehrte. Offenbar dachte er, dass ihre Reaktion mit ihm zu tun haben musste. "Natsuko...", er sah sie noch eine Weile an, stand dann schweigend auf und gewährte ihr den benötigten Freiraum. Etwas irritiert verließ er das Zimmer und ließ Natsuko alleine zurück. Diese fieberte immer noch ihren Gedanken nach und bemerkte dies kaum. Kurze Zeit später stand sie allerdings, fertig angezogen, vor Satoru und erntete dafür einen sichtlich verwirrten Blick. "Wo willst du hin?", er legte den Kopf schief und musterte sie besorgt. "Zur Uni...", murmelte sie leise und machte sich dann schon auf den Weg zur Tür. "Warte mal!", Satoru kam ihr nachgelaufen und hielt sie am Arm fest, "bist du sicher, dass du schon bereit dafür bist?" In seinen Blick lag pure Besorgnis, doch Natsuko schüttelte ihn einfach ab. Ohne ihm zu antworten, verließ sie das Haus und ließ Satoru sprachlos und verletzt zurück. Sie legte den Weg zur Universität so geistesabwesend zurück, dass sie nicht einmal bemerkte, dass sie bereits angekommen war. Erst als sie stürmisch von hinten umarmt wurde, erwachte sie aus ihrer Schockstarre. Verwirrt drehte sie sich um und sah direkt in braune Augen. "Kenta...", trübselig sah sie ihren Freund an, der sie freudig anlächelte. Als dieser aber Natsukos Ausdruck in ihrem Gesicht sah, verschwand sein Lächeln augenblicklich. "Natsuko?", seine Stirn legte sich vor Sorge in Falten und er sah ihr tief in die Augen, "was ist los mit dir?" Sie sah ihn wehleidig an, wusste allerdings nicht, was sie sagen soll. Leise nahm sie ihn in den Arm und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. "Kenta...", es gelang ihr jämmerlich und schon schluchzte sie lautstark, sodass sich Kenta irritiert zu seinen Mitstudierenden umdrehte, die sie schon neugierig beobachteten. Offenbar dachten sie, dass er sie zum Weinen gebracht hatte. Leise fluchend nahm er sie bei der Hand und zog sie über das Universitätsgelände. Erst als sie das Biologielabor erreichten, ließ er sie wieder los. Noch immer wurde sie von leisen Schluchzern geschüttelt und versuchte verzweifelt sich die Tränen wegzuwischen. "Natsuko, um Gottes willen", Kenta packte sie an den Schultern, versuchte vergebens in ihre Augen zu schauen, "was ist denn nur passiert?" Es brach ihm das Herz, seine beste Freundin so zu sehen. Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Schreck und stieß zornig aus: "War es dieser Kerl?!" Schlagartig verfinsterte sich seine Miene und Natsuko sah ihn erschrocken an. So hatte sie ihn noch nie zuvor gesehen. "K...kenta?", gab sie stammelnd von sich, während Kenta vor Wut die Hände zu Fäusten ballte. "Natsuko!", er griff nach ihrem Kinn, sah ihr tief in die Augen, "hat er dir irgendetwas angetan?" Sein Blick mischte sich aus Zorn, aber auch tiefer Sorge. Hastig schüttelte Natsuko den Kopf, um Kenta ein wenig zu beruhigen. Seiji hatte damit nichts zu tun, zumindest traf nicht ihm die Schuld. Und viel mehr, als die Strafe, bereiteten ihr ihre eigenen Gedanken Sorgen. Kenta sah sie noch einen Moment skeptisch an, ehe er laut seufzte. "Natsuko...", erhob er dann seine Stimme und schüttelte enttäuscht seinen Kopf, "ich kenne dich mittlerweile schon eine gefühlte Ewigkeit und du kannst mir nichts mehr verschweigen. Also?" Mit einem etwas milderen Gesichtsausdruck sah er sie nun an und lächelte leicht. Natsuko sah ihn kurz an. So sehr sie es sich auch wünschte, sie konnte ihrem Freund doch nichts von Vampiren und erzwungenen Hochzeiten erzählen. Am Ende hielt er sie noch für verrückt. Hastig wischte sie sich ihre Tränen aus den Augen und lächelte ihn leicht an. "Alles gut...", sagte sie und versuchte dabei ihre Stimme ruhig zu halten, "wir haben nur ein wenig gestritten." Kenta sah sie ungläubig an, er schien ihr kein Wort zu glauben. Trotzdem ging er nicht weiter darauf ein und nahm sie behutsam in den Arm. "Ich werde dich immer beschützen...", flüsterte er leise , "egal mit wem oder was ich es zu tun habe..." Natsuko stutzte leicht. Wie meinte er das? Sie löste sich von ihm, bekam aber nur ein strahlendes Lächeln von Kenta. Offenbar war er wieder ganz der Alte. Den Rest des Tages sprach er das Thema nicht noch einmal an, wofür Natsuko ihn sehr dankbar war. Sie wusste beim besten Willen nicht, wie sie es ihm sonst hätte erklären sollen. In diesem Moment beneidete sie ihn ein wenig für sein unbeschwertes, menschliches Wesen. Auch wenn sie über nichts gesprochen hatte, so fühlte sie sich mit einem Schlag besser, nachdem sie bei Kenta war. Es war eine gute Idee, wieder in die Universität zu gehen. Natsuko half Kenta noch bei einigen Sachen in seinem Labor, obwohl sie davon keine Ahnung hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ziemlich viele Forschungsgebiete hatte, die sich mit Blut befassten. Ständig nahm er andere Blutkulturen und betrachtete sie nachdenklich unter seinem Mikroskop. Schnell merkte er aber auch, dass Natsuko für all das absolut nicht zu gebrauchen war und verdonnerte sie schließlich zum Gläser spülen, was sie aber bereitwillig tat. Sie war schließlich wirklich keine große Hilfe. Als es schon dunkel wurde, verabschiedete sie sich von Kenta, der noch eine Weile im Labor bleiben wollte. Erst jetzt bemerkte sie, wie erwachsen er in seinem weißen Kittel aussah und mit was für einer Ernsthaftigkeit er seiner Forschung nachging, als hänge sein Leben davon ab. Er wirkte dabei fast schon ein wenig cool, was Natsuko von ihrem besten Freund so bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Leicht lächelnd winkte sie ihm hinterher und verabschiedete sich dann. Als er die Tür hinter ihr zufallen hörte, löste er sich langsam von dem Mikroskop. Es bestand nicht mehr die Notwendigkeit, den Beschäftigten zu mimen. Er zog sich seinen Kittel aus, spähte in den Gang, ob Natsuko wirklich schon gegangen war und begab sich dann in den Trakt, wo die Professoren ihre Büros hatten. Um die Uhrzeit waren viele Lichter bereits dunkel, aber das, worauf er zusteuerte, war natürlich noch erhellt. Ohne zu Klopfen trat er schnell ein. Isamu Kobayashi sah nicht einmal auf, als Kenta eintrat. "Und?", fragte er schließlich leicht gelangweilt, ohne von einem Dokument aufzusehen, dass er in den Händen hielt. "Ich weiß nicht, was der Auslöser war, aber die Dosis scheint mittlerweile schon zu schwach zu sein...", Kenta verschränkte die Arme vor der Brust und sah Isamu ernst an, welcher endlich zu ihm aufblickte. "Wirklich?", er hob leicht überrascht eine Augenbraue hoch und musterte Kenta kurz, "eigentlich sollte diese Dosis noch viele Jahre reichen." "Nicht, wenn sie großem Stress ausgesetzt wird...", Kenta seufzte leicht und sah zu Boden, "wir müssen uns etwas einfallen lassen." Isamu stand nun von seinem Tisch auf und ging zu einem Bücherregal. "Tja, sein Testament besagt eindeutig, wie wir mit ihr verfahren sollen...", er blätterte schnell in einem Ordner und las die Seiten mit einer absurden Geschwindigkeit. "Das hat aber nicht mit eingerechnet, dass sie auf IHN trifft, Isamu!", schrie Kenta ihn nun an und ballte die Hände zu Fäusten. "Kenta", Isamu warf ihm einen kalten Blick zu, "ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du dich nicht zu sehr auf dieses Mädchen einlassen sollst..." Ein vorwurfsvoller Ton spielte in seiner Stimme und Kenta sah fluchend zur Seite. "Naja", er klappte das Dokument wieder zu und ging zurück zu seinem Sessel, "beobachte sie weiter und sollte sich ihr Zustand verschlimmern, entscheide ich, was wir machen sollen." Er winkte schnell mit der Hand und deute Kenta so, dass er verschwinden sollte. Zerknirscht verließ dieser den Raum, während er stetig vor sich herfluchte. Natsuko war mittlerweile wieder zu Hause angekommen, doch als sie das Haus betrat, war dort keiner. Irritiert suchte sie jeden Raum ab, aber sie konnte niemanden finden. Satoru war also wirklich gegangen. Offenbar hatte er sich verantwortlich gefühlt für ihre Reaktion am Morgen. Traurig sah sie zu Boden. Sie hatte nicht das Gefühl, jetzt schon alleine sein zu können. Gedankenverloren ging sie in das Wohnzimmer und merkte erst jetzt, dass dort ein Brief auf dem Tisch lag. Mit einem altertümlichen, roten Siegel war er verschlossen und versehen mit einer ebenso alten Schrift. Verwirrt nahm sie den Brief an sich und öffnete ihn ohne Umschweife. Hastig überflog sie die wenigen Seiten und warf den Brief dann schockiert zurück auf den Tisch. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Obwohl sie es bereits erwarten konnte, brach diese vollendete Tatsache sie nun doch aus dem Konzept. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihr auf und sie war wieder den Tränen nah. Mit einem Schleier vor den Augen las sie erneut die Überschrift des Briefes: Einladung zur Hochzeit. Wie betäubt taumelte sie regelrecht in das Schlafzimmer und legte sich langsam auf das Bett. Sie hatte ihm zwar gesagt, dass er es tun sollte, aber nun brachte es sie fast um. Dieser Brief gab ihr die bittere Erkenntnis, die sie bisher zu Verdrängen versucht hatte. Sie rollte sich auf den Bauch und drückte ihr Gesicht in ein Kissen. Dann begann sie wieder leise zu schluchzen. Sie wollte jetzt nicht alleine sein. Was würde sie dafür tun, wenn Satoru jetzt noch hier wäre? Warum hatte sie ihn am Morgen nur so behandelt? Sie hasste sich selbst dafür. Plötzlich hörte sie hinter sich eine tiefe, kalte Stimme. Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch Natsuko hörte seine Worte klar und deutlich. "Tut weh, nicht wahr?", das Flüstern schien fast direkt neben ihrem Ohr zu sein und erschrocken drehte sie sich um. Vor Schreck riss sie die Augen auf und begann augenblicklich zu zittern. Das Zimmer war völlig leer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)