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Love until the death

Liebe bis zum Tod
von

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consequences (Konsequenzen)

Wie zu erwarten stand Seiji im Wohnzimmer. Das Fenster dort war in tausend Teile zersprungen und er stand inmitten davon. Als Natsuko das Zimmer betrat, drehte er sich blitzschnell, wie ein wildes Tier, zu ihr um. Seine Augen glühten rot und seine Miene war finster.

"Seiji..?", erschrocken sah sie ihren Freund an und merkte, dass in ihr sogar etwas Angst aufstieg. Wieso konnte nicht mal eine kurze Zeit vergehen, wo nichts passierte? Seiji funkelte sie ohne Verstand an, musterte sie wie ein Tier, das seine Beute beobachtete. Langsam ging Natsuko trotzdem auf ihn zu. Sein Verhalten erinnerte ihn an Kazuya an jenem Tag, an dem er sie angefallen hatte.

Dennoch ging sie auf ihn zu, trat aber auf halbem Weg in eine Glasscherbe. Ihr Schuhe hatte sie im Eingangsbereich schnell abgestreift und nun bohrte sich das Glas durch ihre Socken in ihr Fleisch. Schmerzvoll zuckte sie zusammen und ging auf die Knie.

Aus den Augenwinkeln erkannte sie, wie Seiji geschmeidig, wie eine Katze, zu ihr kam und sich zu ihr herunterbeugte. Schweigend zog er ihr die Socke von dem blutenden Fuß, was ein unangenehmes Stechen verursachte. "Seiji?", abermals versuchte sie zu ihm durchzudringen, aber er sah nur zu ihrer Wunde. Geistesabwesend strich er mit dem Finger über ihren Fuß und fing so etwas Blut auf. Natsuko zuckte schmerzvoll auf und verzog das Gesicht. Seiji indessen führte die blutigen Finger zu seinem Mund, leckte das Blut von diesen und schloss genüsslich die Augen.

Ungläubig beobachtete Natsuko ihn dabei. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, geschweige denn, was sie tun sollte. Vor ihr stand ein völlig anderer Seiji als noch am Morgen. Wieder einmal überforderte sein Stimmungsumschwung sie völlig. Langsam öffnete er seine Augen wieder, die immer noch rot glühten und sah sie für einen kurzen Moment ausdruckslos an.

Dann stürzte er schon fast nach vorne, packte sie grob an den Schultern und drückte sie zu Boden. Gierig fletschte er seine Zähne und sah wie hypnotisiert zu ihrem Hals. "Seiji!", verzweifelt versuchte Natsuko sich loszureißen, was ihr aber nicht gelang, Seiji bewegte sich nicht einmal einen Millimeter. "Bitte, hör auf...", Tränen sammelten sich in ihren Augen, "komm zu dir!" Aber Seijis Griff verstärkte sich nur noch, bohrte sich regelrecht in ihre Schultern, sodass Natsuko vor Schmerz verstummte. Seiji war definitiv nicht bei Sinnen und sie wusste nicht, wozu er in diesem Zustand in der Lage war. Ängstlich kniff sie die Augen zusammen und wartete, was geschehen würde.
 

Als allerdings nichts geschah, sondern sie plötzlich merkte, dass Seijis Griff sogar lockerer wurde, machte sie die Augen erneut auf. Schockiert riss sie diese auf, als sie merkte, was der Grund dafür war. Neben ihr hatte sich Beniko zu ihr runtergekniet und Seiji hatte seine Fangzähne in ihrem Arm vergraben, den sie offensichtlich zwischen die Beiden geworfen hatte. Mit rot funkelnden Augen sah er direkt in Benikos blauen.

"Komm zu dir!", rief sie mit fester Stimme und hielt Seijis ganzer Kraft stand, zuckte nicht einmal, obwohl Blut stetig zu Boden tropfte. Kurz darauf riss Seiji erschrocken die Augen auf und wankte ein Stück zurück. "Was..", mehr brachte er nicht heraus und starrte schockiert zwischen den beiden Frauen hin und her. "Was ist nur los mit dir?", Beniko schüttelte leicht ihren Arm und leckte dann ihr eigenes Blut ab, "wie kannst du dich nur selbst so aushungern?"

Natsuko rappelte sich indessen wieder auf und sah leicht verwirrt zu Beniko, die neben ihr kniete und spürte, wie dankbar sie dieser Frau war. Sie war sich nämlich nicht sicher, wie diese Sache sonst geendet hätte.
 

Seiji wand getroffen den Blick ab, sodass seine Haare seine Augen verdeckten. Er atmete angestrengt und schien nicht zur Ruhe zu kommen. Dann stand er abrupt auf und stürmte aus dem Raum. Kurze Zeit später hörte man das laute Knallen der Badezimmertür. Dann wurde es still.
 

"Was war das...?", sichtlich verwirrt schüttelte Natsuko den Kopf und musste sich erst einmal wieder fassen. "Natsuko", Beniko drehte sich zu ihr um und musterte sie ernst, wenn nicht sogar etwas vorwurfsvoll, "gibst du Seiji kein Blut?"

Die Frage überrumpelte Natsuko, denn sie starrte Beniko sprachlos an. Irgendwie war das ein so intimes Detail für sie, dass sie sogar leicht rot wurde. Trotzdem war sie ihr scheinbar eine Antwort schuldig, denn Beniko musterte sie weiterhin fragend.

In der Gegenwart von Ichiro war sie immer so unterwürfig und ruhig, dass ihre Reaktion Natsuko nun sehr überraschte. In ihren Augen loderte eine Stärke, die ihr bisher nicht aufgefallen war. "Nein", Natsuko schüttelte leicht den Kopf, "zumindest nicht mehr." Von Beniko schien sämtliche Anspannung abzufallen und sie seufzte laut. Eine Erklärung gab sie Natsuko allerdings nicht, obwohl sie darauf brannte.
 

"Was machst du hier, Beniko?", hinter ihnen hörten sie eine kalte Stimme und sie drehten sich fast zeitgleich um. Seiji stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und musterte Beniko abschätzig. Seine Augen waren wieder im gewohnten tiefschwarz und er benahm sich so, als sei nichts gewesen.

"Ichiro schickt mich", abermals seufzte Beniko und sah zur Seite, "auf halbem Weg hab ich deine monströse Aura gespürt und bin hergerannt. Scheinbar grade noch rechtzeitig." Sie hob wieder ihren Blick und sah Seiji leicht zornig an. Dieser erwiderte ihren Blick kühl, Beniko schien ihn kein Stück zu beeindrucken.

"Ach ja?", spöttisch verzog er seine Lippen stattdessen zu einem Lächeln, "und was will der hochgeborene, reinblütige Fürst von uns?" Seine Stimme triefte geradezu von Sarkasmus und Verachtung gegenüber Ichiro. Benikos Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen, aber sie ging nicht auf diese Bemerkung ein, sondern antwortete stattdessen: "Er hat etwas Wichtiges mit euch zu besprechen, euch beiden wohlgemerkt. Ich soll euch nur ausrichten, dass, wenn ihr euch weigert, er sehr ungehalten werden könnte." "Soll mir das ernsthaft Angst machen, Beniko?", Seiji zuckte leicht mit den Schultern und grinste sie herablassend an. "Dir garantiert nicht, aber jemand anderen sicher schon", kam es nur schnippisch zurück und ihr Blick huschte zu Natsuko, welche sie erschrocken ansah.

Sofort verschwand das Grinsen aus Seijis Blick und er sah Beniko wütend an. "Das soll er erstmal wagen", knurrte er verärgert und ging zu Beniko, die er unsanft am Kragen packte, "soll er stattdessen selbst herkommen, anstatt sein Haustier vorzuschicken. Die Zeiten, als ich vor ihm noch gehuscht bin, sind schon seit Ewigkeiten vorbei!"

Beniko sah ihn völlig unbeeindruckt an, was Seiji offensichtlich ein wenig verunsicherte, denn sein Blick nahm ein Gemisch aus sinkender Wut und Verwirrung an. "Ich bin nur als Bote hier", meinte Beniko schließlich seelenruhig, "aber ich möchte dich gerne erinnern, dass es für Natsuko übel ausgesehen hätte in deinem Zustand, wenn ich nicht gekommen wäre. Überlege dir selbst, ob es richtig ist, im Moment mit ihr alleine zu sein und ob es das wert ist, den Zorn eines Reinblutes auf dich zu ziehen." Beniko schüttelte Seiji ab und ging an ihm vorbei zur Tür.

"Verflucht!", zischte Seiji leise, ehe er Natsuko auf die Füße zog und Richtung Tür schleifen wollte. Diese zuckte allerdings schmerzerfüllt zusammen, als sie auf ihren verletzten Fuß auftrat. Sofort glühten Seijis Augen für den Bruchteil einer Sekunde rot auf, ehe er sich von ihr abwandte.

"Beniko!", donnerte es von ihm, "kümmer dich um ihre Verletzung! Ich kann momentan kein Blut sehen..." Er ließ Natsuko los und verließ vor den Beiden das Haus.
 

Als Beniko fertig war mit Natsuko und sie zusammen das Haus verließen, wartete Seiji draußen auf sie. Schweigend setzte er sich in Bewegung, als die Beiden rauskamen und ging vor ihnen Richtung Stadtgalerie. Keiner sagte ein Wort und in Natsukos Kopf schwirrte alles.

So hatte sie sich den Tag nicht vorgestellt und schon gar nicht hatte sie erwartet, so schnell zurück in die Vampirwelt zu gehen. Sie dachte einen kurzen Augenblick an Kenta und hoffte sehnsüchtig, dass sie ihn morgen wieder in der Universität sehen konnte. Innerlich hatte sie nämlich Angst, dass ihr Alltag erneut von Seiji und Ichiro zunichtegemacht wurde. Der Konflikt zwischen den Brüdern schien immer mehr auf ihr eigenen Leben auszuufern.
 

In der Vampirwelt angekommen gingen sie ohne Umwege zu Ichiros Zimmer. Beniko betrat zuerst das Zimmer, zunächst alleine, während Natsuko und Seiji draußen warteten. Natsuko traute sich nicht, etwas zu sagen. Eigentlich wollte sie Seiji so vieles Fragen. Was das vorhin sollte, wieso er so ausgehungert zu sein schien und wie Beniko das alles spüren konnte. Sie merkte, wie wenig sie von Seiji, aber auch allen anderen wusste. Sie konnte nur ahnen, wie viel hinter der Fassade lag. Besonders Beniko wurde ihr immer mehr ein Rätsel. Wie sie sich Seiji gegenüber benommen hatte stand in solch einem Widerspruch zu Ichiro oder auch Satoru.
 

Es dauerte nicht lange, da kam Beniko wieder raus und deutete Seiji, dass er nun mit Ichiro sprechen sollte, alleine. Genervt betrat er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Natsuko musterte neugierig Beniko, die sich mit verschränkten Armen an eine Wand gelehnt hatte. Ihr Blick war nachdenklich zu Boden gewandt. Natsuko hatte das Gefühl, ihr mehr Informationen entlocken zu können, als den Brüdern und ging ein Schritt auf sie zu.

"Ähm...Beniko?", Natsuko war sich unsicher, wie sie mit ihr reden sollte, hatte sie bisher noch kein wirkliches Gespräch mit ihr geführt. "Hm?", ein wenig gelangweilt, aber auch irritiert sah sie auf. Scheinbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass Natsuko sie einfach so ansprach. "Wie meintest du das vorhin, dass Seiji ausgehungert wäre? Mir ist aufgefallen, dass hier überall etwas herumzustehen scheint...", zunächst war sie sich unsicher, ob sie Beniko überhaupt Duzen sollte, aber es kam ihr irgendwie falsch vor, sie mit der gleichen Höflichkeit anzusprechen wie Ichiro. Ob das daran lag, dass sie nur seine Dienerin war?

"Natsuko", Beniko sah sie leicht verstimmt an, "du hast wirklich keine Ahnung von Vampiren, dass ich mich manchmal frage, wieso du überhaupt mit einem zusammen bist. Natürlich trinkt ein Vampir nur das Blut von demjenigen, mit dem er zusammen ist, aber das verwehrst du ihm ja. Wie sollte er da nicht ausgehungert sein?" Ihr offene Anfeindung überraschte Natsuko sichtlich, sie verletzte sie sogar etwas. Beniko war wie ausgewechselt, wenn Ichiro oder Satoru nicht in der Nähe waren.

"Aber-", noch ehe Natsuko etwas erwidern konnte, wurde Ichiros Tür aufgerissen und Seiji stürmte daraus. Sie hörte ihn leise vor sich hin fluchen. Ichiro stand hinter ihm und sah ihn ausdruckslos hinterher. "Komm mit, Natsuko!", fuhr Ichiro sie barsch an, ehe er sich umdrehte und vor ihr den Raum betrat. Seiji war offensichtlich zu außer sich, denn er würdigte sie nicht einmal eines Blickes, während sie die Tür hinter sich schloss.
 

"Setz dich", befahl Ichiro kühl und Natsuko tat es sogleich. Er selbst nahm auf seinem Sessel Platz und schien dann eine halbe Ewigkeit über etwas nachzudenken.

"Natsuko", mit einem eisigen Blick sah er sie plötzlich an, "wenn du die Absicht hast meinen Bruder verhungern zu lassen, werde ich dich irgendwo einsperren und dir dein Blut persönlich jeden Tag abzapfen." Schockiert sah sie ihn an und sank tiefer in ihren Stuhl. Abermals wusste sie, dass das keineswegs ein schlechter Scherz von ihm war und sie musste hart schlucken. "D..das kann nicht dein Ernst sein...", gab sie leicht stammelnd von sich und suchte vergebens in seinem Blick nach einer Spur von Sarkasmus, Ironie oder Zweifel. Sie fand nichts dergleichen.

"Hör mir mal gut zu, Fräulein", er tippte unruhig mit den Fingern auf seiner Stuhllehne, "für euch Menschen mag das schön und gut sein, sich hier und da ein 'Ich liebe dich' an den Kopf zu werfen, aber für einen Vampir gibt es keinen größeren Liebesbeweis, als der Austausch von Blut." Er musterte sie kühl und seufzte leicht, ehe er weitersprach: "Wenn sich ein Vampir für jemanden entscheidet und eine Beziehung mit ihm eingeht, dann möchte er nicht mehr das Blut eines Anderen. Genauso ist es auch bei Seiji, er verlangt nur nach deinem Blut und wenn du es ihm nicht gibst, dann verhungert er irgendwann jämmerlich. Jemanden zu beißen ist ein intimer Moment, den man nicht zwangsläufig mit jedem teilt, außer der Gegenüber stellt für einen nur Nahrung dar." Ichiro lehnte sich in seinem großen Sessel zurück und verschränkte die Arme. "In der Menschenwelt teilt man Ringe, wenn man die Ewigkeit miteinander verbringen möchte, richtig?", führte er seinen Monolog oder eher seine Predigt weiter fort, "unter Vampiren tauscht man sein Blut, beide gleichzeitig, ein wunderschöner Anblick."

Natsuko wusste langsam nicht mehr, worauf Ichiro hinaus wollte? Hatte er sie deshalb hergeholt? Aber woher sollte er denn vorher wissen, dass Natsuko Seiji kein Blut gab? Das ergab alles keinen Sinn.

"Und wo wir schon bei dem Thema sind, kommen wir doch direkt dazu, warum du hier bist", schien er ihre Fragte fast schon zu beantworten, als er aufstand und zu ihr rum kam. Er griff nach ihrem Hals und zog grob an der Kette, die sich daran befand. Sofort trübte sich sein Blick und er starrte sie fast schon hasserfüllt an. "Es ist also wahr...", murmelte er leise und ließ die Kette lieblos zurückfallen.

Verwirrt sah Natsuko von ihrer Kette und Ichiro hin und her. "Was...?", sie verstand Ichiro mittlerweile gar nicht mehr und wollte eigentlich nur noch erlöst werden. Wieso konnte ihr nie jemand einfach nur eine Antwort liefern? Auch wenn sie von Ichiro mittlerweile mehr gelernt hatte über Vampire, als von Seiji in 2 Jahren.

"Die Kette an deinem Hals", setzte Ichiro schließlich an, "wenn ein Vampir jemand anderen etwas schenkt, was seine Kraft beinhaltet, so wird das als Verlobungsgeschenk angesehen."
 

Schockiert riss Natsuko die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. Verlobung? Bitte was? Davon wusste sie gar nichts! Ichiro blieb Natsukos Reaktion natürlich nicht verborgen und er seufzte laut. "Ich merke schon, dass das nicht in deinem Sinne war, also war es Seijis eigenmächtiges handeln", er schüttelte leicht traurig, aber auch zornig den Kopf, "Menschen und Vampire dürfen unter keinen Umständen heiraten. Viel zu sehr hat sich unser Blut schon vermischt. Das ist auch der Grund, warum dieser Bund, den auch ihr teilt, überhaupt Gesetz geworden ist. Um solche Verräter zu bestrafen! Nicht wenige sind an diesem Bund gestorben, weil sie sich auf einfältige Menschen eingelassen haben, die sich nach kurzer Zeit bereits von ihnen abwandten."

Natsuko wusste nicht, was sie sagen sollte. Alle Worte, die Ichiro in den Mund nahm, spielten nur darauf hin, dass er ihre Existenz von Grund auf ablehnte. Nicht selten hatte er erwähnt, wie sehr sie ihm ein Dorn im Auge war und das wurde nun nur zu deutlich.

"Um es kurzzumachen, das lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Er hat seine Kraft versiegelt und sie dir geschenkt, das hat sich rum gesprochen, wie ein Lauffeuer. Er wird ohnehin schon von so vielen beobachtet, womit er ein gefundenes Fressen für alle war", Ichiro schien sämtliche Kräfte in Anbetracht der Situation zu verlieren, "sei es wie es sei. Morgen wird eine Versammlung stattfinden, bei der entschieden wird, welche Strafe Seiji ereilen wird. Das hängt stark davon ab, wie er sich morgen verhält. Da du auch ein teilweise verantwortlich bist und es dich schließlich auch betrifft, wirst du ebenfalls daran teilnehmen. Er weiß übrigens noch gar nichts und ich muss dich ausdrücklich darum bitten, ihm auch nichts zu sagen, es sei denn, du willst seine Strafe erhöhen."

Ichiro ging zu dem großen Fenster und sah nach draußen. Für ihn war das Gespräch scheinbar beendet, denn er sagte nichts mehr. Leicht zittrig stand Natsuko auf. Das waren zu viele Informationen auf einmal. Ihr spukte immer noch die Sache mit der Strafe im Kopf. Wobei konnte es dabei handeln? Sie ging zur Tür und öffnete diese.
 

Sofort drang eine heftige Diskussion an ihr Ohr. Etwas abseits standen Seiji und Beniko und gestikulierten aufgeregt. "Du hast doch gar keine Ahnung, was er deinetwegen durchmachen muss!", keifte Beniko sichtlich aufgebracht. "Was geht mich das an, wie es dem Kerl geht? Schon vergessen, dass er mir scheißegal ist?", konterte Seiji gereizt zurück. "Was für eine Schande du für Ichiro bist! Womit hat er so einen Bruder verdient?", schrie Beniko nun und funkelte ihn feindselig an. "Ich habe nie darum gebeten, solch ein Monster zum Bruder zu haben!", Seiji ballte die Hände zu Fäusten und erwiderte Benikos Blick genauso hasserfüllt.

"Seiji!", erschrocken lief Natsuko zu ihm, woraufhin dieser sie angespannt ansah. "Lass uns gehen, Natsuko!", er griff nach ihrer Hand und zerrte sie weg, "hier ist mir die Luft zu viel von Heuchelei verpestet!" Wortlos ließ Natsuko sich wegschleifen.
 

Er ging direkt zu dem Zimmer, wo sie ihre erste Nacht hier verbracht hatten. In Anbetracht der morgigen Versammlung schien es für Seiji wenig Sinn zu ergeben, in die Menschenwelt zurückzukehren. Innerlich verabschiedete sich Natsuko bereits von dem Universitätsbesuch für morgen.

So konnte es definitiv nicht weitergehen. Sie konnte nicht ständig ihr Leben auf den Kopf werfen für Seiji und seine Probleme. Sie musste an Kenta denken, der morgen sicherlich vergebens auf sie warten würde und an Seijis Worte vor nicht einmal langer Zeit, als er meinte, Schule sei wichtig für Menschen. Und doch drehte er sich die Situation scheinbar immer so, wie es ihm grade passte.
 

Wütend lief Seiji im Zimmer auf und ab. Er schien immer noch aufgebracht von dem Gespräch mit Beniko. Natsuko blieb unbewegt an der Wand stehen. Irgendwie war es ihr unangenehm mit Seiji alleine zu sein, da sie nun so viel erfahren hatte. Sie wusste vorher nie, welche Bedeutung Blut und vor allem das Aussaugen für Vampire hatte. Natürlich war ihr klar, dass das ihre Nahrung war, aber dass da so viel mehr dahinter steckte, hatte sie nicht gewusst. Sie fühlte sich wieder an Ichiros Worte zurückversetzt, der ihr sagte, wie wenig sie doch wisse und ja, sie wusste wirklich rein gar nichts. Es war schon töricht, wie wenig sie wusste, aber das war ihr bisher nie aufgefallen.

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass Seiji vor ihr stand. Erschrocken sah sie ihn an. "Du bist so geistesabwesend", er sah ihr tief in die Augen, "du weißt doch etwas. Warum wir hier sind, was das für eine Versammlung morgen ist. Warum sagst du also nichts?" Er schenkte ihr einen vorwurfsvollen Blick und Natsuko senkte beschämt den Blick. Ichiro hatte gesagt, sie dürfte nichts sagen, wenn sie nicht wollte, dass Seiji noch mehr bestraft wurde. "Das erfährst du morgen auf der Versammlung...", gab sie schließlich zerknirscht von sich. "Morgen? Wenn du etwas weißt, dann sag es gefälligst auch!", nun wurde Seiji laut und packte sie aufgebracht bei den Schultern. "Ich kann es nicht...", sie schüttelte leicht den Kopf und ließ weiterhin den Kopf gesenkt. "Du kannst es nicht? Natsuko, verdammt nochmal!", er stieß sie leicht gegen die Wand, ließ sie dann los und ging aufgebracht durch den Raum, "keiner sagt mir etwas! Ich fühle mich völlig verarscht..."

Natsuko erwiderte nichts, sie konnte nur auf morgen warten. Innerlich betete sie, dass Seiji nichts geschehen würde. Dieser sprach an diesem Abend kein Wort mehr mit ihr.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich war für dieses Kapitel ein Cliffhanger geplant, aber dafür hätte ich noch ein gutes Stück weiterschreiben müssen. Das Kapitel kam mir, für meine Verhältnisse, aber schon lang genug vor. (ich weiß, bei manchen sind 1 Kapitel so lange wie 3 von mir, aber trotzdem...xD) Ich dachte, ich gehe mal ein wenig auf die Ernährungsfrage ein, auch wenn natürlich noch einige Sachen unklar sind. Stück für Stück....
Ab den nächsten Kapitel (das war meine letzte "Vorarbeit") versuche ich die Hinweise und Kritiken ein wenig im Hinterkopf zu behalten. Ich danke euch wirklich sehr dafür! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Elnaro
2019-03-11T21:48:52+00:00 11.03.2019 22:48
Der Pakt als Strafe. Nice, das ist eine gute Idee.
Weißt du was ich absolut nicht kapiere? Salopp gesagt: Woher weiß der Pakt, das einer fremdgeht und wer legt dann den Vampir um?
Das beschäftigt mich seit Kapitel 1. :D
Antwort von:  Schwabbelpuk
11.03.2019 22:51
Guter Einwand! xD Ich erkläre echt die wichtigsten Sachen nicht...
Es ist sozusagen ein magischer Bund, sprich, er kann Gefühle erkennen. Sind diese Weg, stirbt der Vampir relativ qualvoll. Wenn Menschlein nun z.B. Zweifel haben sollte (siehe Kapitel 1), hat er nur starke Schmerzen, aber fällt nicht direkt um. ^^ Da müssten schon die Gefühle komplett futsch sein, z.B. durch eine neue Liebe o.ä.
Hoffe das bringt ein wenig Klarheit. Werde ich bei einer Überarbeitung definitiv nochmal erklären innerhalb der Story. Danke für den Hinweis! ;)
Von:  Desty_Nova
2019-03-11T20:20:27+00:00 11.03.2019 21:20
Ich glaube, dass ich es bereits erwähnt habe, aber nach diesem Kapitel muss ich es erneut betonen: Aus meiner Sicht ist es ein grober Logikfehler zu behaupten, dass das Paar seit zwei Jahren zusammen ist. So viel Unwissenheit nach solch einer Zeitspanne kann ich mir nicht vorstellen. Rosarote-Brille oder Verschlossenheit hin oder her. Für mich erschließt sich der Wissensstand von Natsuko nicht. Zudem gehört zu einer Beziehung die Fähigkeit der Empathie. Wenn beide Seiten sich nicht in die Situation des anderen hineinversetzen können, dann kann eine Beziehung nur sehr schwer aufrecht erhalten werden.

Ich hoffe, dass ich durch meine Offenheit dir nicht zu Nahe getreten bin.
Antwort von:  Schwabbelpuk
11.03.2019 21:31
Ja, ich kann die Kritik durchaus sehr gut nachvollziehen und sehe ein, dass es teilweise etwas unlogisch erscheint. Also, keine Sorge, du trittst mir nicht zu nahe, ich möchte schließlich Kritik haben! Ich kann nur so viel sagen, dass die 2 Jahre bisher relativ ruhig waren und Seiji sich (aufgrund der Vergangenheit, die noch beleuchtet wird) in dieser Zeit sehr, sehr menschlich verhalten hat. Ich denke mal, es war ein Fehler, da bisher nicht drauf eingegangen zu sein. Vielleicht baue ich noch zwischendurch, also irgendwo nahe am Anfang, ein Zwischenkapitel ein, mit einem kleinen Rückblick. Die Zeitspanne von 2 Jahren hab ich halt gewählt, weil die Geschichte eine Basis brauchte, was ich grade irgendwie schwer erklären kann.

Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast! Ich werde über ein Zwischenkapitel nachdenken, das ich dann nachreichen werde, damit es etwas sinnvoller wird. :)


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