Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 14: everyday life (Alltag) ---------------------------------- Der Weg zur Universität war kurz, sodass Natsuko kaum eine Chance hatte, sich innerlich darauf einzustellen. Den kurzen Weg bis dahin hielt Seiji grinsend ihre Hand, erst als das Tor, dass auf das Universitätsgelände führte, in Sichtweite kam, ließ er los. Nachdem Natsuko ihm bei seinem ersten Auftritt nahezu angefleht hatte, die Beziehung möglichst zu verheimlichen, hielt er sich jetzt fast schon penibel daran. Vor dem Tor konnte Natsuko schon von weiten eine Schar an Studenten ausmachen. Einige redete aufgeregt mit ihren Mitstudierenden, fielen sich quietschend und lachend um den Hals und schienen es kaum zu erwarten, das neue Semester zu beginnen. Andere wiederum sahen resigniert auf das große Gebäude und seufzten kaum hörbar. Natsuko gehörte definitiv zu der zweiten Gruppe. Alleine der Gedanke, in den normalen Alltag zurückzukehren, ließ sie sich in die vielen Seufzer mit einstimmen. Seiji beobachtete sie indessen nur amüsiert. Offensichtlich hatte er seinen Spaß an ihren vielen Gefühlsregungen. Innerlich musste er aber seinen Drang unterdrücken, sie nicht wieder bei der Hand zu nehmen und sich an ihrer Reaktion zu weiden. Er wusste, dass sie unglaublich wütend werden würde, aber er mochte auch diese Seite sehr an ihr. Solch überschwänglichen und vor allem offenen Gefühle vermisste er sehr bei dem Umgang mit Vampiren. Jeder war auf seinen Ruf bedacht und käme nicht mal im Traum daran, in der Öffentlichkeit zu schreien oder gar zu weinen. Auch, wenn er in letzter Zeit seine Emotionen nicht so gut im Griff hatte, wie sonst. Als sie grade das Gelände betreten wollten, drang eine unangenehme Stimme an Seijis Ohr. "Natsukooo!", stürmisch wurde seine Freundin von einem braunhaarigen jungen Mann umarmt, woraufhin diese fast von den Füßen gerissen wurde. "Kenta!", kam es japsend von ihr und sie drehte sich zu demjenigen um, welcher sie so stürmisch von hinten umarmt hatte. "Wie ich sehe, hast du die Ferien überlebt", er grinste sie leicht an, ehe er spöttisch hinzufügte, "ohne dich wäre es auch verdammt langweilig geworden." Seijis Augen verengten sich indessen zu schmalen Schlitzen und er versuchte Kenta regelrecht mit seinen Augen zu durchbohren. Dieser Junge war ihm seit seiner ersten Begegnung mit ihm ein Dorn im Auge gewesen. "Hast du wieder diese Type im Schlepptau", Kentas Miene schlug mit einem Mal um und er sah Seiji missbilligend an. "Kenta!", tadelte Natsuko ihn erschrocken und sah dann zu Seiji, um zu sehen, wie er reagieren würde. Dieser setzte das falscheste Lächeln auf, was sie je an ihm gesehen hatte, beugte sich zu Kenta runter und raunte bedrohlich: "Pass auf, was du sagst, Kleiner". Tatsächlich war Kenta kaum größer als Natsuko, wodurch die Beschreibung mehr als passte, da sich Seiji weit zu ihm herunterbeugen musste. Alles in allen war Kenta so unauffällig und unscheinbar, dass es richtig erfrischend war für Natsuko, in seiner Nähe zu sein. Nach den ganzen Supermodels der letzten Zeit war er wie eine rettende Insel. Kenta Yamamoto, selbst sein Name war unauffällig, war mit Natsuko seit dem Kindergarten befreundet. Er trug kurzes, braunes Haar, hatte unauffällige, braune Augen und ein unscheinbares Gesicht. Kurz um, er war die genaue Definition von langweilig. Natsuko mochte ihn trotzdem unglaublich gerne. Er hatte schon so viel mit ihr erlebt, ihr über so viele schwere Zeiten hinweg geholfen und war nun auch noch an derselben Universität wie sie. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie dieses offene und erfrischend normale Wesen, während der Semesterferien vermisst hatte. Dessen Laune schien allerdings nach Seijis Worten ein wenig getrübt geworden zu sein. Grummelnd sah er zu Seiji hoch, wagte sich aber nicht mehr, noch etwas zu sagen. Seine einschüchternde Präsenz ging wohl selbst an ihm nicht vorbei. Seiji schnappte sich jetzt doch Natsukos Hand und zog sie von Kenta weg. Schnell drehte sie sich noch einmal um und formte die Lippen zu einem "Wir sehen uns später", ehe sie von Seiji weggeschleift wurde. Sie wollte an ihrem ersten Tag nicht direkt wieder einen Streit provozieren. Ein Stück später ließ Seiji ihre Hand wieder los, wohl daran erinnert, dass er das nicht sollte. "Diesem unverschämten Kerl muss ich wohl nochmal Manieren beibringen", murmelte er grimmig leise vor sich her. Natsuko musste ein Lachen unterdrücken, so trotzig wie Seiji in diesem Moment aussah. Eigentlich sollte er genau wissen, dass Kenta für sie nur ein wertvoller Freund war, nicht mehr. "Lass ihn bloß in Ruhe!", meinte sie scherzhaft und gab ihm einen kleinen Klaps auf die Schulter. Ein leichtes Grinsen erhellte nun endlich seine Miene und zusammen schlenderten sie weiter über den Campus. Natsukos erste Vorlesung galt antiker Literatur, nicht unbedingt ihr liebstes Fach. Unschlüssig blieb sie vor dem Hörsaal stehen und drehte sich zu Seiji um. "Bis hierhin reicht es, denke ich", sie lächelte ihn leicht an und wollte ihm mit ihren Blicken vermitteln, dass er nun gehen konnte. Sanft strich er mit seinen Fingern ihren Arm entlang und grinste leicht, als er merkte, wie sehr sich wohl auch Natsuko zurückhielt, ihn nicht zum Abschied zu umarmen. "Bis später, Natsuko", er beugte sich schnell runter, gab ihr einen Kuss auf ihr Haar und drehte sich dann lachend um, als Natsuko ihn schon verärgert abschüttelte. Der Kerl war wirklich unmöglich! Leicht errötet sah sie ihrem Freund hinterher und merkte nun auch, wie sich Scharen nach ihm umdrehten. Manche Mädchen starrten ihn mit so offener Bewunderung an, dass ihre Gesichtsausdrücke völlig entgleisten. Sie sahen dabei unglaublich dämlich aus. Aber für normale Menschen sah Seiji einfach so aus, als ob ein bekanntes Model oder Filmsternchen einfach über einen Campus laufen würde. Das war definitiv keine Normalität und Natsuko musste schmunzeln. Schließlich gehörte ihr dieser bewunderte Mann ganz alleine. Sie suchte sich einen letzten Platz in dem großen Hörsaal und ließ ihren Kopf seufzend auf die Bank nieder. Sie war so unglaublich demotiviert. Nach den ganzen Ereignissen fühlte sie sich in der Universität nicht mehr wohl. Innerlich dachte sie aber auch daran, dass sie nicht unweit von hier Seiji kennengelernt hatte und es ohne ihr Studium wahrscheinlich nie so weit gekommen wäre. Sie musste diesem Ort also wohl oder übel auch ein wenig Dankbarkeit entgegenbringen. Kurze Zeit betrat ihr Professor für antike Literatur den Raum und das anfängliche Stimmengewirr ihrer Mitstudenten wurde augenblicklich stumm. Isamu Kobayashi, angeführt von diversen Titeln, war einer ihrer unliebsamen Professoren. Er war streng und verlangte teilweise unmenschlich viel von seinen Studenten. Zumal schien er eine nahezu besessene Leidenschaft zu der Antike zu besitzen und vergaß sich hin und wieder in seinen Vorträgen. Natsuko musterte ihn missmutig und versuchte angestrengt irgendetwas von dem zu behalten, was er in unglaublicher Geschwindigkeit runtererzählte. Sie überlebte seine Vorlesung mit viel Mühe und suchte dann nach ihrem Freund Kenta. Im Gegensatz zu ihr studierte er hier Biologie, was ihn irgendwie noch nerdiger erscheinen ließ. Sie hatte ihn schon oft im Labor angetroffen, wie er allerhand sezierte oder mit irgendwelchen Plastikschalen herumhantierte, wo sie persönlich gar keine Ahnung von hatte. Er schien aber darin völlig aufzugehen und manchmal bewunderte sie ihn für seine Leidenschaft. Nicht verwunderlich war es daher, dass sie ihn in einem Labor fand, wo er grade hoch interessiert ein Reagenzglas hin und her schwenkte und sich freute wie ein kleines Kind, als sei irgendetwas passiert, auch wenn Natsuko nichts erkennen konnte. "Kenta", sie betrat das kleine Labor und trat an ihren Freund heran, der vor Schreck fast das Reagenzglas fallen gelassen hätte. "Natsuko, verflucht nochmal", fuhr er sie leicht an, aber sie wusste, dass er es nicht ernst meinte, weil er sich kurz darauf grinsend zu ihr umdrehte, "erschrick mich nochmal so und du hast bald Gesellschaft von ein paar Fröschen in deinem Bett." Natsuko schmunzelte leicht, ehe sie ihn spaßeshalber einen leichten Klaps auf den Kopf gab, worauf er gespielt schmollend protestierte. Seine Gegenwart fühlte sich unglaublich gut an. Diese Art der Normalität hatte eine heilende Wirkung auf sie und langsam war sie doch wieder froh, dass die Uni wieder begonnen hatte. "Lass uns essen gehen!", sagte sie schließlich, während sie ihn anstrahlte, woraufhin er sich seinen Kittel auszog und ihr lachend folgte. Seinen Arm hatte er dabei in den ihren verschränkt. Kurze Zeit später saßen sie in der Mensa. Natsuko biss von einem gekauften Sandwich ab, was irgendwie nicht wirklich schmeckte und beobachtete ihren Freund, der bereits am frühen Morgen eine riesige Schüssel Nudelsuppe verschlang. Ein wenig bewunderte sie sein absurden Appetit um diese Zeit. "Und? Sag schon! Was hast du nur mit diesem Typen von vorhin zu schaffen?", mit halbvollem Mund wand er sich ihr zu und sah sie fragend an, "ist er dein verschollener Bruder? Mysteriöser Cousin? Oder dein Entführer? Soll ich vielleicht die Polizei rufen?" Die Vorstellung, wie Polizisten versuchten, Seiji festzunehmen, brachte sie sofort zum Prusten. "Kenta!", tadelte sie ihn erneut, "nichts davon, okay?" "Also ist er doch dein Freund, oder wie?", Kenta hob eine Augenbraue und sah sie zweifelnd an. Natsuko wurde leicht rot, er kannte sie wirklich zu gut, ehe sie leicht verschämt nickte. Es war wohl nichts dabei, wenn ihr bester Freund davon wusste. Kenta ließ sein Besteck leicht sinken und musterte sie kurz ausdruckslos, ehe sein Gesicht sich wieder zu einem Grinsen verzog: "Gott, hat der einen schlechten Geschmack." Laut protestierend warf Natsuko ihn mit einer Tomate aus ihrem Sandwich ab, die direkt in seinem Gesicht landete. "Hey!", rief er verärgert, beugte sich zu ihr über den Tisch und zerwühlte ihre Haare, wodurch sie ihr langer Zopf sofort löste. Wild und ungebändigt fiel ihr die blonde Mähne nun über die Schultern. "Kentaaa...", jammerte sie laut und versuchte zu retten, was noch zu retten war, aber vergeblich. "Strafe muss sein", lachte er zufrieden und widmete sich wieder seinem Essen, während Natsuko verzweifelt versuchte, ihre Haare glattzustreichen. Die Zeit mit Kenta hatte ihr gutgetan, auch weil sie ihm endlich sagen konnte, wie sie zu Seiji stand. Es hatte sie manchmal ein wenig geärgert, ihm so im Dunkeln zu lassen. Als ihr Unterricht vorbei war, lief sie über das große Universitätsgelände, zum Ausgangstor. Kenta war noch ein wenig dort geblieben, weil er irgendein Experiment jetzt nicht alleine lassen konnte. Sie streckte sich müde und verließ schließlich die Universität. Auf halber Strecke nach Hause vernahm sie plötzlich Schritt hinter sich. Kurz bildete sie es sich nur ein, aber merkte schnell, dass sie verfolgt wurde. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und drehte sich um und blickte direkt in rot-braune Augen. "Satoru!", japste sie laut und wich unbewusst einige Schritte zurück. Dieser sah sie aufgrund ihrer Reaktion etwas gekränkt an. "Natsuko...", sein Gesicht verzog sich zu einem leicht traurigen Lächeln, "scheinbar weißt du nun, wer ich bin, was?" Natsuko sah sich irritiert um. Bis nach Hause wäre es nicht weit, vielleicht konnte sie bis dahin rennen. Dort wäre schließlich auch Seiji, der sie beschützen würde. Als sie aber Satorus gekränktes Gesicht sah, konnte sie sich nicht von der Stelle rühren, sondern nickte nur leicht. Ein lautes Seufzen entkam ihm und er fasste sich mit einer Hand durch das lange Haar, dass in einem langen Zopf über seinen Rücken fiel. "Verstehe", meinte er dann etwas enttäuscht, "wahrscheinlich nichts Gutes, was?" Er sah ihr direkt in die Augen und Natsuko wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. "Ich möchte nur klar stellen, dass ich dich zu keinem Augenblick bewusst manipuliert habe", sagte er plötzlich völlig überraschend und drehte sich um, "ich habe die Zeit mit dir wirklich sehr genossen, Natsuko." Diese haderte kurz, ehe sie ein unüberlegtes "Warte" hinterherrief. Augenblicklich blieb Satoru stehen, wand sich aber nicht um. "Ich habe es auch sehr genossen...", gab sie kleinlaut zu und wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Entgegen aller Erwartungen mochte sie den Mann, ob dies nun Manipulation war oder nicht, wusste sie allerdings nicht. "Danke", kam es nur leise von ihm, ehe er ohne ein weiteres Wort wegging. Natsuko sah ihm solange hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und seufzte leise. Sie wusste nicht, was sie mit ihm machen sollte und wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie hatte bereits so viel von ihm erfahren und doch kamen diese Informationen von Ichiro und der hätte ihr in seiner Boshaftigkeit auch alles erzählen können. Langsam kamen ihr Zweifel an Ichiros Erzählungen und in ihr keimte der leise Wunsch, Satoru irgendwann selbst zu fragen, was damals passiert war. Nun drehte sie sich aber wieder um, denn sie wollte schnell zurück zu Seiji. Nachdem sie die ganze Zeit zusammen waren, fühlte sie sich seltsam verlassen, nach nur einem Tag ohne ihn. Freudestrahlend betrat sie das Haus und rief ein lautes "Ich bin wieder da". Doch stattdessen Seiji sie begrüßte, hörte sie nur ein lautes Klirren aus dem Wohnzimmer, stutzte leicht, ehe sie direkt dorthin rannte. Hosted by Animexx e.V. 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