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Love until the death

Liebe bis zum Tod
von

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doubt (Zweifel)

Entgeistert starrte Natsuko Seiji an, während sie sich ihre verletzte Hand hielt. Was zur Hölle war nur in ihn gefahren? Seiji bekam davon nicht viel mit, da er damit beschäftigt war, die Uhr wieder in seine Tasche verschwinden zu lassen. Erst dann drehte er sich zu Natsuko um und seine Augen weiteten sich erschrocken, als er Natsukos blutende Hand sah. "Natsuko...", getroffen sah er sie an und eilte zu ihr, wodurch das Handtuch auf seinen Schultern zu Boden fiel.

"Lass mich in Ruhe!", keifte diese in jedoch an und starrte ihn wütend an, "bedeutet dir dieser Gegenstand etwa so viel?" In ihren Augen sammelten sich Tränen und fielen von ihrem Kinn, wo sie sich mit dem Blut mischten. Sie konnte sich nicht erinnern, je so wütend auf Seiji gewesen zu sein.

In letzter Zeit hatte sie mehr und mehr das Gefühl, ihn nicht mehr zu verstehen. Und dabei dachte sie, nach der letzten Nacht würde wieder alles besser werden, aber es hatte sich nichts geändert. Seiji hatte sich indessen offensichtlich wieder gefangen und ging nun ernst weiter auf Natsuko zu.

"Geh weg! Komm nicht näher!", schrie sie ihn an und starrte ihn feindselig an. Sie wollte ihn jetzt nicht um sich haben. Doch Seiji ging seelenruhig weiter auf sie zu, blieb kurz vor ihr zum Stehen und wollte sich grade zu ihr runterbeugen, als man nur ein lautes Klatschen im Raum vernahm. Irritiert starrte Seiji Natsuko an und hielt sich mit einer Hand das Gesicht. Natsuko hatte ihm eine Ohrfeige gegeben.

Diese erstarrte vor Schreck und sah ihre Hände an, als seien es nicht ihre eigenen. "W..Was...", stammelte sie aufgebracht. Seiji nutzte seine Chance, überwand die letzte Distanz zwischen den Beiden und umarmte sie fest. Augenblicklich war Natsukos Wut verraucht und sie warf sich schluchzend in seine Arme. "E..es tut mir Leid...", sie schluchzte heftig, bis ihre Stimme schließlich heiser erstarb. "Nein, mir tut es Leid, Natsuko", er strich ihr beruhigend über den Kopf, "ich hatte mich für einen Moment vergessen, aber diese Uhr ist für mich von unvorstellbaren Wert."

Natsuko beruhigte sich sichtlich unter Seijis Berührungen und ihr Schluchzen wurde immer leiser, bis es schließlich erstarb.
 

"Wem gehörte sie?", fragte sie nun leise. "Meinem Vater...", gab Seiji nur knapp zurück. "Deinem Vater...", wiederholte Natsuko nachdenklich, "was war er für ein Mann?" Seiji zögerte einen Moment, löste sich dann von ihr und sah ihr in die Augen. Natsuko sah so viele Emotionen in seinen Augen und musterte ihn verwirrt. Seine Augen spiegelten Traurigkeit, Verwirrtheit, vielleicht sogar Wut wider. "Natsuko", seine Stimme war fest und kalt, "ich bin ehrlich, ich möchte nicht darüber reden."

Für Natsuko fühlte es sich an, als ob man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Hatte Seiji ihr nicht in der Nacht zuvor gesagt, sie könne ihn alles fragen? Was hatten seine Worte für einen Sinn, wenn er dieses Versprechen direkt bei der ersten Frage brach? Zornig funkelte sie ihn an, doch Seiji stand wieder bereits vom Bett auf. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ den Raum. Zurück blieb eine fluchende Natsuko, die ihm wüste Beschimpfungen hinterherrief.

Seiji blieb im Flur stehen, biss die Zähne zusammen und schlug mit voller Wucht gegen die massive Wand. Sofort bekam diese tiefe Risse und seine Hand begann zu bluten. Dies interessierte ihn allerdings herzlich wenig. Geistesabwesend streifte er sich ein Shirt über, während er das Haus verließ.
 

Natsuko blieb mit ihrer Wut alleine im Haus zurück. Sie verfluchte Seiji für seine leeren Versprechungen. Sie dachte, es hätte sich etwas geändert, ihre Beziehung auf eine neue Stufe gehoben, aber nichts hatte sich geändert. Seiji war so verschlossen wie eh und je. Langsam kamen ihr Zweifel, warum es ihm so schwerfiel über seine Familie zu reden. Was war in seiner Vergangenheit passiert, dass er so empfindlich darauf reagierte? Kurz kam ihr in den Sinn, dass Ichiro die Antwort nur zu gut wissen musste, schüttelte diesen Gedanken aber sofort wieder ab. Sie fühlte sie an das letzte Gespräch mit ihm erinnert und was für Konsequenzen das für sie hatte.

Zornig schlug sie auf ihr Kissen ein, bis sie das Gefühl hatte, dass es ihr wieder besser ging. Dann stand sie auf und ging ins Bad, um zu duschen. Das kalte Wasser, das auf sie herabrieselte fühlte sich gut an auf ihrer Haut und sie merkte, wie sie sich langsam beruhigte. Langsam wurde ihr klar, dass Seijis Familie ein absolutes Tabuthema war.

Sie drehte das Wasser ab und trocknete sich ab. In Gedanken überlegte sie bereits, wie sie Seiji gegenüberstehen sollte, was sie ihm sagen sollte. Sein schwieriger Charakter trieb sie langsam, aber sicher, zur Verzweiflung. Gedankenverloren ging sie zurück in das Schlafzimmer und zog sich eine kurze Hose und ein unauffälliges Top an. Ihre wirren, blonden Haare band sie lieblos zu einem Zopf. Dann sah sie sich in der Wohnung um, aber Seiji war nirgends zu finden, was sie nicht sonderlich überraschte. Seufzend verließ sie das Haus, um ihm zu folgen.
 

Sie lief ratlos durch die Straßen der kleinen Stadt, in der sie lebte. Sie hatte keinen Ansatzpunkt, wo sie anfangen sollte zu suchen. Je länger sie durch die Straßen lief, umso sinnloser kam ihr diese Idee vor. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sie hätte einfach zu Hause auf seine Rückkehr gewartet.

Für einen kurzen Moment drifteten ihre Gedanken ab und sie überlegte, wie das in einem Jahr, fünf Jahren, zehn Jahren werden sollte. Konnte sie damit klarkommen, auf ewig mit Seijis Stimmungsschwankungen umgehen zu müssen? Ständig ihm nachzujagen, weil er ständig vor ihr zu fliehen schien. Natsuko musste sich eingestehen, dass sie sich in diesem Moment nicht imstande fühlte, so weit in die Zukunft zu blicken.

Ein normales Paar konnte sich trennen, normal ihre eigenen Wege gehen, doch diese Beiden nicht. Sie waren durch den Bund untrennbar verbunden. Natsuko kam nicht in den Sinn, Seiji je zu verlassen und doch hatte sie Angst, dass sie irgendwann bei ihm den Verstand verlieren würde.

Sie ließ ihre Gedanken kurz schweifen, an jenen Moment, als sie Seiji das erste Mal erblickte. Wie sie damals fast der Schlag getroffen hatte, als sie diesen wunderschönen Mann vor sich stehen sah. Wie würde ihr Leben wohl aussehen, wenn sie ihn damals ignoriert hätte? Wahrscheinlich ganz gewöhnlich, wenn nicht sogar langweilig oder trostlos. Sie schüttelte ihren Kopf, um ihre Gedanken zu verscheuchen und lief weiter.
 

Es wurde allmählich dunkel und Natsuko lief immer hektischer durch die Straßen. Sie wollte Seiji endlich sehen, ihre Wut war mittlerweile völlig vergessen. Sie schwor sich sogar, nie wieder unangenehme Fragen zu stellen, nur um das zu verhindern. Es kam ihr langsam ziemlich albern vor, wie sie hier durch die Straßen rannte und als sie um die nächste Ecke bog, stieß sie auch prompt mit jemanden zusammen und fiel unsanft zu Boden. Schmerzend rieb sie sich und blickte dann nach oben, als eine Stimme an ihr Ohr trat: "Alles in Ordnung, Fräulein?"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Als ich angefangen hatte zu schreiben, war der Plan eigentlich nicht, Natsuko zu so einer Heulsuse zu machen, aber irgendwie bringe sie trotzdem ständig zum heulen. Ich muss da definitiv besser drauf aufpassen, hab ich das Gefühl...
Ein kleines Kapitel für Zwischendurch, bevor ich den vorerst letzten (wichtigen) Charakter einführe. ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Elnaro
2019-03-07T07:53:05+00:00 07.03.2019 08:53
Da ist plötzlich eine ganz schöne Aggressivität zwischen den beiden. Oje...
Seijis Charakter habe ich noch nicht wirklich verstanden. Bin gespannt auf mehr.
Ui, freue mich schon auf den neuen Charakter.

Ist doch normal zu weinen, wenn man in einer Sinnkrise steckt. Eine Heulsuse fängt bei Banalitäten an zu flennen, wie wenn das Kleid, das sie anziehen will, gerade in der Wäsche ist oder ihr Eis runterfällt :)
Antwort von:  Schwabbelpuk
07.03.2019 09:38
Jop, es geht rund zwischen den Beiden. ;) Dann mach ich ja alles richtig, wenn du ihn nicht verstehst.
Okay, freut mich, dass sie nicht zu verheult rüberkommt. ^^
Vielen Dank!


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