Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 6: In the cave of the lion (In der Höhle des Löwen) ----------------------------------------------------------- Auf dem Treppenansatz stand ein Mann. Seine langen, dunkelbraunen Haare wurden von dem Luftzug, der von dem Eingangstor kam, wild herumgewirbelt. Er trug einen langen, schwarzen Umhang, der innen rot gesäumt war. Der Rest seiner Kleidung war komplett in Schwarz getaucht. Sein Gesicht war so fein geschnitten, dass Natsuko der Atem stockte. Er sah wie ein altes Gemälde, wie ein Kunstwerk und sie musste sich eingestehen, dass sein Aussehen wirklich nicht von dieser Welt war. Seine Augen leuchteten unaufhörlich in einem flammenden rot, welches Natsuko bei Seiji so selten zu Gesicht bekam, wenn auch nicht unbedingt in den letzten Tagen. Sie spürte einen schmerzhaften Druck um ihre Hand und schaute verdutzt zu Seiji hoch. Dieser funkelte die Person immer noch hasserfüllt mit rot glühenden Augen an. Keiner von Beiden sagte ein Wort. Eine schiere Ewigkeit starrten sie sich einfach nur schweigend an, bis der Mann am Treppenansatz schließlich ein leises Kichern ausstieß. "Bei deinem Blick bekommt man ja eine Gänsehaut", brach er schließlich die Stille und lächelte Seiji fast freundlich an, "komm! Ich muss mit dir reden. Dein Spielzeug kannst du gerne mitbringen." Er schien sich ziemlich sicher zu sein, dass Seiji seiner Bitte Folge leisten würde, denn danach drehte er sich einfach auf dem Absatz um und verschwand im rechten Gang. Seiji biss sich vor Wut auf die Lippen, sodass es ein wenig zu bluten anfing und schrie ihm dann hinterher: "Sie ist kein Spielzeug, verdammter Bastard!" Noch ehe Natsuko reagieren konnte, hatte Seiji schon ihre Hand losgelassen und stürmte dem Mann hinterher. Ein wenig irritiert blieb sie einen Moment in der Eingangshalle stehen, ehe sie Seiji hastig nacheilte. Sie hatte größte Mühe ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Seiji war um so viel schneller als sie und als sie ihn endlich vor einer Tür einholte, war sie völlig außer Atem. Ohne ein weiteres Wort öffnete Seiji die Tür und trat ein. Sofort schlug Natsuko eine eisige Kälte entgegen und sie begann augenblicklich in ihrem dünnen Kleidchen zu frieren. Schützend legte sie die Arme um sich und spähte zitternd in das Zimmer. Seiji hingegen ging, ohne mit der Wimper zu zucken, tiefer in das Zimmer rein, ihm schien die Kälte nichts auszumachen. Natsuko bezweifelte sogar, dass er sie überhaupt wahrnahm. Eigentlich hatte sie keine besonders große Lust, noch weiter in diesen übergroßen Kühlschrank zu gehen, sah sich dann aber gezwungen, Seiji zu folgen. Vor ihrem Mund bildeten sich Wölkchen und es wurde immer kälter, je weiter sie in das Zimmer gingen. Seiji hielt unterdessen Ausschau nach Ichiro. Als er ein paar glühend rote Augen ausfindig machte, steuerte er direkt darauf zu. Dieser saß auf einem übergroßen Ledersessel, welcher so schien, als würde er direkt aus einem Königspalast stammen. Er sah sehr edel und verflucht teuer aus. Wahrscheinlich war er das auch. Auf Ichiros Lippen lag ein gelassenes Lächeln und er musterte die Beiden interessiert, als sie auf ihn zutraten. "Deine Begleitung friert", hörte man ihn plötzlich leise murmeln und noch ehe sich Seiji nach Natsuko umdrehen konnte, stand Ichiro schon hinter ihr und legte ihr seinen Umhang um. Sofort umhüllte sie eine angenehme Wärme und ein berauschender Duft stieg ihr in die Nase, scheinbar Ichiros Geruch. "Nimm deine dreckigen Finger von ihr!", grob riss Seiji Natsuko von Ichiro weg und nahm sie in seine Arme. Ichiro hingegen zuckte nur unschlüssig mit seinen Schultern und ging zurück auf seinen Platz. Mit einer Hand deute er auf zwei Stühle, die vor ihm standen. Dazwischen war ein Monstrum von einem Schreibtisch, welcher voller Papiere und Dokumente war. Ganz altmodisch konnte Natsuko sogar eine Schreibfeder erkennen, die in ein Tintenfass getaucht war. Etwas widerwillig nahm Seiji auf einen der Stühle Platz und zog Natsuko mit sich, welche es ihm gleich tat. Dann trat wieder eine unangenehme Stille ein. Weder Ichiro, noch Seiji sahen sich scheinbar verpflichtet, das Gespräch zu beginnen. Unsicher sah Natsuko erst nach unten, bis sie schließlich anfing, sich das Zimmer genau anzusehen. An sich war es kleiner als erwartet. Außer dem imposanten Sessel, dem Schreibtisch und den zwei Stühlen, fand sie nur noch eine Bank in der Nähe der Tür. An den Wänden hingen zahlreiche alte und offensichtlich teure Gemälde. In Ichiros Rücken erstreckte sich ein großes Fenster und gab den Blick auf den rot-schwarzen Himmel frei. Das Zimmer erschien Natsuko auf einmal unheimlich charakterlos und es beschlich sie das Gefühl, dass es sich hier lediglich um ein Arbeitszimmer handeln musste. Die Beiden starrten sich weiterhin feindselig an und so langsam begann die Luft nahezu zu brennen, obwohl Natsuko immer noch kalt war. Sie zog den Umhang Ichiros enger um sich, auch wenn sie dafür einen missbilligenden Blick Seijis erntete. Das war ihr in dem Moment allerdings lieber, als zu frieren. "So, du hast es mir wirklich nicht einfach gemacht dich zu finden, Seiji", endlich brach Ichiro das Schweigen und sah Seiji belustigt an, "du bist weggelaufen wie ein elender Feigling. Als ich hörte, dass du dir einen Ruf gemacht hast, ja, sogar gefürchtet warst, konnte ich meinen Ohren nicht glauben. Vor einem Feigling wie dir sich zu fürchten." Ichiro schüttelte den Kopf und lachte leise. Seijis Hand verkrampfte sich indessen um die Stuhllehne und Natsuko hörte leise Holz brechen. Erschrocken sah sie zu Seijis Hand und merkte, dass die Lehne Risse bekommen hatte. "Und als ich dann noch hörte, dass du einen Bund mit deinem Spielzeug eingegangen warst, konnte ich nicht mehr an mich halten", nun brach Ichiro fast in Gelächter aus. Seijis Blick verfinsterte sich und doch wollte oder konnte er immer noch nichts erwidern. Natsuko wurde allerdings langsam wütend. Sie wusste nicht, wer das war und was er mit Seiji zu tun hatte, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie als Spielzeug zu betiteln. Grade als sie den Mund öffnen wollte, um etwas zu erwidern, hielt Seiji ihr eine Hand vors Gesicht, um sie davon abzuhalten. "Still!", zischte er sie nur leise an und widmete sich stattdessen Ichiro. "Sag bloß, du hast diese ganzen Mühen auf dich genommen, nur, um mir das zu sagen? Ich hätte dich für einen viel beschäftigenden Mann gehalten, Ichiro", seine Stimme war kalt und er sah Ichiro verächtlich an. "Natürlich nicht. In erster Linie wollte ich mich nur überzeugen, ob an der Geschichte etwas dran ist", Ichiro winkte spöttisch mit einer Hand ab und fixierte dann Natsuko mit seinem Blick, "aber offensichtlich ist es wahr." Natsuko erwiderte erschrocken seinen Blick. Ein eiskalter, verachtender Blick, obwohl sie ihn zum ersten Mal traf. Sie spürte den unverhohlenen Hass, der von Ichiro ausging. Der Hass, der sich einzig und allein auf sie bezog. Es war so, als ob er sie hasste, nur weil sie existierte. Sie begann zu zittern, doch dieses Mal nicht vor Kälte. Nein, sie zitterte vor Angst. Sie fürchtete sich mit einem Schlag schrecklich vor Ichiro. Mit einem Mal war ihr auch bewusst, dass er nicht irgendjemand zu sein schien. Er war etwas Größeres, mächtigeres. All das vermittelte ihr dieser einzige Blick von ihm. "Ichiro...", Seijis Stimme war nun ruhig, gefährlich ruhig, "du hast kein Recht, dich in mein Leben einzumischen und schon gar nicht in das von Natsuko." Seijis Worte brachten Ichiro dazu, seinen Blick wieder von Natsuko abzuwenden und stattdessen Seiji zu mustern. Für einen Bruchteil einer Sekunde meinte Natsuko einen Anflug von Schmerz in seinem Blick zu erkennen, welcher aber sofort wieder verschwand. Hatte sie sich das nur eingebildet? "Ob du willst oder nicht, du gehörst zum Akasawa Clan, also bedauere, aber es geht mich sehr wohl etwas an", Ichiro seufzte enttäuscht. Er wirkte mit einem Schlag müde und erschöpft. "Der Clan ist mir egal", flüsterte Seiji nun leise und wand den Blick ab. Danach breitete sich wieder Stille aus. Niemand sagte etwas und Natsuko hatte endgültig der Mut verlassen, jetzt noch ihre Stimme zu erheben. Sie fürchtete diesen Mann zutiefst und wünschte sich im Moment nichts mehr, als endlich wieder Zuhause zu sein. Weit weg von der Vampirwelt und ihren Bewohnern. Und doch saß sie in diesem eiskalten Raum mit zwei Vampiren, die sich am liebsten sofort in der Luft zerreißen wollten. Plötzlich erhob Ichiro seine Stimme und rief Richtung Tür: "Beniko!" Sofort öffnete sich die Tür und Beniko trat ein, als ob sie die ganze Zeit nur darauf gewartet hatte, was sie wahrscheinlich sogar getan hatte. "Ja, Herr?", kam es höflich von ihr und sie musterte ihn aufmerksam, fast schon unterwürfig. "Geleite Seiji bitte nach draußen, ich möchte mit seinem Spielzeug alleine reden", Ichiros Stimme war ruhig und er sah Beniko ausdruckslos an. Natsuko stattdessen starrte ihn perplex an. Mit ihr alleine? Wieso? Seiji stattdessen stand wütend auf und funkelte Ichiro an: "Wag es nicht einmal, du Mistkerl!" "Ich möchte nur mit ihr reden, beruhige dich", winkte Ichiro nur gelangweilt ab und fing wieder Natsukos Blick, "außerdem kann die Kleine sicher auch für sich alleine reden." Natsukos Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie tun? Was war das Richtige? Unsicher sah sie zu Seiji, dessen Blick förmlich zu schreien schien: 'Wag es bloß nicht!'. Sie wusste, dass Seiji unglaublich wütend werden würde und doch hatte sie das Gefühl, nicht nein sagen zu können. Sie musste erfahren, wer Ichiro war, woher sein Hass für sie stammte und was er für Seiji bedeutete. Außerdem spürte sie tief in sich eine unerklärliche Macht, sodass sie bei ihren nächsten Worten fast schon selbst erschrak: "Okay..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)