Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 5: old shadows (alte Schatten) -------------------------------------- Seijis Reaktion überraschte Natsuko und so zog sie die feine Satin Decke fest um ihren Körper und rückte ein Stück nach vorne, um zu sehen, wer an der Tür stand. Dort stand eine bildhübsche Frau mit langen, gewellten, blonden Haar. Ihre großen Augen waren in einem strahlenden Blau. Ihr Gesicht war fein geschnitten, wie das einer Puppe. Natsuko war sich sicher, dass sie bisher keine schönere Frau getroffen hatte. Die Frau legte ihren Kopf leicht schief und lächelte Seiji an. Ihr zierlicher Körper war in einem weißen, lockeren Kleid. "Seiji...", sie sah Seiji direkt in die Augen, "dann warst das wirklich du." Seiji hatte sich indessen scheinbar wieder gesammelt und sah die Frau nun feindselig an. "Beniko...", knurrte er verächtlich und sah sie finster an. Offensichtlich war ihm die Begegnung alles andere als recht. Die Frau, die sich als Beniko herausgestellt hatte, sah ihn überrascht an. Die offensichtliche Ablehnung schien sie zu überraschen. "Wenn du hier bist, heißt das, dass 'er' nicht weit ist, oder?", er spie das Wort 'er' geradezu aus, als ob er den Hass der ganzen Welt in dieses kleine Wort gelegt hatte. "Ja, er ist auch hier", erwiderte Beniko nur knapp und lächelte leicht, ein Lächeln, dass ihre Augen allerdings kein Stück erreichte, "aber er weiß nicht, dass du hier bist, noch nicht." "Was willst du von mir, Beniko? Ich habe weder mit dir, noch mit ihm etwas zu schaffen!", Seiji funkelte sie finster an. Seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt und er begann leicht mit seinem Kiefer zu mahlen. Es war nicht zu übersehen, dass Seiji kurz davor stand, die Kontrolle zu verlieren. Natsuko beobachtete die Beiden nur gespannt. Sie hatte keine Ahnung, wer das war und was sie von Seiji wollte. Auch verstand sie nicht, warum Seiji solch eine Abneigung gegen sie empfand. Eins war ihr aber sofort klar, er kannte sie und das schon länger. "Ich wollte nur sehen, ob ich mit meiner Annahme recht hatte und siehe da, schon stehst du vor mir", Beniko faltete die Hände vor sich und behielt weiterhin ihr Lächeln, obwohl sie auf solch eine Ablehnung stieß, "er sucht dich schon so lange und doch machst du einen so leichtsinnigen Fehler." Plötzlich sah Beniko an Seiji vorbei direkt zu Natsuko. Diese versteckte sich erschrocken noch mehr in der Decke. "Gestern hat es überall nach Blut gerochen, nach Menschenblut", sagte sie dann und musterte Natsuko dabei genau. Sofort ging Seiji einen Schritt beiseite und versperrte Beniko so die Sicht auf Natsuko. "Wie hast du uns gefunden, Beniko, wenn nicht einmal er dazu in der Lage war?", Seiji verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Laune würde jeden Moment seinen Tiefpunkt erreichen, das spürte Natsuko genau. "Seiji, stell dich nicht dümmer, als du bist...", Beniko runzelte ihre Stirn und sah ihn zweifelnd an, "deine Aura kann ich durchaus spüren, wenn du schon quasi direkt vor unserer Nase sitzt. Schließlich ähnelt sie der seinen doch so sehr..." "Sei still!", donnerte es plötzlich durch den Raum, "vergleiche mich nicht mit ihm, mit diesem Monster!" Seiji biss die Zähne aufeinander, sodass es schmerzte. Er würde sie am liebsten hier und jetzt zum Schweigen bringen. Benikos Blick dagegen wurde traurig und sie sah ihn unverwandt an. "Seiji...", sie seufzte schwer, "selbst du dürftest nicht so über ihn reden." Beniko fing eine ihrer langen Haarsträhnen und zwirbelte sie geistesabwesend zwischen ihren Fingern. Offenbar überlegte sie angestrengt, was sie nun tun sollte. Schließlich stieß sie einen leichten Seufzer aus und drehte sich auf den Absatz um. "Ich hatte schon mit solch einer Reaktion von dir gerechnet, also sehe ich meine Aufgabe hiermit als erfüllt." Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um, sodass ihr langes Haar im Wind wehte und verließ das Zimmer durch den langen Gang. Wütend knallte Seiji die Tür zu und Natsuko zuckte erschrocken auf. Was um alles in der Welt war das? Tausende Fragen spukten ihr durch den Kopf, als sie aber den aufgebrachten Seiji sah, traute sie sich nicht, auch nur einen Mucks zu machen. Seiji hingegen tigerte aufgebracht durch den Raum. Die Begegnung mit Beniko hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Er war hier, ganz in der Nähe. Das war der einzige Gedanke, der ihn durch den Kopf spukte. So viele Jahre waren vergangen, wo er ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen war und nun war dies plötzlich alles umsonst? Beniko würde ihm ohne zu zögern sagen, dass er hier war, nach ihrer letzten Reaktion nach zu urteilen erst recht. Hastig ging Seiji zu dem Kleiderschrank und wühlte ein hellblaues Kleid, passende Unterwäsche und Schuhe daraus. Diese warf er neben Natsuko auf das Bett: "Zieh dich an, wir gehen!" Verwirrt starrte Natsuko erst auf die Kleidung und dann auf Seiji. Zunächst fragte sie sich, woher die Kleidung stammt, dann, was bloß mit ihm nicht stimmte. Trotzdem zog sie sich schweigend an. Die Kleidung passte perfekt und ihr war sofort klar, dass sie für sie gedacht war. Seiji hatte mal wieder an alles gedacht. Nach einem ganzen Tag nur im Negligé fühlte sich das Kleid wie das Beste an, das sie je getragen hatte. Es war schlicht, aber es passte perfekt zu Natsuko. Es war erschreckend, wie gut Seiji wusste, was sie tragen konnte und was nicht. Als sie fertig angezogen war, ging sie zu Seiji, der mittlerweile auch wieder komplett gekleidet war. "Seiji...", unsicher sah sie ihn an, er schien immer noch sehr aufgewühlt zu sein. Als er ihr besorgtes Gesicht sah, wurden seine Gesichtszüge etwas weicher: "Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe..." Natsuko schüttelte nur den Kopf und Seiji strich ihr übers Gesicht. Die sanfte Berührung ließ sie sich ein wenig entspannen und sie lehnte ihr Gesicht enger an seine Hand. Diese Berührungen würde sie wirklich nie missen wollen. Aber, als ob er sie provozieren wollte, nahm er in diesem Moment seine Hand weg, nur um danach zu ihrer Hand zu greifen und sie ineinander zu verschränken. "Lass uns gehen, nach Hause", er lächelte sie zärtlich an und sie strahlte ihn als Antwort an. Dann verließen sie das Zimmer. Zurück blieb nur ein zerwühltes Bett und ein blutverschmiertes Negligé. Sie gingen den langen Gang entlang, keiner sagte etwas. Auch wenn Seiji so tat, als sei alles wieder in Ordnung, so merkte Natsuko seine Anspannung nur zu deutlich. Sie wusste zwar nicht wirklich, was Sache war, aber dem Gespräch konnte sie entnehmen, dass sich derzeit jemand in der Nähe befand, den Seiji um keinen Preis treffen wollte. Sie hoffte, dass sie schnell wieder zu Hause sein würden und er sich wieder beruhigen würde. Nach einer schieren Ewigkeit erreichten sie die große Treppe im Eingangsbereich. Natsuko schaute nach unten und ließ ihre Gedanken schweifen. So viel war passiert an nur einem Tag. Der Angriff Gorous, die Nacht mit Seiji, die unangenehme Begegnung am Morgen mit Beniko. Natsuko wollte nach Hause, wollte alles schnell hinter sich lassen, diesen trostlosen Ort verlassen. Seiji legte einen Arm um sie und führte sie langsam die große Treppe runter. Als sie fast an dem Tor waren und gehen wollten, schallte plötzlich eine Stimme vom Treppenabsatz zu ihnen runter. "Seiji! Sag bloß, du willst gehen, ohne mich gesehen zu haben?", eine tiefe, männliche Stimme erklang. Sie wirkte bedrohlich und Natsuko hatte unweigerlich Angst, sich umzudrehen. Seijis Gesicht hingegen verzog sich zu einer hassverzerrten Fratze, sodass Natsuko ihn nur schockiert anstarrte. Dann drehte er sich langsam um und Natsuko tat es ihm gleich. "Ichiro...", seine Stimme war gefährlich ruhig, seine Augen glühten rot und er legte jeden Hass in seine Stimme. Dann trafen sich ihre Blicke zum ersten Mal seit Jahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)