Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 2: search (Suche) ------------------------- Erschrocken schnappte Natsuko nach Luft und sah verwirrt zu Seiji: "W..was..?" Seiji indessen hielt sich verkrampft die Brust und verzog schmerzerfüllt sein Gesicht. Sein Atem ging stoßweise. Langsam hob er den Blick und sah Natsuko direkt in die Augen: "Weiß mich nicht zurück...du weißt doch, dass mein Leben in deinen Händen liegt." Natsukos Augen weiteten sich vor Schreck. Sie hätte es besser wissen müssen. Sollte sich ein Vampir in einen Menschen verlieben, so muss er, ohne zu zögern, einen Pakt mit ihm schließen, um mit ihm zusammen sein zu dürfen. Wenn sie ihre Liebe verraten würde, so müsste Seiji sterben. Er war zu diesem Opfer von Anfang an bereit und Natsuko hatte diese Gefühle mit Füßen getreten. Welch große Verantwortung sie ihm gegenüber hat, was es für ihn bedeutete, sich für sie entschieden zu haben. All das wusste sie und trotzdem hatte sie ihn zurückgewiesen, aus purem Egoismus. Hastig ging sie auf die Knie und schloss Seiji in ihre Arme: "Es tut mir Leid...verzeih mir..." Seiji legte seufzend seinen Kopf gegen Natsuko. Sein Herz schmerzte immer noch, hatte es sich vor wenigen Sekunden noch krampfhaft zusammengezogen. Ein Schutzmechanismus des Paktes, der ihn vor einem plötzlichen Tod bewahren sollte. Eine lächerliche Tatsache, in Anbetracht, dass man nicht mehr viel retten konnte, wenn eine Beziehung in die Brüche ging. Immer wieder wurde ihm bewusst, was dieser Pakt wirklich war und doch wollte er diese Worte nach wie vor nicht aussprechen. Stattdessen schmiegte er sich an sie, spürte ihr Herz rasen und witterte ihren wunderbaren Duft. Ihre Wärme gab ihm Halt und doch brannte ihn eine Frage auf der Seele: "Natsuko...ich weiß, dass diese Frage wohl unnötig scheint, aber ich muss es dennoch wissen. Liebst du mich überhaupt noch?" Er sah ihr direkt in die Augen. Sein Blick spiegelte all sein Leid, all seine Hoffnung wider und Natsukos Antwort würde entscheiden, ob er in diesem Moment zu zerbrechen drohte. Dass sie ihn nicht lieben könnte, war eigentlich undenkbar, würde er dann schon sich winden auf dem Boden seinem Ende entgegensehen. Und doch war da dieser stetige Zweifel, diese Todesangst, die sein ständiger Begleiter war. Ja, der Tod begleitete ihn auf Schritt und Tritt und er hatte dieses Schicksal selbst gewählt. Natsuko war allerdings so überrumpelt von der Frage, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Hatte Seiji sie das wirklich grade gefragt? Wie konnte er überhaupt daran denken? Trotz ihrer Empörung musste sie ihm antworten, seine Blicke schienen sie schon geradezu zu durchbohren. Und obwohl die Antwort doch so leicht war, brachte sie keinen Ton über ihre Lippen. Seiji wartete noch einen quälend langen Moment, dann stand er abrupt auf und stürmte aus dem Haus. Natsuko blieb völlig perplex auf dem Boden sitzen. Sein verletzter Blick ging ihr durchs Mark, hatte er so viel von ihm preisgegeben. Eine pure Angst, die sie von ihrem Liebsten so noch nicht gekannt hatte. Ihr Körper wollte sich nicht rühren, obwohl sie sich im Kopf selbst anschrie, sich endlich in Bewegung zu setzen. Sie musste ihm hinterher, sie musste bei ihm sein. Wütend stieß sie einen Schrei aus, wütend über ihre eigene Unfähigkeit. Dann sprang sie mit Elan auf und rannte Seiji hinterher. Dass sie nach wie vor nur ihr dünnes Negligé trug, war ihr in dem Moment egal. Sie durfte keine Zeit verlieren, jetzt durfte Kleidung keine Rolle spielen. Einige Meter später stand sie ratlos auf der Straße. Der kalte Wind peitschte unangenehm auf ihrer fast nackten Haut. Kleine Steine bohrten sich in ihre nackten Fußsohlen, hatte sie in der Eile nicht einmal Schuhe angezogen. Ihre Haare hingen ihr bereits nach wenigen Sekunden wirr im Gesicht und sie versuchte sie energisch aus diesem zu streichen. Seiji war nirgends mehr zu sehen. Es war töricht zu glauben, dass ein Mensch ohne Weiteres einen Vampir einholen könnte. Allerdings wusste sie, dass er heute zu dieser Versammlung musste, also war ihr eigentlich klar, wohin sie musste, auch wenn ihr der Gedanke ganz und gar nicht gefiel. Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief zu einer alten Hütte, nicht unweit von ihrer Wohnung. Vor dem alten Gemäuer blieb sie kurz stehen, um Luft zu holen. Der Garten war ungepflegt, die Fassade begann bereits zu bröckeln und ein Fenster im Erdgeschoss war sogar zerstört. Als sei es ihr eigenes Haus öffnete sie die nicht verschlossene Tür und wurde von dem modrigen Geruch des Hauses fast erschlagen. Überall lag Staub, die wenigen Möbel waren von weißen Lacken bedeckt und in allen Ecken hingen riesige Spinnweben. Jedem wäre bei diesem Anblick klar gewesen, dass dieses Haus seit Ewigkeiten nicht mehr bewohnt war. Und doch war noch ein gewisser Hauch vorhanden, der vermuten ließ, wie es hier wohl einmal ausgesehen haben könnte. Ein großes Haus, dass in dieser Gegend vielleicht sogar ein kleines Vermögen gekostet hätte und einer kleinen Familie sicher ein schönes Zuhause hätte geben können. Doch Natsuko wusste, dass sich keiner mehr hierher verirren würde, zumindest nicht, wenn er an seinem Leben hing. Natsuko holte ein wenig Luft, bis sie sich an den modrigen Geruch gewohnt hatte und eilte dann ohne weitere Zeit zu verlieren die morsche Holztreppe hoch. Das alte Holz knarzte gefährlich unter ihren nackten Füßen und Splitter bohrten sich in ihr Fleisch, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie hatte keine Zeit zu verlieren und hier erhoffte sie sich die einzige Hilfe, die sie in ihrer Situation noch erhalten konnte. Vor dem hintersten Raum im Obergeschoss, welches genauso heruntergekommen war wie der Rest des Hauses, blieb sie stehen. Sie holte nochmals tief Luft und öffnete die Tür. Der Raum war genauso trostlos wie das, was sie bisher gesehen hatte. Ein staubiges Bett, ein großer Sessel, sonst nichts. Obwohl sie es besser wusste, hätte man annehmen können, dass auch dieses Zimmer nicht benutzt wurde. Schaute man allerdings genauer hin, konnte man erkennen, dass ein wenig Staub bei dem Bett und auch dem Sessel abgetragen war. Das Licht, das durch das einzige Fenster im Raum schien, hinterließ einen Strahl, in dem Staubflocken tanzten. Vor dem Fenster konnte sie eine Silhouette erkennen. Als sie eintrat, drehte sich die Person um. Sie war viel größer als Natsuko, was nicht unbedingt ein Wunder bei ihrer Größe war und fast schon mager. Die weißen Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und sein Gesicht wurde von einer löchrigen, schwarzen Maske verdeckt. Er sah älter aus, als er wahrscheinlich sollte. Obwohl sie mit dieser Annahme bei ihnen wohl lieber etwas vorsichtiger sein sollte. Seine tiefschwarzen Augen musterten sie neugierig. Er machte weder Anstalten, zu ihr zu gehen, noch etwas zu sagen, sondern starrte sie einfach nur an. "Kazuya...", etwas außer Atem ergriff Natsuko das Wort und ging ein paar Schritte auf den Mann zu, "ich brauche deine Hilfe!" Der Mann namens Kazuya legte seinen Kopf leicht schief und musterte sie von Kopf bis Fuß. Sie musste einen erbärmlichen Eindruck hinterlassen in ihrer Schlafrobe, den zersausten Haaren und den blutigen Füßen. "Natsuko", fand er endlich seine Stimme, eine tiefe, kräftige Stimme, die so gar nicht zu seinem hageren Äußeren passte, "was ist denn nun wieder passiert? Du siehst...schrecklich aus." Natsuko ignorierte seine eher weniger charmanten Worte und kam gleich zur Sache: "Ich muss in die Vampirwelt, jetzt sofort! Du musst mir sagen, wie ich dort hinkomme!" Überrascht zog Kazuya seine Augenbrauen nach oben und sah Natsuko perplex an. "Die Vampirwelt? Ich wüsste nicht, was du dort verloren hättest...", er schüttelte resigniert den Kopf und sah sie ungläubig an. "Es ist wegen Seiji...er...", Natsuko fand nicht die richtigen Worte, wie sollte sie das erklären, "er ist sich meiner Liebe nicht mehr sicher und du weißt selber am besten, was das bedeutet. Ich muss ihn finden und dieses Missverständnis aufklären!" Sie sah ihn flehend in die Augen. Sie wusste, dass Kazuya ihre einzige Hoffnung war. Schon so oft war sie in den 2 Jahren bei ihm eingefallen und hatte um Hilfe gebeten, da es ihr bis heute nicht gelungen war, die Vampire in ihrer Gänze zu verstehen. Ständig machte sie was falsch oder Seiji verstand die einfachsten menschlichen Sitten nicht. Kazuya kannte sie schon lange und obwohl er auch ein Vampir war, fürchtete sie ihn nicht. Seine kühle, besonnene Art machte es ihr leicht, ihn nahezu alles zu fragen. Manchmal kam sie sich ein wenig naiv vor, wie schutzlos sie sich ihm selbst aussetze, aber Kazuya hatte sie noch nie enttäuscht. Er hörte ihr zu, gab ihr hier und da einen Rat, mehr nicht. Mit großem Abstand und gespielten Desinteresse war er für sie da und auch wenn sie schon so oft davor stand, ihn zu fragen, warum er das alles tat, so hatte sie es bis heute nie geschafft. Vielleicht tat er es Langeweile, vielleicht lag ihm wirklich etwas an ihr. Kazuya zu verstehen schien so gut wie unmöglich. Und doch vertraute sie ihn bis zu einem gewissen Grad und auch Seiji hatte es mittlerweile akzeptiert, dass sie zu ihm ging. Scheinbar stufte er ihn nicht weiter als Gefahr ein. "Nur wegen so einer Banalität kommst du zu mir?", Kazuya schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte das Mädchen nicht verstehen und wollte es auch nicht wirklich. Wie sie sich wegen so einer Sache so aufregen konnte, war ihm ein Rätsel. "Das ist keine Banalität!", wand Natsuko laut ein und Kazuya erschrak leicht. Normalerweise hatte er Mühe, das ruhige und schüchterne Mädchen zu verstehen. Dass sie nun so laut wurde, verwirrte ihn. Er kannte sich sehr gut mit dem Bund aus, wie nahezu jeder Vampir. Und so wusste er auch genau, dass Seiji in keiner großen Gefahr schwebte. Alleine die Tatsache, dass Natsuko vor ihm stand und ihn um so eine Dummheit bat, war schon Antwort genug. Das bisschen Schmerz, den er durch die Zweifel wohl zu erleiden hatte, gönnte er ihm sogar ein wenig. "Dort wimmelt es von S- und A-Rang Vampiren. Ein einzelner Mensch wäre innerhalb von Sekunden tot. Das ist ein Selbstmordkommando", er winkte halbherzig ab und drehte sich wieder zum Fenster, für ihn war dieses Gespräch beendet. "Kazuya...", sie sah ihn schockiert und traurig an. So sollte es enden? Sie sollte einfach herumsitzen und nichts tun? Plötzlich ließ sie sich auf die Knie fallen und vollführte eine tiefe Verbeugung: "Bitte, Kazuya. Du bist meine einzige Hoffnung, ich kann sonst niemanden fragen. Ich weiß nicht, was ich tun soll..." Erschrocken drehte Kazuya sich um und musterte sie irritiert. Wieso war dieses Menschenmädchen bereit, so viel zu tun? Manchmal fragte er sich, wie viel Seiji ihr eigentlich bezüglich des Paktes erzählt hatte. Innerlich würde es ihn nicht besonders wundern, hätte er ihr die wichtigsten Dinge verschwiegen. Das arme Mädchen musste ja vor Sorge sterben, wenn sie jedes Mal dachte, er würde tot umfallen, wenn sie nur ein paar unbedeutende Zweifel hatte. Er stieß einen leises Seufzer aus, kramte dann in seiner Hosentasche und bereute seine nächste Tat jetzt schon. Ohne ein weiteres Wort warf er Natsuko einen Schlüssel vor die Füße. "Die Stadtgalerie, der große Standspiegel, dort kannst du ihn benutzen.", er blickte wieder aus dem Fenster, "geh. Bevor ich es mir noch anders überlege." Überrascht blickte Natsuko auf den Schlüssel vor ihr, griff eilig nach ihm und stand auf. Sie wusste, dass sie sich auf Kazuya verlassen konnte, so, wie es bisher immer der Fall war. Wieder einmal wurde ihr klar, wie sehr sie seine Bekanntschaft schätzte und wie sehr sie ihr half. Kazuya war ihr wirklich in der ganzen Zeit schon ein wertvoller Freund geworden, auch, wenn er sie wohl weniger so sah. Bevor sie ging, bedankte sie sich mit einer tiefen Verbeugung und rannte hastig aus dem alten Haus. Ohne Umschweife lief sie zur Stadtgalerie. Zum Glück war diese nicht weit weg und so musste sie in ihrem fragwürdigen Outfit nicht einen allzu weiten Weg zurücklegen. Der Wächter am Eingang der Galerie musterte sie zwar verwirrt, ließ sie aber ohne ein Wort passieren. Die Stadtgalerie war im Grunde für alle offen zugänglich und so wie sie im Moment aussah, vermutete er hinter ihr wahrscheinlich eine Ausreißerin und hatte wohl Mitleid mit ihr. Darüber konnte sie sich allerdings keine Gedanken machen und suchte sofort den Raum mit dem großen, alten Standspiegel. Das Glück war ihr hold und so waren um die Uhrzeit kaum Menschen in der Galerie und der Raum mit dem Spiegel war sogar menschenleer. Ratlos untersucht Natsuko den Spiegel, in der Hoffnung irgendwo ein Schlüsselloch zu finden, aber es war nirgends eine Spur davon. Immer verzweifelter umrundete sie den Spiegel, suchte und suchte. Als sie auch nach mehrmaligen Umrunden nichts finden konnte, warf sie frustriert den Schlüssel gegen den Spiegel. Wieso war sie so dumm und hatte nicht weiter nachgefragt? Natürlich war ein magisches Portal nicht einfach so mit einem offen ersichtlichen Schlüsselloch versehen. Wie naiv kann man eigentlich sein? Der Schlüssel schlug gegen den Rahmen des Spiegels und glitt daran runter. Die Stelle, die der Schlüssel berührte, begann plötzlich sich zu verändern und gab, zu Natsukos Überraschung, ein Schlüsselloch preis. Fast hätte sie vor Freude geschrien, konnte sich aber noch zügeln, da sie kein Aufsehen erregen wollte und hob hastig den Schlüssel wieder vom Boden auf. Ungeschickt schob sie ihn in das Schlüsselloch und drehte ihn. Das Glas des Spiegels verschwand auf wundersame Art und Weise und wich einem Gewabber aus Rot und Schwarz. Panisch drehte sie sich schnell um, hätte sie keine plausible Erklärung gehabt, wenn sie jemand dabei beobachtet hätte, aber es war nach wie vor keiner zu sehen. Langsam drehte sie sich wieder zu dem Spiegel und betrachtete diesen skeptisch. Zögerlich legte sie eine Hand auf die schwarz-rote Masse, welche eiskalt war. Sofort wurde ihre Hand eingezogen und ehe sie reagieren konnte, war sie auch schon ganz verschwunden. Das schwarz-rot des Spiegels verschwand und der Spiegel nahm wieder seine alte Form und Farbe an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)