My Heavenly Soulmate von Thane ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Allendra Nara Lecrune“, brachte ich nun heraus und fummelte aufgeregt an meinem Rock herum. Rene hatte mich bereits drei Mal ermahnt, es zu lassen, aber es half mir gegen meine Nervosität. Oder zumindest redete ich mir das ein. Die Frau vor uns wandte sich von mir ab und sah einen elfischen Freund an. „Name?“, fragte sie stark genervt. Wieso arbeitete sie eigentlich hier, wenn es sie so sehr langweilte? Sie könnte sich bestimmt leicht einen anderen Job besorgen. Obwohl … wenn ich so darüber nachdachte, war es doch verdammt schwer, überhaupt auf ein Gespräch eingeladen zu werden. Wir hatten nämlich mit diesen Stellen Glück – Es wurden dringend zwei Leute gesucht, weswegen sie sich nicht viele Ablehnungen leisten konnten. Mich wunderte es aber, warum so wenige den Sekretären Platz haben wollten. Er war gut bezahlt, es gab gute Arbeitsbedingungen. Acht Stunden am Tag, so wurde zumindest geschrieben, und eine frei wählbare Pause von 30 Minuten. Rassenspezifisch hatten sie nichts angegeben. Natürlich hatten wir uns vorab schon informiert: SW & H war eine gemischtrassige Firma mit hohen Kompetenzen und Anforderungen. Sie waren spezialisiert in verschiedene Dinge, dominierten aber in der Computer- und Programmierbranche. Angeblich hat der Chef sogar einige kleinere Hotelketten gekauft, ließ diese aber von deren ehemaligen Eigentümern noch leiten, während er gelegentlich für einen Check vorbei kam. Angeblich war er ein sehr angsteinflößender Mann. Ich hatte schon diverse Bilder im Kopf, eines schlimmer als das andere. Welcher Rasse er wohl angehörte? In der Schule hatten wir einiges über die verschiedenen Eigenarten gelernt, doch war ich mir nicht sicher, ob ich nicht ausversehen irgendjemand beleidigen würde, wenn ich tatsächlich mit jemandem sprach. Meine Mutter hatte ja das Talent, jedem recht schnell auf den Schlips zu treten, sobald sie die Wahrheit sprach. Irgendjemand musste es zwar übernehmen, aber den meisten gefiel ihre Art halt nicht. Mein Vater quittierte es meist mit einem Schmunzeln. Meine Familie war schon recht eigenartig. „Renéfar’ho Lurva“, antwortete der Elf und lächelte die Frau charmant an. Normalerweise sprangen die meisten darauf an und gaben eines zurück, doch diese hier schaute nur unbeeindruckt drein und tippte auf ihrer Tastatur etwas in den Rechner ein. „Nehmt den Aufzug bis in die Fünfte Etage. Setzt euch hin. Jemand wird euch empfangen“, rasselte sie herunter und fing an, uns zu ignorieren. Das klang nicht schwer zu befolgen um ehrlich zu sein. Ich nickte Rene zu, bevor wir uns gemeinsam auf den Weg machten. Inzwischen hatte ich meinen Rock immerhin losgelassen, dafür aber hielt ich meine Hände fest. Die anderen spürten meine Nervosität bereits schon. Und Chefs waren doch im Allgemeinen immer dazu in der Lage, Angst zu spüren. Das würde mir die Stelle kosten. Der Aufzug war schnell, die Wartezeit jedoch nicht kurz. Obwohl ich niemand anderen sah, wurden wir auf die Folter gespannt. Ich hatte mich schon mehrmals in diesem riesigen Wartezimmer umgesehen, hatte die Bilder an der Wand bereits studiert und interpretiert, was ich tatsächlich nur tat, wenn mir extrem langweilig war. Bei Hausaufgaben drückte ich mich immer darum, derartige Dinge zu tun. Der Elf hingegen drehte Däumchen, fuhr sich mehrmals durchs Gesicht. Er wollte diese Stelle unbedingt, er hat ja auch nicht umsonst den Studiengang als bester Student absolviert. Leitender Programmierer, damit wollte er vorerst sein Haupt schmücken, bevor es die Karriereleiter bergauf ging. „Lecrune“, riss mich eine weibliche Stimme aus den Gedanken und ließ mich zusammen zucken. Wie ein aufgescheuchtes Huhn blickte ich die Dame im Bleistiftrock an. Sie hatte ein Klemmbrett in der einen, einen Stift in der anderen Hand und ein einseitiges Headset im rechten Ohr. Mit gehobener Braue musterte sie mich, bevor sie etwas auf ihrem Zettel notierte. Erster Eindruck: Verhauen. „Das wäre ich“, meinte ich kleinlaut und ging auf sie zu. Sie war um einiges größer als ich, was nicht zuletzt an den Schuhen lag, die sie trug. Ich hatte mich früh schon an hochhackige Schuhe gewöhnt, um besonders als Erwachsene nicht ständig klein zu wirken. Mit einer Größe von 1,57m Maximum war das nicht gerade leicht. Die Frau wies mich an, ihr zu folgen. Kurz sah ich noch einmal zu Rene zurück, welcher mir mit zwei Daumen nach oben ‚Viel Glück‘ wünschte. Ich hatte Angst. So … So große Angst. Ich begleitete die mir fremde Dame in ein Büro auf der rechten Seite des Ganges, kurz vor der letzten Tür. Da dies nicht der letzte Stock war, schloss ich aus, dass es sich hierbei um das Büro des Chefs handelte. Noch war ich also sicher vor diesem Mann. „Setzen Sie sich doch“, meinte die Dame, nachdem sie sich selber in ihrem Sessel niedergelassen und das Klemmbrett vor sich abgelegt hat. Ich wartete noch etwas, war verwirrt, dass sie mir nicht zur Begrüßung die Hand entgegen gehalten hat, wie es in meinem ‚Bewerbungsgespräche für Dummies‘ stand. Nachdem die Frau von ihrem Blatt auf- und mich ansah, danach mit den Augen auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch deutete, setzte ich mich endlich in Bewegung und nahm Platz. Nervös räusperte ich mich, bevor sie zu sprechen anfing. „Eine Lecrune …“, murmelte sie, nachdem sie das Klemmbrett noch einmal aufgehoben hatte. Sie musterte die Zeilen darauf, höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um mein Bewerbungsschreiben. Der Name meiner Eltern reichte wirklich weit, unglaublich. „Das könnte wahrlich interessant werden. „Sag, Kindchen“ Sie legte das Brett wieder hin, genau so, dass ich es nicht sehen konnte, faltete ihre Hände und platzierte diese auf dem Schreibtisch. „Hast du schon mal als Sekretärin gearbeitet?“ Ich musste leider den Kopf schütteln, das habe ich ja auch in meinem Schreiben erwähnt. Noch suchte ich halt nach Erfahrungen. „Ich habe manchmal meiner Mutter bei verschiedenen Dingen geholfen.“ „Ich verstehe, auch wenn das hier um einiges anstrengender für dich werden könnte“ Sie seufzte. „Wie dumm eigentlich, das so viele vor unserem Chef davon laufen. Er muss aber auch alle vergraulen“ Kurz legte sie den Kopf in den Nacken, bevor ihre Augen wieder auf mich gerichtet waren. „Das Ding ist, mir gefällt deine Persönlichkeit. Du bist eine unerwartete Kämpfernatur, gleichzeitig aber auch ängstlich und schreckhaft. Dem Chef wird das sicherlich auf die Nerven gehen und ganz ehrlich – darauf ziel‘ ich ein bisschen ab. Mit natürlich im Hinterkopf, dass wir jemand kompetenten für den Job brauchen“ Meine Persönlichkeit? War ich so leicht zu lesen? Stand mir das alles wirklich ins Gesicht geschrieben? Mein Herz rutschte mir in die Hose. Ich konnte wohl niemandem verbergen, was für ein Angsthase ich war, und das auch noch als Vampir! Sofort fing ich an, am Saum meiner Jacke zu fummeln. Mein Puls erhöhte sich, während ich nach Worten rang. Ich musste mich schön reden! Sagen, wie ambitioniert ich sein konnte, wenn ich mich auf etwas verbissen hatte! Das habe ich nämlich von meiner Mutter geerbt. Wenn ich mir etwas in den Kopf setzte, dann wurde das auch bis zum bitteren Ende durchgeführt. Doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, lachte die Frau vor mir auf. „Du reagierst ja wie ein verschrecktes Kätzchen. Das ist ja niedlich. Aber mach dir keinen Kopf, ich kann Persönlichkeiten lesen“, meinte sie und stützte ihren Kopf in ihre Hand, lächelte mich dabei an. Dieses Gespräch wurde mit einem Mal extrem eigenartig. Obwohl, das war es eigentlich schon von Beginn an. „P-Persönlichkeiten lesen?“, stotterte ich und gab mir innerlich eine Schelle für meine Feigheit. Die Dame schien mein Verhalten jedoch zu amüsieren. „Ich lese Persönlichkeiten wie andere Gedanken. Was denkst du denn, warum ich hier sitze? Wir brauchen keine leeren Bewerbungsgespräche, wo man uns etwas vorgaugelt. Eigentlich habe ich ja noch jemanden bei mir, der Gedanken liest. Zack heißt er, aber er ist momentan leider krank“ Sie seufzte auf und setzte sich wieder aufrecht hin. „Jedenfalls – Mein Job hier ist es, keine Heuchler herein zu lassen. Vor allem nicht als Sekretärin für unseren Chef. Alle ab der zweiten Etage wurden von mir eingestellt, die anderen rein nach ihren Kompetenzen gewählt.“ Sie setzte mit ihrer Erklärung fort. „Man nennt mich auch Mittlerin. Also … falls dich jemand mal anruft und nach ‚der Mittlerin‘ fragt, stell sie zu mir durch. Das wird passieren, Kätzchen, glaub mir. Mein Telefon ist auf Wahltaste 7“ Dafür, dass oft nach ihr gefragt wurde, war ihre Taste nicht gerade sehr weit oben. Sollte man ihr nicht eine höhere Priorität einräumen? Ich wollte glatt fragen, was genau ihre Aufgabe hier sei, neben diesen Gesprächen. Doch da fiel mir eher etwas anderes auf: „Moment. Sie redeten gerade so, als ob ich die Stelle hätte“ Die Frau grinste mich breit an. „Warum auch nicht? Ich mag dich, ich sehe, dass du Talent und Willen hast. Du brauchst vielleicht etwas Eingewöhnungszeit, da es ja deine erste Arbeit ist, aber danach … ich denke, ich werde von dir nicht enttäuscht sein. Oder?“ Das Oder betonte sie besonders. Sofort schüttelte ich den Kopf. „Nein!“, widersprach ich etwas zu laut, woraufhin mein Gegenüber anfing zu lachen. „Na dann ist doch alles klar! Dann würde ich dich bitten, dich wieder ins Wartezimmer zu setzen und deinen schnuckligen Freund hier rein zu beordern. Schade, dass er vom anderen Ufer ist …“ Sie säuselte. Oh, okay. Sie war also für seinen Charme gefallen. Ich nickte ihr mit einem leisen ‚Danke‘ zu, stand auf und verbeugte mich noch einmal, danach ging ich zur Tür. Bevor ich aber die Klinke in die Hand nehmen konnte, erhob die Frau noch einmal das Wort. „Ach ja! Damit wir keine peinliche Vorstellungsrunde haben: Mein Name ist Lavender Beautique. Echt bescheuert, ich weiß, aber so ist das Leben. Also: Nenn mich einfach Lavender. Oder Lava. Machen die meisten hier“ Erneut nickte ich ihr zu, diesmal Kommentarlos. Ich wollte zu ihrem Namen nichts sagen aus Angst, sie ausversehen zu beleidigen. Lavender Beautique? Lava? Ein wirklich sehr eigenartiger Name, dass dachte sogar die Besitzerin dessen selbst! Ich ging zurück zu Rene und überbrachte die Nachricht, gab unser Zeichen für Viel Glück und setzte mich dann wieder hin. Zeit, wieder die Bilder zu betrachten. Oder ausnahmsweise mal mein Smartphone zu checken. Aus Angst, ein schlechtes Bild zu hinterlassen, habe ich das nämlich vorher nicht gemacht. Und siehe da, Zehn Nachrichten von Alexandra. Drei von Luc, Vier von Mutter. Davon mussten Drei auch von meinem Vater sein, er schrieb mir nie unter seiner eigenen Nummer. Um die Zeit tot zu schlagen, entschloss ich mich, nach den neuesten News zu browsen. So kam mir das Warten gar nicht so lang vor. Lavender und Rene kamen diesmal gemeinsam zurück, lachend. Das Gespräch musste auch bei ihnen gut verlaufen sein. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass zwei offene Persönlichkeiten wie sie gut miteinander klar kommen. „Ständ‘ ich auf Frauen, wär‘ ich sicher wenigstens einmal mit dir ausgegangen!“, meinte Rene lachend und bekam einen Klaps auf den Rücken. Sie waren schon so weit, dass sie sich gegenseitig duzten? Obwohl … sie hatte mir ihren Vornamen genannt. Vielleicht durfte ich es also auch. „Gut. Da das jetzt geklärt ist … Rene, Kätzchen, folgt mir bitte. Ihr werdet jetzt unseren Chef kennen lernen, bevor ihr an die Arbeit dürft. Was dann in etwa … morgen wäre. 8 Uhr, nicht vergessen.“ Sie hob einen Finger und schüttelte diesen spielerisch tadelnd, als wären wir kleine Kinder. So gingen der Elf und ich nebeneinander her, hinter der Dame, welche uns zum und in den Aufzug führte. Rene grinste mich dabei schelmisch an, hielt seine Frage aber noch zurück. Im Aufzug nahm Lavender einen Schlüssel von ihrem Schlüsselbund, steckte diesen in den dafür vorgesehenen Schlitz und drehte einmal nach links, dann zweimal nach rechts. Die Aufzugstüren schlossen sich und langsam setzte sich die Gerätschaft in Bewegung. Währenddessen drehte sie sich zu uns um, sah mich an und zeigte mir den Schlüssel. „Den hier wirst du auch brauchen. Ich lasse dir einen am Empfang zurücklegen, also meld‘ dich morgen dort und Addie sollte dir einen aushändigen. Wenn nicht, ruf mich einfach an. Ich geb‘ dir dann noch meine Nummer“ Danach machte sie den Bund wieder an ihrem Gürtel fest … und Rene rückte endlich mit seiner Frage raus. „Also … Kätzchen, ja?“ Das stellte er einfach so in den Raum. Ich konnte mir nicht verkneifen, rot anzulaufen und zu versuchen, dies mit meiner Hand zu verdecken. Lavender hingegen lachte nur auf. „Weil sie reagiert wie ein kleines ängstliches Kätzchen! Es ist einfach zu niedlich. Und es passt zu ihr, meiner Meinung nach“, erklärte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. „Schau sie dir doch mal genau an! Ist dir das noch nie in den Sinn gekommen?“ „Alex nennt sie immer Grashüpfer, so wie sie zuhause manchmal rumspringt“ Das musst du doch jetzt nicht ausplappern, Rene! Beschämt drehte ich meinen Kopf weg und versuchte, die Konversation der beiden auszublenden. „Alex?“, hakte Lavender sofort nach und das Thema schien entschärft. Das ging aber schnell. „Alexandra. Unsere Mitbewohnerin“, antwortete Rene ihr sofort und die Frau schmollte. „So ein Mist aber auch“ Sie stampfte einmal kurz auf. Lang blieb ihr aber nicht Zeit, denn kurz darauf öffneten sich schon die Türen des Aufzugs und gab eine Art Lobby frei. Vor der einzigen Tür in dieser Etage befand sich ein recht großer Schreibtisch. Dieser verlief zunächst parallel zum Aufzug, bevor er an der Wand angelehnt weiter ging. Einige Ordner und Stapler befanden sich darauf, sowie, wie nicht anders zu erwarten, ein Monitor und unter dem Schreibtisch dann auch der dazugehörige Rechner. Wie gut, dass ich mit den Dingern dank meines Vaters umgehen konnte. Seine Beschützerei hat also auch etwas Gutes gehabt, denn ich habe dadurch viel Zeit mit ihm verbracht. Mit einer Handbewegung deutete Lavender in das Zimmer, welches wir betraten. Sie erklärte vor allem mir, dass es sich hierbei um das Vorzimmer zum Büro des großen Chefs handelte. Es befand sich auch nicht nur der Schreibtisch und ein dazugehöriger Stuhl darin, sondern auch eine Art Lounge mit Couch und Sessel, ein Kaffeetisch, auf dem einige Zeitschriften und eine Zeitung lag. „Die Zeitung muss täglich ausgewechselt werden. Das wird leider auch zu deiner Aufgabe gehören, tut mir leid“, erklärte Lavender. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. Immerhin etwas, was ich wohl eher schlecht verhauen konnte. Ich musste mir nur merken, von wem die Zeitung war. Auf der anderen Seite befanden sich einige Theken und Hängeschränke. Eingebaut war ein Waschbecken, etwas weiter weg davon stand nicht nur eine Kaffee-, sondern auch eine Teemaschine. Der Chef konnte also kein Vampir sein, da es nicht wirklich welche gab, die derartige Getränke zu sich nahmen, wenn sie nicht gerade mussten. Ein Kühlschrank war auch vorhanden, was vor allem für mich praktisch sein würde. So könnte ich die kleinen Blutkugeln, die extra für mich hergestellt wurden, darin lagern. Damit es nicht zu auffällig war, wenn ich sie transportierte, befanden diese sich natürlich noch in einer Box, also dürfte es den Chef auch nicht stören. Je mehr ich über diesen Mann nachdachte, desto mehr wollte ich ihn treffen. Natürlich hatte ich noch Angst. Er soll angeblich angsteinflößend sein. Aber wenn man so viel über eine Person hörte und sprach, war es doch normal, diese auch einmal treffen zu wollen, oder? Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, sprang die Tür zum Büro auf und knallt gegen die Wand. Rene und ich zuckten zusammen, während Lavender mit einem unbeeindruckten Ausdruck auf dem Gesicht zu der Person sah, die gerade aus dem Zimmer kam. „Lavender!“, brüllte eine tiefe, aber melodische Stimme. „Ich habe dir gesagt, ich brauche keine Sekretärin!“ Oh, na ganz klasse. „Oh doch, die brauchst du, ob du willst oder nicht. Du kannst nicht alles alleine durchziehen, nur weil du meinst, einen höheren Rang inne zu haben. Irgendwann erlischt deine Energie einfach“ „Und dann kommt jemand Neues her. Na und? Besser, als irgendeine Idiotin zu haben, die mich nur aufhält!“ …. Vielen Dank? „Irgendein Neuer, der keinen Plan hat, wie es hier läuft! Also komm von deinem hohen Ross runter und lass mich dir Rene und Allendra vorstellen, unsere neuen Teammitglieder. Tipp: Zweitere ist deine Sekretärin“ Der Mann schnaubte. Ich hatte noch gar nicht den Mut zusammen genommen, ihn anzusehen, da sah ich auf dem Boden vor mir ein schwarzes Schuhpaar. Als hätte er mich angesprochen, hob ich langsam meinen Kopf, musterte ihn dabei unabsichtlich. Er trug wie zu erwarten einen Anzug, Schwarz. Über seine Schultern hingen zwei Strähnen weißblonden Haars, jeweils eine auf jeder Seite, die sein fast schneeweißes Gesicht umrahmten. Er hatte unglaublich langes Haar, welches er locker zusammengebunden trug. Seine eisig blauen, ebenfalls fast weißen Augen musterten mich durchdringlich und ich wollte mich einfach nur noch klein machen. Das war also mein Chef. Das war der Mann, mit dem ich zusammen arbeiten müsste. Der mir meine Aufgaben erteilen würde. Oh scheiße. Es gab ein verdammtes Problem an der Sache … „Verdammt ist der heiß …“, murmelte ich. Seinem Blick und der Stille im Raum nach zu urteilen, war ich dabei doch noch recht laut gewesen. Mein Chef hob eine Braue. „Auch wenn ich diese Einschätzung … recht gerne höre, würde ich Ihnen doch raten, Professionalität am Arbeitsplatz zu bewahren, Miss …“ „L-Lecrune …“, brachte ich stotternd heraus und senkte meinen Kopf wieder. Scheiße, ganz große Scheiße. Manchmal hatte ich die Angewohnheit, meine Gedanken zu schnell laut auszusprechen. Das geschah vor allem dann, wenn ich jemanden verdammt attraktiv fand. Und zur Hölle, abgesehen von seiner Persönlichkeit, war mein Chef nun mal verdammt attraktiv. Zum Glück merkte ich, wie er sich langsam von mir abwandte und sich wieder auf Lavender konzentrierte. „Ein Angsthase also. Der Junge soll mir jetzt erstmal egal sein, der wird letztlich eh Alois‘ Problem. Aber echt jetzt, Lava? Ein ängstliches Kätzchen? Mit so jemandem kann und will ich nicht arbeiten“ Da war dieses Kätzchen schon wieder, diesmal aber aus dem Mund dieses Mannes! Es ärgerte mich so unglaublich. Ich war kein Kätzchen. Wenn schon dann eine Katze, die gerade bei der Maniküre war und deren Krallen gerade nachwachsen mussten. Oder sie hatte diese bei einem Unfall verloren. Sucht euch eine Erklärung raus. Vorsichtig hob ich den Kopf wieder und sah zu Rene, welcher nicht weniger überrascht über unseren Chef diesen anstarrte. Tja, er musste ihn nicht jeden Tag ertragen, da konnte man schon mal länger hinsehen. „Glaub mir, sie wird dich nicht enttäuschen. Geb‘ ihr einfach eine Chance“ Lavender räusperte sich kurz. „Jedenfalls. Rene, Kätzchen? Das ist unser Chef und Lieblingsperson: Aeneas Domenicus“ Das klang aber exotisch. „Ihr werdet mich gefälligst mit Mister Domenicus ansprechen, sonst könnt ihr gleich eure Sachen wieder packen und verschwinden“, warnte er uns in einem scharfen Ton. Ich kam mir glatt vor wie beim Militär, so angsteinflößend war er. Ob es hier wohl Disziplinarmaßnahmen für diejenigen gab, die über die Probezeit hinaus waren und die er nicht einfach so feuern konnte? Ich schluckte schwer. Auch wenn ich hoffte, nicht während meiner Probezeit entlassen zu werden, machte es mir Angst, lange hier zu bleiben. Letztlich wäre wohl ich diejenige, die die Kündigung einreichte. „Die junge Seele hat begonnen, ihren eigenen Weg zu gehen“ „Und ist einer sehr alten begegnet“ „Interessant, interessant. Es fängt an“ „Wie spinnt sich der Faden?“ „Langsam von selber“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)