Monster rumble von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 10: The bleating Ax Murderer ------------------------------------ 1 Die Nacht nach dem vierundzwanzigsten Dezember beginnt kalt, mit dicken Wolken, die den Tag über keinen einzigen Strahl Sonne durchließen und nun auch völlig den Mond verschlucken. Stockfinster und trostlos und dennoch passt es ganz gut zu Gothams altbekannter Erscheinung. Deswegen ist Edward aber nicht so nervös und beunruhigt. Oh, nein, ganz sicher nicht. Was ihm Sorgen bereitet, ist der kaum zu durchdringende Nebel, der mit dieser Nacht Einzug hielt. Man kann kaum zehn Meter weit sehen und kommt sich vor, als würde man durch Sirup wandern müssen. Somit ganz sicher kein guter Zeitpunkt, um sich draußen aufzuhalten und schon gar nicht motorisiert. Und das ist das eigentliche Problem. Joker ist nämlich dort draußen mit dem Motorrad unterwegs! Beim kamikazemäßigen Fahrstil des Clowns läuft es Riddler eiskalt den Rücken hinunter. Sein aufgeweckter Freund kümmert sich nicht ums Wetter, denkt nur an seinen Spaß. Zum wiederholten Mal blickt der Brünette daher hibbelig auf die Uhr. Die Zeit vergeht immer schneller, hat er zumindest das Gefühl, und vom Jüngeren ist keine Spur. Ungewollt malt er sich dadurch aus, was ihm alles bei diesem Mistwetter passiert sein könnte… Schmerzlich krampfen sich seine Hände um den inzwischen schon ziemlich zerschlissenen Einband des Notizbuchs. Längst hat er allerdings jegliches Interesse daran verloren und lässt sich nur noch von seinen Befürchtungen übermannen. Es bringt eh nicht viel die Notizen dieses verrückten Wissenschaftlers zu lesen. Warum? Ganz einfach: Es ist das letzte Monster, mit dem sie es zu tun haben und Norris hat nur drei unvollständige Zeilen hinterlassen, die rein gar nichts aussagen. Langsam wandern seine Augen dennoch hinab und betrachten den kurzen Text noch einmal, als könnte er ihn etwas in seiner Sorge trösten oder zumindest ablenken. Goatman: Es ist das Jahr 1957, als in den dunklen Wäldern in Prince George County im Bundesstaat Maryland eine unheimliche Legende geboren wird. Augenzeugen berichten Ungeheuerliches: Sie wollen ein Monster gesehen haben, halb Mensch, halb Ziege, ein haa Das Ganze endet mitten im Wort, mit einem langen, hässlichen Strich bis hinab zum Ende der Seite, so als wäre Doug sehr plötzlich oder brutal unterbrochen worden und konnte daher seine Aufzeichnungen nicht mehr vervollständigen. Das Dumme daran ist nur, dass sie so nicht wirklich einen Anhaltspunkt haben, was sie erwarten wird. Daher ist Joker auch losgefahren, um Informationen zu beschaffen. Vielleicht hat ja jemand etwas Seltsames beobachtet? Eigentlich wollte Nigma ihn begleiten, erst recht, damit er ihn bei dem Wetter etwas unter Kontrolle halten kann. Doch der Grünhaarige hat sich vehement dagegen verweigert. Es sei zu gefährlich, meinte er, und damit war die Sache für ihn beendet und er ließ Ed einfach stehen, ohne eine Antwort von ihm zuzulassen. Der Ältere hat sich daher widerwillig gefügt und harrt nun in der Bathöhle aus – zerfressen von seinen Sorgen und Befürchtungen. Was ist, wenn Joker diesem Goatman über den Weg läuft? Er hat zwar den Pieper dabei, doch was nutzt ihm das im Ernstfall schon? Mit leichtem Zähneknirschen versucht Nigma seinen Kopf wieder klar zu bekommen und sich auf dieses letzte aller Rätsel zu konzentrieren, das hier vor ihm liegt. Doch er findet einfach keine Lösung. Das liegt jedoch nicht an den spärlichen Informationen im Notizbuch – mit Nichten, er kam schon mit weit weniger aus und hat dennoch immer des Rätsels Lösung gefunden –, sondern vielmehr daran, dass er wieder und wieder abschweift und angsterfüllt an Joker denken muss… 2 Seine innere Unruhe ist auch Bruce und Alfred nicht verborgen geblieben, versucht er sie doch nicht einmal halbherzig zu verbergen. Netterweise hat der Butler ihm einen Tee zur Beruhigung gemacht, was aber selbstverständlich nichts bringt. Kaum angerührt steht die Tasse neben ihm auf einem kleinen Tischchen und ist inzwischen schon völlig kalt. Batman versteht ziemlich gut, was den Riddler quält, weshalb er daher auch auf eigene Faust versucht eine Lösung zu finden, um den Jüngeren hoffentlich etwas zu entlasten oder etwas zu finden, wobei der Brünette ihm dann helfen kann. So hockt er ungeduldig brummend vor seinem gewaltigen Computer und durchsucht das Internet und sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Medien nach diesem Goatman. Immerhin haben sie den Namen für dieses Biest und das könnte helfen. Wayne hatte es nicht für möglich gehalten, doch nachdem sie die jeweiligen Monster besiegt hatten und somit ihre Namen und Erscheinungen kannten, hat er sie alle auf diese Weise gefunden. Zum größten Teil stimmten die Einträge in dem Notizbuch mit den Sichtungen überein, die sich im Laufe der Zeit zu diesen Wesen ergaben, und daher ist er auch ganz zuversichtlich, dass er diesmal wieder Erfolg haben wird und sie das finden, was Norris nicht mehr beenden konnte, ihm aber als Grundlage für sein grausiges Experiment gedient hat. Während der Computer mit seiner Suche beschäftigt ist, wendet der Dunkle Ritter den Blick zu Edward, der inzwischen völlig verkrampft auf seinem Stuhl sitzt und nicht mehr viel fehlt, dass seine mittlerweile heftig zitternden Hände das lädierte Buch zerreißen. Er ist ganz blass und seine rastlosen Augen scheinen nur noch ins Leere zu blicken. Nigma wirkt so aufgelöst und fertig, wie Bruce es sonst nur am Ende eines aussichtslosen Kampfes von ihm gewohnt ist. Normalerweise würden jetzt nur noch ein paar strenge Worte von dem Mitternachtsdetektiven genügen und Riddler würde zusammenbrechen und sich ihm widerstandslos ergeben. Argwöhnisch runzelt Bruce die Stirn. Einerseits fasziniert es ihn, welch tiefe Empfindungen die beiden Männer anscheinend für einander pflegen, sodass sich dadurch sogar ihr ganzer Charakter zeitweise zu ändern scheint – ein gutes Beispiel war da schließlich Edwards hinterhältiger Angriff auf den Rächer, bei dem er ihm ordentlich die Meinung gesagt hatte, um seinen Standpunkt klarzumachen. Andererseits beunruhigt es ihn. Wenn Joker nun wirklich etwas passiert, kann Batman eine Zusammenarbeit mit Riddler vergessen. Im schlimmsten Fall muss er sich mit dem am Boden zerstörten Rätselmeister auch noch anlegen und ihn nach Arkham zurückbringen, bevor er diese Bestie bezwingen kann. Das wäre nicht gut, ganz und gar nicht. Die letzte Mission hat ihm immerhin schon überdeutlich gezeigt, was Joker empfindet und was er bereit ist für seine Liebe zu tun. Edward ist zwar bei weitem nicht so heißblütig und ungezügelt, dennoch zu weit mehr fähig, als man ihm zutrauen würde oder Bruce bisher von ihm gewohnt war. Diese ganzen Monster haben ihn verändert, der Clown hat ihn verändert, sodass Batman nicht mehr einschätzen kann, was passieren würde. Riddler ist im wahrsten Sinne des Wortes für ihn zu einem Rätsel geworden. Langsam öffnet er den Mund, um dem Brünetten irgendwie so etwas wie Trost zuzusprechen. „Edward…“, setzt er behutsam an. Es dauert eine ganze Weile, doch dann hebt der Angesprochene tatsächlich den Kopf und sieht ihn mit leerem Blick an. „Ich bin sicher…“, führt Bruce weiter aus. Allerdings stockt er, als er sieht, wie der Jüngere auf einmal leicht erschrocken die Augen aufreißt und auf den Bildschirm des Computers starrt. Wayne denkt, dass die Suche wohl beendet ist und der Rätselmeister somit nun das Gesicht des Goatman sehen kann, das ihn jetzt so erschreckt. Langsam dreht er sich herum, um es ebenfalls zu sehen. Was er jedoch sieht, ist so gar nicht das, was er sehen wollte. Der ganze Bildschirm flackert, so als würde er jeden Moment durchbrennen. Alle geöffneten Dateien fliegen nur so über die Oberfläche, als würden sie blitzschnell von einer fremden Hand verschoben werden. Dann schließen sich auf einmal alle Fenster, der Bildschirm leuchtet blendend hell auf, nur um dann völlig schwarz zu werden. „Was zum…?“, setzt Batman verständnislos an. Hektisch beginnt er alles wiederherzustellen, doch es will ihm nicht gelingen. „Das kann nicht sein! Er kann wegen so etwas nicht abstürzen!“, schimpft der Schwarzhaarige ungehalten in sich hinein. „Vielleicht will es nicht, dass wir nach ihm suchen…“, ertönt plötzlich Edwards Stimme hinter ihm. Ruckartig dreht der Maskierte ihm das Gesicht zu. Langsam erhebt sich der Riddler und tritt hinter ihn. „Was?“ „Ich weiß, es klingt verrückt, aber wir kennen die Fähigkeiten des Goatman nicht. Was, wenn er weiß, dass wir ihn suchen? Wenn er nicht gefunden werden will?“, führt der Rätselmeister unsicher aus. Völlig verständnislos mustert der Ritter ihn und dennoch hört es sich irgendwie plausibel an. „Das Ganze scheint vollkommen außer Kontrolle geraten zu sein. Sonst hätte Norris seine Aufzeichnungen beenden können und wir hätten seine steifgefrorene Leiche nicht in diesem Container gefunden. – Er hat sich und sein Können maßlos überschätzt und musste den Preis dafür bezahlen. Und ich denke, es ist kein Zufall, dass es der Eintrag des Goatman ist, der unvollständig blieb. Etwas an diesem Wesen verfügt über eine Macht, die wir uns vielleicht gar nicht vorstellen können. – Ich denke – denke – Mist – Joker, wo steckst du nur…?“, seine letzten Worte sind kaum mehr als ein Flüstern. Verräterisch beginnen Tränen in seinen Augenwinkeln zu glitzern, während er seine eigenen Worte Revue passieren lässt und begreift, zu welcher Erkenntnis er da gerade gekommen ist – und das sein Freund in ernster Gefahr schweben könnte. „Nigma! Reiß dich zusammen!“ Fast schon grob packt Bruce ihn an den Schultern und schüttelt ihn leicht. „Es hilft weder ihm noch uns, wenn du dich selbst verrückt machst!“, harscht er ihn an. Betrübt lässt der Jüngere den Kopf hängen. „Du hast ja recht, aber ich…“, versucht er sich halbherzig zu rechtfertigen, als plötzlich ein Geräusch laut wird, das sie beide zusammenfahren lässt. 3 Das Geräusch wächst zu schier ohrenbetäubendem Lärm an, der die ganze Höhle regelrecht auszufüllen vermag, und dennoch erleichtert er die beiden schlagartig. Nur einen Moment später rollt die violette Suzuki dröhnend auf die Plattform neben das Batmobil. Als das Bike zum Stehen kommt, erstirbt der Motor mit einem letzten Aufbäumen, dann herrscht wieder erschreckende Stille. Elegant schwingt sich der Fahrer von der schweren Maschine, setzt die nackten Füße auf den Boden und zieht sich den Helm ab. Wilde, grüne Locken kommen darunter zum Vorschein, die der junge Mann in einer fließenden Bewegung ausschüttelt. Während er den Helm lässig über den Lenker hängt, wendet er den Blick zu Edward und Bruce. Im Gesicht des Dunklen Ritters erkennt er einen Hauch selten gesehener Erleichterung. Die Züge des Rätselmeisters hingegen wirken, als würde dieser gleich in Tränen ausbrechen. Verwundert legt der Clown den Kopf leicht schief. „Stimmt was nicht?“, fragt er etwas irritiert. „Joker…“, kommt es leise von Nigma, wobei er sich angestrengt auf die Unterlippe beißt, um doch noch Herr seiner Gefühle zu bleiben. Batman entspannt sich merklich und versetzt dem Brünetten dann einen leichten Stoß. „Nun geh schon!“, fordert er Ed mit einem Anflug von Nachsicht auf. Dieser wendet ihm kurz den Blick zu und eilt dann schon beinahe zu dem Clownprinzen hinüber. Fest zieht er ihn in seine Arme. „Joker…“, haucht er aufgelöst und schluckt mühevoll die brennenden Tränen herunter. Der Angesprochene erwidert die Umarmung etwas überfordert. „Was hast du denn?“, fragt er seinen Freund schließlich. Schwerlich trennt sich Nigma von ihm und versucht seine Fassung wiederzuerlangen. „Was denkst du denn, was ich haben? Ich bin vor Sorge um dich fast gestorben!“, gibt er aufgewühlt zurück. Verdutzt mustert ihn der Jüngste. „Warum machst du denn so was?“, will der Grünhaarige nun wissen. Verständnislos betrachtet ihn der Herr der Rätsel. „Ist das nicht offensichtlich? Der verdammte Nebel ist dick wie Butter! Du warst ganz allein da draußen! Auf einem Motorrad! Und ein Geschwindigkeitsmesser fängt bei dir doch überhaupt erst bei hundert Stundenkilometern an!“, macht Edward der Sorglosigkeit des Anderen Luft. Fast schon belustigt hebt sich die rechte Augenbraue des Grünhaarigen. „Ganz ruhig, mein Hübscher! Der Nebel ist schon etwas besser geworden und außerdem bin ich nur neunzig gefahren.“ Er sagt das Ganze so beiläufig und locker, als würde er ihm einen guten Morgen wünschen und als wäre damit alles geklärt. Nahezu fassungslos betrachtet ihn der Ältere daraufhin. „Soll ich mich jetzt etwa ernsthaft besser fühlen? Bei Nebel fährt man Schrittgeschwindigkeit, Herr Gott noch mal!“, platzt es nun ungehalten aus Nigma hervor, auch wenn er ganz genau weiß, dass seine Worte auf taube Ohren stoßen. Er kann jedoch einfach nicht mehr anders, zu groß war seine Sorge. „Komm mal wieder runter. Wenn ich so langsam gefahren wäre, wäre ich ja erst nächsten Dienstag wieder zurück gewesen…“, versucht sich Joker halbherzig zu rechtfertigen und hebt dabei leicht beschwichtigend die Hände. „Das ist doch völlig egal! Es geht hier ums Prinzip, also…“, setzt der Rätselmeister aufgebracht an, bis sich Bruce´ Hand schwer auf seine Schulter legt. „Es reicht, Riddler! Wir haben keine Zeit für so einen kindischen Streit!“, weist er den anderen Mann mit leichter Strenge zurecht. Dieser blickt ihn trotzig an und schüttelt dann die Hand von seiner Schulter. Mit verschränkten Armen tritt er schmollend ein paar Schritte zur Seite, lässt die beiden aber nicht aus den Augen. „Hattest du Erfolg?“, will Batman nun wissen. Joker ignoriert seine Worte jedoch erst einmal und wendet sich wieder an seinen Partner. „Hey, sorry. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, und ich will mich auch nich wegen so einen Mist mit dir streiten müssen, okay?“, leicht schuldbewusst blickt ihn der Clown an. Einen Moment versucht Ed seine schmollende Fassade noch aufrechtzuerhalten. Dann lässt er allerdings die Arme sinken und seufzt resignierend. „Schon gut. Ich will mich ja auch nicht streiten. Aber ich war krank vor Sorge. Fragt Bruce, der kann das bezeugen. – Und du spielst das einfach so herunter, als hätte ich gar keinen Grund dafür zu haben…“ Langsam richtet Joker den Blick auf den Mitternachtsdetektiven, als suche er tatsächlich Bestätigung für die Worte des anderen. Der Schwarzhaarige lässt sich aber nichts anmerken und wartet nur ungeduldig auf eine Antwort. Dennoch scheint der junge Mann etwas in seinen kühlen Augen zu sehen, das ihm klarmacht, dass Riddler die Wahrheit spricht. Nun fühlt er sich wirklich schuldig und lässt kraftlos die Schultern hängen. Es fällt ihm schwer das Ganze zu akzeptieren, ist er es doch nicht gewohnt, dass man sich wegen solcher Kleinigkeiten Sorgen um ihn macht, oder sich überhaupt um ihn sorgt. Bis das alles angefangen hatte, kannte er dieses Gefühl nicht einmal, gab es doch niemanden, der sich seit dem Tod seiner Mutter überhaupt mal um ihn gesorgt hat. Der Dunkle Ritter hat es zwar ab und an mal in seiner unnachahmlich groben Weise gemacht, aber nur, wenn es darum ging, dass er nicht ins Gras beißt, aber da war das Unglück dann ja immerhin schon passiert und er hat nur Schadensbegrenzung gemacht. „Tut mir leid. Wird nicht wieder…“, beginnt er nun, wird aber schnell von Wayne unterbrochen. „Joker! Das ist jetzt überhaupt nicht wichtig! Antworte mir endlich!“, knurrt der Älteste ungehalten. Die beiden Gauner blicken ihn vollkommen verständnislos und trotzig an. Schließlich gibt der selbsternannte Prinz ein verstimmtes Schnaufen von sich. „Ganz ruhig, mein Großer. Noch pflastern keine Leichen den Weg, klar?“ Drohend mustert ihn der Rächer, schweigt aber. „Mein Informant hat die Gegend um den Hafen die letzten Tage aber sehr genau beobachtet. Ihm sind einige Merkwürdigkeiten zu Ohren gekommen und er selbst hat auch das ein oder andere gesehen und gehört. In der Nähe der Containerstadt gibt es, wie ihr wisst, ein verlassenes Industriegebiet mit einigen, teils sehr verfallenen Lagerhallen. Ein beliebter Treffpunkt für illegale Geschäfte. Aber auch sehr gut geeignet, um sich zu verstecken. Unweit des angrenzenden Verladebahnhofs sollen sich die Sichtungen und Geräusche gehäuft haben. Bei alledem soll es sich wohl um eine seltsame Mischung aus Mensch und Tier handeln. Um was genau, kann aber bisher keiner sagen. Doch ich denke mal ganz scharf, dass das unser Monster sein wird. Es versteckt sich scheinbar irgendwo in den Lagerhallen und wartet darauf zuzuschlagen, denn wie gesagt, gibt es bis jetzt noch keine Opfer, oder aber sie wurden schlichtweg noch nicht gefunden.“, berichtet der Clown dann endlich. Allerdings hört er sich weder sehr besorgt, noch irgendwie beunruhigt an. Er wirkt eher völlig gleichgültig, so als wären seine Gedanken ganz wo anders, oder es wurmt ihn, dass es noch keine blutigen Leichen gibt, die das Ganze für ihn womöglich reizvoller machen würden. Für gewöhnlich legt er auch keinen Wert auf die Untaten anderer, sondern ergötzt sich nur an seinen eigenen Werken und versucht damit alle anderen zu übertreffen, um so stets aus der Masse hervorzustechen und seinem selbstgewählten Titel als Prinz des Verbrechens gerecht zu werden. „Das klingt nach dem Goatman, würde ich sagen. In den spärlichen Notizen steht immerhin, dass er eine Mischung aus Mensch und Ziege sein soll.“, wirft der Riddler ein – nun wieder Herr seines Selbst. „Das denke ich auch und daher sollten wir schnell dorthin und ihn erledigen, bevor er doch noch jemanden erwischt.“, erwidert Bruce. „Ja, los! – Aber Ed, du bleibst hier!“, fordert der Grünhaarige nun und wendet sich dann zu der Suzuki herum. „Wie bitte?“, entkommt es dem Brünetten verständnislos. Der selbsternannte Prinz dreht sich wieder herum und blickt ihn überaus ernst an. „Du hast mich schon verstanden. Du bleibst hier!“, kommt es nun energischer von ihm. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Ich werde garantiert nicht tatenlos zusehen, wie ihr gegen dieses Ding kämpft!“, gebärt sich der Ältere aufgebracht. „Nicht tatenlos. Du kannst in der Zwischenzeit den Computer reparieren.“, meint der Jüngere locker. Schon beim Reinkommen hat er bemerkt, dass damit etwas nicht stimmt und versucht es nun als Vorwand zu benutzen, um Ed in Sicherheit zu wissen. Zornig mustert ihn der Rätselmeister. „Der dämliche Computer ist mir scheißegal! Den brauchen wir jetzt nicht! Aber ich brauche dich und werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert!“, entgegnet er aufgewühlt. „Und ich ebenso wenig und deswegen sollst du ja auch hierbleiben, weil ich dich nicht wieder sterben sehen will!“, platzt es nun aus dem Verrückten heraus. Edwards grüne Augen weiter sich und einen Moment später entgleiten ihm alle Gesichtszüge. „Ich bin nicht gestorben! Ist dir das überhaupt klar? Ich stehe hier vor…“, setzt er an, wird aber von dem anderen jeher unterbrochen. „Nein! Du bist tot und das ertrage ich nicht! Also musst du hierbleiben, damit es nicht noch schlimmer wird!“ Die Worte des Clowns sind völlig verworren. Tränen rinnen seine geschminkten Wangen hinab und er wirkt vollkommen neben sich. Batman wird klar, dass das so eine Art verspätetes Trauma sein muss. Schließlich hat ihm das letzte Monster auf überaus grausame Weise vorgegaukelt, dass Nigma zu Tode gekommen sei. Nun scheint das alles in ihm hochzukommen und er kann die Illusion nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden. Ed scheint das Ganze allerdings nicht zu begreifen oder versteht einfach nicht, in was für einer Spirale Joker gerade gefangen zu sein scheint. „Spinnst du jetzt völlig? Ich bin nicht tot! Oder denkst du etwa der Weihnachtsmann hat dich vor vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten flachgel…“, beginnt er zähneknirschend. Das Ganze droht völlig zu eskalieren. Im Augenwinkel bemerkt Wayne, wie sich Alfred der Szene nähern will, ganz sicher um zu schlichten. Dabei wirkt er allerdings mehr als durcheinander und verwirrt, was der Schwarzhaarige nur zu gut verstehen kann. Die Worte des Rätselmeisters offenbaren ihm Tatsachen, die er so noch nicht wusste, in Gegensatz zu Batman, der inzwischen ja von Joker höchstpersönlich gesagt bekommen hat, was zwischen ihnen vorgeht. Der Dunkle Ritter entscheidet daher, dass es im Moment wohl besser ist, wenn sein treuer Butler nicht alles weiß, was hier so vor sich gegangen sein könnte. Also muss er nun statt seiner eingreifen. Ehe Nigma also das verräterische Wort aussprechen kann, geht er energisch dazwischen. „Schluss jetzt, verdammt noch mal!“, gebärt er sich und schubst die beiden so grob auseinander, dass sie fast zu Boden stürzen. „Es reicht endgültig! Wir haben keine Zeit für eure dämlichen Streitereien! Menschenleben stehen auf dem Spiel! Und ihr benehmt euch wie ein paar Kleinkinder! – Wenn wir Glück haben, ist das wirklich das letzte Monster, dem wir uns stellen müssen, also reißt euch nur noch ein bisschen zusammen! Wenn alles vorbei ist, könnt ihr euch von mir aus den Rest aller Tage an die Gurgel springen! Doch nicht jetzt!“ Mit ausgebreiteten Armen hält er die zwei Männer auf Abstand und blickt sie nacheinander durchdringend an. Beiden ist die Wut noch deutlich anzusehen, doch sie sind auch in Begriff sich wieder zu beruhigen. In Nigmas Gesicht herrscht die Verständnislosigkeit vor, scheint er doch einfach nicht verstehen zu können, was mit seinem Freund los ist. Jokers Züge sind hingegen von seiner schmerzhaften Trauer übermannt. Seine zornigen Tränen zeichnen wilde Spuren in sein Make-up und unterstreichen damit nur noch mehr seinen haltlosen Wahn. Gleichzeitig spiegeln seine glänzenden, braunen Augen all seine Verwirrung und den Schmerz wider, den der scheinbare Tod seines Geliebten in ihm ausgelöst hat. Für ihn scheint Edward lediglich noch als eine Art Traum zu existieren. Die Tatsache, dass sie vor wenigen Stunden noch das Bett miteinander geteilt zu haben, scheint Bestandteil dieses Traums zu sein oder eine Erinnerung, die schon ewig her ist – jenseits der Wirklichkeit, in der der Grünhaarige gerade gefangen ist. Bruce gönnt den beiden einen Moment zum Durchatmen, hält sie aber weiterhin auf Abstand. „Habt ihr es jetzt endlich? Dann werden wir uns jetzt an die Arbeit machen und ich will keine Widerworte mehr hören! – Joker, du fährst voraus und führst uns zu den Lagerhallen. Nigma, du kommst mit mir!“, legt er schließlich fest. Eine Weile rühren sich die beiden überhaupt nicht, dann lassen sie fast gleichzeitig resignierend die Schultern hängen, als würde sie aufgeben. Bei dem Brünetten ist es tatsächlich so, weiß er doch im Moment einfach nicht mehr weiter. Joker hingegen durchbohrt ihn regelrecht mit seinen Blicken. „Ich warne dich, Bruce, wenn ihm irgendetwas passiert, dann mache ich dich kalt!“, droht er dem Älteren knurrend. „Ich werde schon auf ihn aufpassen…“, versichert ihm der selbsternannte Rächer. Schnaubend wendet sich der Prinz wieder seinem Bike zu. „Du kannst mich mal!“, brummt er verstimmt, setzt sich den Helm auf und verschwindet dann mit lautem Dröhnen aus der Bathöhle. „Beeilen wir uns lieber, bevor sein Vorsprung zu groß wird oder er irgendetwas anstellt.“, meint Batman grimmig. Der Riddler lässt nur den Kopf sinken, beißt sich auf die Unterlippe und versucht seiner Gefühle irgendwie Herr zu bleiben. Wie ferngesteuert wankt er zum Batmobil hinüber und setzt sich auf den Beifahrersitz. „Alfred, versuch bitte in der Zwischenzeit den Computer wieder in Gang zu bekommen und sag Bescheid, wenn du mögliche Infos zum Goatman gefunden hast.“ „Ich werde mein Möglichstes tun, doch seien Sie bitte vorsichtig, Master Bruce! – Ich fürchte, die beiden Herren sind gerade keine so sichere Begleitung…“, spricht er seine Bedenken sorgenvoll aus. „Keine Bange, ich habe sie schon irgendwie unter Kontrolle…“, erwidert er knapp – doch sind dort etwa Zweifel in seiner Stimme? – und schwingt sich auf den Fahrersitz. 4 Als der schwergepanzerte Wagen die Höhle verlässt, kann der Dunkle Ritter im dichten Nebel gerade noch einen kleinen Funken von den Rücklichtern der Suzuki erahnen und beschleunigt daher noch etwas. Neben ihm gibt Edward ein unmelodisches Schniefen von sich. Mit einem kurzen Blick sieht Wayne, dass der Rätselmeister nun doch nicht mehr an sich halten konnte und ihm dicke Tränen die Wangen hinabrinnen. Krampfhaft beißt er sich noch immer auf die Unterlippe – die schon zu bluten begonnen hat –, um es irgendwie zu verbergen. Es bricht dem Mitternachtsdetektiven regelrecht das Herz, seinen langjährigen und eigentlich so stolzen Gegenspieler wegen solch einer Nichtigkeit so hilflos zu sehen. Dennoch ist sein Anblick irgendwie weit einfach zu ertragen, als der weinende Clown, der beim letzten Mal neben ihm saß. Ed ist von Natur aus ja schon sehr sensibel, auch wenn er gewöhnlich nicht zu den Leuten gehörte, die nahe am Wasser gebaut sind, im Gegensatz zum Grünhaarigen, der auch unter normalen Umständen einem schnellen Auf und Ab sämtlicher Gefühle erlegen ist, ohne viel Kontrolle darüber zu haben. Ihn weinen zu sehen ist für Bruce eigentlich nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches, dennoch sieht es immer sehr merkwürdig aus, wo er sich doch sonst gern kaltherzig gibt und für gewöhnlich auch nicht wegen einem gebrochenen Herzen in Tränen ausbricht. Batman hatte beim letzten Mal jedoch das Gefühl, dass dem Clown das Gespräch, das sie geführt haben, geholfen hat. Womöglich hilft es auch Ed, wenn er ihm erzählt, was er von seinem Partner so alles erfahren hat? „Wenn du heulen willst, dann tu es einfach, aber versuch nicht es irgendwie runterschlucken zu wollen. Das bringt nichts.“ Überrascht sieht Nigma zu ihm hinüber, während Wayne stur durch die Windschutzscheibe blickt, um den aufgebrachten Clown nicht zu verlieren oder gar einen Unfall bei dem Nebel zu bauen. Angestrengt räuspert sich der Jüngere und setzt ein schiefes Lächeln auf. „Das ich diese Worte mal von dir hören würde, Detektiv, hätte ich echt nicht für möglich gehalten…“, kommt es mit belegter Stimme von ihm. „Dich weinend neben mir sitzen zu haben und das auch noch ausgerechnet wegen dem Joker, hätte ich auch nie gedacht.“, erwidert der Maskierte ehrlich. „Da bist du nicht der Einzige. – Er kann einem schon ganz schön den Kopf verdrehen…“ „Unzweifelhaft ja.“ Für einen Moment herrscht Ruhe und Riddler atmet tief durch, um die Tränen doch noch runterzuschlucken. „Weißt du…“, setzt der Schwarzhaarige an und erobert sich damit die Aufmerksamkeit des Jüngeren zurück. „…bevor wir dich letztens gefunden haben, saß Joker genauso neben mir, wie du jetzt. – Mit dem Unterschied, dass er gefahren ist, aber das ist nicht wichtig. – Er war vollkommen aufgelöst, weil er dachte, du wärst tot und er könnte dir nicht mehr helfen. War nur noch hysterisch und wollte sich blind in seinen Rachegefühlen vergraben. Sein Ausbruch war noch weit schlimmer, als euer Streit eben, oder alles andere zuvor…“ Schweigend sitzt der Rätselmeister neben ihm und starrt ihn mit großen Augen an, während Batman ungeachtet seiner eigenen Worte auf die Straße und die langsam näher rückenden Lichter des Motorrads achtet. „Hab irgendwie versucht ihn wieder zu beruhigen, damit er uns nicht noch beide zum Teufel jagt, und das Monster damit dann freie Bahn hätte. Hab auf ihn eingeredet, um irgendwie zu ihm durchzudringen.“ „Was – hast du denn zu ihm gesagt?“, fragt Nigma noch etwas angestrengt und krampft nervös seine Hände auf den Oberschenkeln zusammen. Weiß er doch nur zu gut, dass einfühlsames Reden nicht gerade zu Batmans Stärken gehört. „Ich habe ihn gefragt, wovon er träumt. Was sein größter Wunsch im Leben sei.“ Batman blickt noch immer stur auf die Straße, weicht plötzlich im Nebel auftauchenden Hindernissen aus und beschleunigt zwischenzeitlich etwas, um den Grünhaarigen nicht zu verlieren, doch seine Stimme klingt nun sanfter, beinahe betroffen. Diese Tatsache macht dem Brünetten irgendwie klar, was Bestandteil von Jokers Antwort gewesen sein könnte. „Hat – hat sein Traum etwa etwas mit – mir zutun gehabt?“, will er wissen und schluckt dabei hart. Bruce schweigt eine Weile, um das Ganze selbst etwas zu verarbeiten, doch die bohrenden Blicke des Mannes neben sich bringen ihn dann doch zum Sprechen. „Ja – und zwar in beiden Versionen.“, meint er schließlich. „Was soll das denn bedeuten?“, hakt der Herr der Rätsel verwirrt nach. „Ganz einfach: Vor deinem scheinbaren Tod hatte er sich schon einen Traum mit dir ausgemalt, den er dann verworfen hat, weil er dachte, dich für immer verloren zu haben.“ „Oh. – Magst du mir vielleicht davon erzählen, oder ist es zu – zu schlimm?“ „Ich werde es dir sagen, doch ob es schlimm ist, musst du selbst entscheiden. – Ich fand es eher sowohl traurig wie auch heldenhaft…“ Das letzte Wort veranlasst Edward dazu die Stirn zu runzeln, kann er sich den durchgeknallten Clown doch so gar nicht bei etwas Heldenhaftem vorstellen, nicht mal nach all der gemeinsamen Zeit und ihrem selbstlosen Kampf für diese Gott verdammte Stadt. „Okay…“ Sichtlich entspannt sich der Brünette neben ihm und blickt ihn abwartend an. Nach einem etwas waghalsigeren Manöver, bei dem das Batmobil fast mit einem plötzlich im Nebel auftauchenden Pfeiler zusammengestoßen wäre, erhebt der Schwarzhaarige wieder die Stimme. „Sein ursprünglicher Wunsch war eigentlich ganz schlicht. Er wollte nach alledem nur den Rest seines Lebens glücklich mit dir zusammen verbringen.“ Hörbar holt Riddler Luft. „Er hat – ich meine – du weißt, dass wir…?“ „Ja. Ich habe es schon eine Weile geahnt und es war auch irgendwann kaum noch zu übersehen. Immerhin habt ihr euch mehr als einmal in meiner Gegenwahrt geküsst. Und selbst wenn ich das alles vehement verdrängt und als Jokers Unsinn abgetan hätte, was ich wahrlich lange genug versucht habe, so hat mir dein Ausbruch eben in der Höhle doch einiges offenbart, und Joker hat euch in diesem Moment auch ganz offen heraus geoutet.“ „Oh, Himmel! – Jetzt – hast du bestimmt eine ganz schlechte Meinung von uns…“ „Nein. Es kümmert mich nicht, was ihr miteinander macht und was nicht. – Zu Anfang war es schon etwas verstörend, allein die Vorstellung, aber das hat sich schnell gelegt, als ich gesehen habe, wie ihr miteinander zusammenarbeitet und euch um den anderen sorgt. – Diese ganze Mission hat mir Seiten an euch gezeigt, die ich nie für möglich gehalten habe und das ist auch ganz gut so, will ich behaupten. Kann ich mich doch so nun viel besser in euch hineinversetzen und verstehe auch, warum ihr oftmals handelt wie ihr eben handelt. Und ich denke, dass es gleichermaßen für euch ebenfalls so ist, sowohl miteinander, als auch über mich.“ „Da hast du recht. – Hätte nie gedacht mal so etwas wie sesshaft zu werden und von Joker schon gar nicht. Aber der Gedanke gefällt mir irgendwie…“, tiefe Röte legt sich auf seine Wangen, als ihm bewusst wird, was er da gerade gesagt hat, und er blickt verträumt auf seine Hände hinab. Dann geht ein leichter Schreck durch seinen Körper und er wendet Bruce fast schon erschrocken den Blick wieder zu. „Oh – ich wollte nicht – ich hoffe, es stört dich nicht, wenn – oh, Mann, dass ist so peinlich…“, stammelt Nigma, während seine Wangen nur noch dunkler werden. Ein kleines Schmunzeln hebt Batmans Mundwinkel. „Du bist kein Teenager mehr, Nigma. Es muss dir nicht peinlich sein über deine Gefühle zu sprechen.“, beruhigt er ihn. „Aber du bist ein Mann! Ich kann doch nicht über irgendwelche homosexuellen Neigungen mit einem anderen Kerl reden! Schon gar nicht mit Batman!“, protestiert der Jüngere etwas. Erneut hebt sich der Mundwinkel des Dunklen Ritters zu einem kleinen Schmunzeln. „Das muss dich nicht kümmern. Batman ist in den Augen der Bevölkerung allgemein geschlechtslos und hat daher keine Neigungen. – Naja, versucht es zumindest. – Bruce Wayne hingegen ist für die Öffentlichkeit strickt hetero, um das Bild, das sie von ihm haben, nicht zu zerstören, doch insgeheim ist er beiden Geschlechtern nicht unbedingt abgeneigt, so wie ihr zwei.“, erläutert er erstaunlich gelassen. Etwas überrascht sieht Edward ihn an und schmunzelt dann auch etwas. „Gut zu wissen, dennoch ist es komisch mit einem anderen Mann über so etwas zu reden. Das geht mir selbst Joker gegenüber so, obwohl ich ihm immerhin schon sagen kann, was ich fühle. Das liegt aber auch daran, dass ich vorher nie dem gleichen Geschlecht zugetan war. – Ich fand es regelrecht abstoßend, wie wohl sehr viele Männer. Aber Joker hat so eine Art an sich – so eine Hartnäckigkeit – die mich irgendwann einfach überrollt hat. Und diese ganzen Monster haben ihr Übriges dazu beigetragen, weil ich ständig nur Angst hatte zu sterben. – Aber bevor du da etwas falsch verstehst, sollte ich fairerweise wohl erwähnen, dass Joker tatsächlich schwul ist…“ „Hm. Das habe ich mir schon fast gedacht, ich wollte dir nur nicht auf die Füße treten.“ „Schon gut. Sag ihm bitte trotzdem nicht, dass ich das gesagt habe. – Und was für einen Traum hatte er dann?“ „Das ist jetzt nicht so einfach. Daher gebe ich dir zu bedenken, dass er in diesem Moment völlig am Boden war. Verzweifelt, weil seine ganze Welt in Scherben lag und er ohne dich nicht mehr weitermachen wollte…“ „Oh, Gott! Du meinst doch nicht etwa…“, setzt Nigma erschrocken an. „Ganz ruhig. Den Kamikazeteil lasse ich absichtlich weg. Das Monster ist Geschichte und es wäre unnötig dir seine obskuren Rachefantasien vorzutragen. Das spielt auch keine Rolle. Wichtig ist nur, was er danach tun wollte.“ Bruce macht eine Pause und verringert dabei den Abstand zur Suzuki noch etwas. Der Hafen ist nur noch einen Katzensprung entfernt. „Er war der festen Überzeugung, dass du tot sein musst. Und ganz ehrlich, ich hätte auch nichts anderes erwartet, bei den Geräuschen, die wir gehört haben. – Daher wollte er dir die Letzte Ehre erweisen und dich auf dem Hügel im Robinson Park begraben.“ „Das ist ein wirklich schöner Platz…“, verträumt lächelt der Rätselmeister, auch wenn er es etwas makaber findet über sein eigenes Begräbnis nachzudenken. „Doch das ist nich alles, oder? Da ist noch mehr…“ „Ja. – Er konnte die Tatsache, dich verloren zu haben, nicht ertragen, und von daher wollte er – mit dir begraben werden.“ „Was? Solltest du ihn etwa erlösen?“, schockiert sieht er den Älteren an, der nur stur auf die Straße blickt, die nun in die Hafeneinfahrt mündet. „Ganz gewiss nicht. Das hätte nicht unserem vorherbestimmten Schicksal entsprochen, und das hätte ich trotz allem wohl kaum übers Herz bringen können. Kodex hin oder her. – Nein, er wollte sich neben dich legen, deine Hand halten, ein letztes Mal den Sonnenaufgang betrachten und dann…“ „Sag´s nicht! – Sag mir villeicht nur womit.“, bittet Ed. „Mit deiner Pistole.“ Riddler wird ganz blass und sinkt in den Sitz zurück. „Oh, Gott…“, er schluckt schwer und seine Unterlippe beginnt verräterisch zu zittern. Doch er atmet tief durch und fängt sich langsam wieder. „Und das – das hat er dir alles erzählt?“, fragt er mit belegter Stimme. „Ja und noch einiges mehr.“, erwidert Batman ehrlich. Einen Moment sammelt sich der Rätselmeister und lässt das alles auf sich wirken. „Und du wolltest das alles zulassen? Auch den Teil, den du mir nicht gesagt hast?“ „Ich wollte ihm sogar dabei helfen. Das Grab hätte sich schließlich nicht von allein wieder zu geschaufelt, oder?“ Damit beendet der Dunkle Ritter das Thema erst einmal und stoppt den Wagen hinter der inzwischen parkenden Suzuki. Ed schweigt und versucht zu verarbeiten, dass Joker Batman seinen Letzten Willen erzählt hat und dieser ihm dabei auch noch zur Hand gehen wollte, sollte es wirklich dazu kommen. Er ist hin und hergerissen von seinen Gefühlen und dennoch kann er jetzt schon besser verstehen, warum der Clown im Moment so durcheinander ist. Als Bruce austeigen will, ergreift der Brünette sein Cape und hält ihn zurück. Fragend mustert ihn der Mitternachtsdetektiv. „Danke…“, ist alles, was Riddler über die Lippen kommt. Dann lässt er von ihm ab und steigt ebenfalls aus, atmet tief durch und lässt sich nichts mehr von alledem anmerken – hofft er zumindest… 5 Mit bedächtigen Schritten nähert sich der Brünette dem parkenden Motorrad. Als Joker schließlich absteigt und den Helm abnimmt, sehen sie sich direkt in die Augen. Einen Moment lang scheint keiner der beiden zu wissen, was er sagen soll, daher herrscht erst einmal erdrückendes Schweigen. Edward seufzt schwer und sucht nach Worten, die den Jüngeren nicht wieder aufregen und den Streit von vorhin erneut entfachen. Dafür ist einfach keine Zeit und er hat auch nicht wirklich die Kraft dafür. Sein Gegenüber blickt ihn allerdings fragend an. „Was hast du?“, will Joker mit sorgenvollem Unterton wissen. Von seiner anfänglichen Wahnvorstellung, der Riddler müsste doch eigentlich tot sein, scheint nichts mehr geblieben, und er wirkt wieder völlig normal – naja, zumindest so normal, wie es ihm eben möglich ist. Daher entschließt sich der Ältere dafür, es darauf ankommen zu lassen. „Ich – ich bin nur nervös, weil wir ja gar nichts über dieses Wesen wissen, verstehst du?“, flunkert er daher kurzerhand unbeholfen und hofft, dass es halbwegs überzeugend klingt. Andererseits ist es auch nicht vollkommen gelogen, da er sich ganz hinten in seinem Kopf selbstverständlich darum sorgt. Entweder der Grünhaarige merkt nichts von dieser kleinen Notlüge oder aber er lässt es sich nicht ansehen. Stattdessen setzt er einen verständnisvollen Blick auf und legt Ed tröstend eine Hand auf die Schultern. „Ach, mach dir nicht so viele Gedanken! Wir packen das schon irgendwie!“ Das Irgendwie gefällt Nigma dabei zwar überhaupt nicht, dennoch lächelt er dem anderen nun etwas sicherer entgegen. „Bestimmt hast du recht.“ „Können wir dann gehen?“, fragt Bruce nach einem Moment. Nun wieder sichtlich beruhigter wendet sich der Rätselmeister zu ihm herum. „Ich denke schon.“ Gemeinsam durchqueren sie das Labyrinth aus Containern, zwischen denen sich wie ein Leinentuch hartnäckig der Nebel hält, und steuern auf die dahinterliegenden Lagerhallen zu. Die Augen nach allen Seiten gerichtet, halten sie Ausschau nach möglichen Hinweisen auf das Monster. 6 Derweilen müht sich Alfred mit dem lahmgelegten Computer ab. Nach einer ganzen Weile gelingt es ihm schließlich wieder alle Systeme zum Laufen zu bringen. Erfreut stellt er dabei fest, dass kein Schaden entstanden zu seien scheint. „Na wenigstens etwas...“, seufzt er angestrengt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Mal sehen, ob ich jetzt nach diesem Goatman suchen kann, ohne dass mir sämtliche Platinen um die Ohren fliegen...“, murmelt er vor sich hin, während er den Browser öffnet. Eigentlich sollten seine Worte auch eher ein Scherz sein, dennoch kommt er nicht umhin überaus nervös zu sein, während der Rechner wieder Kontakt zum Internet herstellt. Verwundert betrachtet er dann allerdings das sich öffnende Fenster. Eigentlich ist der Rechner aus Sicherheitsgründen so eingestellt, dass er nicht automatisch die letzte Suchanfrage wiederherstellt, sollte das System aus irgendwelchen Gründen zusammengebrochen sein, aber genau das scheint hier gerade zu passieren. Oder auch nicht. Es ist mehr so, als würde eine unsichtbare Hand das Bedienen des Computers übernehmen und Alfred ihr nur ängstlich dabei zusehen. Kaum, dass das Browserfenster offen ist, tippt sich das Wort Goatman praktisch von allein in das Suchfeld ein. Mit Schrecken und einem unterdrückten Schrei kann der Butler dabei beobachten, wie sich die Tasten völlig selbstständig niederdrücken und die Maus sich anschließend wie von Geisterhand auf den OK-Button zubewegt. Als die linke Taste dabei ein hörbares Klicken von sich gibt und die Suchanfrage somit bestätigt, bekommt der Grauhaarige fast einen Herzinfarkt. Schwerlich presst er sich eine Hand auf die heftig bebende Brust, bevor ihm die Knie nachgeben und er sich regelrecht in den Stuhl hinter sich fallenlässt. „Oh mein Gott...“, kommt es in ersticktem Flüstern aus seinem Mund, während sich die Ergebnisse der Suche auf einer neuen Seite aufbauen. Alfred schafft es jedoch kaum eine der Überschriften zu lesen, geschweige denn einen Artikel auszuwählen, da schiebt sich die Maus schon wieder von selbst herum. Vorhin, so schien es allen, hat eine höhere Macht nicht gewollt, dass sie nach dem Goatman suchen. Jetzt kommt es dem Butler so vor, als hätte sich diese Macht umentschieden. Oder aber es ist der Goatman selbst, der hier irgendwie seine Finger im Spiel hat! Dieser Gedanke kommt ihm zumindest unweigerlich, als sich der ausgewählte Artikel vor seinen Augen ausbreitet und er sogar die Gelegenheit bekommt ihn zu lesen. Was seine Augen da allerdings zu sehen bekommen, erfüllt den sonst so gefassten Butler mit tiefem Schrecken. Goatman: Es ist das Jahr 1957, als in den dunklen Wäldern im Prince George County im Bundesstaat Maryland eine unheimliche Legende geboren wird. Augenzeugen berichten Ungeheuerliches: Sie wollen ein Monster gesehen haben, halb Mensch, halb Ziege, ein haariges Biest mit Hufen und Hörnern. Schnell wird das Ungeheuer Goatman getauft und die Schauergeschichten beginnen sich zu häufen. 1962 behaupten wiederum Augenzeugen, sie hätten ein schreckliches Massaker des Goatman nur knapp überlebt: Die Bestie sei über eine Gruppe Camper hergefallen und habe zwölf Kinder und zwei Erwachsene mit einer Axt in Stücke gehackt. Derweil hätte das Wesen teuflische Schreie von sich gegeben und als grausamen Höhepunkt seine Opfer teilweise verspeist. Immer wieder verschwinden seit dieser Zeit in der Region auch Hunde, die dann plötzlich verstümmelt und enthauptet wieder auftauchen. Der erste belegte Fall ereignet sich 1971, als in der Stadt Bowie ein Welpe verschwindet. Wenig später wird er nahe der Fletchertown Road gefunden, tot und ohne Kopf. Der Goatman wird immer wieder gesichtet, taucht plötzlich angeblich auch in Alabama, Arkansas, California, Indiana, Kentucky, Michigan, Oregon, Texas, Washington und sogar im benachbarten Kanada auf. Doch woher kommt der Goatman? Ein verrückter Wissenschaftler am Landwirtschaftlichen Forschungszentrum von Beltsville soll ihn erschaffen haben. Dieser soll bei einem wahnsinnigen Experiment mit der DNA von Menschen und Ziegen experimentiert und dabei den Goatman erschaffen haben. Angeblich kann er die Gedanken von Menschen beeinflussen, besonders Jugendliche sollen betroffen sein. Man sagt, dass er die Menschen an einen Ort lockt, wo ein Zug sie tötet. In anderen Versionen tötet er seine Opfer mit einer blutverschmierten Axt oder springt von der Brücke auf Autos, die darunter durchfahren. Kaum, dass sein Blick am Ende angelangt ist und er sich die schaurige Gestalt des Goatman kurz betrachten konnte, wird der Bildschirm auch schon wieder schwarz und das System erleidet einen erneuten Zusammenbruch. „Um Himmels willen...!“, keucht Alfred. Er braucht ein paar Momente, um sich zu sammeln. Dann steht er auf und versucht Kontakt mit dem Batmobil aufzunehmen. Es meldet sich allerdings niemand. „Vermutlich sind sie schon am Hafen angekommen...“, geht es ihm durch den Kopf, während er es erneut versucht – diesmal aber direkt bei Batman, der einen Funkkommunikator in seine Maske integriert hat. Als sich auch hier niemand meldet, setzt sein Herz beinahe wieder aus. Sollten seine Bemühungen etwa schon zu spät kommen und die drei womöglich bereits gefallen sein? 7 Während Alfred seine Begegnung der unheimlichen Art am Batcomputer durchlebt, durchstreifen die drei ungleichen Helden die Lagerhallen hinter dem Hafen. Jedoch scheint es nirgends auch nur den kleinsten Hinweis auf das Monster zu geben, obwohl Jokers Informant das doch felsenfest behauptet hat. Batman will den Clown dafür schon rügen, da bleibt der Grünhaarige auch schon stehen und blickt sich unschlüssig um. Edward scheint ebenfalls nachzudenken und erhebt dann als Erster die Stimme. „Vielleicht ist der Goatman ja nicht hier? Nicht direkt und so nahe am Ort seiner verhängnisvollen Geburt, sondern eher dort, wo sich weit weniger Leute rumtreiben?“ Mit dem Finger deutet er auf den Bereich hinter den Lagerhallen. Dort erstreckt sich der kleine Verladebahnhof. „Gut möglich. Der Teil gehört immerhin auch noch zum Hafen.“, meint Joker schlicht. Und ehe Bruce auch noch etwas sagen kann, machen sich die beiden auch schon auf den Weg. Mit einem von Unglauben gezeichneten Gesicht folgt er ihnen aber dennoch. Der Verladebahnhof wirkt im ersten Moment aber genauso verlassen, wie die Lagerhallen und der Rest des Hafens. Allerdings hängt der Nebel immer noch tief, sodass die Loks und Güterwagons fast nur aus Schatten bestehen. Personal scheint aber zumindest nicht hier zu sein, da die Frachten für heute schon alle auf den Weg gebracht sind und der dichte Nebel die Arbeit auch noch erschweren würde. Von daher wird erst wieder gearbeitet, wenn sich das Wetter bessert oder morgen Mittag der nächste Zug erwartet wird. Das alles entnimmt Batman einem Dienstplan, der an der Tür des kleinen Wachhäuschens hängt. Somit müssen sich die drei zumindest nicht darum sorgen, dass Zivilisten verletzt werden könnten. Auf den kreuz und querverlaufenden Schienen steht auch nur eine einzige Lok und wartet schweigend auf ihren Einsatz. Auf einigen anderen Gleisen stehen ein paar Wagons bereit, doch ihre Türen sind alle offen und sie sind unbeladen. Es lässt sich nicht einmal ein Obdachloser finden, der sich zum Schutz vor der Kälte in einem der Wagen zurückgezogen hat. Mit Hilfe eines drehbar gelagerten Rondells in der Mitte des Bahnhofs können die Anhänger mit den Loks verbunden oder auf andere Gleise umgelenkt werden. Als sich die ungleichen Verbündeten nun dem Rondell nähern, überkommt sie ein seltsames Gefühl, das so viel Heftigkeit hat, dass selbst Batman ein Schauer den Rücken hinabgleitet. Irgendetwas ist definitiv hier... „Ihr seid wirklich überaus hartnähähäckig, dass muss ich euch lassen.“, ertönt auf einmal eine merkwürdige Stimme hinter ihnen. Als sie sich danach umdrehen, sehen sie einen mannsgroßen Ziegenbock, der wie ein Mensch auf zwei Beinen auf sie zu gelaufen kommt. Seine Hufe poltern dabei hörbar über den Beton vor dem Wachhäuschen, indem er sich scheinbar versteckt hatte. Finster mustert er die drei Männer. In seiner Rechten hält er eine große Axt, die er wohl aus dem Wachhäschen mitgebracht hat. „Doch euer Glühühück hat nun ein Ende! Denn ich finde es gar nicht nett, was ihr meinen wundervollen Schöhöhöpfungen angetan habt!“, meckert der Goatman. „Norris?“, fragt der Joker daraufhin verwundert. „Fühühür dich immer noch Professor Norris, du Grühühünschnabel!“, gebärt sich der Bock zornig und stampft ungehalten mit dem Huf auf den Kies, der die Gleise umgibt. „Aber wie ist das möglich? Wir haben doch Ihre Leiche gefunden!“ Das Nichtbegreifen steht dem Rätselmeister deutlich ins Gesicht geschrieben. „Was ihr gefunden habt, ihr naseweisen Trottel, war lediglich meine sterbliche Hühühülle! Mein Geist wurde jedoch im Augenblick meines Todes, wenn auch nicht von mir beabsichtigt, in den Köhöhörper meiner letzten noch unvollendeten Kreatur ühühübertragen. Die Vereinigung zweier perfekter Wesen, wenn ich das mal so sagen darf!“, profiliert sich der Bock mit sichtbarem Stolz. „Wohl eher das schändliche Ergebnis deiner Vergewaltigung an der Natur!“, entkommt es dem Jüngsten verächtlich. „Halt endlich den Mund, du Rotznase! Du hast doch ühühüberhaupt keine Ahnung! Doch ich lasse mir diese Ignoranz an meiner Person nicht lähähänger gefallen! Meine anderen Schöhöhöpfungen konntet ihr vielleicht bezwingen, doch das wird euch diesmal nicht gelingen, verlasst euch drauf! Denn diesmal habe ich auch noch ein Wöhöhörtchen mitzureden!“ 8 Der Goatman gibt ein seltsames Knurren von sich, das so gar nicht zu seiner Gestalt passen will, umfasst die scharfgeschliffene Axt in seinen Händen fester und rennt dann mit polternden Hufen auf die drei Helden zu. Angespannt warten sie auf seinen Angriff. Doch es kommt nicht dazu, zumindest nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben. Der Nebel, der sich ja schon den ganzen Tag und die ganze Nacht zäh über Gotham hält, wird auf einmal erheblich dichter und verschluckt somit die Gestalt des verrückten Professors einfach. Selbst die dumpfen Hufschläge auf dem losen Kies des Bahnhofgeländes sind kaum noch auszumachen, hallen stattdessen merkwürdig nach, als würden sie von allen Seiten gleichzeitig kommen, sodass es vollkommen unmöglich erscheint zu bestimmen von wo der Angriff kommen mag. Entgegen jeder Meinung und jedem normalen Instinkt drängen sich die ungleichen Verbündeten jedoch nicht dichter zusammen, sondern verteilen sich, um die Attacke im Ernstfall nur auf einen von ihnen zu lenken, damit die beiden anderen die Chance zum Gegenangriff haben. Schließlich zeigt sich das Ziegenwesen. Völlig unvermittelt taucht es vor dem Dunklen Ritter auf und schwingt die Axt in tödlicher Präzision. Überrascht taumelt Bruce ein paar Schritte nach hinten, um dem Ganzen zu entgehen. Dabei tritt er aber auf das Rondell, das sich daraufhin wie von Geisterhand in Bewegung setzt und das so ruckartig, dass Batman zu Boden stürzt. Darauf hat Norris nur gewartet. Blitzschnell überbrückt er den kurzen Abstand zu dem auf dem kalten Metall liegenden Mann, stemmt einen Huf auf dessen Brust, um ihn zu fixieren, starrt ihn wahnsinnig grinsend an und holt dann wieder aus. Allerdings kommen ihm die beiden Kriminellen in den Weg und rammen ihn kraftvoll von der Seite, sodass er selbst zu Boden stürzt und dabei auch noch seine Axt über den Kies schlittert. „Das werdet ihr mit bühühüßen!“, faucht er die beiden an. Allerdings huscht dabei ein Funken über seine Augen hinweg, der überhaupt nicht zur Wut in seiner Stimme passen will. Es ist mehr eine stumme Art von Vorfreude, die die zwei Gauner jedoch nicht bemerken. Aber auch so ist er nicht allzu beunruhigt über seinen Fehlschlag. Eine interessante Begleiterscheinung, wenn man Gefühle hat – ist ihm schon öfter aufgefallen –, besteht darin, dass die Gefühle einen dazu bringen vorauszudenken, zu planen, damit man keine Gefühlsattacke erleidet, wenn etwas nicht funktioniert. Das mag mit eine der Ursachen dafür sein, dass das Wesen Mensch trotz all seiner Verfehlungen so lange auf diesem Planeten überleben konnte. Doch diese drei werden heute Nacht definitiv sterben und der Erde damit einen großen Gefallen erweisen! „Alles in Ordnung?“, fragt Ed den Schwarzen Rächer, während sich dieser aufsetzt und sich schmerzlich den pochenden Kopf hält. Beim Klang seiner Stimme erwidert Wayne allerdings nichts, sondern blickt ihn ruckartig und durchdringend an. Seine stechenden Augen scheinen sich dabei selbst durch die Maske hindurch direkt in Nigmas Seele zu bohren, sodass dieser erschrocken einen Schritt nach hinten macht und sein Gegenüber nervös ansieht. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. „Batman?“, fragt der Jüngere vorsichtig, doch da erhebt sich der Angesprochene schon und kommt drohend auf ihn zu. Zornig ballen sich dabei seine Fäuste und ehe der Rätselmeier auch nur noch ein Wort herausbringen kann, stürzt sich der Schwarzgekleidete regelrecht auf ihm. Hart schlägt Edward auf dem Boden auf und kurz darauf trifft ihn die Faust des Größeren auch schon mitten ins Gesicht. Warmes Blut perlt daraufhin von seiner aufgeplatzten Oberlippe. „Was – was ist denn los mit dir?“, fragt der Brünette schmerzlich und versucht einen erneuten Faustschlag abzuwehren. Es gelingt ihm erstaunlicherweise sogar, aber nur, weil sich der Rächer im letzten Moment für einen anderen Angriff entscheidet. „Warum hast du sie getötet?“, fragt Bruce ihn plötzlich kalt. Dabei schließen sich seine Hände wie Schraubstöcke um den Hals des Rätselmeisters und drücken fest zu. „Was...?“, kommt es halb erstickt von Nigma. „Ich – ich habe noch – nie jemanden getötet...“, presst er schwerlich hervor und versucht den Griff des anderen zu lockern. Allerdings weiß Ed aus jahrelanger Erfahrung nur zu gut, dass ihm das nicht gelingen wird und ihm geht auch schon die Luft aus, was seiner Kraft nicht gerade förderlich ist, um sich zu befreien. „Warum mussten meine Eltern sterben? Was haben sie dir denn getan?“, kommt es weiter von Batman, während seine Hände noch fester zupacken. „Du – irrst dich...“, kommt es kaum noch hörbar von dem Unterlegenen, der verzweifelt nach Luft ringt. Dennoch arbeitet es in seinem Kopf hektisch. Dabei kommt ihm die Erkenntnis, dass der Goatman gar nicht vorhatte Batman mit der Axt zu verletzten. Dass das nur ein Ablenkungsmanöver war, um ihn stattdessen irgendwie geistig zu beeinflussen, damit er nun scheinbar glaubt, Edward hätte seine Eltern auf dem Gewissen. „Also, wenn es so aussieht, wenn du dich um meinen süßen Ed kümmerst, dann verzichte ich drauf!“, tönt es auf einmal angesäuert aus dem Nebel. Der Brünette droht schon in die tröstende Schwärze der Ohnmacht abzudriften, als er einen Schatten aus der Schemenlosigkeit hervorkommen sieht. Keine Sekunde später trifft Jokers Hacken Batman mit voller Wucht hart an der Seite seines Kopfes und schleudert ihn damit von Nigma weg. Pfeifend holt der Rätselmeister Luft, während Bruce statt seiner in der Ohnmacht versinkt. „Alles klar, mein Hübscher?“, fragt ihn der Grünhaarige kurz darauf, wischt ihm mit dem Daumen fahrig das Blut von der Lippe und hilft ihm in seine sitzende Position. „Ich – ich – denke schon...“, keucht Edward sichtlich fertig und reibt sich den schmerzenden Hals. Abwartend verharrt der Clown neben ihm und wartet, bis sein Freund wieder zu Atem kommt. Dabei huschen seine Augen aufmerksam durch die Gegend, können in dem dichten Nebel aber nichts ausmachen. „Norris – Er hat Batman irgendwie mental beeinflusst. – Er dachte, dass ich seine Eltern ermordet hätte...“, kommt es schließlich von dem Brünetten. „Scheiße! Aber gut zu wissen. Das wird er bei uns ganz sicher auch versuchen. – Leider habe ich ihn in dieser verdammten Suppe verloren...“, erwidert der Jüngere angesäuert und blickt zu Bruce hinüber, der noch immer ausgeknockt ist und somit Alfreds Funkruf nicht hören kann... 9 „Kannst du aufstehen? Ich denke nämlich, wir sollten uns nicht so lange ungeschützt an einem Ort aufhalten.“, meint der Prinz des Verbrechens sorgenvoll, jedoch schwingt auch hörbar Angriffslust in seiner Stimme mit. „Aufstehen wird wohl gehen, aber mehr vielleicht auch nicht...“, erwidert Edward mit einer Mischung aus Erschöpfung und Entschuldigung, während sich langsam die Male von Batmans Angriff auf seiner Haut abzuzeichnen beginnen. Geistesabwesend reibt er sich den schmerzenden Hals. „Wird schon gehen. Den Rest mache ich schon irgendwie.“, doch die allzu bekannte Selbstsicherheit ist weitgehend aus Jokers Stimme verschwunden. Stattdessen blickt er immer wieder zum bewusstlosen Batman hinüber. ‚Da war es schon wieder, dieses besorgniserregende Irgendwie. – Wahrscheinlich fragt er sich, wie groß die Macht des Goatman wohl sein muss, wenn es ihm so leicht gelungen ist, Bruce so zu beeinflussen. Schließlich ist er mit allen Wassern gewaschen und lässt sich nicht so leicht von irgendwem an der Nase herumführen, sodass selbst Scarecrow immer wieder gezwungen ist die Stärke seines Angstgases anzupassen, um Bruce eine Reaktion zu entlocken. Und da ist er bei weitem nicht der einzige Schurke, dem es so ergeht...‘, geht es Nigma durch den Kopf, während er sich von seinem Freund auf die Beine helfen lässt. „Ich glaube, ich habe da hinten was gesehen. Bleib du bei der Fledermaus, ich schau mir das mal an.“, bestimmt der Clown und setzt sich auch schon in Bewegung. „Sei vorsichtig!“, ruft Ed ihm noch nach, doch da wird der Jüngere schon vom undurchdringlichen Nebel verschluckt. Es ist, als wäre Joker in einer anderen Dimension gelandet, in der völlig neue Gesetzte herrschen. Seine Augen gaukeln ihm überall Schatten vor, die sich im Nebel bewegen. Seine Ohren hören Laute, die von überall gleichzeitig herzukommen scheinen und dennoch keinen erkennbaren Ursprung haben. Sein ohnehin schon lädierter Kopf versucht daraus nahezu verzweifelt etwas Greifbares, für ihn Verständliches, zu machen und doch gelingt es ihm nicht. Wie ein gehetztes Tier blickt er sich suchend um. Sein beschleunigter Herzschlag scheint dabei seinen ganzen, schmächtigen Körper zum Beben zu bringen. „Ihr seid mir nicht gewachsen!“, kommt es plötzlich aus der dichten Undurchdringlichkeit. „Das wollen wir doch mal sehen, du Bettvorleger! Das Spiel hat immerhin gerade erst begonnen!“, profiliert sich der Grünhaarige und hofft, dass sein Gegenüber nicht die leichte Unsicherheit in seiner Stimme bemerkt. Davon lässt sich Norris auch erst einmal nicht beirren. „Es war so einfach, den ach so großen Batman zu manipulieren! Dieses tiefsitzende Trauma in ihm ist einfach nur zu herrlich!“, prahlt er stattdessen vergnügt mit seinem Erfolg. „Ja, Batsy hat in dem Fall echt einen Knacks weg. Aber mich kriegst du nicht so leicht, Flohfänger!“ „Das kann ich mir gut vorstellen, Junge. Immerhin hast du einen gewissen Ruf, den man nicht unterschätzen sollte. Zudem gehen die krassesten Morde an meinen Schöhöhöpfungen auf deine Kappe! Aber Wahnsinn ist durchaus durchschaubar, erst recht unter Gleichgesinnten...“, erwidert der Goatman und prescht aus dem Nebel hervor. Joker versucht noch auszuweichen, doch der Kies unter seinen nackten Füßen gibt genau im falschen Moment nach, sodass er rücklings zu Boden geht. Nur eine Sekunde später hockt Norris auch schon auf ihm und drückt den Stiel der Axt fest gegen seine Kehle. Vehement versucht sich der Jüngere zu wehren, und der Professor muss zugeben, dass der Bengel eine ganz schöne Kraft hat. Aber in seiner jetzigen Stellung behält er dennoch die Oberhand über den Verrückten. „Wollen wir doch mal sehen, was so alles in deinem Kopf vor sich geht.“, grinst der Bock und streckt seine mentalen Finger nach seinem wehrlosen Opfer aus. Der Prinz gibt einen erstickten Laut von sich. Es fühlt sich tatsächlich so an, als würde jemand seine Finger über seine Hirnwindungen gleiten lassen, um die richtigen Schubladen mit Erinnerungen und Empfindungen zu finden, die er für seinen Plan missbrauchen kann. Hilflos versucht der Clown an irgendetwas Absurdes zu denken, in der vagen Hoffnung, ihn damit verwirren oder abschrecken zu können, doch der Griff des Bocks ist überaus stark, Jokers Geist von Haus aus schon zu mitgenommen. „Nimm deine dreckigen Pfoten da raus!“, brüllt der Grünhaarige, doch er kann sich dem nicht lange entziehen. „Herrlich, all dieses Chaos, diese Zerstörung! Wähähären wir uns nur auf andere Weise begegnet, uns hähähätte die Welt gehöhöhört, Junge!“, kommt es sichtlich erregt vom Goatman. „Vergiss es! Ich arbeite allein!“, knurrt der Prinz leicht erstickt. „Da bin ich aber anderer Meinung. Immerhin hast du Batman geholfen.“ „Das war reiner Eigennutz!“, blafft Joker zurück. „Verstehe. Und was ist mit Edward? Du arbeitest auch mit ihm zusammen.“, hakt er weiter nach und gräbt sich dabei tiefer in den Geist des Clowns hinein. Trotz des heillosen Durcheinanders im Hirn des jungen Mannes findet er, was er sucht. „Das geht dich gar nichts an, also raus da!“, brüllt er weiter, doch es hat schon etwas sehr Resignierendes. Deutlich kann er spüren, wie Norris eine weitere Schublade in seinem Verstand öffnet, so sehr er es auch zu verhindern versucht. Allerdings hätte der Goatman sie wohl lieber nicht geöffnet, da sich augenblicklich angeekelt sein Gesicht verzieht. „Pfui, Teufel! Was bist du nur fühühür eine widerliche Schwuchtel?“, gebärt sich Norris und schüttelt sich unweigerlich schon allein bei der Vorstellung, doch die Bilder, die sich ihm zeigen, sind noch weit schlimmer. „RAUS DA!“, kreischt der Jüngere nun völlig hysterisch. „Also, wenn du das unter Zusammenarbeit verstehst. – Aber scheinbar ist da noch etwas Anderes. – Du hast allen Ernstes Gefühühüle fühühür diesen Schwähähächling?!“ „Halt endlich dein Maul...“, krächzt der Joker mit bebender Stimme. „Warum sollte ich? Ich versuche lediglich zu ergrühühünden, was du an ihm findest. Das ihr es sogar wie die Karnickel miteinander treibt, obwohl das Blut meiner wunderbaren Kreaturen noch nicht einmal an euren Hähähänden getrocknet ist!“ „Das geht dich überhaupt nichts an, verflucht!“ „Wie hähähält der Bengel da hinten es nur mit dir aus? Seine Angst muss wirklich grenzenlos sein, anders kann ich es mir wirklich nicht erklähähären.“, seufzend schüttelt Doug den Kopf. „Was soll das heißen?“, will Joker nun wissen, während Irgendetwas fast schon hörbar in ihm zerbricht. Zufrieden darüber führt Norris seine perfide Lüge weiter aus. „Ganz einfach: Ich sehe es in seinem Geist. Er ist beherrscht von Angst, Angst vor dir, sodass er sich dir widerstandslos ergibt und alles macht, was du von ihm verlangst. Doch insgeheim sucht er die ganze Zeit nach einer Möhöhöglichkeit dich aus dem Weg zu räuhäuhäumen, um endlich wieder frei zu sein.“ Er streckt seine mentalen Finger unbemerkt weiter aus und findet schnell wonach er sucht. „Erinnerst du dich noch an den Kampf mit meiner wunderschöhöhönen Teketeke?“ Mit großen Augen sieht der Grünhaarige zu ihm auf, in ihnen liegt bereits ein verräterischer Glanz. „Ja...“, gibt der Prinz mit brüchiger Stimme zurück. „Da war seine Angst vor dir so groß, dass er sich freiwillig auf sie eingelassen hähähätte, nur um dich auf die Schienen zu locken. Der Zug sollte dich in Stühühücke reißen, nicht sie! Alles andere war ihm vöhöhöllig egal. Doch du hast dem einen Strich durch die Rechnung gemacht, wodurch er nur noch mehr Angst bekam. Oder dachtest du etwa wirklich allen Ernstes er wollte es mit dir auf dem Rühühücksitz dieses Autos tun?“ „Aber – er hat doch gesagt, dass er mich auch liebt...“, beharrt der Clown verzweifelt, obwohl das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht der Fall war. „Deine naive Leichtgläuhäuhäubigkleit ist wirklich herzallerliebst! Solche Worte sind viel zu schnell daher gesagt, um einen anderen zu besähähänftigen. Und was, außer Angst, sollte ihn schon bei dir halten?“ Es ist wie ein Tritt in die Magengrube und doch könnte es nicht logischer sein. Immerhin hatte Ed ganz zu Anfang tatsächlich gesagt, dass er Angst vor Joker und seinen dominanten Annäherungen hat. Somit fällt es ihm jetzt wie Schuppen von den Augen und er lässt sich von den Worten des Goatman unwiederbringlich einlullen, ohne sie auch nur infrage stellen zu können, da sein getrübter Verstand dazu schlichtweg nicht mehr in der Lage ist. Überaus schmerzlich wird ihm stattdessen bewusst, wie recht Norris doch hat. Dass Ed ihn die ganze Zeit über belogen hat, damit er nicht irgendwie ausflippt und ihm womöglich wehtut. Dass er nur in seinem blinden Wunschdenken gefangen war, ohne die Wirklichkeit zu sehen, weil er sich nicht sehen wollte. „Scheiße...“, beginnt der Jüngere zu wimmern und die ersten Tränen rinnen seine erhitzten Wangen hinab. „Ja, erkennst du nun deinen Fehler, Junge?“ Mit stechendem Blick sieht er auf den weinenden Clown hinab und greift mit seinen mentalen Fingern ein letztes Mal kräftig zu. Es war ein hartes Stück Arbeit, diesen Verrückten so weit zu bekommen, doch nun hat er ihn. Vermutlich wäre es leichter gewesen mit Joker anzufangen, damit dieser Batman um die Ecke bringt. Schließlich ist dieser Schwächling Edward kein Kämpfer und ihm – Norris – somit nicht gewachsen, weshalb er ihn eigenhändig um die Ecke hätte bringen können, während sich die zwei anderen gegenseitig abmurksen, wie sie es ja sowieso tun wollen. Aber egal. Nun ist es zu spät für diese Überlegung, doch das tut seinem Plan keinen Abbruch. Immerhin wird der Clown absolut nicht mehr zu gebrauchen sein, wenn er seine ach so große Liebe getötet hat, womit es ein Leichtes sein dürfte ihn auszuschalten, sollte Batman sich doch dagegen entscheiden und seinem Amoklauf irgendwie entkommen können. Stumm wimmernd nickt der Prinz. „Gut, das ist gut! Und ich bin sicher, du weißt auch, was du jetzt tun musst, nicht wahr?“ Erneut ein tränenreiches Nicken. „Dann sag es! Sag, was du tun wirst!“, drängt ihn der Bock. „Ihn – dafür büßen lassen...“, kommt es tonlos zurück, als wäre Joker schon längst nicht mehr Herr seiner Gedanken. „Genau! Und wie wirst du ihn dafühühür bezahlen lassen, dass er dir so grausam das Herz gebrochen hat?“, der Ekel über diese ganze Sache mit den beiden ist seiner Stimme überdeutlich anzuhören, dennoch bemerkt der Grünhaarige die Falschheit seiner Worte nicht. „Ich – werde ihn umbringen...“, kommt es fast schon als Knurren vom Joker. Seine Tränen sind versiegt, stattdessen dominiert die mordlüsterne Schwärze in seinen Augen. „Ja! Genau das wirst du tun! Also lauf und lass all deine Gefühühüle raus!“, verkündet der Goatman begeistert und entfernt sich dann von dem Gauner. Völlig von Sinnen erhebt sich dieser kurz darauf und verschwindet dann im Nebel, während ein zutiefst befriedigtes Lächeln über die Züge des Professors huscht. Das darf er sich auf keinen Fall entgehen lassen! 10 Nervös blickt Edward in den Nebel hinein. Es scheint Ewigkeiten her, seit Joker darin verschwunden ist, obwohl es in Wirklichkeit nur Minuten sein können. Verwaschen kann er ein Stimmengewirr hören, jedoch nichts verstehen oder auch nur sagen, zu wem es gehört. Sorgenvoll wirft er einen Blick zu Bruce. Der Dunkle Ritter ist noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen, beginnt sich aber schon zu regen. Wenn Nigma Glück hat, kommt er wieder zu sich, bevor Joker und der Goatman einen Kampf miteinander auszufechten beginnen. Allerdings ahnt der Rätselmeister noch nicht, dass er vorher selbst kämpfen muss... Wenige Augenblicke später tritt der Clown dann aus der Nebelwand heraus. Im ersten Moment ist Ed zutiefst erleichtert ihn unversehrt wiederzusehen, doch er merkt schnell das etwas Anderes nicht stimmt. Es ist der Ausdruck in den Augen des Kriminellen, der ihm einen eiskalten Schauer den Rücken hinabgleiten lässt. „Joker, was...“, setzt er an, doch da rast schon die geballte Faust des Jüngeren auf ihn zu. Von tiefem Schrecken erfüllt wird ihm klar, dass der Goatman den Grünhaarigen mental manipuliert haben muss. Im allerletzten Moment gelingt es Nigma der Faust auszuweichen. Statt seines Gesichts erwischt der Clown nun aber seine Schulter, was allerdings an Heftigkeit auch ausreicht, um den angeschlagenen Brünetten zu Fall zu bringen. Kaum, dass er am Boden liegt, stürzt sich der Prinz auch schon auf ihn und versucht seine Faust erneut sprechen zu lassen. In nackter Panik bemüht sich der Ältere dem entgegenzuwirken, was ihm aber nur mehr schlecht als recht gelingen will. „Joker! Komm zu dir! Bitte! Ich bin es doch, Ed!“, versucht er ihn irgendwie zu erreichen. „Oh, glaub mir, ich weiß schon wer du bist, du beschissener Lügner!“, gibt der Jüngere zornig zurück und holt erneut aus. Riddler gelingt es den Kopf zur Seite zu drehen, allerdings trifft der Schlag noch immer sein Ohr mit voller Wucht. Sofort breitet sich ein gellender Schmerz in seinem Schädel aus und er sieht eine Sekunde lang nur noch Sterne. Ein gequältes Stöhnen verlässt seine Lippen und er braucht eine weitere Sekunde, um zu begreifen, was hier eigentlich gerade los ist. Als er wieder das Gesicht seinem aufgebrachten Freund zuwendet, sieht er dessen Faust abermals auf sich zukommen. Doch scheinbar hat Joker schlecht gezielt – was bei der geringen Entfernung nahezu unmöglich sein sollte – oder Ed hat einfach nur Glück, denn der Schlag geht diesmal in den Kies nur wenige Millimeter neben seinem Kopf. Das animiert den Grünhaarigen jedoch zu einem wütenden Knurren, das Nigma fast das Blut in den Adern gefrieren lässt. Was, nur was hat Norris ihm erzählt? „Joker, bitte! Ich will dir nicht wehtun...“, wimmert Edward, da ihm völlig klar ist, dass er den Jüngeren nur wieder normal bekommt, wenn er seinem Hirn kurzzeitig das Licht ausknipst. Zumindest hofft er das inständig, auch wenn er beim besten Willen nicht weiß wie er das schaffen soll, hat doch selbst Batman seine liebe Mühe mit so etwas. „Ach ja? Und warum belügst du mich dann die ganze Zeit? Denkst du etwa ein gebrochenes Herz tut nicht weh? Elender Feigling!“, blafft Joker zurück und holt wieder aus. Nun begreift Nigma aber, was Norris ihm weißgemacht haben muss. ‚Ich werde diesen miesen Bock eigenhändig umbringen!‘, geht es ihm zornig durch den Kopf, während er blitzschnell nach einer Lösung sucht. Ihm fehlt definitiv die Kraft, um sich gegen den Prinzen zur Wehr zu setzt, also muss es eben anders gehen. Und vielleicht muss er auch gar nicht ohnmächtig werden? 11 In der Zwischenzeit kommt Wayne endlich wieder zu sich. Schwerfällig setzt er sich auf und hält sich erneut den pochenden Kopf. Einen Moment weiß er gar nicht wo er sich befindet und was passiert ist, dann fällt ihm der Goatman wieder ein. Er hat ihn irgendwie manipuliert, sodass er geglaubt hat, Edward wäre für den tragischen Tod seiner Eltern verantwortlich. Doch das ist vollkommen unmöglich, immerhin war Nigma damals selbst noch ein kleines Kind! Joker muss ihn dann ausgeknockt haben, eine andere Erklärung gibt es gar nicht. Allerdings scheint es jetzt so, als hätte Norris in dem Clown sein nächstes Opfer gefunden und dieser geht nun auf den wehrlosen Riddler los. Überdeutlich kann Batman die hilflose Verzweiflung im Gesicht des Brünetten sehen. Er weiß sich nicht zu helfen, hat auch nicht die Kraft dafür, und die Bindung, die sie mittlerweile teilen, hindert ihn ganz sicher zusätzlich daran dem Anderen Schaden zuzufügen. Bruce muss ihm also dringend helfen, bevor der durchgeknallte Clown noch etwas tut, das er später bitter bereuen wird – falls es ein Später gibt, heißt das... Gerade jedoch, als sich Bruce auf den Weg macht, um ihm zu helfen, scheint Edward einen Entschluss gefasst zu haben, auch wenn ihm dieser mindestens genauso schmerzt. „Oh Gott, bitte vergib mir...“, kommt es mit belegter Stimme von ihm. Und kurz bevor Jokers Faust ihn diesmal wirklich verheerend treffen würde, zieht Ed mit aller Kraft sein Knie an. Abrupt bleibt Batman stehen und zuckt selbst heftig zusammen, als die empfindlichste Stelle des Jüngsten so brutal getroffen wird. Auch Nigma ist anzusehen, wie unglaublich unglücklich er über diese Tatsache ist, selbst wenn er sich anscheinend nicht anders zu helfen wusste. Der Clown gibt ein atemloses Keuchen von sich und erstarrt praktisch in jeder Bewegung. Mit weit aufgerissenen, fassungslosen Augen starrt er einen Moment zu seinem Peiniger hinab, bevor er wie ein erschossenes Tier einfach zur Seite in den Kies fällt. 12 ‚Das hat gesessen. – Vielleicht habe ich diesen Schwächling doch etwas unterschätzt? Aber wer hätte denn schon ahnen können, dass er ausgerechnet zu solchen Mitteln greift, und dann auch noch bei seinem eigenen Lover...‘, geht es dem Professor mit leichtem Zähneknirschen durch den Kopf. „Das hat gesessen...“, kommt es nun auch von Batman, was Ed allerdings einen gehörigen Schreck einjagt und er sich bemüht kampfbereit umwendet. Er beruhigt sich jedoch schnell wieder, als er sieht, dass es nur Bruce ist und dieser wieder alle Sinne beisammen zu haben scheint. „Ja, und ich schäme mich entsetzlich dafür...“, gibt Nigma bedrückt zurück. „Bescheidene Situationen erfordern nun einmal bescheidene Maßnahmen.“, entgegnet ihm der Dunkle Ritter gewohnt tonlos, und dennoch zieht sich beim Gedanken daran noch immer alles schmerzhaft in ihm zusammen. Allerdings hört Edward ihm schon nicht mehr zu, sondern beugt sich besorgt über seinen Freund. Dieser liegt zusammengekrampft am Boden und versucht den pochenden Schmerz in seinem Unterleib zu ignorieren, was ihm selbstredend nicht gelingen will. „Joker? Geht es halbwegs? – Es tut mir ja so leid...“ „Scheiße, Ed. – Ich würde ja gern sagen, – dass ich das gebraucht habe, – aber das pack ich einfach nicht. – Trotzdem danke...“ Der Jüngste versucht sich an einem Lächeln, doch es will ihm ebenfalls nicht gelingen. Wenn Riddler ihn so betrachtet, möchte er am liebsten heulen, doch dafür ist jetzt keine Zeit. Dennoch wird der Goatman es ihm büßen, dass er sich seinetwegen auf so ein Niveau herablassen musste! Stöhnend setzt sich Joker aufrecht hin und entdeckt nun auch Bruce, der ihn mit verhaltenem Mitleid betrachtet. „Weißt du, was passiert ist?“, fragt der Brünette schließlich. „Und ob! Es war furchtbar! Ich habe das alles mitbekommen und konnte mich dennoch nicht dagegen wehren. Fast so, als hätte man meinen Geist in einen Roboter verfrachtet, der dich umbringen sollte, und ich wäre gezwungen zuzusehen und Dinge zu sagen, die ich nicht sagen wollte.“, schildert der Clown zornig. „Bei mir war es genauso.“, brummt Batman. „Dann sollten wir uns dringend überlegen, wie wir dem ein Ende...“, doch weiter kommt Nigma nicht. 13 Auf einmal gibt es ein ohrenbetäubendes Quietschen, als sich unvermittelt das Rondell in Bewegung setzt. Mit einem überraschten Laut kann Batman gerade noch so einen Sturz verhindern, weil er nur mit einem Fuß auf der beweglichen Plattform stand. Aufgeschreckt drängen sich die drei ungleichen Helden zusammen. „Köhöhönnt ihr denn keine braven Marionetten sein und euch einfach gegenseitig umbringen, so wie ich es auch befohlen habe?“, kommt es aufgebracht von dem Goatman. Allerdings versteckt er sich weiterhin hinter dem Nebel und ist somit nicht auszumachen. Das Rondell hört auf sich zu drehen, dafür flammt nun aber der Scheinwerfer der Lok auf. In der dichten Undurchdringlichkeit ist er nichts weiter als ein heller, verschwommener Klecks. Dennoch ist es für die drei nicht schwer zu erkennen, dass es sich dabei um die Lok handelt, noch ehe sie ihr Horn verhängnisvoll erklingen lässt. „Das sieht gar nicht gut aus...“, meint Joker angespannt und versucht sich schützend vor Ed zu stellen, was allerdings schwierig ist, weil er ja trotz des Scheinwerfers nicht sehen kann, woher der nächste Angriff kommen könnte. Ein Grund mehr, warum sich Riddler wie ein Ertrinkender an seinem Stab festklammert und seine weit aufgerissenen Augen wie die eines Verfolgten hektisch durch die Gegend zucken. Wayne gibt sich äußerlich unbeeindruckt und kühl – ganz so, wie man es von Batman gewohnt ist –, innerlich ist er aber nicht minder angespannt. Kurz darauf setzt sich die führerlose Lok auch schon in Bewegung und rumpelt die Schienen entlang auf sie zu. Die drei wiegen sich etwas in Sicherheit, denn immerhin ist die Lok ja an die Schienen gebunden, und so lange sie die nicht betreten, müssten sie auch sicher vor ihr sein. Diese Annahme bestätigt sich selbstverständlich auch, und von daher donnert die Lok an ihnen vorbei und knallt mit voller Wucht in einen dort abgestellten Wagon. Der ganze Bahnhof scheint unter der Heftigkeit dieses Zusammenstoßes zu erzittern, sodass die Rächer fast zu Boden stürzen. Viel Zeit sich davon zu erholen, bleibt ihnen allerdings nicht, denn schon setzt sich das Rondell wieder in Bewegung. Nachdem es in einer neuen Position verharrt, beginnen sich mehrere Wagons zu bewegen. Auch sie rumpeln an ihnen vorbei und knallen schließlich gegen andere Anhänger. Verwundert betrachten die drei das Schauspiel und können sich noch keinen Reim darauf bilden. Norris hingegen wirkt zufrieden, ist doch sein freudiges Lachen über den Lärm hinweg gut hörbar. „Der hat doch echt einen an der Waffel.“, kommt es in genervtem Ton vom Grünhaarigen. „Definitiv. Aber ich denke, er bezweckt damit etwas...“, merkt Ed an. „Und was?“, will sein Partner wissen. „Ich weiß...“, setzt er zu seiner Ratlosigkeit an, wird dann aber von Bruce unterbrochen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt dieser auf die Lok. „Die Schienen!“, kommt es alarmiert von ihm. Fragend sehen ihn die beiden Gauner an. „Die Lok und die Wagons sind aus den Schienen gesprungen!“, teilt er ihnen mit. „Oh nein...“, entkommt es Riddler erstickt. „Was ist denn so schlimm daran? Die...“, versucht es der Jüngste zusammenzubekommen, da beginnen sich die einzelnen Teile des Zugs wieder zu bewegen. Es scheint völlig surreal, als würden die Lok und die Wagons von einem unsichtbaren Riesen bewegt. Krachend lösen sie sich nun vollkommen von den Schienen und setzen ihre großen Stahlräder stattdessen auf den Kies, der sie gierig in sich aufnimmt, als wäre es Treibsand. Nach einem Moment stehen die Zugteile dann nebeneinander aufgereiht da, fast bis zu den Radnarben eingesunken, und warten auf einen stummen Startschuss. Dieser erfolgt auch kurz darauf und die Ungetüme schieben sich schwerfällig im Kies vorwärts. „Das ist doch lächerlich!“, meldet sich der Prinz wieder zu Wort und seine beiden Begleiter sind sogar gewillt ihm zu glauben. Verächtlich ertönt erneut das Lachen des Bocks über den Lärm hinweg. „Ach ja? Denkst du wirklich, Junge?“, höhnt der Professor glucksend. Einen Augenblick später scheint es, als würde der unsichtbare Riese die Lok und die Wagons ein Stück anheben, sodass es nun so aussieht, als würden sie direkt auf dem Kies stehen. Ihre Räder beginnen sich zu drehen und schieben die Zugteile nun rasant vorwärts, ohne dass sich auch nur ein Stück Kies unter ihnen rührt. „Oh, wann lerne ich endlich mein elendes Schandmaul zu halten...?“, kommt es theatralisch von dem Clown, während ihn seine Partner wütend mustern. Die drei nehmen die Beine in die Hand, doch der lose Kies erschwert ihnen das Vorrankommen erheblich. Der Goatman amüsiert sich derweilen köstlich darüber. Was die ungleichen Helden jedoch nicht sehen, sind die dicken Schweißperlen auf seiner Stirn. Es kostet ihn unendlich Mühe seine mentalen Finger so zu beanspruchen, und lange wird er das auf keinen Fall mehr aushalten, ohne einen fatalen Hirnschlag zu erleiden, also muss ihm jetzt auf jeden Fall ein Treffer gelingen. Andersfalls könnte er das hier durchaus verlieren... Hilflos suchen die Ritter der Stadt nach einer Fluchtmöglichkeit, doch es scheint keinen Ausweg zu geben. Zu allem Übel hebt sich nun auch noch einer der Wagons an und schwebt hoch in die Luft. „Ich werde euch wie ein paar mickrige Insekten zerquetschen!“, stöhnt Norris ekstatisch. Zumindest hört es sich für die drei so an, doch in Wirklichkeit wird dem Bock gerade klar, dass er sich mit dem Wagon ziemlich übernommen hat. Doch vor diesen Möchtegernhelden will er natürlich keine Schwäche zeigen, also muss er jetzt ganz schnell gehen. Batman riskiert einen schnellen Blick zu dem Wagon empor. Ihm fällt auf, wie unsicher dieser in der Luft schwebt, sich sogar schon auf die Seite gelegt hat, und somit wahrscheinlich jeden Moment zu Boden stürzen wird. Bedenklich beginnt er nun auch zu zittern. Sein Niedergang steht kurz bevor. Bruce lässt den Blick wieder sinken, um schnell die Lage zu sondieren. Joker läuft direkt vor ihm und würde somit voll von dem Wagon getroffen werden, wenn dieser zu Boden stürzt. Edward hat es irgendwie geschafft einen gewissen Vorsprung auszubauen und damit befindet er sich nicht mehr in der Gefahrenzone. Wenigstens eine Sorge weniger. Er hat den Gedanken kaum beendet, da stürzt der Wagon auch schon auf sie hernieder! Im allerletzten Moment bekommt der Dunkle Ritter den Clown an seinem Oberteil zu fassen und zerrt ihn grob zu sich heran. Fest schließt er ihn in seine Arme, ignoriert dessen Protest und schlingt sein Cape um sie beide. Den Bruchteil einer Sekunde später kracht der Wagon haltlos über ihnen zu Boden und verschluckt sie mit tödlicher Endgültigkeit! 14 Der Aufprall ist so heftig, der Nigma regelrecht von den Füßen gerissen wird. Mit einem schmerzlichen Stöhnen knallt er bäuchlings in den Kies, wobei sich die spitzen Steine brutal in seinen Körper bohren und sich gierig in seinem Anzug verbeißen. Während er noch zu begreifen versucht, was eigentlich passiert ist, ertönt das triumphierende Lachen des Goatman wie eine Stadiontröte in seinen Ohren. „Ja, ja, ja! Gleich zwei auf einmal! Ich bin der Allergröhöhößte!“, jubelt er ausgelassen. Schwerlich zieht sich Riddler an seinem Stab zurück auf die Füße und blickt sich um. Erstarrt weiten sich seine Augen, als er den herabgestützten Wagon betrachtet. Batman und Joker waren direkt hinter ihm und sind nun von diesem Gefährt begraben worden. Er kann es nicht glauben und doch besteht kein Zweifel. Ihr untrennbares Schicksal hat sich letztendlich nicht auf die von ihnen vorbestimmte Weise erfüllt und dennoch haben sie gemeinsam den Tod gefunden. Doch das ist nicht richtig! Ed hatte sich mit ihrer Untrennbarkeit abgefunden. Wusste, dass die beiden etwas verbindet, was nicht einmal die Liebe der beiden Gauner zueinander durchbrechen könnte, und er war damit einverstanden. Einverstanden den Joker gehen zu lassen, wenn es schließlich soweit ist. Aber nicht so! Wie soll er denn jetzt ohne die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben weitermachen? Kraftlos lässt er seinen Stab fallen und sinkt zurück auf den Boden, ignoriert dabei sogar das schmerzliche Stehen des Kieses in seinen gequälten Knien. „Nein...“, flüstert er kaum hörbar, während ihm eine einzelne Träne die blassen Wangen hinabrinnt. Lange kann er sich seiner Trauer aber nicht hingeben, da spürt er auch schon die kräftige Pranke des Goatman auf seiner Schulter. Grob reißt ihn der Bock herum, damit sie sich ins Gesicht sehen können. Das geisteskranke Grinsen auf dem Gesicht des irren Professors würde selbst dem Prinzen des Verbrechens einen eisigen Schauer über den Rücken jagen, doch er wird es nie zu sehen bekommen. Der Brünette hingegen zeigt keinerlei Regung, nur seine Unterlippe zittert verräterisch. Seine grünen Augen glänzen vor Tränen und doch sind sie vollkommen leer. „Warum...?“, haucht er dem anderen schwach entgegen. Das Grinsen des Bocks wird sogar noch breiter. „Nur um dich leiden zu sehen, mein Junge! Doch es wird nicht mehr lange dauern und dann triffst du deine Freunde in der Hölle wieder. Du musst mich nur in deine Gedanken lassen und ich sorge dafür, dass es schnell und schmerzlos für dich enden wird.“ Den letzten Teil flüstert er Nigma schon beinahe freundschaftlich entgegen, hockt sich dabei vor ihm nieder und blickt ihn nun überaus sanft an. Edward erwidert ihm nichts, zuckt nicht einmal zusammen, als Norris nun in die Tasche seines Jacketts greift und dort die Magnum herauszieht. Realisiert nicht, dass Doug die Waffe entsichert und den Hahn spannt. „Mal sehen, was in deinem Kopf so los ist, bevor du dir das Hirn wegballerst.“ 15 Was Edward und auch der verrückte Professor nicht wissen, ist, dass der herabstürzende Wagon Joker und Batman gar nicht getötet hat! Während der Goatman also gerade die Magnum aus der Tasche des Riddlers fischt, beginnt es sich im Inneren des stählernen Ungetüms zu bewegen. Vorsichtig zieht Bruce sein Cape zur Seite. Als er den Wagon vor dessen Absturz betrachtet hatte, ist ihm aufgefallen, dass dieser unruhig auf der Seite liegt und das aller wichtigste: das seine Tür offensteht! Und das hat ihnen letztendlich auch das Leben gerettet. Grob befreit sich der Clown nun aus seiner Umarmung und blickt sich hektisch um, während Wayne eine Taschenlampe aus seinem Gürtel zieht und das Innere des Wagons damit beleuchtet. „Oh Gott, Ed!“, entkommt es dem Jüngeren und er wird immer hektischer – hyperventiliert schon fast. Schließlich zerrt der Dunkle Ritter ihn grob wieder zu sich heran, bevor er wie von Sinnen gegen das Dach des Wagons hämmern und sie so womöglich verraten könnte. „Nimm sofort deine dreckigen Pfoten von mir! Ich muss...“, setzt der Grünhaarige an, wird dann aber vom Älteren unterbrochen. „Gar nichts musst du, außer dich wieder beruhigen!“, zischt er scharf und blickt ihm dabei fest in die aufgerissenen Augen. „Fass mich nicht...“, versucht es der Gauner noch einmal und holt zu einem nicht besonders ernst anmutenden Schlag aus. Der Schwarzhaarige versucht nicht mal dem auszuweichen, weil er meilenweit daneben geht. „Joker! Komm zu dir, verflucht! Edward geht es gut. Er ist da draußen. Er lebt! Also komm runter!“ Noch einen Moment sieht ihn der Jüngere trotzig wie ein bockiges Kind an. Dann gibt er jegliche Gegenwehr auf und lässt die Schultern hängen. „Okay. Gut so. – Wir müssen hier dringend wieder raus, ehe deinem Gefährten doch noch etwas passiert. Denkst du, du kannst das, ohne wieder auszuflippen und einen von uns womöglich zu verletzten?“, will Batman wissen. Der Prinz atmet einmal tief durch und schließt kurz die Augen, als versuche er wieder zu sich zu finden. „Ich denke schon.“, meint er schließlich und Bruce entspannt sich wieder etwas. Er kann sich nur zu gut vorstellen, wie aufgebracht der Grünhaarige ist. Doch es bringt überhaupt nichts, wenn er wie ein verärgertes Tier um sich beißt. „Wollen wir es hoffen. – So, dann steig jetzt auf meine Schultern und entriegle die andere Tür, damit wir hier wieder rauskommen.“, meint der Rächer und deutet nach oben, wo sich in gut dreieinhalb Metern Höhe die zweite Tür des Anhängers befindet. Ein schwerer Riegel verschließt sie, und ehrlich gesagt ist sich Bruce nicht einmal sicher, ob sich die Tür von Innen überhaupt öffnen lässt. Theoretisch dürfte es aus Sicherheitsgründen nicht so sein, dennoch müssen sie es irgendwie schaffen hier rauszukommen. Etwas unschlüssig betrachtet der Clownprinz die Verriegelung im Schein der Taschenlampe. Dann stellt sich Batman genau darunter, reicht ihm die kleine Lampe, deren Ende sich der Clown in den Mund steckt, und verschränkt die Finger, damit Joker auf seine Schultern steigen kann. Wortlos kommt der Jüngere dem nach, und nicht zum ersten Mal wird dem Mitternachtsdetektiven bewusst, wie leicht der blassgeschminkte Mann doch ist. Er verdrängt die Tatsache jedoch erst mal und umfasst stattdessen die Knöchel des jungen Mannes, um ihm mehr Halt zu geben und seinem hibbeligen Wesen etwas Einhalt zu gebieten. „Scheiße...“, nuschelt der Verrückte nach einem Moment an der Taschenlampe vorbei. „Was ist?“, fragt Bruce, auch wenn er es sich schon denken kann. Der Größere nimmt die Lampe aus dem Mund und stützt sich mit der anderen Hand an der verriegelten Tür ab. „Von innen geht die nur auf, wenn sie nicht verschlossen ist. Ich kann das Schloss knacken, aber dafür brauche ich einen Zugang nach draußen...“, erwidert er geschäftig. „Hm. – Gut, steh still, damit ich an meinen Gürtel komme...“, brummt der Rächer Gothams und lässt langsam die Knöchel des anderen los. Kurz darauf reicht er ihm etwas nach oben. „Versuch es mit dem Laserschneider, aber beeil dich.“ „Werde ich dir zu schwer?“, hakt der Jüngere nach und betrachtet das kleine Gerät. Wayne lacht innerlich auf, hat Joker für ihn doch praktisch das Gewicht eines großen Kindes. Äußerlich versucht er sich vehement zu verkneifen ihn an Edwards womöglich missliche Lage zu erinnern, da er fürchtet, dass Joker sonst keinen Nerv mehr für diese Aufgabe haben könnte. „Mach einfach.“, erwidert er ihm daher nur und umfasst wieder seine blanken Knöchel. Ein paar Sekunden vergehen, dann scheint der Prinz das Prinzip des Schneiders begriffen zu haben und taucht den Wagon in dessen dezentes Licht. Allerdings scheint es Ewigkeiten zu dauern, bis er ein Loch in der richtigen Größe in den Stahl damit geschnitten hat. Mit einem dumpfen Klirren landet das ausgeschnittene Stück schließlich im Kies vor Batmans Füßen, gefolgt von dem Laserschneider. Blind greift Joker anschließend durch das Loch und tastet gekonnt das Schloss ab. Dann sucht er etwas in seiner Hosentasche, Wayne tipp auf eine Haarnadel oder etwas Ähnliches. Damit greift er wieder durch das Loch und bewegt es dann mit leisem Klicken im Schloss herum. „Mach schon!“, kommt es ungeduldig vom Detektiv. „Klappe! Ich muss mich konzentrieren. Diese Seite wird hier scheinbar nicht so oft benutzt, das Schloss ist etwas störrisch...“, knurrt der Grünhaarige schon fast. Es dauert noch einen Augenblick, dann gibt es ein lauteres Klicken. Kurz darauf plumpst die Taschenlampe zu Boden. „Shit! Lass mich los, der Riegel klemmt!“ Der Maskierte will schon fragen, was das bringen soll, da entwindet sich der andere schon seinem Griff, zieht sich an der inneren Verriegelung hoch und stemmt dann die Beine gegen die Tür, um einen besseren Angriffspunkt zu haben. Mit einer Mischung aus Argwohn und Faszination beobachtet er die Bemühungen des Jokers. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass der Clown im Zirkus aufgewachsen ist, bei all den Stunts, die er so draufhat. Stattdessen ist er einfach nur sehr praktisch veranlagt und versucht das erstbeste, was ihm in den Sinn kommt, auch wenn das immer Dinge sind, auf die kein anderer kommen mag. Ein leichtes Schmunzeln huscht über Batmans Züge. Unweigerlich muss er beim Anblick des Jüngeren an seinen ersten Schützling Dick Grayson denken, der tatsächlich im Zirkus aufgewachsen war und ständig so durch die Bathöhle geturnt ist. 16 Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegt sich der Riegel endlich. Plötzlich schnellt die Tür auf, als wäre eine Sprungfeder an ihr befestigt gewesen, und wirft den Joker wie ein bockendes Pferd ab. Etwas unsanft landet er in Batmans Armen und grinst breit. „Geschafft!“, flötet er begeistert. Bruce nickt nur. „Raus mit dir!“, teilt er ihm mit und hebt ihn höher, damit er sich an der Zarge hochziehen kann. Kurz darauf blicken sie beide in die immer noch neblige Nacht hinaus. Die Lichter auf dem Rangierbahnhof zeigen ihnen aber schnell den Riddler und den Goatman. „Ed!“, entkommt es Joker fassungslos, als wäre ihm sein Partner gerade erst wieder eingefallen. Ehe er jedoch vom Wagon heruntersteigen kann, hält der Ritter ihn zurück. „Warte, da stimmt was nicht.“ Zornig wendet sich der Grünhaarige nach ihm um, verharrt dann aber doch erstaunlich friedlich in seinem Griff und blickt mit großen, sorgenvollen Augen zu seinem Freund hinüber. Langsam streckt Norris seine mentalen Finger aus und versucht damit in Nigmas Verstand einzudringen. Allerdings kommt er nicht sehr weit, bis er auf eine seltsame Art Mauer stößt. „Was zum...“, setzt er an, wird dann aber schon von einer Flut an Worten erstickt. Löse mir dieses Rätsel. Was ist...? Wer bin...? Wo muss...? Warum mache...? Weshalb brauche...? Wieso kann...? Löse mir dieses Rätsel! Was will...? Wer weiß...? Wo mag...? Warum tut...? Weshalb sage...? Wieso lacht...? Löse mir dieses Rätsel! Was kann...? Wer fragt...? Wo steckt...? Warum malt...? Weshalb kauft...? Wieso weint...? LÖSE MIR DIESES RÄTSEL!!! „Argh! Was soll denn das? Höhöhör sofort auf damit! Mir platzt gleich der Kopf...“, wimmert der Bock gepeinigt und versucht seine mentalen Finger wieder zurückzuziehen. Zu seinem Schrecken muss er aber feststellen, dass er das nicht kann. Irgendwie hängt er in den wirren Gedanken dieses Kriminellen fest, kommt weder vor noch zurück. Überall sind Mauern – unendlich hoch und über und über mit Lautsprechern bestückt, die immer wieder dieselben Worte von sich geben. Löse mir dieses Rätsel. Wer bin ich...? Löse mir dieses Rätsel! Wer bin ich...? LÖSE MIR DIESES RÄTSEL!!! WER BIN ICH...? „Nein, lass mich frei, du Spinner!“, jammert Norris und hält sich den schmerzenden Kopf. Kraftlos fällt ihm dabei die Magnum aus der Hand. „Dann löse mein Rätsel! Wer bin ich?“, kommt es flüsternd vom Brünetten. „Wie soll ich dann denn machen? Das ist ein dummes Rähähätsel! Du musst mir schon einen Tipp geben, damit ich es löhöhösen kann!“, faucht Doug ungehalten, steht schwankend auf und versucht sich von dem anderen zu entfernen, was ihm aber nicht gelingt, solange dieser seine mentalen Finger nicht freigibt. „Du brauchst keinen Tipp. Es ist eine ganz simple Frage, die dir jedes Kind in Gotham beantworten kann. Also, wer verdammt noch mal bin ich?“, kommt es nun knurrend von Ed, während er ebenfalls aussteht und unbemerkt die Pistole wieder aufliest. „Ich weiß es nicht!“, kreischt Norris verzweifelt, während ihm ein Schwall Blut aus der Nase spritzt und er heulend versucht sich zu entfernen. „Die Zeit ist um, Mistkerl!“, grinst Edward verächtlich und richtet die Waffe auf den Goatman. Kurz darauf zerreißt ein Schuss die Stille und der Bock geht ungelenk zu Boden, hält sich das zerschossene Schienbein. „Das wirst du mir bühühüßen!“, jammert er. Doch ehe er seine mentalen Finger noch einmal versuchen kann zu befreien, tauchen Batman und Joker neben ihm auf, packen ihn grob an den Schultern und drücken ihn rücklings zu Boden. „Es ist vorbei, Flohfänger!“, gluckst der Clown. „Beende es, Nigma!“, harscht Bruce den Brünetten an, der die beiden nur mit fassungsloser Erleichterung betrachten kann. „Ihr – ihr lebt...?!“, stottert er. „Ja, mein Hübscher! Und jetzt verpass dem blöden Bock ein drittes Auge, bevor er sich losreißen kann.“, erwidert sein Gefährte gelassen. Ein paar Mal blinzelt der Ältere noch ungläubig, dann richtet er die Waffe wieder auf den Goatman. „Warte!“, kommt es erschüttert von dem Wesen. Angewidert verharrt der Angesprochene. „Was?“ „Sag mir wenigstens die Lösung!“, bittet Doug ihn. „Aber selbstverständlich. Ich bin...“, und ein Knall zerreißt die Stille, als Edward abdrückt. „...der...“, wieder ein Schuss. „...verdammte...“, noch einer. „...Riddler...“, und noch einer. „...verflucht noch mal!“, grinst Edward völlig geisteskrank und feuert abermals. „Nigma, verdammt...!“, setzt Batman an, doch Joker hält ihn zurück. „Hey, mein Hübscher! Von seinem Schädel ist nur noch Pudding übrig. Ich denke, es reicht, meinst du nicht auch?“, fragt er zuckersüß. Schwer atmend hebt Ed den Blick, doch seine Augen sind seltsam leer. Und plötzlich richtet er die Waffe auf die Stirn des Clowns und betätigt wie von Sinnen den Abzug... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)