Monster rumble von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 9: The Ghost in the woods --------------------------------- 1 Heißer Atem streift sein Ohr, fordernde Finger gleiten seinen bebenden Körper entlang und drücken ihn fester in die Laken. Ein heiseres Keuchen verlässt seine zitternden Lippen. Kein noch so simples Rätsel scheint sich mehr in seinem vernebelten Kopf formen zu wollen. Denken ist schier unmöglich geworden, so sehr er sich auch versucht daran festzuklammern. „Joker...“, presst er angestrengt hervor. Der erregte Clown über ihm blickt ihn mit lustverhangenen Augen an, die vor Leidenschaft regelrecht überzulaufen drohen. Fahrig drückt ihm der Jüngere einen Kuss auf die Lippen, den der Riddler nur noch schwerlich erwidern kann. „Ja...“, raunt der Grünhaarige, entfernt sich dann ungelenk von ihm und lässt sich in die Laken neben ihn fallen. Nun stemmt sich Edward angestrengt hoch und beugt sich seinerseits über den Liegenden. Nur wenige Sekunden trennen die beiden noch von ihrer heißersehnten Vereinigung... Doch ehe es dazu kommt, ertönt auf einmal ein durchdringendes Piepsen und lässt die Kriminellen leicht zusammenzucken. Es ist drei Tage her, seit Batman ihnen das kleine Kommunikationsgerät gegeben hat, und bisher hat es keinen Mucks gemacht. Doch ausgerechnet jetzt meldet es sich!? Ohne es wirklich zu wollen streckt Nigma die Hand nach dem kleinen Pieper aus, der auf dem Nachttisch neben ihm liegt. Allerdings schafft er es nicht, ihn auch zu fassen zu bekommen, sein Partner verfolgt nämlich verständlicherweise andere Pläne. „Vergiss es, Batsy!“, knurrt der Jüngere in sich hinein. Im selben Atemzug packt er den Riddler auch schon bei den Schultern und verfrachtet ihn wieder zurück auf die Matratze. Deutlich überrascht blicken ihn die grünen Augen daraufhin an. „Warte...“, gibt der Brünette erstickt von sich. „Träum weiter, mein Hübscher!“, keucht der Clown nachdrücklich und lässt sich dabei auch schon auf die wartende Erregung des anderen nieder. Während der Pieper weiterhin pflichtbewusst sein nervtötendes Geräusch von sich gibt, erfüllt das angestrengte Stöhnen der beiden Ex-Häftlinge nun immer ungebremster den Raum und nicht lange später auch ihr Höhepunkt. 2 Mit einem sehr mulmigen Gefühl sitzt der Dunkle Ritter im Batmobil. Er hat die Höhle gerade erst zu seiner nächtlichen Patrouille verlassen, als er von etwas erfasst wurde, das ihm fast die Luft abgeschnürt hat. Eigentlich kennt er den Wald, der an das Wayne Manor grenzt, schon seit Kindertagen in und auswendig, doch nun scheint nichts mehr zu stimmen. Das dichtbewachsene Gebiet scheint auf einmal viel größer zu sein, undurchdringlicher, regelrecht erdrückend, fesselnd... Ihn überkommt das ungute Gefühl, dass er einem neuen Monster damit praktisch direkt in die Falle gelaufen ist, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Stumm rügt er sich selbst für diese Nachlässigkeit. Andererseits, wie hätte er damit auch rechnen sollen? Völlig unmöglich, ist die simple Antwort. Suchend huschen seine Augen durch die Gegend, erkennen jedoch rein gar nichts Vertrautes mehr. Geistesgegenwärtig ergreift er seinen Pieper, der das Gegenstück zu dem der beiden Gauner bildet, und schickt ihnen damit eine Nachricht, hofft, dass sie kommen und ihn unterstützen werden. Doch bis es soweit ist, muss er irgendwie durchhalten, auch wenn er nicht weiß, was ihn erwartet und ob die zwei überhaupt hier auftauchen werden. 3 Während sich Batman so seine Gedanken macht, endet das Treiben der Verrückten schließlich irgendwann. Der Pieper hat inzwischen seine Bemühungen eingestellt und schweigt gnädiger Weise. Vergessen ist er allerdings nicht. Geschickt gleiten die Finger des Jokers über den violetten Stoff und binden so die Krawatte seines Gefährten. Derweilen hält dieser den Pieper in der Hand und liest die wenigen Worte auf dem kleinen Display: Neues Monster...? Kommt zur Höhle! „Hört sich etwas unentschlossen an.“, meint der Jüngeren und zieht den Knoten fest. „Irgendwie schon. – Wer weiß, was er gesehen hat oder auch nicht.“, erwidert der Brünette überfragt. „Was meinst du? Sollen wir hinfahren?“, will der Rätselmeister nach einer kurzen Pause dann wissen. Der Grünhaarige zuckt nur nichtssagend mit den Schultern. „Von mir aus. – Oder aber wir verbringen den Rest der Nacht im Bett...“, versucht er sein Gegenüber zu locken, wobei seine Finger den frischgebundenen Krawattenknoten schon wieder lösen. Sanft hält Nigma ihn zurück und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. Für ihn war das Ganze vorhin schon etwas zu überfordernd, erst recht die Tatsache, dass der Jüngere ihn einfach so überrumpelt und ungebremst weitergemacht hat. Nigma ist sich bewusst, dass Joker es damit ganz sicher nicht böse gemeint hat, war es doch wirklich ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, in dem sich der Pieper gemeldet hat. Dennoch möchte er es nicht noch einmal so haben, wenn es sich vermeiden lässt. Er will nicht wieder gezwungen sein, an die in seinen Augen überausgeprägte Dominanz des Grünhaarigen zu denken und damit womöglich alles kaputtmachen, woran er sich doch inzwischen schon so schön gewöhnt hat. Außerdem hat es die letzten drei Tage fast ununterbrochen gehagelt, weshalb sie die Wohnung gar nicht erst verlassen haben. Doch seit ein paar Stunden ist es endlich vorbei und wieder klar. „Das klingt wirklich gut. Aber etwas frische Luft würde uns beiden sicher auch nicht schaden. Solange das Wetter noch halbwegs mitspielt sollten wir zumindest etwas Auslauf genießen.“ Einen Moment denkt der Clown darüber nach, dann nickt er. „Hast recht. Erst ein paar Monstern so richtig den Hintern versohlen und dann die Belohnung dafür kassieren!“, grinst er in sich hinein, was Ed nur lächelnd mit leichtem Kopfschütteln kommentiert. Zwei Minuten später treten die beiden in die eisige Nacht dieses nicht mehr lange bestehenden zweiundzwanzigsten Dezembers hinaus. Das Röhren der aufflammenden Suzuki erfüllt die vorherrschende Stille des abgelegenen Motels. Kurz darauf zieht sich das Geräusch in die Länge und die Maschine schlängelt sich geschickt durch den nächtlichen Verkehr Gothams. Dadurch kommen die beiden schnell voran und das scheint auch das Monster zu wissen. Wartend hält es sich mit seinem Zauber zurück, bis die selbsternannten Rächer der Stadt alle versammelt an einem Ort sind, nur um sie dann in seine vernichtende Falle zu locken... 4 Mehr als angespannt sitzt Batman noch immer in seinem Wagen und fragt sich, ob die beiden Gauner überhaupt auftauchen werden. Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen ist, würde er es schon verstehen, wenn sie lieber bleiben würden, wo auch immer sie sich verkrochen haben. Andererseits waren sie bei der letzten Mission trotzdem bereit ihm zu helfen und das selbst noch, obwohl es in das für sie so verhasste Blackgate ging. Zum gefühlt tausendsten Mal blickt der Ritter auf die Uhr, doch es hilft ihm nicht viel, da er ja nicht weiß, von wo die beiden herkommen, folglich nicht einschätzen kann, wie lange sie bis hierher benötigen würden. Mal davon abgesehen, dass sie vielleicht auch gar nicht sofort aufbrechen. Vielleicht erst darüber beraten oder sonst was anstellen. Somit wäre es sehr ratsam sich zu beruhigen und ihnen noch etwas Zeit zu lassen. Doch wie lange soll er warten, bis er sich sicher sein kann, dass sie nicht mehr kommen werden? Diese Ungewissheit macht ihn noch ganz verrückt! Ein wenig kann er sich mit der Tatsache trösten, dass noch nichts passiert ist. Zumindest nichts Nennenswertes. Der Wald um ihn herum wirkt zwar irgendwie anders, dennoch vermag er kaum zu sagen, was sich verändert hat oder ob ihm seine angespannten Sinne nur vorgaukeln, dass es anders ist. Im Dunkeln dieser Winternacht ist es auch ziemlich schwer zu sagen, was genau nicht stimmt. Die vorherrschenden Schatten sind hier schon unter normalen Umständen erdrückend, nahezu unheimlich. Für Gewöhnlich ist das ein echter Vorteil für den selbsternannten Rächer. Jetzt allerdings fühlt er sich richtiggehend davon erdrückt, wie ein kleines Kind, das sich nachts allein im Wald verirrt hat und hinter jedem knackenden Ast einen menschenfressenden Wolf vermutet. Oder aber... Plötzlich flammt vor seinem inneren Auge ein Bild auf. Er selbst als kleiner Junge. Zu einer Zeit, in der seine Eltern noch lebten, auch wenn es da schon nicht mehr lange bis zu ihrem Ableben gedauert hat. Damals hat er hier im Wald gespielt, sich wilde Abenteuer ausgedacht, wie es kleine Jungs nun einmal tun. Ungeachtet rannte er durch die Schatten, die ihre kalten Finger nach ihm auszustrecken schienen. Auf einmal gab jedoch plötzlich der Boden unter seinen Füßen nach und er stürzte etliche Meter tief in ein Loch. Die letzten vier Tage hatte es anhaltend geregnet und die Erde war ziemlich aufgeweicht, was das Loch letztendlich wohl freigelegt hat. Er weiß nicht wie lange es gedauert hat, doch irgendwann ist er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, hatte schreckliche Angst, doch sonst ist ihm erstaunlicherweise nicht viel passiert. Verzweifelt hat er sich nach einem Ausweg umgesehen, traute sich aber kaum vom Fleck. Als ihm die Panik die Kehle zu zuschnüren drohte, begann er schließlich um Hilfe zu rufen. Verständlicherweise hat es natürlich ewig gedauert, bis ihn jemand gehört hat und er letztendlich gefunden wurde. Bis dahin war er schon fast dem Wahnsinn erlegen und der festen Überzeugung, dass er dort unten sterben würde. Durch seine verzweifelten Rufe kam zudem auch noch Leben in die Höhle. Unzählige Fledermäuse wurden durch den Lärm aufgeschreckt, kamen aus den Untiefen des angrenzenden Höhlensystems heraus und begannen hektisch um ihn herum zu flattern, was seine Angst und Panik nur noch verstärkt hat. Etliche Jahre später, als er der festen Überzeugung war, den Mörder seiner Eltern selbst finden zu müssen, da die Polizei einfach nicht weiterkam, erinnerte er sich an dieses Erlebnis. Er ging los, um dieses Loch zu finden, stieg hinab und stellte sich der alles vernichtenden Angst, die er seither vor diesem Ort empfunden hatte. Erneut griffen ihn die hektischen Fledermäuse an und versetzten ihn in eisigen Schrecken. Doch er hielt durch und machte sich diese Furcht schließlich sogar zu Nutze. So entstand sein Alter Ego Batman. Mit neugefasstem Mut begann er das Loch anschließend zu erkunden und es stellte sich schnell heraus, dass es zu einem gewaltigen Höhlenkomplex unter dem Wayne Anwesen gehört, von dem niemand zu wissen schien. Dieses Unwissen machte sich der heranwachsende Held zu Nutze und verwandelte diesen Ort in seine ganz persönliche Fledermaushöhle. Angestrengt schüttelt Bruce den Kopf und versucht diese Erinnerungen zu vertreiben. Er hat jetzt einfach keine Zeit dafür, sich davon ablenkten zu lassen. Dieser innere Konflikt sorgt jedoch dafür, dass sich das bedrückende Gefühl auflöst, das er schon die ganze Zeit über empfindet. Der Wald kommt ihm immer noch irgendwie fremdartig vor, doch er kann sich nun mehr ziemlich gut vorstellen, dass dafür das Monster verantwortlich sein muss. Es will, dass er Angst hat und einen womöglich tödlichen Fehler begeht. Er darf sich davon aber nicht einlullen lassen. „Ich habe keine Angst vor dir!“, knurrt er mit zusammengebissenen Zähnen. „Hörst du? Ich habe keine Angst!“, kommt es nun etwas lauter, sicherer. Wie um das zu bekräftigen, drückt er einem unbekannten Reflex folgend auf die Hupe, die ihr durchdringendes Quäken durch die Finsternis jagt. Er war sich dieser Tat gar nicht mal bewusst, sodass er leicht zusammenzuckt und ungläubig seine Hand betrachtet, die noch immer auf der Hupe liegt. War das womöglich ein großer Fehler? Hat er das Wesen damit vielleicht erst recht auf sich aufmerksam gemacht? Innerlich könnte er sich selbst ohrfeigen, dass er etwas so Törichtes getan hat. Doch dazu kommt es nicht, da er auf einmal weit die Augen aufreißt und in die Dunkelheit vor sich starrt. In der Ferne flackert ein Licht auf. Schwillt rhythmisch an und ab, als würde das Monster Kontakt mit ihm aufnehmen wollen. Allerdings handelt es sich bei diesen Lichtsignalen nicht um Morsezeichen und auch um keinem anderen ihm bekannten Code. Unruhig verkrampft sich der Mitternachtsdetektiv hinter dem Lenkrad und betrachtet angespannt, wie das flackernde Licht immer näherkommt. Unwillkürlich wandert seine rechte Hand zu einem Knopf auf der Mittelkonsole, um im Falle eines Angriffs eine Rakete abzufeuern, die ihm Zeit zur Flucht ermöglicht. Allerdings zieht er die Hand etwas ungläubig wieder zurück. Ein Geräusch wird laut, das ihm irgendwie vertraut ist. Ja, es hört sich an wie – ein Motor!? Wenig später wird ihm klar, dass das keine Lichtsignale sind, die er dort sieht, sondern ein Scheinwerfer, der sich durch die engstehenden Bäume schlängelt. Bald darauf ist das Brummen des Motorrads deutlich zu hören und schlussendlich hält eine violette Suzuki direkt neben dem Batmobil. Seine beiden Verbündeten sind doch noch eingetroffen und blicken sich nun etwas unbehaglich im Wald um. „Hier stimmt was nicht...“, lässt der Joker verlauten und hängt seinen Helm über den Lenker, während er sich mit der Aufmerksamkeit einer lauernden Raubkatze umsieht. „Wie kommst du bloß immer auf solche Abwegigkeiten...?“, fragt ihm der Riddler. Deutlich kann Batman dabei aber den furchtsamen Sarkasmus in seiner Stimme hören. Für den Dunklen Ritter ist es nicht zu übersehen, dass sich der Rätselmeister innständig wünscht, er wäre dortgeblieben, wo auch immer die zwei hergekommen sind. Und im Verlauf dieser Nacht wird sich seine Angst zu einer unumstößlichen Berechtigkeit aufblähen, die ihm das Leben kosten könnte... 5 Zielstrebig nähert sich der Dunkle Rächer den beiden, doch er kommt nicht dazu ein Wort zu sagen. Plötzlich poltert aus schier heiterem Himmel Donner los. Ein bläulich-weißer Blitz zerreißt den dunklen Horizont. Das angenehme Windsäuseln in den Bäumen verwandelt sich schlagartig in das wahnsinnige Heulen und Johlen von hunderten Geisterstimmen. Regen prasselt hart und eisigkalt auf sie hernieder und durchweicht die drei ungleichen Retter Gothams förmlich mit einem Wimpernschlag. Einen Moment später ist alles so schlagartig wieder vorbei, wie es angefangen hat. Der Sturm lässt nach, als hätte er nie existiert, der dunkle Himmel reißt auf und offenbart ein paar einzelne Wintersterne. Der Donner erstickt in einem leichten Grummeln. Sofort fällt allerdings unsagbare Hitze auf sie ein, die es den ganzen Tag lang nicht gegeben hat – immerhin ist Mitte Dezember und nicht Juli – sie ist jedoch feucht und nach der rauschenden Kälte des Windes fast unerträglich, fast wie in einem Tropenhaus. „So etwas habe ich ja noch nie erlebt...“, entkommt es Nigma stockend, während er mit zitternden Fingern das Regenwasser aus seiner Krawatte wringt. „Na, dann schau mal lieber nicht darüber...“, grinst ihm der Joker entgegen. Allerdings liegt keine Selbstsicherheit in seinem erbleichten Gesicht, sondern etwas, das Entsetzen sein könnte. Edward wendet sich um und auch Batman schaut in die angedeutete Richtung. Zwischen den dichten Bäumen, vom aufglimmenden Mondlicht erschreckend gut erhellt, kommt etwas hervor, das sie noch nie zuvor gesehen haben. Ein weiteres Wesen aus dem Raritätenfundus des Doktor Norris... Das Ungeheuer gleicht einem uralten Riesen. Sein in die Länge gezogener Körper ist schmächtig, haarlos, unbekleidet und von einer seltsam blaugrünen Farbe. Es wirkt unglaublich menschlich und dennoch kommt es einem so vor, als wäre ein Baum plötzlich zum Leben erwacht. Das Wesen hat eine lange Haarmähne, die ihm weit bis auf den Rücken reicht, zudem einen Bart fast bis zu seinem nicht erkennbaren Bachnabel. Doch die wirren Büschel, die eine leicht bräunlich-grüne Farbe haben, sind keine Haare, sondern wild verzweigte und nach allen Seiten wachsende Äste, was ihm noch mehr das Aussehen eines lebendigen Baumes verleiht. Würde der Mond ihn nicht direkt von der Seite anstrahlen, könnte man das Monster in der Dunkelheit des Waldes überhaupt nicht sehen. Lediglich seine durchdringenden, allwissend wirkenden Augen würden ihn verraten. Seine Färbung in Verbindung mit den astartigen Haaren lässt ihn regelrecht mit dem dichten Bewuchs der Umgebung verschmelzen und Batman befürchtet, dass das Wesen so selbst bei Tageslicht im hellen Sonnenschein kaum auszumachen wäre. Trotz seiner gewaltigen Größe scheint weder der Boden unter seinem Gewicht zu erzittern, noch sich überhaupt ein Blatt zu regen. Es wirkt, als wäre er ein Geist, der einfach so durch alles hindurch gleitet. Dennoch bewegt sich die wintertoten Blätter und Nadeln zu seinen Füßen, als er sich den Weg auf die kleine Lichtung bahnt, auf der die ungleichen Verbündeten wie erstarrt zu ihm hinübersehen. Doch das ist noch nicht alles. Als das Monster aus dem dickten Wald in ihr Blickfeld trat, war es gewaltig, sodass sein Kopf fast die Spitzen der Baumkronen gestreift hat. Nun allerdings scheint es mit jedem Schritt kleiner zu werden, direkt vor ihren Augen zu schrumpfen. Drei Meter von ihnen entfernt ist es kaum mehr größer als eine Katze. Plötzlich rennt es dann jedoch auf einmal auf die verwunderten Männer zu und verschwindet einfach direkt vor ihren Augen, als hätte es sich in Luft aufgelöst! „Verdammt, wo ist es hin?“, entkommt es dem Clown völlig durcheinander. Hektisch dreht er sich im Kreis, um seine Augen praktisch überall gleichzeitig zu haben. Edward steht nur der Mund offen und er weiß beim besten Willen nicht, was er davon halten soll. Das Ganze kommt ihm wie ein schlimmer Traum vor oder ein schlecht gemachter Horrorfilm, indem das Monster zuerst auf einen zu hastet, dann plötzlich verschwindet, nur um schließlich wieder hinter dem nächsten Baum hervorzuspringen und einen hinterrücks abzumurksen. Unwillkürlich dreht auch er sich herum und versucht irgendetwas in dem undurchdringlichen Schwarz der Umgebung zu erkennen. Der selbsternannte Rächer ist ebenfalls verwirrt. Ihm kommt das alles jedoch wie eine Art Fata Morgana vor, eine schlichte Einbildung, die ihre überreizten Sinne ihnen vorgaukeln, weil sie so darauf fixiert waren etwas sehen zu wollen, dass ihr Hirn schlichtweg etwas erschaffen hat, nur um ihnen die Anspannung des ungewissen Wartens zu nehmen. Unsicher überlegt Bruce, ob er diese Befürchtung aussprechen soll. Seine Bedenken werden ihm jedoch abgenommen, als Nigma an seiner Stelle das Wort erhebt. „Ihr – ihr habt das doch auch gerade gesehen, oder? – Ich meine – da kam eine Art Waldmensch zwischen den Bäumen hervor, der dann immer kleiner wurde und schließlich verschwunden ist?“ Sein blasses Gesicht trägt einen Ausdruck völliger Verwirrung und anwachsenden Wahnsinns zur Schau, wie Batman ihn das erste und einzige Mal bei ihm gesehen hat, als er ihm vor etlichen Jahren zum ersten Mal begegnet ist. Er hatte gerade eine Bank ausgeraubt und Geiseln genommen, um Batman in eine Falle zu locken. Der Schwarzhaarige schaffte es jedoch erstaunlich schnell, seine Rätsel zu lösen, sodass Edward es gar nicht recht begreifen konnte, schien er doch schlagartig wie erhofft in dem Dunklen Ritter seinen Meister gefunden zu haben. Völlig durcheinander und jenseits irgendwelchen vernünftigen Denkens und Begreifens, hat sich Nigma ihm schließlich ergeben und die Geiseln unangetastet freigelassen. Dennoch stellte er eine Gefahr für sich selbst und die Menschen um sich herum dar, sodass Wayne nichts anderen übrigblieb, als ihn nach Arkham zu bringen, wo er sich nach schrecklichen Experimenten schließlich selbst als Der Riddler bezeichnet hat und zu einem seiner erbittertsten Gegner wurde. Verständlicherweise ist sich der Mitternachtsdetektiv bei diesem Anblick daher nicht sicher, was er davon halten soll. „Keine Bange, mein Hübscher, ich habe den Kerl auch gesehen, auch wenn ich es nicht glauben kann...“, versichert ihm dann allerdings der Joker, woraufhin ihn Edward mit einem so dankbaren und verzweifelten Blick betrachtet, dass es kaum zu begreifen ist. Der Grünhaarige wirkt nicht minder durcheinander und vermittelt Batman damit ebenfalls das Gefühl ihrer ersten Begegnung. Nur mit dem nicht zu verachtenden Unterschied, dass seine Hände damals mit Unmengen Blut getränkt waren, drei aufs Übelste verstümmelte Leichen zu seinen nackten Füßen lagen, er so irre gelacht hat, dass es Bruce jetzt noch kalt den Rücken hinabläuft, ihm gleichzeitig aber bittere Tränen die entstellten Wangen hinabliefen, konnte er doch einfach nicht begreifen, was auf einmal los war. Damals wirkte er wie ein in die Ecke getriebenes Tier, das in seiner Verzweiflung um sich beißt, obwohl er mitten auf einer sonst viel befahrenen Straße stand und die Leute panisch vor ihm flüchteten. Nach einer Ewigkeit gelang es Batman schließlich auch ihn nach Arkham zu bringen, doch damit nahm der nicht enden wollende Konflikt zwischen ihnen natürlich erst seinen Anfang. Im Laufe der Jahre änderte sich vieles zwischen den dreien, nicht nur der Geisteszustand der beiden Verrückten schwankte wild auf und ab und schien doch entgegen aller Meinung zumindest in Batmans Augen irgendwie besser zu werden, berechnender. Während ihrer gemeinsamen Missionen jetzt, empfand Wayne die zwei schon manchmal als richtiggehend normal – zumindest im Verhältnis zu dem, was sie sonst so abziehen. Sie jetzt wieder so tief sinken zu sehen, versetzt ihn in helle Alarmbereitschaft und er ist hin- und hergerissen, ob er ihnen in diesem Fall überhaupt noch trauen kann... 6 Als nach ein paar Minuten nichts weiter passiert, entspannen sich die drei merklich, dennoch ist der Dunkle Rächer lieber auf der Hut und lässt die zwei nicht aus den Augen, wirken sie doch immer noch ziemlich neben sich – fernab der Realität, die hier sowieso nicht mehr zu herrschen scheint. Ed findet allerdings allmählich sein strukturiertes Denken wieder und zieht das Notizbuch des Professors aus seiner Tasche. Nervös und sichtbar zitternd blättern seine Finger darin herum, bis sie schließlich die richtige Seite gefunden zu haben scheinen. Mit belegter Stimme beginnt er zu lesen und wird dabei immer leiser, sodass seine letzten Worte kaum mehr als ein Flüstern zwischen den Bäumen sind. „Der Leshy ist ein slawischer Waldgeist. Sein Name bedeutet aus dem Russischen übersetzt so viel wie Der aus dem Wald. Er soll Wanderer und Jäger im Wald von ihrem Weg abbringen. Seine Haupteigenschaft soll die Fähigkeit sein, seine Größe beliebig zu ändern. So soll er einmal klein wie eine Maus und ein andermal so groß wie die höchsten Bäume sein. Jeden Oktober soll sich der Leshy in eine Art Winterschlaf begeben. Er verlässt sein grünes Zuhause um im Winter Kraft zu tanken, damit er im Frühling wieder wilder und lauter denn je zurückkehren kann. Der Leshy soll in den finsteren Fichtenwäldern in den baltischen Ländern leben. Er wird als männliches, humanoides Wesen beschrieben, dass seine Gestalt verändern kann. Außerdem soll er eine gewaltige Geschwindigkeit erreichen und ist somit schneller als jeder Mensch. Kommt ein Eindringling in seinen Wald, seien es nur Wanderer oder Jäger, straft er sie indem er sie von ihrem Weg abbringt und auf den falschen Weg führt. Im Winter läuft er direkt hinter ihnen und verwischt ihre Fußabdrücke im Schnee, sodass sie nicht nach ihrer eigenen Fußspur zurückgehen können. Ein andermal verwirrt ein Leshy so sehr die Sinne eines Wanderers, dass ihm jeder Baumstamm gleich vorkommt und er sich immer tiefer in den Wald verirrt. Waldarbeiter, die den Leshy gesehen haben wollen, behaupten er wäre ein dürres, kleines Wesen mit blauer Haut und grünen Haaren und Augen. Von einigen ist bekannt, dass er angeblich Kinder entführen soll, die sich allein in den Wald wagen.“ Nervös betrachtet er seine beiden Mitstreiter und wartet auf eine Reaktion, während sich die altbekannte und ach so verhasste Angst immer tiefer in ihn hineinfrisst. Langsam beginnt er sich zu fragen, warum er eigentlich hierherkommen wollte. Er hätte einfach Jokers unzüchtigem Willen folgen und die Nacht mit ihm im Bett verbringen sollen, statt sich hier draußen beinahe in die Hose zu machen. Wie konnte er nur so naiv sein und denken, dass es eine gute Idee wäre, mal an die frische Luft zu gehen? In Gotham hat das schlichtweg keinen guten Ausgang... Ehe der Dunkle Ritter etwas sagen kann, verdreht Joker allerdings theatralisch die Augen und seufzt schwer. „Oh, Mann! Dieser Prof. war nicht nur völlig durchgeknallt, der hatte auch scheinbar zu viel Zeit, um sich solche Hirngespinste zu suchen und dann solange an einem Haufen Schleim rum zu pfuschen, bis dieser dann auch noch fröhlich Daddy zu ihm gesagt hat...“, genervt schüttelt er den Kopf, als könne er so viel Unsinn einfach nicht begreifen. Abschätzend wirft Batman ihm mit erhobener Augenbraue einen prüfenden Seitenblick zu, als wolle er sagen: Das sagt der Richtige! Sieh dich nur mal selbst an, du durchgeknallter Clown! Würde man dir ein paar Reagenzgläser in die Hand drücken, würdest du doch genau das Gleichen versuchen! Ach halt, warte mal! Das hast du doch schon, oder habe ich mir die grinsenden Piranhas etwa nur eingebildet, die du auf mich losgelassen hast? Edward scheint Bruce´ stumme Anklage nicht anders zu sehen und hebt leicht irritiert die ebenfalls die Augenbraue. Gut kann er sich noch daran erinnern von dem Vorfall mit den grinsenden Piranhas gehört zu haben, die Joker entwickelt hatte, um Batman einen tödlich-amüsanten Abgang zu verschaffen. Sie waren eine ganze Weile das Topthema in Arkham und noch ein Jahr später sprach man verhalten in Gotham darüber, wenn das Gespräch auf den Joker fiel. Nicht zuletzt, weil beim Kampf der beiden Kontrahenten der Tank mit den Fischen zu Bruch ging und etliche Piranhas in die Kanalisation entkamen. Ahnungslose Arbeiten haben regelmäßig einen Schock erlitten, ehe alle Fische eingefangen oder tot aufgefunden wurden. So wurden die grinsenden Piranhas zu einem regelrechten Markenzeichen des verrückten Clowns, obwohl er sie nur einmal benutzt hatte. Doch ihr Grinsen brannte sich förmlich in die Schädel der Menschen ein und nicht wenige konnte monatelang überhaupt gar keinen Fisch mehr ansehen, geschweige denn essen, was zu erheblichen Einbußen bei den Fischereien geführt hat und dadurch weit mehr Schaden angerichtet wurde, als Joker eigentlich beabsichtigt hatte. Gekümmert hat es den Grünhaarigen selbstredend natürlich nicht, er fühlte sich nur noch mehr in seinem Wahn bestätigt, da die ganze Stadt mal wieder eine Heidenangst vor ihm hatte, auch wenn Batman ihm erneut durch die Lappen gegangen ist. Verwundet betrachtet der Jüngste die Blicke, die auf ihn gerichtet sind, scheint er sich doch keiner Schuld bewusst zu sein oder sieht darin schlichtweg keine Ähnlichkeit. Schon möglich, dass er sich im Moment auch gar nicht mehr daran erinnert, was er damals getan hat. „Was ist?“, fragt er daher leicht pampig und verschränkt mahnend die Arme vor der schmalen Brust. Er bekommt allerdings keine Antwort, da auf einmal ein heftiger Wind aufzieht und sie beinahe von den Füßen holt. „Himmel, was ist denn nun los?“, presst Riddler angestrengt hervor und versucht sich irgendwie auf den Beinen zu halten. Seine Worte finden jedoch kein Gehör, da sich auf einmal der ganze Wald zu bewegen scheint. Es wirkt, als wären die Bäume ihrer Wurzelhalterung entkommen und würden nun umherlaufen. Doch dem ist nicht so. Dennoch ziehen sie immer engere Kreise um die drei Männer, bis sie eine undurchdringliche Mauer bilden. Hilflos klammert sich Nigma am Arm seines Partners fest, der allerdings nur mit offenem Mund und großen Augen auf das Ganze blickt und es einfach nicht in seinen wirren Schädel hineinzubekommen scheint. Ausnahmsweise kann Batman das einmal ziemlich gut verstehen. Er selbst hält sich zwar für geistig gesund, versteht aber mindestens genauso wenig, was hier eigentlich vor sich geht. So schnell wie die Bäume allerdings näherkamen, so schnell ziehen sie sich jetzt wieder zurück und lassen den ungleichen Verbündeten wieder etwas Luft zum Atmen. Abermals überkommt Bruce der Gedanke an eine Illusion. Der Leshy beeinflusst irgendwie ihre Wahrnehmung, gleich eines Magiers, der einen mit seinen Tricks zu verwirren versucht. Dennoch ist das Ganze dadurch nicht weniger gefährliche, erst recht, wenn seine beiden Mitstreiter dadurch vollends den Verstand verlieren könnten. Er muss sich also schnellstmöglich etwas einfallen lassen, bevor Riddler einen seiner hysterischen Anfälle bekommt und Joker amoklaufend auf alles losgeht, was sich bewegt. Doch wie soll er das anstellen, und bleibt ihm überhaupt genug Zeit sich etwas zu überlegen, ehe er womöglich selbst den Verstand verliert...? 7 Seine Gedanken überschlagen sich fast und dennoch findet er keine Lösung. Zumindest nicht, bevor wieder etwas passiert. Jetzt scheint es, als würden regelrecht aus dem Nichts überall neue Bäume sprießen. Die meisten tun das direkt vor ihnen, sodass sie letztendlich gezwungen sind sich zu trennen, um nicht aufgespießt zu werden. Es dauert nicht lange, da ist jeder von ihnen eingekesselt und sucht mit aufkeimender Panik nach einem Ausweg, den es aber nicht zu geben scheint, solange der Leshy es nicht will. ‚Er ist der Beschützer des Waldes und hält uns für Eindringlinge, die er vertreiben muss, um sein Zuhause zu bewahren. – Doch da es sich dabei um die Kreation von Norris handelt, fürchte ich, dass er sich mit bloßem Vertreiben nicht zufriedengeben wird. Er will uns töten, um uns ein für alle Mal loszuwerden...‘, kommt Wayne der unausweichliche Gedanke. Doch wie sollen sie sich etwas entgegenstellen, das sie die meiste Zeit über nicht einmal sehen können? Das beliebig seine Größe ändern und seine Umgebung seinen Wünschen anpassen kann? Wie sollen sie dieses Wesen aus ihren Köpfen bekommen, aus ihren Herzen, ihren Seelen? Wie, nur wie? Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwinden die neugesprossenen Bäume schließlich wieder. Erleichtert fallen sich die beiden Gauner in die Arme. Dabei kann Batman einen erneuten Blick auf ihre sichtlich angeschlagene Psyche werfen. Nigma ist so blass, dass er wirkt, als hätte auch er sich das Gesicht geschminkt. Seine grünen Augen zucken hektisch hin und her und nicht selten gleitet ein heftiges Zittern über seinen Körper hinweg. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er wieder eine seiner Panikattacken bekommt oder womöglich sogar ohnmächtig wird. Joker hingegen wirkt alles andere als ängstlich, doch das hätte Bruce auch nicht anders von ihm erwartet, gibt es doch kaum etwas, das der Clown auch nur ansatzweise zu fürchten scheint. Er rennt immer erst mit dem Kopf durch die Wand, wenn etwas aussichtslos scheint, und sollte auch das nicht funktionieren, kann er immer noch nachdenken und verschwinden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in seinen Augen die blanke Wut und Mordlust aufflammt, und mit jedem Zittern, das sein Freund in seinen schützenden Armen von sich gibt, steigt das angeknackste Barometer des Clowns nur noch weiter in den roten Bereich, bis er schließlich explodieren wird. Da er es sich scheinbar schon vor geraumer Zeit in den Kopf gesetzt hat, seinen überaus sensiblen Partner um jeden Preis zu beschützen, geschieht das auch noch weit schneller als sonst und ist damit für den Dunklen Ritter nicht mehr einschätzbar. Daher hofft er inständig, dass ihm etwas einfallen wird, bevor die Bombe platzt... Es erscheint allerdings ziemlich aussichtslos, da er immer noch versucht eine Möglichkeit zu finden, den Leshy zu bezwingen, sodass er kaum einen Gedanken ergreifen kann, um sich zudem noch um die beiden Verrückten Sorgen zu machen. Somit steht er im schlimmsten Fall drei Gegnern gleichzeitig gegenüber, von dem er inzwischen keinen mehr mit Sicherheit einschätzen will und kann, sollten die zwei Sträflinge Amok laufen. Ein, zwei gezielte Schläge würden zwar ausreichen, um Nigma den Rest der Nacht schlafen zu schicken, doch beim Joker und dem Waldmenschen ist das bedauerlicherweise bei weitem nicht so einfach. Was also tun? Nervös sondiert er die Umgebung, um herauszufinden, von wo der Leshy als nächstes zuschlagen könnte. In Anbetracht seiner Fähigkeiten erscheint das jedoch als völlig unmöglich… Seine Befürchtungen bewahrheiten sich auch praktisch in diesem Moment, denn nun greift der Waldmensch sie persönlich an. Aus dem dunklen Nichts der engstehenden Baumreihen prescht er auf einmal mit seiner unfassbaren Geschwindigkeit hervor und hält direkt auf die drei zu. Dabei ist er allerdings so leise, dass sie ihn erst bemerken, als es schon zu spät ist. Erst recht, da er sich wieder klein gemacht hat und nun kaum größer als ein Kind ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass er deswegen schwach ist. Im Gegenteil, er rammt sich mit solcher Wucht direkt in Batmans Rücken, dass der Dunkle Rächer seine Wirbelsäule trotz der schützenden Rüstung gefährlich knirschen hören kann. Mit einem überraschten Laut geht er atemlos keuchend zu Boden. Nur mit zusammengepressten Zähnen kann er gerade noch so einen Schmerzlaut und mögliche Ohnmacht unterdrücken. Dabei wird ihm jedoch erschreckend heftig bewusst, dass seine Rüstung ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hat, hätte die Wucht doch mit Sicherheit ausgereicht, um ihm den Rücken zu brechen. Er hockt noch auf Händen und Knien, als ihm plötzlich ebenfalls bewusst wird, was das bedeuten könnte. Seine Rüstung hat ihn gerettet, doch weder Riddler noch Joker haben dergleichen und sind den Angriffen des Leshy somit schutzlos ausgeliefert! Angestrengt hebt er den Kopf, um die beiden zu warnen, die ihn nur verwundert betrachten, haben sie den Waldmenschen doch fast gar nicht angreifen sehen. Bruce öffnet den Mund, doch da ist es schon zu spät. Das Monster prescht wieder aus der Dunkelheit hervor und versetzt diesmal dem Clown einen heftigen Schlag. Allerdings bleibt sein fragiler Rücken verschont, da sich der Grünhaarige scheinbar geistesgegenwärtig zur Seite dreht, kurz bevor der Angriff ihn von den Füßen reißt. Dennoch ist es, als würde ihn eine Abrissbirne ungebremst rammen. Der Leshy trifft ihn an der linken Hüfte und schleudert ihn dabei gegen den nächsten Baum. Sein ohnehin schon vernebelter Kopf macht dadurch ungewollt innige Bekanntschaft mit der harten Rinde, sodass er erstaunlich schnell besinnungslos zu Boden geht, was Bruce klarmacht, wie heftig der Angriff doch gewesen sein muss, braucht es doch gewöhnlich einiges mehr, um den Jüngsten überhaupt auszuknocken. „Joker!“, platzt es erschrocken aus Edward heraus und er will schon zu ihm laufen. „Nicht – pass auf...!“, weißt Batman ihn noch etwas schwach an und versucht auf die Füße zu kommen. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht erstarrt der Brünette erstaunlich schnell und blickt sich mit verzweifelt aufgerissenen Augen nach dem Ritter um. Überdeutlich kann der Schwarzhaarige die nackte Angst in den grünen Seelen erkennen, aber auch die entsetzliche Sorge um seinen so heißgeliebten Gefährten. Er scheint hin- und hergerissen zu seien. Nigma war nie ein Kämpfer gewesen, stets immer nur ein hervorragender Stratege, der seine Untergebenen und Schläger lenkte wie Schachfiguren auf einem unsichtbaren Brett, was jedes Aufbäumen seiner Person mehr als überraschend macht. Dennoch besitzt er so etwas wie einen primitiven Instinkt zum Überleben, auch wenn dieser bei ihm nur in Zeiten unsagbarer Angst wirklich zu greifen scheint. Wenn er merkt, dass er nur noch auf sich allein gestellt ist und ihm niemand mehr helfen kann und es nicht Batman ist, der ihm ans Leder will. Trotz allem verschafft ihm dieser kümmerlich ausgebildete Instinkt jetzt zumindest eine kurze Schonfrist. Als der Leshy ungesehen auf ihn zuhält, wendet Ed den Blick von Batman zurück zum Joker, erkennt erneut dessen Leid. Er macht zwei Schritte vorwärts und lässt sich dann vor dem Clown auf die Knie fallen. Das genügt allerdings, dass ihn der heraneilende Waldmensch knapp verfehlt und stattdessen missmutig wieder verschwindet. Hätte er ihn getroffen, wäre der Brünette womöglich sofort tot gewesen oder seinen Verletzungen sehr schnell erlegen, ist er doch nicht einmal ansatzweise so robust, hartnäckig und ausdauernd, wie sein durchgeknallter Kollege. Daran verschwendet Riddler jedoch keinen Gedanken, falls er ihm in dieser Situation überhaupt kommt. Vielleicht ist ihm sogar nicht einmal bewusst, wie knapp er dem Tod gerade doch von der Schippe gesprungen ist? Stattdessen denkt er nur an seinen Gefährten. „Joker...“, kommt es atemlos von dem Älteren, während er sein Gegenüber vorsichtig wachzurütteln versucht. Flatternd öffnet dieser daraufhin die Augen und sieht ihn ganz benebelt an. „Ein Glück...“, entkommt es Ed erleichtert und er will seinen Freund nur noch in die Arme schließen. Dazu kommt es aber nicht. Der Clown verzieht auf einmal zornig das Gesicht, rammt dem Brünetten seinen Arm gegen die Brust und wirft ihn so einfach zur Seite. Nigma gibt einen überraschten und schmerzlichen Laut von sich. Will schon fragen, was das jetzt bitte zu bedeuten hat, doch seine grünen Augen können das Nachfolgende kaum erfassen, so schnell scheint es zu gehen. Selbst Batmans geschulter Blick hat Mühe es nachzuverfolgen. Zudem ist es nach der Ohnmacht des Grünhaarigen ein echtes Wunder, dass sich dieser nun schon wieder so zielgerichtet und flink bewegen kann. Kaum, dass er Ed zur Seite geworfen hat, geht der Clown wie ein angriffslustiges Tier auf alle Viere und fletscht zornig knurrend die Zähne. Einen Wimpernschlag später duckt er sich noch etwas, nur um sich dann seitlich gedreht kräftig vom Boden abzustoßen und einen Rückwärtssalto zu vollführen. Die ganze Szene scheint völlig unwirklich zu seien und das nicht nur, wegen der immer wieder erstaunlichen Eleganz des im Moment doch eigentlich angeschlagenen Verrückten. Nein, auch, weil der Leshy den Bruchteil einer Sekunde später wieder aus dem Nichts auftaucht und heftig mit der Schulter gegen den Baum rammt, an dem Joker bis eben noch gesessen hat. Es gibt ein ohrenbetäubendes Krachen und der ganze Baum scheint regelrecht zu explodieren, statt einfach umzufallen. Noch ehe alle Splitter zu Boden gehen, ist der Waldmensch auch schon wieder verschwunden. Einen Augenblick herrscht völlige Stille, nur das angestrengte Atmen des Grünhaarigen durchbricht sie. Trotz seiner beeindruckenden Vorführung, oder gerade deswegen, sinkt der Clown nun ungelenk auf die Knie. Schwerlich schüttelt er den pochenden Kopf und Bruce kann eine frische Blutspur unter seinen wirren Haaren hervordringen sehen, die wohl von seiner Bekanntschaft mit dem Baum herrührt. Vermutlich hat er eine Gehirnerschütterung oder es liegt einfach nur an der Anstrengung, sich und seinen Kollegen retten zu wollen, dass er nun verzweifelt versucht nicht wieder ohnmächtig zu werden. Zitternd liegt Edward noch immer genauso da, wie der Jüngste ihn so grob anmutend hingeworfen hat, kann das alles noch nicht begreifen. Doch als er sieht, dass sein Partner erneut zu Boden geht, rappelt er sich schwerlich wieder auf, um zu ihm zu kommen. Auch Batman hat es inzwischen auf die Füße geschafft, ist sich allerdings unschlüssig, ob es sicher wäre zu den beiden zu gehen oder nicht. Für Nigma besteht da selbstredend kein Zweifelt. Auf wackligen Beinen kommt er zum Joker hinüber, erreicht ihn jedoch nicht. Diesmal hat keiner von ihnen den Leshy rechtzeitig bemerkt und so gelingt es ihm mühelos den schwächelnden Rätselmeister zu packen. Dem Brünetten entkommt ein erstickter Laut, kurz darauf durchzieht Schmerz seinen ganzen Körper, als er heftig gegen den nächsten Baum gedrückt wird. Der Waldmensch hält ihn wie ein Schläger so fest am Kragen gepackt, dass der dünne Stoff ein widerliches Reißen von sich gibt und Edwards Füße in der Luft baumeln. Unfähig etwas zu unternehmen starren Bruce und Joker einfach nur hinüber. Derweilen blickt der Leshy Ed tief in die Augen. Keiner von ihnen weiß, was in diesem Moment durch den Kopf des Monsters geht, falls es überhaupt an etwas anderes als Mord denken kann. Doch irgendetwas im Blick der grünen Iriden vor sich, hindert ihn scheinbar daran den zitternden Mann in seinem Griff sofort zu töten. Vielleicht erkennt er eine gewisse Ähnlichkeit zu sich selbst, haben seine Augen doch fast genau die gleiche Farbe. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass er den Rätselmeister verschont – zumindest für den Moment. Stattdessen klemmt er ihn sich nun unter seinen Arm, vergrößert dabei seinen flexiblen Körper, und verzieht dann hinter einer plötzlich auftauchenden Nebelwand. Als der Nebel sich kurz darauf wieder lichtet, sind die beiden verschwunden! Fassungslos betrachten die zwei Verbliebenen die Stelle und können es dennoch kaum begreifen. Ungelenk kommt der Clown wieder auf die Füße. „Ed?“, ruft er in den Wald hinein, bekommt aber selbstverständlich keine Antwort. „ED?“, brüllt er daraufhin verzweifelt aus vollem Hals, dass die schrille Stimme des Jüngsten Batman schon in den Ohren schmerzt. Eine Antwort erwartet keiner von ihnen, dennoch bekommen sie diesmal tatsächlich eine. Allerdings wünschten sie, sie hätten sie nicht erhalten. Denn es ist ein markerschütternder Schrei, der sich wie eine Feuerwalze durch den Wald brennt, und so sehr von Leid und Schmerz gezeichnet ist, dass den beiden Zurückgebliebenen das Herz regelrecht zu Eis erstarrt... 8 Der Schrei hat sein grausam gedehntes Echo noch gar nicht ganz verklingen lassen, da rappelt sich der Grünhaarige auch schon wieder auf. Noch etwas wacklig, dafür aber umso zielstrebiger, wendet sich der junge Mann herum. Doch anstatt in die Richtung zu gehen, aus der der Schrei kam, richtet er seinen Weg zur Bathöhle aus. Sichtlich irritiert verfolgt Bruce sein Verschwinden und versteht dennoch nicht sofort, was es zu bedeuten hat. Er traut dem Joker ja allerhand unschöne Dinge zu – hat er doch schon mehr als einmal seine Handlanger zurückgelassen, um selbst zu entkommen –, doch ganz sicher nicht, dass er seinen Freund jetzt allein lassen will. Ihn praktisch für Tod erklärt, was nach diesem Schrei wohl vollkommen unzweifelhaft sein dürfte. Schon allein bei der Vorstellung läuft es Wayne eiskalt den Rücken hinunter – der ach so stolze Riddler, so sinnlos gestorben... Dann sieht er allerdings, dass sich der selbsternannte Prinz dem Batmobil nähert, das gar nicht weit von ihnen entfernt steht und noch immer darauf wartet zu seiner nächtlichen Patrouille ausrücken zu dürfen. Das macht dem Ritter unmissverständlich klar, dass der Clown ganz sicher nicht vorhat unverrichteter Dinge zu verschwinden – völlig gleich ob Nigma noch am Leben sein sollte oder nicht –, sondern etwas plant, und so wie er ihn kennt, wohl etwas sehr Verheerendes. „Joker, warte!“, ruft er ihm nach. Ungelenk stolpert er hinter dem Grünhaarigen hinterher, doch dieser reagiert gar nicht. Stattdessen hat er inzwischen den Wagen erreicht und schwingt sich nun hinters Steuer. Innerlich knirscht der Rächer mit den Zähnen. Er hat die ganze Zeit über schon darauf gewartet – seit dem Tag, an dem sie sich gewissermaßen verbündet haben, um diese Monster auszuschalten –, dass der Joker früher oder später aus irgendeinem augenscheinlich nichtigen Grund Amok läuft und dadurch alles nur noch schlimmer wird. Allerdings ist das hier ganz und gar kein nichtiger Grund. Die beiden Gauner teilen etwas miteinander, ob Bruce es wahrhaben will oder nicht, und er kann nur zu gut verstehen, dass der Jüngere nun nach Rache sinnt, wo Riddler mit allergrößter Wahrscheinlichkeit das Zeitliche gesegnet hat. Viel zu laut heult der Motor in der erdrückenden Stille des Waldes auf. Als Batman das Fahrzeug endlich erreicht, setzt es sich schon in Bewegung. Wild spritzen Nadeln, Blätter und Erde auf, als die Reifen nach einem Moment schließlich greifen und den schweren Wagen wie einen Torpedo vorwärtstreiben. Bruce gelingt es gerade noch so, sich an der Tür festzuhalten, und somit nicht unter die Räder zu kommen, als das Batmobil einen engen Kreis beschreibt, um zu wenden. Mühevoll gelingt es dem Mitternachtsdetektiven die Tür zu öffnen und praktisch in das Innere zu stürzen. Keuchend landet er auf dem Beifahrersitz, als hätte ihn die unsichtbare Hand eines Riesen dort hineingeworfen. Krachend schlägt hinter ihm die Tür zurück ins Schloss und er kann wahrscheinlich froh sein, dass sein Bein in diesem Moment nicht mehr dazwischen war. „Verdammt, Joker! Halt sofort den Wagen an!“, presst er zähneknirschend hervor und versucht sich irgendwie aufrecht hinzusetzen. „Niemals!“, gebärt sich der Clown neben ihm. Seine Hände krampfen sich um das Lenkrad, bis sämtliche Sehnen wie gespannte Drahtseile hervortreten. Seine tiefen, braunen Augen haben erneut diesen unheimlichen Schwarzton angenommen und starren so intensiv durch die Windschutzscheibe, als könnte er damit ein Loch ins Glas brennen. Dennoch lacht er aus vollem Hals. Doch es ist kein fröhliches Lachen, nicht einmal ein hysterisches. Nein, es ist so dermaßen vom Wahnsinn zerfressen, dass es selbst für den Joker eine ganz neue und furchterregende Ebene erreicht hat, und Batman bezweifelt, dass er auch nur ansatzweise irgendwie zu ihm durchdringen wird, ganz egal was er auch immer tut oder sagt. Der selbsternannte Prinz hat unbemerkt eine Grenze übertreten, an die er bis heute nie gestoßen ist und das macht ihn noch weit unberechenbarer als jemals zuvor. Sein Selbst ist vollkommen in diesem neuen Wahn ertrunken und es gibt keine Aussicht mehr auf Heilung... Fieberhaft überlegt der Dunkle Ritter, was er nun tun soll. Kommt er dem Grünhaarigen zu nahe oder versucht auch nur irgendwie ihn von seinem Vorhaben abzubringen, wird er es mit allergrößter Wahrscheinlichkeit sehr bitter bereuen müssen. Und diesmal ist auch kein Riddler da, um Joker vor einem vielleicht schwerwiegenden Fehler zu bewahren. Was also tun? Derweilen donnert der Wagen durch die engstehenden Baumreihen, weicht ihnen nur so knapp aus, dass es selbst Batman schon zu riskant erscheint. Dennoch versucht er Ruhe zu bewahren, um den ausgeflippten Clown nicht noch mehr anzustacheln. Dessen Lachen wird erschreckenderweise immer nur noch wilder, ungebändigter. Seine Augen schwappen geradezu über von dem gebrochenen Damm des haltlosen Wahnsinns, der nur noch in seinem lädierten Schädel zu existieren scheint. Ein beinahe schon unbekanntes Gefühl von Angst erfüllt den sonst so stolzen Rächer und er klammert sich krampfhaft am Sitz fest, während die Bäume als tiefschwarze Schatten nur so an ihnen vorbeifliegen. Dennoch kommt es Bruce so vor, als würden sie gar nicht von der Stelle kommen, als würde sich das Bild vor der Windschutzscheibe als endlose Schleife immer wieder abspulen, bis der Grünhaarige doch irgendwann die Kontrolle verliert und sie mit einem der Bäume zusammenstoßen, den Tod finden… Doch soweit kommt es zum Glück nicht, denn auf einmal tritt der Jüngere hart auf die Bremse und das Batmobil kommt schlitternd zum Stehen. Als Wayne ihm den Blick zuwendet, traut er seinen Augen kaum, doch der eben noch völlig verrückt lachende Clown sitzt nun neben ihm und weint bitterlich wie ein kleines Kind! Fassungslos starrt der Mitternachtsdetektiv ihn an und schon einen Moment später bricht der Grünhaarige regelrecht hinter dem Lenkrad zusammen und weint nur noch ungehaltener – ganz ähnlich wie damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet sind. Die Hysterie, die zuvor seinem irren Lachen gefehlt hat, tritt nun überdeutlich zum Vorschein und lässt ihn hilflos erzittern. Das Ganze steigert sich in einer irrsinnigen Geschwindigkeit, bis der selbsternannte Prinz schon gar keine Luft mehr bekommt, und Bruce damit schon fast das Gefühl gibt, dass der sensible Rätselmeister hier neben ihm sitzen würde, weil dieser beim Anblick des Mothman ja regelrecht zu ersticken drohte. Der Ältere sieht sich nun doch gezwungen einzugreifen. Ehe sich seine Hand allerdings in einem Versuch von Trost auf die zitternden Schultern des Gauners legen kann, verstummt dieser so plötzlich wie das alles angefangen hat. Mit leeren Augen starrt er das Lenkrad vor sich an, holt abgehakt Luft, während sich alles krampfhaft in ihm zu beruhigen versucht. Einzig die feuchten Spuren auf seinen geschminkten Wangen verraten einem, dass er geweint hat. Zudem haben seine Tränen groteske Muster auf seinem Clownsgesicht hinterlassen – ein wahrhaft trauriger Clown –, was seinen Anblick gleichermaßen ironisch, wie erschütternd macht. Langsam lässt Bruce seine Hand wieder sinken und gibt ihm stattdessen einen Augenblick, um sich zu sammeln und auch, um das Ganze selbst etwas zu verarbeiten. „Er – er ist tot, nicht wahr?“, fragt Joker schließlich mit belegter Stimme und schluckt dabei so hart, dass Wayne es tief in seiner Kehle wie ein rostiges Scharnier knarzen hören kann. Batman antwortet ihm nicht, weil er es selbst nicht so ganz wahrhaben will. „Ich meine – du hast doch diesen Schrei gehört? – Diesen furchtbaren Schrei?! – Was auch immer passiert ist, kann er einfach nicht überlebt haben, oder?“ Wieder nur Schweigen. „Oder?!“, kommt es nun nachdrücklicher, als würde er hoffen, dass der Schwarzhaarige ihm widerspricht. Trotzig wendet er dem Dunklen Ritter das noch feuchte Gesicht zu. Dieser hat den Blick jedoch ziemlich untypisch gesenkt und starrt nur seine eigenen Hände an, weiß einfach nicht, was er ihm erwidern soll, ohne das alles nur noch schlimmer zu machen. Schnaubend sieht der Clown schließlich wieder durch die Windschutzscheibe und verschränkt bockig die Arme vor der schmalen Brust, als wäre er ein kleiner Junge, dem man verboten hätte vor dem Mittag etwas Süßes zu essen, anstatt eines Mannes, der gerade auf grausame Weise einen sehr geliebten Menschen verloren hat. „Ich fürchte, dass ist die Realität, auch wenn keiner von uns sie wahrhaben will…“, kommt es dann doch bedrückt von Batman. Der gezeichnete Grünhaarige gibt ein verächtliches Lachen von sich. „Realität ist nur für diejenigen, die ihre Träume nicht aushalten…“, schnaubt er trotzig und drückt sich nur noch schmollender in den Sitz hinein, als wäre damit alles gesagt und die Diskussion beendet. Für Bruce spiegeln seine Worte allerdings so etwas wie Hoffnung wider, Hoffnung, doch noch zu ihm durchdringen zu können und das Ganze trotz alledem ein möglichst friedliches Ende nehmen zu lassen. „Ach ja? – Wovon träumst du denn?“, fragt er daher vorsichtig und dennoch erfüllt von einer seltsamen Neugierde. Vorsichtig, weil er fürchtet, dass ihm der Jüngere diese Frage sehr übelnehmen könnte, und neugierig, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, was sich so jemand wie der gefürchtete Joker tief in seinem Herzen wünschen könnte. Etwas erleichtert stellt der Rächer fest, dass sein Gegenüber langsam die Arme sinken und somit die Mauer aus Trotz und Resignation um sich herum wieder etwas zerbröseln lässt. Stattdessen hockt er nun tief betrübt zusammengesunken auf dem Fahrersitz, hadert mit sich, ob er darauf wirklich antworten soll, und wirkt, als würde er gleich wieder in Tränen ausbrechen. Er gibt ein schweres Seufzen von sich, das seinen seelischen Schmerz perfekt widergibt. Seine Unterlippe zittert verräterisch, als er schließlich antwortet, doch seine Stimme ist so kräftig und fest, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. „Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich immer von einer liebenden Familie geträumt…“, meint er mit hörbarer Sehnsucht in den Worten. Überrascht wendet Bruce ihm das Gesicht zu. Joker ist nur in der Lage über seine Kindheit zu sprechen, wenn er einen klaren Moment in seinem verrückten Zustand durchlebt und sich sein Gehirn an all die Dinge erinnert, die er durch seinen Wahnsinn einbüßen musste. Unter anderen Umständen existiert der Gedanke an so etwas wie Familie im Geiste des Grünhaarigen also gar nicht. Der Joker entsprang aus dem Nichts, geboren aus der Verzweiflung und Einsamkeit einen misshandelten Kindes, und bedarf daher keiner Familie. Schlagartig empfindet Wayne ein schon beinahe unsagbares Mitgefühl für den Jüngeren. Eines, dass er seit ihrem unfreiwilligen Aufeinandertreffen vor etlichen Jahren nicht mehr für ihn aufbringen konnte. Damals wurde es durch die schiere Verzweiflung des vom Wahnsinn Zerfressenen in ihm hervorgerufen, ungeachtet der Tatsache, dass drei grausam zugerichtete Leichen vor den nackten Füßen des Clowns lagen. Denn schließlich war Joker damals noch so jung, kaum zwanzig gewesen, wirkte dabei aber eher wie ein Teenager – ist er doch ganze fünf Jahre jünger noch als Bruce, der Cape und Maske erstmals mit knapp fünfundzwanzig angelegt hatte. Jetzt allerdings scheint das Gefühl sogar noch größer zu seien, haben sie in den letzten Wochen ihrer Gemeinschaft und auch den vergangenen zwölf Jahren ihrer ewigwehrenden Fehde doch viel zusammen durchgemacht, das Batman teilweise verstehen lässt, warum der Grünhaarige so handelt, wie er eben handelt. Ein kleines, aber sichtlich verträumtes Lächeln huscht über die missgestalteten Züge des Prinzen. Der selbsternannte Ritter der Stadt vermutet, dass er sich wohl gerade an seine Mutter erinnert, die immer liebevoll zu ihm war, wie Bruce es durch die verschiedenen Gespräche mit ihm und Edward bis jetzt in Erfahrung bringen konnte. Das Lächeln erstirbt allerdings schnell wieder. „Tja, aus der Traum! Einen herzlichen Dank auch an meinen hirnlosen, versoffenen Schläger von einem Vater…“, wieder schnaubt er in sich hinein und Bruce fürchtet, dass er sich damit jetzt womöglich selbst ins Aus manövriert hat. „Das war doch aber sicher nicht dein einziger Traum, oder?“, hakt er bedacht nach. „Da hast du recht. – Danach habe ich davon geträumt ein ganz normaler Mensch zu sein. Ohne diese Narben, die mich immer daran erinnern, dass es doch niemals passieren wird. Und die den Leuten stets schon von weitem sagten, dass ich nicht ganz richtig im Oberstübchen sein kann, selbst wenn als ich noch gar nichts gemacht habe. – Aber auch das hat selbstverständlich nicht lange gehalten, als ich immer tiefer im Abgrund versunken bin und schließlich zu dem wurde, der jetzt hier neben dir sitzt…“ Der Mitternachtsdetektiv kann regelrecht spüren, wie der kurzweilig klare Moment des Jüngeren sich wieder verflüchtigt – ähnlich wie bei einem Menschen, der an Alzheimer erkrankt ist und nur für wenige Minuten die geliebten Personen seines Lebens erkennt, ehe er wieder haltlos in die Versenkung stürzt –, weswegen er die nächste Frage weitaus vorsichtiger stellt. „Das glaube ich dir gern. – Doch der Joker träumt doch ganz sicher auch von etwas, nicht wahr?“ Erneut ertönt dieses verächtliche Lachen von dem Größeren. „Bis heute Abend habe ich durchaus von etwas geträumt, das nichts damit zu tun hat, wie ich dich eines Tages um die Ecke bringen könnte, doch das ist jetzt auch vorbei. – Mein süßer Ed ist nicht mehr da und somit kann ich auch nicht den Rest meines Lebens glücklich mit ihm verbringen…“ Nun fließen die Tränen wieder und Bruce wird klar, dass der Clown ihm gerade offenbart hat, was er schon geraume Zeit vermutet hat: Das sie beide tatsächlich ein Paar sind. Es versetzt ihm einen Stich ins Herz, seinen erbittertsten Feind durch etwas so Normales gebrochen zu sehen, hatte er so etwas doch nie für möglich gehalten. Ironischerweise hatte er sich immer vorgestellt, dass Jokers einziger Traum nur darin besteht eines Tages Batman so spektakulär und grausam wie nur irgend möglich zu töten, ist er doch von dieser Vorstellung von Anfang an regelrecht besessen gewesen und hat nachdrücklich jedem anderen klargemacht, dass er dem Ritter keinen Schaden zufügen darf, dass nur ihm allein dieses Vergnügen vorbehalten bleibt. Doch das unbekannte Gefühl wirklich geliebt zu werden, hat diesen Wunsch wohl ziemlich verdrängt, wie es dem Schwarzhaarigen scheint, auch wenn er damit noch lange nicht aufgeschoben sein dürfte. Praktisch schon im nächsten Atemzug sind die Tränen allerdings wieder versiegt und der Clown ballt knurrend die Fäuste. „Jetzt habe ich aber einen neuen Traum und von dem wird mich nichts und niemand abhalten können!“, verkündet er enthusiastisch und schlägt mit den Fäusten auf das Lenkrad. Wayne kann gar nicht nachfragen, um was es sich dabei genau handelt, da plappert der junge Mann neben ihm auch schon weiter. „Ich träume davon, diesen dreckigen Waldtypen in seine Einzelteile zu zerlegen! Bis nichts mehr übrig ist! Und dann nehme ich mir diesen Scheiß-Professor vor, der es gewagt hat, diese beschissenen Monster auf meine Stadt loszulassen! Ich werde seine verfluchte Leiche so lange schänden, bis der Dreckskerl wieder aufersteht und dann werde ich ihn so brutal um die Ecke bringen, dass selbst seine verschissenen Monster sich in die Hosen machen würden!“, gebärt er sich aufgebracht. Batman sitzt nur schweigend neben ihm, hin- und hergerissen zwischen Fassungslosigkeit und tiefstem Verständnis für ihn. Gleich einem wilden Tier fletscht der selbsternannte Prinz die Zähne und schnauft dabei wie ein aufgebrachter Stier, der jeden Moment zum Angriff übergeht. Zwei Atemzüge später lässt er die angespannten Schultern und verkrampften Hände jedoch wieder sinken, lehnt sich kraftlos im Sitz zurück und starrt mit erneut feuchten Augen zur Decke des Wagens empor. „Und wenn ich das hinter mir habe, werde ich holen, was immer von meinem süßen Ed noch übrig ist, und es zu diesem hübschen Hügel in der Mitte des Robinson Parks bringen. Dort werde ich ein Grab ausheben, es ihm richtig schön machen…“, seine Stimme bricht einen Moment und die Tränen schwappen über, doch er spricht tapfer, wenn auch schluchzend, weiter. „…dann – dann werde ich mich neben ihn legen –, seine Hand halten – und ein – ein letztes Mal zusehen – wie die Sonne über dieser verfluchten Stadt aufgeht, – die mir nichts als Schmerz und Wahnsinn gebracht hat. – Und – und dann werde ich – ich mir mit Eds Magnum – den Schädel wegblasen! – Mit ihm zu – zusammen zur Hölle fahren, – in der – in der Hoffnung, dort endlich das Glück zu finden, das – das uns hier auf Erden stets vergönnt geblieben ist…“ Völlig aufgelöst weint der sonst so unerschütterliche Prinz des Verbrechens völlig hemmungslos und lässt Batman dadurch wieder dieses unfassbare Mitgefühl für ihn empfinden, von dem er dachte, das es keine Steigerung mehr haben könnte, und dennoch gibt es sie gerade. Vom Anbeginn ihres Zusammentreffens war es ihnen vorherbestimmt, dass sie sich eines Tages gegenseitig umbringen, auch wenn Bruce damit immer ein Problem hatte, da er ja niemanden bewusst töten will. Dennoch hat er sich damit abgefunden, da er tief in sich ein ganz ähnliches Gefühl verspürte wie der Jüngere. Ein nahezu besessenes Gefühl, das schon fast an perfide Eifersucht grenzt, wenn es jemand gewagt haben sollte, dem Joker Leid zu zufügen. Nur er allein sollte derjenige sein, der ihn letztendlich von seinem ewigwehrenden Leid erlöst… Nun zu hören, dass sich der Grünhaarige selbst hinrichten will, weil er seine vermutlich einzig wahre Liebe im Leben verloren hat, schockiert ihn sehr und dennoch versteht er ihn völlig und wünscht sich inständig, dass es genauso für ihn kommen mag. Das es genau das ist, was er sich wahrhaftig wünscht, da es das einzig Richtige zu seien scheint, das Einzige, das er verdient hat und dabei doch das allergrößte Geschenk in seinem verdorbenen Leben. In diesem Augenblick existiert nichts mehr von alledem, was Joker in den letzten zwölf Jahren in Gotham angerichtet hat – kein Chaos, keine Toten, einfach nichts. Nur die Tatsache eines zutiefst gebrochenen, jungen Mannes, der keinen Ausweg mehr sieht. So ist es auch nicht sonderlich verwunderlich, was Bruce als Nächstes tut, auch wenn er es nie für möglich gehalten hätte. Er tut immer wieder Dinge, über die nachzudenken er sich schlichtweg nicht gestattet. So ist es einfach sicherer. Andernfalls würde er wohl Nacht für Nacht denselben Wahnsinn erleiden, wie der junge Mann neben ihm. Es ist, als hätte er eine spezielle Sicherung in seinem Kopf, die immer dann herausspringt, wenn sich etwas in seinem Gehirn zu fragen beginnt: Warum tust du das jetzt eigentlich? Dann wird es sofort dunkel in ihm und er handelt nur noch instinktiv – oftmals zu seinem eigenen Leidwesen, wenn er sich später daran erinnert und die Konsequenzen tragen muss… Doch das hier wird er ganz sicher nicht bereuen. Ehe Joker völlig in seinem Abgrund der Trauer und Verzweiflung versinkt, wendet sich Batman zu ihm. Beinahe grob zerrt er den Jüngeren über die Mittelkonsole hinweg zu sich in seine Arme und drückt ihn ganz fest an sich. Schließt ihn in eine innige Umarmung, die der Prinz seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr so empfangen, und die auch der Ritter bisher nur zwei oder dreimal in seinem Leben geschenkt hat. Für einen Moment erstarrt der Clown in seinem Griff unsicher, dann vernimmt er die tiefe Stimme des anderen an seinem Ohr. „Alles wird gut werden! Wir vernichten dieses Monster und dann bringe ich dich zum Rechtsmedizinischen Institut. Mach mit Norris, was immer du für richtig hälst, ich werde dich nicht aufhalten oder verraten. Du hast drei Minuten und dann fahre ich dich und Edward in den Robinson Park, bringe euch zu dem Hügel. – Und – und wenn es vorbei ist, schaufle ich das Grab zu und pflanze darauf einen Baum…“, haucht er ihm unglaublich sanft entgegen, als würde er stattdessen mit einem verängstigten Kind reden, wobei seine eigene Stimme am Ende auch nicht mehr ganz fest klingt. „Wirklich…“, fragt der Größere unsicher. Batman drückt ihn noch etwas fester an sich. „Selbstverständlich! Das ist das absolut Mindeste, das ich für euch tun kann. Immerhin seid ihr im Kampf für Gotham als Helden gestorben!“, verspricht er ihm, auch wenn Batman wahrscheinlich der Einzige sein dürfte, der im Tod der beiden schlimmsten Plagen der Stadt etwas Heldenhaftes sieht. Daraufhin entspannt sich der Gauner in seinen Armen merklich, erwidert seine Berührung erstaunlich stürmisch und haucht ihm schließlich sogar einen Kuss auf die linke Wange. „Danke…“, flüstert der Joker ungewohnt ergeben und Wayne möchte sich gern vorstellen, dass sie sehr enge Freunde geworden wären, hätte das Gesetz sie nicht immer wieder entzweit. Eine Weile halten sie sich noch in den Armen, reißen praktisch alles nieder, was jemals zwischen ihnen bestanden hat, und trennen sich dann doch etwas verlegen voneinander. Schniefend wischt sich Joker mit dem Ärmel über die feuchten Wangen und ergreift dann wieder das Lenkrad. „Treten wir diesem Scheiß-Vieh in den knorrigen Arsch!“, verkündet er mit seinem gewohnt irren Grinsen, das sogar Bruce ein bisschen ansteckt, gefällt ihm der Clown so doch irgendwie weit besser, als hilflos in seiner Verzweiflung ertrunken. „Aber so was von!“, stimmt er ihm zu und nur eine Sekunde später zischt das Batmobil in einer aufwirbelnden Staubwolke weiter in den Wald hinein. 9 Es gleicht einem Wunder, doch diesmal scheinen sie tatsächlich voran zu kommen. Es kommt ihnen so vor, als warte der Leshy jetzt auf sie, ist inzwischen seinem eigenen Spiel überdrüssig geworden und will die beiden ebenso um die Ecke bringe, wie zuvor den wehrlosen Rätselmeister. Doch so leicht werden sie es ihm keinesfalls machen, das steht mal fest! Nach einer Weile erstreckt sich vor dem Batmobil auf einmal ein seltsames Gebilde. Am ehesten lässt es sich wohl noch als Höhle beschreiben, dennoch ist der Anblick alles andere als gewöhnlich. Doch was ist in Gotham schon gewöhnlich? Genau, nichts! Und daher ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass das Ganze wie aus einer wilden Fantasie entsprungen aussieht. Die Höhle befindet sich nämlich nicht im Felsgestein, wie etwa der Eingang zu Batmans Unterschlupf, sondern wird nur aus Bäumen gebildet. Dabei scheinen sie sich völlig der Natur zu entziehen, in dem sie sich auf so groteske Weise verbiegen, als würden sie aus Gummi bestehen und nicht aus fester Borke und hartem Holz. Von ihrem verwurzelten Stamm aus biegen sie sich beinahe kreisrund von beiden Seiten um einen gemeinsamen Mittelpunkt, wobei ihre eng miteinander verschlungenen Äste die obere Begrenzung der Konstruktion bilden. Gleichzeitig wirken sie aber wie herabhängende Finger, die einem packen und in Stücke reißen könnten, sollte man es wagen der Behausung des Leshy zu nahe zu kommen. Einen Moment gönnen sich die zwei ungleichen Rächer der Stadt, um das bizarre Bild auf sich wirken zu lassen, dann steht Jokers Entschluss fest. „Fackeln wir das Mistvieh ab!“, verkündet er ganz in seiner gewohnt verrückten Art. Bruce ist sich dabei nicht ganz so sicher, ob er dem durchgeknallten und zurzeit auch noch erschreckend emotional gesteuerten Clown so einfach freie Hand lassen soll oder nicht. Immerhin kann er sich sehr gut vorstellen, wie es aussieht, wenn der Grünhaarige etwas abfackeln möchte. Das ist schon unter normalen Umständen ein wahres Inferno. Da will er sich gar nicht ausmalen, wie das ausarten könnte, wenn er jetzt all seine Wut und Trauer in die Tat hineinlegt, auch wenn er das Handeln das Jüngeren ziemlich gut nachvollziehen kann. Dennoch bereitet es ihm Sorge, schließlich ist das hier auch Batmans Wald, und Wayne Manor liegt nur ein paar Meilen von hier entfernt und wäre dem Ganzen womöglich schutzlos ausgeliefert… Sichtlich beunruhigt ergreift er daher die Hand des jungen Mannes, ehe sie den Knopf zum Ablassen des Nitrotreibstoffs erreichen kann. Irritiert und mit einem sichtlichen Anflug von Wut, wendet Joker ihm das Gesicht zu. Grob reißt er sich aus dem Griff des Älteren los und mustert ihn schmollend. „Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schwer das gerade für dich sein muss, dennoch muss dir auch bewusst sein, dass du nicht einfach blindlinks den ganzen Wald abfackeln kannst!“, mahnt ihn der Schwarzhaarige durchdringend. „Deine Sorge in allen Ehren, mein Großer, aber ich weiß schon, was ich tue, also vertrau mir…“, kommt es erstaunlich locker zurück. Der Dunkle Ritter hat da aber verständlicherweise so seine Zweifel, schließlich kennt er den Clown ja nicht erst seit gestern, auch wenn die Situation eine ganz neue ist und er damit noch schwerer zu durchschauen. Aber was bleibt ihm auch schon anderes übrig? Soll er den Jüngeren etwa K.O. schlagen und sich selbst etwas anderes einfallen sollen? Das wäre mehr als nur töricht und auch noch äußerst schwierig, zumal ihm der Grünhaarige das niemals verzeihen würde. Sein Misstrauen schlägt sich scheinbar erstaunlich deutlich in seinem sonst so gefassten Gesicht nieder, sodass Joker ihn eindringlich mustert. „Mach dir nicht ins Cape, Batsy! Ich werde deinen heißgeliebten Wald schon nicht völlig verkohlen. Wenn meine Vermutung stimmt, wird das auch gar nicht nötig sein. Unser ach so feiner Beschützer des Waldes wird das sicher nicht zulassen…“, nichtssagend grinst der Jüngere in sich hinein, startet wieder den Motor und fährt dann ein gutes Stück den Weg zurück. Dann bremst er hart ab, dass die Reifen ein ohrenbetäubendes Quietschen von sich geben, während die Bremsen zu greifen versuchen. Gleichzeitig reißt er aber das Steuer bis zum Anschlag herum, sodass der schwere Wagen auf dem weichen Teppich alter Blätter und Nadeln ins Schleudern gerät. Die kontrolliert hervorgerufene Drehbewegung nutzt der Clown, betätigt nun doch den Knopf zum Ablassen des Nitrotreibstoffs, und verteilt die leichtentzündliche Flüssigkeit so in einem weiten Bogen. Einen kleinen Rest lässt er jedoch im Tank, damit sie auch wieder zurück zur Höhle kommen oder flüchten können, sollte es nötig sein. Zudem zündet er den Hyperspeed, wobei eine hellleuchtende Flamme aus dem Auspuff hervorschießt. Diese entzündet nun den vergossenen Treibstoff und innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde brennt alles um sie herum lichterloh. Noch während die Flammen in den Himmel hinaufsteigen und die wintertrocknen Bäume trotz des kurzen, vom Leshy hervorgerufenen Regens, erstaunlich schnell in ihre vernichtende Umarmung schließen, setzt sich das Batmobil auch schon wieder in Bewegung und geht in der Nähe hinter einer anderen Gruppe Bäume in Deckung. 10 Es dauert auch nur einen kurzen Moment, dann ertönt ein überraschter Schrei aus der Höhle. In der Stimme des Leshy mischen sich Wut und Schrecken gleichermaßen zu einem verzweifelt menschlichen Laut. Mit großen Schritten stürmt das Wesen regelrecht aus seinem Versteck heraus und, obwohl das nicht länger als ein paar Sekunden dauert, steht bereits ein beachtlicher Teil des Waldes lichterloh in Flammen. Die weit aufgerissenen, glänzenden Augen des Monsters versuchen diesen fürchterlichen Anblick irgendwie zu begreifen. Dabei wirken sie so, als würde der Leshy gleich bitterlich zu weinen anfangen. Für den Bruchteil einer Sekunde empfindet der Schwarzhaarige unverständlicherweise sogar Mitleid mit dem Waldmenschen. Wäre er nicht durch die Hände dieses wahnsinnigen Professors erschaffen worden, wäre der Leshy, trotz seiner Fehler und Eigenheiten, ganz sicher ein sehr treuer und verlässlicher Beschützer. Doch wie so viele andere hier in Gotham auch, ist er schrecklich fehlgeleitet und ihm muss Einhalt geboten werden. Es ist einfach besser so. Allerdings wartet auf ihn nur der Tod und somit bezahlt er einen weit höheren Preis, als all die Verrückten, mit denen es Batman Nacht für Nacht aufnehmen muss… Nahezu verzweifelt stolpert der Leshy immer dichter an die Flammen heran. Mit seiner Macht lässt er es erneut regnen, doch es nützt nichts – der spezielle Nitrotreibstoff lässt sich mit Wasser allein nicht löschen. Diese unausgesprochene Tatsache verwirrt das Monster zu tiefst. So versucht er es mit Schnee und Hagel, aber auch das bringt nichts. Das Feuer breitet sich nur immer noch weiter aus. Das Wesen gibt ein schwer getroffenes Heulen von sich und beginnt schließlich damit Erde auf die Flammen zu werfen. Allerdings besteht der Großteil des Bodens nur aus alten Blättern und Nadeln, sodass das Feuer damit nur noch mehr angestachelt wird. Ganz plötzlich lässt das Wesen dann die Schultern hängen, als würde es letztendlich begreifen, dass es keine Chance hat. Langsam wendet der Waldmensch den Kopf herum und blickt zum Batmobil, das in sicherer Entfernung abwartet. Der Leshy schenkt den beiden Insassen einen letzten, überaus schmerzlichen Blick. Sein Gesicht, das wie das eines alten Mannes aussieht, verwandelt sich in abgrundtiefe Traurigkeit. Dann richtet er den Blick wieder auf die Flammen, starrt sie einen Moment lang gebrochen an und setzt sich dann in Bewegung. Noch ehe sein Körper überhaupt mit dem Feuer in Berührung kommt, lecken die Flammen auch schon überaus hungrig an ihm. Sie ziehen ihn mit erschreckender Geschwindigkeit in ihre todbringende Umarmung und verschlingen ihn dann so endgültig, als wäre er nichts weiter gewesen, als ein schlichtes Papiermännchen. Von fassungsloser Faszination ergriffen betrachten die beiden ungleichen Rächer Gothams das kaum begreifliche Schauspiel. Dennoch kommt Bruce nicht umhin, Parallelen zwischen dem Leshy, sich und Joker zu erkennen. Im Grunde war er ein Kämpfer, genau wie sie auch, und hat nur versucht das zu beschützen, was ihm am meisten bedeutet. Letztendlich war er sogar bereit für seine Liebe zu sterben, ganz so wie es sich der verrückte Clown für sich selbst ausgemalt hatte, und wie es durchaus auch Batman für seine Stadt und deren Bewohner tun würde… 11 „Scheiße! – Hast du das gesehen?“, kommt es nach einer Weile ungewohnt sprachlos vom Joker, in der die beiden schweigend dagesessen und dem Leshy beim Verbrennen zugesehen haben. Von Batman kommt nur ein nichtssagendes Brummen, doch er kann es selbst kaum glauben. „Das Vieh – ich meine, es hat doch praktisch Selbstmord begangen, oder?“, hakt der Clown nach. Erneut nur ein Brummen von dem Mitternachtsdetektiven. Für einen Augenblick tritt wieder Stille zwischen sie, die der Grünhaarige dann aber doch schnell unterbricht. „Denkst du, es ist wirklich tot?“, fragt er verwirrt, dennoch schwingt eine Art penetrante Hoffnung in seiner Stimme mit. „Ich denke schon…“, erwidert der Ältere etwas unsicher und betrachtet eingehend das sich weiter ausbreitende Feuer. Hofft, dass sich kein Schatten in den Flammen erhebt und einen letzten verzweifelten Versuch zum Angriff plant. Doch nichts dergleichen scheint zu passieren. Schließlich gibt Bruce ein Seufzen von sich und ordnet gedanklich alles richtig an, damit er nichts Wichtiges vergisst, was jetzt getan werden muss. „Meinst du, du schaffst es noch mal so einen Bogen zu fahren, nur dichter an den Flammen?“, will der Schwarzhaarige von ihm wissen. Bereit, es selbst auszuführen, sollte sich Joker dazu nicht in der Lage befinden. Mit erhobener Augenbraue mustert ihn der Jüngere eindringlich und versucht sich zusammen zu reimen, was der andere wohl von ihm will. „Sicher! Wenn du es verkraftest, dass deinem Baby der Lack angesenkt wird, klar. Aber wozu?“ „Wir können nicht warten, bis die Feuerwehr hier ist und versucht das Feuer zu löschen. Bis dahin könnte der ganze Wald niederbrennen. Zudem könnten sie die Höhle finden und uns entdecken. Also müssen wir es selbst machen.“, meint er ernst und deutet dann auf einen Knopf auf dem Armaturenbrett. „Hiermit wird ein spezieller Löschschaum versprüht, der dazu dient im Notfall den Nitrotreibstoff zu löschen. Wie bei einem Feuerlöscher funktioniert das jedoch nur einmal, also musst du möglichst präzise die Feuerwand erwischen, ehe der Vorrat aufgebraucht ist.“, erläutert er kurz. „Wie lange?“ „Höchstens fünf Sekunden.“ „Das reicht doch allemal!“, flötet der Clown schon fast wieder ausgelassen und setzt rückwärts aus ihrem Versteck. Er mag vielleicht oftmals an Selbstüberschätzung leiden, aber seine Fahrkünste und Fingerfertigkeiten stehen denen von Batman in nichts nach. Erde aufwirbelnd fährt er ein ganzes Stück am Feuer entlang, schätzt den nötigen Bogen ab, tritt dann so unvermittelt auf die Bremse, dass Bruce heftig in den Sitz geworfen wird, und reißt schließlich ruckartig das Lenkrad herum. Gehorsam schlittert der schwere Wagen über den weichen Untergrund, wirbelt dabei noch mehr Blätter und Nadeln auf. Das Hinterteil bricht dabei wie geplant aus und taucht in einem exakten Bogen in die Flammen ein, wobei ein dichter, weißer Nebel durch einige Düsen am Heck verspritzt wird, der sich rasch zu einem schier undurchdringlichen Schaum aufbläht und das Feuer qualvoll erstickt. Erst als das Batmobil wieder zum Stehen kommt, wird ersichtlich, dass Joker tatsächlich alle Flammen in einem Rutsch erwischt hat. Schnaufend sitzen die beiden ungleichen Verbündeten da und betrachten den dichten Qualm, der sich anstelle des Feuers nun im Wald ausbreitet. „Das hast du gut gemacht.“, setzt Wayne zu einem Lob an, doch Joker scheint ihm gar nicht zu zuhören. Der Grünhaarige starrt wie gebannt durch die Windschutzscheibe. „Oh, Gott…“, bringt er erstickt hervor, während seine Augen so weit aufgerissen sind, dass sie praktisch aus den Höhlen zu quellen scheinen. Irritiert folgt Batman seinem Blick und ist dann nicht minder entsetzt. Das gepanzerte Fahrzeug kam genau so zum Stehen, dass die Schnauze nun in Richtung des Verstecks des Leshy deutet. Da von dem Wesen inzwischen jedoch nicht mehr als ein Haufen Asche übrig ist, erlischt auch der letzte Rest seiner Macht. Der Wald nimmt wieder seine ursprüngliche Gestalt an. Somit verschwinden die grotesk gebogenen Bäume, die seinen Unterschlupf gebildet haben. An ihrer Stelle wird nun aber ein Baum sichtbar, der dort tatsächlich steht. Und dort wie an einem Galgen angeheftet, hängt der Riddler! Die starken Scheinwerfer des Batmobils zeigen dabei erschreckend deutlich, was ihm widerfahren sein muss. Seine Sachen sind völlig zerrissen und regelrecht mit Blut getränkt. Seine sonst so ordentlich gekämmten Haare hängen ihm wirr ins Gesicht und verdecken es gnädiger Weise völlig. Auch sie sind mit dem roten Lebenssaft überzogen und wirken damit fast so schwarz wie die des Ritters. Seine Krawatte scheint das einzige Stück Stoff zu seien, das noch heil ist, was aber vielleicht auch nur daher rührt, dass der Leshy sie als Schlinge geknüpft und wieder um den Hals des Rätselmeisters gelegt hat. Das andere Ende ist an einem Ast direkt über dem Kopf des Brünetten gebunden. Dieser allein würde aber ganz sicher nicht das Gewicht des jungen Mannes tragen, um ihm wirklich gefährlich zu werden. Dafür sorgt allerdings der fragenzeichenförmige Stab, der dem Ganoven mit seiner überaus scharfen Klinge direkt ins Herz gerammt wurde! „Nein…“, entkommt es dem Clown den Tränen nahe, wurden seine schlimmsten Befürchtungen doch gerade noch übertroffen. Doch das ist noch nicht alles, wie die beiden nun feststellen müssen. Kaum, dass sie Edwards grausigen Anblick auch nur halbwegs verinnerlicht haben, entspringt auf einmal aus dem Nichts ein neues Feuer und hüllt den Leichnam des Rätselmeisters innerhalb eines Sekundenbruchteils vollkommen ein! „Nein!“, platzt es ungehalten aus dem aufgelösten Grünhaarigen heraus. Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und verlässt so schnell das Batmobil, dass Bruce ihn nicht mehr zu fassen bekommt. „Joker, nicht! Du wirst verbrennen!“, ruft er ihm noch nach und hastet ebenfalls aus dem Wagen. Wie nicht anders zu erwarten hört ihm der Jüngere jedoch nicht zu. Wayne kann das nur zu gut nachvollziehen, hatte sich der Verrückte doch eh schon vorgenommen die nächste Nacht nicht mehr zu erleben. Das hier wirft jetzt allerdings seinen ganzen Plan über den Haufen und somit ist ihm auch jedes Mittel recht, um dem entgegenzuwirken. Selbstverständlich kann Batman das aber nicht zulassen. Nach allem, was bisher passiert ist, könnte er es nicht ertragen den Joker – seinen größten Widersachen und nun doch irgendwie ein enger Verbündeter – so unehrenhaft verbrennen zu lassen. Im letzten Moment bekommt er ihn doch noch zu fassen und zieht ihn von den gefährlichen Flammen zurück. Heftig wehrt sich der junge Mann dagegen. „Nimm sofort deine Griffel von mir! Ich muss Ed retten!“, brüllt er über das vernichtende Tosen des Feuers hinweg. „Er ist tot, verdammt! Und ich lasse es nicht zu, dass du ebenfalls verbrennst!“, gibt der Dunkle Ritter erzürnt zurück und umklammert ihn fester. „Das ist ganz allein meine Entscheidung!“, blafft der Jüngere zurück. Dann gibt es ein widerliches Reißen, als die Zwangsjacke des Grünhaarigen unter der heftigen Gegenwehr nachgibt und es ihm so gelingt sich aus Bruce´ Griff zu befreien. „Ed!“, ruft er verzweifelt, während er vorwärts stolpert und dann ungehalten und mit blankem Oberkörper in die Flammen hineinrennt. „Joker, nein!“ Doch es ist zu spät. Knurrend beißt Batman die Zähne zusammen, schlingt sich dann sein Cape um den Körper und folgt ihm in die alles verbrennende Hölle… 12 Oder auch nicht. Als er in das Feuer eintaucht, umfängt ihn nicht diese atemberaubende Hitze, dieses erdrückende Gefühl, dass es keinen Ausweg mehr gibt und man unter elenden Schmerzen zu Grunde gehen wird. Stattdessen – nichts! Keine Hitze, kein beißender Rauch. Es ist, als wäre er in eine Art Hologramm getreten. Er sieht die Flammen, so hell, dass ihm die Augen davon schmerzen, doch sonst stimmt nichts daran. Resignierend lässt Batman nach einem Moment die Arme sinken. Sein Cape fällt hinter ihm herab und bewegt sich träge ihm schwach aufkommenden Wind. In diesem Moment begreift er es. Der Leshy mag nun zwar tot sein, aber sein Selbstmord war durchaus durchdacht. Während sich seine beiden Widersacher durch den endlos wiederholenden Wald gekämpft haben, hat das Monster eine letzte Illusion vorbereitet, die die zwei Rächer noch lange nach seinem Ableben beschäftigen oder sogar in die Flucht schlagen wird. Und das Ganze hat er wohlwissend so inszeniert, dass es erst sichtbar wird, wenn sein Schöpfer das Zeitliche gesegnet hat. Das fast schon erschreckend humanoide Aussehen des Leshy war also nicht das einzig Menschliche an ihm. Auch sein Denken und Handeln hatte sehr viele überaus durchdachte Züge und macht sein Handeln damit nur noch verständlicher. Trotz der Tatsache, dass er sich bewusst ist, dass das Feuer nicht wirklich existiert, bewegt sich Bruce dennoch überaus vorsichtig vorwärts. Allein schon aus dem Grund, dass sich Joker inzwischen ganz sicher auch bewusst ist, dass ihm das Feuer nichts anhaben kann, er aber durch Edwards grausiges Ableben nur noch mehr dem Wahnsinn verfallen sein könnte. Schwer setzt er einen Schritt vor den anderen und bemerkt dabei, wie sich das falsche Feuer hinter ihm wieder aufzulösen beginnt. Als er den Clown schließlich erreicht, hockt dieser auf dem Boden. Eds Kopf liegt auf seinem Schoß, doch am Körper des Brünetten ist kein Blut auszumachen, abgesehen von einem dünnen Rinnsal, das aus seinem Mund herausläuft. Auch seine Kleidung ist völlig unversehrt, die Krawatte noch immer sorgsam gebunden. Der Stab des Rätselmeisters liegt in einiger Entfernung auf dem Teppich aus Blättern und Nadeln. Die messerscharfe Klinge steckt jedoch verborgen in seinem Schaft. War also auch der Tod des Ganoven vom Leshy nur inszeniert? Wayne tritt noch einen Schritt näher heran und mit diesem Schritt verschwindet das falsche Feuer um sie herum vollkommen. Nun hat er einen ungetrübten Blick auf die beiden. Ja, Edward wirkt völlig unversehrt, scheint nur zu schlafen oder ohnmächtig zu sein. Joker bemerkt diese Tatsache allerdings nicht oder begreift sie schlichtweg gar nicht mehr, zu sehr ist er gefangen in der schrecklichen Illusion seines Todes. Vielleicht glaubt er, dass das Ganze auch nur ein Trick sein könnte, so wie das Feuer? Dafür scheint ihm aber sein ursprünglicher Plan wieder eingefallen zu seien. In seiner entsetzlichen Trauer und seinem Schock, über den grausigen Anblick seines Freundes, hat er ihn aber größtenteils über den Haufen geworfen. Stattdessen will er es wohl gleich hier an Ort und Stelle zu Ende bringen. Heftig weinend hockt er da und umklammert die Magnum des Riddlers. Zitternd spannen seine Finger den Hahn pressen dann die Mündung der Waffe gegen seine rechte Schläfe, während sich sein Zeigefinger um den Abzug krampft. Der Anblick bricht Batman noch mehr das Herz, als es der des Brünetten schon getan hat. Dennoch lässt er sich davon nicht zurückhalten oder einlullen. So darf es einfach nicht enden. Das hat keiner der beiden verdient. Es muss genau so enden, wie es ihm Joker vorhin erzählt hat – so und nicht anders! Und er wird alles dafür tun, um dem letzten Wunsch des Verrückten zu erfüllen, auch wenn dieser dazu nicht mehr bereit sein sollte… So überbrückt der Dunkle Rächer den kurzen Abstand zwischen ihnen und reißt dem Grünhaarigen die Waffe einfach grob aus der Hand. Entsetzt und dennoch trotzig blickt ihn die Jüngere daraufhin in Tränen erstickt an. Kurz darauf lässt er jedoch schuldbewusst den Kopf hängen. Dabei wirkt er wieder wie ein kleiner Junge, der etwas angestellt hat und nun von seinem Vater ausgeschimpft wird. Batman steckt die Waffe unterdes in seinen Gürtel und will sich dann hinknien, um zu sehen, wie es wirklich um den Riddler steht. Allerdings kommt er nicht soweit. Still verharrt er stattdessen mit der Hand noch immer am Gürtel. Die Schultern des Grünhaarigen beben wieder heftig. Unmelodisch durchdringt sein Weinen den Wald. Dann legt sich jedoch sanft und kraftlos eine Hand auf seine Wange und versucht die heißen Tränen darauf zu stoppen. „Nicht weinen, – mein Prinz…“, kommt es schwach keuchend von Nigma, während er langsam den Kopf dreht, um seinem Partner in die Augen sehen zu können. Seine Worte sind noch so leise, dass der Angesprochene sie zuerst gar nicht wahrnimmt. Erst die Hand auf seiner Wange lässt ihn spüren, dass etwas anders ist. „Nicht doch…“, haucht Edward erneut in tröstendem Tonfall und nun sieht Joker ihn direkt an. Allerdings begreift er nicht, was er dort sieht. „Nein…“, entkommt es ihm ungläubig und er wendet das feuchte Gesicht ab. „Das ist alles nicht echt! Du bist tot!“, platzt es dann ungehalten aus ihm heraus. Verkrampft ballen sich seine Hände zu Fäusten und hämmert damit gegen seine pochenden Schläfen, knirschend beißt er die Zähne aufeinander und schüttelt immer wieder heftig den Kopf. „Nein, bin ich nicht…“, versucht Riddler ihm klarzumachen, doch seine Worte stoßen nur wieder auf eine Mauer. „Halt´s Maul!“, brüllt Joker ungehalten. Heftig presst er sich dabei die Hände auf die Ohren und weint nur noch heftiger. Traurig schafft es Ed Batmans Blick zu finden, in der Hoffnung auf Hilfe. Daraufhin setzt sich Bruce wieder in Bewegung, kniet nun nieder und hilft dem Brünetten in eine sitzende Position. „Das ist kein Traum, oder? – Ich lebe und – ihr habt das Monster besiegt?“, kommt es noch etwas zweifelnd von dem Jüngeren. „Blicke mir ins Gesicht, die Zahl dreizehn findest du dort nicht.“, meint Wayne ausdruckslos. Nigma zögert keine Sekunde mit der Antwort. „Eine Uhr.“ „Ja, genau. Doch woher kenne ich dieses Rätsel?“, fragt der Dunkle Ritter weiter. Verwundert sieht der Jüngere ihn an. „Das war eines der Rätsel, die ich dir damals aufgetragen habe. Als wir uns das erste Mal begegnet sind und ich all die Geiseln in der Bank festgehalten habe.“, erläutert der junge Mann völlig selbstsicher und auch ein kleines bisschen stolz. „Da hast du deine Antwort. Du lebst und der Leshy ist Geschichte. Und jetzt kümmere dich um deinen Gefährten, bevor er noch etwas Unüberlegtes tut…“ Vielsagend senkt der Schwarzhaarige den Blick. Ed folgt seinen Augen und entdeckt seine Magnum in Bruce´ Einsatzgürtel. Er braucht nur einen Moment, um zu begreifen, was der völlig aufgelöste Clown womöglich versucht hat. Mitleidig betrachtet Ed den weinenden Grünhaarigen, der sich immer noch kindlich die Hände auf die Ohren presst und den Kopf schüttelt, um all das Chaos in seinem Geist irgendwie wieder in eine für ihn verständliche Bahn zu bringen. Der Brünette wirft einen letzten, prüfenden Blick zu dem Rächer, doch dann schmeißt er seine Bedenken über Bord. Schließlich hat Batman dasselbe Wort für Joker verwendet, das Edward immer benutzt, um ihre Beziehung zu veranschaulichen. Und das will schon irgendwo etwas heißen, denkt er sich. Von daher ist er sich sicher, dass Wayne spätestens jetzt begriffen hat, was zwischen ihnen ist. Es im Augenblick sogar akzeptiert und befürwortet und sei es nur, damit Joker wieder zu sich findet. Das genügt Nigma jedoch völlig. Er wendet sich wieder seinem Partner zu, fängt ihn sanft ein und umklammert dessen Handgelenke. Mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen betrachtet ihn der halbnackte Clown hilflos in seinen Gefühlen ertrunken. Vorsichtig zieht Ed ihm die Hände von den Ohren. „Nicht, Joker! Es ist vorbei und mir geht es gut…“, versucht er ihm noch einmal langsam klarzumachen. „Lüg mich nicht an…“, flüstert der Jüngere erstickt. „So etwas würde ich niemals tun, mein Prinz!“, haucht Nigma zurück. Ehe sein Gegenüber noch etwas erwidern kann, legt ihm der Ältere die Hände in den Nacken, zieht ihn näher zu sich heran und verführt ihn dann zu einem innigen Kuss. Überrascht weiten sich die braunen Augen und der Grünhaarige verkrampft sich regelrecht unter dieser Berührung. Doch sie hat etwas sehr Vertrautes, etwas Unverwechselbares, das er dachte niemals wieder spüren zu dürfen. Neuerliche Tränen rinnen seine erhitzten und inzwischen auch völlig verschmierten Wangen hinab, diesmal sind es aber Freudentränen. Überschwänglich zieht er den Rätselmeister in seine Arme, dass diesem fast schon die Luft wegbleibt, und erwidert dann den Kuss so ausgehungert und nachdrücklich, dass Edward nur noch ein überfordertes Keuchen von sich geben kann. Dennoch unterbricht er ihre Verbindung nicht, zieht den zierlichen Clown stattdessen noch etwas fester an sich und versucht seinem Freudenausbruch irgendwie standzuhalten. Ein sichtlich erleichtertes und auch zufriedenes Schmunzeln breitet sich auf Batmans Zügen aus und er gönnt den beiden noch ein paar Momente. Schließlich räuspert er sich aber doch, woraufhin sich die zwei nur schwerlich von einander trennen und ihn ansehen. „Wir sollten zur Höhle zurück, dann kann Alfred dich durchchecken.“ „Das klingt gut.“ Er wirft einen prüfenden Blick zu seinem Partner, der ihn nur heilfroh betrachtet, als könne er sein Glück noch immer nicht fassen. „Und ich denke, wir bleiben diesmal etwas länger, wenn es dir recht ist. Laut Norris´ Aufzeichnungen ist nämlich nur noch ein einziges Monster übrig!“, verkündet der Brünette mit sichtlicher Erleichterung. Batmans blaue Augen weiten sich überrascht. „Wenn das wirklich wahr ist, wäre das einfach unglaublich! Und selbstverständlich ist mein Haus auch euer Haus!“, erwidert Bruce ehrlich erfreut, dass Nigma das Kriegsbeil zwischen ihnen begraben zu haben scheint. Kurz darauf hilf der sich nun wieder Herr seiner Selbst befindliche Joker seinem Freund auf die Beine. Doch dabei belässt er es nicht, wie Nigma peinlich berührt feststellen muss. „Was tust du denn?“, fragt er unsicher, als ihn der Jüngere geschickt auf die Arme hebt, als wäre Ed eine Jungfrau, die der Clown gerade aus ihrer Not befreit hätte. „Siehst du doch. Ich trage dich zur Höhle zurück.“, bekommt er bestimmend als Antwort. „Aber – ich kann selbst laufen…“, meint der Rätselmeister völlig überfordert und mit hochroten Wangen. „Vergiss es, mein Hübscher!“, flötet der Jüngere grinsend und drückt ihm einen Kuss auf die erhitzte Wange. Damit ist die Diskussion auch schon im Keim erstickt und Riddler ergibt sich theatralisch seufzend seinem Schicksal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)