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Monster rumble

von

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Armitage’s King


 

1
 

Zwei Tage sind vergangen, seit Riddler ihm die Meinung gegeigt hat und dann mit dem Joker auf nimmer Wiedersehen verschwunden ist. Batman hatte in dieser Zeit wenigstens die Chance sich vom fiesen Angriff des Brünetten zu erholen, was seine Laune aber nicht sonderlich gehoben hat. Zwar ist er äußerlich ganz froh die beiden Spinner wieder los zu sein, innerlich ist er aber schrecklich aufgewühlt und versucht zu verdrängen, was diese Irren anstellen könnten, wenn er kein Auge auf sie haben kann. Ob sie ihre neugewonnene Freiheit ausnutzen und ihm nun tatsächlich in den Rücken fallen könnten, wie er es die ganze Zeit über schon befürchtet. Immerhin war der Rätselmeister in dieser Nacht alles andere als angetan, was ja schlussendlich zu diesem unvorhergesehenen Ausbruch geführt hat. Das hätte Bruce ihm nun wirklich nicht zugetraut. Der verrückte Clown hat einen ganz schlechten Einfluss auf den eigentlich sonst so handzahmen Nigma und das gefällt dem Dunklen Ritter immer weniger. Kein Wunder also, dass sein Gemüt gleich dem Wetter einem einzigen Chaos entspricht. Dieser neunzehnte Dezember ist geprägt von einem schneidenden Wind, der die gefühlte Temperatur weit unter minus fünfzehn Grad fallen lässt.
 

Mit einem tiefen Grummeln sitzt Batman nun vor seinem riesigen Computer und versucht systematisch alles durchzugehen, was bisher passiert ist, um sich vielleicht doch einen Reim darauf zu machen, was als Nächstes kommen könnte. Er ist sich bewusst, dass das Ganze noch längst nicht ausgestanden ist, doch nur Edward kann ihm sagen, wie viele Monster noch frei rumlaufen könnten. Bei diesem Gedanken verstärkt sich sein Grummeln nur noch, sodass Alfred das Gefühl bekommt in den Käfig eines überlaunigen Panthers getreten zu seien, statt in die ihm wohlvertraute Bathöhle. Er unterdrückt ein schweres Seufzen und nähert sich seinem Herrn dann möglichst locker. Demonstrativ stellt er die Tasse Kaffee neben ihm ab und betrachtet kurz die Aufzeichnungen auf dem Monitor. „Master Bruce, denken Sie wirklich, dass Sie allein damit weiterkommen?“ „Was bleibt mir schon anderes übrig?“ „Vielleicht sollten Sie die beiden suchen und sich entschuldigen? Vielleicht gibt Mister Nigma Ihnen dann wenigstens die Notizen?“ „Und riskieren, dass der durchgeknallte Clown wieder eine Waffe auf mich richtet und Nigma ihm inzwischen so hörig ist, dass er wie ein tollwütiger Hund auf mich losgeht, sobald der Spinner mit den Fingern schnippt? Nein, danke...“ Ein erneutes Seufzen vom Butler. „Denken Sie nicht, dass das nur eine einmalige Sache war? Eine stressbedingte Kurzschlussreaktion von Mister Nigma?“ „Das würde ich nur zu gern glauben. Doch es ist einiges zwischen den beiden vorgefallen, das sie enger als je zuvor zusammen gebracht hat. Der Riddler ist deswegen nicht mehr er selbst und ich kann ihn nicht mehr so einfach unterwerfen, wie früher immer. – Das macht mir sogar schon mehr Sorgen als diese Monster. Er ist regelrecht unberechenbar geworden...“
 

„Denken Sie denn, dass sich die beiden nun endgültig verbündet haben?“, fragt der Grauhaarige etwas unbehaglich, da er sich nicht ausmalen will, was zwischen den beiden vorgefallen sein könnte. „Schon möglich. Aber da ist noch etwas anderes. Es scheint direkt vor meiner Nase zu sein und dennoch komme ich nicht drauf, was es genau ist, oder will es schlichtweg nicht wahrhaben, weil es die zwei betrifft. Doch es schweißt die beiden enger zusammen, als mir lieb ist...“ Ganz hinten in seinem Kopf formt sich die Erinnerung an den ein oder anderen Kuss, den die beiden geteilt haben und er beginnt sich zu fragen, ob die zwei womöglich eine Art Affäre miteinander begonnen haben und sich Ed deswegen so auf die Hinterbeine stellt. Er schlichtweg verteidigen will, was er sich so hart erarbeitet hat. Batman will es nicht, doch er beginnt sich ebenfalls zu fragen, was oben hinter der verschlossen Tür des Gästezimmers alles passiert sein mag, das die beiden so viele Tage und Nächte miteinander geteilt haben. Allein die vage Vorstellung widert ihn an, obwohl er für gewöhnlich kein bisschen homophob oder dergleichen ist. Doch das ist einfach nur abartig, erst recht diese beiden und dann auch noch in seinem Haus – praktisch vor seiner Nase! Heftig schüttelt er den Kopf und erhebt sich dann ruckartig. „Sir?“, entkommt es Alfred verwundert. „Ich brauche die beiden nicht, weder jetzt noch irgendwann sonst! Ich kann das Ganze immer noch auf die altmodische Weise machen...“, endet der Schwarzhaarige entschlossen, springt ins Batmobil und macht sich zu seiner nächtlichen Patrouille auf.
 


 

2
 

Die Nacht neigt sich schon fast ihrem Ende und verlief für Batmans Verhältnisse bisher nahezu erschreckend friedlich. Keine Spur von irgendwelchen Monstern oder gar dem Riddler und dem Joker. Brummend hadert Bruce mit sich es für Heute gut sein zu lassen. Es bringt einfach nichts ohne einen Anhaltspunkt durch die Stadt zu fahren. Gerade als er betrübt umkehren will, beginnt der Polizeifunk aufgebracht zu knistern. Der Dunkle Ritter schenkt dem Ganzen jedoch nicht wirklich Beachtung und wendet den Wagen Richtung Heimat. Allerdings stoppt er dann abrupt, als er die fast schon hektische Stimme aus dem Mikro dringen hört. Es ist Gordon und ein Knacken im Gerät verrät Wayne, dass der Commissioner auf eine andere Frequenz gewechselt hat, um nach einigen Ankündigungen für seine Männer nun persönlich mit Batman reden zu können. Also muss etwas vorgefallen sein, dass sein Eingreifen nötig macht. Vielleicht sind Riddler und Joker doch wiederaufgetaucht und laufen jetzt irgendwo Amok? Bei der Vorstellung und seinen ungewollten Gedanken vorhin, muss er irgendwie an das Gangsterpärchen Bonny und Clyde denken, wobei er sich nicht ganz sicher ist, wer von beiden Bonny und wer Clyde sein soll. Doch er schüttelt den Gedanken schnell wieder ab und fährt stattdessen rechts ran.
 

„Bist du da?“, schallt es auch schon aus dem Mikro. „Ja.“, brummt Bruce nichtssagend zurück. Obwohl sie auf einer eigenen, geheimen Frequenz miteinander reden, beschränken sie aus Sicherheitsgründen ihre Gespräche nur auf das Wesentliche und vermeiden unnötige Informationen oder Namen, benutzen zumeist auch nur einen Code, den sie sich gemeinsam ausgedacht haben und der mit dem Polizeicode nichts gemein hat. Man weiß ja nie, wer sich vielleicht doch irgendwo mit einklinkt. „Es gibt Unruhe in BG.“, teilt ihm der Rothaarige angespannt mit. BG steht dabei für das Blackgate Gefängnis ganz im Süden Gothams. Ganz ähnlich wie das Arkham Asylum wurde auch es auf einer Insel errichtet, um es möglichst ausbruchsicher zu machen, was aber nur bedingt funktioniert. „Wieder ein Code A?“, fragt Wayne nach, obwohl sich Gordons Stimme seiner Meinung nach für einen schlichten Ausbruch zu angespannt anhört. „Negativ. – Ich fürchte es ist ein Code M...“, kommt die Antwort nun merklich nervös. Bis vor einem Monat gab es noch gar keinen Code M zwischen ihnen, es steht nämlich für den Angriff eines weiteren Monsters von Norris. Kein Wunder also, dass der Commissioner so aufgewühlt klingt. Immerhin bewohnen Blackgate hunderte zum Teil überaus gefährliche Straftäter und mindestens genauso viele sind für ihre Bewachung zuständig. Wenn dort wirklich ein Monster aufgetaucht sein sollte, ist das alles andere als gut.
 

„Verstanden. Irgendwelche Sichtungen?“ Am anderen Ende herrscht so lange Schweigen, dass Batman schon fürchtet, dass die Verbindung unterbrochen wurde. Gerade als er nach Gordon rufen will, meldet sich dieser allerdings zurück. „Ich – weiß beim besten Willen nicht, wie ich das formulieren soll, damit es zwischen uns bleibt...“, gesteht er schließlich. Der Schwarzgekleidete ahnt Schlimmes und beginnt sich richtiggehend zu ärgern, dass Riddler und Joker einfach so abgehauen sind und ihn nun mit all dem Scheiß sitzen lassen. Gordon ist mit einigen Wassern gewaschen, erst recht seit er mit Batman zusammenarbeitet. Ihn jetzt so nervös zu hören, macht dem selbsternannten Rächer klar wie ernst die Lage womöglich sein muss und, dass er das vermutlich nicht allein schaffen wird. Schwerlich unterdrückt er ein Zähneknirschen. „Sagen Sie es einfach gerade heraus. Es würde sicher eh keiner glauben.“ „Vermutlich. Ich glaube es ja selbst kaum. – Angeblich soll sich nämlich ein Drache im Keller befinden! – Zumindest hat der Kerl, der ihn gesehen haben will, ihn als Drachen beschrieben. Es könnte aber auch ein großes Krokodil oder dergleichen sein...“ Nun ist es Batman, der schweigt. „Hallo, bist du noch da?“ „Ja, bin ich. Und ich habe verstanden. Ich fahre rüber und sehe mir das Ganze mal an. Sorgen Sie nur dafür, dass möglichst keine Panik ausbricht. Ich beeile mich.“ Und damit beendet der Ritter das Gespräch und jagt mit dem gepanzerten Wagen Richtung Blackgate.
 


 

3
 

Der Weg dorthin ist ziemlich weit, da sich Bruce praktisch gerade am ganz anderen Ende von Gotham befindet, aber es kümmert ihn wenig. Mit seinem Hyperspeed fliegen die Meilen nur so an ihm vorbei. Dennoch hat er genug Zeit, um sich ungewollt Gedanken zu machen. Diesem Monster – wenn es sich denn wirklich um eines handelt – muss er sich diesmal ganz allein entgegenstellen. Im Grunde hat er damit überhaupt kein Problem, arbeitet er doch sowieso viel lieber solo. Dennoch bedrückt ihn die Tatsache, nicht mehr auf seine beiden durchgeknallten Helfer zurückgreifen zu können. Es wurmt ihn sehr, daran denken zu müssen, wie abhängig er schon beinahe von diesen zwei Spinnern war, erst recht als sein Fuß nicht mitgemacht hatte. Doch das ist Geschichte und Batman wieder genesen und der einsame Jäger, der er ursprünglich immer gewesen ist. Trotzdem lässt es ihn nicht los. Was, wenn er diesem Drachen oder was immer es auch sein mag, einfach nicht gewachsen ist und Blackgate seines Versagens wegen im Chaos versinkt? Und nicht nur das. Sobald das Gefängnis fällt, steht Gotham ein Unheil nach dem anderen bevor und es ist nur eine Frage der Zeit bis seine geliebte Stadt kläglich zu Grunde gehen wird...
 

Knurrend umfasst er das Lenkrad fester und seine eisblauen Augen bohren sich regelrecht in die Straße vor dem Batmobil. Er hat erst gut die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht und ist schon jetzt völlig fertig seiner Gedanken und Bedenken wegen. Vor ihm breitet sich gerade Little Italy aus, mit seinen unzähligen, aufwendig geschmückten Lebensmittel- und Weingeschäften und seiner südländischen Herzlichkeit. Bei Tag in jedem Fall immer einen Besuch wert, doch Wayne hat kein Auge dafür – weder bei Tag noch bei Nacht. Auch nicht für die weithin berühmte Pizza von Luigi´s, die ihren köstlichen Duft auch die ganze Nacht lang durch die Straßen wallen lässt und Leute von weit herkommen, um sie zu genießen. Der Dunkle Ritter ist gerade erst an dem Laden vorbei, da steigt er plötzlich heftig in die Eisen und fährt rückwärts zurück. Nun parkt er direkt vor dem Geschäft, das nicht nur ein beliebter Ausflugspunkt für Touristen ist, da es das Familiengeschäft schon seit fast hundert Jahren hier an dieser Stelle gibt, und schon viele Berühmtheiten aus aller Welt hier eingekehrt sind, nein, es ist besonders nachts auch ein sehr gefragter Treffpunkt für die kriminelle Schicht der Stadt. Ganoven und Gauner jeder Klasse finden sich hier ein und sitzen über alle Grenzen hinweg erstaunlich friedlich zusammen, ob sie nun verfeindet sind oder nicht. Luigi´s scheint so etwas wie ein neutraler Ort zu sein, an dem alle Menschen tatsächlich gleich sind, völlig egal was sie sonst entzweit. Eine Art magischer Bannkreis, der jeglichen Gesetzen der Natur und des Rechts zu trotzen scheint. Tritt man hier durch die Tür, ist man regelrecht ein unbekannter Niemand und keiner dreht sich furchtsam oder angriffslustig nach einem um.
 

In diesem eigenartigen Kosmos scheint es nur eine Abweichung zu geben, wie Batman unweigerlich feststellt, als er festen Schrittes durch die Tür tritt. Und diese Abweichung besteht in seiner Person selbst. Als der Blick des Kassierers, der sich gerade angeregt mit zwei Männern am Tresen unterhalten hat, auf ihn fällt, klappt ihm erschrocken der Mund auf und er bekommt kein Wort mehr heraus. Der Bäcker, der gerade die Bestellung der beiden Männer nach vorn bringt und beim Ertönen der kleinen Glocke über der Tür unwillkürlich freundlich lächelnd hinübersieht, lässt beim Anblick des Mitternachtsdetektiven beinahe die dampfenden Kartons fallen. Es gelingt ihm gerade noch so sie auf dem Tresen abzustellen und dann huscht er fast schon panisch zurück in die Küche. „Wir – wir nix wollen Ärger!“, stammelt der Kassierer nervös und verzieht sich dann ebenfalls in die Küche. Nun sind nur noch die beiden Männer da, die wehmütig die dampfenden Kartons mit Pizza vor sich betrachten. So viel wohl zum gemütlichen Essen...
 

„Spürst du auch diesen eisigen Luftzug? Ich frage mich, wo der so plötzlich herkommt.“, meint der Jüngere der beiden Männer augenrollend, ohne den Blick von seinem Kollegen abzuwenden. Dieser gibt ein erstaunlich missgünstiges Seufzen von sich und funkelt Bruce dann mit einem Anflug von Zorn an. Seine stechend grünen Augen kann der Rächer dabei zwar nicht sehen, da der brünette Mann eine lilafarbene Maske davor trägt, aber das muss er auch gar nicht. Das Missfallen des Riddlers ist für ihn unübersehbar. „Welch unerfreuliche Ehre dich hier anzutreffen, Batman.“, lässt ihm der Rätselmeister zuteilwerden. Nun wendet sich auch der Jüngere zu ihm herum und Wayne stellt nicht sonderlich überrascht fest, dass sich der Joker wieder das Gesicht geschminkt hat. „Wie schaffst du es nur einem selbst die Lust auf Pizza zu verderben, Batsy?“, fragt er den Ritter mit einem theatralisch ausladenden Tonfall. „Ich will nur reden.“, brummt Batman. Gleichzeitig fangen die beiden Verbrecher ernst an zu lachen. „Das sag mal den beiden Itaka, die sich da hinten deinetwegen in die Hosen machen.“, gluckst der Clown, doch es klingt keinesfalls fröhlich.
 

Flüchtig wirft der Schwarzhaarige einen Blick Richtung Küche, doch die Tür ist verschlossen und niemand ist zu sehen, weshalb er wohl halbwegs offen sprechen kann. „Ich will nur reden.“, wiederholt er, diesmal aber etwas ruhiger, obwohl ihm der Zeitdruck deutlich im Nacken sitzt. „Schön, dann tu es doch! Vielleicht hören wir dir sogar zu, mein Großer.“, kommentiert der Grünhaarige sichtlich gelangweilt und versucht derweilen einen der Pizzakartons zu öffnen, um ein Stück zu stibitzen. Allerdings legt Nigma bestimmend die Hand auf den Deckel und zieht die Schachteln dann sogar aus der Reichweite des Jüngeren, was dieser mit leichtem Schmollen und einem nicht gerade leisen Magenknurren hinnimmt. Der Brünette ignoriert es jedoch. „Wir werden zuhören, aber du musst dort an der Tür stehenbleiben und wage es ja nicht laut zu werden, sonst ist dieses Gespräch sofort vorbei und wir verschwinden.“, meint der Rätselmeister in diesem neuen, erstaunlich selbstsicheren Tonfall, den er sich dank des Jokers angewöhnt zu haben scheint und der Batman nicht gerade ein gutes Gefühl gibt. Dennoch fügt er sich seinen Worten und bleibt unter der Türzarge stehen.
 

Einen Moment herrscht Stille, wobei Batman tief in sich geht und schließlich mit einem schweren Seufzen endet. „Ich denke, es wäre angebracht zu sagen, dass es mir leidtut, wie es beim letzten Mal gelaufen ist...“, setzt der ach so stolze Beschützer der Stadt fast schon kleinlaut an. „Oh, warte! Hat er das wirklich gerade gesagt oder werden mir die Knie etwa deinetwegen so weich, mein Hübscher?“, kommt es nahezu süffisant vom Joker, der seinem Partner fahrig die Hand auf den Oberschenkel legt und sich vielsagend auf die Unterlippe beißt. Überraschend lässig nimmt Riddler das Ganze hin und legt sogar seine eigene Hand auf die des anderen, statt sie wegzuschieben, wie Batman es eigentlich von ihm erwartet hätte. „Zu freundlich. Doch du willst uns doch nicht etwa erzählen, dass du nur deswegen durch die ganze Stadt gedüst bist.“, will der Brünette wissen. Der Schwarzgekleidete gibt ein leichtes Brummen von sich. „Eigentlich bin ich euch nur rein zufällig begegnet, da ich gerade auf dem Weg nach Blackgate war. Dort soll nämlich ein weiteres Monster aufgetaucht sein.“
 

„Ha! Ich hätte es mir denken können! Du bist nur so nett, weil du schiss hast das Ganze allein zu machen, hab ich recht?“, platzt es aus dem Clown heraus. Verräterisch wendet Bruce unbewusst einen Moment den Blick ab und bestätigt somit die Worte des Verrückten. „Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es anders wäre...“, seufzt Ed und umfasst die Hand seines Gefährten fester. Dieser wendet ihm kurz den Blick zu und sie scheinen sich stumm zu verständigen. „Werdet ihr mir nun helfen oder nicht?“, will Wayne nach einem Moment wissen, da ihm langsam die Zeit davonläuft. Er kann nicht ewig mit ihnen diskutieren und ihnen Honig ums Maul schmieren. „Im Grunde habe ich nichts gegen ein bisschen Action. Ist schon fast langweilig, wenn du nicht hinter uns her bist, mein Großer.“ So etwas wie Hoffnung huscht über das Gesicht des Maskierten, doch nur für den Bruchteil eines Augenblicks, dann betrachtet er Nigma, der hierbei das letzte Wort haben wird. „Sonderlich angetan bin ich davon nicht gerade, schon wieder mein Leben für so etwas aufs Spiel zu setzen. Doch Joker wird sich wohl nicht so leicht davon abbringen lassen. Der Junge braucht ganz dringend mal wieder etwas Auslauf und ich werde nicht zulassen, dass er das mit dir allein durchziehen muss. Das endet nur damit, dass ihr beiden Sturköpfe euch gegenseitig an die Gurgel springt. Doch ich rate dir dringend an unser letztes Gespräch zu denken, Batman! Erlaube dir auch nur einen Fehltritt und wir sind auf der Stelle verschwunden, egal wie bescheiden die Lage in diesem Moment auch immer sein mag.“
 

„Einverstanden.“, gibt Batman kurz angebunden von sich und wendet sich der Tür zu. Mit der Hand auf der Klinke meldet er sich allerdings noch einmal zu Wort. „Ich nehme an ihr habt ein Fahrzeug?“, fragt er, obwohl er schon bereit wäre sie in seinem Wagen mitzunehmen „Selbstverständlich!“, erwidert Joker keck, während draußen der Motor eines Bikes verstummt, als der Pizzabote zurückkommt. Bruce mustert die beiden noch einen Moment, dann tritt er nach draußen und versetzt dem Botenjungen ungewollt einen heftigen Schreck. „Himmel...!“, gibt dieser erstickt von sich, als sein Blick auf Batman fällt, und die beiden Ex-Sträflinge ebenfalls die Pizzeria verlassen. „Mister Joker, Mister Nigma, was ist hier los?“, fragt der Bote aufgelöst. „Keine Sorge, mein Junge, wir haben alles im Griff.“, beruhigt Edward ihn. Sonderlich zu funktionieren scheint es jedoch nicht. „Hey, Tony, wir borgen uns das mal aus, ja?“, flötet der Grünhaarige und schwingt sich im selben Moment auch schon auf die buntbeklebte, noch warme Honda, die kurz darauf wieder aufheult. „Aber...“, setzt der Junge zweifelnd an, während Riddler sich zu seinem Partner setzt. „Keine Sorge, wir bringen sie zurück.“, meint Nigma und zieht den Ersatzhelm auf. „Halt solange unsere Pizzen warm, Kleiner!“, zwinkert der Grünhaarige ihm zu, klappt dann das Visier des Helms runter und schon düst die Honda davon. „Aber...“, gibt Tony noch unsicher von sich, dann lässt er die Schultern hängen und verschwindet wieder nach drinnen.
 

Es dauert nur einen Moment, dann hat das Motorrad das Batmobil eingeholt und der Dunkle Ritter ist nicht wirklich überrascht zu sehen, dass es sich beim Fahrzeug der beiden Gauner um das Bike von Luigi´s handelt. Er hätte es sich auch denken können, da außer seinem eigenen Wagen kein anderes Gefährt in der Nähe der Pizzeria stand. Doch er sieht im Moment darüber hinweg und beschleunigt noch ein wenig. Etwas beruhigter stellt er fest, dass auch die Honda an Tempo zulegt und ihm praktisch an den Hinterreifen klebt, kurz darauf sogar neben ihm herfährt und sich das bis nach Blackgate auch nicht ändert.
 


 

4
 

Am Eingang der Schleusenbrücke, die nach Blackgate führt, stoppt das Batmobil schließlich. Mit etwas Abstand hält auch die Honda hinter dem gepanzerten Wagen. Mit leichtem Unbehagen beobachten Riddler und Joker, wie sich Gordon dem Wagen des Dunklen Ritters nähert und dabei einen unschlüssigen Blick zu ihnen nach hinten wirft – vielleicht um zu ergründen, wen Batman da wohl im Schlepptau hat. Doch das grelle Licht des Scheinwerfers der Maschine lässt ihn nicht genug erkennen, um sich Gedanken zu machen. Stattdessen beugt er sich zum offenen Fenster des Batmobils hinab. „Da bist du ja endlich.“, rügt er den Ritter ein bisschen. „Ich musste noch jemanden abholen.“, entgegnet Bruce und versucht damit halbherzig zu erklären, warum ihm das Motorrad folgt. Innerlich hofft er, dass Gordon nicht mitbekommt, um wen es sich dabei handelt, sonst wäre hier das reinste Chaos los und die Hilfe der beiden je dahin. Der Commissioner nickt verstehend und fragt zum Glück auch nicht weiter nach, denkt wahrscheinlich, dass es sich bei den beiden um welche von Batmans Mündel handelt.
 

„In Ordnung. In der Kürze der Zeit können wir die Insel selbstverständlich nicht evakuieren. Doch die Wachen versuchen die Häftlinge alle auf die andere Seite des Gefängnisses zu bringen, damit sie so weit wie möglich von diesem Ding weg sind. Das geht aber auch nicht sonderlich schnell. Wäre wahrscheinlich gut, wenn ihr da mit anpacken würdet, bevor ihr das Vieh aufs Korn nehmt.“ „Keine Sorge, ich kümmere mich darum. Riegeln Sie nur alles ab, sobald wir drin sind.“, endet Wayne und lässt den Motor wieder aufheulen. Gordon entfernt sich ein Stück und gibt den Wachmännern ein Zeichen, die daraufhin das große Tor zur Überfahrt öffnen. Einen Moment später ist das gepanzerte Fahrzeug hindurch, dicht gefolgt von der Honda. Verwundert legt der Rothaarige allerdings die Stirn in Falten. Das Bike ist eindeutig keines von Batmans. Zudem wirken die zwei Männer darauf nicht wie welche von seinen Schützlingen, fehlt ihnen doch das typische Kostüm. Stattdessen läuft James bei Anblick der Sachen ein kalter Schauer über den Rücken, war er doch sinnloserweise der Meinung, dass ihn das Zeug an den Riddler und den Joker erinnert. Doch das ist vollkommen unmöglich, regelrecht absurd! Was sollte Batman schließlich mit diesen zwei Spinnern wollen? Seine müden Augen müssen ihm schlichtweg einen Streich gespielt haben, geht ihm doch dieser ganze Monsterunsinn schon viel zu sehr an die Nieren.
 


 

5
 

Ohne die ganzen Wachleute, die geschäftig über den Hof das Gefängnisses patrouillieren, wirkt Blackgate regelrecht ausgestorben. Dennoch regt sich Unbehagen in den beiden Gaunern, wollten sie doch hier niemals freiwillig landen. Allerdings haben sie nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, da wendet sich Batman auch schon an sie. „Laut eines Zeugen soll sich das Monster wohl im Keller befinden. Sucht es und überlegt euch, wie wir es zur Strecke bringen können! Ich werde mich in der Zwischenzeit um die Insassen und das Personal kümmern. – Doch reißt euch zusammen und erregt kein Aufsehen! Und noch viel wichtiger: Keine Toten!“, eindringlich mustert er die beiden. Stumm nicken sie unter ihren Helmen und kurz darauf trennen sich ihre Wege auch schon.
 

Langsam steigen die Ex-Häftlinge die lange Treppe in den dunklen Keller hinunter. Dabei scheinen sie von allen Seiten durchdringend beobachtet zu werden. „Diese vielen Kameras machen mich noch ganz wahnsinnig...“, gibt Edward schließlich von sich und sieht sich unbehaglich um. „Mich auch. Gib mir mal deinen Stab.“, entgegnet ihm der Joker sichtlich hibbelig. „Willst du die Kameras etwa damit abschlagen?“ „Natürlich, was dachtest du denn?“ Widerwillig reicht der Rätselmeister ihm seinen Stab, hält seinen Partner aber noch am Arm zurück. „Nimm lieber die Klinge, dass macht weniger Lärm. Nicht, dass du das Vieh noch auf uns aufmerksam machst.“, mahnt er ihn. Trotz des Helms kann Nigma sehen, dass der Grünhaarige viel lieber auf etwas einschlagen würde, sich etwas abreagieren – was Ed Batman gegenüber vorhin auch mit Auslauf meinte –, aber er beugt sich dennoch seinem Wunsch. „Na schön...“, meint er knapp, aber resignierend und huscht dann auf seinen nackten Füßen flink wie eine Maus von einer Kamera zur nächsten. Gleich einem Chirurgen stößt er die Klinge präzise von unten in jedes Gerät und deaktiviert es damit. Als alle Kameras tot sind, nehmen die zwei endlich die störenden Helme ab und beginnen mit der eigentlichen Suche.
 

Ungewohnt vorsichtig kontrollieren sie jeden Raum in diesem unterirdischen Labyrinth. „Ed! Komm schnell her!“, flüstert der Clown irgendwann unterdrückt und der Angesprochene schluckt hart, da er sich vorstellen kann, dass sein Kollege das Monster gefunden hat. Unsicher nähert sich ihm der Ältere und blickt dann ebenfalls durch den Türspalt. „Oh, Himmel...!“, gibt er erstickt von sich. Was dort vor ihnen im schemenhaften Licht einiger schwacher Lampen liegt, gleicht dem Wesen aus einem schaurigen Märchen. Genau so würde man sich wohl einen echten Drachen vorstellen. Das Tier ist geradezu riesig. Da es sich aber zusammengerollt hat, scheinbar schläft, ist es jedoch unmöglich zu sagen, wie groß es wirklich ist. Sein Körper ist dunkelgrün und von helleren Schuppen bedeckt. Ein schmaler Streifen orangeroten Fells schlängelt sich vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Riesige Krallen funkeln im Schein der Lampen. Auf dem Kopf trägt das Wesen drei nach vorn gebogene Hörner. Sein gleichmäßiges Atmen gleicht einem tiefen Brummen und bläst den beiden Kriminellen bei jedem Ausstoßen einen heißen Schwall Luft um die Beine.
 

Bemüht leise schließt der Clown die Tür dann wieder und sie sehen sich etwas unschlüssig an. Schließlich zieht Edward das Notizbuch aus seinem Jackett und blättert darin herum. Irritiert kommt er allerdings bald am Ende der Aufzeichnungen an, ohne das Wesen gefunden zu haben. „Es – ist nicht hier drin...“, flüstert er erschrocken. „Unmöglich! Blätter noch mal zurück.“, fordert ihn der Jüngere auf und diesmal findet er es auch. Die entsprechenden Seiten klebten nur etwas zusammen, sodass er sie beim ersten Durchgang übersehen hat. „Da...“, meint der Rätselmeister schließlich, schluckt schwer und beginnt dann vorzulesen.
 

„Für unsere Ohren mag der Name niedlich klingen, doch bei den Einheimischen in Gambia löst er Angst und Schrecken aus: Ninki-Nanka heißt das Ungeheuer und wird als drachenähnliches Biest beschrieben. Das Fabelwesen soll den Körper eines Krokodils haben, den Hals einer Giraffe und den Kopf eines Pferdes mit drei Hörnern. Dabei soll es bis zu dreißig Meter lang werden. Armitage´s King, wie Ninki-Nanka 1922 nach dem britischen Gouverneur Cecil Hamilton Armitage auch benannt wurde, soll nach der Überlieferung in sumpfigen und in moorigen Landschaften Westafrikas zu finden sein. Im Kopf soll das Ninki-Nanka einen Drachenstein tragen, der ihm übernatürliche Kräfte, in Form von Unverwundbarkeit und Unsterblichkeit, verleiht. Ninki-Nanka schlüpfen angeblich aus Eiern, die in den Gelegen von Pythons auftauchen, ähnlich wie Basilisken aus Hahneneiern schlüpfen sollen.“
 

„So ein alberner Name!“, kommentiert Joker das Ganze. „Stimmt. Aber dieser komische Drachenstein macht mir Sorgen...“, erwidert Ed. „Ja, noch so ein angeblich unverwundbares Vieh...“, kommt es theatralisch von dem Grünhaarigen. „Ich bin sicher, wir finden einen Weg. Immerhin haben wir es auch bei dem Letzten geschafft.“, meint Nigma flüchtig und erinnert sich dabei noch ziemlich gut an die blaue Feuersäule, und noch weit besser an den ersten richtigen Kuss zwischen ihnen, sodass ihm kurz ein Hauch Rot über die Wangen hinweggleitet. „Ich fürchte nur, dass wir hier nichts in die Luft jagen können.“, meint der Jüngere mit hörbarem Bedauern. „Das sehe ich auch so. Aber vielleicht ist ja dieser Stein die Lösung des Problems? Wenn ich mich hier in einen Computer hacken kann, finde ich darüber womöglich etwas.“ „Ist einen Versuch wert. Lass uns wieder nach oben gehen und die Wärter mal ein bisschen erschrecken.“, grinst der Clown in sich hinein. Riddler will sich zwar nicht so ganz vorstellen, was genau er damit meinen könnte, dennoch folgt er ihm schweigend.
 


 

6
 

Ganz in der Nähe der Treppe zum Keller befindet sich ein Raum zur Überwachung der Kameras. Durch die Glasscheibe in der Tür können die zwei Verrückten einen einsamen Wachmann erkennen, der gewissenhaft etwas in einem Buch notiert und dabei die Monitore im Blick hat. Einige davon sind dunkel, weshalb es sich dabei wohl um die der kaputten Kameras im Keller handeln dürfte. Auf anderen ist zu sehen wie Batman und die Wachleute die Gefangenen zusammentreiben. Daneben gibt es aber auch einen richtigen Computer, den der Wachmann wohl aber gerade dazu missbraucht hat, um irgendein Spiel zu spielen, das noch bunt blinkend auf dem Bildschirm thront und darauf wartet, dass er fortfährt. „Ok, ich geh rein.“, meint Joker und zieht eine kleine, grüne Murmel aus seiner Tasche. „Warte! Du willst den Kerl doch wohl nicht mit deinem Gift umbringen?“, fährt Ed ihn an. „Und mir damit den Zorn unseres Fledermäuschens einhandeln? Heute nicht, mein Hübscher. Doch ob du es nun glaubst oder nicht, ich habe nicht nur tödliche Waffen bei mir. Das hier ist nämlich nur ein Betäubungsmittel.“, versichert er ihm. „Dann ist ja gut. Aber mach schnell, bevor...“, setzt Nigma unruhig an. Allerdings kann er den Satz nicht beenden, weil ihm der andere Mann einen Kuss auf die Lippen drückt. Überrascht sieht er ihn anschließend an. „Sei nicht so nervös, sonst wird das hier nichts!“ Der Angesprochene erwidert nichts, schlägt nur leicht verlegen die Augen nieder und atmet tief durch. Der riesige Drache dort unten im Keller weckt die altbekannte Angst vor dem Sterben in ihm und wirft ihn somit allmählich wieder in alte Verhaltensmuster zurück.
 

Derweilen wendet sich der Grünhaarige um und betritt den Raum. „Hallo.“, gibt er locker von sich. „Hi.“, murmelt der Wachmann konzentriert, dreht sich aber nicht zu ihm herum. „Ich soll dich hier ablösen.“, meint Joker. Etwas verwundert blickt der andere Mann auf seine Uhr. „Schon? Ist vielleicht auch ganz gut so, jetzt wo Batman hier rumgeistert. Der ist mir irgendwie unheimlich. Allerdings sind etliche Kameras im Keller ausgegangen. Meinst du, dass er das war?“, fragt der Wachmann und beendet seine Notizen. „Nein, das war ich.“, meint der Clown schlicht. „Du? Aber...“, setzt der andere an und nun dreht er sich auch herum. Perplex weiten sich seine Augen, als sein Blick auf den gemeingefährlichen Spinner vor sich fällt. „Scheiße...“, ist alles, was er noch sagen kann. Kurz darauf packt ihn der Kriminelle auch schon blitzschnell am Kragen. „Nachtinacht!“, flötet der Verrückte und drückt auf die kleine Murmel. Sie zerplatzt, wobei ein hauchfeines, gelbes Gas daraus hervortritt und mit dem nächsten Atemzug sackt der Wachmann auch schon zu Boden. Joker packt ihn unter den Armen und zieht ihn in eine Ecke des Raumes, dann gibt er Edward ein Zeichen reinzukommen.
 

Dieser schließt schnell die Tür hinter sich und lässt das Rollo vor der Scheibe herunter, damit sie möglichst ungestört arbeiten können. Schweigend setzt er sich vor den Computer und beginnt auch sogleich zu tippen, während sein Partner sich in dem kleinen Zimmer umsieht. „Wow, die haben hier sogar einen Kühlschrank!“, kommt es begeistert von ihm, wobei sein Magen wieder laut zu knurren beginnt. „Aha...“, gibt Ed geistesabwesend von sich, während seine Augen über den Bildschirm huschen und nach dem richtigen Ergebnis suchen. Der Jüngere lässt sich davon aber nicht den Spaß verderben, musste er doch schon seine Pizza liegenlassen. So macht er geschwind die Tür des Kühlschranks auf und betrachtet sich den Inhalt. Erfreut stellt er fest, dass nicht nur Getränke darin sind, sondern auch allerhand Dosen, Schachteln und in Folie verpackte Dinge – alle fein säuberlich mit dem Namen des jeweiligen Wachmannes beschriftet. Dem Clown läuft regelrecht das Wasser im Mund zusammen und er greift sich aufs geradewohl eine der Schachteln. Wie sich herausstellt genau die richtige, denn sie enthält ein überaus dickbelegtes Sandwich. „Sorry, Daniel, dass gehört jetzt mir. Aber du kannst deiner süßen Frau einen schönen Gruß dafür ausrichten, dass sie dieses Baby gezaubert hat!“, flötet er hin und weg, schlägt den bewusstlosen Wachmann – auf dessen Anstecker auf der Brust der Name Daniel Miller steht – neben sich freundschaftlich auf die Schulter und schlägt auch schon die Zähne hinein. „Hm...“, entgegnet ihm Nigma abwesend und klickt sich weiter durch die Ergebnisse. Somit sind beide mit genau der richtigen Sache beschäftigt.
 


 

7
 

Es dauert eine kleine Ewigkeit ehe sich der Rätselmeister in dem Stuhl zurücklehnt, ein erschöpftes Seufzen von sich gibt und sich die Augen reibt. Für einen Moment schließt er sie sogar und versucht alles zu verinnerlichen, was er gerade gelesen und notiert hat. Einfach wird es demnach ganz sicher nicht werden. Doch alle Seiten, die er diesbezüglich gefunden hat, schienen sich immerhin einig darin zu sein, wie der Drache am besten und sichersten zur Strecke gebracht werden kann, und das beruhigt den Brünetten zumindest etwas. Dennoch ist das Vieh riesig und somit auch die Gefahr, die von ihm ausgeht. Zumal dort im Keller auch nicht gerade viel Platz für einen Kampf ist, sollte es dazu kommen. Das macht ihm am meisten Sorgen. Diese nagende Angst vor dem Sterben stellt sich dadurch unweigerlich wieder bei ihm ein, wenn er auch nur ansatzweise daran denkt. Aber vielleicht hat das bald ein Ende? Vielleicht, wenn er diesen Drachenstein in die Hände bekommen kann...
 

Als sich dieser Gedenke gerade versucht zu vertiefen, ertönt hinter ihm ein Klirren und lautes Rascheln. Langsam öffnet Edward die Augen, wird sich wieder bewusst, wo er hier eigentlich ist, und wendet sich dann um. Dabei fällt sein Blick auf Joker, der wie ein kleines Kind vor einem Kühlschrank in der Ecke hockt und scheinbar alles aus dem Ding herausgeräumt hat. Um ihn herum stapeln sich schon fast unzählige Schachteln, Dosen und allerhand Folie. Zudem ein, zwei leere Flaschen. „Sag mal, was treibst du da eigentlich?“, fragt er den Jüngeren und reibt sich über die leicht pochenden Schläfen. Ungelenk dreht sich der Grünhaarige zu ihm herum und blickt ihn schmatzend an. Dabei scheint in seinem geschminkten Gesicht gefühlt der halbe Inhalt des Kühlschranks verschmiert zu sein. „Wasch?“, fragt der Jüngere mit vollem Mund und diesem unvergleichbaren Unschuldsblick, der auszudrücken versucht: Ganz egal, was ich gemacht habe, ich war es nicht! Unweigerlich hält sich Ed grinsend die Hand vor den Mund und versucht das aufkommende Kichern zu unterdrücken. In diesem Moment sieht der ach so gefürchtete Joker wie ein Waschbär aus, der sich durch eine volle Mülltonne gewühlt hat und nun in die zornigen Augen eines Wachhundes blickt.
 

Langsam erhebt sich der Ältere und kommt zu ihm hinüber. „Ich habe gefragt, was du da eigentlich machst.“, wiederholt er dabei. Der Verrückte erhebt sich vom Boden und schluckt den Brocken herunter, den er gerade gekaut hat. „Essen.“, antwortet er knapp und beißt schon das nächste Stück von etwas ab, das eine Hühnerkeule zu seien scheint. „Das sehe ich auch...“, erwidert ihm sein Gegenüber und betrachtet noch einmal die vielen leeren Dosen und Schachteln zu seinen Füßen. „Doch ich bekomme es einfach nicht in den Kopf, wie jemand, der so dünn, ja regelrecht mager ist, wie du, nur so viel essen kann. Wo futterst du das nur alles hin?“, fragt er zweifelnd und zieht dabei ein Taschentuch aus seinem Jackett. Gleich einer liebenden Mutter beginnt er damit dem Jüngeren all die Schmiere aus dem Gesicht zu wischen, die dieser dort so arglos in seinem Futterrausch verteilt hat – dabei verwischt er auch einen nicht gerade kleinen Teil der grotesken Schminke, die damit noch wilder auszusehen scheint. Joker lässt es sich jedoch gefallen und zuckt nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht ein Bandwurm?“, scherzt er ein bisschen und nagt das letzte Stück Fleisch vom Knochen, ehe er diesen achtlos hinter sich wirft, sodass er im Schoß des ohnmächtigen Wachmannes landet.
 

„Und nebenbei betrinkst du dich auch noch?“, kommt es nun fast schon schockiert und etwas tadelnd von dem Brünetten, als er die fast leere Flasche Whiskey in der anderen Hand des jungen Mannes entdeckt. „Ach, wo denkst du hin? Ich habe nur Cola getrunken. Die Flasche hier lag allerdings ganz hinten im Kühlschrank versteckt und ich dachte, du willst vielleicht einen Schluck davon, um die Nervosität etwas zu vertreiben.“, erläutert der Clown ernst, jedoch mit einem kecken, fast schon lockenden Unterton. Leicht angewidert verzieht Riddler das Gesicht, ist er doch so gar kein Freund von Whisky. Dennoch kann er nicht abstreiten, dass sein Gegenüber recht hat. „Her mit der Flasche!“, gebärt er sich schon fast aufgebracht und reißt sie dem anderen regelrecht aus der Hand. Seine Worte wirken tadelnd, als wäre er von der Idee seines Partners überhaupt nicht angetan. Zweifelnd betrachtet er den verbliebenen Rest in der Flasche einen Augenblick, dann gibt er sich einen Ruck und nimmt einen großen Schluck davon. „Bah...“, stöhnt er auf und schüttelt sich heftig, als die scharfe Flüssigkeit als brennender Fluss seine Kehle hinabgleitet.
 

Leicht fängt Joker an zu grinsen. „Na, besser?“, flackst er. „Nur bedingt. Aber zumindest bin ich jetzt wieder hellwach...“ Angewidert verzieht Nigma noch einmal das Gesicht und lässt die Flasche dann sinken, versucht den widerlichen Geschmack von der Zunge zu bekommen. „War einen Versuch wert. Aber vielleicht hilft dir das ja etwas mehr, mein Hübscher?“, haucht der Clown schnurrend. Kurz darauf rückt er dicht an ihn heran, legt ihm die Arme um den Nacken, zieht ihn zu sich heran und verführt ihn zu einem innigen Kuss. Kraftlos lässt sich Ed dazu hinreißen und streicht ihm dabei gedankenverloren mit der freien Hand über den Rücken. Eine Wärme, die der des Alkohols nicht unähnlich ist, breitet sich daraufhin in seiner Körpermitte aus und er stellt nicht sonderlich überrascht fest, dass er das Ganze jetzt liebend gern vertiefen würde. Ergeben seufzt er in den Kuss hinein und vergisst für einen Moment tatsächlich den todbringenden Drachen im Keller und sogar die Tatsache, dass sie sich hier in Blackgate befinden.
 

Allerdings wert der Augenblick nicht lange, dann öffnet sich auf einmal die Tür der Wache und Batman tritt herein. „Was in aller Welt treibt ihr hier eigentlich?“, fährt er die beiden auch schon an und versucht dabei das Bild zu begreifen, das sich ihm bietet. Erschrocken zucken die Gauner zusammen und Edward lässt sogar die Flasche fallen. Mit einem überraschend lauten Scheppern zerspringt sie auf dem Boden und der schwere, durchdringende Geruch des verbliebenen Whiskys verteilt sich schlagartig in dem kleinen Raum. „Wir feiern eine wilde Party, sieht man doch!“, kommt es frech und leicht genervt von dem Clown, während er sich unfreiwillig von seinem Gefährten trennt. Verstimmt verzieht Batman das Gesicht. „Was soll das?“, brummt er zornig und betrachtet die kaputte Flasche und den anderen Müll. „Mut antrinken, würde ich mal sagen. Denn was da im Keller hockt, ist einfach nur Horror...“, kommt es schließlich von Edward. Bruce´ Miene verfinstert sich noch etwas mehr, trotzdem kann er sehen, wie nervös der Rätselmeister schon wieder ist, weshalb seine Worte wahrscheinlich der Wahrheit entsprechen und er wohl froh sein kann, dass die beiden noch nicht das Weite gesucht haben. Über den anderen Blödsinn sieht er erst einmal großzügig hinweg – ist aber schon froh, dass er sie nicht bei etwas anderen überrascht hat...
 

„Jetzt konzentriert euch mal wieder! – Ihr habt das Biest also gefunden und weiter?“, hakt er dann nach, um wieder zum Thema zurückzukommen. Räuspernd nähert sich Riddler dem Computer und richtet sich dabei geschäftig die Krawatte. Dann zieht er Norris´ Notizbuch aus seinem Jackett und schlägt die entsprechende Seite auf. „Das Vieh nennt sich Ninki-Nanka. Angeblich soll es unverwundbar und unsterblich sein. Diese Fähigkeiten erhält es aber nur durch einen sogenannten Drachenstein, der in seinem Kopf sitzen soll.“ Kurz zeigt er dem Dunklen Ritter das Bild des Wesens, schlägt das Buch dann wieder zu und verstaut es in seiner Tasche. Anschließend setzt er sich auf den Stuhl und ruft am Computer eine der Seiten auf, die er bezüglich dieses Themas gefunden hat. „Ich habe das halbe Internet durchsucht und bin immer wieder über dieselben Ergebnisse gestolpert, weshalb ich denke, dass das die Lösung sein wird.“, führt er weiter aus und auf dem Bildschirm baut sich ein Text auf. Batman und Joker blicken ihm über die Schulter und Edward gibt ihnen kurz Zeit die Zeilen zu lesen.
 

Der Drachenstein sitzt nach den meisten Quellen im Kopf des Drachen und besitzt nur dann Zauberkräfte, wenn er einem lebenden Drachen abgenommen wurde. Jedoch muss laut einigen Legenden nach dem Diebstahl des Steins dem Drachen der Kopf abgeschlagen werden, da der Stein sonst keine Zauberkräfte besitzt. Die Inder sollen eine Möglichkeit gefunden haben, an die Drachensteine zu kommen. Sie benutzen Decken, die mit magischen Runen beschriftet sind. Diese legen sie vor die Drachenhöhlen, und wenn der Drache die Höhle verlässt, schläfert ihn der Zauber der Runen ein. Dann können die Jäger die Drachensteine aus dem Kopf des lebenden Drachen entfernen. Laut Theophrast ist der Stein leuchtend rot, gleicht jedoch einem Stück Kohle, wenn man ihn in die Sonne hält.
 

Als ein Brummen von dem Mitternachtsdetektiven ertönt, scrollt Nigma die Seite weiter runter. Seltsame Symbole dominieren nun den Bildschirm und reihen sich schier endlos aneinander. „Das sind die magischen Runen, die den Drachen schlafen legen sollen. Ich habe mir die Mühe gemacht, sie zu übersetzen, da ich befürchtet habe, es könnte Unsinn sein, der dort steht, wie es im Internet ja ziemlich verbreitet ist. Die Worte erscheinen mir jedoch schlüssig. Dort steht also: Magisches Wesen von heiliger Macht, beachte mich nicht in meiner Lumpentracht. Leg dich nieder hier, wo es weich und sacht, vergiss alles, hab keinen Bedacht. Schließe die Augen, atme tief ein, dann werden deine Träume stets schön sein. Eröffne mir dein Herz, doch spüre durch meine Hand keinen Schmerz. Lass mich ein in deine Gedanken, doch bringe mich nicht ins Wanken. Schlafe tief, schlafe lang und lass mich gehen, bevor der Morgen mich macht ganz bang.“, liest Edward vor, was er sich auf einem Stück Papier notiert hat. Prüfend blickt er seine beiden Mitstreiter an und wartet auf ihre Reaktion.
 

Der selbsternannte Rächer gibt nur wieder ein Brummen von sich, dem der Brünette entnimmt wie schwer es ihm doch fallen muss all das zu glauben. Auch Joker hat ungläubig eine Augenbraue erhoben und betrachtet unschlüssig die endlos aneinandergereihten Zeichen auf dem Monitor. „Haben wir eine andere Wahl?“, fragt er schließlich mit einem Seufzen. „Ich fürchte nicht...“, gesteht sein Freund wehmütig. „Na schön. Wer hatte die beste Note im Kunstunterricht?“, fragt der Clown mit einem Kichern, das aber ziemlich resignierend klingt.
 


 

8
 

Die drei brauchen fast eine Stunde, um die unzähligen Runen auf ein großes Banner zu malen, das Batman in einem angrenzenden Lagerraum gefunden hat. Sorgenvoll betrachtet der Ritter dabei die Uhr, der Morgen ist nicht mehr weit. Doch das lässt sich nun nicht mehr ändern. Dafür sollten sie den Rest aber möglichst schnell hinter sich bringen, damit wieder Normalität in das Gefängnis einkehren kann.
 

Erschöpft lehnen sich die ungleichen Verbündeten dennoch einen Moment zurück und sammeln sich, ehe sie das Banner zusammenrollen und sich auf den Weg in den Keller machen. Nervös verweilen die zwei Ganoven vor dem Raum, in dem sie das Ninki-Nanka entdeckt haben. „Jetzt gilt´s...“, gibt Joker von sich. Angespannt öffnet Bruce schließlich die Tür und wirft einen Blick auf das Wesen. Den Anflug von Entsetzen, den er beim Anblick des riesigen Etwas empfindet, kann er nicht ganz verbergen, dennoch bemüht er sich um Ruhe. Ohne das Wesen aus den Augen zu lassen, öffnet er die Tür soweit es geht und dann breiten Joker und Riddler das Runenbanner vor der Schwelle aus. „Jetzt wird es unschön...“, murmelt Nigma nervös. „Ach, Quatsch! Das ist doch noch der einfachste Teil!“, flötet sein Partner schon fast ausgelassen und stellt sich unter die Zarge. Und damit soll er auch recht behalten. Nigma und Wayne platzieren sich unterdes hinter der Tür, die glücklicherweise nach außen in den Flur hin aufgeht, und beobachten den Jüngsten. Dieser holt tief Luft. „Hey, du hässliche Handtasche! Wach auf und schieb deinen stinkenden Arsch hierher!“, brüllt er nahezu ausgelassen.
 

Kurz darauf geht ein Zucken durch den Drachen. Grummelnd stößt er lautstark Luft aus und hebt dann seinen gewaltigen Kopf an. Auf dem langen Hals thronend berühren seine Hörner schon die Decke und schrammen unmelodisch darüber, sodass feiner Putz zu Boden rieselt. Das Ninki-Nanka gibt ein missgünstiges Brummen von sich, blickt sich nach dem Störenfried um und erhebt sich dann zu seiner vollen Größe, wobei es den Kopf gesenkt halten muss, um nicht wieder mit der Decke zu kollidieren. Als es sich anschließend in Bewegung setzt, erzittert der ganze Boden unter seinen tonnenschweren Schritten. „Ach du Scheiße...“, kommt es atemlos vom Joker, der das näherkommende, gut dreißig Meter lange Wesen mit aufgerissenen Augen anstarrt, wie ein Reh das Scheinwerferlicht. „Weg da, verdammt!“, knurrt Batman, packt ihn am Kragen und zerrt ihn hinter die Tür. Dort stößt er ihn Edward praktisch schon in die Arme, der den Jüngeren erschrocken und schützend umklammert und damit seine eigene Angst zu kompensieren versucht.
 

Zornig stapft der Drache näher, duckt sich unter der Türzarge hindurch und verlässt den Raum. Dabei ist es wirklich erstaunlich, dass er mit seiner gewaltigen Größe überhaupt durch den schmalen Durchgang passt, ohne alles einzureißen. Mit angehaltener Luft verharren die drei Beschützer der Stadt hinter der dünnen Holztür zusammengepfercht und warten darauf, dass das Wesen wie geplant einschläft. Das Untier tritt mit seinen Pranken auch tatsächlich auf das Runenbanner, verweilt dort unschlüssig, sucht scheinbar nach dem Zwerg, der es gewagt hat ihn zu wecken. Schwerfällig dreht sich das Ninki-Nanka etwas im Kreis. Schnaubend ist sein Atem zu hören, während seine Schritte den Boden erbeben lassen. Dann folgt ein besonders heftiges Zittern, als sich das Wesen tatsächlich ungelenk auf die Runen legt.
 

Einen Moment warten die drei Krieger noch ab, dann spähen sie um die Tür. Dort liegt der Drache und schläft! Sie können es kaum fassen, allerdings sparen sie sich ihren Jubel für später auf. Wachsam nähern sie sich dem Wesen. Riddler hebt seinen Gehstock und stupst dem Untier damit kräftig gegen die Nase. Nichts geschieht. Einstimmig stoßen die drei seufzend die Luft aus und entspannen sich merklich. „Okay. Joker, hol diesen Stein aus seinem Schädel! Nigma, nimm deine Klinge und stell dich auf die andere Seite, damit wir ihm anschließend den Kopf abtrennen können.“, bestimmt Batman. Einen Augenblick später zieht er ein fast schon erschreckend großes Hackmesser hinter seinem Rücken hervor, das er aus der Gefängnisküche mitgenommen hat, und stellt sich dem Brünetten damit gegenüber, sodass der dicke Hals des Drachen zwischen ihnen liegt.
 

Etwas überfragt betrachtet der Clown derweilen den riesigen Kopf und sucht scheinbar nach einer guten Stelle, um dort hineinzukommen. Entgegen einer normalen Echse, die nur ein paar kleine Löcher an den Schädelseiten zum Hören besitzt, hat das Ninki-Nanka sichtbare Ohrmuscheln, die große Ähnlichkeit mit der Schwanzflosse eines Fisches haben. Dennoch ist der Eintritt in den Gehörgang so groß, dass der Grünhaarige seinen Arm hineinschieben kann. Und genau das tut er nun auch. Dabei gibt er ein angewidertes Geräusch von sich und Ed will sich gar nicht vorstellen, wie es sich dort drinnen anfühlen muss, wenn sein sonst so abgebrühter Partner solche Laute von sich gibt. Der Arm des Jüngsten ist schon bis zur Schulter im Schädel des Drachen verschwunden, dennoch scheint er nichts zu finden. „Hey, mein Hübscher, du weißt nicht zufällig wie groß dieser verdammte Stein sein soll? Ich kann hier nämlich nichts finden...“, kommt es angestrengt von dem Clown, der sich noch weiter in die Enge hineinzuschieben versucht. Zweifelnd betrachtet ihn der Rätselmeister. „Ich habe nicht die geringste Ahnung...“, gibt er schließlich zurück und beginnt sich dabei unweigerlich zu fragen, ob er sich mit alldem vielleicht sogar geirrt hat. Andererseits stand in Norris´ Aufzeichnungen doch etwas von diesem Drachenstein, was ihn ja erst dazu gebracht hat dem nachzugehen.
 

„Wäre ja auch zu – Halt! Moment, da ist doch was!“, setzt der Grünhaarige an, als seine Fingerspitzen plötzlich etwas Hartes berühren. Ehe er sich jedoch noch etwas strecken kann, um den Stein zu ergreifen, geht auf einmal ein heftiges Zucken durch den Körper des Ninki-Nanka. Schlagartig reißt das Wesen die Augen auf und stößt ein zorniges Fauchen aus. „Es wacht auf!“, kommt es überrascht von Batman, der ein paar Schritte zurücktritt. „Das ist völlig unmöglich...“, presst Edward stockend hervor und entfernt sich ebenfalls. „Scheiße...“, entkommt es dem selbsternannten Prinzen noch, dann hebt der Drache auch schon den Kopf, während der Arm des jungen Mannes noch immer in dessen Ohr steckt. Brüllend kommt das Untier auf die Beine und versucht sein Anhängsel abzuschütteln. Dabei verlässt es das Runenbanner endgültig. Es dauert eine Weile, wobei der Drache immer heftiger mit dem Kopf zu schütteln beginnt. Schlussendlich rammt er ihn sogar gegen die Wand, wodurch Joker endlich freikommt und bewusstlos zu Boden stürzt.
 

„Nein!“, entkommt es Ed aufgelöst und er will schon loslaufen. Allerdings hält Bruce ihn zurück und stößt ihn hart wieder hinter die Tür. „Nimm das Tuch! Ich hole ihn!“, weist er den entsetzen Mann an, ehe dieser protestieren kann. Der Brünette sieht ihn eine Sekunde lang völlig verständnislos an, dann nickt er allerdings heftig und zerrt das Runenbanner unter der Tür durch. Während das Ninki-Nanka wildgeworden durch den schmalen Flur stapft und seinen Unmut lauthals durch den Gang brüllt, rennt der Dunkle Ritter geschwind an ihm vorbei. Grob packt er den ohnmächtigen Clown, nutzt den Moment, in dem ihm der Drache den Rücken zukehrt und stürmt zurück zu Nigma. „Weg hier!“, teilt er dem Jüngeren mit. Der Brünette drückt sich verzweifelt das zusammengeknüllte Tuch an die Brust, folgt ihm aber wortlos, als Batman wieder losläuft. Das Untier bemerkt ihre Flucht jedoch schnell und stapft ihnen mit bebenden Schritten hinterher. Brüllend schlägt es dabei seinen Schwanz gegen die Wände, wodurch erneut Putz herabrieselt und auch der ein oder andere lockere Stein. Wütend faucht es und versucht dann sogar nach ihnen zu schnappen. Praktisch im letzten Augenblick erreichen die drei einen Raum am Ende des Flurs und verschanzen sich darin. Lange wird die Tür aber sicher nicht halten, auch wenn sie stabiler als die wirkt, hinter der das Ninki-Nanka gelegen hat...
 


 

9
 

Mit hektischem Atem und pochendem Herzen pressen sich die ungleichen Partner gegen die Innenseite der Tür. Das Holz erbebt einige Mal bedenklich, als der Drache wohl seine Hörner dagegen stößt, doch es hält und das Wesen stellt seine Bemühungen auch schnell wieder ein. Stapft stattdessen wieder knurrend durch den Flur. Kraftlos lässt Riddler das Tuch fallen und versucht die heißen Tränen der Angst zurückzuhalten. Es gelingt ihm aber nur, weil ihm wieder einfällt, dass Joker bewusstlos ist. Fahrig dreht er sich herum, um neben seinem Freund in die Knie zu gehen. Doch soweit kommt er nicht. Stattdessen packt Wayne ihn grob am Kragen und drückt ihn wuchtig gegen die nächste Wand. „Warum ist das Vieh aufgewacht? Sagtest du nicht, das sei unmöglich?“, faucht er den kleineren Mann an. Im ersten Moment ist Edward so hilflos eingeschüchtert, wie er es schon seit Jahren Batman gegenüber ist, dann besinnt er sich aber plötzlich. Zornig funkelt er sein Gegenüber an. „Woher soll ich das denn wissen?“, blafft er erstaunlich ungehalten zurück.
 

„Auf euch beide ist einfach kein Verlass!“, harscht der Dunkle Ritter weiter. Nun reicht es dem Rätselmeister aber endgültig. Immerhin hat bisher alles irgendwie funktioniert und sie weit mehr zustande gebracht als Batman selbst. „Nimm sofort deine dreckigen Pfoten von mir!“, keift der Brünette, was sein Gegenüber etwas in Erstaunen versetzt, dennoch hält er ihn auch weiterhin fest. „Hast du etwa unser kleines Gespräch neulich vergessen? Ich habe dir gesagt, du sollst mir nicht zu nahekommen und dennoch tust du es jetzt. Wenn du es unbedingt so haben willst, können Joker und ich auch jeden Moment verschwinden und dich hier allein mit diesem Vieh lassen!“ Von Bruce kommt nur ein verächtliches Geräusch. „Ihr könnt nicht von hier verschwinden! Dort draußen sind immer noch Wachleute, zudem Gordon. Sobald sie euch sehen, stecken sie euch in die nächstbeste Zelle und dann geht es wieder ab nach Arkham!“, erinnert ihn der Schwarzhaarige. „Immer noch besser, als den Rest der Nacht mit dir zu verbringen und womöglich von diesem Biest gefressen zu werden!“, hält Nigma aufgebracht dagegen.
 

„Aufhören...!“, ertönt es auf einmal schwach neben ihnen. Überrascht halten die beiden Streitenden inne und sehen sich um. Joker hat das Gesicht zu ihnen nach oben gewandt und blickt sie müde, aber durchdringend an. Ein frisches Rinnsal Blut läuft dabei an seiner linken Schläfe hinab. „Oh Gott, Joker!“, presst Ed hervor und schüttelt Wayne dann endlich grob von sich ab. Ungelenk geht der Brünette neben dem Jüngsten auf die Knie. „Ist alles in Ordnung?“, fragt er sorgenvoll und untersucht vorsichtig die Wunde an der Schläfe des anderen, doch es ist kaum mehr als ein großer Kratzer. „Alles gut. – Es hat nicht geklappt...“, meint der junge Mann, doch es klingt keineswegs vorwurfsvoll „Ich weiß, aber ich weiß nicht warum...“, gesteht Edward, während der Dunkle Ritter brummend hinter ihm steht. Etwas schwerfällig drückt sich der Clown an der Wand nach oben, um wieder auf die Füße zu kommen, wobei Nigma bereitsteht, um einzugreifen, sollte er doch nicht genug Kraft dafür haben.
 

„Vielleicht hat sich ja einer von uns verschrieben?“, meint der Grünhaarige schließlich, als er wieder sicher steht. Überrascht weiten sich die Augen des Älteren. Einen Moment später geht er so heftig wieder in die Knie, dass diese hörbar auf dem Steinboden aufschlagen, und breitet das Runenbanner vor sich aus. Zittrig zieht er den Zettel mit seiner Übersetzung aus der Tasche, wobei auch alle Schriftzeichen darauf notiert sind. Mit nachdenklich in Falten gelegter Stirn fährt er gewissenhaft jede Rune einzeln mit dem Finger ab und vergleicht sie mit dem Text auf dem Blatt. Er ist schon fast am unteren Ende des Tuchs angekommen, da stoppt er plötzlich. „Du hast recht!“, entkommt es ihm erstickt. „Das Wort hier ergibt überhaupt keinen Sinn, weil bei dem Symbol zwei Striche fehlen!“ Joker hockt sich zu ihm und betrachtet das Ganze ebenfalls, während der Dunkle Ritter zur Tür geht und vorsichtig nachsieht, was der Drache macht. Dieser steht scheinbar lauernd in der Mitte des Flurs und wartet nur darauf, dass sie herauskommen.
 

Leicht verärgert, dass er so nachlässig war das Runentuch nicht noch einmal gründlich zu kontrollieren, nachdem sie es beschrieben hatten, tastet Ed nach einem Stift, doch er kann keinen finden. Suchend blickt er sich um und starrt dann den Clown neben sich an. Dieser will schon fragen, was los ist, als der Brünette seinen Handschuh auszieht und dann sanft mit dem Finger über die immer noch blutende Spur an dessen Schläfe fährt. Sein Finger färbt sich mit dem feuchten Rot, welches ihm nun als Tinte dient, um die fehlenden Striche des Symbols zu ergänzen. Kaum ist das geschehen, glühen auf einmal alle Runen auf dem Tuch kurz auf, als seien sie nun wahrhaftig mit Magie aufgeladen. „Wow...“, macht der Jüngste und Riddler nickt nur stumm. Gemeinsam breiten sie das Tuch vor der Türschwelle aus und stehen dem Drachen dann ein weiteres Mal gegenüber.
 


 

10
 

Das Ninki-Nanka lässt sich auch nicht zweimal bitten, als die Tür aufgeht und die drei Störenfriede darin zum Vorschein kommen. Aufgebracht stürmt es heran, sodass der Boden unter ihren Füßen einem Erdbebengebiet gleichkommt. Unweigerlich packt Riddler die Hand seines Gefährten ganz fest. „Ich hoffe, es funktioniert jetzt, ansonsten sind wir geliefert...“, gibt er erstickt zum Besten und damit hat er nicht ganz unrecht, da sie aus diesem Raum nicht mehr entkommen können – er nicht einmal ein winziges Fenster hat. Geschlossen treten die drei zurück, bis sie sich in der Mitte des Zimmers befinden. Kurz darauf tritt der Drache auf das Runentuch. Als seine vier Beine den Stoff berühren, glühen die Symbole erneut hell auf, umhüllen das Wesen regelrecht. Als das Leuchten nachlässt, liegt das Ninki-Nanka schlafend vor ihnen.
 

Ohne eine weitere Absprache nimmt jeder von ihnen wieder seinen Platz ein. Tief schiebt sich Jokers Arm erneut in den Kopf des Drachen hinein und tatet nach dem Stein. Diesmal muss er auch gar nicht so lange danach suchen, da er nun weiß, wo er sich befindet. Stattdessen verrenkt er sich fast, um an ihn heranzukommen. Schließlich umfassen seine Finger die warme und doch kühle Oberfläche und zerren daran. Der Clown zieht mit aller Kraft. Schlussendlich ertönt ein widerlich reißendes Geräusch und der Grünhaarige landet unsanft auf seinen vier Buchstaben – den Stein hat er jedoch in der Hand! Ungläubig betrachten die drei den Stein einen Moment, dessen Oberfläche von einer roten Farbe ist und dennoch wie ein Stück Kohle aussieht. Dann heben Bruce und Edward die Klingen und rammen sie in die dicke Haut des Drachen. Es kostet sie sichtlich Mühe, doch dann platzen die Schuppen auseinander und der scharfgeschliffene Stahl durchtrennt alles, was ihm darunter in den Weg kommt. Heißes, blaupulsierendes Blut ergießt sich in Strömen auf dem Boden. Das Ninki-Nanka gibt ein letztes Schnaufen von sich, dann rollt sein abgetrennter Schädel zur Seite.
 

Während die drei noch versuchen zu begreifen, dass sie es hinter sich haben, beginnt der Kadaver auf einmal zu rauchen. In einem hellen Lichtblitz verpufft er plötzlich und zurück bleibt nur ein Haufen grüner Asche und der abgetrennte Kopf, gleich einer grotesken, prähistorischen Trophäe. Einen Moment herrscht ehrfürchtige Stille, dann fängt Joker haltlos an zu kichern. „Drachentöter macht sich bestimmt gut in deinem Lebenslauf, Batsy!“, guckst er vergnügt und schlägt Batman dann ausgelassen auf die Schulter. Der Dunkle Ritter erwidert dem nichts, ergreift nur den abgetrennten Schädel an einem Horn und wendet sich der Tür zu.
 


 

11
 

Bevor die drei Blackgate verlassen, wendet sich Batman noch einmal an seine zwei Helfer. „Danke...“, brummt er nichtssagend und reicht Edward dann ein kleines Gerät. Es ist ein Pieper, wie dieser schnell feststellt. „Das war sicher noch nicht das letzte Monster. Vielleicht wollt ihr ja nochmal helfen, wenn ich euch rufe?“, fragt er nicht sonderlich hoffnungsvoll. „Vielleicht.“, erwidert der Brünette ebenso nichtssagend, steckt den Pieper aber in seine Tasche, was Bruce immerhin etwas Zuversicht empfinden lässt. „Ich rede mit Gordon und stelle das Batmobil dabei in die Schleuse der Brücke, dann könnt ihr ungehindert verschwinden.“, meint Wayne noch im Gehen, den Kopf des Drachen hinter sich her schleifend, wie der tapfere Held einer uralten Sage. Sein Cape, das sich im steifen Wind dieses anbrechenden Morgens hinter ihm aufbläht, verstärkt diesen Eindruck noch. „Hey, Drachentöter!“, gluckst ihm der Clown hinterher, was selbst Ed ein kleines Schmunzeln in das müde Gesicht zaubert. Batman bleibt jedoch nicht stehen, hebt zum Abschied aber grüßend die Hand.
 

Zwei Minuten später steht das Batmobil wie versprochen genau in der Schleuse, sodass sie nicht mehr geschlossen werden kann, und der Fahrer spricht mit Gordon, neben dessen Füßen der abgeschlagene Kopf des Drachen liegt. Einen Augenblick später röhrt der Motor der Honda auf und die beiden Kriminellen schlängeln sich geschickt durch die schmale Lücke an dem gepanzerten Wagen vorbei und verschwinden in dem langsam aufflammenden Sonnenaufgang.
 

Verwundert blickt ihnen der Rothaarige nach. „Du sag mal, waren das etwa Riddler und der J...“, setzt er an. „Nein! Wie kommen Sie nur auf so etwas Abwegiges?“, unterbricht ihn Batman fast schon harsch. „Ich weiß nicht. Sie sahen irgendwie ganz so aus...“, meint Gordon schulterzuckend. „Es war eine lange Nacht...“, meint Bruce nur, als könnte das alles erklären. „Das stimmt. Aber du verräts mir sicher nicht, wer die beiden Jungs waren, oder?“, kommt es mit wenig Hoffnung von dem Älteren und er wird auch nicht enttäuscht. „Nein, das werde ich Ihnen nicht sagen. Aber Joker und Riddler waren es jedenfalls nicht, so viel steht fest. Die sind immer noch spurlos verschwunden.“, lügt der Dunkle Ritter, auch wenn es ihm nicht gefällt seinen alten Freund anschwindeln zu müssen, hatte er doch jahrelang für ein bisschen Vertrauen zur Polizei gekämpft. „Dachte ich mir schon. – Na schön, gute Fahrt!“, meint Gordon schließlich und dann zieht auch Batman dem langsam errötenden Himmel entgegen.
 


 

12
 

Es dauert gar nicht lange, da kommen die beiden Gauner wieder bei Luigi´s Pizzeria an. Tony, der Botenjunge, steht schon wartend an der Tür, als er das vertraute Röhren seiner Maschine hört. „Wie versprochen, hier hast du dein Schmuckstück wieder, Kleiner!“, flötet der Clown. „Sie sind ein guter Mann, Mister Joker!“, freut sich der Junge sichtlich, war er sich doch nicht ganz sicher, ob er die Honda jemals wiedersehen wird und dann auch noch unversehrt. „Gewöhn dich nicht dran, außer du hast noch unsere Pizzen.“, erwidert der Grünhaarige. „Sicher, sicher!“, meint Tony, als wäre das doch völlig selbstverständlich gewesen, und holt die Schachteln auch sogleich aus dem Laden. Dann deutet er mit dem Finger auf eine lilalackierte Suzuki ganz in der Nähe. „Der Boss sagt, wenn ihr wirklich mein Bike zurückbringt, könnt ihr das da haben. Ist ein Geschenk, weil ihr uns die Fledermaus vom Leib gehalten habt.“ Die Augen des Verrückten weiten sich unverzüglich, wie bei einem Kind im Spielwarenladen. „Ich könnte dich küssen, Junge!“, gibt er entzückt zurück und huscht auch schon hinüber, um sich das neue Gefährt genauer anzusehen. „Das wäre doch aber nicht nötig gewesen.“, meint Edward stattdessen leicht überfordert, kommt es doch nun wirklich nicht alle Tage vor, dass ihnen jemand aus ehrlicher Dankbarkeit etwas schenkt. „Doch, doch! Batman ist nicht gut fürs Geschäft.“, versichert ihm Tony lächelnd.
 

„Wem sagst du das? – Aber dann bestehe ich wenigstens auf ein ordentliches Trinkgeld.“, hält Nigma dagegen und drückt dem Boten dann einen Fünfziger in die Hand. Diesem fallen beim Anblick des Scheins fast die Augen aus dem Kopf. „Das – das kann ich doch unmöglich annehmen, Mister Riddler!“, kommt es fast schon ängstlich zurück. „Ed! Nun komm endlich!“, ruft der Joker sichtlich aufgeregt hinüber. Der Rätselmeister tätschelt Tony die Schulter. „Sicher kannst du das annehmen, mein Junge. Ich muss jetzt los. Einen schönen Tag noch.“, versichert er ihm und einen Moment später sitzt er hinter dem Grünhaarigen auf der Suzuki und düst davon. Unschlüssig verweilt Tony noch einen Moment vor dem Laden. „Danke...“, murmelt er immer noch etwas fassungslos vor sich hin, bevor er hinein geht und endlich seine Schicht beendet.
 


 

13
 

Die aufgehende Sonne hat ihr Antlitz erst ein kleines Stück den Himmel hinauf gehoben, da kommen die beiden Ganoven auch schon an dem verlassenen Motel an, das sie die letzte Zeit über bewohnt haben. Zur Sicherheit – da er es immerhin selbst am besten weiß – will Joker die Suzuki in ihr Zimmer schieben, doch so weit kommt er gar nicht erst. Edward braucht nicht zu fragen, was nicht stimmt, denn er sieht es selbst ziemlich gut – die Tür steht offen! Etwas misstrauisch verharren die beiden vor dem Eingang. Selbstverständlich wurde jeder von ihnen auch schon mal beklaut – in einer Stadt wie Gotham nichts Ungewöhnliches, selbst nicht für die größten und gefürchtetsten unter ihnen – dennoch fühlt es sich irgendwie komisch an, stehen sie doch sonst eher auf der anderen Seite. „Du wartest hier...“, meint der Grünhaarige bestimmend und etwas skeptisch und tritt dann kampfbereit mit geballten Fäusten über die Schwelle. Nigma will ihm schon sagen, dass er ganz sicher nicht warten und zusehen wird, andererseits ist er auch nicht sonderlich scharf auf eine Auseinandersetzung und daher ganz froh, dass sein Partner so eine kämpferische Ader hat. Ungewollt kommt ihm dabei allerdings wieder der Gedanke wie dominant er den Joker doch stets empfunden hat und dass sich das bis heute noch immer nicht geändert hat, auch wenn er sich im Bett vom Rätselmeister willentlich aufs Kreuz legen lässt.
 

Langsam gleitet Nigmas Hand in seine Hosentasche und umklammert dort den Drachenstein, den er ungesehen eingesteckt hatte, während Joker und Batman verfolgt haben, wie sich der Körper des Ninki-Nanka aufgelöst und nur sein abgetrennter Kopf und ein Häufchen Asche zurückgeblieben sind. Die unförmige, kühle und dennoch warme Oberfläche dieses seltsamen Relikts verleiht ihm ein Gefühl von Sicherheit, und dennoch scheint sich dieses Gefühl nicht von dem zu unterscheiden, das er mittlerweile in der Nähe des Clowns empfindet. Es ist wirklich komisch. Unschlüssig zieht er seine Hand wieder zurück. Etwas nervös tapst der Brünette von einem Bein aufs andere. Er will schon fragen, ob die Luft rein ist, als er die zornige Stimme seines Gefährten vernimmt. „Verdammte Scheiße!“, dringt es zu ihm heraus. Beim Klang der Worte fällt jedoch sichtlich die Anspannung von Edward ab, hört es sich doch nicht so an, als würde ihnen Ärger oder gar eine Auseinandersetzung bevorstehen. „Joker...?“, fragt er dennoch etwas unwohl. Der Angesprochene tritt wieder aus dem Zimmer heraus und wirkt dabei alles andere als zufrieden. Fragend betrachtet ihn der Rätselmeister. „Alles hinüber! Irgendjemand hat sich dort drin so richtig ausgetobt! Hätte ich selbst nicht bessermachen können...“, schnaubt das Jüngere verächtlich.
 

Nigma kann seine Enttäuschung gut nachvollziehen. Sie hatten zwar nichts Persönliches in dem Zimmer, oder auch nur irgendetwas, das darauf hindeuten könnte, dass es noch in irgendeiner Form bewohnt wird, dennoch ist es ärgerlich. Das Motel hat ihnen ein Gefühl von Sicherheit, ja fast schon Geborgenheit gegeben, liegt es doch eher abseits und still. Und das alles Wichtigste: Fernab des Wissens von Batman. Verglichen mit dem, was sie in ihrem bisherigen Leben schon alles aufgeben und verloren haben, zwar nicht nennenswert, dennoch ein Dämpfer, auf den sie nach diesem Abenteuer gern hätten verzichten können. Sie sind müde und durchgefroren, wollen nur noch schlafen und dann das. Kein Wunder also, dass der Joker da sichtlich ungehalten wird. Wütend schlägt der Grünhaarige mit der geballten Faust gegen die Türzarge und gibt ein unterdrücktes Knurren von sich. „Hey, halb so wild! Wir nehmen uns einfach ein anderes Zimmer...“, versucht Ed ihn zu besänftigen.
 

Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn wer immer sich hier amüsiert hat, hat sich auch an allen anderen Zimmern des verlassenen Motels vergangen. Kein Raum ist auch nur noch halbwegs bewohnbar, nicht einmal mit Fantasie und den Erfahrungen, die die beiden schon durchgemacht haben. Unschlüssig, wütend und enttäuscht stehen die beiden schließlich in der verwüsteten Lobby und denken nach, was sie jetzt tun sollen. Viele Möglichkeiten bleiben ihnen nicht, die Kälte lässt es nicht zu, außerdem ist die Sonne inzwischen vollständig aufgegangen und sie somit ein leichtes Ziel, sollten sie sich vor die Tür wagen und die Stadt nach einer neuen Bleibe durchforsten. Sie könnten der Polizei praktisch jeden Moment in die Arme laufen und zurück nach Arkham wandern. Das will allerdings keiner von ihnen. Nicht solange es sich irgendwie vermeiden lässt und sei es nur, um noch ein paar Monster zur Strecke zu bringen.
 

Das ein oder andere Geheimversteck der zwei Kriminelle gibt es noch, doch dort hinzukommen wäre wieder ein Spiel mit dem Feuer, zudem ungewiss, ob es sich nicht schon ein anderer unter den Nagel gerissen hat oder es nicht doch schon von der Polizei oder Batman entdeckt und dichtgemacht wurde. Ungehalten schlägt der Joker mit der geballten Faust gegen das Brett mit den Zimmerschlüsseln. Allerdings hängen keine mehr daran. Einige wenige liegen auf dem Boden verstreut, die meisten sind jedoch weg oder wurden von den Vandalen benutzt, um in die Zimmer zu kommen. Verwundert blickt Edward das Board an. Eigentlich hätte der Schlag einen dumpfen Laut erzeugen müssen, er klang jedoch irgendwie hohl. Sein kindlich beseelter Kollege scheint das allerdings nicht mitbekommen zu haben und schlägt nur weiter fluchend mit der Faust dagegen. Geschwind überbrückt der Brünette den kurzen Abstand zu ihm und stoppt ihn, bevor er erneut zuschlagen kann. In seiner Aggression unterbrochen funkelt ihn der Joker erstaunlich wütend und trotzig an. Der Ältere versucht es zu ignorieren und klopft stattdessen mit dem Fingerknöchel gegen das Board.
 

„Was zur Hölle tust du da?“, fragt der Verrückte angesäuert und sucht schon nach etwas anderem, an dem er sich abreagieren kann. „Hinter dem Brett scheint die Wand hohl zu seien...“ „Na und?“, kommt es verständnislos zurück. Riddler antwortet ihm jedoch nicht. Dafür entdeckt er eine Art Eingriff an der Seite des Boards. Damit lässt sich das Schlüsselbrett an unsichtbaren Scharnieren zur Seite klappen, fast wie ein Fenster. Dahinter kommt eine in die Wand eingelassene Klinge zum Vorschein. „Was zum...?“, entkommt es dem Jüngeren irritiert und er entkrampft seine geballte Faust wieder. „Ich schätze mal, dahinter befinden sich die Privatzimmer des Besitzers.“, meint Edward erstaunt und etwas hoffnungsvoll. Langsam legt er die Hand auf die Klinge. Sie lässt sich problemlos niederdrücken und kurz darauf kann der Rätselmeister praktisch die halbe Wand zur Seite schieben. Dahinter kommt eine Tür zum Vorschein, die mit Privat beschriftet und zudem verriegelt ist.
 

„Lass mich mal.“, meint der Clown nur und schiebt seinen Kollegen einfach zu Seite. Es bedarf nur weniger Handgriffe und der Jüngere hat das Schloss geknackt. Hinter der Tür erstreckt sich ein kurzer Flur, der an einer weiteren Tür endet. Sie ist ebenfalls verschlossen, stellt aber für den selbsternannten Prinzen auch kein Hindernis dar. Als sie diese Tür öffnen, stehen sie plötzlich in einer Art Wohnzimmer. Die Einrichtung ist noch vollständig erhalten, lediglich die persönlichen Gegenstände hat der ehemalige Besitzer mitgenommen. Es wirkt, als hätte er das Motel erst gestern überstürzt verlassen und daher nur das Nötigste eingepackt. „Wow...“, kommt es sprachlos von dem Grünhaarigen. Auf Edwards Gesicht bildet sich ein Lächeln. „Sieht so aus, als hätten wir doch Glück.“ „Glück? Das ist der verdammte Jackpot!“, pflichtet ihm sein Partner aufgeregt bei.
 

An das Wohnzimmer grenzt ein Bad mit Dusche, eine komplette Küche mit Geschirr und sogar einigen Vorräten, ein großes Schlafzimmer, ein Arbeitsraum und eine Waschküche. Zudem gibt es ein weiteres verschlossenes Zimmer. Dieses hat es Joker verständlicherweise besonders angetan. Während er sich an dem doch etwas hartnäckigeren Schloss zu schaffen macht, rollt Edward die Suzuki ins Wohnzimmer und verschließt den Durchgang zu der Wohnung wieder, damit sie nicht erneut einem Verrückten zum Opfer fällt. Anschließend bringt er die Pizzen ins Schlafzimmer und macht das Bett für die Nacht zurecht. Mittlerweile hat er auch ganz schön Hunger bekommen und freut sich auf fettige Pizza und kühles Bier, das er im Vorratsraum der Küche gefunden hat. Doch sobald wird er nichts davon genießen können...
 


 

14
 

„Oh mein Gott, Ed...!“, stöhnt der Clown erstickt. Der Angesprochene zuckt leicht zusammen. Wüsste er es nicht besser, würde er denken, dass sein triebhafter Gefährte gerade einen feuchten Traum oder dergleichen hat, doch dem ist nicht so und das bereitet ihm Sorge. Ungeschickt lässt er die beiden noch verschlossene Bierflache aufs Bett fallen und stürzt in die Richtung, aus der er die Stimme des anderen vernommen hat. „Was ist?“, fragt er fast schon hektisch, als er den Jüngeren an der nun geöffneten Tür stehen sieht, an der sich der Clown bis eben noch vergangen hat. „Kneif mich mal! Das muss ein Traum sein...“, kommt ungläubig von dem Prinzen, woraufhin Nigma an ihm vorbei in den Raum hineinblickt. Allerdings kann er es selbst kaum glauben. Das Zimmer wird von einem riesigen Whirlpool dominiert! Wände, Decke und Fußboden sind so gehalten, als befände man sich in einem altrömischen Badehaus. Säulen und kunstvolle Figuren drapieren sich um den Pool. Daneben stehen ein paar Liegestühle und in der Ecke gibt es sogar eine Sauna!
 

Die beiden können es schlichtweg nicht begreifen. Im Vergleich zu diesem Raum, wirkt der ganze Rest den Motels und dieser Wohnung völlig runtergekommen und billig. Das Zimmer jedoch gleicht einem Palast und muss der ganze Stolz des ehemaligen Besitzers gewesen sein. Vollkommen unverständlich, dass er das alles einfach so aufgegeben hat und verschwunden ist.
 

Es dauert ein paar Minuten, ehe die zwei überhaupt wieder ein Wort zustande bringen. „Heilige Scheiße...“, kommt es noch immer flüsternd von dem Grünhaarigen. „Du sagst es. – Ob das Ding funktioniert?“, erwidert Nigma nicht weniger erstickt, aber mit hörbarer Hoffnung in der Stimme. „Gnade Gott, wenn nicht!“, meint der Jüngere und macht sich kurz darauf auch schon daran zu schaffen, während Riddler weiterhin alles im Schlafzimmer herrichtet.
 


 

15
 

„Oh, Edward!“, keucht der Prinz des Verbrechens. Wie sich herausgestellt hat, funktioniert der Whirlpool mehr als nur ausgezeichnet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die beiden Kriminellen das ausgiebig auskosten. Stöhnend bewegt sich Joker rhythmisch auf Riddlers Schoß, gräbt seine Nägel in die Schulter des Älteren, während ihre bebenden Körper vom heißen Wasser umflossen werden und ihre erregten Stimmen durch den mit Dampfschwaden vernebelten Raum hallen. Ed kann es kaum fassen, was sie hier tun. Erst recht, dass sie nach dieser Nacht noch die Kraft dafür finden. „Mir – mir ist ganz schwindlig...“, teilt er seinem Gefährten keuchend mit. Dieser beugt sich stöhnend zu ihm hinab, ohne sein Tun zu unterbinden und raubt ihm fahrig einen Kuss. „Wart´s ab, gleich platzt dir der Kopf...!“, meint er nur und betätigt dann den Knopf, der das Wasser zum Blubbern bringt. Erstickt holt Edward Luft und drückt den anderen fester gegen sich. Ein heftiges Zucken gleitet daraufhin durch seinen Unterleib und er wirft den Kopf in den Nacken. Laut stöhnen die beiden, als sie von der Klippe springen. Die erhitzten Blasen und das warme Wasser um sie herum scheinen das Ganze schier endlos nachglühen zu lassen und wahrlich alle Lichter und Gedanken in ihren Köpfen ausgeblasen werden.
 


 

16
 

Gut zwei Stunden später erhebt sich Edward schwerlich aus dem Bett. Als er an der Tür zum Badezimmer steht, blickt er noch einmal zurück. Der Joker liegt bäuchlings auf den Laken, ein Arm hängt sogar von der Matratze herunter auf den Boden. Seine grüngefärbten Locken erinnern den Rätselmeister an einen buschigen Haufen junges Moos, so wirr und zerzaust liegen sie auf dem Kissen ausgebreitet. Die Decke hat er fast von sich getrampelt, obwohl es noch nicht sonderlich warm im Zimmer geworden ist, trotz dass die Heizung am Anschlag steht, und er splitternackt daliegt. Lediglich seine Kehrseite wird von der Decke verborgen. Am Fußende des Bettes liegen ein halbes Dutzend leerer Bierflaschen verstreut, die sie gemeinsam vernichtet haben, und dazwischen die beiden Pizzakartons. Ed kann es immer noch nicht fassen. Als sie ins Motel kamen, hatte er Hunger, nach dem aufreibenden Abenteuer im Whirlpool war der Großteil davon schon wieder verschwunden und sein Kopf von dieser merkwürdigen Leichtigkeit erfüllt, als wäre er schon angetrunken. Daher hat er nur ein paar Stücke essen können. Den Clown schien das alles nicht gestört zu haben und obwohl er ja schon sämtlich Vorräte der Wachmänner in Blackgate weggefuttert hatte, hat er es dennoch geschafft auch noch eineinhalb Pizzen zu essen, ohne auch noch ins Stocken zu geraten. Für den Riddler ist es immer noch unbegreiflich, wo er das alles hin futtert, wo er doch praktisch nur ein Strich in der Landschaft ist und wirkt, als wäre er eher magersüchtig als alles andere.
 

Leicht schüttelt Riddler über all das den Kopf und betritt dann das Bad. In seiner verkrampften Hand hält er wieder den Drachenstein. Eine ganze Weile betrachtet er dieses fremde Gebilde aus dem Schädel des Ninki-Nanka. Dabei bildet er sich sogar ein dessen mystische Kraft spüren zu können, ist die Oberfläche doch gleichermaßen warm wie kalt. ‚Unsterblichkeit...‘, geht es ihm immer wieder durch den Kopf. Dieser Stein könnte ihm tatsächlich Unsterblichkeit verleihen und somit müsste er nie wieder Angst haben draufzugehen, ohne dass er dafür bereit wäre. Doch wann ist man jemals für so etwas bereit? Andererseits...
 

Wehmütig wirft er einen Blick ins Schlafzimmer, wo der Joker tief gefangen in seligen Träumen leise etwas vor sich hinmurmelt und sich dann wie ein Embryo zusammenrollt. Ein sanftes, regelrecht fürsorgliches Lächeln huscht über Nigmas Züge, ganz so als würde er seinen eigenen, schlafenden Sohn betrachten, anstatt seines kindlichen Liebhabers. Ja, er hatte immer wahnsinnige Angst vor dem Sterben, doch wenn er den selbsternannten Prinzen so betrachtet – seinen Prinzen – kommt ihm dieser Gedanken schrecklich töricht vor. Solange er in der Nähe des durchgeknallten Clowns ist, braucht er sich vor rein gar nichts zu fürchten, hat er so das Gefühl. Wie ein Blitz jagt diese Vorstellung durch seinen mitgenommenen Schädel und macht ihm erst so richtig bewusst wie verbunden sie miteinander sind und dass sich daran mit Sicherheit auch so schnell nichts mehr ändern wird. Das er weder Tod noch Teufel fürchten muss, solange er die Liebe dieses jungen Mannes sein Eigen nennen darf.
 

Warum also unsterblich seien wollen, wenn er doch womöglich den Rest seiner Tage glücklich mit dem anderen verbringen kann? Die Antwort ist einfach: Es wäre sinnlos! Fest umfasst seine Hand den Drachenstein. Immer fester, bis er spürt, wie die kohleartige Oberfläche dem Druck langsam nachgibt. Seine Hand schmerzt schon, als sich die scharfen Kanten des Steins immer tiefer hineingraben, doch er drückt stetig weiter zu. Irgendwann gibt es ein knirschendes Geräusch und der Stein zerbröselt in seiner Faust. Als er sie öffnet, ist der bis eben noch rote Stein tatsächlich schwarz geworden und gleicht einem zerbröckelten Stück Kohle. Die Bruchstücke beginnen zu glühen. Das Ganze wirkt wie ein pulsierender Herzschlag, der allerdings immer schwächer wird. Schließlich erlischt das Licht wieder und eine feine, bläuliche Dunstwolke steigt daraus hervor. Nun scheint der Stein wirklich tot zu sein und seine magische Kraft verloren zu haben. Ohne die geringste Reue zu empfinden betrachtet Edward das verbliebene Häufchen in seiner Hand noch einen Moment. Dann klappt er den Klodeckel hoch und lässt den zerstörten Drachenstein hineinfallen. Als die Bruchstücke auf die Wasseroberfläche treffen geben sie ein scharfes Zischen von sich, als wären sie glühend heiß gewesen. Entschlossen betätigt er schlussendlich die Spülung und kehrt ins Schlafzimmer zurück.
 

Dort legt er sich wieder ins Bett und starrt einen Moment zur dunklen Decke empor, fast so als bereue er doch das eben getan zu haben. Dann allerdings wendet sich Joker zu ihm herum und kuschelt sich im Schlaf gefangen auf seine Brust. Schmunzelnd zieht Edward ihn in seine Arme und drückt ihn fest an sich. „Ich brauche keine Magie. Ich brauche nur dich...!“, flüstert er leise und haucht dem Clown dann einen sanften Kuss auf die verwundete Schläfe. Dieser regt sich etwas in seinen Armen, kuschelt sich noch etwas mehr an ihn und schmunzelt dann schmatzend in sich hinein, fast so als hätte er die Worte seines Gefährten gehört. Langsam fallen nun auch Riddler die Augen zu.



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