Monster rumble von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 7: Blood-thirsty ------------------------ 1 Wohlig in die warmen Laken eingekuschelt dreht sich Edward schwerfällig auf die andere Seite. Die Müdigkeit zerrt noch heftig an ihm und er lässt sie nur allzu gern ihre schlanken, äußerst nachdrücklichen Finger nach ihm ausstrecken. Warum auch nicht? Die langsam anbrechende Nacht dieses siebzehnten Dezembers ist mehr als ungemütlich. Den ganzen Tag über fiel ein klirrendkalter Eisregen vom durchgehend dunkelgrauen Himmel, der keinem noch so kleinen Strahl Sonne auch nur halbwegs eine Chance gelassen hat, und überzog Gotham mit einer tückischen Schicht aus Glatteis, sodass der Verkehr gezwungenermaßen zum Großteil zum Erliegen gekommen ist und die sonst so geschäftige Stadt in ihren Weihnachtsvorbereitungen einen herben Dämpfer verpasst bekommen hat. Davon weiß Nigma glücklicherweise noch nichts, wird es aber schon bald erfahren, denn das Wetter wird nun mit jedem Tag zusehends ein bisschen ungemütlicher... Seufzend kuschelt er sich tiefer in die wohlige Wärme hinein und könnte gut und gerne noch viele Stunden so vor sich hinträumen, wäre da nicht eine Tatsache, die ihn bedächtig davon abzuhalten versucht. Angestrengt öffnet er ganz langsam die Augen und blickt dann direkt in die braunen Seelen des Jokers vor sich. Unweigerlich zuckt der Rätselmeister unter diesem seltsam durchdringenden Blick zusammen, was seine Müdigkeit zu einem beachtlichen Teil einfach ins Nirvana verschwinden lässt. Auf nimmer Wiedersehen, Geliebte, es war wirklich schön mit dir... „Beobachtest du mich etwa?“, fragt er den Clown mit noch leicht belegter Zunge. „Nur ein bisschen.“, kommt es sanft zurück. Edward will ihn schon bitten damit aufzuhören, damit er doch noch etwas weiterschlafen kann, aber da stehlen sich schon die Finger des Jüngeren unter der Decke hervor und streichen dem Brünetten eine verirrte Strähne auf dem Gesicht. Dabei liegt ein so liebevoller Ausdruck in den schokoladenfarbenen Augen, dass der Ältere unweigerlich schlucken muss und leicht rot anläuft. Fast schon bestimmend ergreift Ed daraufhin die Hand seines Gegenübers, ehe sie fortfahren kann. Eigentlich denkt er, dass Joker jetzt vielleicht enttäuscht sein müsste, doch dem scheint nicht so. Der Grünhaarige lächelt nur wieder so ungewohnt sanft und überwindet dann den kurzen Abstand zu seinem Partner. Bevor Nigma sich ganz von dem Gedanken verabschiedet hat, doch nicht mehr einschlafen zu dürfen, erwidert er schon den innigen Kuss des Grünhaarigen und eine neue, mindestens genauso wohlige Wärme breitet sich in seinem Körper aus. Eine, die durchaus mehr verlangen könnte, und genau darin scheint auch die Absicht des Jüngeren zu liegen. Noch im Kuss gefangen spürt der Herr der Rätsel wie sein Gegenüber näher an ihn heranrückt, bis sich ihr Unterleib berühren kann, und seine Hand zärtlich über seine blanke Brust zu streichen beginnt. Wirklich etwas dagegen hat der Brünette nicht. Inzwischen hat er sich ziemlich gut mit dem Gedanken angefreundet auch noch die letzte Hürde mit ihm zu nehmen. Zudem wurmt es ihn selbst ein bisschen, dass sie neulich im Batmobil nicht beenden konnten, was sie begonnen haben, hatte er doch endlich genug Mut dafür aufbringen können. Doch das, was bis dahin zwischen ihnen war, erfüllt ihn mittlerweile mit einer schon beinahe nagenden Neugierde auf das, was noch kommen mag, sodass er all seine Bedenken und Ängste unter den Teppich kehren möchte. „Willst du...“, setzt er möglichst lässig dazu an sich Klarheit zu verschaffen. „Ja, unbedingt! – Wenn du es auch willst, meine ich natürlich...“, entgegnet ihm der Grünhaarige erfreut und etwas unsicher. Riddler ringt sich ein kleines Lächeln ab. „Jetzt oder nie, würde ich mal sagen! Nicht das uns der Flattermann wieder dazwischenfunkt...“ Aus dem kleinen Lächeln wird schon fast ein keckes Grinsen, das begeistert vom Joker erwidert wird. „Das sollten wir auf keinen Fall zulassen!“, grinst er frech. Schon eine Sekunde später findet sich Edward auf dem Rücken liegend wieder, der Clown über ihn gebeugt auf seinen Oberschenkeln sitzend und einen erneuten Kuss von ihm stibitzend. Etwas überrumpelt geht der Ältere darauf ein. Ist sich der scheinbaren Dominanz des anderen jedoch einmal mehr überdeutlich bewusst, was ihn aber wieder ungewollt etwas nervös macht. Allerdings kommt er im Moment nicht dazu seine möglichen Bedenken zu äußern, denn der selbsternannte Prinz ändert seine Position ein wenig, sodass ihre langsam erweckten Erregungen nun nachdrücklich aneinander reiben. Ein sichtliches Verlangen breitet sich in Edward aus und verdrängt den Großteil seiner störenden Gedanken erst einmal. Stattdessen vertieft er den Kuss etwas ungeschickt, legt dem Joker die Hände in den Nacken und zieht ihn noch etwas dichter zu sich heran. Das verstärkt sogar noch die Reibwirkung zwischen ihnen, sodass sie beide leicht in den Kuss hinein keuchen. Fahrig gleiten die Finger des selbsternannten Prinzen über die straffe Brust seines Partners. Erkunden dort jeden Winkel, jeden Muskel und die ein oder andere hauchfeine Narbe, die ein Überbleibsel irgendeines Kampfes mit Batman sein mag. Edward hält ihn erst einmal einfach nur fest und lässt ihn machen. Die Finger den Jüngeren verstärken ihre Bemühungen nun allmählich, setzen sich an den beiden Knospen fest und locken sie aus ihrem Schlaf. Hart strecken sie sich daraufhin den Störenfrieden entgegen und ernten dafür nur noch mehr Aufmerksamkeit. Ungeschickt beendet Nigma den Kuss schließlich und keucht. Daher machen sich die Lippen des Clowns nun an seinem Hals zu schaffen und jagen ihm einen erregten Schauer über den Rücken. Das Ganze fühlt sich gar nicht mal so schlecht an. Dunkel erinnert sich der Rätselmeister wie er einmal mit einer Dame zusammen war, die es ziemlich gut verstand ihn genau auf dieselbe Weise aufzuwecken, um ihm ihr Anliegen begreiflich zu machen. Ein kleines Lächeln huscht über seine Züge hinweg, wenn er daran denkt. Ja, das waren wirklich schöne Zeiten gewesen. Damals gab es noch keinen Batman, zumindest nicht für Edward Nigma. Da gab es auch noch keinen Riddler, obwohl sich der unbändige Drang bereits nachdrücklich in ihm zu formen begonnen hatte und nur noch von einer hauchfeinen Membran zurückgehalten wurde. Schließlich gewann der unvermeidliche Realitätsverlust in seinem durcheinandergeratenen Geist die Oberhand, machte ihn zu dem zwangsgestörten Rätselmeister, der er heute ist, und beendete damit die Beziehung praktisch über Nacht. Es war die letzte, feste Bindung, die er seitdem zustande gebracht hat. Fortan konzentrierte er sich auf seiner Meinung nach wichtigere Dinge und stillte ein möglich aufkommendes Verlangen dahingehend, wenn überhaupt, nur mit irgendwelchen fragwürdigen Frauen von der Straße, die ein paar Stunden Befriedigung im Tausch für Geld versprechen konnten, ohne lästige Fragen zu stellen, sich über seine Marotten aufzuregen oder ihm im schlimmsten Fall Gefühle zu entlocken, die nichts weiter als hinderlich sind. Damals empfand er das gar nicht mal als so schlimm, obwohl er diese Frau eigentlich sehr geliebt hatte und etliche Jahre seines Lebens mit ihr verbrachte. Doch der Riddler in ihm hatte dafür keine Verwendung und reduzierte sein Denken stetig immer weiter auf das Wesentliche. Jetzt, wo ein Anderer ganz ähnliche Gefühle in ihm zu erwecken versucht, tut es ihm schon etwas leid, wie barsch er seine Freundin damals vor die Tür gesetzt hat, ohne mit der Wimper zu zucken oder ihr auch nur eine Träne nachzuweinen. Doch selbst wenn er es wollt hätte, könnte er es nicht mehr ändern, denn nur wenige Monate nach ihrer Trennung hat Edward erfahren, dass sie an einer Überdosis gestorben ist, und damit war dieses Kapitel für ihn endgültig abgeschlossen und unwiderruflich begraben. Langsam verdrängt der Brünette diese unschönen Erinnerungen, denen er nie hinterher getrauert hat, und konzentriert sich wieder auf das Hier und Jetzt. Ihm entkommt ein weiteres Keuchen, als sich der Unterleib des Grünhaarigen heiß und verlangend gegen den seinen reibt. In diesem Augenblick erstirbt die letzte Erinnerung an seine Freundin endgültig mit ungeahnter Heftigkeit, weil er sich schlagartig bewusst wird, dass dort keine agile, junge Frau auf ihm hockt und ihn heiß zu machen versucht, sondern ein Mann! Um genau zu sein: Ein völlig durchgeknallter und unberechenbarer Irrer, der bewusst oder nicht unnachgiebig die Kontrolle über ihn zu erlangen versucht! Ein Schreck jagt durch seinen Körper und er schluckt angestrengt. Der Gedanke an die irgendwie überausgeprägte Dominanz des Jokers, der es laut eigener Aussage aber angeblich vorzieht sich einem anderen zu unterwerfen, schlägt regelrecht auf ihn ein und weckt neuerliche Zweifel in ihm. Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich vehement in ihm breit, versucht ihn in Panik zu versetzen. Was ist, wenn der verrückte Clown gelogen hat? Was ist, wenn er ihn nur in Sicherheit wiegen wollte, damit er sein krankes Spiel brav mitspielt? Wenn es sich Edward so recht bedenkt hatte ihr Treiben auf der Rückbank des Batmobils rein gar nichts Ergebenes seitens des Jüngeren an sich. Im Gegenteil, Joker hat praktisch alles eigenmächtig bestimmt und sich nur leicht oder sogar widerwillig etwas von ihm ausbremsen lassen! Was nun, wenn es diesmal genauso ist und er ihn einfach überrumpelt, sich nimmt, wonach ihm unzweifelhaft und überdeutlich der Sinn steht? Immerhin ist der Grünhaarige um einiges stärker als er und es dürfte daher nicht sonderlich schwer für ihn sein Nigma zu überwältigen. Zumal sich der Rätselmeister ja eh schon von ihm hat überrumpeln lassen, sodass er es in dieser Stellung schwer hätte den anderen loszuwerden, wenn dieser beschließen sollte wirklich ernst zu machen. Nun steigt doch Panik in ihm auf und alles schreit geradezu danach das Ganze entweder schnellstmöglich zu beenden oder zu seinen Gunsten zu ändern. „Joker – ah – warte...!“, bringt er keuchend hervor, während der Angesprochene gerade die Hand in seine ausgebeulte Shorts schiebt. Verwundert sieht ihn der Grünhaarige an. „Was ist?“ Verlegen senkt Riddler den Blick. Bei einer Frau bräuchte er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen, ihr einfach geradeheraus zu sagen, was ihm nicht passt, ohne dabei schwach zu wirken, aber bei einem Mann ist das etwas anderes, und daher hat er irgendwie ein wenig Hemmungen ihm seine Bedenken so direkt ins Gesicht zu sagen, damit er auch versteht, was ihn bedrückt. „Können wir bitte die – die Stellung wechseln? Das macht mich etwas nervös...“ Mit leicht schiefgelegtem Kopf mustert ihn der andere, hatten sie im Batmobil doch eine ganz ähnliche Stellung. „Was denn? Ich hab doch gar nichts gemacht...“, kommt es etwas schmollend von dem Jüngeren. Das hat Ed schon befürchtet. Joker versteht seine Miesere wieder nicht so richtig und er will ihm jetzt auch nicht erneut vorwerfen zu dominant zu sein. Das wäre schon ziemlich gemein, wo er doch wirklich noch nichts gemacht hat. Unsicher beißt sich Nigma auf die Unterlippe und denkt nach, wie er es ihm am besten beibringen kann, und dass möglichst ohne seine Gefühle zu verletzen oder ihn unnötig aufzuregen. Argwöhnisch beobachtet ihn der Clown währenddessen. Dann reißt er auf einmal die Augen auf und scheint zu begreifen, was sein Kollege für ein Problem hat. „Du hast schiss, dass ich dich doch aufs Kreuz legen könnte, hab ich recht?“, fragt er mit einem leicht kecken Grinsen gerade heraus. Dieses vergeht allerdings schnell wieder, als er den betroffenen Blick im Gesicht des Brünetten sieht. Sanft drückt er seine Stirn daraufhin gegen die des Rätselmeisters und legt ihm die Hände auf die erhitzen Wangen. „Jetzt guck doch nicht so! Ich habe dir doch schon gesagt, dass das absolut nicht in meiner Absicht liegt, völlig egal, wie ich vielleicht auf dich wirken mag. Ich will doch nur, dass du dich dabei auch wohlfühlst...“ Zärtlich haucht er ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und setzt sich dann neben ihn aufs Bett. „Tut mir leid. – Das ist echt dämlich und das ist mir durchaus bewusst. Aber ich kann dagegen nun einmal nichts machen. Es ist so unglaublich fremd und ich ertrage für mich so undurchschaubare Situationen halt nicht besonders gut...“, versucht sich der Ältere etwas zu rechtfertigen. Joker lächelt nur wieder sanft, was ihn einmal mehr wie einen völlig normalen Menschen wirken lässt und nicht wie den geisteskranken Wahnsinnigen, den er sonst mimt. „Mach dir da mal keinen Kopf, mein Hübscher! Komm lieber her und zeig mir, was du kannst!“, winkt er schlicht ab und zieht ihn etwas stürmisch zu einem Kuss heran, auf den Ed wesentlich erleichterter eingeht und ihn nun seinerseits ins Laken drückt. 2 Nun hat er den aufgedrehten Clown unter sich, hat sozusagen die Kontrolle, und was fängt er damit jetzt an? Etwas grübelnd geht Riddler in sich und versucht einen geeigneten Ansatzpunkt für etwas zu finden, das ihm völlig neu ist. Ein Rätsel, dessen Lösung er eigentlich nie freiwillig finden wollte. Zudem mit einer Person, die ihn bis vor kurzem nur in Angst oder Rage versetzt hat und der er nachts allein nicht gern über den Weg gelaufen wäre. Es ist alles so unglaublich verwirrend und dennoch ist er in Begriff es zu tun. Sich Klarheit zu verschaffen, bevor einer von ihnen das Zeitliche segnet und das Rätsel endgültig mit ihm zu Grunde geht. Etwas ratlos stößt er ein Seufzen aus, was seinem Partner einen fragenden Gesichtsausdruck auflegen lässt. Dem Brünetten entkommt ein leicht nervöses Lachen. „Ich komme mir wirklich ein bisschen dumm vor, denn ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich das Ganze anstellen soll...“, bringt er schließlich über die Lippen, während sich ein sattes Rot über seine Wangen zieht. Innerlich wappnet er sich schon dafür, dass Joker ihn auslacht, doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen schlägt sich ein mitfühlender Ausdruck in den braunen Seelen nieder und er legt ihm wieder die Hände auf die Wangen. „Warum machst du es nicht einfach so, wie du es mit einer Frau gemacht hast?“ Der Angesprochene gibt ein schon fast verächtliches Schnauben von sich. „Aus dem ganz einfachen Grund, dass ich die meisten Frauen immer dafür bezahlt habe es mir zu machen, damit ich mir über so etwas nicht auch noch Gedanken machen muss.“, bringt er in einem Tonfall heraus, als wolle er sagen, dass das in seiner Position innerhalb der Gesellschaft doch völlig offensichtlich ist und somit Jokers Frage überflüssig. „Hattest du denn nie eine richtige Freundin?“, will der Jüngere daraufhin wissen. Für einen Moment schlägt Nigma die Augen nieder und erinnert sich ein letztes Mal an Sofia. „Doch, aber sie war dir in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich und ich habe sie einfach machen lassen. – Ich habe ehrlich gesagt nie zu der Art Jungs gehört, die alles besprungen haben, was nicht bei drei auf dem Baum war. Der Gedanke an Sex kam mir zumeist irgendwie immer erst währenddessen, hatte ich das Gefühl...“ Langsam hebt sich die Augenbraue des Liegenden. „Irgendwie erkenne ich da ein Muster deiner Vorlieben, kann das sein?“ „Vielleicht...“, gesteht der Ältere leicht verlegen. „Aber obwohl du dich gern von einer Frau zu allem möglichen hinreißen lassen würdest, dich von ihr praktisch dominieren lässt, hast du dennoch schiss, dass ich etwas machen könnte, das du nicht willst, nur weil du vielleicht unter mir liegst?“, hakt der Grünhaarige noch einmal nach. „Ja, aus dem einfachen Grund, dass du keine Frau bist! Zudem bist du größer und stärker als ich, sodass du mich locker wieder abwerfen und in die Matratze drücken könntest, wenn dir das doch alles zu blöd wird, und du mich dann...“, Edward beendet den Satz nicht, doch seine Bedenken schlagen sich so überdeutlich in seinem Gesicht nieder, sodass der Rest keinerlei Worte bedarf. Überraschend gelassen mustert ihn der selbsternannte Prinz. Trotz des nagenden Verlangens in ihm scheint er doch eine unglaubliche Ruhe mit dem Rätselmeister zu haben, was Ed irgendwie erstaunt wie auch bewundert, wo er doch sonst so ungestüm ist. „Du weißt doch, dass ich das niemals tun würde.“, seine Worte gleichen schon fast einer Frage und er blickt sein Gegenüber dabei fest an. „Ja schon, aber es könnte doch sein, dass ich hier noch eine Stunde vor mich hin grüble und doch nichts zustande bringe, und ich denke nicht, dass du so lange warten willst.“ „Glaub mir, ich habe schon länger auf manch anderes warten müssen und bin dennoch nicht gleich so durchgedreht, wie du es dir in deinem süßen Köpfchen zusammenreimen magst. So weit wird es also schon nicht kommen, mein Hübscher! Und selbst wenn, wäre das noch lange kein Grund für mich, dich einfach ins Kissen zu werfen und dich mir zu willen zu machen.“ Etwas hoffnungsvoller sieht der Brünette ihn an. „Aber das heißt ja nicht, dass ich dir nicht etwas unter die Arme greifen kann, wenn du nicht weiterkommst, oder?“, endet Joker schließlich, zieht vorsichtig sein Knie an und reibt damit nachdrücklich über die Erregung des Älteren hinweg. Ed bringt ein angestrengtes Keuchen hervor und sieht ihn wieder unschlüssig an. Ganz geheuer erscheint ihm diese Hilfestellung eher nicht. „Warum machst du nicht einfach das, was ich gemacht habe? Dann hast du doch schon mal einen guten Ansatzpunkt und irgendwann geht der Rest dann von ganz allein.“, rät ihm der Prinz dann. Einen Augenblick scheint Riddler darüber nachzudenken und dann nickt er langsam. „Ich kann es ja mal versuchen...“, gibt er unsicher zurück und lässt sich von dem Liegenden dann zu einem Kuss verführen. Der Clown spreizt die Beine auseinander und Nigma lässt sich vorsichtig in den Zwischenraum gleiten. Als sich ihre heißen Erregungen erneut berühren, nur von zwei hauchfeinen Lagen Stoff getrennt, gleicht es schon fast einem Stromschlag, doch er zieht sich nicht wieder zurück. Er muss das jetzt einfach durchziehen, sonst macht es ihn noch völlig wahnsinnig! Langsam trennen sie den Kuss und Edward legt die Lippen an den Hals seines Partners. Seine Hände platzieren sich derweilen auf der blassen Brust des Jüngeren, werden sich einen Augenblick darüber im Klaren, dass es sich hierbei nicht um den wohlgeformt Busen einer Frau handelt, ignorieren diese Tatsache jedoch vehement, gleiten dann sanft darüber hinweg und locken schließlich auch seine Knospen aus ihrem Schlaf. Als sich seine Finger ungeschickt daran zu schaffen machen, gibt der Grünhaarige ein wohliges Keuchen von sich und fährt ziellos mit den Händen durch Nigmas braune Strähnen. „Gefällt – dir das?“, kommt es unsicher von dem Rätselmeister. Joker stößt ein leichtes Kichern aus. „Frag mich doch so etwas nicht! Mach einfach, was du für richtig hälst!“, gluckst er. Unweigerlich fragt sich der Ältere, wie wohl die anderen Bekanntschaften des selbsternannten Prinzen in dieser Hinsicht so waren. Irgendwie vermutet er, dass sie noch weit dominanter gewesen sein müssen, als der Clown ihm selbst erscheint. Ruppig, streng, vielleicht sogar brutal? Einfach ungeachtet von allem eine schnelle Nummer schieben wollten, ohne Tamtam, Vorspiel, Gefühl, Rücksicht oder gar Verantwortung? Es muss daher sehr komisch für den Jüngeren sein jetzt so unerfahren, sanft und zaghaft-besorgt berührt zu werden. Riddler kommt sogar der Gedanke, dass er sich hier so viel anstrengen kann, wie er will und doch nichts Befriedigendes für den anderen zustande bringen wird. Das betrübt ihn zu tiefst, will er doch, dass es für sie beide schön wird, damit sie eine gute Erinnerung an den anderen haben, wenn einer von ihnen womöglich nicht mehr da ist oder sie das alles im Nachhinein entzweit... Ganz hinten in seinem Kopf formt sich sogar der absurde Gedanke den anderen zu fragen, mit wie vielen Männern er schon das Bett geteilt hat. Ob es alles nur irgendwelche namenlosen Burschen von der Straße waren oder, ob es da auch etwas Dauerhafteres gab? Aber irgendwie bezweifelt Nigma das, hatte Joker ihm doch gesagt, dass es vorher noch nie jemanden gegeben hat, den er liebte. Schwamm drüber! Wichtiger ist nur das Rätsel, was diese Kerle letztendlich getan haben, um ihn haltlos über die Klippe zu werfen. Was nötig war, damit er zitternd vor Erregung unter ihnen erbebt ist. Ihre Namen hemmungslos in die Nacht hinausgeschrien hat. Andererseits will er das auch überhaupt nicht wissen, da er es nie mit diesen Typen aufnehmen könnte, wahrscheinlich nicht einmal außerhalb des Schlafzimmers, da er irgendwie der festen Überzeugung ist, dass es sich dabei um Männer handeln muss, die von Natur aus schon überausgeprägt maskulin rüberkommen, also eher so wie Batman. Ungezügelt, grob, mit wenig Geduld, einem aufgeblähten Ego und sehr von sich selbst überzeugt. Was also findet Joker dann nur an ihm? Immerhin ist Edward praktisch das tausendprozentige Gegenteil davon. Unsicher, viel zu nachdenklich, nervös, teilweise hypersensibel, ja geradezu ängstlich und kraftlos. Alles, was ihm einem anderen gegenüber nicht überlegen erscheinen lässt – was sich fast ausschließlich auf die geistige Ebene bezieht – macht ihn völlig fertig und lässt ihn haltlos an sich selbst zweifeln. Was könnte er also an sich haben, dass den Jüngeren so dermaßen an ihm reizt? Hat er vielleicht sogar die Nase voll von solchen Typen und sucht nun nach etwas Ernsterem, Sanfterem? Sucht er wahrhaftig nach wahrer Liebe und hofft sie bei Edward zu finden? Nigma kann sich nicht vorstellen, dass er ein solches Gefühl aus so einem brutalen Kerl herauskitzeln kann, dass das daher alles bisher nichts weiter als ein wildes Abenteuer für ihr war, um sich die Hörner abzustoßen, wie man so schön sagt. Und, dass er nun genug davon hat und irgendwie sesshaft werden will. Diese Vorstellung gefällt dem Brünetten irgendwie. Andererseits macht es ihn fast rasend, wenn er sich vorzustellen versucht mit welcher Art Männer Joker bisher verkehrt hat. Es weckt eine primitive, fast schon animalische Art von Eifersucht in ihm, sie um jeden Preis auszustechen. Sich selbst zu beweisen, dass er ihnen in nichts nachsteht, auch wenn seine Methode bei weitem eine andere ist. Eine weißglühende Entschlossenheit macht sich nun in ihm breit, verbrennt ihn nahezu, doch sie dringt noch längst nicht an die Oberfläche. Dieser Platz wird noch vehement von der Unsicherheit in Anspruch genommen, was seine nächsten Worte deutlich beweisen. „Okay. – Aber du musst mir sagen, wenn du etwas nicht willst, ja?“ Kichernd haucht Joker ihm einen Kuss auf die Wange. „In Ordnung, auch wenn ich sehr bezweifle, dass du auch nur irgendetwas machen wirst, das mein Missfallen wecken könnte.“ Das Grinsen des Jüngeren hat in Eds Augen schon fast etwas Belustigtes an sich und in ihm flammt erneut der Gedanke auf, dass er den Verflossenen des Clowns nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen könnte. Er einfach zu schwach ist, um ihm irgendwie wehtun zu können, nicht einmal ausversehen. Zu einfach gestrickt ist, um auf etwas so dermaßen Abwegiges zu kommen, das den Grünhaarige in eine prekäre Lage bringen würde, der er sich schleunigst entziehen möchte. Das Joker praktisch an der Mannhaftigkeit seines Gegenübers zweifelt, solange er nicht in irgendeiner Weise vom Gegenteil überzeugt wird. Kurz gesagt er Edward völlig offen heraus für einen Schlappschwanz hält – was auf die ein oder andere Weise sicher ziemlich viele Leute in Gotham tun, geht vom Riddler im Allgemeinen doch eher wenig Gefahr aus, was aber dennoch nicht verhindert, dass er neben dem Clown zu den gefürchtetsten Gegners Batmans zählt – und sich daran erst etwas ändern wird, wenn es Ed gelingt ihn völlig mit einer Technik zu überraschen. Seltsamer Weise weckt das nicht nur erneut Eifersucht in ihm, sondern auch einen beachtlichen Funken Wut, von dem er gar nicht recht wusste, dass er ihn überhaupt empfinden könnte, wenn sich Batman nicht gerade über ihn lustig macht. Hält Joker ihn also wirklich für so schwach und wohlgesittet? Traut er ihm keine abstoßenden Fantasien zu? Wenn es sich Riddler so recht bedenkt, würde er sich selbst nicht einmal so etwas zutrauen, wodurch die Annahmen des Jüngeren also berechtigt wären. Das verletzt seinen Stolz auf eine ganz neue Weise, wie er plötzlich feststellt. Das heißt aber noch lange nicht, dass er schwach ist und sich nicht durchsetzen kann! Es dauert zwar eine Weile, bis er diesen Punkt erreicht hat und sein Denken weit genug aussetzt, aber er ist sicher, dass er es schaffen kann und dann wird Joker zitternd unter ihm liegen und um Erlösung betteln! Diese Vorstellung jagt einen zu tiefst erregten Schauer über seinen Rücken hinweg, eine Art Machtgefühl, das ihm bis dato völlig unbekannt war, und somit setzt er sich genau das für sein weiteres Vorgehen als Ziel. Soll der Jüngere doch von ihm denken, was er will. Umso überraschster wird er im Nachhinein sein! 3 Erneut fährt er mit den Händen über die Brust des Prinzen und mit den Lippen über dessen Hals. Dabei bildet er sich ein, eine leichte Ungeduld in seinem Partner spüren zu können. Kein Wunder wahrscheinlich. Seine vorherigen Bekanntschaften haben sich sicher nicht mit irgendeiner Art von Vorspiel abgegeben, sondern das Ganze einfach nur hart und schnell hinter sich gebracht. Mit einem völlig untypischen unterdrückten Knurren versucht Nigma das alles aus seinem Kopf zu bekommen, was ihm jedoch nicht gelingt, sodass es nur noch schlimmer wird. „Was hast du?“, fragt ihn der Clown daraufhin verwirrt. „Sei still!“, bekommt er erschreckend nachdrücklich die Antwort. Nigmas Gedanken nehmen immer bizarrere Formen an und hindern jegliche Vernunft in ihm. Bringen eine Seite zum Vorschein, die er selbst bis eben nicht kannte. Doch etwas ungläubig betrachtet der Jüngere dann, wie sich Nigma ein Stück entfernt, um sich seiner Shorts zu entledigen und ihm die seine auch zu entwenden. Entschlossenheit funkelt in den grünen Augen auf, wie sie der Irre noch nie bei ihm gesehen hat. „Ed, was...“, setzt er an, kann den Satz jedoch nicht zu Ende bringen. „Kannst du nicht endlich still sein!“, fährt ihn der Ältere auf einmal erstaunlich harsch an, sodass er sichtlich zusammenzuckt. Kurz darauf packt ihn der Rätselmeister an der Schulter und dreht ihn fast schon grob auf den Bauch, drückt sich keuchend und mit einem weiteren Knurren gegen ihn. Ein sichtbares Unbehagen überkommt den einst so dominanten Clown auf einmal und er versteht überhaupt nicht mehr, was eigentlich los ist. Auf irgendeine ihm unbewusste Weise muss er einen Schalter in dem Brünetten betätigt haben, der ihn jetzt völlig austicken lässt. So spürt er, wie sich Riddler immer nachdrücklicher gegen ihn drängt, um sich Zugang zu ihm zu verschaffen. Doch das ist falsch! Das ist vollkommen falsch! Das ist nicht Nigma, wie er ihn kennen und lieben gelernt hat! Dieser Gedanke rast durch den mitgenommenen Kopf des Grünhaarigen, gleich einem ungebremsten Wagen auf einer Schnellstraße. „Ed, nicht!“, bringt er schwerlich hervor und ein ungewolltes Zittern gleitet über seinen Körper hinweg. Plötzlich hält der Brünette abrupt inne und wird sich bewusst, was er da gerade in Begriff war zu tun. Unsanft setzt er sich nach hinten auf die Matratze und starrt den anderen beinahe fassungslos an. Der Jüngere dreht sich vorsichtig wieder herum und sucht etwas scheu seinen Blick. Ein Gefühl, das vielleicht entfernt angst sein könnte, huscht dabei über seine braunen Augen hinweg. Für den Älteren ist es wie ein Schlag in die Magengrube. „Es – es tut mir leid...“, bringt Riddler fassungslos und den Tränen nahe hervor. „Schon gut. Aber was ist denn auf einmal los mit dir?“, kommt es unsicher zurück. Der Angesprochene schweigt eine ganze Weile und sucht nach den richtigen Worten. Schließlich seufzt er schwer. „Ich – bin mir nicht ganz sicher. – Ich habe mir auf einmal ungewollt all die Männer vorgestellt, mit denen du schon im Bett gewesen sein könntest. – Und, dass ich ihnen völlig unterlegen bin. – Das ich mich allen Ernstes frage, was du eigentlich an mir findest, wo ich dir doch nicht einmal ansatzweise das bieten kann, was sie konnten...“, gesteht er mit hängenden Schultern. Der Clown sitzt ihm mit offenem Mund gegenüber und versucht das alles zu begreifen. „Wie bitte? – Du hast dir die Typen vorgestellt, mit denen ich Sex hatte, echt jetzt? Warum tust du denn nur so etwas?“ Riddler schweigt. Joker gibt ein resignierendes Seufzen von sich. „Versuch dir so etwas nicht vorzustellen, bitte! – Es mag für dich vielleicht nicht ersichtlich sein, aber ich bin nicht gerade stolz auf diesen Teil meiner Geschichte...“ Überrascht hebt Edward den Kopf und blickt ihn leicht argwöhnisch an. „Sieh mich nicht so an, es ist so! Du magst mich vielleicht als dominant empfinden, weil dir schlichtweg in dieser Hinsicht die Erfahrung fehlt, doch für mich das ist eher eine Art Selbstschutz, ein Verdrängungsmechanismus. – Viele Erfahrungen habe ich nämlich nicht gerade freiwillig gesammelt! – Ich habe schlichtweg nur versucht der Einsamkeit zu entkommen. Nur für einen kurzen Moment einem anderen Menschen nahe sein zu können, dem es egal ist, wie ich aussehe, was ich gemacht habe oder was in meinem Kopf alles nicht stimmt. – Dafür habe ich einiges in Kauf genommen, von dem ich nie dachte, dass ich es ertragen könnte. Doch ich habe es ertragen, habe es sogar manches Mal gebraucht oder auf primitive Weise genossen. Doch es erfüllte mich nicht wie erhofft und ich war im Nachhinein jedes Mal zutiefst angeekelt von mir selbst und heilfroh wieder allein zu sein...“, betroffen schlägt Joker die Augen nieder und Nigma bricht es das Herz, dass ungewollt in ihm ausgelöst zu haben, hatte er doch keine Ahnung, wo ihm der Clown immer so entschlossen, selbstsicher und vorlaut erscheint. „Du hast mich gefragt, was ich an dir finde. – Die Antwort ist, dass ich dich liebe! Wirklich von ganzem Herzen liebe! – Ein Gefühl, das ich bisher für niemanden so empfunden habe! Und ich will nicht, dass es kaputtgeht, nur weil du dir die triebgesteuerten Volltrottel vorstellst, die mich gedemütigt und in die Knie gezwungen haben, und dass nur weil ich vor Einsamkeit wahnsinnig geworden bin!“, heiße Tränen rinnen seine Wangen hinab und lassen seine aufgebrachte Stimme schließlich brechen. „Ich – ich hatte ja keine Ahnung...“, gesteht der Rätselmeister schließlich betroffen. „Jetzt hast du sie! Bist du nun zufrieden!“, faucht sein Gegenüber in Tränen erstickt. „Nein, weil ich dich nicht verletzen wollte und es jetzt doch getan habe...“, erwidert ihm der Ältere ehrlich und versucht ihn unbeholfen in die Arme zu nehmen, damit er ihn trösten kann. Doch Jokers Körper versteift sich nur und dann stößt ihn der Jüngere sogar kraftlos aber nachdrücklich von sich weg. Ein Klopfen ertönt von der Tür, doch der Brünette ignoriert es zuerst. „Es tut mir so leid...“, bringt er stattdessen ein weiteres Mal hervor. Mit einem unmelodischen Schniefen wischt sich der Grünhaarige fahrig über die feuchten Wangen und ringt sich ein schwaches Lächeln ab. „Schon gut. Es ist ja nicht deine Schuld, mein Hübscher. – Würdest du jetzt bitte an die Tür gehen?“ Mit einem betroffenen Nicken erhebt sich der Ältere, streift sich die Shorts wieder über und sieht nach, wer sie nun schon wieder stört, auch wenn dafür ja nur zwei Personen infrage kommen. 4 Man hätte es ahnen können, denn es ist Alfred mit der Nachricht, dass ein weiteres Monster aufgetaucht ist und Bruce diesbezüglich gerade den Polizeifunk abhört. In der Stadt sind wohl schon mehrere Leichen gefunden worden. Edward dankt ihm für diese Mitteilung und schon fünf Minuten später stehen die beiden Kriminellen angezogen in der Bathöhle. Eingehend mustert Bruce den Joker, ehe er zu seinem Bericht ansetzt. Nigma vermutet, dass es für den Detektiven nicht zu übersehen ist, dass der ausgeflippte Clown geweint hat, und der Jüngere gibt sich auch nicht sonderlich viel Mühe es zu verbergen, was ohne seine Schminke eh etwas schwer ist. Schließlich wird dem Grünhaarigen diese Beschauung zu viel, sodass er schmollend die Unterlippe vorschiebt und die Arme vor der schmalen Brust verschränkt. „Was glotzt du denn so?“, motzt er den Schwarzhaarigen an. Der Dunkle Ritter betrachtet ihn noch einen Moment schweigend, denkt sich vermutlich seinen Teil, dann beginnt er seinen Bericht. „Letzte Nacht wurden drei Leichen gefunden, zwei in Crest Hill und eine in Gotham Village. Alle wiesen dieselben Merkmale auf: Zwei bis drei kleine Löcher am Hals. Ihre Körper waren vollkommen blutleer, sonst fehlte ihnen aber augenscheinlich nichts. Der abschließende Autopsiebericht steht allerdings noch aus. Vor einer Stunde wurde dann eine weitere Leiche mit demselben Muster in Robbinsville gefunden. Einige Leute werden langsam unruhig und fangen an wilde Geschichten von irgendeinem schaurigen Wesen zu erzählen, das sie des nachts gesehen haben wollen...“, verkündet Batman geschäftig und blättert dabei durch die wenigen Aufzeichnungen, die er bisher anfertigen konnte. „Sag nicht, wir jagen jetzt einen Vampir!“, entkommt es dem Joker mit einer Mischung aus Belustigung und leicht erschrockenem Unglauben. Sein auch ohne die Schminke schon blasses Gesicht zeigt nun keine verräterischen Spuren seines Gefühlsausbruchs mehr, sondern hat die ungesunde Farbe von kindlicher Furcht angenommen, die bei ihm so völlig fehl am Platz wirkt, wie ein Haifisch in einer Badewanne. Bei den Worten des Grünhaarigen fasst sich Riddler unbehaglich an den Hals, spürt dabei die tröstende Glätte seines Hemdkragens und der Krawatte, doch beruhigen tut es ihn keineswegs. Er schluckt schwer und ist mindestens genauso blass wie sein Kollege. Bruce hebt lediglich ungläubig eine Augenbraue. „Ich denke nicht, dass es sich dabei um einen echten Vampir handelt.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein? Denk doch nur mal an all die Schauergestalten, die wir schon zur Strecke gebracht haben!“, erinnert ihn Nigma fast schon hysterisch. „Es passt einfach nicht ins Muster dieses Professors.“, gibt der Detektiv erstaunlich ruhig zurück. „Wie meinen Sie das, Sir?“, will Alfred nun wissen und nimmt den beiden Ganoven damit das Wort aus dem Mund. „Ganz einfach: Ein Vampir wäre zu offensichtlich und zu bekannt. Denkt doch mal an die Wesen, denen wir gegenüberstanden. Habt ihr je zuvor von auch nur einem davon gehört?“, eindringlich betrachtet sich Wayne seine Mitstreiter. Diese schütteln schließlich stumm den Kopf. „Und das ist der Punkt! Norris bediente sich stets völlig unbekannter Wesen, die zumeist auch noch auf anderen Kontinenten heimisch waren und dessen Existenz schon an sich so unglaubwürdig war, dass sich der Irrglaube daran kaum über die Landesgrenzen hinaus verbreitet hat. Außerdem würde ein Vampir nicht ins allgemeine Bild passen, da er zu menschlich erscheint...“ „Was ist mit der Teketeke vom letzten Mal? Fällt die auch raus? Immerhin war sie laut seinen Aufzeichnungen sogar mal ein richtiger Mensch.“, wirft der Clown plötzlich ein und bringt den selbsternannten Rächer damit kurzzeitig aus der Fassung. Bruce gibt ein verstimmtes Brummen von sich. „Da ist schon etwas dran, dennoch glaube ich nicht, dass wir jetzt einen echten Vampir jagen.“, beharrt er weiterhin etwas stur. „Einen Chupacabra.“, kommt es plötzlich von Edward, der die Nase tief ins Notizbuch des Professors vergraben hat. „Was für ein Wonderbra?“, fragt Joker irritiert. „Chupacabra.“, wiederholt es der Rätselmeister noch einmal langsam und deutlich und ignoriert dabei die Anstößigkeit in dem, was sein Kollege verstanden haben will. Fragend sehen ihn die anderen an. Der Brünette atmet tief durch und beginnt dann den niedergeschriebenen Text vorzulesen: „Zu den bevorzugten Opfern des Chupacabra gehören Ziegen, Schafe, aber auch Federvieh und andere Tiere. Alle angeblich von der Kreatur getöteten Tiere weisen zwei oder drei kleine Bisslöcher auf, und die Kadaver sind blutleer. Einige Zeugen berichteten von einem entsetzlichen Gestank nach Schwefel, andere von Batteriesäure und Urin. Die Beschreibungen des Ungeheuers haben sich jedoch über die Jahre gewandelt: Von reptilienähnlichen Wesen zu haarlosen, hundeähnlichen Kreaturen mit langen Vampirzähnen. Seitdem ist der Chupacabra unter anderem in Mexiko, Chile, Nicaragua und Argentinien aufgetaucht, aber auch in diversen Bundesstaaten der USA – eigentlich immer dann, wenn Farmtiere unter rätselhaften und ungeklärten Umständen zu Tode kamen. Der Chupacabra soll etwa 1 – 1,5 m groß sein und auf seinem Rücken Stacheln tragen, die er nach Bedarf einziehen kann. Wie ein Chamäleon soll er seine Farbe beliebig an Hintergrund und Stimmung anpassen können.“ Unwohl blickt der Herr der Rätsel wieder zu den anderen auf und klappt das Buch zu. Das Geräusch, das dabei entsteht, wirkt in der erdrückenden Stille der Höhle viel zu laut und zu endgültig. „Klingt ja wirklich einladend. Da wäre mir ein Vampir schon fast lieber...“, meint der selbsternannte Prinz verstimmt. Einen Moment später erhebt sich Batman von seinem Stuhl. Inzwischen geht es seinem verletzten Bein schon wieder viel besser und er kann sich weitgehend ohne Schmerzen bewegen. Doch dieser Einsatz wird sicher nicht sonderlich gut für die restliche Heilung sein, weil er sich da keinesfalls vorsichtig und mit Bedacht bewegen kann. Aber das ist unwichtig, völlig unwichtig. Gotham braucht ihn, die Menschen brauchen ihn und da kann er keine Rücksicht auf seinen eignen Körper nehmen! Zudem will er die beiden Spinner nicht wieder allein losschicken, nicht nach dem erneut zerstörten Bordmonitor und schon gar nicht bei diesem Wetter und möglichen weiteren Todesopfern. Und am wenigsten nach dem, was scheinbar vorgefallen sein muss, da Joker ganz sicher nicht aus heiterem Himmel angefangen hat zu weinen – irgendetwas stimmt also nicht zwischen den beiden und da kann und will er einfach kein Risiko eingehen. Nicht, dass sich die beiden noch an die Gurgel springen, statt sich um dieses Vieh zu kümmern oder schlimmer noch, sich wieder streiten und jeder seiner Wege zieht. Es dürfen nicht noch mehr Leute einen grausamen und sinnlosen Tod sterben, nur wegen dieses geisteskranken Wissenschaftlers und der möglichen Unfähigkeit seiner beiden Helfer! „Wir müssen uns beeilen!“, gibt er daher leicht gehetzt von sich und mustert seine zwei unfreiwilligen Begleiter eingehend. Stumm folgen sie ihm schließlich zum Batmobil. „Du fährst!“, entkommt es ihm dann zur großen Überraschung der beiden, während er Joker die Schlüssel zuwirft. Verwirrt blickt ihn der Clown über das Wagendach hinweg an. „Bist du sicher, dass du nicht Eds meinst?“, hakt der Jüngste irritiert nach, da er bisher ja noch nie aus Bruce´ eigenem Willen heraus fahren durfte. „Nein, ich meine dich! Wir müssen schnell dorthin und ich will mein Bein so lange wie möglich schonen. Zudem sind die Straßenverhältnisse heute Nacht nicht sonderlich einladend, von daher denke ich, dass du am besten damit klarkommen wirst.“, erklärt sich der Schwarzhaarige zur Abwechslung einmal erstaunlich weitläufig. Blinzelnd sieht Joker zu seinem Partner hinüber, der nur mit den Schultern zuckt. „Was meinst du denn damit, dass die Straßenverhältnisse nicht sonderlich gut sind?“, will Riddler dann doch wissen, da er schon unter günstigen Bedingungen der Ansicht ist, dass der Clown in einem früheren Leben Kamikaze- oder Stuntfahrer gewesen sein muss, und ihm bei der Vorstellung, dass die Straßenverhältnisse zu Wünschen übriglassen und der Grünhaarige dann am Steuer sitzt, das Herz in die Hose rutscht. „Den Tag über gab es fast ununterbrochen Eisregen. Die Temperatur liegt jetzt bei minus zwölf Grad und praktisch ganz Gotham ist von einer dicken, spielglatten Eischicht überzogen, die das normale Leben förmlich zum Erliegen gebracht hat. Seit heute Mittag fahren keine Züge mehr, Autos wenn überhaupt nur mit Schneeketten und im Schritttempo. Fußgängern wird geraten Zuhause zu bleiben, aber die Leichen beweisen, dass sich nicht sonderlich viele Leute daranhalten, was im Vorweihnachtsgeschäft vielleicht verständlich sein mag.“ Mit offenem Mund hört Nigma ihm zu. „Und dann willst du allen Ernstes, dass er fährt? Das ist doch glatter Selbstmord!“, platzt es praktisch aus ihm heraus. Dafür erntet er einen verächtlichen Blick seitens des selbsternannten Prinzen, den er aber ignoriert. Er weiß selbst, wie fies das gerade klang, aber gegen seine Bedenken und bisherigen Erfahrungen in dieser Hinsicht kann er nun einmal nichts machen. Batmans Antwort überrascht ihn daher doch ziemlich. „Selbstverständlich ist es Selbstmord, aber etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Außerdem ist das Batmobil schließlich kein gewöhnliches Auto und kommt mit so etwas bestens klar.“ Damit ist die Diskussion beendet und der Dunkle Ritter setzt sich auf den Beifahrersitz, um ihm Ernstfall vielleicht doch eingreifen zu können. 5 Mit heulendem Motor jagt das gepanzerte Fahrzeug aus der Höhle heraus und durch den angrenzenden Wald. Die engstehenden Bäume und der unebene Untergrund haben dem Eisregen hier aber nicht viel Angriffsfläche geboten, sodass die Reifen problemlos greifen, ohne auch nur den Ansatz von irgendetwas Komischem erkennen zu lassen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als das Batmobil die Robert Kane Memorial Bridge erreicht. Die Brücke ist seit dem Mittag für den Verkehr gesperrt, da die Fahrbahn einem einzigen Spiegel gleichkommt, obwohl sie für gewöhnlich doch recht rege benutzt wird. Sichtbar ist die Sperrung der Überführung aber auch nur durch eine blinkende Anzeige über der Einfahrt zur Brücke, die auf die bescheidenen Straßenverhältnisse hinweist. Es gibt keine Blockade oder dergleichen, die jemand Tollkühnen daran hindern würde sie zu benutzen. Der Anblick der spiegelnden Oberfläche reicht scheinbar schon aus, um dem gesunden Menschenverstand klarzumachen, dass es sinnvoller wäre hier nicht langfahren zu wollen. Das vereinfacht es Joker allerdings, nun praktisch ungebremst auf die Brücke zu zusteuern. Kaum, dass die breiten Reifen die spiegelnde Fahrbahn berühren, bricht auch schon das Heck des Wagens ruckartig aus und droht das ganze Gefährt im Kreis herumzuschleudern. So viel zum Thema, dass das Batmobil doch etwas Besonders ist und bestens damit klarkommen wird... Mit einem Anflug von Panik krallt sich Riddler regelrecht in das Poster der Rückbank und zieht mit zitternden Fingern seinen Gurt straffer. Der Clown auf dem Fahrersitz gibt ein fast schon überraschtes Knurren von sich und versucht vehement das Ausbrechen des Batmobils zu verhindern. Dabei wirkt er dennoch so ruhig und gefasst, als würde er stattdessen in einem Cabrio eine entspannte Spritztour machen, statt womöglich einem schmerzhaften, wenn nicht gar tödlichen Zusammenstoß mit einem Brückenpfeiler entgegen zu schlittern. Auch der Dunkle Ritter verzieht kaum eine Miene, als würde er Joker zur Abwechslung wirklich einmal blind vertrauen. Diese Tatsache schockiert den Brünetten noch weit mehr, als die Fahrbahnverhältnisse, und er ist sich sicher in einem Albtraum gefangen zu sein. Das er vorhin gar nicht von dem Grünhaarigen geweckt wurde, keinen ungewollten Streit mit ihm angefangen hat, nichts dergleichen. Sondern, dass er von seinem wohligen Schlaf aus ihm völlig unerfindlichen Gründen in einen entsetzlichen Albtraum gestürzt ist, der vielleicht sogar die bevorstehende Zukunft zeigt. Ihm zeigt, wie er wirklich sterben wird. Nicht durch die Hand eines dieser grausigen Monster, sondern durch die Hand des geisteskranken Clowns hinter dem Steuer des Batmobils, und das auch noch während der edle Ritter persönlich ungerührt neben ihm sitzt und keinen Finger rührt, um dem entgegenzuwirken! Nigma schließt schon mit seinem Leben ab – der Brückenpfeiler kommt unaufhaltsam näher – da rührt sich Bruce scheinbar doch noch. Aber bevor seine Finger den womöglich rettenden Knopf am Armaturenbrett erreichen können, kommt Joker ihm zuvor. Der Clown reißt das Steuer ein letztes Mal gewaltsam entgegen der Drehrichtung des Wagens und schlägt dann praktisch blind mit der geballten Faust auf denselben Knopf, den sein Sitznachbar gerade betätigen wollte. Ein holpriger Ruck gleitet unter dem Fahrzeug hinweg und scheint es irgendwie anzuheben, dann folgt ein anhaltend knirschender Laut, als sich die ausgefahrenen Metallsporne um die vier Reifen in das Eis hineinbohren. Ein kreischendes Schaben ertönt, während die Dornen das schwere Batmobil an der Rotation zu hindern versuchen. Der gepanzerte Wagen ist noch gar nicht ganz aus seiner Kreisbewegung heraus, da tritt der Grünhaarige auch schon das Gaspedal voll durch. Batman gibt ein verstimmtes Brummen von sich, hat er sich das Ganze wohl doch nicht so vorgestellt. Für einen erschreckenden Augenblick kommt der Brückenpfeiler wieder furchteinflößend und vernichtend näher, sodass Edward schon schützend die Hände vors Gesicht hebt. Die Vorderachse holpert unmelodisch polternd über den schmalen Bordstein vor dem Pfeiler und dann richtet sich die Schnauze des Wagens wieder in Fahrrichtung aus. Die gespornten Reifen greifen mit einem hohen Quietschen, fressen sich dann ins Eis hinein und schieben das Gefährt schließlich ordnungsgemäß über die Brücke, als wäre nichts gewesen. „Ha!“, kommt es triumphierend vom selbsternannten Prinzen. Vorsichtig öffnet Ed daraufhin die Augen und blickt auf die Straße hinaus. Dabei kann er gerade noch das winzige, aber irgendwie zufriedene Schmunzeln auf Waynes Lippen erkennen. Scheinbar hat ihn sein Instinkt, was Jokers Fahrkünste betrifft, doch nicht ganz im Stich gelassen. Riddler ist davon jedoch keineswegs angetan. Wie schon bei seiner letzten Fahr mit dem Verrücken ist ihm auch jetzt wieder kotzübel und er ist sehr froh, dass sie keine Zeit mehr zum Essen hatten. Zudem ist er heilfroh, dass er vor dem schon fast überstürzten Aufbruch darauf bestanden hat noch einmal aufs Klo gehen zu dürfen, sonst hätte er sich jetzt definitiv in die Hosen gemacht. „Alles klar, mein Hübscher?“, fragt der Jüngste schließlich grinsend. Der Brünette straft ihn mit einem zornigen Blick, der den anderen aber keinesfalls zu kümmern scheint. „Ich hasse dich!“, knurrt er zwischen zusammengebissenen Zähnen und unterdrückter Übelkeit hervor und hofft inständig, dass der andere nicht hört, wie sehr seine Stimme dabei noch flattert. Jokers Grinsen wird noch einen Schlag breiter. „Ich liebe dich auch!“, flötet er ausgelassen zurück, während die Brücke hinter ihnen verschwindet und sie nach Crest Hill einfahren. Allmählich kommt dem Rätselmeister der Gedanke, dass der Grünhaarige das alles vielleicht auch zu einem gewissen Teil mit Absicht gemacht hat, um sich für den unschönen Streit von vorhin zu rächen. Edward kann es ihm nicht einmal verübeln, das war wirklich mehr als dämlich. Wie konnte er auch nur auf so hirnlose Fantasien kommen? Er findet keine Lösung, versteht sich selbst in diesem Fall nicht einmal. Und so verzieht sich die Wut über dieses halsbrecherische Manöver wieder aus seinen grünen Augen und er denkt stattdessen darüber nach, wie er es wiedergutmachen könnte. Derweilen weist Bruce den Jüngsten an welchen Weg er einschlagen soll, damit sie sich die Fundorte der Leichen anschauen können. Viel finden sie an den entsprechenden Plätzen aber nicht mehr, die Spurensicherung war trotz des grauenhaften Wetters ungewohnt gründlich. Das heißt aber auch, dass sie nicht wirklich einen Anhaltspunkt haben, um dieses Biest zu finden. Fast schon ziellos bewegt sich das Batmobil daher durch die erdrückende Dunkelheit, während seine drei Insassen die Augen nach jeder noch so kleinen Ungewöhnlichkeit offenhalten. 6 Sichtbar zuckt der Schwarzhaarige irgendwann auf seinem Sitz zusammen und wendet beinahe hastig den Blick von der Straße ab. „Fahr sofort zurück nach Robbinsville!“, lässt er verlauten. Verwundert blickt ihn der Joker von der Seite an. „Was? Warum?“ „Frag nicht, tu es einfach!“, kommt es unmissverständlich von dem Dunklen Ritter zurück. Statt seiner Forderung nachzukommen, mustert der Clown ihn argwöhnisch. „Warte...“, grübelt er nach. „Nein! Tu, was ich dir gesagt habe!“, erwidert Batman jetzt äußerst ungehalten. Ein Funken der Erkenntnis huscht daraufhin über die braunen Augen hinweg. „Hier in der Nähe ist es passiert, stimmst? Crime Alley! Hier wurden deine Eltern ermordet!“, kommt es dem Grünhaarigen dann über die Lippen. Plötzlich fällt es auch Edward ein. Jetzt, wo er weiß wer hinter Batmans Maske steckt, erinnert er sich an die endlosen Berichte in den Zeitungen von damals. Selbstverständlich war er vor so vielen Jahren selbst noch ein kleines Kind und hat sie daher gar nicht wahrgenommen, doch jetzt leuchten sie praktisch in seinem Kopf auf wie Neonreklamen. Allerdings hat er nicht die Zeit sie genauer zu ergründen, denn Bruce verliert deswegen schlichtweg die Beherrschung. Grob packt er den Clown am Kragen und drückt ihn gegen die Fahrertür, ungeachtet der Tatsache, dass Jokers Fuß noch auf dem Gaspedal liegt und er die Hände nicht mehr am Lenkrad hat. „Sei endlich still!“, faucht der selbsternannte Rächer und droht seinem Gegenüber mit der geballten Faust. Nigma ist von der heftigen Reaktion des Dunklen Ritters doch ziemlich überrascht, wirkt Batman doch sonst immer schon fast unmenschlich gefasst – zumindest unter normalen Umständen, die seit ihrer ungewollten Zusammenarbeit völlig außer Kraft gesetzt scheinen –, andererseits kann er sie auch irgendwie nachvollziehen, auch wenn sie im Moment mehr als unangebracht ist. Dennoch ist es eine ganz schlechte Idee seinem tiefsitzenden Kummer ausgerechnet bei voller Fahrt freien Lauf zu lassen, erst recht bei diesen Witterungsverhältnissen! „Hey, ganz ruhig, Batsy!“, versucht sich Joker halbherzig aus seinem Klammergriff zu befreien. Der Angesprochene gibt nur ein wütendes Knurren von sich, packt den Kragen des Clowns fester und drückt ihn so sehr gegen die Fahrertür, dass er sich kaum noch bewegen kann. Unglücklicherweise rutscht Jokers Fuß dabei vom Gaspedal und sein Knie stößt gegen das Lenkrad. Dieses schlägt dadurch eine andere Richtung ein und bringt den schweren Wagen trotz der Dornen an den Reifen erneut vom Kurs ab, sodass er wieder zu schlingern beginnt. Das alles scheinen die beiden Streitenden gar nicht mitzubekommen, Edward jedoch schon. Dennoch kann er nicht wirklich etwas dagegen tun. Mit schreckgeweiteten Augen starrt er durch die Windschutzscheibe, sieht wie sie holpernd über den Bordstein fahren, und dann taucht der dunkle Umriss eines Opernhauses vor ihnen auf – genau das Opernhaus, das die Familie Wayne vor der Tragödie noch besucht hatte! Nicht mehr lange und sie werden unweigerlich mit diesem Bauwerk kollidieren. „Hört sofort auf damit!“, gebärt sich Nigma hysterisch, doch er trifft nur auf taube Ohren wie es scheint. Bruce hebt erneut die Faust und diesmal holt er auch aus. „Oh, nein! So haben wir nicht gewettet, Großer!“, knurrt der Grünhaarige. Während das Opernhaus schon die gesamte Größe der Windschutzscheibe eingenommen hat und es nur noch Sekunden bis zum unvermeidlichen Zusammenstoß sind, zieht der Jüngere plötzlich das Bein hoch. Es gleicht einer schwierigen Zirkusnummer, so verrenkt wirkt das Ganze in der Enge des Wagens und der Nähe der beiden Männer. Dennoch gelingt es Joker erstaunlich leicht und so drückt er seinen nackten Fuß gegen Batmans Brust und stößt ihn dann kraftvoll von sich weg. Überrumpelt knallt der Mitternachtsdetektiv gegen die Tür auf der Beifahrerseite, wirkt einen Moment benommen, sodass sich der selbsternannte Prinz wieder vernünftig hinsetzen kann. Gerade, als er jedoch das Lenkrad ergreift und den kurzbevorstehenden Zusammenstoß verhindern will, rappelt sich Bruce wieder auf und versucht erneut auf ihn loszugehen. Der Verrückte reißt allerdings grob das Lenkrad herum, streift die Stufen des Opernhauses ganz knapp, sodass ein kreischendes Geräusch vom Unterboden der Karosserie aufsteigt und seine Mitfahrer heftig in die Sitze hineingedrückt werden. Der schwere Wagen beschreibt trotz der spitzen Dornen eine volle Drehung auf dem Eis, bevor er schließlich zum Stehen kommt. „Du verfluchter...“, setzt Wayne an, um seiner blinden Wut Luft zu machen, doch weiter kommt er nicht. Überrascht erstarrt er in seiner Bewegung und blickt dabei mit großen Augen in die dunkle Mündung einer Waffe! Er braucht einen Moment, um festzustellen, dass es sich dabei um seine eigene Enterhakenpistole handelt, die nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht schwebt. Mit angehaltenem Atem verfolgt Riddler die Szene. Erneut ist er nahezu fassungslos, hat er doch gar nicht mitbekommen, wie Joker an die Waffe herangekommen ist. Über die Mündung hinweg sehen sich die beiden Kontrahenten in die Augen, wobei regelrecht Funken zwischen ihnen zu sprühen scheinen. „Schluss jetzt, verdammt noch mal! Allmählich hat meine Gutmütigkeit mit dir auch mal ein Ende! Denn ich habe keine Lust als tiefgefrorene Straßenpizza zu enden, nur weil du nicht darüber hinwegkommst, dass dich Mami und Daddy verlassen haben! – Scheiße, sei doch froh, dass du so großartige Eltern hattest! Immerhin haben sie alles für dich getan, dich geliebt! Ich habe mir Tag für Tag auch nur ein winziges Stück von diesem Glück gewünscht! Doch stattdessen wurde meine Mutter vor meinen Augen von meinem eigenen Vater im Vollrausch erstochen! Und als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, fiel er danach auch noch über mich her! Und jetzt sieh es dir an, dieses kranke Grinsen in meinem Gesicht, das ich nur ihm zu verdanken habe! Also komm endlich runter von deinem beschissen Ego-Gefühlstripp und akzeptiere, dass es anderen auch nicht besser ergangen ist! Sonst schwöre ich dir beim Grab meiner Mutter, stirbst du heute Nacht noch und dass ganz sicher nicht wegen so einem räudigen Vieh!“ Heftig zitternd liegt der Finger des Jokers auf dem Abzug der Waffe. Seine Wangen glühen aufgebracht, seine Stimme so schrill, dass sie einem die Trommelfelle zu zerreißen droht, und heiße Tränen rinnen an seinen Wangen herab wie Sturzbäche. Seine braunen Augen haben wieder dieses grausige Schwarz angenommen, das Nigma schon beim Kampf gegen die Teketeke bei ihm gesehen hat. Dem Brünetten wird daher klar, wie ernst es der Jüngste also meint. Wieder findet er es nur allzu verständlich nach allem, was sie schon durchgemacht haben – was Joker selbst schon durchmachen musste. Riddler vermutet sogar, dass Joker das alles bisher niemandem erzählt hat – Ed hat es bis eben jedenfalls nicht gewusst und in den Arkham-Akten steht davon auch nichts –, er hat es vermutlich schlichtweg ebenso verdrängt wie seinen eigenen Namen, aus dem einfachen Grund sich das letzte bisschen seines Verstandes noch irgendwo zu bewahren, statt vom Wahnsinn zerfressen die ganze Stadt niederzumetzeln und doch keinen Trost für seinen Schmerz und seine Einsamkeit zu finden. Doch jetzt ist es einfach aus ihm herausgebrochen, weil er Batmans Macken nicht mehr standhalten konnte, ebenso wie der Dunkle Ritter es nicht ertragen kann ungewollt zu dem Ort zu kommen, an dem seine Eltern vor seinen Augen so grausam aus seinem Leben gerissen wurden. In diesem Moment sind sich die beiden Rivalen auf unheimliche Weise völlig eins – vereint in Schmerz und Wahnsinn – und sie werden nicht eher Ruhe geben, bis nicht einer von ihnen den letzten Atemzug macht! Nicht sonderlich überrascht registriert der Rätselmeister aber, dass Bruce die Worte des Clowns nur trotzig hinzunehmen scheint. Keinerlei Regung schlägt sich in seinem Gesicht nieder, abgesehen von der tiefen Verletztheit durch den Tod seiner Eltern. Es scheint ihn überhaupt nicht zu kümmern, dass Joker ebenfalls Schreckliches – sogar Schlimmeres – durchgemacht hat und ihm gerade praktisch erzählt hat, was ihn letztendlich zum Joker gemacht hat, da er niemanden hatte, der ihm in dieser schweren Zeit beigestanden hat, im Gegensatz zu Bruce, der immerhin Alfred hatte – und eine ganze Stadt, die stets hinter ihm stand, ob er es nun wollte oder nicht. „Dann drück doch endlich ab, du verrücktes Großmaul!“, knurrt Batman schließlich und das bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Das Gesicht des Jüngsten verzieht sich zu einer abgrundtief zornigen Fratze, seine Augen gleichen glänzendem Teer. Sein Finger krümmt sich ruckartig um den Abzug... „Nein!“, entkommt es Edward atemlos. Geistesgegenwertig ergreift er die Hand seines Kollegen in genau dem Moment, indem sich der tödliche Schuss löst. Ein kaum hörbarer Knall und eine kleine Qualmwolke breiten sich im Innenraum des Wagens aus, und als sich der weiße Nebel wieder auflöst, steckt der Enterhaken tief in der Dachverkleidung des Batmobils, statt in der Brust des Schwarzhaarigen. Mit leeren Augen starren sich die beiden Rivalen einfach nur an, versuchen zu begreifen, was gerade passiert ist. Vorsichtig windet Ed dem Prinzen die Waffe aus der Hand und lässt sie ungeachtet zu Boden fallen. „Joker? Ist alles in Ordnung? – Vielleicht sollte ich lieber weiterfahren...“, setzt der Rätselmeister an, wobei seine Stimme erstaunlich ruhig klingt, es in ihm aber noch förmlich vor Panik schreit. Der Angesprochene erwidert ihm nichts, wendet sich aber fast wie ferngesteuert zur Tür um und steigt aus, während Bruce unablässig den Blick auf ihn richtet, als fürchte er einen erneuten Ausbruch. Kurz sucht Nigma Batmans Augen, kann darin aber nur wieder Abscheu und Misstrauen ihnen gegenüber erkennen, und steigt dann ebenfalls aus. Das Eis ist von der wilden Fahrt des gespornten Wagens so aufgerissen, dass es ihm nicht einmal schwerfällt sicher darauf zu stehen. Dem Clown scheint es ebenso zu gehen, obwohl er ja nicht einmal Schuhe anhat. Er steht dort vor ihm, mit hängenden Schultern, tränenfeuchten Wangen, die sich in der beißenden Kälte zu brüchigen Spiegeln verwandeln und damit der Straße nur allzu ähnlichsehen. Etwas unschlüssig verweilt Nigma, weiß nicht recht, was er jetzt tun soll. In keinem Fall will er den Verrückten jedoch dazu antreiben sich wieder in den Wagen zu setzen, damit sie weiterfahren können. Das wäre in jedem Fall ein tödlicher Fehler... Das Denken wird ihm jedoch schon kurz darauf abgenommen, als ein heftiges Zucken durch den schmächtigen Körper des Prinzen geht. Einen Moment später zieht ihn der Jüngere so fest und plötzlich in seine Arme, sodass mehrere von Eds Rückerwirbeln ein überfordertes Knacken von sich geben. Instinktiv wehrt sich Riddler jedoch nicht dagegen. „Danke...“, haucht ihm sein Gegenüber dann mit belegter Stimme ins Ohr. Nigma weiß, dass es eigentlich Jokers innigster Wunsch ist Batman eines Tages zu töten, doch nicht heute Nacht – nicht aus so einem dummen Grund. Er will die Angst, die Resignation und das nackte Entsetzen in den blauen Augen des Dunklen Ritters sehen können, wenn er ihm den Gnadenstoß verabreicht. Sich daran ergötzen, wie er schwach und blutüberströmt um Gnade winselt, und das soll ganz sicher nicht aus einem so kindlichen Streit resultieren, wo Bruce sich förmlich auch noch über ihn lustig macht, weil er weiß, dass Joker zwar abdrücken würde, Riddler es aber unter diesen Umständen niemals zugelassen hätte, dass die Waffe auch ihr Ziel findet. Mehr als nur perfide und selbstsicher von dem selbsternannten Rächer, wie der Rätselmeister zugeben muss, aber im Endeffekt hat er ja recht damit gehabt. Andererseits hätte Ed es nur zu gern gesehen, wie der Haken Wayne durchbohrt, nach allem was schon zwischen ihnen war, und erst recht nachdem sein inzwischen geliebter Partner so am Boden zerstört ist. Doch die Vernunft in dem Brünetten hat gesiegt und der Rächer sollte ihm dafür eigentlich dankbar sein. Vorsichtig hebt Edward die Arme und legt sie nun seinerseits um den jungen Mann, erwidert seine Berührung. „Jeder Zeit, mein Hübscher...“, entgegnet er ihm nach einer Weile mit dessen eigener Floskel und drückt ihm tröstend einen Kuss auf die linke Schläfe. Prüfend wirft er dabei einen Blick ins Batmobil zu Wayne, der sie beobachtet, als wären sie nichts weiter als geisteskranke Massenmörder – vielleicht sogar die Mörder seiner Eltern, auch wenn das völlig unmöglich ist... Riddler lässt ihm einen zutiefst wütenden Blick zuteilwerden und hält den Clown noch einen Augenblick tröstend in seinen Armen. Während sich der Jüngere noch sammelt, schaut sich Nigma ein wenig um. Die Oper neben ihnen liegt völlig im Dunkeln, weil wegen des Wetters keine Shows stattfinden. Der Weg davor ist jedoch ausreichend von einigen Laternen erhellt, sodass er ziemlich gut das Funkeln der tückischen Eisschicht auf dem Bürgersteig erkennen kann. Doch irgendetwas trügt die perfekt glatte Oberfläche – es sind jedoch nicht die tiefen Rillen, die die außer Kontrolle geratenen, gespornten Reifen des Batmobils hinterlassen haben. Etwas nachdrücklich trennt sich der Rätselmeister von dem Clown, da er fürchtet zu wissen, um was es sich handelt, doch er muss es sich erst näher betrachten. „Ed?“, fragt der Grünhaarige verwirrt und sieht ihm nach. Der Ältere geht ganz langsam ein paar Schritte, um nicht doch noch auszurutschen, und kniet sich dann vorsichtig hin. Seine behandschuhten Finger gleiten über einen dunklen Fleck auf dem Eis hinweg. Doch die Flüssigkeit ist längst mit der Oberfläche verschmolzen. Als er den Blick die Straße hinunter wandern lässt, entdeckt er allerdings noch mehr von diesen Flecken, was seine Vermutung nur noch bestätigt. „Ed?“, ertönt es jetzt direkt hinter ihm. „Blut...“, antwortet er schlicht und erblickt dann am Eingang der Sackgasse neben der Oper einen dunklen Schatten, an dem die roten Flecken zu enden scheinen... 7 Batman ist noch immer in seiner Wut auf die beiden Kriminellen gefangen, kann ihnen das eben einfach nicht verzeihen, am wenigsten dem Joker, dennoch schlägt in seinem Kopf lauthals eine Alarmglocke los – sein unstillbarer Drang nach Gerechtigkeit –, als er Nigma das Wort Blut aussprechen hört. Langsam steigt er aus dem Wagen aus und versucht dabei vehement die Oper zu verdrängen, die er mit seinen Eltern so ausgelassen besuchte, bevor sie so überaus grausam und sinnlos aus seinem Leben gerissen wurden. Mit einem tiefen Knurren besinnt er sich auf die Aufgabe, die nun eigentlich an diesem Ort auf ihn wartet, und geht bedächtig zu den Ex-Sträflingen hinüber. Wayne lässt ihnen kein Wort zuteilwerden, was die zwei wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt überaus begrüßen, doch er stimmt ihnen stumm zu, als er sich die dunklen Flecken auf dem Eis betrachtet. Es ist ganz unzweifelhaft Blut. Ungewollt kommen die Bilder dieser traumatischen Nacht in Bruce wieder hoch. Das Blut auf der Straße erinnert ihn mit solcher Heftigkeit an das Blut seiner ermordeten Eltern, dass ihm fast der Kopf platzt. Zähneknirschend und mit geballten Fäusten steht er da und versucht nicht in dieses bodenlose Loch zu fallen, das ihn seit diesem schicksalhaften Erlebnis immerzu zu verschlingen versucht. Er muss sich konzentrieren, darf nicht sein Ziel vor Augen verlieren. Wenn er es doch tut, werden noch mehr unschuldige Menschen heute Nacht den Tod finden und das könnte er sich niemals verzeihen! Steifbeinig setzt er einen Fuß vor den anderen und nähert sich wieder seinen ungewollten Mitstreitern, die nun neben dem letzten Opfer des Chupacabra hocken. Dabei verkneift er sich allerdings weiterhin jedes Wort. Die Luft zwischen ihnen ist derzeit so dermaßen angespannt, dass er nicht richtig einordnen kann, was als Nächstes passiert. Von Joker ist er ja nichts anderes gewohnt. Der Clown neigt ständig zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen. Bei Nigma ist das etwas anderes. Für gewöhnlich ist er handzahm oder einfach nur verzweifelt und hilflos, sodass Batman normalerweise kein nennenswertes Problem mit ihm hat. Allerdings hat er das beunruhigende Gefühl, dass das ständige Zusammensein der beiden Gauner einen ziemlichen Einfluss auf den Rätselmeister hat. Die einstigen und zum Teil sehr heftigen Angstzustände scheinen kaum noch vorhanden, zumindest derzeitig, dafür scheint er sich mehr und mehr dem Chaos des Jokers anzupassen und neigt ebenso zu Gefühlsschwankungen, die ihn Batman gegenüber fast schon fremd erscheinen lassen. Der Wahnsinn des irren Clowns scheint buchstäblich auf den sensiblen Brünetten überzuspringen und Seiten in ihm zu erwecken, die Bruce keineswegs gefallen. Daher sollte er dringend auf der Hut sein. Das zarte Band des Vertrauens, das irgendwie zwischen ihnen bestanden hat, steht ganz kurz vor dem Zerreißen, wenn es nicht sogar schon durchtrennt ist. Im Ernstfall ist dieses blutrünstige Wesen also heute Nacht nicht sein einziger Gegner, dessen sollte er sich nun stets bewusst sein... Die beiden Kriminellen würdigen ihn auch weiterhin keines Blickes. Stattdessen untersucht Nigma die Leiche der jungen Frau mit spitzen Fingern und entdeckt dabei die Löcher an ihrem Hals, die das Wesen ganz unzweifelhaft dort hinterlassen hat. „Wir sind auf der richtigen Spur, wie mir scheint.“, teilt er dem Clown neben sich mit. Dieser streckt langsam die Hand aus und tastet einige Stellen an der Leiche ab. „Noch warm. Das Biest muss also noch ganz in der...“, er kann den Satz nicht mehr beenden, da beginnen sämtlich Laternen im Umkreis auf einmal zu flackern. Ein Großteil von ihnen versagt kurz darauf ihren Dienst und lässt die drei ungleichen Rächer in trügerischer Dunkelheit zurück. Nur Sekunden später ertönt ein erstickter Schrei nicht weit von ihnen, gefolgt von einer Art triumphierendem Bellen. „Was in aller Welt ist das nur für ein Vieh?“, entkommt es Joker fassungslos beim Klang dieses animalischen Lautes. Sein Gesicht ist dabei nicht viel mehr, als ein undeutlicher, heller Klecks in der Dunkelheit der defekten Straßenlaternen. Niemand antwortet ihm, stattdessen gehen sie kurze Zeit später weiter und versuchen den Aufenthaltsort des Lautes zu finden. Die Dunkelheit – diese gottverdammte Dunkelheit! Als hätten die Hälfte aller Laternen Gothams sich plötzlich gegen sie verschworen und gemeinsam beschlossen, sich diesem fremden Wesen unterzuordnen, ihm zu helfen seine Opfer zu finden. Batman hat das Gefühl, als wären er und seine zwei unfreiwilligen Begleiter darin lebendig begraben – eingemauert – der Willkür dieses Wesens ausgeliefert. Die Morgendämmerung scheint noch hundert Jahre entfernt zu sein. Wenn sie nichts unternehmen, werden viele sie nicht mehr zu sehen bekommen. Die Sonne auch nicht. Das darf nicht passieren, unter keinen Umständen! Keine Toten mehr heute Nacht! Doch der Gedanke ist zu schön, denn schon in der nächsten Seitenstraße finden sie eine weitere Leiche... Mit grausigem Entsetzen muss Batman feststellen, dass es sich dabei um genau dieselbe Gasse handelt, in der seine Eltern ermordet wurden. Fassungslos bleibt er daher am Eingang stehen, ignoriert die sechste Leiche und den durchdringenden Geruch von frisch vergossenem Blut, und droht erneut in das bodenlose Loch zu fallen. Diesmal ist es jedoch weit schlimmer, als noch gerade eben. Eine noch kläglich flackernde Laterne offenbart ihm nämlich etwas, das er ganz und gar nicht sehen wollte: Die einzelne rote Rose, die er jedes Jahr am Todestag seiner Eltern hier in der Seitenstraße an der Stelle niederlegt, an der sie gestorben sind. Sie ist über die Zeit längst verwelkt, ihre Farbe mittlerweile völlig braun, ihrer zarten Schönheit beraubt und in der Kälte steifgefroren, doch das ist es nicht, was ihn am meisten daran stört. Es ist die Tatsache, dass die Rose in einer Blutlache liegt und damit die Erinnerung an seine Eltern nur noch verschlimmert. Am liebsten würde er jetzt die Leiche des alten Mannes daneben packen, durchschütteln, ihn fragen, was er sich bei dieser Respektlosigkeit überhaupt gedacht hat und ihn dann einfach in den nächsten Müllcontainer werfen, so sehr nimmt ihn der Anblick gerade mit. Doch das kann er nicht tun – er ist Batman, der Beschützer der Stadt, und das darf er niemals vergessen! Tief atmet er durch und versucht wieder zu sich zu finden. Allerdings ist das einfacher gesagt, als getan, denn die Anspannung in dieser Gasse ist zum Greifen dick angeschwollen. Sein nervöses Atmen – gleichermaßen das seiner ungewollten Verbündeten – scheint der einzige Laut in der ganzen verdammten Stadt zu sein. Dennoch bildet sich der Dunkle Ritter ein sein Herz wummern zu hören. Ein fast schon zitternder Laut, der sich unweigerlich auch mit dem Herzschlag der Gauner mischt, mit ihm anschwillt, bis das Geräusch so laut zu seien scheint, dass ihm fast der Kopf platzt. Für einen Moment bildet er sich sogar ein wieder zurückversetzt zu dieser verhängnisvollen Nacht zu sein. Joker und Riddler existieren nicht – noch nicht –, dafür sieht er seine Eltern dort stehen, wo eigentlich die beiden Verrückten stehen. Und auch Batman existiert nicht – noch nicht –, sondern nur der kleine Bruce, der zu begreifen versucht, was gerade passiert ist, während irgendwo in ganz weiter Ferne Sirenen zu heulen beginnen. Auf einmal geben seine Beine nach und er sinkt langsam auf die Knie. „Nein...“, kommt es fast kaum hörbar geflüstert von dem sonst so stolzen Rächer. Alles scheint sich endlos zu wiederholen, bis er selbst dem unheilbaren Wahnsinn verfallen wird, dem er sich bis jetzt so vehement wiedersetzt hat. Bevor es jedoch dazu kommt, erfüllt ein dunkles Knurren die Gasse und holt ihn langsam wieder in die Wirklichkeit zurück, denn dieses Geräusch gab es damals einfach nicht. Angestrengt hebt er den Kopf und versucht im zappelnden Schein der hilflos kämpfenden Laterne etwas in den Schatten auszumachen. „Es ist hier...“, entkommt es dem Brünetten stockend. Von seiner vorherigen Gefasstheit scheint nichts mehr übrig zu seien, wirkt er auf Batman doch jetzt wieder genauso labil und furchtsam, wie er es von ihm erwarten würde. Umständlich weicht der Rätselmeister auf dem glatten Untergrund ein paar Schritte zurück und sucht hektisch mit den geweiteten Augen die Gegend ab. Auch Joker scheint wieder mehr zu sich gefunden zu haben, wirkt er nun wieder ganz wie der mordlüsterne Irre, der er eigentlich doch ist. Mit nahezu gefletschten Zähnen, einem wahnsinnigen Grinsen im missgestalteten Gesicht, und beinahe pechschwarzen Augen sieht er sich um und stellt sich dabei schützend vor seinen Kollegen, der das sichtlich mit Erleichterung zur Kenntnis nimmt. „Bereit, mein Hübscher?“, fragt der Clown fast schon nebensächlich und lässt ein Schnappmesser aus seinem Ärmel gleiten. Bedrohlich funkelt die herausspringende Klinge im zitternden Licht der einzelnen Laterne. „Muss ich wohl...“, schluckt Riddler nervös, umklammert seinen Gehstock fester und lässt ebenfalls die Klinge daraus hervorschnellen. Auch Wayne besinnt sich seiner Aufgabe, erhebt sich bedächtig, greift nach einem Batarang und wartet auf einen möglichen Angriff. Ganz hinten in seinem Kopf erblüht ein kleiner Funken Dankbarkeit, dass die beiden Gauner noch hier sind, zum Kampf bereit, statt nach diesem unschönen Streit einfach das Weite zu suchen, wie er es eigentlich von ihnen erwartet hätte. Das vermittelt ihm ein kleines Gefühl von Zuversicht und seltsamer Sicherheit. Allerdings wird er dieses Gefühl am Ende der Nacht nicht mehr haben... 8 Ein weiteres Knurren erfüllt die Gasse, hallt von den Wänden wider und verwandelt diesen Ort in eine erdrückende Enge, die einem jegliche Luft aus den Lungen zu saugen scheint. Doch diesem Trugbild dürfen sie sich nicht hingeben. „Zeig dich endlich, du hässliche Missgeburt!“, brüllt der Joker dann auf einmal los, sodass seine schrille Stimme gefühlt tausendfach in der langen, schmalen Gasse zurückgeworfen wird, was sich mindestens genauso unheimlich anhört, wie das Knurren des Chupacabra. „Oh, Himmel...“, presst Edward daraufhin hervor und Batman würde diesem irren Clown dafür am liebsten den Hals umdrehen. Doch dazu kommt es nicht. Nach einem erdrückenden Moment völliger Stille ertönt wieder das Knurren. Etwas bewegt sich im Schatten der an den Wänden aufgereihten Müllcontainer. Jeder Muskel spannt sich an. Der Grünhaarige umklammert das Heft des Messers so fest, dass die Sehnen an seiner dürren Hand deutlich hervortreten. Seine mordlustig schwarzverfärbten Augen funkeln im Schein der flackernden Laterne wie blankpolierte Opale. Sein Grinsen ist so irre, das es einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, und doch klammert sich Riddler fast schon wie ein Ertrinkender an seinem anderen Arm fest. Hektisch atmet der Rätselmeister, während ein Zittern über seinen angespannten Körper hinweggleitet. Seine eigentlich sattgrünen Augen sind vor schrecklicher Erwartung weit aufgerissen und so blass, dass sie mehr denn je an rohe Jade erinnern. Es kommt einem so vor, als würden sie jedem Moment verblassen und völlig weiß werden, wenn seine Anspannung auch nur noch um ein weiteres Grad zunehmen sollte. Bruce kommt bei seinem Anblick sogar der Gedanke, dass der Riddler vielleicht sogar ohnmächtig werden könnte, sobald sein Blick den des Chupacabra findet. Doch darauf kann er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er muss auf sich selbst achten, damit es ihn nicht völlig fertigmacht an dem Ort gegen diese Bestie kämpfen zu müssen, der ihm noch immer ungeahntes Leid zufügt, dem er sich einfach nicht entziehen kann. Mit einem weiteren dunklen Knurren zeigt sich der Chupacabra dann schließlich. Was dort aber auf sie zukommt, hat mehr Ähnlichkeit mit einem missglückten Experiment, als alle anderen Gestalten des Dr. Norris zusammen. Das Wesen hat etwa die Höhe eines großen Hundes – vielleicht eines Rottweilers –, doch seine Körperhaltung erinnert eher an eine Hyäne. Er wirkt unglaublich abgemagert und die nur vereinzelten Haarbüschel auf seinem sonst nackten Leib verleihen ihm das Aussehen eines schwer an Räude erkrankten Vierbeiners. Sein langer, dünner Schwanz schlägt angriffslustig von einer Seite auf die andere und wirkt fast wie der eines Löwen. Seine Beine sind von prallen Muskeln durchzogen, die verdeutlichen wie viel Kraft das Wesen haben muss. Seine mit scharfen Krallen besetzten Hinterläufe wirken wie Pfoten, seine ebenfalls krallenbesetzten Vorderläufe dagegen eher wie die Beine einer Echse, mit langen, abgespreizten Zehen. Seine spitzen Ohren wirken für den Rest seines Körpers irgendwie zu groß – eher wie bei einer Fledermaus – und bewegen sich unentwegt lauschend nach allen Seiten. Die großen Augen des Chupacabra sind leuchtend gelb und werden von einer schmalen, schwarzen Pupille durchzogen, die ihm ein schlangenhaftes Aussehen verleihen. Diese Vorstellung wird noch durch die lange, schmale Zunge unterstützt, die aus seinem riesigen Maul herauszuckt und suchend die Luft abzutasten scheint. Auf seinem Rücken wachsen einige spitze Stacheln, doch in einem schmalen Kamm aus Haaren sind sie dort kaum zu sehen. Das Groteskeste an seiner Erscheinung sind aber in jedem Fall die Zähne. Sein weit aufgerissenes Maul ist von unzähligen, scharfen, kleinen Nadeln gespickt, die bei seiner Größe schon fast wieder lächerlich wirken. Doch die Waffen, mit denen er seine Beute schlägt, sind so groß und absurd, dass es kaum zu beschreiben ist. Dem Oberkiefer entspringen zwei gewaltige Zähne, die so riesig sind, dass man dabei unweigerlich an einen Säbelzahntiger denken muss. Sie stehen jedoch so eng beieinander, dass zwischen ihnen keine weiteren Zähne mehr wachsen. Dennoch bilden sie in ihrer Lücke die Aufnahme für den Zahn im Unterkiefer. Er sitzt genau in der Mitte an der Spitze, ist genauso groß wie seine beiden Kollegen, aber völlig allein und wirkt damit mehr als nur fehl am Platz. Als der Chupacabra für einen Moment das Maul schließt und sie durchdringend mustert, schiebt sich dieser einzelne Zahn zwischen seinen beiden Gefährten im Oberkiefer hindurch, an den grausig zurückgezogenen Lefzen vorbei und endet schließlich an einem Punkt genau zwischen den Augen des Wesens. Wäre er auch nur ein paar Zentimeter länger, würde er dem Untier direkt ins Hirn wachsen. Einen Moment mustern sich die beiden Seiten schweigend, dann fängt Joker auf einmal wild an zu lachen. „Das ist es? Das ist das Vieh, das all die Leute abgemurkst hat? Echt jetzt? Das ist doch lächerlich!“, platzt es aus ihm heraus. Den Gedanken scheint auch Edward zu haben, da er sich merklich entspannt und den verkrampften Griff um den Arm seines Kollegen löst. Auch Batman ist etwas verwundert, nimmt das Ganze deswegen aber noch lange nicht auf die leichte Schulter. „Na los doch, komm her, du räudige Töle, und hol dir ein Stück von mir!“, grinst der Grünhaarige in sich hinein, woraufhin ihm der Chupacabra mit einem hungrigen Knurren zu antworten scheint. Was als Nächstes passiert entzieht sich jedoch völlig dem Denken der drei. Mit einem fauchenden Laut reißt das Vieh das Maul wieder auf und rennt dann mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf sie zu. Wild schlägt es Haken von einer Seite der Gasse zur anderen. Mit ungeheurer Leichtigkeit springt es schließlich auf einen der Müllcontainer und setzt von dort zum Angriff an. Als es hoch in die Luft springt und damit genau auf die beiden Gauner zuhält, ändert sich plötzlich seine Farbe. Sein zuvor rötlichbrauner Körper wird auf einmal pechschwarz und damit kaum mehr in der zitternden Dunkelheit zu sehen. Unsicher erinnert sich Nigma daran, dass so etwas im Notizbuch des Dr. Norris stand – das der Chupacabra seine Farbe je nach Stimmung und Hintergrund ändern könnte wie ein Chamäleon. Ein heftiger Schreck durchfährt seinen Körper, doch er kommt nicht mehr dazu seine Befürchtungen auszusprechen, da schupst Joker ihn auch schon kraftvoll zur Seite. Hart landet er auf seinen vier Buchstaben, während der Jüngere gewaltsam zu Boden gerissen wird, scheinbar von nichts und aus heiterem Himmel. Doch dem ist natürlich nicht so, denn jetzt zeigt sich die Bestie wieder. Die lange Zunge schnell hervor, als wolle sie prüfen, ob der verrückte Clown auch wirklich so lecker ist wie er aussieht. Dann reißt der Chupacabra das Maul weit auf und versucht seine Zähne in den blassen Hals seines Opfers zu schlagen. Der Grünhaarige findet das aber verständlicherweise nicht sonderlich komisch und er versucht ihn von sich runterzustoßen. „Vergiss es, Mistvieh!“, knurrt er, während ihm ein Übelkeit erregender Schwefelgestank in die Nase steigt, gefolgt vom heißen Atem der Bestie auf seiner blanken Haut und dampfendem Speichel. Die Krallen des Köters bohren sich in das Hemd des jungen Mannes und graben hässliche Löcher in den Stoff. Dann endlich gelingt es dem Wahnsinnigen sein Messer zu heben. Allerdings schafft er es nicht, es dem Vieh wie geplant in den Hals zu bohren, sondern streift nur seine Schulter. Dennoch reicht es aus das Wesen zu erschrecken und etwas Blut fließen zu lassen. In diesem Moment findet Nigma wieder zu sich und holt weit mit einem Stab aus. Doch nicht mit der Klinge, sondern mit dem schweren, vergoldeten Fragezeichen am oberen Ende. Das kunstvoll gefertigte Gebilde trifft das überraschte Untier mit einem dumpfen, hohlen Knallen seitlich am Kopf. „Weg mit dir!“, gebärt sich der Rätselmeister und mit einem schmerzlichen Heulen entfernt sich das Biest verwirrt und hastig, versteckt sich wieder im Schatten eines Müllcontainers am anderen Ende der Gasse. „Ist alles in Ordnung?“, fragt der Brünette und reicht seinem Partner sorgenvoll die Hand. „Jaja, aber die Töle hat´s echt drauf, sag ich dir...“, kommt es etwas angeschlagen von dem Jüngeren, ehe er sich aufhelfen lässt. „Es ist auf jeden Fall ganz schön schnell...“, meint Ed nervös und sieht sich suchend um. Batman hat dem ganzen stumm beigewohnt, in der Hoffnung etwas mehr über dieses Wesen in Erfahrung zu bringen, um schnellstmöglich einen geeigneten Plan zu entwickeln es fertigzumachen. Allerdings bereiten ihm die Geschwindigkeit und das Tarnvermögen des Chupacabra einiges an Sorgen. Theoretisch kann das Biest jederzeit ungesehen angreifen und das macht es schwer sich dem entgegenzustellen. Dennoch muss es ihm gelingen. 9 Eine Weile passiert nichts mehr, doch das schürt nur die Anspannung. Jedes noch so leise Geräusch lässt die drei förmlich zusammenzucken, doch es ist immer nur ein Fehlalarm. Als der nächste Angriff tatsächlich folgt, ist er so lautlos und schnell, dass es nicht einmal Bruce begreifen kann. Abermals reißt es den Clownprinzen aus heiterem Himmel von den Füßen – scheinbar hat der Chupacabra ihn wortwörtlich zum Fressen gern. Diesmal ist der Zusammenstoß aber weit heftiger und Joker schlägt hart mit dem Kopf gegen eine Backsteinmauer. Benommen sinkt er unter dem Gewicht des missgestalteten Hundes zusammen, während sein Messer irgendwo in der Dunkelheit verschwindet. Ungelenk geht er zu Boden und ehe einer der anderen reagieren kann, rammt das Wesen seine riesigen Zähne in den Hals des ohnmächtigen Mannes. Wild mit dem Schwanz wedelnd kostet es von seinem heißen Blut, labt sich an dieser süßen Köstlichkeit. „Oh Gott, nein!“, entkommt es Riddler entsetzt und er läuft los, um dem Vieh wieder eins mit seinem Stab überzuziehen. Bevor er jedoch nahe genug herankommt, verzieht der Chupacabra angewidert das Gesicht und entfernt sich leicht würgend von seinem Opfer. Scheinbar schmeckt ihm irgendetwas doch nicht so gut am Blut des durchgeknallten Clowns. Angewidert schüttelt sich das Untier, realisiert dann aber, dass es jeden Moment angegriffen wird. Knurrend duckt es sich unter dem heranschnellenden Stock hinweg und setzt dann blitzartig zum Sprung an. Nun ist es Edward, der von dem Vieh zu Boden gerissen wird und einen heftigen Kampf mit ihm ausfechtet. Entsetzte Panik schlägt sich in dem erblassten Gesicht des Rätselmeisters nieder, doch es gelingt ihm, seinen Stab zwischen sich und das Vieh zu bringen. Kräftig presst er die vergoldeten Stock gegen die Kehle der Töle und versucht ihn von sich zu schieben, während das Biest wie wildgeworden nach ihm schnappt. Nahezu ungerührt beobachtet Batman das Schauspiel einen Moment, dann entschließt er sich doch dafür Edward zur Hilfe zu kommen. Allerdings ist er noch keine fünf Schritte gegangen, da gelingt es dem Jüngeren seinen Fuß in den Bauch des Chupacabra zu drücken und ihn somit von sich zu schleudern. Die Bestie fliegt ein kleines Stück durch die Luft, knallt dann gegen einen der Müllcontainer, geht zu Boden, richtet sich aber fast augenblicklich wieder auf und verschwindet erneut im Schatten. Schwer atmend kommt Nigma wieder auf die Beine und wendet sich kurz zu Bruce herum. In seinen grünen Augen liegt ein undefinierbarer Ausdruck. Der Schwarzhaarige vermutet jedoch, dass es so etwas wie enttäuschte Wut sein muss. Warum hast du mir nicht geholfen, du bist doch Batman, verflucht!, scheinen diese Augen zu sagen. Dann wendet sich der Kriminelle mit einem Schnauben ab und eilt zu seinem Partner hinüber. Für einen Moment trifft der enttäuschte Ausdruck Wayne schon ein wenig und Nigma hat auch alles Recht ihn so anzusehen. Doch irgendetwas hat den Dunklen Ritter gehemmt ihm zu helfen. Nagt womöglich immer noch dieser Ort an ihm? Das, was hier passiert ist? Was ihn letztendlich zu Batman gemacht hat? Oder war es der Streit, indem Joker ihn fast mit seiner eigenen Waffe erschossen hätte, wenn Riddler ihn nicht davon abgehalten hätte? Er kann es nicht sagen, doch er fürchtet, dass sein Nichteingreifen eben noch weitreichende Folgen haben könnte... 10 Als sich Edward gerade zu seinem gefallenen Kameraden knien will, spürt er auf einmal einen Luftzug vor sich. Eine Sekunde später taucht der angriffslustige Chupacabra wieder auf. Er steht direkt auf Jokers Rücken und drückt drohend seine Krallen in den Stoff der Zwangsjacke, als wolle er seine Beute verteidigen, was seltsam ironisch ist, wo ihm der Clown doch nicht zu schmecken schien. Erschrocken zuckt der Brünette zurück, doch nur einen Moment, dann hebt er wütend seinen Stab und schlägt damit nach dem Vieh. „Geh weg von ihm, du Missgeburt!“, brüllt er erstaunlich nachdrücklich und ohne, dass Bruce die altbekannte und so typische Angst in seiner Stimme erkennen kann. Es gleicht schon fast einem Wunder. Allerdings verfehlt er das Wesen in seinem blinden Anflug von Wut zwei Mal, ehe es zurückschlägt und ihn wieder von den Füßen holt. Diesmal gelingt es dem jungen Mann jedoch nicht den Stab zur Abwehr zu benutzen. Stattdessen wird er ihm regelrecht aus der Hand gerissen und so scheint er der Bestie hilflos ausgeliefert. Er schafft es jedoch sich das Vieh halbwegs mit dem linken Arm vom Leib zu halten, während er blind mit der anderen Hand den Boden nach irgendetwas abtastet, womit er sich helfen kann. Die speicheltropfenden Zähne kommen ihm dabei immer näher und die scharfen Krallen reißen ihm das Hemd auf, zerkratzen seine Brust wie eine wildgewordene Katze. Ed sieht schon sein Ende vor Augen, erwartet gar keine Hilfe mehr. Batman scheint heute Nacht eh nicht wirklich in der Stimmung dazu zu sein. Ein winziger Teil von Riddler kann das sogar verstehen, doch neunundneunzig Prozent seines Geistes pochen darauf, dass er nun einmal der Rächer dieser Stadt ist und es nicht einfach zulassen kann, dass jemand sinnlos getötet wird – nicht einmal ein Verbrecher. Das war schon immer so und hat es gefälligst auch immer so zu bleiben! Als hätte Wayne seine Gedanken aufgefangen, setzt er sich nun endlich doch in Bewegung. Seine halbherzige Bemühung trägt jedoch keine Früchte, da Edward in diesem Moment etwas zu fassen bekommt – das Schnappmesser seines Prinzen! In einem letzten Anflug von verzweifelter Panik stößt er einen erstaunlich kräftigen Schrei aus und rammt die lange Klinge bis zum Heft in die Schulter des Wesens. Dieses heult schmerzgeplagt laut auf, sodass es dem Brünetten endlich gelingt es zur Seite zu stoßen. Mit einem getroffenen Winseln rutscht der Chupacabra ein Stück über den vereisten Boden und zieht eine stinkende Blutspur hinter sich her. Jaulend hebt er die verletzte Pfote an, während das Messer in seiner Schulter bei jeder Bewegung zuckt und frisches Blut hervorquellen lässt. Schwerfällig kommt der Rätselmeister wieder auf die Beine, ergreift seinen Stab und holt aus. Wieder trifft er das Untier nicht, doch es reicht aus, es ein weiteres Mal zu verscheuchen. 11 Ed unternimmt einen erneuten Versuch vor Joker in die Knie zu gehen, doch da taucht Batman hinter ihm auf. Nigma erstarrt einen Moment in der Bewegung, umklammert mit stummem Knurren seinen Stab, dreht sich dann erstaunlich schnell herum und holt aus. Gekonnt fängt der Dunkle Ritter den Angriff mit seinem Unterarm ab und blickt dann trotzig in das wutverzerrte Gesicht des Jüngeren. „Komm mir ja nicht zu nahe! Und Joker erst recht nicht!“, platzt es zornig aus ihm heraus. „Er braucht Hilfe...“, setzt der Schwarzhaarige nichtssagend an. Seine Stimme klingt dabei so ruhig und teilnahmslos, wie es die Gaunerwelt in Gotham nur allzu gut kennt. Keine nennenswerte Regung ziert sein Gesicht, auch wenn seine Gedanken einer Achterbahn gleichen. „Oh, keine Sorge, die wird er bekommen! Aber ganz sicher nicht von dir, Freundchen!“, gibt Ed zurück und setzt zu einem neuen, aber kraftlosen Angriff an, den Batman wieder locker abwehrt. „Lass das!“, fordert er den Kleineren auf. „Vergiss es! Es reicht endgültig! Es ist vorbei und das hast du dir selbst zu zuschreiben!“ Ein dritter Angriff folgt, doch er verfehlt sein Ziel schon völlig, sodass sich Wayne nicht einmal mehr Mühe geben muss ihn abzuwehren. „Ich kann verstehen, dass du sauer bist...“, setzt er an, wird aber sogleich von seinem Gegenüber unterbrochen. „Ach ja? Ist ja mal was ganz Neues! Was bildest du dir eigentlich ein, zum Teufel? Benimmst dich wie ein kleines Kind, das Angst hat in den Keller zu gehen! Joker hat völlig recht! Reiß dich doch mal zusammen! Außer dir gibt es noch andere Leute, die Probleme haben und denen niemand hilft! Und dennoch reißen sie sich den Arsch auf, um das Beste daraus zu machen! – Herr Gott nach mal, du bist Batman, verflucht! Batman! Der Retter der Stadt! Also spring über deinen Schatten und tu, wofür du hier bist und lass deine Verlustängste nicht ständig an uns aus! Schließlich sind wir hier, um dir zu helfen! Setzten Nacht für Nacht selbstlos unser Leben aufs Spiel, damit du gut dastehst...“ „Riddler...“, setzt der Schwarzhaarige an. „Schnauze! Jetzt rede ich und ich lasse mir nicht mehr den Mund von dir verbieten! Diese Zeiten sind endgültig vorbei! Du kannst sehen, wie du diesen ganzen Scheiß ab jetzt allein auf die Reihe kriegst, doch uns wirst du so schnell nicht mehr wiedersehen!“ „Wenn ihr aussteigen wollt, muss ich euch zurück nach Arkham bringen!“, erwidert Bruce streng, in der Hoffnung ihn damit wieder zu Vernunft zu bringen. Dann folgt etwas, womit er im jetzigen Zustand des Riddlers nie gerechnet hätte – um ehrlich zu sein auch nicht in irgendeinem anderen Zustand des Brünetten. Die grünen Augen verfinstern sich, bis sie selbst fast so schwarz und wahnsinnig aussehen, wie die des Jokers vorhin. „Nur über meine Leiche!“, knurrt er so unnatürlich bedrohlich, dass es dem Dunklen Ritter eiskalt den Rücken herunterläuft. Das da vor ihm ist nicht mehr der ängstliche und sensible Rätselmeister, der sich ihm jahrelang in seiner Verzweiflung ergeben hat, wenn er nicht mehr weiterwusste. Nein, jetzt wirkt er erschreckend selbstbewusst und durchsetzungsfähig – wie ein grünes Ebenbild des Jokers; ertrunken im ansteckenden Wahnsinn des irren Clowns! Nigma hat die Worte kaum ausgesprochen, da holt er aus und tritt Bruce mit aller Kraft gegen dessen immer noch angeschlagenes Bein. Mit einem überraschten Laut geht der Ältere in die Knie und hält sich den geschwollenen Knöchel, der nun wieder in diesem markerschütternden Ziehen zu pochen beginnt. Mit zusammengebissenen Zähnen sieht Batman zu ihm auf, da richtet sich auch schon die gefährlich scharfe Klinge seines Gehstocks direkt auf seine Nase. „Ich warne dich nur ein einziges Mal, Bruce, wage es nie wieder Hand an mich zu legen und erst recht nicht an meinen Gefährten, oder du wirst deinen letzten Atemzug machen!“, kommt es so kalt von dem Brünetten, dass es gar nicht in Waynes Kopf hinein will. „Das machst du eh nicht!“, kontert er dennoch trotzig, da er genau weiß, dass Riddler niemanden jemals absichtlich töten würde. Schon gar nicht Batman, weil er sonst mächtig Ärger mit dem Joker bekommen würde. In einer erstaunlich fließenden Bewegung lässt Edward seinen Stab allerdings niedersausen, sodass die Klinge nur wenige Millimeter neben Batmans verletztem Bein in den Boden einschlägt. Doch es war weit knapper, als der Ritter gedacht hat, denn seinen Stiefel ziert nun ein tiefer Schnitt. „An dieser Stelle würde ich nicht darum wetten! Ich habe dem Tod in letzter Zeit so oft in die Augen gesehen, ich habe keine Angst mehr vor dir! Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu verteidigen, was mir wichtig ist!“ Damit beendet Nigma die Diskussion vorerst und wendet sich nun endlich dem Joker zu. Leicht zuckt er allerdings zusammen, als er den Grünhaarigen ansieht. Dieser sitzt nämlich an die Wand gelehnt da und betrachtet ihn mit großen, überraschten Augen, die wirken, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Scheiße, Ed...!“, kommt es flüsternd von ihm. „Um Himmels willen, Joker!“, platzt es aus dem Älteren heraus. Kraftlos lässt er seinen Stab fallen, der klappernd zu Boden segelt, geht in die Knie und zieht den Grünhaarigen fest in seine Arme. „Ich hatte solche Angst um dich...“, teilt er ihm erstickt mit. „Und ich bin echt stolz auf dich!“, meint der Clown nur grinsend. Im ersten Moment weiß Nigma gar nichts damit anzufangen, dann fällt es ihm ein. „Du – du hast das mitbekommen?!“ „Ja, zumindest den letzten Teil, Gefährte.“ Ein heftiger Rotschimmer zieht sich über die Wangen des Rätselmeisters und er räuspert sich verhalten. „Ähm, okay. – Geht´s dir gut? Kannst du aufstehen?“ „Das klappt schon...“, kommt es noch etwas erschöpft von dem Jüngeren und Ed hilft ihm dann vorsichtig auf die Beine. „Lass uns verschwinden, ehe dieses Vieh wiederkommt.“, meint er dann und mustert Batman eingehend. Dieser hockt noch immer ungerührt am Boden, hält sich seinen schmerzenden Knöcheln und versucht zu begreifen, was gerade passiert ist. Er lässt die beiden aber schließlich wortlos ziehen, es hätte eh keinen Sinn mehr, sich ihnen in den Weg zu stellen. Und er hat auch nicht vor ihnen zu folgen oder dergleichen. Wahrscheinlich ist es besser erst einmal etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen und dann zu versuchen sie wieder nach Arkham zu schaffen – wenn dieser ganze Monsterscheiß vorbei ist, versteht sich. Dennoch kommt er nicht umhin ihnen solange nachzusehen, wie es ihm möglich ist, was allerdings nicht allzu lange ist, da sie nach Verlassen der Gasse nach links abbiegen und somit aus seiner Sicht verschwinden. So bleibt der Dunkle Ritter gebrochen allein zurück und beginnt damit über seinen Fehler nachzudenken, der vermutlich schon damit begonnen hat, dass er die Hilfe der beiden überhaupt angenommen hat. Viel Zeit bleibt ihn jedoch nicht sich darüber im Klaren zu werden, was alles schiefgelaufen ist, da spürt er wieder den durchdringenden Blick der Bestie auf sich. Erst in diesem Moment wird ihm bewusst, dass das Ganze hier ja noch gar nicht ausgestanden ist und die zwei Verrückten ihm einfach seinem Schicksal überlassen haben! Wie soll er sich mit seinem verletzten Bein bloß sinnvoll gegen dieses Ding zur Wehr setzen, das praktisch einem Torpedo auf vier Beinen gleicht? Das Knurren des Chupacabra wird laut, doch es klingt längst nicht mehr so bedrohlich wie vorher, hat Riddler ihm doch scheinbar sehr zugesetzt. Vielleicht hat Bruce somit doch noch eine Chance. Schwerfällig zieht er sich an dem Müllcontainer neben sich hoch und wartet auf den Angriff. Dieser lässt auch nicht lange auf sich warten, das Biest taucht nämlich genau neben ihm auf dem Deckel des Containers auf! Überrascht versucht Batman noch zurückzuweichen, wird dann aber schon grob von dem Untier zu Boden geworfen. Wirsch beginnen die beiden miteinander zu rangeln, wobei ihm die gebleckten Zähne immer und immer wieder gefährlich nahekommen. Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, dann gelingt es dem Dunklen Ritter endlich einen guten Ansatzpunkt zu finden. Wie Schraubstöcke umklammern seine Hände den Hals des Wesens, ringen es schließlich zu Boden, fixieren es dort und mit einem letzten, kraftvollen Ruck und einem widerlich knirschenden Geräusch bricht er dem Chupacabra das Genick. Schwer atmend bleibt er noch eine Weile auf dem Tier hocken, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich tot ist. Batman gönnt sich noch eine Atempause, dann steht er auf, packt den Leichnam und hinkt zu seinem Wagen zurück. Nachdem er sich schwerfällig auf den Sitz hat fallen lassen, verständigt er Gordon und berichtet ihm von den letzten beiden Leichen und dass er das Biest erledigt hat. Der Rothaarige wirkt sichtlich erleichtert. Immerhin einer heute Nacht. Kurz darauf macht sich der selbsternannte Rächer auf den Weg zur Bat-Höhle. Ein schon fast ungutes Gefühl beschleicht ihn dabei, als er die in letzter Zeit so ungewohnt leeren Sitze um sich herum betrachtet, und er beginnt sich zu fragen, wo die beiden Kriminellen sich wohl verkrochen haben mögen und ob er sie wiedersehen wird, bevor das hier alles zu Ende ist. Immerhin kennt nur Edward die Antwort auf die brennende Frage in ihm, wie viele Monster Gotham noch heimsuchen werden... 12 Während sich der Dunkle Ritter über all das den Kopf zerbricht, erreichen die beiden Kriminellen ein Motel, das erst seit kurzem verlassen daliegt, sodass es dort noch Licht und fließend Wasser gibt. Als Heizung steht ein kümmerlicher Kamin in jedem Zimmer zur Verfügung, mit dem sich nun Joker auseinandersetzt, um etwas Wärme in diesen Schuhkarton zu bekommen. Edward besieht sich derweilen die Dusche, denn das ist etwas, was er jetzt wirklich ganz dringend braucht – eine schöne, lange und vor allen Dingen heiße Dusche. Seufzend steht er eine ganze Weile unter den wärmenden Wasserstrahlen und versucht irgendwie zu begreifen, wie es ihm scheinbar so locker gelungen ist den stolzen Ritter in die Knie zu zwingen. Ihm mal so richtig die Meinung zu geigen. Etwas, dass ihm schon seit Jahren auf der Zunge liegt, er nur nie den Mut hatte es auch auszusprechen. So ganz will es noch immer nicht in seinen Kopf hinein, doch er ist unglaublich froh es geschafft zu haben. Nach allem, was allein heute Nacht los war, hätte er es keinen Tag länger mehr mit diesem kostümierten Spinner ausgehalten. Langsam, fast schon penibel, beginnt er damit sich einzuseifen. Betrachtet dabei stumm und nachdenklich die vielen blauen Flecken und Kratzer, die seinen Körper zieren und Überbleibsel dieser widerlichen Monster sind. Darunter, ein Anbetracht der frischen Wunden eigentlich kaum erwähnenswert, die feinen Narben, die er den jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Schwarzgekleideten zu verdanken hat. Der Gedanke an Batman weckt abermals einen Zorn ihm, der so völlig untypisch für sein sonst so friedliches Wesen ist, dass er es einfach nicht begreifen kann. Die letzten Wochen haben einiges in Edward verändert, dass er nie für möglich gehalten hätte. Dennoch ist er froh darüber. Froh, nicht mehr herumgeschubst zu werden, wie es vorher fester Bestandteil seines bisherigen Lebens war. Froh, dass Joker in dieser ungewissen Zeit an seiner Seite ist und ihm auf seltsame Weise aus seinem Schneckenhaus herausholt. Und dennoch hat diese Veränderung auch dazu geführt, dass sie sich zu Beginn dieser Nacht so schrecklich und sinnlos gestritten haben. Nigma könnte sich selbst ohrfeigen, wenn er daran zurückdenkt. Wie konnte er nur auf so abwegige Dinge kommen? Kraftlos schlägt er mit der geballten Faust gegen die gekachelte Wand vor sich und seufzt schwer. Solche Gedanken sollte er einfach nicht haben, will sie gar nicht haben. Aber vielleicht hat er ja Glück und der Abstand zu Batman, den er ihnen so nachdrücklich verschafft hat, hilft ihm wieder klar zu denken und sich für all das bei dem Clown zu entschuldigen. Er würde sich nichts mehr wünschen. Seine Gefühle überschlagen sich regelrecht, haben es schon getan, als er dem Dunklen Ritter so tollkühn die Stirn geboten hat, und ihm wird immer mehr bewusst, dass das, was er für den Joker empfindet, tatsächlich Liebe sein könnte, und das er nur deswegen so reagiert hat, weil er gefürchtet hat ihn wieder verlieren zu können, bevor er ihn überhaupt wirklich hat. Warum nur ist das alles so schwer? Er findet keine Antwort. Doch ein paar Stunden Schlaf, etwas Ruhe werden seinen aufgewühlten Geist sicher wieder auf die richtige Bahn führen und dann wird alles besser, ganz sicher. Ein letztes Mal hebt er sein Gesicht in den wohltuenden Wasserstrahl und träumt ein wenig vor sich hin. Allerdings hält die zaghaft eintretende Ruhe in ihm nur kurz, dann merkt er, wie sich ihm jemand von hinter nähert. Der kühle, nackte Körper des Grünhaarigen schmiegt sich gegen ihn, seine Arme schlingen sich um Edwards Bauch, seine Lippen gleiten hauchzart über die verspannten Schultern des Älteren. Fast schon einem Instinkt folgend legt Ed den Kopf auf die Seite, damit Joker besser an seinen Hals herankommt, schließt die Augen und gibt ein wohliges Seufzen von sich. „Ich habe den verdammten Kamin in Gang gekriegt.“, haucht ihm der Jüngere entgegen, lässt seine Zähne dabei sanft über das empfindliche Ohrläppchen seines Vordermannes gleiten, während seine Hände sich langsam abwärts bewegen. „Wundervoll...“, raunt der Rätselmeister und drückt sich ihm schon fast unbewusst entgegen. „Das war so genial wie du Batsy fertiggemacht hast!“, kommt es kichernd zurück und Edward kann deutlich spüren, wie allein schon die Vorstellung Joker zu tiefst erregt. Fast beinahe keuchend presst er sich gegen den Po des Brünetten. „Ach ja?“, erwidert er ihm nicht minder erregt und beißt sich verlangend auf die Unterlippe. „Oh, ja! Das verdient eine ganz besondere Belohnung...“, dringt die verruchte Stimme des Jüngeren dann an sein Ohr, während er sich noch nachdrücklicher gegen ihn presst, seine Zähne sich über die bebenden Schultern des Älteren bewegen und seine Hand zwischen Eds Beine greift. Leicht zuckt der Brünette unter all diesen Berührungen zusammen, während sich eine ungeahnte Lust in ihm anstaut. Die Empfindung hält aber nur einen Moment, dann wird dem Rätselmeister ihre Stellung bewusst. Er schluckt schwer und versucht zu verdrängen, dass es sich so einfach falsch anfühlt. Versucht diese Angst in sich zu unterdrücken, dass der andere doch etwas gegen seinen Willen tun könnte. Er vertraut ihm doch, ja, er liebt ihn schon fast. Es fehlt nur noch so ein kleines Stückchen! Warum wird er dann nur nicht diese nagende Angst los? Ein Zittern gleitet seinen Körper hinab, aber diesmal fühlt es sich kein bisschen angenehm an. „Joker...“, presst er angestrengt hervor und dreht sich dann umständlich aber bestimmend zu ihm herum. Ein beachtlicher Teil von ihm fürchtet nun wieder alles kaputtgemacht zu haben. Doch nur kurz, dann schmiegt sich der Jüngere ungerührt wieder gegen ihn und verführt ihn zu einem wilden Kuss. Etwas überrascht geht Nigma darauf ein und spürt dabei, wie die aufkommende Anspannung etwas nachlässt. Dennoch scheint der Clown seine Bedenken zu spüren. Beruhigend lächelt er ihm entgegen, nachdem sie den Kuss beendet haben, doch seine braunen Augen laufen geradezu über vor erwartungsvoller Lust. Erneut schluckt Ed nervös und sucht nach den richtigen Worten. „Du denkst zu viel, mein Hübscher!“, kommt Joker ihm zuvor. Leicht resignierend schlägt der Angesprochene die Augen nieder. „Ich weiß...“ „Keine Bange, ich werde schon dafür sorgen, dass du an rein gar nichts mehr denken kannst!“, raunt er ihm mit tief erregter Stimme entgegen. Fragend sieht der Rätselmeister ihn an. „Wie willst du das denn anstellen?“ Vielsagend grinst ihn der Clown an und geht dann vor ihm auf die Knie. „Ich werde dir einfach dein Hirn rausblasen!“, meint er keck. Überrascht weiten sich Edwards Augen. „Nein, nicht...“, platzt es aus ihm heraus. Verwundert legt der Jüngere die Stirn in Falten. „Warum nicht?“ Peinlich berührt wendet Nigma den Blick von ihm ab. „Weil – weil ich das – unhygienisch finde...“, murmelt er schließlich. „Echt jetzt? Willst du mir damit etwa sagen, dass das noch nie einer bei dir gemacht hat? Nicht mal deine Straßenmietzen?“, kommt es belustigt von dem Knieenden. „Na und?“, fragt Ed fast schon schnippisch und hält auch weiterhin den Blick von ihm abgewandt. „Die Vorstellung ist völlig sinnlos und ich denke, du weißt das auch. Immerhin will ich es doch bei dir machen und zwinge dich nicht es mir zu machen. Von daher kannst du es doch gar nicht unhygienisch finden, oder? Außerdem stehst du hier unter der Dusche und hast dich sicher sehr gründlich gewaschen, stimmt´s nicht?“ Langsam wendet ihm der Brünette wieder das Gesicht zu. „Ja, schon...“, meint er schließlich seufzend. „Na siehst du! Also entspann dich einfach, während ich deinem überstrapazierten Hirn das Licht ausblase!“ Ed erwidert nichts, beobachtet nur, wie sich der Clown in eine bessere Position bringt und seinem besten Stück einen regelrecht hungrigen Blick zuteilwerden lässt. „Hallo, mein Hübscher!“, raunt er heiß gegen die angespannte Haut und haucht dann einen zarten Kuss genau auf die mit Wasserperlen bedeckte Spitze. Scharf zieht der Rätselmeister die Luft ein. Allein diese Tat hat schon etwas so Verdorbenes, dass ihm fast der Schädel platzt, erst recht wegen des Spitznamens. Lächelnd blickt der Grünhaarige noch einmal zu ihm nach oben. Nigma kann ihn nur mit offenem Mund und tellergroßen Augen anstarren. Ein weiterer Kuss landet auf der Spitze seiner Männlichkeit und dann schließen sich sanft die langen, schlanken Finger des Prinzen um den strammen Schaft. Der Brünette beißt sich wieder auf die Unterlippe und versucht irgendwie Ruhe zu bewahren. Joker wirft dem pochenden Organ einen so dermaßen liebevollen Blick zu, als würde er ein schlafendes Baby betrachten. Als er nun den Mund öffnet und ihn langsam über die harte Länge schiebt, bleibt dem Älteren fast die Luft weg und er muss sich unglaublich zusammenreißen, um den anderen nicht einfach grob von sich wegzustoßen. Stattdessen klammert sich seine linke Hand wie die eines Ertrinkenden an die Aufhängung der Dusche, während sich seine Rechte zitternd in die feuchten, grünen Locken des jungen Mannes vor sich wühlt. Schwerfällig legt er den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und ein fast schon wimmerndes Stöhnen verlässt seine bebenden Lippen. Der heißte Mund des anderen bringt ihn fast um den Verstand. Seine vorwitzige Zunge, die immer wieder über seine Erregung streift, seine rhythmisch pulsierenden Lippen und seine Hand, die stetig wechselnden Druck ausübt. Es scheint alles so unwirklich zu seien und dennoch fragt sich Edward von Sekunde zu Sekunde mehr, warum er sich die ganze Zeit nur so vehement gegen diese Sache gewehrt hat, wenn es sich doch so unglaublich gut anfühlt. Vielleicht, weil er einfach auf den Richtigen gewartet hat? Dem er voll und ganz vertrauen kann? Der genau zu wissen scheint, was seine innigsten und unausgesprochensten Fantasien sind? Lange kann er sich damit aber nicht befassen, denn sein Hirn scheint sich wahrhaftig immer mehr ins Nirvana zu verabschieden. Sämtlich Nervenbahnen, auf denen sonst hektisch und funkensprühend seine Rätsel entstehen, die sein Leben so tiefgreifend bestimmen wie sein eigener Herzschlag, scheinen regelrecht zu zerreißen, je mehr Joker seine Bemühungen vertieft. Laut hallt sein Stöhnen von den gekachelten Wänden wider, wird zwischendrin nur notdürftig von seinen angestrengten und überaus abgehakten Atemzügen unterbrochen. Ihm zittern die Knie und ihm ist schrecklich schwindlig. Sein in Wallung geratenes Blut rauscht so laut in seinen Ohren, das es die Laute des immer noch fließenden Wassers völlig zu ersticken scheint. Sein Herz rast nur so dahin, scheint zwischendurch regelrecht zu stolpern, auszusetzen, nur um dann mit noch mehr Tempo schmerzhaft gegen seine Rippen zu hämmern. Ed weiß überhaupt nicht wie ihm geschieht und plötzlich ist sein Kopf tatsächlich vollkommen leer. Für einen Moment scheint die ganze Welt um hin herum zu schweben, jegliche Substanz verloren zu haben. Nur der animalische Trieb seines bevorstehenden Höhepunkts flackert wie eine Sirene in seinem leergefegten Schädel. Er wünscht sich so sehr Erlösung. Dieser intuitive Gedanke lässt allerdings ungewollt ein Licht in seinen dunklen Gedankengängen aufflammen, das ihm die Tatsache, was gleich passieren wird, erst so richtig vor Augen führt. „Joker, warte...“, bringt er noch keuchend hervor, doch es bist bereits zu spät. Der Clown vollführt eine letzte Bewegung, die Ed den Atem stocken lässt, ehe er den Kopf in den Nacken wirft und einen erstickten Schrei ausstößt. Sein Hirn explodiert regelrecht, ebenso wie sein Körper, der seine heiße Botschaft ungebremst in die Welt hinausstößt – oder eher in den Mund des Grünhaarigen. „Oh Gott...“, entkommt es Nigma flüsternd, während er versucht irgendwie auf den Beinen zu bleiben. Einen Moment später spürt er die kräftigen Arme des Jokers, die ihn am Fallen hindern und sanft zurück gegen die Wand drücken. „Du schmeckst unglaublich gut, Edward...“, haucht ihm der Jüngere ungezwungen entgegen und leckt sich dabei die letzten Reste seiner Lust von den Lippen, ehe sie vom warmen Wasser fortgespült werden. Fast schon verständnislos blicken ihn die vernebelten, grünen Augen an. Nur langsam setzt sein Denken wieder ein und vermittelt ihm die Bedeutung dieser Worte. Als er sie endlich begreift, färben sich seine hitzigen Wangen tief rot und er wendet peinlich berührt den Blick ab. „Nicht doch...“, kommt es ergeben vom Rätselmeister, während er das zufriedene Lächeln des Jüngeren auf sich spürt. „Ich liebe dich...“, raunt der Clown ihm warm ins Ohr, bevor er ihn zu einem Kuss heranzieht, auf den Nigma erstaunlich wehrlos und ausgehungert eingeht. Bitter kann er dabei noch die Reste seiner Hinterlassenschaft auf der Zunge des jungen Mannes schmecken, doch er lässt sich diese Vorstellung nicht festsetzen. Und das ist auch gut so, denn seine wieder anwachsende Erregung übernimmt langsam aber sicher doch die Führung und macht ihm nur allzu deutlich, dass es noch nicht vorbei ist. Diesmal wird er es durchziehen, definitiv, und niemand, absolut niemand wird sie dabei unterbrechen können! Dieser Gedanke beflügelt ihn regelrecht und weckt ein bisher verborgenes Gefühl von Dominanz in ihm. Er will es, er will es so sehr! Er will sich den Joker zu eigen machen und nichts wird ihm davon abhalten! Langsam beenden sie den Kuss und Edward sieht ihm tief in die Augen. „Ich – liebe dich auch...“, gesteht er schließlich, sich endlich seiner Gefühle völlig im Klaren, woraufhin ihn der Prinz mit einer Mischung aus leichtem Unglauben, heißer Erregung und tiefgreifender Freude anstarrt. „Oh, Edward...!“, haucht er beinahe fassungslos. „Sei still!“, kommt es mit leichtem Nachdruck von dem Rätselmeister, der sich vorsichtig aus der Umarmung seines Gegenübers befreit. Etwas verwundert mustert ihn Joker und lässt sich dann wie ferngesteuert von ihm bäuchlings gegen die Wand drücken. „Wirklich?“, fragt der Clown mit einem Anflug von hoffungsvoller Erwartung. „Nichts könnte mich davon abhalten!“, erwidert ihm der Brünette erregt und drückt sich gegen ihn. Schon einen Moment später spürt der Verrückte die harte Erregung des anderen an seinem Eingang. Nun ist er es, der sich wie ein Ertrinkender in der Aufhängung der Dusche festklammert, während sich das langersehnte Organ in ihn hineinzwängt. Tiefes Stöhnen erfüllt daraufhin den kleinen Raum. Ihre Verbindung wird immer inniger, droht Ed fast schon zu erdrücken, doch er könnte sich kaum ein schöneres Gefühl vorstellen. Jede seiner Bewegungen wirkt fahrig und ungeduldig, und doch entlockt sie ihnen beiden immer angestrengteres Stöhnen. Der schmächtige Körper vor ihm erzittert immer heftiger in freudiger Erwartung und Nigma hat nicht vor ihn zu enttäuschen oder auch nur einen Moment länger warten zu lassen. Es fehlen auch nur noch wenige kräftige Stöße und die eben so alles auslöschende Explosion in seinem überforderten Kopf setzt wieder ein, fegt alles hinfort, sodass er nur noch Augen für den jungen Mann vor sich hat, den er auf so unglaubliche Weise lieben gelernt hat, und den seine Gefühle in dieser Sekunde ebenfalls überwältigen. Mit einem tiefvereinten, letzten Aufstöhnen ergeben sich die beiden gleichzeitig ihrem mitreißenden Höhepunkt und besiegeln damit ihre neugewonnene Verbindung endgültig. 13 Eine ganze Weile vergeht, in der sich die beiden schweigend und zufrieden ihrer Erschöpfung hingeben, unter dem warmen Strahl der Dusche sitzen, mit leeren Augen auf die gekachelte Wand starren und Händchenhalten wie frisch verliebte Teenager. Irgendwann, Ed kann beim besten Willen nicht sagen wann oder wie, finden sich die zwei im Bett wieder. Wohlig eingekuschelt in ein paar Decken, begleitet vom sanften Prasseln des Feuers im Kamin. Eng an einander geschmiegt liegen sie zusammen und lassen den letzten Hauch ihres gemeinsamen Abenteuers ausklingen. „Ich liebe dich...“, flüstert Joker kaum hörbar über das Knistern der Flammen hinweg. „Ich liebe dich auch...“, erwidert Edward mit einem zufriedenen Lächeln, doch da sind dem Jüngeren schon die Augen zugefallen. Schmunzelnd streicht ihm der Brünette eine noch feuchte Strähne aus dem Gesicht, haucht ihm einen Kuss auf die Stirn und driftet dann ebenfalls in die Traumwelt ab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)