Monster rumble von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 2: Moth in the spotlight -------------------------------- 1 Es ist nur drei Tage her, seit Batman den Joker zurück nach Arkham gebracht hat und schon hat er den nächsten Flüchtigen auf seinem Beifahrersitz hocken. Der Riddler ist jedoch ein weit angenehmerer Zeitgenosse, als dieser verrückte Clown, weshalb die Fahrt zur Anstalt doch eher friedlich verläuft. Normalerweise ist der Rätselmeister zwar eine echt nervige Quasselstrippe, die ohne Punkt und Komma immerzu reden kann, doch das kühle Wesen des Detektivs hat ihm mehr als deutlich gezeigt, dass er hier nur seinen Atem verschwendet. Daher sitzt der Brünette mit hängenden Schultern erstaunlich schweigsam neben dem selbsternannten Ritter und grübelt über einem neuen Plan, wie er Arkham schnellstmöglich wieder verlassen kann. Dieser Ort ist einfach nichts für ihn, weshalb er nicht länger als irgend nötig dort verweilen will. Diese Ansicht teilen wahrscheinlich alle Insassen, aber nur sehr wenigen gelingt es auch dergleichen in die Tat umzusetzen. Dafür haben sie einfach nicht die nötige Intelligenz. Der wirkliche Trick an der Sache ist es aber, Batman anschließend nicht gleich wieder in die Arme zu laufen und das ist sein Problem. Egal, wie er es auch dreht und wendet, ihm fällt nicht ein, wie er den Rächer abermals überlisten könnte, um sich etwas dauerhafteren Ausgang zu verschaffen. Aber er wäre nicht der Herr der Rätsel, wenn ihm dazu nicht früher oder später etwas einfallen würde. Bescheidener Weise hält das gepanzerte Fahrzeug des Maskierten in diesem Moment vor den schmiedeeiserenen Toren der Anstalt und schon ist es auch vorbei mit dem Frieden und dem Nachdenken. „Das kann doch einfach nicht wahr sein...“, entkommt es Batman mit einem Anflug von Zorn. Leise knurrt er in sich hinein und starrt durch die Windschutzscheibe. Edward wird dadurch aus seinen Gedanken gerissen und versucht herauszufinden, was den Schwarzgekleideten so aufregt. Als er die Ursache dafür erblickt, weiß er nicht recht, ob er nun schmunzeln oder sich ebenfalls ärgern soll. Es ist der Joker, der dort gerade das Tor emporklettert und mal wieder dabei ist auszubrechen. Innerlich verdreht Ed nur die Augen. Dieser Clown ist doch einfach unfassbar. Wie schafft er das nur immer wieder? Doch vielleicht hat er ja Glück und Joker entwischt Batman, dann hätte er wenigstens seine Ruhe und müsste sich von dem Grünhaarigen nicht immer anmachen lassen? Gut möglich, dass er dann sogar ein Weilchen länger in Arkham verweilt und den Frieden genießt, der dann jedes Mal eintritt, wenn der König der Spinner wieder einmal abgehauen ist. Joker schafft es nämlich regelmäßig die anderen Insassen dermaßen verrückt zu machen, dass nur noch Chaos herrscht und das macht das ohnehin schon nicht gerade rosige Leben in dem Schuppen zu einer echten Zerreißprobe. Wer hier landet und auch nur noch einen winzigen Funken Klarheit im Verstand trägt, wird dank dieses Idioten definitiv völlig Gaga und das kann sich der Riddler nun wirklich nicht leisten. So teilt er also Batmans Unmut über diesen Anblick. Gleichzeitig kann er sich ein Schmunzeln aber dennoch kaum verkneifen, denn niemand tanzt dem Mitternachtsdetektiven so schön auf der Nase herum wie der Joker. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich dabei ja sogar die Chance zur Flucht? Plötzlich weiten sich Edwards Augen. Das ist doch die Idee! Soll sich der Rächer doch mit diesem Spinner herumärgern, dann kann er das Weite suchen und ist sie beide wieder für eine Weile los. Es muss ihm nur gelingen diese Handschellen loszuwerden. Allerdings dürfte das kein allzu großes Problem sein. Während sich die beiden miteinander anlegen, hat er in jedem Fall genug Zeit dafür. Da stört ihn noch nicht einmal die Tatsache, dass Batman sich seit seiner letzten Gefangennahme eine neue Konstruktion dafür hat einfallen lassen. 2 Der Riddler versucht sich gerade mit dem Gebilde vertraut zu machen, da öffnet sich die Beifahrertür und Batman erscheint neben ihm. Etwas überrascht registriert Edward, dass der Dunkle Ritter die Verbindung kappt und ihn dann aus dem Wagen herauszerrt, statt sich gleich auf den Joker zu stürzen. „Hey, langsam! Musst du nicht erst...“, setzt Riddler etwas überfordert an und kommt dann unsanft neben dem Wagen im festen Griff seines Widersachers und der Handschellen zum Stehen. „Ich muss gar nichts...“, kommt knapp die Antwort des anderen, während er seinen Gefangenen in Richtung Tor zu schieben beginnt. „Halt, mein Stab!“, fällt es Ed wieder ein, hatte Batman ihm den doch abgenommen und auf den Rücksitz geworfen. Nun hält ihm der Rächer genau diesen aber direkt vor die Nase. Da seine Hände allerdings immer noch gefesselt sind, leider außer Reichweite. „Keine Sorge, du bekommst ihn schon wieder.“, erwidert Batman etwas trotzig und schiebt ihn weiter vor sich her. „Was ist mit dem Joker?“, fragt der Brünette schließlich und deutet zu dem Clown hinüber, der nun mit seinen nackten Füßen wie ein Affe über das Tor zu turnen beginnt, dabei geschickt den langen, spitzen Lanzen ausweicht, die sich über den oberen Bogen ziehen. „Lass das mal meine Sorge sein.“, brummt der Maskierte ihm zu. Betrübt lässt Riddler erneut die Schultern hängen. So viel zu seinem schönen Plan. Wieder einmal ruiniert, dank dieses Spinners. Wirklich herrlich... Grob zerrt Batman ihn weiter, bis sie in sicherem Abstand vor dem Tor zum Stehen kommen. Unbehagen durchflutet den Rätselmeister. In der Nähe des Jokers fühlt er sich immer irgendwie so, gleichzeitig kann er sich jedoch hervorragend in diesen Verrückten hineinversetzen. Es ist ein echtes Dilemma. Absichtlich hält er daher den Blick gesenkt, in der vagen Hoffnung, dass der Grünhaarige ihn nicht beachtet und keinen Unfug von sich gibt, der ihrer beider Lage nur noch verschlechtert. Zu seiner Überraschung ist es jedoch der Dunkle Ritter, der zuerst das Wort ergreift. „Hattest du mir nicht versprochen einen Monat lang nicht auszubrechen, wenn ich dir den Blödsinn mit diesem Monster abkaufe?“, brummt er mit tiefer Stimme. Ein Blitz jagt durch Riddlers Gedanken. ‚Ein Monster? Was denn für ein Monster?‘ Plötzlich ist sein Interesse geweckt, dennoch hält er den Blick gesenkt. Der Angesprochene gibt ein herablassendes Lachen von sich. „Netter Versuch, Batsy! Doch du hast mir ja nicht geglaubt, dass ich diese mutierte Motte gesehen habe. Warum also sollte ich dir dann den Gefallen tun und mich hier langweilen?“ ‚Das Monster ist eine Motte?‘, geht es Ed zweifelnd durch den Kopf. ‚Was, um Himmels willen, stimmt jetzt nur wieder nicht mit dem Joker?‘ Das Ganze will einfach nicht in seinen Kopf, doch etwas tief in ihm schreit geradezu danach dieses Rätsel zu lösen, so dämlich es vielleicht auch sein mag. Er hat bei seiner geistigen Verfassung schlichtweg auch keine Kontrolle über dieses unstillbare Verlangen, was ihn schlussendlich damals nach Arkham gebracht hat. Erstaunlich geschickt hangelt sich der Joker nun an dem Tor der Anstalt entlang, allerdings immer darauf bedacht außerhalb von Batmans Reichweite zu sein. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass der Ritter den Riddler festhalten muss, wohl eine unbegründete Vorsichtsmaßnahme. Somit gleicht das Ganze eher einem Verspotten des Helden, was dieser ganz und gar nicht leiden kann. Ein Knurren verlässt die Kehle des Maskierten und er ringt sichtlich um Fassung. Dennoch scheint er nicht gewillt zu sein seine Fäuste gegen den Clown einzusetzen. So entbrennt zwischen den beiden stattdessen eine heftige Diskussion. Schnell beginnt sie Edward allerdings zu ermüden, da er keine brauchbaren Fakten zur Lösung dieses Rätsels darin finden kann. So wendet er seinen Blick von den Streitenden ab und blickt einen Moment durch das Tor auf den Hof der Anstalt. Eigentlich hätten schon längst jede Menge Wachmänner hier auftauchen müssen, um den Joker wieder in seine Zelle zu verfrachten oder Batmans Ankunft entgegen zukommen. Das ganze Gelände wimmelt immerhin nur so von Kameras und moderner Technik, die einen Ausbruch eigentlich unmöglich machen sollen. Die Betonung liegt dabei auf eigentlich, denn einigen der Dauerinhaftierten gelingt es ja schließlich immer wieder auszubrechen und das nicht unbedingt sehr mühevoll oder einfallsreich. Für Ed war es ein Kinderspiel die verborgenen Sicherheitslücken der Anstalt zu finden und zu seinem Vorteil zu nutzen und das ganz ohne den Zugang zu irgendwelcher Technik zu haben. Für den Joker ist es nicht minder schwer gewesen, marschiert er doch praktisch hier ein und aus, wie es ihm gerade passt, sodass die anderen Insassen schon scherzhaft sagen, er hätte einen Schlüssel für das Haupttor, und der verrückte Clown hat es nicht wirklich mit Technik. Er ist eher ein Freund von traditionellen Methoden, wie: Platz da, ich komme! oder Augen zu und ab durch die Mitte. Hauptsache es knallt ordentlich und es herrscht Chaos. Das Ausbleiben der Wachen verdeutlicht Riddler aber, dass der Grünhaarige da ganz sicher seine Finger im Spiel gehabt hat. Vermutlich hat er sie alle mit irgendetwas betäubt oder die ganze Anstalt liegt voller Leichen. Zutrauen würde er ihm in jedem Fall beides und es wäre leider auch nicht das erste Mal, dass dem wirklich so ist. Unter diesen Umständen zieht es der Herr der Rätsel erst recht vor die Flucht zu ergreifen. Doch wie soll er das nur anstellen? Ihm muss eine Lösung einfallen und das am Besten noch, bevor diese beiden Hitzköpfe ihren Streit beendet haben. Langsam lässt er den Blick von der erschreckend stillen Anstalt wandern und besieht sich die nähere Umgebung. Viel gibt es jedoch nicht wirklich zu sehen. Arkham Asylum wurde auf einer Insel errichtet, um es den Insassen erst recht schwer zu machen von hier zu fliehen. Es gibt zwar mehrere Zugänge in Form von Brücken zum Festland, doch diese werden extrem scharf bewacht und sind nur schwer zu überwinden. Trotzdem gelingt auch dies vielen, was Batmans Arbeitseifer beweist. Der Rest der Insel besteht nur aus undurchdringlichem Wald und Ödnis. Nichts, wo man sich lange aufhalten kann, erst recht, da es auch hier hunderte Kameras und Fallen gibt, die den Insassen die Flucht verwehren sollen. Doch Schlupflöcher gibt es überall, man muss sie nur kennen. Allerdings hilft das Riddler im Moment auch nicht weiter. Unruhig machen seine Augen weiterhin die Runde und plötzlich nimmt er eine Bewegung am Himmel wahr. Der Luftraum über Arkham ist mindestens genauso streng bewacht, wie der Rest der Anstalt und ohne Genehmigung kommt man nicht einmal in die Nähe dessen, bevor man ohne Vorwarnung abgeschossen wird. Was also hat er da gerade gesehen? Schwer zu sagen. Die Nacht liegt schon lange über Gotham, auch wenn die Anstalt taghell erleuchtet ist. Neugierig sucht Ed den Himmel ab, während der Streit zwischen dem Detektiv und dem Geisteskranken weiter fortschreitet. Der Brünette fürchtet schon nichts mehr zu sehen zu bekommen, da entdeckt er den seltsamen Schatten wieder. Dabei handelt es sich eindeutig nicht um ein Flugzeug oder dergleichen. Es wirkt eher wie ein Lebewesen. Doch es scheint riesig zu sein. Ungläubig versucht Edward die Gestalt zu fixieren, bis sie schließlich in den Lichtkegel über der Anstalt eintaucht und ihr ganzes Ausmaß präsentiert. Schlagartig entgleiten dem Rätselmeister alle Gesichtszüge. Was er dort am Himmel sieht, gleicht einer Motte? – einer riesigen, grausig mutierten Motte!? War es das, was der Joker gemeint hat? Ganz unzweifelhaft ja. Doch was in aller Welt ist das? Wo kommt es her und was will es hier? Fragen über Fragen, die Ed einfach nicht beantworten kann. Ihm platzt fast der Kopf und er kann nicht begreifen, was er dort sieht. Es ist einfach nur unmöglich. Ungewollt werden ihm die Knie weich und er sackt förmlich in Batmans Griff zusammen. Der Dunkle Ritter blickt ihn verwundert an und versucht ihn wieder auf die Füße zu ziehen. Da bemerkt er die schreckgeweiteten Augen des anderen Mannes, sein bleiches Gesicht und der Mund, der ihm mit zitternden Lippen offen steht und doch kein Wort herausbringt. „Was hast du?“, fragt Batman mit einer Mischung aus Zorn und Sorge. Der Brünette ist jedoch wie erstarrt. Zum ersten Mal in seinem Leben – zumindest so lange er sich zurückerinnern kann – ist er wahrlich sprachlos und unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Für gewöhnlich rettet er sich sonst selbst mit einem Rätsel aus einer für ihn unlösbaren Situation, einfach nur, um etwas zu sagen, seinen Gegner zu verwirren und sich somit etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Doch diesmal will es Edward einfach nicht gelingen. Er versteht nicht einmal wieso. Seit er vor etlichen Jahren auf die schiefe Bahn geraten und dadurch Batman begegnet ist, sind ihm schon allerhand Monster und Schreckgestalten über den Weg gelaufen, von denen er nie gedacht hätte sie jemals zu Gesicht zu bekommen. Aber irgendetwas an diesem Wesen – dieser Motte? – macht ihm dermaßen Angst, dass es nahezu allumfassend ist und ihn immer tiefer in sich hineinsaugt. Es gleicht einer schrecklichen Vorahnung, der er nichts entgegenbringen kann, nur darauf wartet, dass der große Knall erfolgt und alles endet. Ed kann es sich nicht erklären und ihm bleibt auch gar nicht die Chance dazu. Stattdessen bleibt ihm nahezu die Luft weg und er beginnt hilflos und halb erstickt zu röcheln. Der Dunkle Ritter ist sich nicht ganz sicher, was er von alledem halten soll. Ist das Ganze wohlmöglich nur ein mieser Trick, der ihn verwirren soll, damit Joker abhauen kann? Stecken die beiden Spinner vielleicht also unter einer Decke? Allein das Ausmaß dieser Vorstellung will sich Batman gar nicht ausmalen. Allerdings beginnt er sich zu fragen, was für Vorteile so eine Zusammenarbeit für die zwei haben könnte, wo jeder von ihnen doch sonst lieber allein handelt und höchstens irgendwelchen Untergebenen kurzweilige Daseinsberechtigungen anbietet, nur um sie zumeist anschließend hinzurichten, damit sie nichts verraten können. Während der Schwarzgekleidete noch darüber nachdenkt, bemerkt auch der Joker das irgendetwas mit Riddler nicht zu stimmen scheint. Allerdings sieht er darin keineswegs einen Trick. „Eds!“, entkommt es ihm erschrocken und er hangelt sich geschwind vom Tor herunter. Eilig kommt er hinüber gelaufen. Deutlich ist dabei die Sorge in seinem blassgeschminkten Gesicht zu erkennen. Erneut ist der Mitternachtsdetektiv verwirrt. Wenn das wirklich eine Show sein soll, ist sie erstaunlich realistisch rüber gebracht. „Bleib weg von ihm!“, harscht er den Clown nun an, da er dennoch einen Trick dahinter fürchtet. Der Grünhaarige reagiert jedoch nicht auf seine Worte. Stattdessen streckt er die Hände noch dem Rätselmeister aus. Batman versucht ihn auf Abstand zu halten, was Joker aber keineswegs passt. Dann spürt er, wie der Körper in seinem Griff immer mehr an Standhaftigkeit verliert und kaum mehr noch als das Weiße in den Augen des anderen Mannes sichtbar ist. Kann das wirklich noch gespielt sein? Der Maskierte findet die Antwort darauf zu spät, da packt Joker seinen Kameraden schon am Kragen und stößt den Detektiven erstaunlich grob zur Seite. „Warum tust du denn nichts? Merkst du denn nicht, dass er erstickt?“, blafft ihn der Clown praktisch schon im selben Moment an. Ungelenk sinken die beiden Kriminellen neben ihm auf die Knie. „Eds?!“, redet der Joker auf den Brünetten ein und zerrt dabei heftig an dessen Krawattenknoten. Verwundert steht Batman nur daneben und begreift allmählich, dass das Ganze wohl doch kein Trick ist. Vorsichtig geht er ebenfalls in die Knie und beobachtet aufmerksam Jokers Vorgehensweise. „Hat er etwa Asthma?“, fragt der Maskierte etwas unbeholfen, da er so eine Tatsache noch nicht gewusst hat. „Schwachsinn! Ist nur irgendein Schock...“, gibt der Grünhaarige verstimmt zurück und schafft es endlich die Krawatte zu lösen. Abgehakt kommt Riddler wieder zu Atem. „Verdammt, Eds!“, entkommt es dem Clown und im selben Moment wendet der Angesprochene ihm ruckartig das Gesicht zu. „Nenn – mich nicht so! Ich – hasse das!“, presst Edward angestrengt hervor und windet sich unwirsch aus dem Griff des Anderen. Der Grünhaarige lässt ihn etwas missmutig gewähren, doch in seinen brauen Augen liegt eine deutliche Erleichterung, die auch dem Dunklen Ritter nicht entgeht. Riddler scheint zwar keineswegs dankbar für die Hilfe zu sein, aber Joker ist dennoch sehr beruhigt, dass es ihm wieder besser geht. „Was sollte das gerade?“, fragt der Maskierte schließlich, nachdem Nigma sich wieder etwas gefangen hat. Der Angesprochene antwortet ihm jedoch nicht, sondern sucht stattdessen den nächtlichen Himmel ab. „Wo ist das Biest?“, fragt Ed mehr zu sich selbst. „Ich rede mit dir!“, fährt Batman ihn an, wird jedoch nur verständnislos von den beiden Kriminellen angesehen. Dann wendet sich Edward an Joker. „Du hast vorhin von einer mutierten Motte geredet, die du gesehen hast?“ „Ja! Ein Riesenvieh! Doch Batsy glaubt mir ja nicht.“; vorwurfsvoll blickt er den Detektiven an. „Ich habe das Biest auch gerade gesehen! Es flog direkt über die Anstalt hinweg.“ „Echt?“, suchend richtet der Clown seinen Blick in den Himmel und Riddler deutet ihm die Stelle an. Der Schwarzgekleidete kann bei diesem neuerlichen Unsinn nur die Augen verdrehen. Jetzt fangen sie auch noch beide mit so etwas an. Das kann ja noch heiter werden. „Hört endlich mit dem Mist auf!“, weist er die zwei an, doch sie reagieren gar nicht. „Da!“, entkommt es Riddler plötzlich und er deutet mit zitterndem Finger in den Himmel. „Heilige Scheiße...“, kommentiert Joker das Ganze und nun sieht auch der Rächer endlich nach oben. Was er dort allerdings erblickt, entzieht sich all seiner Vorstellung. Im ersten Moment fällt ihm erneut Man-Bat ein, doch die zahlreichen Scheinwerfer um Arkham zeigen ihm etwas Anderes. Es sieht tatsächlich eher wie eine mutierte Motte aus. Aber das kann doch nicht möglich sein. Sollte dieser verrückte Clown wirklich die Wahrheit gesagt haben? Lange kann sich der selbsternannte Held aber keine Gedanken darüber machen, da gibt dieses Ding einen ohrenbetäubenden Schrei von sich und hält dann im Sturzflug direkt auf die drei zu. Die glühend roten Augen des Wesens bohren sich regelrecht in ihren Geist. Scharfe Zähne funkeln bedrohlich im Schein der Lampen und lange Krallen an den Füßen – gleich denen eines Raubvogels – schimmern wie blank polierte Klingen. „Runter!“, weist der Joker sie alle an und wirft sich auf den Boden. Die beiden anderen folgen seinem Beispiel und so werden sie nur ganz knapp von dem Mutanten verfehlt. Kreischend jagt die Bestie über sie hinweg und steigt dann wieder in den Himmel empor. Kurz darauf greift sie ein weiteres Mal an, erwischt aber erneut niemanden. Eine Art primitiver Wutschrei entkommt ihrer Kehle, dann verschwindet sie wieder aus dem Sichtfeld der Anwesenden. 3 „Glaubst du mir jetzt endlich?“, harscht Joker Batman an, während sie sich alle wieder aufsetzen. „Ja, aber das rechtfertigt noch lange nichts.“, erwidert der Rächer nach einer Weile nachdenklichen Schweigens. „Was soll das heißen?“, will der Grünhaarige wissen. „Das heißt, dass ihr beide jetzt nach Arkham zurückgeht, damit ich mich um dieses Ding kümmern kann.“ Etwas pikiert erhebt sich Riddler und nimmt seinen Stab wieder an sich. Herablassend wirft er Batman dabei die geknackten Handschellen entgegen. „Also ich für meinen Teil werde mich lieber in Sicherheit bringen, solange dieses Untier hier frei rumläuft.“, meint er knapp und wendet sich zum Gehen. Kaum eine Sekunde später legt sich jedoch gewichtig die Hand des Maskierten auf seine Schulter und zieht ihn grob zurück. „Du bleibst schön hier! In Arkham seid ihr beide sicher vor dieser Bestie, also keine Mätzchen mehr!“ Riddler wirft ihm einen nahezu gelangweilten Seitenblick zu. „Wer hat stets ein Auge auf des Königs Schlaf, kann uns jedoch nicht halten?“, kommt es leicht keck von dem Rätselmeister zurück, der langsam seine Gewandtheit wiederfindet. Batmans Kopf ruckt zum Gelände der Anstalt hinüber und plötzlich wird es ihm klar. In der ganzen Aufregung ist es ihm gar nicht aufgefallen, doch sie sind immer noch allein. „Was hast du mit den Wachmännern gemacht?“, wendet er sich nun drohend an Joker. Der Clown grinst nichtssagend über das ganze Gesicht. „Die werden noch ein paar Stunden schlafen und alle anderen auch. Aber als kleine Wiedergutmachung könntest du uns doch mitnehmen, wenn du diesem Vieh hinterherjagst.“ „Das werde ich ganz sicher nicht tun!“ „War einen Versuch wert. Aber dann sind wir ganz unbewacht in Arkham und wenn die Insassen aufwachen, wird es ein herrliches Gemetzel geben, das kann ich dir sagen!“ „Da hat er nicht ganz unrecht.“, meldet sich Ed zu Wort. Streng mustert Batman die beiden. „Soll das etwa eine Drohung sein?“ „Nein, nur eine Vorwarnung.“, kommt es schulterzuckend von dem Clown zurück. Der Rächer will sich auf so etwas aber keinesfalls einlassen. Er kann nicht mit ihnen zusammenarbeiten, zu groß wäre die Befürchtung, dass sie ihm in den Rücken fallen oder einfach abhauen. Das kann er nicht verantworten. Er muss sie einfach hier einsperren. Vielleicht gelingt es ihm ja die Substanz, mit der der Joker die Wachen betäubt hat, zu neutralisieren? Dann hätte er sicher noch genug Zeit, um diesem Mutanten hinterherzujagen. „Ihr geht nach Arkham und wenn ich euch höchstpersönlich bewachen muss!“, teilt er den beiden daher streng mit. „Und was ist dann mit Gotham? Denkst du nicht, dieses Biest wird den Menschen Angst einjagen? Oder wohlmöglich Schlimmeres? Kannst du das wirklich verantworten?“, mischt sich Edward wieder ein. Der Dunkle Ritter hat jedoch absolut keinen Nerv mehr für dieses Spielchen. Er umfasst Riddlers Schulter fester und packt nun auch Joker am Kragen. „Schluss jetzt!“, harscht er die beiden Kriminellen an und drängt sie Richtung Tor. Die zwei sehen sich schon wieder hinter Schloss und Riegel, da ertönt von neuem der unmenschliche Schrei der riesigen Motte. Sie muss sich ihnen unbemerkt während ihrer Diskussion genähert haben, sodass sie nun schon viel zu dicht ist, um ihr noch rechtzeitig ausweichen zu können. Einen Augenblick später treffen Batman die messerscharfen Klauen der Bestie mitten im Rücken. Er kann von Glück sagen, dass sein Cape und sein Anzug so stabil sind, dass er keine nennenswerten Verletzungen davon trägt. Doch die geballte Wucht des Angriffs schleudert ihn hart gegen das Eisentor. Für einen Moment sieht er nur noch Sterne, merkt gar nicht, wie sich Joker und Riddler aus seinem Griff befreien können. Dann packt die Motte kreischend fester zu und hebt den Detektiven mit sich in die Luft. Mit offenem Mund verfolgen die zwei Verbrecher das Ganze. Halb benommen hängt der Schwarzgekleidete in den Fängen der Bestie, die immer höher in den Himmel hinaufsteigt. Umständlich versucht sich Batman aus dem Griff zu befreien. Allerdings dröhnt ihm vom ersten Angriff gewaltig der Kopf und das laute Kreischen der Motte lässt ihn keinen klaren Gedanken fassen. Plötzlich setzt das Biest wieder zum Sturzflug an und hält auf die zwei Gauner zu, die völlig perplex vor dem Tor stehen. Bevor es jedoch zum vernichtenden Zusammenstoß kommt, gelingt es dem Rächer endlich sich zu befreien. Aber der Abstand ist schon zu gering, sodass er mit voller Wucht in das Tor der Anstalt knallt. Joker und Riddler können sich gerade noch so aus dem Weg bringen. Die Motte schafft es aber abzubremsen. Blitzschnell wendet sie sich um und versucht nun auf Edward los zugehen. Im ersten Moment gelingt es dem Rätselmeister auszuweichen. Beim zweiten Mal reißt er schnell seinen Stab in die Luft und betätigt einen versteckten Schalter. Aus der unteren Spitze des goldenen Gehstocks in Form eines Fragezeichens, schießt eine lange Klinge hervor und bohrt sich in den Fuß der Motte. Diese gibt einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei von sich und wendet sich ab. Kurz darauf ist sie wieder verschwunden. Mit pochendem Herzen lässt sich Edward auf die Knie zurücksinken und klammert sich leicht zitternd an seinen Stab. An der Messerklinge entdeckt er das Blut des Mutanten; es hat eine seltsam blaugrüne Farbe und verströmt einen bestialischen Gestank, gleich einem offenen Sarg in praller Sonne. Allerdings hat er jetzt keine Zeit, um sich darum zu kümmern, also lässt er die Klinge einfach wieder im Stab verschwinden und wendet sich zum Joker um. Dieser hockt neben Batman, der regungslos am Boden liegt. Wacklig kommt Riddler wieder auf die Füße. „Ist er...?“ „Nee, aber er ist vollkommen weggetreten. Das Biest hat ihn ganz schön erwischt. Hat sich mächtig den Schädel angestoßen.“, berichtet der Clown und betastet ungeschickt die stetig anwachsende Beule, die sich unter der Maske des Schwarzgekleideten aufwölbt. Nervös sucht Ed den Himmel ab. „Egal. Ich werde jetzt auf jeden Fall verschwinden, ehe dieses Ding wiederkommt!“, meint er gehetzt und wendet sich abermals zum Gehen. „Nein, du bleibst hier!“, tönt Jokers Stimme erstaunlich scharf. Innerlich zuckt der Brünette leicht zusammen. Diese Tonlage ist doch etwas sehr ungewohnt und er selbst zu fertig und von Natur aus eher sensibel gestrickt, um sie zu ignorieren. „Aber wenn das Vieh wiederkommt?“, hält er dagegen. „Dann sind wir längst weg. Also hilf mir jetzt mal mit unserem Kumpel hier.“, weist er ihn an und schiebt Batman die Hände unter die Achseln, um ihn hochzuziehen. „Was soll das werden?“, fragt Ed und rührt sich nicht. „Ganz einfach: Wir verfrachten Batsy zurück in seine schicke Karre und düsen in Sicherheit. Und dann muss er uns dankbar sein, dass wir seinen Knackarsch gerettet haben, verstehst du? Dann wird er einsehen, dass er bei diesem Mist hier unsere Hilfe braucht.“ Langsam schüttelt der Riddler den Kopf. „Das wird er ganz sicher nicht zulassen. Allein schon, wenn wir seinen Wagen nehmen, wird er uns den Hals umdrehen. Wozu also die Mühe?“ „Vielleicht springt ja etwas für uns dabei heraus? Mildernde Umstände oder so? Was weiß ich. Ich lasse meine Stadt aber auf keinen Fall von so einem übergroßen Insekt in Schutt du Asche legen! Da bleibt ja für mich nichts mehr zum Kaputtmachen übrig. Außerdem bin ich der Einzige, der Batsy eines Tages zur Strecke bringen darf und ganz sicher nicht so ein hässliches Untier!“ Durchdringend sehen sich die beiden Männer an. Riddler weiß wirklich nicht, was das für einen Sinn haben soll, auch wenn Joker nicht ganz unrecht hat. Aber er bezweifelt doch stark, dass Batman das gut heißen wird. Sobald er wieder wach ist, wird er sie zurück nach Arkham bringen und das war es dann. Egal, was sie für ihn getan haben oder auch nicht. Allerdings ist dort etwas in den braunen Augen des Clowns, das ihm sagt, dass da mehr dahintersteckt. Der Rätselmeister gibt ein tiefes Seufzen von sich. „Also schön. Aber wenn das Ganze nicht klappt, bist du schuld!“ Ein Grinsen schleicht sich auf Jokers Gesicht. „Von mir aus. Aber ich fahre!“, flötet er aufgeregt wie ein Teenager mit seinem ersten eignen Auto. Zweifelnd blickt Edward zu dem schwer gepanzerten Wagen des Rächers hinüber. „Soll mir recht sein...“ 4 Einige Minuten später liegt Batman noch immer bewusstlos auf der Rückbank seines Wagens, während Joker hinter dem Steuer hockt und Riddler den Clown zweifelnd vom Beifahrersitz betrachtet. „Weißt du überhaupt, wie man das Ding bedient?“, fragt der Ältere schließlich, nachdem der Grünhaarige den Bordcomputer zerstört hat, weil dieser sich beschwerte, dass er nicht Batman sei und daher nichts auf diesem Sitz zu suchen hätte. Funkensprühend steckt das Messer noch immer in der Konsole, doch der Bildschirm darauf ist dunkel geworden und glücklicherweise wurde dabei auch kein sichtbarer Alarm oder Ähnliches ausgelöst. „Unter all dem Schnickschnack ist es doch bloß ein verdammtes Auto, also warte – gleich...“ Der Clown zerrt ein paar Kabel unter dem Armaturenbrett hervor und probiert sie durch. Beim dritten Versuch heult der Motor plötzlich lautstark auf. Grinsend sieht der Jüngere zu ihm hinüber. „Wirklich beeindruckend.“, lässt der Herr der Rätsel verlauten. „Schön, die Karre läuft. Aber wo willst du eigentlich hin, wenn ich fragen darf?“ „Wohin wohl? Zum sichersten Ort in ganz Gotham: Der Bat-Höhle natürlich!“, erwidert der Clown in einem so nebensächlichen Ton, als wäre es wirklich völlig eindeutig gewesen. Dabei spielt sein nackter Fuß probeweise mit dem Gaspedal, was den Motor laut in die Nacht hinein röhren lässt. Schließlich setzt sich der Wagen in Bewegung und steuert die Brücke zum Festland an. Derweilen entgleiten Edward sämtliche Gesichtszüge. „Zur Bat-Höhle? Aber woher...“, setzt er verstört an. Der Mann auf dem Fahrersitz grinst nur wieder. „Tja, Eds. Ich bin vielleicht kein so geniales Computergenie wie du, aber ich habe meine Mittel und Wege. Und im Zuge dessen bin ich irgendwann dahintergekommen, wo sich die Höhle befindet und wer sich somit hinter der Maske versteckt. Ich weiß das schon eine ganze Weile, habe es aber für mich behalten. Auf den richtigen Moment gewartet, um es Batsy unter die Nase zu reiben und ich denke, jetzt ist da der günstigste Augenblick.“ „Du verarscht mich doch!?“, wirft Ed ihm vor. In all den Jahren ist er nicht einmal in die Nähe gekommen das Geheimnis hinter der Maske zu lüften und er hat es weiß Gott oft genug versucht. Das bedeutsamste Rätsel in seinem Leben, von dem er immer dachte, dass er darin seine Nemesis gefunden hat. Das er wohlmöglich irgendwann sterben wird, ohne die Lösung zu kennen. Und jetzt behauptet dieser durchgeknallte Clown doch alles Ernstes, dass er die Antwort schon eine ganze Weile kennt, ohne sie ihm je verraten zu haben? Das kann doch einfach nicht wahr sein! Was ist heute Nacht nur los? „Durchaus nicht, Eds. Doch noch hast du die Chance selbst die Lösung zu finden. Wir müssen noch ein gutes Stück fahren. Und wenn du Glück hast, schläft unser Fledermäuschen auch solange.“ Damit beendet Joker das Gespräch und konzentriert sich darauf, das Schlachtschiff von einem Wagen durch die verschlafenen Straßen Gothams zu lenken. 5 Die Fahrt dauert tatsächlich eine ganze Weile, was auch daran liegt, dass Joker nicht mit Hyperspeed durch die Gegend brettert, wofür der Riddler doch sehr dankbar ist. Sollte dieser Spinner die Kontrolle über den Wagen verlieren, dann sind sie beide geliefert. Allerdings entgeht dem Brünetten nicht, wie sehr es dem Clown eigentlich in den Fingern juckt das Gas voll durchzudrücken und die Tatsache auszukosten, dass er am Steuer des berühmten Batmobils sitzen kann. Umso mehr beeindruckt es ihn, dass Joker zu dieser Beherrschung überhaupt fähig ist, wo so etwas für ihn doch sonst einem Fremdwort gleicht. So bleibt ihm also genug Zeit, um die Lösung des Rätsels zu finden. In sich gekehrt grübelt Ed nach, ruft sich jede seiner Begegnungen mit dem Dunklen Ritter ins Gedächtnis, jeden Zeitungsartikel und jedes noch so unbedeutende Gerücht. All das muss in eine Gleichung passen, die ihm am Ende verrät, wer hinter der Maske steckt. Neben Rätseln ist Mathe eines seiner großen Schwächen, doch die Gleichung beinhaltet zu viele Variablen und Unbekannte, als das er je auf eine sinnvolle Lösung kommen könnte. Unweigerlich spürt Edward, wie sich tief in seinem Kopf ein stechender Schmerz ausbreitet, weil er viel zu intensiv darüber nachdenkt. Stöhnend massiert er sich die pochenden Schläfen, doch es nutzt nichts. Wenn er noch einen weiteren Gedanken an die Findung der Lösung verschwendet, erleidet sein Hirn einen Blackout. Verärgert knirscht er mit den Zähnen, als sich auf einmal eine Hand auf seinen Oberschenkel legt. Überrascht blickt er zu dem Grünhaarigen hinüber, der weiterhin stur durch die Windschutzscheibe blickt, als wäre nichts gewesen. „Darf ich fragen, was deine Hand dort macht? Ich bin nämlich nicht der Schaltknüppel.“, kommt es in einem leicht scharfen Ton vom Rätselmeister. Der Clownprinz gibt ein Kichern von sich und zieht seine Hand dann wieder zurück – mit Unwillen, wie es Edward scheint. „Weiß ich doch, Eds. Wollte auch nur verhindern, dass dir dein hübscher Schädel platzt. Bei der Sauerei könnte ich die Straßen dann nämlich nicht mehr sehen und würde mit diesem Ungetüm einen Unfall bauen.“ Entgegen des vorangegangenen Kicherns klingt die Stimme des Jüngeren schon beinahe besorgt. Ungewollt huscht ein roter Schimmer über die Wangen des Brünetten hinweg und er wendet leicht den Blick ab, damit der andere es nicht sieht. „Schon gut, es geht schon wieder.“, versichert er seinem Sitznachbarn. „Und? Hast du jetzt eine Lösung?“ „Sah das für dich gerade etwa so aus?“, kommt es etwas patzig zurück. Wieder dieses Kichern. „Eher nicht. Aber deine Qualen haben nun ein Ende, mein Freund, denn wir sind da.“ Ungläubig sieht Riddler aus dem Fenster. Sie befinden sich irgendwo tief in einem Waldstück am nördlichen Ende von Gotham, mehr kann er nicht feststellen. In ein paar Metern Entfernung erhebt sich ein großer Felsbrocken aus der Landschaft, der vor einen kleinen Berg thront, sonst sind nur Bäume zu sehen. „Wo sind wir?“ „In Bristol County.“, kommt es knapp zurück. Edward legt die Stirn in Falten. „Und wie soll mir das bei der Lösung helfen?“ „Sieh durch die Bäume! Dort hinten steht ein großes Herrenhaus, in dem unser Flattermann wohnt und jetzt denk noch einmal darüber nach.“, fordert ihn der Clown auf. Angestrengt blickt Ed durch die eng stehenden Bäume und in der Ferne ist tatsächlich ein Gebäude zu erkennen. Es thront einsam auf einem weitläufigen Hügel, umgeben von einer kaum enden wollenden Wiese. In der Dunkelheit kann er jedoch nicht viel von dem Anwesen erkennen, weshalb er schon fragen will, was ihm das bringen soll. Dann jedoch scheinen sich zwei Drähte in seinem Kopf zu berühren und ein Geistesblitz jagt durch seinen Schädel. Plötzlich sieht er einen Namen vor seinen Augen, doch das kann unmöglich sein. „Ist das etwa – Wayne Manor? Du willst mich doch veralbern!“ Eindringlich sieht der Herr der Rätsel zu dem Grünhaarigen hinüber. In seinen Augen liegt die tiefe Bitte dieses Martyrium endlich zu beenden. „Nein, es ist mein voller Ernst, Eds. Keine Scherze, keine Streiche, nichts. – Hinter Batmans Maske steckt kein Geringerer als der gut betuchte Bruce Wayne höchstpersönlich!“ Die braunen Augen erwidern seinen Blick und Riddler hat noch nie so viel ungetrübte Ehrlichkeit in ihnen gesehen, wie in diesem Moment. „Bruce Wayne...!“, flüstert der Brünette noch immer voller Unglauben. Einerseits ist es so unlogisch, warum jemand so Berühmtes und Wohlhabendes sich dazu erniedrigen sollte, sich Nacht für Nacht mit dem Abschaum der Stadt rum zuärgern. Andererseits ist es die einzig logische Erklärung, da kein anderer die finanziellen Mittel dafür hätte und so abgeschieden lebt, wie Bruce Wayne. Er ist ein Rätsel für sich, immer beschäftigt, schwer erreichbar und doch immer da, ein perfektes Alibi. „Ich fasse das einfach nicht. – Und gleichzeitig scheint es keine Alternative dafür zu geben. – Wie konnte sich mir das nur all die Jahre entziehen? – Bruce Wayne...“, kommt es nach einer Weile sichtlich mitgenommen von Nigma. Noch immer unwillig es wirklich zu glauben, dreht er sich auf dem Sitz herum und streckt die Hand nach dem bewusstlosen Batman aus. Doch Joker hält ihn zurück. „Warte bis wir drinnen sind! Das Auto ist zu eng für einen Kampf, falls er aufwachen sollte.“ Da hat er nicht ganz unrecht, dennoch dreht sich Ed nur widerwillig wieder herum. „Ich nehme an, der Stein ist so eine Art geheimer Zugang zur Bat-Höhle, oder? Doch wie sollen wir da reinkommen?“ Suchend sieht sich der Clown im Cockpit um. „Hier muss es irgendwo einen Schalter oder so geben. Eine Art Fernbedienung, um den Durchgang zu öffnen...“ „Woher weißt du so was denn nur?“ „Tu ich gar nicht, ich vermute es einfach...“, gibt er zurück und tastet alle möglichen Stellen ab. „Du vermutest es? Und was ist, wenn du dich irrst? Was ist, wenn das gar nicht der Eingang ist, sondern nur ein simpler Felsen und wir hier unsere Zeit vergeuden, während dieses Biest frei in der Stadt umherschwirrt und Batman jeden Moment aufwachen könnte?“, pflaumt Edward ihn etwas ungehalten an. „Nun mach dir mal nicht gleich in den Anzug. Wo sollte der Eingang denn sonst sein? Oder denkst du etwas, er fährt mit der Karre einfach mal durchs Haupttor, wo es jeder sehen könnte?“ „Ganz sicher nicht. Aber vielleicht liegst du ja auch mit deiner Behauptung falsch und Bruce Wayne ist nicht Batman!“ Wieder dieses Kichern. „Ich liege nicht falsch, mein Hübscher!“, kommt selbstsicher die Antwort und dann drückt er aufs Gerade wohl einen Knopf neben der Dachluke. Einem Reflex folgend kneift Edward fest die Augen zusammen, da er fürchtet, dass dieser Knopf für irgendeine Waffe bestimmt sein könnte und hier gleich alles in die Luft fliegen wird. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen bewegt sich doch tatsächlich dieser große Felsbrocken zur Seite, als würde er rein gar nichts wiegen. Dahinter erstreckt sich ein dunkler Tunnel, in dem nun rasch einige Lampen aufflammen. Mit großen Augen und offenem Mund betrachtet der Ältere das Ganze und kann es dennoch kaum glauben. „Unfassbar...“, gibt er lediglich von sich. Zu mehr ist er einfach nicht im Stande. Der Clownprinz neben ihm verfällt in ein selbstzufriedenes Grinsen und setzt den Wagen langsam wieder in Bewegung. 6 Der lange Tunnel, an dessen Ende sich die Bat-Höhle befindet, verschluckt den schwer gepanzerten Wagen förmlich und kaum, dass sie den Eingang passiert haben, schließt sich hinter ihnen der gewaltige Felsen wieder lautlos. Edward nimmt das Ganze mit einem gewissen Unbehagen hin. Zwar hat er sich wie wahrscheinlich jeder Gangster in Gotham schon einmal gefragt, wie es wohl in dem berüchtigten Unterschlupf des Dunklen Ritters aussehen könnte, doch jetzt, wo er kurz davor steht es herauszufinden, ist er sich nicht mehr so sicher, ob dieser Wunsch nicht nur schrecklich töricht von ihm war. Immerhin weiß er ja nicht, was sie erwarten wird, wenn der Wagen das Ende des Tunnels erreicht. Vielleicht gibt es ein aufwendiges Sicherheitssystem, das sie augenblicklich erschießen wird, sobald sie ankommen? Ganz so krass ist es wohlmöglich doch nicht, da Batman ja dafür bekannt ist, dass er sich gegen das Töten entschieden hat, aber denkbar wäre etwas Ähnliches durchaus. Schließlich war das Batmobil auch nicht gerade erfreut darüber, dass sich Joker hinter das Lenkrad gesetzt hat. Der Bordcomputer hat zwar darauf verzichtet ihm irgendwie zu schaden, vielleicht aber auch nur, weil es dem Clown vorher gelungen ist das Ding zu zerstören. Dennoch können sie nicht ausschließen, dass eine unsichtbare Nachricht an die Bat-Höhle geschickt wurde, die nun ihr unbefugtes Kommen ankündigt. Seufzend lehnt sich der Riddler im Sitz zurück und versucht diese Schreckensvorstellungen zu unterdrücken, was ihm aber nicht sonderlich gut gelingt. Er kann sein Denken nun einmal nicht abschalten und grübelt ständig über dergleichen nach. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, er könnte in dieser Hinsicht mehr wie der Grünhaarige sein. Nur aus dem Bauch heraus entscheiden, spontan sein und von einer Sekunde auf die nächste einfach alles umstellen und sich der neuen Situation unerschrocken entgegenstellen. Doch das kann er nicht. Er lebt einzig und allein durch seine präzisen Vorbereitungen und das Vorhersehbare. Plant alles genau durch, um keine bösen Überraschungen zu erleben und für jede mögliche Situation gewappnet zu sein. Passiert etwas, dass er nicht vorher geplant oder durchdacht hat, ist er hilflos verloren, kommt nicht mehr weiter und meistens fehlt ihm dann jeglicher Wille weiterzumachen, da er keinen Ausweg mehr sieht. Nicht selten hat er sich Batman daher einfach kampflos ergeben und sich von ihm nach Arkham zurückbringen lassen. Für gewöhnlich sehen seine Pläne eh so aus, dass der Detektiv sie früher oder später durchschauen und lösen kann und der Riddler am Ende wieder in seiner Zelle hockt. Doch das macht Ed nichts aus. Er genießt den kurzen Moment von Freiheit und Überlegenheit, aber weit mehr genießt er es seinen Gegenspieler mit seinen Rätseln und Aufgaben zu fordern. Zu beobachten, wie er daran vielleicht verzweifelt, nur um im letzten Augenblick doch noch die Lösung zu finden. Das allein hält Edwards verbliebene geistige Gesundheit am Laufen. Er will die Stadt nicht zerstören oder unterwerfen, er will nur einen ebenbürtigen Rivalen in Batman haben. Sein Sitznachbar sieht das da völlig anders. Sehnt sich nach Zerstörung und Chaos, nur um Batman leiden zu sehen, ihn aus seinem Kokon herauszulocken und zu Dingen zu treiben, denen er sich eigentlich abgeschworen hat. Jokers Ziel ist es, die Bestie in dem Ritter zu erwecken, sodass der Clown eines Tages durch seine Hand sterben kann – die Erlösung in der Genugtuung findet, ihn gebrochen zu haben. Daher verbietet er es praktisch jedem anderen Gauner in der Stadt Batman auf diese Weise zu schaden, da er selbst es gleichermaßen sein will, der den Maskierten irgendwann in einer letzten, alles entscheidenden Schlacht tötet. Das Ganze gleicht einem unausgesprochenen Schwur zwischen den beiden, den doch jeder kennt und in Anbetracht der Gefährlichkeit des Jokers auch weitgehend respektiert. Denn diesen verrückten Clown will man nun wirklich nicht als Feind haben... Ein Grund mehr, warum Riddler sein Unbehagen nur schwer unterdrücken kann, immerhin ist er gezwungen mit dem Clownprinzen zusammenzuarbeiten. Zwar hegt er auch eine gewisse Sympathie für den Jüngeren, aber seine unberechenbare Art macht es nur schwer mit ihm klar zukommen. Erst recht, da sie beide so grundverschiedene Ansichten von allem haben. Zudem ist sich der Brünette auch nicht sicher, was für Gefühle da vielleicht im Spiel sind. Joker ist da nur schlecht einzuschätzen, weil er praktisch mit jedem zu schäkern scheint und man nie weiß, was wirklich dahintersteckt. Das er einen Narren an Batman gefressen hat, ist allgemein bekannt, doch Ed gegenüber treibt er es zumal noch übertriebener, sodass sich der Rätselmeister nicht sicher ist, ob da nicht mehr dahintersteckt, als der Clown sagen will. Andererseits stellt sich die Frage, ob er dazu überhaupt mehr sagen muss, da seine Annäherungen doch nur allzu offensichtlich ihm gegenüber sind, er sie nur zu verdrängen scheint, da er sich nun mal nicht gerade zu diesem Spinner hingezogen fühlt. Oder etwa doch? Edward beißt sich heftig auf die Unterlippe. Was für Gedanken kommen ihm da nur gerade? Als hätte er im Moment nicht schon genug Dinge, die ihn überfordern, da muss er nun wirklich nicht auch noch über so etwas nachdenken, zumal er das auch gar nicht will. Nicht, dass er Probleme mit Männern hätte, dass gewiss nicht. Es ist nur... Weiter kommt er in seinem Denken nicht, da taucht das Ende des Tunnels in einem dezenten Lichtkugel auf und er hält den Atem an, als sie ins Unbekannte hineintauchen. 7 Das Dunkel des Tunnels erlischt im gleißenden Licht einiger starker Strahler, die eine Art Plattform ausleuchten, auf der das Batmobil für gewöhnlich zu parken scheint. Der Grünhaarige lenkt den Wagen auf diese Stelle und kurz darauf erstirbt der Motor und die Türen öffnen sich. Besorgt durch das lange Fernbleiben und die nicht vorhandene Kommunikation Batmans, nähert sich Alfred rasch dem Fahrzeug, in der Hoffnung eine Erklärung dafür zu erhalten. Als sich jedoch die Türen zu beiden Seiten öffnen und dort keineswegs Batman und einer seiner ausgeflogenen Zöglinge aussteigen, bleibt dem Butler die Luft weg. „Willkommen zurück, Master...“, kann er gerade noch ansetzen, dann erheben sich vor ihm die beiden Ganoven und jedes weitere Wort geht in einem so heftigen Zittern unter, dass der Grauhaarige fast auf die Knie sinkt. Doch diesem Luxus kann er sich nicht hingeben, immerhin stehen die zwei gefährlichsten Widersacher seines Herrn direkt vor ihm. Doch warum? Was ist passiert? Wo ist Batman? Und noch viel wichtiger: Warum saß der Joker am Steuer des Batmobils? All diese Fragen jagen blitzartig durch Alfreds Gedanken und dennoch findet er keine Antwort und auch keinen Atem, um sie überhaupt zu stellen. Er klammert sich nur daran, nicht ohnmächtig zu werden und diesen beiden Wahnsinnigen dann hilflos ausgeliefert zu sein. Die zwei Männer betrachten ihn nicht minder überrascht. Stumm mustern sie ihn für einen Moment mit großen Augen, da sie scheinbar nicht erwartet haben, dass ihnen jemand entgegenkommt. Diese Tatsache scheint ihnen sichtlich unangenehm zu sein. Kurzes Schweigen legt sich über die drei, wie ein nasses Grabtuch, dann findet der Butler endlich genug Luft. „Oh mein Gott...“, bringt er stockend hervor und tritt wackelig einen Schritt zurück. „Was – was habt ihr nur getan?“, setzt er erneut an und tritt einen weiteren Schritt zurück. „Nicht das, was du wahrscheinlich glaubst.“, erwidert Joker schließlich schulterzuckend. Perplex sieht ihn der Butler an und versucht sich wohl einen Reim auf das alles zu machen. Langsam kommt Edward nun die Erkenntnis. „Sie sind – Alfred, nicht wahr? Der Butler der Waynes?“, fragt er mit sanfter Stimme, da er sein Gegenüber nicht noch mehr verschrecken will. Mit großen Augen mustert ihn der Grauhaarige und lässt dann betrübt die Schultern hängen. Wozu etwas verheimlichen, was die beiden scheinbar eh schon wissen. „So ist es. – Doch wie haben Sie die Höhle gefunden? Woher wissen Sie das alles und noch viel wichtiger: Wo ist Batman?“, kommt es nun weit sicherer von dem Ältesten. Bevor Ed das Ganze erklären kann, mischt sich der Clownprinz wieder ein, was ein sichtliches Unbehagen in dem Butler auslöst, das Riddler doch etwas geknickt zur Kenntnis nimmt. Andererseits hat er auch nichts anderes erwartet, schließlich steht der Joker höchstpersönlich vor ihm, da ist es nur allzu verständlich, wenn Alfred angst hat. „Mach dir mal nicht ins Hemd, alter Mann. Nicht, dass du uns noch umkippst. Wir brauchen dich ganz sicher noch. Und die Höhle zu finden war nicht so schwer, wenn man nur lange genug mit Batsy zusammenkommt. Der Rest ergibt sich von ganz allein. Aber keine Panik! Dein Kumpel liegt auf dem Rücksitz und macht ein Nickerchen.“ Ein leicht durchtriebenes Grinsen huscht über seine Züge hinweg, das den Grauhaarigen keineswegs beruhigt, befürchtet er doch das Schlimmste. Entgeistert sehen den Joker daher sowohl Alfred, als auch Edward an. Der Grünhaarige versteht den Ausdruck jedoch nicht wirklich. „Was ist?“, fragt er daher etwas irritiert und zuckt wieder mit den Schultern. „Das war doch etwas sehr taktlos, will ich meinen.“, klärt Riddler ihn daher auf, doch der selbsternannte Prinz des Verbrechens scheint seinen Fehltritt nicht wahrzunehmen. „War doch die Wahrheit.“, gibt er daher zurück. „Ja, schon. Aber es gibt die Wahrheit und die Wahrheit.“, setzt der Brünette an. Das Ganze steigert sich in eine richtige Diskussion und Alfred fürchtet schon, nie zu erfahren, was hier eigentlich los ist. „Bitte, die Herren! Was ist nun mit Batman?“, unterbricht er die beiden mit leichtem Nachdruck. Ihre Augen richten sich auf den zusehends verzweifelten Butler aus und ehe der Grünhaarige wieder etwas Unpassendes sagen kann, fällt Riddler ihm ins Wort. Die ganze Situation ist ohnehin schon schwierig genug und er will sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn der Dunkle Ritter wieder aufwacht und sie hier vorfindet. Von daher empfindet er es als das Beste, wenn er selbst das Reden übernimmt und den Clown etwas ausbremst, auch wenn er das später wohlmöglich bereuen wird – doch schlimmer als Batmans Zorn kann es sicher nicht werden... Der Joker zuckt nur wieder mit den Schultern und wendet sich dann erst einmal von den beiden ab. Neugierig schlendert er auf seinen nackten Füßen durch die Höhle und betrachtet die vielen Maschinen, Rüstungen, Fahrzeuge und anderen Dinge, die der Detektiv im Laufe der Jahre angesammelt hat. Der Grauhaarige will dazu schon etwas sagen, doch dann spricht ihn der Rätselmeister an und seine Aufmerksamkeit gilt ab dann ganz ihm. „Hören Sie, Alfred. Sie müssen sich wirklich keine Gedanken machen – denke ich zumindest. Wir sind nicht hier, um Chaos zu stiften oder auch nur irgendetwas Schlechtes zu tun. – Vielmehr sind wir hier um – zu helfen? – möchte ich sagen. Das klingt nun vielleicht unglaubwürdig, erst recht in Anbetracht unseres Status Batman gegenüber, aber ich versichere Ihnen, es ist uns durchaus ernst.“ Überrascht betrachtet der Ältere den Brünetten. Mit so viel sanftmütiger Ehrlichkeit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Doch allein aus den Erzählungen seines Herrn weiß er, dass der Riddler im Grunde ein sehr sensibler Mensch ist, der Niemandem wirklich Schaden will, solange es sich irgendwie vermeiden lässt, sondern nur jemanden sucht, der ihm geistig ebenbürtig ist. „Ich bewundere Ihre Offenheit, Mister – Riddler? –, doch ...“ „Ich denke, Sie wissen, dass mein Name Edward Nigma ist und in Anbetracht der Tatsache, dass ich Ihren kenne, können Sie ihn auch gern benutzen, wenn Sie sich dann wohler in meiner Gegenwart fühlen. Denn ich denke, wir werden noch eine Weile miteinander auskommen müssen.“, unterbricht ihn sein Gegenüber erneut erstaunlich sanft. Im selben Moment nimmt Riddler den Hut ab, deutet eine kurze Verbeugung an und lässt dann auch noch seine Augenmaske in der Tasche seines Jacketts verschwinden. Abermals ist der Butler sichtlich überrascht. Selbstverständlich kannte er den Namen des Brünetten aus Batmans Akten und auch sein Gesicht; ihm nun jedoch so bereitwillig in die überaus intelligenten, grünen Augen blicken zu können, ist allerdings eine Sache, die er nie für möglich gehalten hat – erst recht nicht hier in der Bat-Höhle. Für eine Sekunde zuckt daher ein winziges Lächeln an seinem rechten Mundwinkel empor. Es erstirbt jedoch schnell wieder, als er sich zu fragen beginnt, wie es Ed nur in Gegenwart dieses wahnsinnigen Clowns aushalten kann, ohne selbst so verrückt zu werden. Hat der Joker wohlmöglich auch so eine sanfte Seite, die er nur besser verbergen kann, als der Rätselmeister? Alfred will sich so etwas gar nicht vorstellen, weshalb er sich verhalten räuspert. „Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte, Mister Nigma. – Aber Sie verstehen sicher, dass das für mich alles sehr schwer zu begreifen ist, weshalb ich eine gewisse Abwehrhaltung auch nicht vollständig aufgeben werde.“ „Nur allzu verständlich. Und solange Sie nicht versuchen uns den Schädel mit dieser Tasse einzuschlagen, sehen wir uns auch nicht gezwungen derartige Methoden an den Tag zu legen.“ Prüfend wirft er einen Blick zu Joker, der noch immer wie ein Kind im Spielwarenladen durch die Höhle schleicht, und er hofft, dass der Clown es ebenso sieht. Erst mit diesen Worten wird Alfred aber bewusst, dass er tatsächlich eine Tasse in der Hand hält. Der Kaffee darin, den er Bruce nach dieser anstrengenden Nacht bringen wollte, als er das Batmobil auf dem Monitor erblickte, ist inzwischen schon kalt geworden, doch er umklammert den Henkel seit Auftauchen der beiden Schurken so fest, dass seine Finger mittlerweile völlig verkrampft sind und er sie nur schwerlich wieder öffnen kann. Für einen Butler sehr ungeschickt stellt er nun die Tasse auf einem kleinen Tisch neben sich ab und wendet sich wieder dem Riddler zu. „Ich denke nicht, dass ich das tun würde. Aber glauben Sie nicht, dass ich nicht kampferprobt wäre!“ Nun huscht ein Schmunzeln über Edwards Lippen hinweg. „Etwas anderes hätte ich vom Butler des berühmten Batman auch gar nicht erwartet. – Aber zurück zum Thema. Ich denke, Sie sind in gewisser Weise mit seinen Fällen vertraut und wissen daher vielleicht auch, dass Joker bei seiner letzten Einlieferung nach Arkham ein Monster am Himmel gesehen haben will.“ „Master Bruce erwähnte es. Er war ziemlich angefressen deswegen, weil er es für Unsinn hielt und nicht dahinterkam, was der Joker damit bezwecken wollte.“, erläutert der Grauhaarige und offenbart seinem Gegenüber dabei unbewusst den Namen des Dunklen Ritters, was Nigma jedoch unkommentiert hinnimmt. „Kann ich mir vorstellen. Ich hätte es selbst nicht geglaubt, wenn ich es heute Nacht nicht mit eigenen Augen gesehen hätte! – Diese Tatsache führt uns auch hierher. Wir drei wurden nämlich von diesem Ding angegriffen, direkt vor dem Arkham Asylum! Batman hat dabei ordentlich was auf den Schädel bekommen und ist seither ohnmächtig. Joker hatte die fixe Idee, Batman bei diesem Fall helfen zu wollen, was dieser aber nicht wollte, was ich nur zu gut nachvollziehen kann. Joker befürchtet allerdings, dass hinter diesem Monster weit mehr steckt, als wir denken und das ganz Gotham davon betroffen sein könnte. Von ihm kam auch der Vorschlag, Batman hierher zu bringen, damit er wieder auf die Beine kommt und wir uns gemeinsam um dieses Ding kümmern können. Schließlich liegt uns Gotham mindestens genauso sehr am Herzen, wie Batman und wir können schlecht zulassen, dass so ein Untier alles zerstört, was eines Tages doch uns gehören sollte. – Das Ganze ist also eine Art Feuerpause, eine kurzzeitige Zusammenarbeit, bis das alles überstanden ist, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ „Das verstehe ich durchaus, auch wenn ich es kaum glauben kann. Schon gar nicht, dass die Idee vom Joker kommen soll. Aber man lernt ja bekanntlich nie aus. Also werde ich es hinnehmen, wenn sich Master Bruce damit anfreunden kann. Und ich möchte erwähnen, dass ich es sehr lobenswert von Ihnen beiden finde, dass Sie sich so für Gotham einzusetzen versuchen, wenn auch aus nicht unbedingt so noblen Gründen. – Aber vergessen wir das doch einmal für den Augenblick. Sie sagten, Sie wurden angegriffen und Batman hätte es erwischt?“ „Ganz recht. Und wie Joker es schon so unschön ausgedrückt hat, liegt der ehrenwerte Ritter in nicht ganz so süßen Träumen auf der Rückbank...“, ein gewisses Bedauern schwingt in seiner Stimme mit, das Alfred nicht genau einordnen kann. „In Ordnung. Ich danke Ihnen beiden dafür, dass Sie ihn hergebracht haben und ich werde sehen, was ich für ihn tun kann, damit Sie sich schnellstmöglich um dieses – Monster? – kümmern können.“, versichert der Butler und geht festen Schrittes auf das Batmobil zu. In gewissem Abstand folgt ihm der Rätselmeister und auch Joker beendet seinen Rundgang und stößt zu ihnen. 8 Mit vereinten Kräften hieven die drei Batman aus dem Wagen und legen ihn auf eine Bahre. Schweigend lässt Alfred einen Moment den Blick über seinen Herrn gleiten und versucht mögliche Verletzungen zu entdecken. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Zustand, wenn er von einer Mission nach Hause kommt, sieht er heute allerdings ziemlich unversehrt aus. Edward meinte jedoch, dass Bruce ziemlich was auf den Schädel bekommen hat. Diese Annahme scheint sich zu bestätigen, kann der Butler doch die große Beule erkennen, die sich unter der Maske des Rächers erhebt. Pflichtbewusst will der Grauhaarige ihm die Maske abnehmen, um sich das Ganze anzusehen. Seine Hände verharren jedoch ruckartig über dem Gesicht des Ritters, als ihm bewusst wird, dass er hier nicht wie gewöhnlich allein oder unter Verbündeten ist. Mit prüfendem Zweifel sieht er zu den beiden Kriminellen auf, die ihn abwartend und fragend mustern. Der Älteste stößt ein zitterndes Seufzen aus. Seine Sorgen sind unbegründet, scheinen die beiden doch mehr über Batman zu wissen, als ihm lieb ist. Zudem hat er selbst unbewusst Bruce´ Namen vorhin schon ausgesprochen, da braucht er sich jetzt auch keine Gedanken mehr um das Geheimnis zu machen. Er hofft nur, dass der Schwarzhaarige das alles verstehen und akzeptieren wird, wenn er aufwacht. Langsam zieht er seinem Schützling also die Maske vom Gesicht und offenbart das gesamte Ausmaß seiner Kopfverletzung. Die dick angeschwollene Beule sitzt genau auf der linken Schläfe und färbt sich bereits in einem intensiven Purpur-blau, was die lange Ohnmacht gut erklärt. Vermutlich hat er auch noch eine Gehirnerschütterung. Vorsichtig betastet Alfred die Stelle und prüft dabei auch gleich nach, ob Batman Fieber hat, was seine Vermutung einer Gehirnerschütterung bestätigen würde. Von der großen Beule strahlt jedoch so viel Wärme aus, dass er das nicht mit Sicherheit sagen kann. Eine genauere Untersuchung wird daher von Nöten sein. „Oh Mann, sieht echt übel aus. Hier gibt es nicht zufällig so was wie ein MRT-Gerät?“, ertönt plötzlich Jokers Stimme und alle Augen richten sich auf ihn. „Doch, das gibt es und daran dachte ich auch gerade...“, erwidert Alfred, jedoch nicht ohne sichtliches Unbehagen dem Clown gegenüber. Ed nimmt das Ganze hin, überlegt aber schon, wie er es für den Butler einfacher machen könnte, da es sicher nicht hilfreich ist, wenn dieser die ganze Zeit Panik wegen dem selbsternannten Prinzen schiebt. „Kennst du dich etwa mit Medizin aus?“, fragt er Joker schließlich, während sich der Grauhaarige abwendet, um das Gerät heranzurollen. „Etwas. War zumindest oft genug in so einer Röhre, wenn mein Vater mal wieder ausgerastet ist und mich ins Krankenhaus geprügelt hat...“, gibt der Jüngere mit leichtem Knurren zurück und Riddler begreift, dass er gerade etwas erfahren hat, dass er vorher über seinen ungewollten Verbündeten noch nicht wusste. Joker hält sich bei so etwas sonst eher sehr bedeckt. Ed wusste lediglich, dass der Clown eine nicht gerade schöne Kindheit hatte – wie es vielem Kriminellen gemein ist –, weil sein Vater ein Trinker war und ihm gern mal die Hand ausgerutscht ist. Doch wie schlimm es scheinbar war, wusste er nicht. Es macht ihm aber klar, warum Joker wohlmöglich so ist, wie er ist. Wenn man ständig eins über den Schädel bekommt, ist irgendwann nichts mehr da, wo es eigentlich hingehört und man verfällt dem Wahnsinn, wenn einem niemand hilft. Edward bedauert diese Tatsache ziemlich, doch es ist schon lange zu spät, dem etwas entgegenzubringen. Der geistige Zustand des Clowns ist unheilbar im Nirwana verschwunden. Manchmal allerdings hat er das Gefühl, dass es wache Momente für den Grünhaarigen gibt, in denen er regelrecht normal wirkt und sich sogar um andere sorgt – so wie vorhin, als er ihm die Krawatte gelöst oder ihm im Wagen die Hand auf den Oberschenkel gelegt hat. Diese Dinge wird Alfred aber wahrscheinlich nicht sehen oder sie nicht sehen wollen, weshalb sich Nigma etwas anderes überlegen muss, damit dies hier möglichst friedlich vonstatten geht. Er weiß selbst nicht, warum er so versessen darauf ist den Frieden zu bewahren, wo er doch sonst eher das Chaos vorzieht. Aber das hier ist ja auch keine alltägliche Situation für sie alle und da helfen dann auch nur ungewöhnliche Methoden. So greift der Rätselmeister nach einem Handtuch, das auf einem Tisch liegt und reicht es nun dem Clown. Dieser sieht ihn fragend, ja geradezu verständnislos an. „Meinst du nicht, du solltest dich etwas waschen, wenn wir hier rumdoktern?“, fragt ihn Nigma schon fast nebensächlich. „Schon möglich...“, erwidert der Jüngere und nimmt das Handtuch entgegen. 9 Zwei Minuten später schiebt Alfred das mobile MRT-Gerät heran und versucht es über Batmans Kopf zu platzieren. Allein will es ihm aber nicht so recht gelingen, da das Gerät doch ein ziemliches Gewicht hat und sich nur schwer bewegen lässt. Überrascht sieht er allerdings auf, als sich zwei erfahrene Hände dazu gesellen und ihm helfen. Seine Überraschung steigert sich aber noch um ein Vielfaches, als er sieht, wer ihm da hilft. Im ersten Moment kann er den jungen Mann überhaupt nicht einordnen, doch dann wird es ihm klar: Es ist der Joker. Oder er war es bis eben noch. Jetzt ist sein Gesicht allerdings sauber und zeigt die Ausmaße seiner Misshandlung, die er halbherzig unter der bunten Schminke zu verbergen versucht. Abgesehen von den grässlichen Narben auf seinen Wangen, wirkt sein Gesicht nun erstaunlich weich, jungenhaft, nahezu unschuldig, seine tiefen, braunen Augen dagegen schrecklich traurig. Es kommt dem Butler so vor, als hätte der Clown mit der Schminke auch einen Teil seines Wahnsinns abgewaschen, wirkt er doch jetzt regelrecht normal, menschlich und verwundbar. Hinzu kommt noch, dass sich der junge Mann die schulterlangen, grünen Locken mit einem Band im Nacken zusammengebunden hat und jetzt nur noch zwei schmale Strähnen sein ausgezehrtes Gesicht umrahmen. Zu guter Letzt hat er sich auch noch die Zwangsjacke seines unvergleichlichen Kostüms ausgezogen, weil ihn die überlangen Ärmel ganz sicher bei der Arbeit behindern. Er trägt jetzt nur ein schlichtes, weißes T-Shirt. Wüsste Alfred nicht, dass vor ihm der Joker steht, so würde er es nicht glauben können und kann es auch jetzt kaum. Eine gewisse Dankbarkeit legt sich daher in seine blauen Augen und ein großer Teil seiner Furcht diesem Mann gegenüber scheint mit der Schminke weggewaschen zu sein. Dies erleichtert auch Riddler sichtlich. Mit einem leichten Seufzen – das diesen Anflug von Zufriedenheit ausdrücken soll – platziert sich der Rätselmeister am anderen Ende des Tisches und dirigiert die beiden an die richtige Stelle. Abermals empfindet er dabei Bewunderung für den sonst so durchgeknallten Clown. Wie zuvor Alfred, kommt auch Ed der Gedanke, dass Joker einen großen Teil seines Wahnsinns mit der Schminke fort gewaschen hat, hat er den Spinner doch noch nie so gewissenhaft, schweigsam und teamfähig erlebt. Bedeutet das vielleicht, dass die Gefühle des Grünhaarigen für den selbsternannten Rächer stärker sind, als man vermuten würde und seine vorwitzigen Äußerungen und Annäherungen doch nicht nur gespielt sind, um Batman aus der Fassung zu bringen? Eine Frage, die Edward nicht beantworten kann. Allerdings kommt ihm der Gedanke, dass nicht Batmans Identität das größte Rätsel in seinem Leben darstellen könnte, sondern die Ergründung des Wesens des Jokers und damit zusammenhängende Gefühle. Allein diese Überlegung löst im Riddler einen seltsamen Funken an Eifersucht aus, den er sich beim besten Willen nicht erklären kann. Diese ganze Sache beginnt ihm ziemlich an die Nieren zu gehen und er wünscht sich, er hätte die Biege gemacht, bevor das alles so weit kommen konnte. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Jetzt ist er hier und muss das Beste daraus machen, ob er nun will oder nicht. Wieder entkommt ihm ein Seufzen, diesmal ist er jedoch eher genervt von all den Gedanken, die ihm ungewollt durch den Kopf schwirren. Leicht fragend sehen ihn derweilen Alfred und Joker an. Nigma erwidert ihren Blick einen Moment, dann besinnt er sich wieder auf das vor ihnen Liegende. „Ein ganz kleines Stück noch nach links – ja, so passt es!“, findet er schließlich den Faden wieder. Der Butler kommt um den Tisch herum und besieht sich das Ergebnis auch noch einmal. Er scheint zufrieden und beginnt dann damit das Programm auf dem Bildschirm einzurichten. „Ok, der Scan läuft.“, verkündet er nach einigen Klicks und das Gerät beginnt mit seiner Arbeit. 10 Nur noch wenige Sekunden trennen die drei vom Ergebnis, da geht plötzlich ein Zucken durch den Körper des Ritters. Ein Stöhnen verlässt seine Kehle. „Er wird wach!“, entkommt es Ed, da reißt Batman auch schon die Augen auf. In einem Anflug von Panik beginnt er sich heftig in der engen Röhre zu bewegen, woraufhin das Programm einen Warnton ausstößt, da die Messung unterbrochen wurde. Geistesgegenwärtig eilt der Prinz des Verbrechens um den Tisch herum und fixiert den Kopf des Maskierten. „Halt still, Batsy! Sonst platzt dir noch der Schädel!“, gibt er dem Schwarzgekleideten in seiner gewohnt frechen Manier zu verstehen. Verständlicherweise findet der Angesprochene das nicht sonderlich lustig und wehrt sich nur noch heftiger. „Nimm sofort deine Pfoten von mir!“, gebärt er sich. „Bitte, Master Bruce, so halten Sie doch still! Wir müssen die Untersuchung erst beenden!“, dringt eine sehr vertraute Stimme an sein Ohr. „Alfred?“ „Ja, Master Bruce. Bleiben Sie ruhig liegen, damit der junge Mann die Hände aus der Röhre nehmen kann. Sonst kann der Scan nicht beginnen.“ Bewusst vermeidet der Grauhaarige es den Namen des Jokers zu erwähnen, was diesem nur ganz recht ist. Langsam zieht der Clown die Hände zurück. Dabei erhascht Bruce einen Blick auf ihn, versteht jedoch nicht, wer dort vor ihm steht, hatte er die Stimme doch für die des Jokers gehalten. Scheinbar hat er sich das wohl aber nur eingebildet. Widerwillig verharrt der Dunkle Rächer in der Röhre, bis die Messung beendet ist. „Wie fühlen Sie sich, Master Bruce?“, fragt Alfred, als das Gerät zur Seite gerollt wird. Der Schwarzhaarige gibt ein gequältes Stöhnen von sich und hält sich den pochenden Kopf, findet dabei nur allzu schnell die dicke Beule an seiner Schläfe. Ungeschickt versucht er sich aufzusetzen, was ihm aber erst gelingt, als ihm jemand dabei hilft. „Mir brummt der Schädel. – Schlecht ist mir auch. – Was ist eigentlich passiert?“, stellt Batman in den Raum und blickt sich nach der Person um, die ihm geholfen hat, da es augenscheinlich nicht Alfred war. Dieser steht direkt vor ihm und studiert das Ergebnis des Scans. Als er jedoch sieht, wer neben ihm steht und ihn stützt, traut er seinen Augen kaum. „Was zum? – Nigma? – Was...“, setzt er überrascht an. Seine Augen huschen hektisch durch die Gegend und er stellt mit Schrecken fest, dass er sich in der Bat-Höhle befindet – mit dem Riddler und das auch noch demaskiert! „Ganz recht. Doch du solltest dich nicht so ruckartig bewegen, sonst musst du dich noch übergeben.“, teilt ihm der Brünette mit leichter Sorge in der Stimme mit. Verstört hält er dem Blick des Rätselmeisters stand und versucht zu begreifen, was hier vor sich geht. Grob reißt er sich von ihm los und bereut es im selben Moment auch schon wieder, als sein Magen einen gewaltigen Sprung macht und sich regelrecht zu überschlagen scheint. „Tief durchatmen, Batsy! Leg dich lieber wieder hin, bevor du hier noch alles vollkotzt.“, kommt es leicht mahnend von dem jungen Mann. Als dieser nun an ihn heraustritt, um ihn zum Hinlegen zu bewegen, kann Batman ihn genauer betrachten. Er sieht so fremd aus, so anders, und doch scheint kein Zweifel zu bestehen, es ist der Joker! „Was zur Hölle geht hier eigentlich vor?“, platzt es aus dem Rächer heraus und er versucht sich gegen den Griff der beiden Kriminellen zu wehren. „Du hast mächtig eins auf die Nuss gekriegt, von dieser blöden Motte.“, erläutert der Clown. „Das stimmt. Du warst ewig ohnmächtig.“, kommt es vom Riddler. „Wir haben dich in deine Höhle gebracht, damit Alfred dich wieder zusammenflickt.“, führt Joker weiter aus. „Alles ist in Ordnung, also reg dich nicht so auf. Spar dir deine Kräfte für dieses Monster auf!“, mahnt ihn Ed nun auch noch. Völlig perplex geht Batmans Blick zwischen seinen beiden größten Widersachern hin und her und dennoch begreift er nicht, was sie ihm sagen wollen. Sie können doch unmöglich so selbstlos gewesen sein und ihn in seine Höhle gebracht haben. Zumal sie gar nicht wissen können, wo besagte Höhle sich befindet. Oder etwa doch? Hat sie der Computer im Batmobil etwa direkt hierher gebracht? Aber das ist ganz unmöglich, er gehorcht nur ihm allein. Was wird hier also gespielt? Zornig sieht sich Bruce nach Alfred um, in der Hoffnung, von ihm eine brauchbare Erklärung zu bekommen. Dieser lässt mit einem erleichterten Laut den Ausdruck des Scans sinken. „Die beiden Herren sprechen – so weit ich das beurteilen kann – die Wahrheit. Sie scheinen Ihres Zustands wegen ehrlich in Sorge und haben mir bei der Untersuchung geholfen, Master Bruce. – Mit Bedauern muss ich Ihnen aber leider mitteilen, dass Ihr Geheimnis wohl keines mehr ist, da die Herren den Weg ganz allein hierher gefunden haben. Ich bin untröstlich deswegen. Doch irgendwann musste es ja passieren und ich bin froh, dass dazu kein Angriff von Nöten war. Und ich bin auch froh, dass Sie nur eine leichte Gehirnerschütterung haben und nicht ernsthaft verletzt wurden.“ Batman traut seinen Ohren kaum. Joker und Riddler haben tatsächlich von allein den Weg zur Bat-Höhle gefunden und somit sein lang gehütetes Geheimnis gelüftet!? Und als wenn das nicht schon schwer genug zu begreifen wäre, sollen sie ihm auch noch völlig selbstlos geholfen haben?! Das ist einfach zu viel auf einmal. „Das ist ganz sicher nur ein Albtraum. – Oder ich bin immer noch ohnmächtig. – Ich muss einfach nur aufwachen...“, gibt der Ritter stöhnend von sich. „Das ist kein Traum und du bist wach, Batsy! Sie es ein! Heb dir deine Wunschvorstellungen lieber für dieses Motten-Monster auf, das da draußen frei rumläuft!“, harscht Joker ihn grinsend an. „Halt endlich die Klappe! Mir platzt fast der Kopf...“, brummt der Angesprochene schwach zurück. Als Alfred sich anschließend um seine Beule zu kümmern beginnt, fallen Bruce aber auch schon wieder die Augen zu und er versinkt in einem ohnmachtartigen Schlaf. 11 Es ist bereits Mittag, als Bruce aus seinem Schlaf erwacht. Erstaunt stellt er fest, dass er sich nun in seinem Schlafzimmer befindet und nichts weiter, als eine Boxershorts trägt. Lediglich ein feuchter Lappen liegt auf seiner Stirn, der ihm nun in den Schoß fällt, als er sich mühsam aufsetzt. Die Kopfschmerzen sind inzwischen fast verklungen, die Übelkeit fürs erste ebenfalls, nur die Beule an seiner Schläfe pocht leise und dumpf unter einem Pflaster vor sich hin. Schwerfällig und noch etwas wacklig erhebt er sich aus dem Bett und tritt auf den Flur hinaus. Dunkel erinnert er sich daran, wie er in der Bat-Höhle zu sich gekommen ist und das er glaubte, dort dem Joker und dem Riddler begegnet zu sein. Völlig wirre Gedanken. Ein Albtraum seines mitgenommenen Geistes. Das kann also in keinem Fall stimmen. Aber vielleicht weiß Alfred ja, was vorgefallen ist? Langsam tapst er durch sein großes Anwesen in Richtung Küche. Von dort vernimmt er den einladenden Duft von deftigem Essen. Bei diesem Geruch beginn sogar sein Magen erwartungsvoll zu knurren, was sonst nie der Fall ist, wenn er sich in seine Arbeit stürzt. Nicht selten kocht der fleißige Butler vollkommen umsonst für ihn und ermahnt ihn nur zu gern, wie ungesund es ist ständig nichts zu sich zu nehmen. Doch wenn er mitten in einer wichtigen Mission steckt, kann er einfach nicht an so belanglose Dinge wie Essen denken. Doch jetzt – was auch immer letzte Nacht alles vorgefallen sein mag, er kann sich nur noch daran erinnern, den Riddler nach Arkham gebracht zu haben – scheint sein Körper doch der Ansicht zu sein, er solle sich etwas Ruhe und insbesondere etwas zu Essen gönnen. Mit schweren Schritten erreicht er die Küche und verharrt einen Moment unschlüssig davor. Von drinnen kann er gedämpft Stimmen hören. Hat Alfred etwa Besuch? Verwundert tritt er durch die Tür und erstarrt auch sogleich. „Hey, Schlafmütze!“, begrüßt ihn ein junger Mann mit grün gefärbten Haaren, den er erst auf den zweiten Blick als den Joker identifizieren kann. Ganz sicher ist er sich jedoch nicht – ohne seine Schminke sieht er einfach zu anders aus –, doch die Stimme ist ganz unzweifelhaft die seine und die Zwangsjacke ebenfalls. Als wäre dieser Schreck nicht schon schlimm genug, sitzt neben dem Clown auch noch der Riddler. Die beiden Kriminellen hocken dort ganz einträchtig am Tisch zusammen mit Alfred, als wären sie alte Freunde und scheinen gerade mit dem Mittagessen begonnen zu haben. Dieses Bild will nun wirklich nicht in seinen Kopf. Er muss schlichtweg noch träumen. Eine andere Erklärung kann es nicht geben. Dafür wirken die drei auch zu friedlich miteinander. „Ich glaube, es geht ihm noch nicht so gut. Er ist ganz blass um die Nase...“, ertönt es nun vom Brünetten, der ihn leicht besorgt über sein Glas hinweg anschaut. „Kipp uns nicht wieder um, Batsy!“, kommt es mahnend vom Joker, der sein Besteck zurück auf den Teller legt, als wolle er gleich aufspringen, um genau das zu verhindern. „Master Bruce, ist Ihnen nicht wohl?“, fragt nun auch Alfred sorgenvoll. „Wie in aller Welt sollte mir auch wohl sein, wenn ich scheinbar träume? Anders kann es doch gar nicht sein, wenn du zusammen mit diesen zwei Spinnern fröhlich an einem Tisch sitzt!“, erwidert der Schwarzhaarige leicht gereizt. „Keine Sorge, mein Hübscher, du träumst nicht!“, grinst der Clown in sich hinein. „Ich denke nicht, dass das hilfreich war...“, fährt ihn Ed leicht an. Der Jüngste grinst nur wieder und zuckt mit den Schultern. Edward schüttelt leicht den Kopf über das Benehmen seinen Kollegen und erläutert dann dem sichtlich verwirrten Bruce, was letzte Nacht vorgefallen ist. Zwischendrin wirft der selbsternannte Prinz immer wieder etwas ein, was Riddler mehr oder weniger hinnimmt oder ihn wegen seiner unflätigen Ausdrucksweise rügt. Doch letzten Endes decken sich ihre Aussagen und Alfred bestätigt schließlich, was alles in der Bat-Höhle passiert ist. Dennoch kann Bruce es kaum glauben. 12 Eine Stunde später ist das Mittagessen beendet und Bruce hockt wieder in der Bat-Höhle. Inzwischen ist er allerdings zurück in die Rolle des Dunklen Rächers geschlüpft. Seine Maske hängt jedoch ungenutzt in seinem Nacken, auch wenn es ihm noch sichtlich schwerfällt sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass seine beiden größten Widersacher sein wahres Gesicht kennen. Nicht auszudenken, was für Schlingen sie ihm damit um den Hals legen könnten. Der Schwarzhaarige will sich das gar nicht vorstellen, weshalb er sich schweren Herzens für eine Zusammenarbeit mit den beiden entscheidet, in der Hoffnung, es nicht bereuen zu müssen. Noch einmal erzählen ihm Alfred und die vorübergehend auf freiem Fuß befindlichen Insassen der Arkham Anstalt, was letzte Nacht vorgefallen ist. Tief geht Wayne dabei in sich und versucht sich zu erinnern und alles in eine für ihn logische Reihenfolge zu bringen. Als ihm das endlich gelingt, seufzt er tief auf. Fest sieht er die zwei Halunken vor sich an, versucht herauszufinden, ob sie irgendetwas planen oder wirklich Interesse daran haben, ihm und Gotham etwas Gutes zu tun. Vielleicht liegt es noch an den Nachwirkungen der Gehirnerschütterung, vielleicht aber auch nicht, doch er ist der festen Überzeugung, dass sowohl Riddler, als auch Joker die Wahrheit sprechen. Akzeptieren will er es zwar nicht wirklich, muss es aber wohl, denn allein scheint er es nicht mit diesem Vieh aufnehmen zu können. Es ist ja nicht so, dass sich Batman generell gegen Hilfe verweigert – obwohl er natürlich lieber allein arbeitet, schon aus dem einfachen Grund heraus, dass dann kein anderer für seine Fehler bezahlen muss – aber, dass er einmal so tief sinken würde und die Hilfe von ausgerechnet diesen beiden annehmen muss, dass ist der absolute Tiefpunkt seines Daseins. Seine Vorurteile muss er jetzt allerdings beiseite schieben, schließlich braucht Gotham ihn. Mit einem weiteren Seufzen erhebt sich Batman von seinem Stuhl und hält auf sein Auto zu. „Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann trödelt nicht!“, fährt er seine unfreiwilligen Mitstreiter an. „Mein Erstes, das ist nicht die Sonne. Mein Zweites bringt Wahres nicht ans Licht. Drum geb` ich oft nur trügerische Wonne und stets ein ungewisses Licht.“, ertönt plötzlich Riddlers Stimme in seiner gewohnt gewandt-kecken Rätselmanier hinter ihm. „Wie bitte?“, wendet sich der Detektiv etwas angesäuert um. Nicht gerade erfreut stellt er dabei fest, dass die zwei sich nicht einmal von ihren Plätzen erhoben haben. So viel also zur Hilfe. Innerlich könnte sich Batman selbst ohrfeigen, dass er auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, dass sie wirklich etwas Nützliches hätten tun wollen. Stattdessen sitzt der Brünette mit überschlagenen Beinen und leicht trotzig verschränkten Armen da, gleich einer schadenfrohen Ehefrau, und grinst in sich hinein. Doch entgegen Bruce` Annahme ist es kein fröhliches Lächeln, nicht einmal herausfordernd. Es ist ernst und abwartend, durchdringend und irgendwie zweifelnd. „Könnte es Mondschein sein?“, fragt der Butler auf einmal. Etwas zornig mustert der Ritter ihn. „Unterstütz diesen Unfug nicht auch noch!“, fährt er Alfred dann auch noch an. Dieser wendet seinem Herrn nur kurz den Blick zu und schaut dann wieder zum Riddler. „Mach dir mal nicht in dein schickes Cape, Batsy!“, erwidert Joker kichernd, aber dennoch erstaunlich ernst. „Dem kann ich nur zustimmen und dein Butler hat ebenfalls recht. Die Antwort ist Mondschein.“, kommt es vom Rätselmeister. „Und was soll mir das jetzt sagen?“, verlangt der Schwarzhaarige zu wissen. „Du bist doch sonst immer so ein schlauer Junge. Kommst du wirklich nicht drauf?“, neckt ihn der Clown zweifelnd. Missmutig funkelt ihn der Angesprochene an. „Vielleicht ist sein Kopf noch etwas mitgenommen? – Aber wie dem auch sei. Tatsache ist, Motten sind nachtaktiv, weshalb ich bezweifle, dass wir jetzt irgendetwas finden werden.“, erklärt sich Nigma schließlich. Resignierend lässt Wayne die Schultern hängen. Daran hat er wirklich nicht gedacht. Wohl möglich ist er wirklich noch nicht wieder so fit, wie er dachte. Doch das will er sich keinesfalls von diesen zwei Spinnern unter die Nase reiben lassen. „Schön. Aber was ist, wenn ihr euch irrt und dieses Vieh in Wirklichkeit keine Motte ist? Wenn es jetzt dort draußen die Stadt terrorisiert?“, hakt er nach. Etwas unschlüssig sehen sich Joker und Riddler an. „Hast du nicht einen Alarm für so was?“, fragt der Grünhaarige unschuldig. „Oder den Polizeifunk?“, wirft Edward ein. Wieder lässt der Dunkle Ritter resignierend die Schultern hängen. Die beiden scheinen ihn wirklich erschreckend gut zu kennen. Es ist zum Haare raufen. „Sicher, aber so was schlägt erst an, wenn schon etwas passiert ist.“, versucht sich Batman zu verteidigen. „Klar. Aber es bringt ja auch nichts, wenn wir ziellos durch die Stadt hetzen, um irgendeinen Hinweis zu finden, oder?“ „Was schlägst du denn dann stattdessen vor, Joker?“, will Bruce nun wissen. „Tja, mein Hübscher. Du hast hier diesen gewaltigen Computer, mit sicherlich den besten Programmen, die man sich nur vorstellen kann. Irgendeins davon ist sicher auch zum Recherchieren gut, nehme ich mal an.“ „Selbstverständlich. Doch wonach willst du bitte suchen?“ Lässig zuckt der Clown mit den Schultern. „Vielleicht hat außer uns ja ebenfalls jemand das Biest gesehen und es irgendwo gemeldet oder geschrieben? Das Internet ist doch voll von mitteilungsbedürftigen Leuten, die nichts besseres zutun haben, als anderen mit ihrem Blödsinn Angst einzujagen. Denk nur mal an die ganzen Verschwörungstheorien.“ „Da muss ich dir ausnahmsweise einmal zustimmen. Doch das Meiste davon ist schlichtweg erfunden, gerade weil die Leute so viel Langeweile haben und anderen zum Spaß Angst einjagen wollen. Das müsstet ihr zwei doch verstehen.“ „Nun aber mal langsam, ja? Wenn wir schon jemandem Angst einjagen wollen, dann ganz sicher nicht so und schon gar nicht aus Langeweile. Schließlich sind wir Profis und keine blutigen Anfänger!“, versucht sich Ed zu rechtfertigen. „Abgesehen von dir vielleicht, mein Hübscher!“, kichert der Clown in sich hinein. Batman wirft ihm einen finsteren Blick zu, wendet sich dann aber doch dem Batcomputer zu. 13 Nicht lange später findet die Suchmaschine auch schon einige Einträge. Allerdings sind sie weder aus Gotham, noch aus diesen Tagen. Dennoch wecken sie das Interesse der Anwesenden. Eine neue Seite baut sich auf dem riesigen Monitor auf und enthüllt einen langen, ziemlich detaillierten Bericht: Es ist der 15. November 1966, 23.30 Uhr. In jener kalten, klaren Nacht fährt ein Auto mit vier Personen durch eine ziemlich abgelegene Ecke in West Virginia. Point Pleasant heißt der nächste Ort. Die jungen Leute in ihren tollkühnen Kisten sind es aber nicht, die den Insassen des Fahrzeugs plötzlich einen gehörigen Schrecken einjagen. Sondern ein Wesen, das sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Nach der Schilderung von Linda sahen sie plötzlich vor dem gegenüberliegenden alten Kraftwerksgebäude eine furchteinflößende, menschenähnliche Gestalt von etwa 2 m Größe, mit großen Engelsflügeln von 3 m Spannweite. Das Wesen habe große runde, rot leuchtende und hypnotisierend wirkende Augen von etwa 5 cm Durchmesser gehabt. Offenbar hat sich einer seiner Flügel in einem Draht verfangen und das Wesen versucht sich daraus zu befreien. Als es ihm schließlich gelingt, steigt es flügelschlagend auf in die Luft, Staubwolken aufwirbelnd, und dem Auto hinterher, in dem die Zeugen des Monsters panisch flüchten. Sogar im Inneren des Fahrzeugs ist das Schlagen der gigantischen Flügel deutlich zu hören. Noch in derselben Nacht melden die Zeugen den Vorfall dem örtlichen Sheriff, der gegen 2 Uhr das Gelände absucht, aber nichts Auffälliges finden kann. Schon nach der ersten Veröffentlichung wird das Monster von vielen Menschen gesichtet. Mit der Anzahl der Sichtungen wird das Bild vom sogenannten Mothman konkreter. So soll er scharfe Krallen an den Füßen haben, von dunkelbrauner Hautfarbe sein und die Fähigkeit haben, sich plötzlich zu materialisieren und wieder zu verschwinden. Richtig gruselig wird die Geschichte schließlich, als exakt 13 Monate nach der ersten Mothman-Sichtung, am Samstag, dem 15. Dezember 1967, die Silver Bridge zwischen den Orten Point Pleasant und Kanauga zusammenkracht. 31 Fahrzeuge stürzen in den Ohio River, 46 Menschen ertrinken. Zwar wird der Mothman nicht an der Brücke gesichtet, aber dennoch mit deren Kollabieren in Verbindung gebracht. Denn in einer Sage der indigenen Ureinwohner war das Erscheinen eines ähnlich beschriebenen Wesens Vorbote für Unglück und Not. Die Sichtung des Mothmans habe den Brückeneinsturz angekündigt. Vermutlich ist das Erscheinen des Mothman auf einen Fluch zurückzuführen, den Häuptling Cornstal, der im Jahr 1777 im Fort Randolph bei Point Pleasant ermordet worden war, verhängt haben soll. Vor dieser menschengroßen Gestalt mit riesigen Flügeln und leuchtend roten Augen fürchten sich die Menschen viel weniger wegen seiner Gestalt, sondern vielmehr wegen dem, was passiert, wenn er wieder geht. Denn der Mothman gilt als Prophet des Unglücks. Seit den 1960er-Jahren wurde er angeblich hundertfach gesehen, vor allem in Point Pleasant in West Virginia. Auch außerhalb der Vereinigten Staaten soll der Mothman Katastrophen angekündigt haben: in Tschernobyl, bevor das Kernkraftwerk explodierte und in China, bevor der Banqiao-Damm brach. Als der Artikel zu Ende ist, erscheint ein Bild der Bestie unter dem Text – nur eine Art Phantomzeichnung, aber so realistisch, dass Joker hörbar die Luft einsaugt. „Das ist das Vieh, ganz eindeutig!“, gebärt er sich aufgeregt und deutet wie ein kleines Kind mit dem Finger auf das Bild. „Oh Himmel...“, gibt Edward erschüttert von sich. Ein Schauer jagt seinen Rücken hinab und lässt ihn kurz erzittern. Nicht minder erschrocken, obwohl er das Wesen nie zu Gesicht bekommen hat, hält sich auch Alfred die Hand vor den Mund und stützt sich an einem kleinen Tisch in der Nähe ab. Einzig Batman wirkt unbeeindruckt, doch das ist nur äußerlich. In dem kurzen Kampf mit diesem Ungetüm konnte er nicht viel von seiner Gestalt erkennen. Nun ein solches Bild vor sich zu haben, dem Feind praktisch in die Augen sehen zu können, stimmt ihn schon etwas zuversichtlicher, das Ganze lösen zu können. Seine Erschütterung hält sich jedoch in Grenzen. Bruce ist von Natur aus sehr skeptisch und obwohl er es schon mit allerhand seltsamen Gestalten zutun hatte, glaubt er dennoch nicht an deren Existenz, bis er nicht hinter des Rätsels Lösung gekommen ist. Dennoch stimmt ihn der Anblick dieses Wesens nicht gerade mit Wohlbefinden. Die wilden Schilderungen in dem Bericht lassen ihn aber an dessen Glaubwürdigkeit zweifeln. Dieses Untier mag vielleicht wirklich existieren – nicht ohne Grund hat er jetzt Kopfschmerzen und muss sich mit diesen beiden Verrückten rumärgern – doch er bezweifelt stark, dass es die Macht hat ein Unglück herbeizuführen, nur weil man es vor irgendwelchen Katastrophen gesehen haben will. Die Leute suchen schlichtweg nach etwas, das ihre Seele beruhigt; nach einer Erklärung für diese Unglücke, weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie vielleicht nur auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Einen langen Moment legt sich Schweigen über die kleine Truppe und ein jeder versucht das Alles mit sich in Einklang zu bringen. Das gibt Batman etwas Zeit zum Nachdenken. Allerdings befürchtet er, dass seine weitere Vorgehensweise wieder von den beiden Gaunern infrage gestellt werden könnte, weshalb er sich zuerst anhören will, was seine unfreiwilligen Mitstreiter dazu zu sagen haben. „Also gut, wir haben unser Monster gefunden. Was unternehmen wir jetzt eurer Meinung nach dagegen?“ Missmutig und herausfordernd wendet er sich an die beiden Ex-Sträflinge. Edward wirkt sichtlich blass um die Nase, scheint sich das Ganze sehr nahe gehen zu lassen, was vielleicht auch kein Wunder ist, wo er selbst von diesem Ding angegriffen wurde. Der Joker hingegen wirkt nach dem ersten Schreck schon wieder entspannt, wirft stattdessen einen leicht besorgten Blick zu seinem Kollegen. Vielleicht fürchtet er, dass der Riddler einen erneuten Anfall erleiden könnte, wie beim ersten Anblick der Bestie vor der Arkham Anstalt? Schließlich schleicht sich seine Hand nicht unbedingt unauffällig auf die des Brünetten und hält sie einen Moment lang ganz fest umschlossen. Ed entzieht sich ihm aber schnell wieder und räuspert sich stattdessen etwas angestrengt. Der Dunkle Ritter kann jedoch einen Hauch von Bedauern in den grünen Augen erkennen. Wayne ist sich nicht sicher, doch wenn die beiden Ganoven allein wären, würde sich der Rätselmeister dann vielleicht sogar von dem ausgeflippten Clown trösten lassen – auf welche Weise auch immer? Eine bizarre Vorstellung für den Detektiven und unter anderen Umständen ganz sicher auch nicht das, was Edward bevorzugen würde, aber bei den jetzigen Gegebenheiten durchaus denkbar. „Also – ich will ehrlich sein. Mich beunruhigt dieser Bericht doch ziemlich. – Ich kann mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser sogenannte Mothman wirklich für diese Unglücke verantwortlich ist, aber das ändert nichts an seiner Gefährlichkeit, wie wir schließlich am eigenen Leib erfahren haben. – Allerdings macht es mich stutzig, dass die Geschehnisse schon so lange zurückliegen. Die beschriebene Sichtung war immerhin 1966, was schon fast vierzig Jahre zurückliegt. Das Reaktorunglück in Tschernobyl war 1986 und der Zusammenbruch des Staudamms in China war meines Wissens 1975. – Sichtungen von jüngerer Zeit haben wir nicht gefunden, sodass das letzte Mal auch schon fast zwanzig Jahre zurückliegt. Mir stellt sich also die Frage: Was hat dieses Wesen – wenn es sich dabei wirklich um ein und dasselbe handelt – in dieser langen Zeit gemacht und warum taucht es ausgerechnet jetzt hier in Gotham wieder auf? Und wenn man diesem Aberglauben Beachtung schenken mag: Was für ein Unglück erwartet uns in naher Zukunft?“, bringt Nigma schließlich hervor, was sie sich alle irgendwie schon gedacht haben. „Da hast du nicht ganz Unrecht, Eds. Es ist wirklich merkwürdig, dass das Biest nach seinem ersten Auftauchen hunderte Mal gesehen wurde, dafür in den letzten zwanzig Jahren aber gar nicht mehr. Ist das Vieh inzwischen vielleicht sogar verreckt und wir haben es hier mit seiner Nachkommenschaft zutun, oder hatte es einfach keine Lust mehr auf Zerstörung? War der Mist, den wir Menschen in die Natur geworfen haben, nicht mehr gut genug für seine Ansprüche oder vielleicht sogar zu gut, sodass seine Kraft nicht mehr ausreichte, um eine erneute Katastrophe auszulösen?“, wirft Joker in den Raum. „Vielleicht ist aber auch einfach der Aberglaube in unserer modernen Zeit daran verloren gegangen? In den 1950ern und 60ern waren die Menschen von solchen Dingen noch sehr schnell eingenommen und glaubten so gut wie alles. Denken Sie nur einmal an den angeblichen Ufoabsturz 1947 in Roswell. So was hat die Angst in den Leuten geschürt und danach wurden allerhand komischer Wesen gesichtet, die sich später zum größten Teil jedoch als Fälschung oder Irrtum herausstellten. Damals verbreiteten sich Nachrichten auch noch nicht so schnell wie heute, weshalb es wohl auch eine Weile gedauert hat, bis das ganze über den See nach Asien kam. Dort sind die Menschen auch heute noch sehr abergläubisch, weshalb ich es nur allzu verständlich finde, dass die letzten Sichtungen dort stattgefunden haben. Bei uns geriet das in der Zwischenzeit alles in Vergessenheit, was wohl die lange Ruheperiode erklären könnte. Wahrscheinlich hat es also einen ganz anderen Hintergrund, warum dieses Wesen jetzt wiederauftaucht. Und so verwunderlich finde ich es auch nicht, dass dies hier in Gotham passiert. Unsere bedauernswerte Stadt ist schließlich leider Gottes weithin dafür bekannt, Unglück und alles Schlechte regelrecht wie ein Magnet anzuziehen.“, kommt es bedauerlich von Alfred. Nachdenklich hört sich Batman alles an und in seinen Augen hat ein jeder von ihnen recht. Es ist wirklich sehr seltsam, dass so lange Ruhe herrschte. Das erklärt aber noch lange nicht, was sie jetzt tun sollen, denn immerhin gibt es dieses Wesen ja, was jeder schmerzende Knochen in seinem Körper bezeugen kann. „Meiner Meinung nach spielt es keine so große Rolle, ob es sich hierbei nun um ein und dasselbe Wesen handelt oder nicht. Wichtig ist nur, dass wir einen Namen dafür haben und zumindest etwas einschätzen können, was uns erwartet. Mehr können wir im Moment wohl eh nicht erwarten, solange wir das Wesen nicht noch einmal getroffen und weitere Daten gesammelt haben. Wir können allerdings zurück nach Arkham fahren und sehen, ob wir dort irgendetwas finden, das vom Kampf zurückgeblieben ist...“, meldet sich nun endlich der Rächer zu Wort. „Nein!“, wirft Edward jedoch ein kaum, dass Bruce den Satz beendet hat. In einer erstaunlich schnellen und fließenden Bewegung hebt er seinen Gehstock an und lässt die versteckte Klinge darin direkt vor Batmans Nase hervorschnellen. Der Butler gibt einen erstickten Schrei von sich und jeder Muskel im Körper des selbsternannten Ritters spannt sich kampfbereit hat, fürchten doch beide nun den schon vermuteten Hinterhalt. Joker hingegen zuckt nicht einmal zusammen. Stattdessen schleicht sich abermals dieses undefinierbare Grinsen auf sein Gesicht und ein seltsames Funkeln huscht über seine braunen Augen hinweg. „Das ist die Idee, Eds!“, flötet der Clown dann begeistert. Der Angesprochene verdreht nur genervt die Augen. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht so nennen!“, pikiert sich Nigma angesäuert. Auf diesen Moment hat Batman nur gewartet. Geschickt stößt er die auf ihn gerichtete Klinge zur Seite, erhebt sich schnell, dreht den Arm des abgelenkten Riddlers grob auf dessen Rücken herum, sodass er den Stab mit meinem Schmerzenslaut zu Boden fallen lässt, und wirft ihn dann bäuchlings regelrecht auf die Tischplatte, an der Alfred vorhin gelehnt hat. Ein weiterer Schmerzlaut verlässt Edwards Kehle. „Ich wusste doch, dass ich euch nicht trauen kann!“, zischt Batman ihm düster ins Ohr und verstärkt seinen Griff noch mehr. Riddler stöhnt gequält auf, wehrt sich jedoch nicht gegen die Misshandlung. Joker hingegen scheint aufgewacht zu sein. Wie schon vor der Arkham Anstalt, stürzt er nun nach vorn, um seinem Kollegen beizustehen. Grob packt er Bruce am Oberarm und versucht ihn von dem Brünetten wegzuziehen. „Lass ihn verdammt noch mal los, Batsy! Du verstehst das völlig falsch!“, knurrt der Grünhaarige überraschend nachdrücklich. „Was gibt es da schon falsch zu verstehen?“, fordert der Schwarzgekleidete zu wissen. „An – an der – Klinge – klebt Blut – von dem Vieh...!“, presst Edward keuchend hervor. Ruckartig hebt Batman den Kopf und starrt zu seinem Butler hinüber, der so weitsichtig war, den Stab an sich zu nehmen, nachdem er zu Boden gefallen war. Im Licht der Deckenbeleuchtung kann er nun eine blaugrüne Substanz erkennen, die mehr als die Hälfte der gut zwanzig Zentimeter langen Klinge bedeckt. Dabei könnte es sich aber um einfach alles handeln, insbesondere um Gift. Allerdings ist Riddler absolut nicht der Typ für so etwas. Skeptisch betrachtet Bruce das Ganze. Grob schüttelt er schließlich den Joker von sich ab, sodass dieser unsanft auf seinen vier Buchstaben landet. „Du rührst dich nicht von der Stelle!“, befiehlt ihm der Rächer. „Ach ja? Und wenn doch?“, kommt es prompt von dem Verrückten. Nun präsentiert ihm der Dunkle Ritter seinerseits ein Messer, das er dem Jüngsten aus der Tasche entwendet hat, bevor er ihn zu Boden stieß. Zielstrebig richtet er die Spitze der Klinge nun auf Riddlers Hinterkopf. „Wenn du dich bewegst, wird er dafür büßen müssen!“, mahnt er den selbsternannten Prinzen. „Das machst du eh nicht!“, höhnt dieser allerdings. „Töten werde ich ihn nicht. Nein. Ihn wird der Blutverlust dahinraffen und du wirst zusehen!“ Finster funkelt Joker ihn an. „Arschloch...“ „Heb die Hände, damit ich sie sehen kann!“ Widerwillig kommt der Angesprochene dem Befehl nach und Batman kann in seinen braunen Augen deutlich sehen, wie sehr ihn das alles mitzunehmen scheint. Welche Gefühle hegt er wohl wirklich für den Riddler? Doch darüber kann er jetzt nicht nachdenken. „Alfred! Nimm eine Probe von dieser Substanz und jag sie durch das Analyseprogramm. Es dauert nur ein paar Momente, dann werde ich wissen, ob du die Wahrheit gesagt hast und erst dann dürft ihr zwei euch wieder bewegen!“, bestimmt Wayne nachdrücklich und der Butler setzt sich augenblicklich in Bewegung. 14 Unfreiwillig verharren die beiden Verbrecher im festen Blick von Batman, während Alfred die Analyse durchführt. Schon kurze Zeit später liegt das Ergebnis vor. „Master Bruce, ich denke, Sie können Mister Nigma wieder loslassen. Bei der Substanz handelt es sich tatsächlich um Blut – irgendwie jedenfalls...“, gibt der Grauhaarige schließlich von sich und blickt seinen Herrn etwas unsicher an. „Was meinst du mit irgendwie?“, hakt der Dunkle Ritter nach und drückt Riddler noch etwas fester auf den Tisch. Dieser gibt abermals ein klägliches Stöhnen von sich, sieht jedoch weiterhin davon ab sich zur Wehr zu setzen – er hätte eh nicht die Kraft dazu. Joker knurrt derweilen drohend in sich hinein und scheint nur auf einen geeigneten Augenblick zu warten, um Batman dafür büßen zu lassen. „Naja, es ist kein gewöhnliches Blut. Ehrlich gesagt, habe ich so etwas noch nie gesehen...“, entgegnet der Butler und hält dem anderen den Ausdruck entgegen. Nur widerwillig löst Bruce seinen Griff von dem Rätselmeister und nimmt die Seiten entgegen. Mit einem weiteren Stöhnen sinkt Edward auf die Knie und massiert sich seine überdehnten Arme. Der Clown will schon zu ihm, doch der Rächer wirft ihm einen mahnenden Blick zu, woraufhin er schmollend und mit erhobenen Händen auf seinem Platz verharrt. Resignierend betrachten sich die beiden Ex-Insassen, während Wayne das Dokument studiert. „Du hast recht, es ist tatsächlich Blut. – Doch es stammt sowohl von einem Menschen, als auch von mindestens einem Tier. Es ist ein heilloser Mischmasch, ohne erkennbaren Hintergrund...“ „Heißt das, dass unser Monster künstlich erschaffen wurde?“, fragt Ed und erhebt sich ganz langsam wieder. Joker tut es ihm gleich, da Batman abgelenkt genug zu sein scheint. „So ist es. Das Wesen wurde mithilfe komplizierter DNA-Vermischungen im Reagenzglas erzeugt. Wie mir scheint, hat jemand versucht die vorteilhaftesten Eigenschaften aller einfließenden Komponenten hervorzuheben, sie in einem neuen Körper zu vereinen und herausgekommen ist dieser Mothman.“ „Was für eine Vergewaltigung an der Natur...“, gibt der selbsternannt Prinz des Verbrechens von sich und verzieht angewidert das Gesicht. „Doch das ist noch nicht alles. Wenn die Messung stimmt, dann existiert dieses Wesen erst seit ein paar Monaten. Und vor nicht einmal einer Woche wurde ihm das letzte Mal etwas injiziert, um die Mutation zu stabilisieren.“ „Also läuft dort draußen irgendwo ein verrückter Wissenschaftler herum, der grausige Monster züchtet?“, fragt Alfred unsicher. „Wahrscheinlich. Doch ich hoffe mal, dass dieses Vieh seine einzige, lebensfähige Kreation ist.“, erwidert Batman ernst, doch er soll sich gewaltig täuschen... „Dann ist hier wohl mal eine Entschuldigung angebracht, nicht wahr, Batsy?“, fordert der Jüngste nun streng. Verständnislos mustert ihn der Angesprochene. „In wie fern?“ „Musst du das wirklich noch fragen? Du hättest Eds fast die Arme gebrochen, nur weil du vor dich hin fantasierst! Ist es wirklich so schwer zu akzeptieren, dass wir nur helfen wollen, verdammt?“, gebärt sich der Grünhaarige aufgebracht, als hätte diese Misshandlung an ihm stattgefunden und nicht an seinem Kollegen. Bruce mustert ihn noch einen Moment, dann wendet er den Blick Nigma zu. „Ich war vielleicht wirklich etwas zu grob und voreingenommen. Aber ihr wisst beide sehr genau, dass es nicht gerade einfach ist, euch zu vertrauen nachdem, was wir alles schon durchhaben.“, versucht sich der Ritter halbherzig zu rechtfertigen. „Mehr kann ich als Entschuldigung wohl nicht erwarten, wie? – Aber ich gebe zu, meine Vorgehensweise diesbezüglich war auch nicht gerade geschickt gewählt. Hätte ich dir die Klinge nicht direkt vor die Nase gehalten, hättest du auch keinen Grund gehabt, mich so anzupacken.“, kommt es resignierend vom Riddler und damit scheint sich die Sache zwischen ihnen geklärt zu haben, auch wenn Joker da vielleicht anderer Meinung ist. 15 „Kommen wir doch jetzt mal wieder zum Wesentlichen zurück. Was unternehmen wir gegen dieses Monster?“, unterbricht Alfred sie ungeschickt. Nachdenkliches Schweigen legt sich über die drei. „Wir müssen es in jedem Fall finden und unschädlich machen, damit es keinem mehr schaden kann und dann sollten wir uns überlegen, wer für so etwas infrage kommt. – Diese Herstellungsmethode, wenn ich das mal so bezeichnen kann, kommt mir jedoch nicht mal ansatzweise bekannt vor, weshalb wir es aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer mir noch unbekannten Person zu tun haben.“, erwidert Wayne. „Es wird langsam dunkel...“, wirft der Grünhaarige ein. „Ja, wir sollten bald aufbrechen und hoffen, dass wir das Vieh finden. Vielleicht trägt es ja einen Hinweis bei sich, der uns verraten kann, wer sein Schöpfer ist?“, stimmt der Brünette zu. „Der Gedanke kam mir auch schon. Alfred, versuch die Analyse noch etwas zu vertiefen. Vielleicht bekommst du heraus, welchen Ursprung die einzelnen Komponenten haben und wer sie sich beschafft haben könnte.“ „Sehr wohl, Sir.“, erwidert der Butler pflichtbewusst. „Und ihr zwei kommt mit mir. Aber wenn ich auch nur einen Mucks von euch höre, wandert ihr wieder zurück nach Arkham!“ „Das werden wir ja sehen, Bruce.“, entgegnet ihm Edward mit einem schiefen Grinsen, in das sein Kollege auch sogleich mit einstimmt. Für den Moment hatte Batman diese Tatsache schon fast wieder vergessen. Verstimmt zieht er sich seine Maske auf und gibt ein Grummeln von sich. Sie haben ihn in der Hand und er hat praktisch nichts mehr, dass er ihnen entgegenbringen kann. Seine jahrelang mühevoll aufgebaute Mauer zerbröselt einfach so vor seinen Augen und er kann nichts dagegen unternehmen, nur hoffen, dass die beiden dichthalten und dieses Wissen nicht irgendwann gegen ihn verwenden. Doch damit das funktioniert, sollte er auch an sich selbst arbeiten und ihnen – so schwer es ihm im Moment auch noch fällt – Vertrauen entgegenbringen. Bei dieser Sache müssen sie sich praktisch blind auf einander verlassen können, sonst steht er am Ende völlig allein da, während die zwei Verrückten zusammen mit dem Mothman die Stadt in Schutt und Asche legen. Der Dunkle Ritter gibt ein Seufzen von sich und wendet sich dann dem Batmobil zu. Schweigend folgen ihm seine ungewollten Helfer. „Ihr zwei steigt vorne ein. Nigma, du fährst.“, legt der Schwarzhaarige fest. „Was? Wieso denn ich?“, kommt es doch etwas entgeistert von dem Rätselmeister. „Ich will euch im Auge behalten, darum.“ „Aber Joker hat uns her gefahren...“ Skeptisch mustert Bruce den Clown, der ihn herausfordernd angrinst. „Das hätte ich zwar nicht vermutet, aber ich bleibe dabei, du fährst. Der Bengel ist mir viel zu aufgedreht fürs Steuer.“ „Hey, jetzt mal halblang! Ich bin ein verdammt guter Fahrer!“, mischt sich der Jüngste nun entschieden ein. Zweifelnd hebt Batman eine Augenbraue. Das kann man zwar unter seiner Maske nicht ausmachen, doch es ist seinem Gesicht dennoch anzusehen. „Er hat recht. Er ist sehr vorbildlich gefahren. Hätte dir nicht einmal einen Strafzettel für Geschwindigkeitsübertretung eingebracht.“, hält Edward dagegen. Wieder hebt sich Batmans Augenbraue. „Beim nächsten Mal vielleicht. Jetzt fährst du. Und keine Widerworte mehr, wir haben nicht die ganze Nacht für solch sinnlose Diskussionen Zeit!“ Resignierend lässt sich Ed auf den Fahrersitz fallen, während Joker neben ihm Platz nimmt und Bruce auf der Rückbank. In Anbetracht der vielen Schalter und Knöpfe vor sich, schluckt der Brünette leicht überfordert. Etwas unsicher betrachtet er das Loch im Bordcomputer, das Jokers Messer hinterlassen hat. ‚Vielleicht ist das auch der wahre Grund, warum ich fahren soll? Er riecht förmlich, wer von uns beiden den Schaden angerichtet hat...‘, geht es Nigma durch den Kopf. Nach einem Moment hat er sich einen halbherzigen Überblick verschafft und es gelingt ihm das Batmobil in Schwung zu bringen. Zum Glück hatte er den Grünhaarigen vorhin bei seinen Bemühungen beobachtet, denn von Wayne kommen keinerlei Anweisungen, was er tun soll. Er hat ihm lediglich den Schlüssel in die Hand gedrückt, sodass Ed zumindest nicht nach dem richtigen Paar Kabel fummeln muss. Etwas holprig steuert er den Wagen auf den Tunnel zu und kurz darauf verlassen sie die Höhle. „Dieses Schlachtschiff ist wirklich ätzend...“, kommentiert der Brünette das Ganze und fühlt sich alles andere als sicher hinter dem Steuer des schwer gepanzerten Fahrzeugs. Wayne äußert sich dazu allerdings nicht, sondern lässt ihn weitermachen. So geht es zwar nicht unbedingt schnell voran, dafür aber mit einem besseren Gefühl für den Detektiven. 16 An einer der Brücken, die nach Arkham führen, stoppt Edward den Wagen plötzlich. „Warum hellst du an?“, will sein Sitznachbar irritiert wissen. „Ich bin nicht sicher. – Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl...“, gesteht er und blickt nervös in die dunkle Nacht hinaus. „Hm...“, macht der Grünhaarige. „Jetzt wo du es sagst. Irgendetwas liegt in der Luft...“ Von der Rückbank ertönt ein ungeduldiger Laut. Doch noch ehe Batman etwas sagen kann, durchbricht ein unmenschlicher Laut die Stille der Insel und lässt sie alle unfreiwillig zusammenzucken. Soll sich der Instinkt der beiden Kriminellen also bewahrheiten? Kurz darauf überfliegt der Mothman auch schon die Anstalt in einem hohen Bogen und hält direkt auf das Batmobil zu. Seine scharfen Krallen schlagen mit unglaublicher Wucht und einem widerlich hohen Kratzgeräusch auf die verstärkte Windschutzscheibe. Der ganze Wagen vibriert bei diesem Zusammenstoß. Dann verschwindet das Wesen wieder aus der Sicht der drei Insassen. Auf der Insel setzt derweilen Bewegung ein. Scheinbar sind die Wachen in der Zwischenzeit wieder zu sich gekommen und haben die Bestie ebenfalls entdeckt. Hektisch zucken die Suchscheinwerfer durch den nächtlichen Himmel, Alarmsirenen setzen ein und alles wird vorschriftsmäßig abgeriegelt. Der Dunkle Ritter betrachtet diese Vorsichtsmaßnahmen mit einer gewissen Erleichterung, scheint doch wenigstens dort wieder etwas Normalität eingekehrt zu sein und er muss sich um eine Sache weniger Gedanken machen. Allerdings sieht es auch nicht so aus, als hätte die riesige Motte auch nur ansatzweise Interesse an der Anstalt und seinen unfreiwilligen Bewohnern. Stattdessen taucht das Wesen wieder in unmittelbarer Nähe des Batmobils auf und startet einen neuen Angriff. Sein ohrenbetäubender Schrei ist auch diesmal deutlich im Fahrzeug zu hören und schon kurz darauf schrammen seine langen Krallen über das Dach hinweg. „Das gibt Kratzer im Lack...“, kommentiert Joker ungewohnt nervös. Eigentlich will Batman ihm schon sagen, dass doch etwas mehr von Nöten ist, um seinem Wagen zu schaden, doch er verkneift es sich und harscht Nigma lieber an wegzufahren. „Wohin denn?“, fragt dieser der Panik nahe. „Völlig egal, nur weg von der Anstalt! Niemand soll zu Schaden kommen!“, erwidert der Schwarzgekleidete etwas ungehalten. „Und was ist mit uns?“, will Edward wissen, während er hektisch versucht den Wagen zu starten. Seine Finger zittern jedoch so stark, dass er es nicht schafft die Gangschaltung des Automatikgetriebes zu bedienen. Derweilen hält die Motte immer wieder auf sie zu und lässt das Fahrzeug unter ihren Angriffen heftig erzittern. Bruce ist kurz davor den Riddler wegen seiner Konzentrationslosigkeit zu rügen, da fällt Joker ihm ins Wort. „Scheiß auf uns! Wir sind jetzt die verfluchten Ritter dieser gottverdammten Stadt, also reiß dich zusammen und gib Gas!“ „Ich – ich kann nicht...“, gesteht Ed sichtlich aufgelöst. Wieder ein heftiger Angriff, der den ganzen Wagen erzittern lässt. Der sensible Rätselmeister wird ganz blass, scheint sich seiner eignen Sterblichkeit gerade viel zu bewusst zu sein, um irgendetwas zu unternehmen. Er fühlt sich in diesem Wagen gefangen und sieht keinen Weg zu Flucht, die immer heftiger in ihm glüht wie das Feuer eines jeden Moment ausbrechenden Vulkans. Abgehackt beginnt er zu atmen und steht kurz vor einem erneuten Anfall. „Mach das nicht, mein Hübscher! Lass mich fahren!“, entgegnet ihm der Clown nun in einem überraschend sanften Befehlston. Ein Hauch von Dankbarkeit huscht durch die grünen Augen des Brünetten, doch nur für eine Sekunde, dann weiten sie sich mehr als überrascht, als sich der Grünhaarige einfach ungefragt auf seinen Schoß setzt, anstatt einfach mit ihm die Plätze zu tauschen. „Was...“, bringt er gerade noch hervor, dann tritt Joker das Gaspedal auch schon bis zum Boden durch. Das Batmobil macht einen überraschten Satz nach vorn und prescht dann mit ungeheurem Tempo davon. Nahezu fassungslos betrachten Batman wie auch der Riddler das Ganze, völlig unfähig irgendetwas zu erwidern. Der Rächer fängt sich jedoch schnell wieder, ignoriert das, was auf dem Fahrersitz vor sich geht und blickt stattdessen aus dem Rückfenster. Dort kann er deutlich den Mothman erkennen, der ihnen hinterher fliegt. Kreischend verkürzt er immer weiter den Abstand zu ihnen. Seine großen, roten Augen fixieren den Wagen vor sich mit tödlicher Präzision und seine Wutschreie durchschneiden die Nacht wie ein scharfes Rasiermesser. „Joker...“, presst Ed angestrengt hervor. „Ruhe, ich fahre!“, entgegnet der Angesprochene hochkonzentriert, während der Raketenmotor laut heulend die Nacht zerschneidet. „Dann sitz doch wenigstens still...“, bittet der Brünette überfordert. „Später, mein Hübscher...“, kommt es prompt als Antwort. Resignierend lässt Edward den Kopf gegen die Rückenlehne sinken, schließt die Augen und versucht das alles zu verdrängen. „Sobald du anhältst, drehe ich dir den Hals um...“, gibt er dem Clown zwischen zusammengepressten Zähnen zu verstehen. Ein Grinsen huscht über das Gesicht des Jüngsten. „Schön, aber anschließend wird gekuschelt!“, flötet er frech und geht dabei so heftig in die Kurve, dass Batman schon fürchtet, dass sich der Wagen überschlagen könnte. Nigma ist sichtlich fertig mit den Nerven, schwankt nur noch zwischen Wut, Übelkeit und Entsetzen. „Halt´s Maul...“, gibt er noch von sich, dann werden sie wieder von dem Monster gerammt. Prüfend sieht Batman wieder aus dem Rückfenster. Die Anstalt ist nicht mehr zu sehen. Mit einem nahezu erleichterten Gefühl sieht der selbsternannte Ritter aber, dass der ausgeflippte Clown sie in die Narrows gefahren hat – einer der heruntergekommensten Teile Gothams, der fast ausschließlich von Kriminellen bewohnt wird und an dem kaum noch ein Stein auf dem anderen steht. Falls es also zu einem Kampf kommen sollte, wird sich der Schaden hier in jedem Fall in Grenzen halten. Mit quietschenden Reifen kommt das Batmobil schließlich auf einer Freifläche zum Stehen. Unter anderen Umständen würde Bruce hier ganz sicher nicht freiwillig parken, zu groß wäre seine Sorge sofort ins Visier sämtlicher Gauner zu gelangen, ist sein Wagen doch wohl das Auffälligste, was man sich vorstellen kann. Und ein jeder Bewohner der Narrows wartet nur darauf ihn in die Finger zu bekommen, um sich für all das erlittene Leid zu revanchieren. Im Moment würde er dem Joker allerdings schon beinahe ein Lob dafür aussprechen, dass er ausgerechnet hierher gefahren ist. Kaum ein Ort in Gotham wäre ihm für die bevorstehende Auseinandersetzung mit diesem Vieh lieber gewesen. Allerdings spart er sich seinen Atem und hält Ausschau nach dem Mothman. Dieser hat jedoch seine anhaltenden Angriffe auf den Wagen beendet und kreist nun hoch in der Luft umher, wartet vermutlich darauf, dass die drei aussteigen und er ihnen ans Leder gehen kann. Diesen Gefallen werden sie ihm wohl auch tun müssen, wenn sie ihn zur Strecke bringen wollen. Fragt sich nur, ob seine beiden Mitstreiter dafür auch bereit sind. In den braunen Augen des Clowns kann er die Kampfeslust praktisch Funken sprühen sehen. Wie eine ausgehungerte Katze starrt er zum Fenster hinaus und verfolgt jede Bewegung des geflügelten Untiers genau. Edward hingegen scheint nicht mehr wirklich bei Sinnen zu sein. Er sitzt immer noch ziemlich apathisch da, wagt es nicht nach draußen zu sehen. Angestrengt versucht er mit geschlossenen Augen wieder halbwegs entspannt Luft zu holen. Ob allein der Mothman an seiner Verfassung schuld ist, oder aber auch Joker auf seinem Schoß seinen Betrag dazu leistet, will Batman nicht abstreiten. Er hofft nur, dass sich Nigma bald wieder fängt, damit er sich nicht auch noch um ihn Gedanken machen muss. Sollte der Rätselmeister in blinder Panik agieren, könnte alles Mögliche passieren und die ganze Mission im schlimmsten Fall gefährden... 17 Nur ein paar Momente später steigen Bruce und Joker aus dem Wagen, um sich der Bestie entgegenzustellen. Ed verharrt auf dem Fahrersitz und scheint das Verschwinden der beiden anderen gar nicht bemerkt zu haben. Sorgenvoll betrachtet der Schwarzgekleidete diese Reaktion. Aber vielleicht gelingt es ihm und dem verrückten Clown ja, das Biest so lange abzulenken, bis der Brünette wieder klar im Kopf ist? Zumindest so klar im Kopf, dass er den Wagen fahren kann und keinen undurchdachten Unfug anstellt. Der Grünhaarige folgt seinem Blick. „Gib ihm einen Augenblick, Batsy.“, bittet er sanftmütig. „Was anderes bleibt mir wohl kaum übrig, fürchte ich. – Hat er öfter solche Panikattacken?“ Der Jüngere zuckt nur mit den Schultern. „Sag du´s mir. Schließlich bist du hier derjenige, der Angst und Schrecken unter den Gesetzlosen verbreitet und nicht ich. Und vor mir hat er nun nicht gerade schiss.“ „Das ist keine hilfreiche Antwort. Doch so habe ich ihn noch nie erlebt, egal wie ausweglos seine Lage zu sein schein.“, kommt es leicht angesäuert von Batman. „Hab ihn auch noch nie so fertig erlebt. Allerdings ist das hier etwas ganz anderes, als ein Tänzchen mit dir, mein Hübscher. Schließlich bist du ja dafür bekannt niemanden zu töten, was man von diesem Vieh nicht gerade behaupten kann. – Ich denke mal, Eds hat deswegen so die Hosen voll, weil er Angst hat draufzugehen. Und das weder zu seinen Bedingungen, noch für ihn vorhersehbar oder auch nur ansatzweise ehrenvoll.“ „Ehrenvoll?“, hakt der Dunkle Ritter mit erhobener Augenbraue nach. „Ja, hast du ein Problem damit? Auch so jemand wie wir hat seinen Stolz, erst recht der Riddler. Und du weißt selbst, wie sehr es ihn belastet etwas nicht durchschauen und vorhersehen zu können. Immerhin wirft er sich dir ja nicht umsonst freiwillig vor die Füße, wenn er nicht mehr weiterweiß.“ Da hat Joker wohl nicht ganz unrecht. Immer, wenn Edward in einer Auseinandersetzung mit Batman mit dem Rücken zur Wand steht und keine Lösung mehr findet, ergibt er sich widerstandslos und lässt sich von ihm zurück nach Arkham bringen. Schon gut möglich, dass der Riddler unter anderen Umständen schreckliche Angst vorm Sterben hat. Allerdings hilft das jetzt nicht, da hier jede Hand gebraucht wird, um diesem Biest Einhalt zu gebieten. Seufzend wendet Wayne den Blick wieder in den Himmel. Innerlich wird er aber den Gedanken nicht los, wie unglaublich normal ihm Nigma in diesem Moment doch vorkommt. Seine Reaktion ist nur allzu verständlich. Der Brünette hat auf ihn schon immer ziemlich sensibel gewirkt, verletzlich, aber nie so menschlich, wie in diesem Augenblick. Er beginnt sich zu fragen, was er noch alles über seine beiden Rivalen herausfinden wird, bevor das Rätsel dieses Monsters gelöst ist. Ins geheim hofft er darauf, noch etliches freizulegen, immerhin ist es den beiden ja auch gelungen sein größtes Geheimnis aufzudecken, da wäre es nur fair, wenn er im Nachhinein auch etwas gegen sie in der Hand hat, damit die Fronten wieder ausgeglichen sind. Der selbsternannte Rächer hat seinen Gedankengang kaum beendet, da gibt der Mothman wieder einen seiner ohrenbetäubenden Schreie von sich. Unwillkürlich zucken die beiden zusammen und Edward gibt auf dem Fahrersitz ein bedrücktes Stöhnen von sich, als wolle er sich jeden Moment zusammenrollen, sich die Hände auf die Ohren drücken, die Augen fest zusammenpressen und die ganze Welt versuchen auszusperren. Zum Glück sieht er aber davon ab und rührt sich nicht auf seinem Platz. Außerhalb des Batmobils setzt die Bestie nun wieder zu einem Sturzflug an. Die scharfen Krallen angriffslustig auf die beiden Männer gerichtet, die Zähne gebleckt und die Augen zwei wild funkelnde Rubine. „Was sollen wir jetzt machen?“, entkommt es Joker, wahrend er und Batman ausweichen. „Am besten überleben und ihn kampfunfähig machen.“ „Sollte gehen. Du hast aber nicht zufällig mein Messer oder so?“ „Nein, das liegt noch in der Höhle.“ „Hab ich befürchtet. Naja, egal, dann eben freihändig.“ Die Augen des Grünhaarigen beginnen zu funkeln. Die Intensität der Kampfeslust darin ist selbst für Batman neu und er ist schon etwas froh darüber, dass sie diesmal nicht ihm galt. Die Motte rast wieder heran und diesmal gelingt es den beiden nur ganz knapp ihr zu entkommen. Die Abstände ihrer Angriffe werden immer kürzer und nehmen von Mal zu Mal an Heftigkeit zu. Die ungleichen Verbündeten schaffen es gar nicht erst überhaupt so nahe heranzukommen, um selbst einen Treffer zu landen. Wenn sie doch mal eine Lücke ausmachen, werden sie von den schweren Flügeln einfach so beiseite gewischt, als wären sie nur Pappfiguren im Wind. Ein heftiger Schlag trifft Batman frontal, ehe er ausweichen kann. Hart wird er gegen das nächste Gebäude geworfen. Dieses ist aber nur noch ein Schatten seiner selbst und so durchschlägt er die bröcklige Mauer und wird unter den Trümmern begraben. „Batsy!“, entkommt es dem Clown erschrocken. Als er Wayne zu Hilfe kommen will, erwischt ihn das Vieh aber. Mit unglaublicher Wucht wird der selbsternannte Prinz des Verbrechens rücklings zu Boden geworfen. Die kräftigen Beine des Wesens fixieren ihn, sodass er sich kaum rühren kann. Schrill kreischt der Mothman seinen Triumph in die Nacht hinein. „Lass mich los, du stinkendes Mistvieh!“, gebärt sich der Joker und versucht sich irgendwie zu befreien. Es gelingt ihm jedoch nicht, da die Pranken immer fester zupacken und ihm jeglichen Spielraum nehmen. Der Mothman reißt weit das Maul auf und präsentiert seine langen, scharfen Zähne. Speichel glänzt silbrig im Schein einer einzig funktionsfähigen Laterne auf ihnen. Der Grünhaarige ist sich bewusst, dass die Bestie sich nun einen Happen von ihm gönnen wird. Ihn töten und ihm das zarte, blasse Fleisch von den Knochen nagen wird. Was für ein trostloses und insbesondere ehrloses Ende für den gefürchteten Prinz des Verbrechens. Doch das kann er einfach nicht zulassen. Batman ist und bleibt der Einzige, dem es gestattet ist, ihm den Gnadenstoß zu versetzen! Alles andere ist falsch, falsch, falsch! Aber was soll er nur machen, wenn er sich doch nicht einmal bewegen kann? Fieberhaft beginnt es in seinem wirren Kopf zu arbeiten, nach einer Lösung zu graben. Unterbewusst nimmt er entfernt ein leises Kratzen und Scharren wahr – Batman, der sich langsam aus den Trümmern zu befreien versucht. Allerdings wird es viel zu lange dauern, bis ihm das gelingt, da hat das Biest schon ein gutes Stück vom Joker gekostet. Darauf kann er sich also nicht verlassen. Was dann? Ihm will einfach nichts einfallen, sein Kopf ist so seltsam leer, dass er keinen Gedanken darin ausmachen kann. Warum gerade jetzt? Warum kann diese Leere nicht kommen, wenn ihm vor lauter Gedanken der Kopf zu platzen droht und er nicht weiß, was er zuerst machen soll? Warum muss sie ausgerechnet jetzt kommen, wo er ums nackte Überleben kämpft? Er schließt die braunen Augen, versucht diese grässlichen Schreie auszublenden, in der Hoffnung dann eine Lösung zu finden. Für einen Moment scheint es zu funktionieren und in seinem Kopf füllt sich die verhasste Leere allmählich wieder. Dann ein erneuter Schrei des Mothman. Diesmal klingt der Laut aber vollkommen anders. Nicht triumphierend und mordlustig, eher schmerzlich und überrascht. Etwas Warmes landet feucht auf seinem Hals und er blickt vorsichtig nach oben. Im ersten Moment begreift er nicht, was er dort sieht, dann wird es ihm klar. Riddler steht mit gespreizten Beinen über ihm, die lange Klinge seines goldenen Gehstocks bis zum Heft im Leib des Monsters. „Eds?!“, entkommt es ihm schwach, doch der Brünette achtet nicht auf ihn. Stattdessen versucht er die Klinge immer noch weiter in den zitternden Körper der Riesenmotte zu stoßen. Sein bis eben noch von Angst und Entsetzen gezeichnetes Gesicht ist nun zu einer Maske aus Wut und morbidem Mordvergnügen verzerrt und wirkt regelrecht fremd auf den Clown. Das Antlitz eines in die Ecke getriebenen Tieres, das schließlich um sich zu beißen beginnt. Langsam löst sich der feste Griff um Jokers Körper und die Bestie beginnt zu schwanken. Blaugrünes Blut verteilt sich in Strömen auf dem Boden, verströmt dabei diesen widerlich verwesten Geruch, der einem die Tränen in die Augen treibt. Die Gegenwehr wird schwächer und dann gelingt es Nigma den Mothman zu Fall zu bringen. Hilflos zuckend windet sich das Wesen auf dem Boden, versucht sich ein letztes Mal zu befreien, doch Edward lässt ihm keine Chance. Ruckartig lässt er sich auf den zuckenden Leib sinken, reißt die Klinge aus dem dampfenden Fleisch heraus und fängt dann an in wilder Wut immer und immer wieder auf das Vieh einzustechen. 18 Er sieht nichts mehr, überhaupt nichts mehr. Nur dieses blaugrüne Blut – überall. Jeder Hieb seines Messers lässt den längt toten Körper erneut zucken und ihm einreden, dass immer noch Leben darin ist, obwohl der mutierte Leib kaum mehr noch ist, als eine feuchtwarme, undefinierbare Masse. Langsam richtet sich Joker wieder auf und wischt sich das Blut vom Hals. Mit großen Augen betrachtet er das Schauspiel, das ihm der Rätselmeister bietet. Er hat ihn noch nie so fern ab seiner selbst erlebt, so bösartig, rücksichtslos, animalisch und mordlüstern. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen – so gefällt ihm Ed noch viel besser! Er hat es scheinbar geschafft sich aus dem Kokon der Angst zu befreien, der ihn gefangen hielt. Hinter dem Clown ertönt ein erneutes Schaben und schließlich ist Batman kurz darauf neben ihm. „Um Himmels willen...“, bringt der Dunkle Ritter fassungslos hervor und blickt wie erstarrt auf den wild gewordenen Riddler, der ihm noch viel fremder erscheint, als er es schon für den Joker war. Langsam setzt sich der Grünhaarige in Bewegung und geht zu seinem Kollegen hinüber. „Hey, Eds! Ich denke, du hast genug Hackfleisch aus dem Vieh gemacht...“, setzt er an und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Heftig zuckt der Angesprochene zusammen. „Nein!“, brüllt er laut, erhebt sich erstaunlich schnell vom Leichnam des Mothman und schwingt seinen Gehstock. Im letzten Moment gelingt es dem Joker noch, der scharfen Klinge auszuweichen. Wie knapp es wirklich war, merkt er erst, als eine seiner Haarsträhnen zu Boden segelt. „Heilige Scheiße!“ Überrascht landet er auf seinen vier Buchstaben, während Nigma erneut die Klinge schwingt. Batman ist zu fassungslos, um sich auch nur bewegen zu können. Das alles ist so unwirklich, dass er es kaum begreifen kann. Zudem ist er noch zu mitgenommen von dem Angriff und dem Kampf aus den Trümmern. Mit einem wilden Schrei lässt Edward die Klinge schließlich auf sein Gegenüber niedersausen. Plötzlich jedoch blickt er in die unglaublich sanften Augen des Clowns und stoppt seinen Angriff im allerletzten Moment. „Jo – Joker...?“, fragt er verwirrt und betrachtet das Messer seines Gehstocks, das nur wenige Millimeter vor der Nase des Jüngeren zum Stehen gekommen ist. „Hey, Eds!“, lächelt der blasse Mann ihm ungerührt entgegen, ganz so, als hätte der Brünette nicht gerade versucht ihn umzubringen, sondern ihn zärtlich aus dem Schlaf geweckt. „Was? – Was habe ich getan?“, fragt der Herr der Rätsel mit bebender Stimme. Klappernd landet sein Stock auf dem Boden neben ihm und er betrachtet seine blutgetränkten Hände. Es dauert eine ganze Weile, ehe er merkt, dass das Blut nicht rot ist, sondern blaugrün und dass Joker vollkommen unversehrt ist. „Du hast das Biest erledigt, Mann! Und zwar so richtig!“, grinst ihm der Clown strahlend entgegen. Verständnislos und ungläubig betrachtet Edward ihn. Dann wendet er sich etwas um und entdeckt die völlig verstümmelten Überreste der Motte. „Oh Gott...“, gibt er würgend von sich, weil ihm beim Anblick schlagartig schlecht wird. Zitternd und blass sinkt er auf die Knie und versucht zu begreifen, was er gerade getan hat und was das bedeutet. „Es – es ist tot?! – Ich habe es getötet?!“ „Ja, mein Hübscher, das hast du!“ Wieder dieses überraschend sanfte Lächeln. Der liebevolle Ausdruck in den braunen Seelen treibt Ed ungewollt und hilflos die Tränen in die Augen. Er weiß selbst nicht wieso, doch er kann es nicht verhindern. Er ist völlig neben sich. „Es ist – überstanden! – Doch beinahe – hätte ich auch dich – verletzt...“, bringt er stockend hervor, während ihm heiße Tränen die blutverschmierten Wangen benetzen. Batman steht nur weiterhin daneben und kann es kaum glauben. Joker und Riddler sind im Grunde weder Freunde noch Feinde. Zumindest kamen sie ihm nie richtig so vor, haben sie doch stets versucht sich gegenseitig zu übertreffen, zu vernichten und zu helfen. Haben ausgefochten, wer von ihnen der Bessere ist, wer einmal der König von Gotham wird. Doch jetzt kommt es den Dunklen Rächer so vor, als wären sie kleine Kinder, die etwas Schreckliches erlebt haben und versuchen es gemeinsam zu verarbeiten. Sie kamen ihm die ganze Zeit schon irgendwie viel vertrauter vor, als sonst. Was aber auch daran liegen könnte, dass er sie für gewöhnlich nicht zusammen bekämpfen musste und sich daher auch nicht sicher sein kann, was nun zwischen ihnen ist und was nicht. Doch irgendwie scheinen sie eine gewisse Nähe zueinander zu haben. Eine Art tiefgreifende Freundschaft, auch wenn Riddler das wohl niemals zugeben würde, Joker es hinter seinen zweideutigen Anspielungen versteckt und sie beide es in ihrer Rivalität verbergen. Doch in diesem Moment der Schwäche kommen alle Gefühle zumindest teilweise an die Oberfläche und offenbaren sich ihm. „Hast du aber nicht, also mach dir mal keinen Kopf deswegen.“, erwidert der Grünhaarige sanft. Vorsichtig zieht er den aufgelösten Riddler in seine Arme und drückt ihn tröstend an sich. Für einen Moment lässt es sich der Brünette gefallen, schließt sogar die Augen und erwidert die Umarmung ungeschickt. Dann scheint ihm aufzugehen, was eigentlich los ist, wo sie hier sind, was sie tun wollten und dass sie nicht allein sind. Überrascht reißt er die Augen wieder auf und starrt zu Bruce hinüber, der sie beide stillschweigend und ausdruckslos mustert. Ruckartig trennt er sich von dem Jüngeren, schubst ihn regelrecht von sich weg. „Was soll der Mist? Fass mich gefälligst nicht an!“, faucht er leicht und kommt wacklig wieder auf die Beine. Trotzig wendet er sich um und wischt sich fahrig mit dem Ärmel seines Jacketts über die feuchten Augen. Joker nimmt das Ganze wortlos hin und steht ebenfalls auf. Einen Moment gönnt Batman den beiden noch, dann erhebt er das Wort. „Wir sollten die Reste zusammensammeln und zur Höhle bringen. – Und ich denke, es wäre besser, wenn wir dann alle ein paar Stunden schlafen, um uns wieder zu beruhigen. Bis dahin hat Alfred vielleicht auch schon ein paar Ergebnisse...“ „Klingt nach einem guten Plan.“, meint der Clown tonlos. Bald darauf sitzen sie alle wieder im Batmobil, wobei Bruce nun selbst fährt. Im Augenblick denkt er nicht, dass von den zwei Kriminellen irgendeine Gefahr ausgeht. 19 Zwei Stunden später sind sie zurück im Geheimversteck des Dunklen Ritters und ein jeder liegt im Bett. Joker und Riddler teilen sich eines der vielen Gästezimmer in der Mansion, doch ähnlich wie Bruce fällt es den beiden schwer Schlaf zu finden. Die letzten Stunden waren einfach zu aufreibend, um sie einfach so unter den Teppich zu kehren. Seufzend liegt Edward in dem viel zu großen Bett und starrt zur dunklen Decke empor. Er denkt nicht, dass er überhaupt jemals wieder einschlafen kann, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Diese lähmende Angst, die er die ganze Zeit über verspürt hat, lässt ihn nicht los. Zwar fürchtet er sich jetzt nicht mehr, wo der Mothman Geschichte ist, doch er war sich bisher nicht im Klaren darüber überhaupt so ein heftiges Gefühl der Hilflosigkeit empfinden zu können. Dem Tod so nahe zu sein. Das macht ihn sehr nachdenklich. Und dennoch hat er irgendwo tief in sich eine ungeahnte Kraft und Wut gefunden, um diesem Monster den Gar auszumachen. Diese Tatsache ist für ihn noch unbegreiflicher, als die Angst selbst. Langsam erkennt er, dass sein eigener Körper für ihn – zumindest im Moment – wohl das größte Rätsel darstellt und das gefällt ihm überhaupt nicht, hielt er sich stets doch immer für so beherrscht. Missmutig dreht er sich auf die Seite und blickt aus dem Fenster. Milchig erhellt der Mond das Zimmer. Vereinzelte Sterne funkeln am kalten Dezemberhimmel. Hauchfeine Wolken schieben sich trägt über das Firmament. Der Anblick erinnert ihn an seine Zelle in Arkham, nur das dort dicke Gitter vor einer Panzerglasscheibe hocken. Was würde er nicht alles dafür geben, jetzt dort zu sein, in gewohnter Sicherheit. Doch das wird wohl eher ein Wunschtraum bleiben, bis sie hinter das alles gekommen sind. Dennoch fühlt er sich hier so schrecklich fehl am Platz, erst recht, wenn er wieder von so einer unkontrollierbaren Angst erfasst werden sollte. So ist er nicht wirklich eine Hilfe bei dieser Mission, ganz gleich, dass er das Monster vorhin zur Strecke gebracht hat. Aber eigentlich wollte er ja auch gar nicht hier sein – Joker hat ihn dazu überredet und dann gab es irgendwie kein Zurück mehr. Dieser verrückte Clown macht ihm auch nichts als Ärger! Verstimmt über diese Tatsache grummelt er in sich hinein, als sich auf einmal die Matratze neben ihm bewegt. Ruckartig dreht er sich herum und blickt dann direkt in die braunen Augen des Grünhaarigen. „Was zur Hölle machst du hier?“, zischt er wütend. „Konnte nicht schlafen und hatte das Gefühl, dass es dir auch so geht.“, erwidert der andere locker. „Ja, schon. Das ist aber noch lange kein Grund, um zu mir ins Bett zu kommen!“, entgegnet Edward nachdrücklicher. Joker zuckt nur mit den Schultern. „Ich dachte, du könntest noch etwas Trost gebrauchen.“, meint er schlicht. „Von dir ganz sicher nicht, also mach, dass du wieder in dein Bett kommst!“ Knurrend wirft sich Nigma zurück auf die andere Seite, damit er den Jüngeren nicht mehr ansehen muss, und zieht sich die Decke fast bis über den Kopf. Statt seinen Worten Folge zu leisten, rückt der Clown allerdings näher an ihn heran. So nah, dass es angezogen gar nicht mehr dichter geht. Sein warmer Körper schmiegt sich wohlwollend gegen den des Riddlers. Sanft umschlingen ihn die Arme des selbsternannten Prinzen und er bettet seinen Kopf auf der Schulter seines Vordermannes. „Was soll denn das jetzt wieder? Du sollst mich doch nicht anfassen!“, knurrt der Brünette, aber unter seinem angeblichen Zorn liegt ein Hauch von Resignation. Der Angesprochene ignoriert seine Worte jedoch. „Danke, dass du mir vorhin geholfen hast...“, haucht er ihm stattdessen warm ins Ohr. Ein Schauer gleitet Nigmas Rücken hinab. Das hier ist einfach nicht richtig. „Schon gut...“, gibt er zurück, obwohl ihm die fiesesten Verwünschungen auf der Zunge liegen, die er dem anderen eigentlich um die Ohren hauen wollte. Doch irgendwie kann er sie nicht mehr aussprechen. So sehr er den Joker manchmal auch hasst, verachtet oder sogar etwas fürchtet, so wohltuend ist dessen Nähe gerade. Das Ganze würde sicherlich auch mit jeder anderen Person funktionieren, aber sonst ist ja niemand hier. Es ist nur einfach so seltsam. Sonst war ihm jede Berührung des Anderen immer zuwider. Aber jetzt, in der Stunde der unergründlichen Schwäche und Verwirrung, ist er sogar dankbar dafür. Er ist nur zu stolz es auch auszusprechen. Einen Moment herrscht Schweigen zwischen ihnen. „Wir sollten jetzt versuchen zu schlafen. Morgen wartet sicher noch viel Arbeit auf uns...“, raunt Joker ihm dann warm ins Ohr. Allerdings erhält er keine Antwort mehr, denn Edward ist längst unbemerkt in seinen Armen ins Land der Träume abgedriftet. Mit einem sanften Schmunzeln schließt auch der Grünhaarige die Augen und folgt ihm kurze Zeit später. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)