Die Drachenballade von Kylie (Band 1 - Drachen-Saga) ================================================================================ Kapitel 9: Heimat der Drachen ----------------------------- Seit dem zerreißenden Zwischenfall hatten sie kaum noch auf Wort gewechselt. Sie gingen einfach weiter. Folgten Billiana und hofften, dass ihr Gespür sie wirklich gut genug führte. Nun brauchten sie kaum noch Pausen machen. Auch wenn es wie ein Vorteil erschien, war es begleitet von einem bitteren Beigeschmack. Dafür hatte immerhin ein guter Mensch sterben müssen! Ihre Vorräte gingen ihnen aus, also mussten sie bald auf gut Glück jagen und sammeln gehen. Bisher gab es immer noch kein Lebenszeichen oder Rettung für die Gestrandeten. Allmählich wurde der Gedanke immer gegenwärtiger, dass es hier kein intelligentes Leben gab. Vielleicht hatte es niemals welches gegeben... Warum solch eine Welt als Heimat der Drachen bezeichnet wurde, war Billie nicht so ganz klar. Natürlich blieb es eine traumhaft schöne Welt, deren Einzigartigkeit ohne Zweifel war. Leider half ihnen das aber auch nicht dabei, Zodiak aufzuhalten. Am liebsten wollten sie ihn endgültig vernichten, doch bisher hatten sie nicht mal Antworten darauf, wie sie ihn verbannen könnten. „Ich habe richtig Kohldampf...“, maulte Argrim und brach damit das Schweigen. „Haben wir denn wirklich gar nichts mehr übrig?“ „Doch.“, antwortete Andras. „Ein paar Kräuter und Bohnen. Bitte, bediene dich.“ Der Zwerg schüttelte sich angewidert bei den Gedanken: „Nein, danke, ich verzichte. Ich überlasse das aufopferungsvoll euch beiden.“ „Vielleicht sind einige der Tiere hier gut im Futter.“, warf Billie ein. „Wir sollten einfach mal versuchen, eines zu erlegen und dessen Fleisch zu gewinnen.“ „Es könnte aber negative Auswirkungen auf unseren Organismus haben.“, erinnerte der Nekromant sie. „Das hat es auch, wenn wir nichts essen.“, ermahnte Argrim ihn. „Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Verhungern.“ Der Schwarzhaarige verzog das Gesicht und warf dem Kleineren einen vielsagenden Blick zu. Mit solch einem Konter hatte er offenbar nicht gerechnet und doch war es keineswegs von der Hand zu weisen, dass Argrim vollkommen recht hatte. Wenn sie nichts versuchten, würden sie verhungern, womit sie auch nichts gewannen. „Na gut, okay...“, lenkte er endlich ein. „Ihr habt ja recht. Dann sollten wir wohl jagen gehen.“   Der Axtschwinger blieb zurück, damit er ihnen ein Lager aufbauen konnte. Dazu gehörte eine Feuerstelle und auch Sitzmöglichkeiten, während die anderen beiden jagen gingen. Dazu gehörte natürlich auch der Versuch zu sammeln. „Wo willst du versuchen zu jagen?“, erkundigte sich die Elfe. „Irgendwo da vorne.“, meinte er und deutete zu einer Reihe von Bäumen und Büschen. Billiana nickte und würde dann woanders ihr Glück wagen: „Eines wollte ich dir gerne noch sagen... Es tut mir wirklich leid, was mit Cazie passiert ist. Ich weiß, dass sie dir viel bedeutet hat...“ „Es war nicht deine Schuld.“, erinnerte Andras sie. „Sie war besessen. Jeder hätte sich verteidigt.“ „Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich sie wachgerufen hätte, statt sie zu töten.“ „Ja, das wäre mir auch lieber gewesen, aber das Leben nimmt eben seine eigenen Wege. Manche Dinge kann man nicht verhindern, egal, wie sehr man es wendet oder dreht.“ „Aber dennoch bist du sauer auf mich...“ Diese Äußerung überraschte den Magier, der sie mit hochgezogenen Augenbrauen eine Weile einfach nur ansah. Nun war sie unsicher, warum er so guckte! Gerade, weil er partout keine Äußerung traf, sondern sie einfach nur ansah, als habe sie gerade Zauberei betrieben, die als unmöglich galt. Plötzlich fing er lautstark an zu lachen! Billie lief mit einem Schlag der Kopf hochrot an. Es war ihr peinlich, auch wenn sie nicht wusste, was genau nun derartig lustig war. Es fühlte sich aber so an, als habe sie etwas unglaublich Dummes von sich gegeben. „Ich bin doch nicht sauer auf dich, weil du dein Leben verteidigt hast!“, lachte der Schwarzhaarige amüsiert. „Ich bin sauer, weil ich ihr nicht helfen konnte. Weil ich stattdessen den Dolch kassiert habe... Billie, ich bin sauer auf mich selbst.“ „Aber-... Aber deine... Deine Blicke!“, warf die Elfe verwirrt ein. „Natürlich bin ich zurzeit etwas schlecht drauf, aber das sind wir wohl alle. Trotzdem werfe ich dir nicht vor, dass du böse auf mich seist.“, erwiderte er gelassen. „Schäme dich, junge Markrhon, schäme dich.“ „Geh‘ endlich jagen!“, war die einzige gescheite Antwort, die ihr einfiel. Ihr Kopf blieb dabei hochrot. Sofort machte die Blondine auf den Hacken kehrt, damit sie in die entgegengesetzte Richtung eilen konnte. Noch lange hallte sein spöttisches Lachen in ihrem Kopf und ermahnte sie dazu, nicht mehr so schnelle Rückschlüsse zu schließen. Manchmal ist ein Ei einfach nur ein Ei..., dachte sie innerlich fluchend. Ich habe mich vollkommen umsonst verrückt gemacht! Na ja... Nicht ganz. Immerhin ist Cazie tot und ihr Blut klebt an meinen Fingern. Diese Tatsache würde sie vorerst nicht abgewaschen bekommen. Anders als Zodiak, litt sie unter den Leben, die sie nahm und bereute es, keinen anderen Weg gefunden zu haben. Ihr brachte das Töten keinen Spaß. Damit brach sie zwar zahlreiche Familientraditionen aus Mord, Vergewaltigung und Folter, doch sie bereute es nicht. Billiana hatte stets aus den Fehlern der Vergangenheit lernen wollen, statt daran zu zerbrechen. Auf dem Waldboden suchte sie nach Spuren, die auf Tiere hinwiesen oder nach Pilzen, die vielleicht essbar waren. Die vielen Farben machte es jedoch nicht einfach, sich auf irgendwas zu konzentrieren. Ständig reizte etwas Anderes sie vollkommen aus! Vermutlich hatte sie nun schon mehrmals Spuren übersehen oder mögliche Nahrungsmittel. Jetzt aber glaubte sie, etwas entdeckt zu haben. Sie hockte sich nieder und fuhr mit den Fingern über die türkisfarbene Erde, welche sehr locker und weich wirkte, als habe sie jemand gerade erst verschoben. Vielleicht hatte ein Tier hier gegraben. Als sie den Blick hob, glaubte sie, dass sie einen Herzinfarkt erleiden musste! Plötzlich stand da ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann, der nicht Andras war. Er starrte sie mit seinen braunen, echsenartigen Augen an, als wäre sie seine leckere Beute. Doch neben seinen animalischen Augen war ein Tattoo besonders auffällig, welches direkt in seinem Gesicht prangte. Es war eine tänzelnde Flamme, an der sich drakonische Runen schlängelten. Es sah wie ein meisterhaftes Kunstwerk aus, weil es sich so ideal an sein Gesicht anpasste! Der Mann schien schon etwas älter zu sein, denn es gab ein paar Fältchen, die seine maskuline Erscheinung reif aussehen ließ. Die gebräunte Haut verriet ihr hingegen, dass er oft an der frischen Luft arbeitete. Sein Haar war ebenfalls braun, jedoch kurz und unregelmäßig geschnitten, als habe er es selbst getan oder als habe jemand ein Messer dafür verwendet. Nur ein paar Strähnen waren länger, welche mit Perlen und Federn verziert worden waren. Gerade die Federn fand Billiana faszinierend. Sie waren kunterbunt und die Farben verschwammen künstlerisch ineinander. Es erinnerte sie an die zahlreichen Felsen und Steine, die sie hier gefunden hatten! Auch die Perlen wiesen ähnliche Merkmale auf. So gar nicht wollte die edle Rüstung zu dem Gesamtbild des Mannes passen. Bei solch einem Auftreten rechnete sie eher mit Leder und Stoffen, doch er trug stattdessen eine schwere Plattenrüstung, die wahnsinnig teuer aussah. Gerade, weil einige Stellen den vertrauten, bläulichen Schimmer aufwiesen, der von Mithril sprach. An einigen Stellen waren sogar Kristalle eingelesen worden, welche mit den Schnörkeln des Metalls verschmolzen. Alle Rüstungen, die die Elfe jemals zuvor gesehen hatte, erschienen nun vollkommen billig und langweilig! „Ihr solltet eigentlich nicht hier herumstöbern.“, sagte der Mann mit einer unglaublich tiefen Stimme, welche aus der Kehle zu stammen schien. Sie wurde nämlich mit einem schnurrenden Beigeschmack begleitet, welcher bei ihr für eine regelrechte Gänsehaut sorgte! „Ich-... Ähm-... Was?“, stammelte die Blondine vollkommen verwirrt. Ihre Verwirrung schien auch den Mann zu irritieren. Er musterte sie nochmals genauer, als suchte er nach irgendwas Vertrautem, konnte es aber offenbar nur begrenzt darin finden. Allmählich glaubte sie, dass sie Halluzinationen hatte, weil sie vielleicht irgendwas in den Mund genommen hatte und sich nicht mehr daran erinnerte! „Aus welchem Dorf stammt Ihr?“, wollte der Brünette nachdrücklich wissen. „Wie...? Wieso Dorf?“, hinterfragte Billie und rang um Fassung. „Ich komme aus keinem Dorf.“ Endlich schaffte sie es, sich wieder zu erheben, damit sie vielleicht noch etwas ihrer Ehre wahren konnte. Bisher hatte sie sich durch die Überraschung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vor ihm fühlte sie sich jedoch wie die Tochter eines Bauers! Ihr leicht speckiger Bauch passte nicht in die dreckige, leicht zerrissene Kleidung und gab ihr eine unschöne Körperform, die sie gerne verstecken wollte. Ihr Haar musste vollkommen zerzaust sein. Von ihrem Gesicht wollte die Blondine gar nicht erst anfangen, denn das musste blutverschmiert sein, während sich Schmutz und Dreck dazu gesellt hatten... Nichts an ihr hatte die Anmut, die der Mann gerade präsentierte. „Woher stammt Ihr denn dann?“, wollte er wissen. „Ihr wühlt hier im Dreck herum, also müsst Ihr ja irgendwoher gekommen sein.“ „Von der Oberwelt komme ich.“, antwortete sie schließlich. „Oder eher ursprünglich aus der Unterwelt... Wir sind zufällig hier gelandet.“ „Ihr... Ihr kommt aus einer anderen Welt?!“, hinterfragte der Mann entsetzt. „Ihr verspottet mich doch nicht?“ „Nein... Warum bei allen Welten sollte ich das tun?“ Seine echsenartigen Augen begannen sie nochmals von oben bis unten zu mustern. Er blieb jedoch an ihren honigfarbenen Locken hängen, welche schon bessere Zeiten gesehen hatten. Nun schien er zu finden, was er vorhin noch gesucht hatte und das ernste Gesicht bekam etwas weichere Züge. Er streckte die Hand nach ihrer aus. Die Berührung war äußerst sanft und wenn Billiana ehrlich war, hatte sie sich noch nie von einem Mann so respektvoll behandelt gefühlt, obwohl er sie ohne Erlaubnis berührte. Es war die Art, wie sanft er sie anfasste, während seine Augen vor Respekt nur so funkelten. „Ich muss Euch zur Hauptstadt bringen!“, sagte er ganz aufgeregt. „Shysie ist nicht allzu weit von hier, aber wir müssen noch etwas Zeit einplanen.“ „Mo... Moment! Halt!“, warf sie rasch ein. „Was? Ich verstehe nicht, was hier los ist.“ „Das wird unsere Königin Euch in aller Ausführlichkeit erklären.“, erwiderte er. „Wir erwarten Eure Ankunft schon wahnsinnig lange.“ „Aber wie? Ich wusste selbst nicht, dass ich mal hier landen würde. Ich weiß nicht mal, wo ich bin.“ „Verzeiht, ich bin so unhöflich... Das hier ist die Welt Yallad, die Heimat der Drachen.“, erklärte er schließlich immer noch aufgeregt. „Ich heiße Maza-Canku.“ Nun, wo er Yallad offiziell als die Heimat der Drachen bezeichnete, musterte sie ihn nochmals genauer. Im Lichteinfall der Sonne konnte sie immer wieder ein Schimmern ausmachen, welches sich in seinem Gesicht bis zum Hals ausbreitete, dann aber unter der Rüstung verschwand. Vermutlich würde sie darunter noch mehr davon finden, vielleicht sogar auf seinen behandschuhten Händen oder an den beschuhten Füßen. „Ihr... seid ein Drache?“, hinterfragte die Blondine überrascht. „Oh... Woran habt Ihr das erkannt?“, erkundigte sich Maza-Canku überrascht. „Eure Augen und die Schuppen... Schließlich noch der dezente Hinweis, dass dies die Heimat der Drachen sei.“ Er lachte auf und winkte schließlich ab: „Ja, Ihr habt wohl recht, dass es ziemlich offensichtlich ist. Eine menschliche Hülle zu gestalten, ist wirklich schwierig und leider ist es fast unmöglich, sie nahezu perfekt zu gestalten.“ „Das kann ich verstehen. Die Drachenform ist schließlich Eure eigentliche Gestalt...“ „Richtig, richtig.“, bestätigte er ihr. „Aber wir sollten nun keine weitere Zeit vertrödeln.“ „Versteht mich bitte nicht falsch...“, begann die Elfe vorsichtig. „Ich werde Euch gerne begleiten, jedoch reise ich nicht alleine. Meine Freunde müssen mitkommen und wir sind alle hungrig.“ „Natürlich!“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Ihr erwähnten bereits, dass Ihr gar nicht alleine seid... Und es hätte mir klar sein müssen, dass Ihr Hunger habt und nach Essen sucht. Wir sollten Eure Gefährten auflesen und dann zum nächsten Dorf aufbrechen. Dort könnt Ihr dann etwas essen und Euch auch gerne waschen, wenn Ihr wollt.“ „Das ist zu gütig...“, gestand sie, traute dem Ganzen jedoch nicht. „Vielen Dank.“ Es kann sein, dass ich etwas zu skeptisch und misstrauisch bin, doch das Ganze erscheint mir gerade zu einfach., sinnierte die Langhaarige. Ich will ja nicht jedem Lebewesen etwas Böses vorwerfen, aber es ist nach allem schwer, wirklich zu vertrauen. Trotzdem würde sie Maza-Canku folgen, wenn sie ihn auch die ganze Zeit im Auge behalten würde. Wenn er doch irgendwas vorhatte, dann würde sie es merken und entsprechend reagieren.   Argrim zog sofort seine Streitaxt. Er war offenbar unsicher, ob Billie nicht gerade zur Gefangenen eines riesigen Kerls geworden war. Seine feindselige Haltung ließ auch Maza-Canku steif werden und weckte vermutlich auch seine animalischen Instinkte. Es war keine gute Ausgangsposition! „Bitte verzeiht...“, flüsterte die Blondine. „Wir haben viel durchgemacht.“ Der Drache schien nicht besänftigt zu sein, sondern verengte die Augen, während seine Panzerhandschuhe an den Griff seines mächtigen Schwertes glitten. Wenn der Zwerg ihn angriff, dann würde es eine tödliche Erwiderung geben. „Argrim!“, rief Billiana rasch. „Bitte senke deine Waffe! Dieser Mann heißt Maza-Canku und er möchte uns in die Hauptstadt dieser Welt bringen.“ „Also begleitest du ihn freiwillig?“, erkundigte er sich skeptisch. „Er zwingt dich nicht, so etwas zu sagen?“ „Sonst hätte ich gewiss versteckte Hinweise in meiner Aussage versteckt, die nur du als solche erkennen würdest.“ Offenbar war er nun unsicher, ob nicht DAS eben dieser Hinweis gewesen sein sollte. Die ganze Angelegenheit entspannte sich auch nicht dadurch, dass Andras von der erfolglosen Jagd zurückkehrte und ebenfalls seinen Degen zog. Durch diesen offenkundig feindseligen Akt zog auch der Drache sein Langschwert. Billiana wusste nicht so recht, was sie nun am besten sagen sollte, damit sich die Situation wieder entspannte. Alle gingen direkt von dem schlimmsten Fall aus, was prinzipiell nicht dumm war, jedoch gerade nicht förderlich für ein erstes Treffen schien. Ihre Nachsicht hatte sie immerhin einiges gekostet, was nie mehr zurückkehren würde... „Beruhigt euch doch!“, warf Billie rasch ein. „Könnten bitte allemal ihre Waffen wegstecken!“ Ihr war gerade zum Weinen und zum Lachen zumute. So etwas war ihr noch nie passiert! Wenn sie Glück hatte, dann würde es auch nie wieder vorkommen. Jetzt musste sie aber alles irgendwie entspannt bekommen, damit es kein unnötiges Massaker gab. Argrim war der erste, der vorsichtig seine große Streitaxt sinken ließ. Er vertraute der Elfe und wenn sie es so wollte, dann war es offenbar in Ordnung. Nachdem der Zwerg sich als der klügere herausgestellt hatte, gab auch der Nekromant nach und ließ seine Klinge wieder sinken. Maza-Canku brauchte einen Moment, damit er selbst sein Schwert wieder in die Scheide stecken konnte. Er war offenkundig dafür ausgebildet, bei solchen Zusammentreffen einen kühlen Kopf zu bewahren und seine Umgebung ausreichend zu sondieren. Erst, wenn er absolut sicher war, dass keine Gefahr drohte, würde er seine Waffe wirklich aus der Hand legen. So wie jetzt... Aber wirklich sicher fühlte sich gerade keiner. Alle waren eiskalt erwischt worden und eigentlich wusste niemand, was hier eigentlich los war. Nicht mal Billiana selbst... Alles ging so wahnsinnig schnell und ohne Erklärungen.   Immer wieder warf Maza-Canku einen Blick über seine Schulter. Die braunen Augen musterten dann immer Argrim von oben bis unten, der dies mit Fassung zu nehmen versuchte. Gar nicht so einfach, wenn man im Dauerfokus eines Drachen stand! „Was habt Ihr?“, erkundigte sich Billie beiläufig. „Ihr starrt immer wieder Argrim an.“ „Ich dachte bloß, dass Zwerge ausgestorben seien...“, gestand er offen. „Er ist der erste seiner Art, den ich mit eigenen Augen sehen darf.“ „Auf der Oberwelt sind sie noch nicht ausgestorben, obwohl sie Probleme haben.“ „Was für Probleme?“ Diese Frage war ihr unbehaglich, da sie sie mit einem fremden Mann klären musste. Für einen Moment schwieg sie und ließ den Blick schweifen, doch die neugierigen Augen ruhten weiterhin auf ihr: „Die Fortpflanzung...“ „Oh...“, murmelte der Brünette traurig. „Das kennen wir auch. Bei uns klappt es damit auch nicht so gut, weshalb auch die Drachenlinie an einen kritischen Punkt angekommen ist.“ „Tatsächlich?“, hinterfragte die Blondine überrascht. „Wo ist das Problem?“ Nun fühlte sich Maza-Canku wohl unangenehm beschämt und wand sich etwas vor der Antwort. So, wie er aussah, hatte auch er es bisher nicht geschafft, für frischen Nachwuchs zu sorgen. Trotzdem sah er sie wieder an: „Unsere Weibchen können ziemlich... aggressiv sein. Wenn wir es nicht schaffen, ihnen stark genug zu imponieren, dass sie sich dem Akt unterwerfen, dann klappt es auch nicht.“ Billiana konnte nicht anders und musste etwas kichern. Das klang fast so, als mussten sie erst Welten verwüsten, ehe ein Drachenweibchen bereit war, sich begatten zu lassen! Ganz so schlimm war es vermutlich nicht, doch ernst genug, damit sie in diese Lage gekommen waren. Langsam sah sie den Drachen wieder an: „Was müsste man tun, damit ein Weibchen die Begattung zulässt?“ „Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die von Weibchen zu Weibchen variieren...“, gestand er verlegen. „Manche wollen in einem Wettkampf geschlagen werden. Zum Beispiel in einem Wettflug über die halbe Welt... Man muss es dann schaffen, sie zu fangen und zu Boden zu bekommen. Andere lieben Kunst in ihrer reinsten Vielfalt! Wenn man sie mit Musik, Bildern oder anderen Kunstwerken vollkommen verzücken kann, dann kann es auch sein, dass sie sich hinzugeben bereit ist. Jedoch ist das sehr selten, weil wir schon so gut wie alles erschaffen haben... Manche wollen einen richtigen Zweitkampf. Entweder in der menschlichen oder sogar der drakonischen Gestalt. Wenn das Männchen siegt, darf er sie beglücken, jedoch kommt auch das eher selten vor.“ „Wieso das? Sind Männchen nicht wesentlich größer und stärker?“ „An sich schon, jedoch haben wir instinktive Hemmungen ein Weibchen zu verletzen... Selbst dann, wenn es nur um einen Sieg geht, um sie zu erobern.“ „Das ist natürlich sehr schlecht.“, gab Billie zu. „Und Eure Weibchen sind offenbar sehr speziell, was ihre Wünsche anbelangt. Das tut mir leid...“ „Ihr könnt ja nichts dafür.“, sagte er nun wesentlich entspannter und warf nochmals einen Blick über die Schulter. Andras und Argrim unterhielten sich gerade und alberten etwas miteinander herum. Hier und da schubsten sie sich auch. Für die Echse musste das vollkommen albern aussehen, nachdem er eben noch von den Paarungsproblemen und einer aussterbenden Rasse gesprochen hatte. Dennoch sah er sie wieder gelassen an: „Ihr habt seltsame Freunde... Ist einer davon Euer... Männchen?“ Kurz erstarrte die Elfe, zwang sich aber, wieder weiterzugehen, damit es nicht allzu sehr auffiel. Ihre Wangen glühten ein bisschen, während ihre eisblauen Augen zur Seite stierten. Plötzlich schien die farbenprächtige Umgebung wieder hochinteressant zu sein! „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, wollte Maza-Canku irritiert wissen. „Nein... Nein.“, erwiderte die Blondine rasch. „Keiner von ihnen ist mein... Männchen. Ich habe keinen Partner.“ Plötzlich lächelte der hochgewachsene Mann, der sie zielstrebig durch Yallad führen konnte. In der Ferne waren schon Umrisse eines Dorfes auszumachen und im Himmel waren Silhouetten von Drachen zu erkennen. Manche flogen sehr hoch, andere setzten gerade zur Landung an und wollten wohl zurückkehren. Sie würden also nicht mehr lange brauchen, dann hatten sie endlich etwas Zivilisation erreicht. Dort gäbe es für sie auch etwas zu Essen und die Möglichkeit, sich den Schmutz abzuwaschen, der seit Wochen an ihnen zu haften schien. Auch wenn es wahrscheinlich nur Eimer mit Wasser waren, war es immer noch besser als nichts. „Ihr seid also noch zu erobern?“, fragte Maza-Canku plötzlich. „Ihr seid nämlich wirklich wunderschön.“ „Ähm... Ja... Danke...?“, erwiderte Billiana vollkommen perplex. Offenbar versuchte sich der Drache ihr anzunähern, auf eine eher ungeschickte Weise. Er aber lächelte ganz zufrieden und schien über diese Entwicklung mehr als glücklich zu sein. Das machte ihr zumindest bewusst, wie groß der Mangel an Frauen sein musste! Immerhin warf er sich eine fremde Dame heran, die nicht mal ein Drache war.   Im Dorf wurden sie offenbar schon erwartet. Die fliegenden Drachen hatten ihr Kommen sicherlich angekündet, nachdem sie die Gruppe erspäht hatten. Trotzdem stierten alle Frauen, Männer und Kinder sie an, als trafen sie ohne Vorwarnung ein. Das Gegenteil bewies eine schwarzhaarige Frau, die ihnen gezielt entgegenkam. Ihre Haare gingen ihr etwa bis zu den Ohren, aber es gab zwei längere Zöpfe, welche ihr bis zu den üppigen Brüsten gingen. Sie waren mit goldenem Schmuck und etwas weißen Leinen streng verbunden. Auch in ihrer Haarpracht gab es Perlen und bunte Federn, die sich mit kleineren Zöpfchen verbanden. Genauso wie Maza-Canku zeigte auch sie eine deutliche Bräunung, weil sie wohl so viel an der Sonne war. Ihr Körper wurde hierbei nur von etwas Goldschmuck, welcher mit Kristallen verziert worden war und wenigen weißen Stoffen bedeckt, weshalb auch die glänzenden Schuppen gut auszumachen waren. Links in ihrem Gesicht, am rechten Oberarm und auch an den strammen Beinen besaß sie Schuppen. Doch viel auffälliger war der kräftige Hinterschwanz! Er entsprang offenbar direkt ihrer Wirbelsäule. Eindeutig ein Drachenschwanz. Ihre Augen waren golden und hatten die gleiche echsenartige Erscheinung wie auch bei ihrem Finder. Sie wies außerdem eine ähnliche Tätowierung auf, die bei ihr vom rechten Gesicht bis zur rechten Hand reichte. Überall mit den drakonischen Runen verziert. Alles in allem eine wirklich schöne und aufregende Frau! „Warum bringst du uns Fremdlinge mit, Maza-Canku?“, hinterfragte die schöne Frau. „Sie sehen ziemlich zerlumpt aus. Was ist denn passiert?“ „Es sind Besucher einer anderen Welt, Chu’mana, und sie erbitten unsere Hilfe.“, erwiderte er gelassen. „Ich möchte sie zur Königin bringen, doch sie müssen vorher etwas Essen und sich waschen.“ „Willst du damit sagen, dass du vermutest, dass die Prophezeiungen von ihnen gesprochen haben?“ „Ja, das will ich in der Tat.“ Sofort klatschte die Frau in die Hände und einige der Dorfbewohner eilten zu ihr. Sie flüsterte ihnen Dinge zu oder rief lautstark Befehle zu anderen, jedoch auf Drakonisch. Es überraschte Billiana eh, dass sie der Volkssprache der Oberwelt konnten... „Chu’mana ist hier das Oberhaupt...“, erklärte Maza-Canku ihnen beiläufig. „Sie kümmert sich um die weiten Landstriche hier. Außerdem ist sie die erste Front des Königreiches, falls uns jemand anzugreifen versucht. Ihre Dörfer versorgen zudem das Schloss und die Hauptstadt. Zumindest hauptsächlich...“ „Klingt, als wäre sie ziemlich wichtig.“, merkte Andras überflüssigerweise an. „Ja, das ist sie in der Tat! Wenn unsere Königin mal abdankt, kann es gut sein, dass sie vorläufig ihren Thron übernimmt.“ „Geht das so einfach?“, erkundigte sich Billie. „Ich dachte, dass der Thron durch ein Erbe übertragen wird, das nichts mit Blut zu tun hat.“ Dieses Wissen schien den Dunkelhaarigen zu überraschen, der sie mit hochgezogenen Augenbrauen anblickte: „Das ist korrekt. Allerdings muss während des Überganges ja dennoch eine Führung vorhanden sein, damit nicht alles in die Brüche geht. Ohne einen Herrscher würden die Drachen durchdrehen... Aber woher wisst Ihr, dass ein genetisches Erbe notwendig ist, um dauerhaft zu herrschen?“ „Das hat mir ein Freund erzählt.“, gestand sie ehrlich. „Er meinte, dass es immer eine Person ist, die zuvor niemals ein Drache war und erst als solcher erwacht, wenn sie als König oder Königin gebraucht wird. Sie seien stets blond und wissen selbst erst, was sie sind, wenn es soweit ist.“ „Auch das ist durchaus korrekt.“, bestätigte der Drache stolz. „Es ist ein Schutzmechanismus, der uns irgendwann einmal eingefallen ist, um unsere Blutslinie zu schützen und vor dem Aussterben zu bewahren.“ „Schutzmechanismus? Die Drachen selbst haben dafür gesorgt, dass es so kommt?“ „Oh ja, allerdings! So etwas kommt von der Natur aus nicht wirklich vor...“, gestand Maza-Canku. „Jene von uns, die der menschlichen Gestalt am nächsten kommen und deshalb kaum als Drache aufgedeckt werden konnten, haben wir mit einem Zauber belegt und ausgesandt. Sie haben sich auf verschiedenen Welten mit verschiedenen Völkern vereinigt und so die Blutlinie der Drachen in ihnen verstreut. Der Zauber sorgte dafür, dass das Gen nicht durchbrechen kann, außer sie sind auserwählt zu herrschen... Zugegeben: Wir können uns nicht erklären, warum alle Herrscher blond sind und es war auch nicht geplant, dass auf jeder Welt ein neues Nest mit einer neuen königlichen Blutslinie entsteht, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Immerhin kann unsere Blutslinie so nicht ausgelöscht werden und kein drakonisches Reich bleibt ohne Führung.“ „Das klingt aber nach einem massiven Eingriff in die Natur...“, gestand die Elfe nicht unbedingt begeistert. „Das hätte auch gewaltig schiefgehen können.“ „Ja, das stimmt natürlich, jedoch waren wir nicht nur einmal vom Aussterben bedroht durch Verfolgung. Wir mussten aus den Konsequenzen lernen und Ergebnisse für die Zukunft erzielen. Auch wenn es für Euch falsch klingt...“ „Nein, nein...“, winkte sie besänftigend ab. „Ich finde es nicht so falsch, wie es vielleicht rüberkam. Ihr habt eben alles getan, um zu überleben und das bewundere ich sehr. Ich fürchte nur, dass es Konsequenzen mit sich bringen wird, die nun nicht absehbar sind...“ „Ja, die Konsequenzen sind schon ausgebrochen.“, gestand Maza-Canku, während einige Dorfbewohner auf sie zukamen. Mit Seilen, in denen sich im gleichen Abstand Knötchen befanden, maßen sie ihre Größen, Breiten und Längen. Sie hatten wohl vor, ihnen direkt frische Kleidung auf den Weg zu geben. Verständlich, wenn Maza-Canku sie wirklich ihrer Königin vorführen wollte! „Was denn für Konsequenzen?“, erkundigte sie sich und hob die Arme, damit die Leutchen die Maße nehmen konnten. „Wie ich bereits erwähnte, haben wir durch unseren Eingriff verursacht, dass auf anderen Welten ebenfalls Drachen-Horte entstanden sind. Einige sind gigantische Königreiche geworden, andere kämpfen permanent um ihr Überleben...“, berichtete er und beobachtete genau die Arbeiten der Bewohner. „Dadurch fällt die königliche Blutlinie in jeder Welt relativ dünn aus... Sobald ein Herrscher abdankt, kann es manchmal Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, bis endlich ein neuer König oder eine neue Königin erwacht! Solange müssen die jeweiligen drakonischen Reiche ohne einen offiziellen Anführer auskommen, was sehr schwierig ist. Wir Drachen sind sehr temperamentvoll und beugen uns gar nicht gerne Befehlen... Ohne das königliche Gen kann uns jedoch auch niemand dazu zwingen zu folgen. Das verursacht immer wieder Konflikte.“ „Wieso ernennt der jeweilige Herrscher nicht noch während seiner Herrschaft einen direkten Nachfolger, der solange übernehmen soll, bis der nächste Erbe erwacht? Dabei kann er oder sie ja auch festlegen, dass nur dessen Familie bis dahin gebieten soll.“ „Das könnte natürlich funktionieren, jedoch könnte auch ein ernannter Nachfolger nicht die Kraft aufbringen, widerspenstige Drachen zu bändigen.“, erklärte Maza-Canku gefasst. „Wir wissen nicht, wie genau das funktioniert, aber niemand kann sich dem Willen eines wahren Herrschers widersetzen. Weder Männchen noch Weibchen.“ „Ja, das ist in der Tat ein Problem...“ „Kommt bitte mit.“, sagte eine der Bewohnerinnen. Sie hatte ebenfalls schwarzes Haar, welches mit Perlen und Federn geschmückt worden war. Nur trug sie offenbar kein Tattoo. Sie konnte auch kein Mithril an der Dame ausmachen, die offenbar sehr eifrig ihren Befehlen folgte. Billiana hatte nicht vor, den Bewohnern Ärger zu machen, also begleitete sie die Frau ohne Widerworte. Jene Dinge, die sie gerade erfahren hatte, würden jedoch ganz gewiss in ihrem Verstand verankert bleiben.   Bei der Reinigung nahmen es die zahlreichen Frauen wirklich sehr genau! Es gab drei Wannen, die mit heißem Wasser aufgestellt worden waren. In der ersten Wanne versuchten sie den groben Dreck von ihr zu rubbeln. Die Elfe musste entsetzt feststellen, dass sich die Flüssigkeit darin in einem hässlichen, tiefen Braun verfärbte... Kurz darauf steckte man sie in die zweite Wanne, in der sie mit Seife und Schwämmen versuchten, die unangenehmen Gerüche zu vertreiben und die restlichen Bestände des hartnäckigen Schmutzes. Auch hier verfärbte sich das Wasser immer noch bedenklich und erinnerte sie daran, wie lange sie schon reisten und wie selten sie mal zur Ruhe gekommen waren. Höchstens mal eine Waschung in einem Wasserfall, nicht mehr. Das wirkte sich massiv aus. In der letzten Wanne befand sich ein Duftwasser. Den Geruch konnte die Blondine nicht einordnen und vermutete deshalb, dass es sich aus Blüten und Früchten dieser Welt zusammensetzte. Jedenfalls war es ein angenehmer Duft, der sich auf ihrer Haut ausbreitete! Auch in ihren Haaren fächerte sich dieser Geruch aus und gab ihr ein rundum gutes Gefühl. Als sie aus der Wanne stieg, war sie sauberer denn je. Da haftete nirgendwo mehr Blut, Erde oder andere Verunreinigungen und ihre Haare glänzten nicht nur von der Feuchtigkeit. Jene, die sie abtrockneten, brachten dabei immer wieder zum Ausdruck, was sie für eine schöne Frau war. Billiana fühlte sich dennoch unwohl... Es waren zwar nur Frauen, dennoch sahen sie ihren leicht speckigen Bauch. Vermutlich würden sie sich später darüber amüsieren! Es war ein wirklich demütigender Gedanke, der ihr so gar nicht zusagte... Trotzdem ließ sie all das über sich ergehen und nahm es mit Fassung. Im Anschluss halfen die Damen ihr in eine enge, braune Lederhose, die wirklich schön glänzte. Sie saß sogar beinahe perfekt, wenn sie hier und da auch mal etwas zu eng war und manches Mal zu locker. Die passenden Lederstiefel waren hier und da sogar mit Mithril beschlagen, die nicht nur eine verzierende Funktion hatten. Dann half man der Elfe in eine enge Bluse, die einen außergewöhnlichen Schnitt hatte. Sie war körperbetont, weshalb man ihren Babyspeck erahnen konnte, aber ebenfalls brachte es ihre üppige Oberweite zur Geltung. Der relativ dunkle, braune Stoff ging ihr bis zum Steiß, was nicht weiter ungewöhnlich war, aber die schwarzen Spitzen am Ende waren es schon. So fein verarbeitet! Ein richtiger Traum... Der Ausschnitt endete an sich über ihrer Brust, jedoch verlief ein leicht durchscheinender mit schwarzen Stoffstreifen versetzter Stoff bis hinauf zu einem Halsband, an dem eine Brosche prangte. Von dieser Brosche fiel ein Spitzenjabot ab, welcher dieselbe Farbe trug, wie die Bluse selbst und den Ausschnitt etwas entschärfte. Direkt unterhalb ihres sowieso üppigen Busens kam ein Harness. Man hatte das Leder in schwarz gefärbt und mit einigen Metallen schnörkelhaft verziert. Das wirkte sehr edel, obwohl es ihrer Figur einen aufreizenden Aspekt verlieh, der jedem ins Gesicht schlagen würde. Zwei Laschen links und rechts verliefen über ihren Schultern, um das Gerüst an der Stelle zu halten. Es sah etwas aus, wie verkehrt angelegte Gürtel... Als wollte man nicht, dass sie zu wenig zurechtgemacht zu der Königin ging, bekam die Elfe auch noch einen Armschmuck. Der war mit Spitzen um ihr Gelenk befestigt, in dessen Mitte sich eine metallene Verankerung befand, in der sie eine dieser schönen Blüten befestigt hatten. Davon ausgehenden gab es ein mit Perlen besetztes Kettchen, welches sich mit einem Ring verband, auf der eine kleinere, leicht erblühte Knospe befestigt worden war. Solch ein filigranes, aber detailliertes Schmuckstück hatte sie noch nie gesehen! Mit den Haaren gaben sich die Frauen genauso viel Mühe. Langsam kam sich die Blondine so vor, als würde sie die Anstrengungen dieses Volkes vollkommen für sich ausnutzen oder sogar missbrauchen! Natürlich machten sie das alles freiwillig oder zumindest, weil ihr Oberhaupt es befohlen hatte, dennoch fühlte es sich seltsam an. Sie flochten ihr zahlreiche, feine und sehr saubere Zöpfchen, die mit Perlen und Federn verziert wurden. Dabei versuchten sie aber nicht die honigfarbenen Locken allzu sehr zu bändigen, sondern sie viel mehr in Szene zu setzen, damit sie wie eine Prinzessin wirkte. Eigentlich fehlte nur noch ein Diadem! Das ist einfach viel zu viel... Wie soll ich das denn jemals wiedergutmachen?, sinnierte Billie, während man ihr mit etwas Kohle die Augen ränderte. Im Spiegel entdeckte sie plötzlich eine vollkommen neue Person, die elegant und anmutig sein konnte. Nahezu majestätisch! Immer wieder drehte die Elfe ihren Kopf, damit sie jeden Winkel mindestens einmal begutachten und bestaunen konnte. In der Zeit kam eine weitere Bewohnerin und steckte ihr ein paar kleine und eine große farbenprächtige Blüte in die Haare, um das Bild abzurunden. „Wir sind fertig, Mylady.“, sagte schließlich eine andere. „Viel Erfolg bei der Königin.“ „Danke sehr.“, erwiderte die Blondine erstaunlich gefasst. „Ihr habt wirklich fantastische Arbeit geleistet.“ Gerade die jungen Mädchen strahlten nun von einem zum anderen Ohr. Es kam sicherlich nicht so oft vor, dass sie derartig gelobt worden! Meistens nahm sich die gehobene Gesellschaft alles, was sie kriegen konnten und sahen es als selbstverständlich an. Doch genauso wollte sie niemals werden... Sie wollte selbst Kleinigkeiten noch als besonders ansehen und entsprechend dankbar sein!   Als sie das große Zelt verließ, waren auch die Männer fertig. Sie hatte man in Rüstungen gesteckt, wobei man bei Argrim sehen konnte, dass sie diese hatten einkürzen und anpassen müssen. Seine Maße hatten sich sicherlich als wahre Herausforderung herausgestellt! Aber sie hatten sie ausgezeichnet gemeistert. Beide waren wertvoll ausgestattet worden, das sah die Elfe sofort. Mithril war in jede Rüstung eingelesen, um zu verzieren, aber auch um zu stärken. Die Magie in dem Metall schien zu pulsieren und ihre neuen Ritter in ein warmes Licht zu hüllen. Andras hatte man das lange, schwarze Haar zusammengebunden. Trotzdem war es auch ein wenig gekürzt worden, um es am ständigen Wuchs zu hindern. Sicherlich hatte er selbst mehr nicht gestattet. Ansonsten hatte sich an ihm nur der Grad der Verschmutzung geändert. Von extrem dreckig zu super sauber! Auch der Zwerg erglänzte in neuer Sauberkeit, hatte sich aber weder den Bart stutzen lassen noch die Haare kürzen. Für Zwerge war die Haarpracht entscheidend, um Rang, Alter und Erfahrungen zu präsentieren! Es grenzte an einen Frevel, diese abzuschneiden. Aber er hatte die Damen offenbar neue Zöpfchen flechten lassen, was ihm neuen Anmut verlieh neben der wunderschönen Rüstung. Die Augen der Männer fielen jedoch sofort auf die Blondine und weiteten sich des Erstaunens wegen. Offenbar hatten sie mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem Anblick, den sie ihnen nun bot. „Was ist los?“, erkundigte sich Billiana und schürzte die vollen, roten Lippen. „Habt ihr noch nie ein Mädchen gesehen? Dann wird es aber Zeit.“ „Du siehst... umwerfend aus!“, offenbarte Argrim fasziniert. „Kein Wunder, dass sie bei dir solange gebraucht haben.“ „Wie lange habt ihr denn schon gewartet?“ „Vermutlich eine Stunde...“, überlegte Andras. „Aber es fühlte sich wie fünf an. Ich dachte schon, dass sie an uns lange gebraucht und viel gemacht hätten, aber du siehst aus, als wärst du eine andere Elfe geworden.“ „Also sah ich vorher scheiße aus?“, erkundigte sie sich frei heraus. „Na, vielen Dank.“ „Natürlich nicht!“, warf der Zwerg sofort ein und rammte seinen Ellenbogen in die Seite des Nekromanten. „Was er meinte, ist, dass sie einfach unglaubliche Ergebnisse erzielt haben. Aber wenn die Basis nicht schon so schön gewesen wäre, dann hätten sie nicht solch ein Meisterwerk schaffen können.“ Sofort peitschte dem Axtschwinger die Röte ins Gesicht, als sowohl Andras als auch Billiana ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen. Es war ihm im Eifer irgendwie herausgerutscht! Natürlich wusste er sehr genau, wie es geklungen haben musste, weshalb er sich am liebsten in einem sehr tiefen Loch verkriechen würde. „Und was sagst du, Billie?“, hinterfragte der Schwarzhaarige grinsend. „Ja.“, sagte sie keck. „Ja, ich will.“ „Ich hasse euch!“, donnerte der Zwerg und drehte sich mit klirrender Rüstung um. „Wir sollten aufbrechen, ihr Scherzkekse!“ Die Elfe warf Andras einen vielsagenden Blick zu, ehe sie beide lautstark lachten. Trotzdem folgten sie Argrim natürlich. Die Zeit saß ihnen im Nacken, weshalb sie wohl die Neckereien auf später verschieben mussten. Dennoch hatten sie diese Heiterkeit nach all dem Unglück wirklich gebraucht, um wieder neue Kraft für den weiteren Weg zu erlangen. Maza-Canku wartete bereits auf die Gruppe, war aber offenbar genauso erstaunt und fasziniert vom Anblick der schönen Elfe wie die beiden Männer. Eine Weile starrte er sie nur mit offenem Mund an und wusste wohl nicht, was er sagen sollte. Billiana genoss die neue Aufmerksamkeit zunehmend. Etwas erhabener hob sie den Kopf und sah ihm einfach direkt in die echsenartigen Augen. Er bemerkte das und senkte schamvoller seinen Blick, als habe er etwas getan, was mit dem Tode bestraft wurde. „Das Wort, was Ihr sucht, heißt >wunderschön<.“, sagte die Blondine spöttisch. „Was...? Äh... Natürlich...“, stammelte der Drache verwirrt. „Ihr seht... wunderschön aus... Wirklich atemberaubend!“ „Erstaunlich, dass Ihr wirklich das Wort nehmt, das ich Euch praktisch in den Mund gelegt habe.“ „Nun verwirr‘ den Armen doch nicht.“, warf Andras ein. „Du siehst doch, dass er auch bloß ein Mann ist. Du bringst ihn ganz durcheinander.“ „Am Ende weiß er nicht mehr den Weg.“, ermahnte Argrim sie und war froh, dass er nun nicht mehr im Visier der Schikane stand. „Geh‘ es sachte an. Zumindest bis wir da sind.“ „Vergebung.“, lenkte sie amüsiert ein. „Ich werde meinen Tatendrang zügeln.“ Maza-Canku wusste offenbar nicht, was er sagen sollte! Immer wieder öffnete sich sein Mund, nur damit er diesen im Anschluss wieder schließen konnte. Er wirkte ein bisschen wie ein gestrandeter Fisch, der hilflos seinen nahenden Tod abwenden wollte. Unbeholfen und vollkommen hoffnungslos verloren. Dennoch fing er sich und winkte die Gruppe schließlich mit sich. Man hatte ihm offenbar ein paar andere Drachen als Eskorte bereitgestellt. Sie waren in edlen Rüstungen gekleidet, hatten größtenteils schwarze, aber immer dunkle Haare und einen gebräunten Haut-Teint. Federn, Perlen und andere Schmuckstücke waren auch bei ihnen zahlreich anzufinden. Es war wohl ein Teil der Kultur. Allerdings war sie besonders fasziniert von ihren eindrucksvollen Waffen. Größtenteils handelte es sich um Speere, aber auch Naginata in kunstvoller Ausarbeitung und einige ebenso schöne Kampfstäbe waren darunter. Oft befanden sich schöne Muster von Drachenschuppen oder sogar ganzen Drachen auf den Klingen. Hier verstanden sie wirklich etwas von Schmiedekunst. Zwei von der Eskorte waren aber auch noch mit Fernkampfwaffen ausgestattet. Der eine mit einem Langbogen und der andere mit zwei Armbrüsten. Auch die Pfeile und Bolzen waren kunstvoll gefertigt ohne an Tödlichkeit einzubüßen. „Erwarten wir Widersacher?“, erkundigte sich Billie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nein, nein...“, winkte Maza-Canku ab. „Aber das ist hier so üblich.“ „Geht für euch von uns eine Gefahr aus?“, hinterfragte Andras. „Sollen die auf uns aufpassen?“ „Auf keinen Fall!“, warf der Drache empört ein. „Was seid ihr bloß so negativ eingestellt? Wir wollen nur sichergehen, dass ihr sicher bei der Königin ankommt.“ Sie sahen einander schweigend an. Die Truppe hatte so viel erlebt, dass sie einfach nicht mehr blind vertrauen konnte. Es kam ihnen beinahe unhöflich vor, trotzdem konnten sie auch jetzt nicht glauben, dass man nur für ihre Sicherheit sorgen wollte. „Verzeiht...“, wandte die Elfe deshalb vorsichtig ein. „Aber warum? Ihr kennt uns doch gar nicht. Wir könnten auch Verrückte sein, die im Wahn Sachen erfinden.“ „Ihr kommt mir weder verrückt noch im Wahn vor, wenn ich ehrlich sein soll.“ „Also ich bin definitiv verrückt!“, widersprach der Nekromant amüsiert. „Und er ist auch eine Spur wahnsinnig.“, ergänzte der Zwerg kichernd. Maza-Canku war verwirrt, das konnte Billiana sehen. Diese Art von Humor verstand er offenbar nicht und überlegte wohl, ob das nicht sogar der Ernst dieser kleinen Truppe war! Wenn sie nicht aufpassten, dann warf man sie doch noch in eine Grube, um das Volk der Drachen zu schützen. „Wir danken Euch jedenfalls...“, sagte die Elfe deshalb sanft. „Ihr seid sehr gütig.“ „Natürlich! Sehr gerne.“, erwiderte er wieder heiter. „Unsere Königin wird schon genauer aufklären, was hier los ist. Keine Sorge.“ Damit war diese Unterhaltung wohl vorerst beendet und sie mussten die Fürsorge einfach hinnehmen. Nicht so einfach, doch zumindest mussten sie nicht mehr blind reisen. Nun hatten sie vorerst ein Ziel, auch wenn es vielleicht nur neue Fragen aufwarf.   Die gigantische Hauptstadt war bereits in der Ferne am Horizont zu erkennen. Zahlreiche Drachen kreisten um die hohen Türme oder flogen einfach ihre Runden in der Nähe. Es sah aus, wie auf einem wunderschönen Gemälde! Für Billiana wie der Anblick in einem Traum. Noch etwas Struktur von Pinselstrichen oder Leinwand, dann wäre es wirklich genauso wie in einer Galerie zu sein... Auch die Farbenpracht dieser Welt steuerte viel zu diesem idyllischen Anblick bei. Auf ihrer Reise hatten sie noch viele wunderschöne Blüten entdeckt, aber auch einige gesunde Bäume und Büsche. Maza-Canku hatte ihnen sogar grob erklärt, welche Beeren, Tiere und Früchte überhaupt essbar waren. Zahlreiche der Pflanzen jedoch waren tatsächlich giftig! Es gab nur wenige Kräuter ohne toxische Wirkung, die man wirklich genießen konnte. Leider waren auch Pilze hier rar. Einige wuchsen wohl in den tieferen Wäldern, die etwas abseits dieses Reiches gediehen, jedoch waren auch diese größtenteils toxisch. Die wenigen, die davon wirklich ein Genuss waren, wurden auf den Märkten als Delikatesse gehandhabt und kosteten wohl den halben Wochenlohn eines normalen Arbeiters! „Wart Ihr schon öfters in so großen Ortschaften, Lady Billie?“, erkundigte sich Maza-Canku neugierig. „Billie reicht vollkommen aus... Ihr braucht mich nicht mit Lady ansprechen. Ich denke auch nicht, dass ich wirklich eine bin...“, warf sie ein und richtete den Blick wieder vorwärts. „Ja, ich war schon in ein paar großen Städten, doch bisher war keine so eindrucksvoll. Liegt sicherlich an den fliegenden Drachen!“ Darüber lachte der dunkelhaarige Mann heiter. Er war an den Anblick seiner fliegenden Artgenossen natürlich gewohnt, aber er verstand wohl, dass es bei ihnen ein wirklich seltener Anblick war. Auch die Farbenpracht ihrer Welt hatte Billiana schon mehrmals als einzigartig und faszinierend bezeichnet, was ihm ein Bild davonmachte, wie sie eigentlich lebten und wie ihre Welt aussehen mochte. Während ihm die Ober- und Unterwelt trostlos und trist vorkam, war das für die Reisenden ein normales Umfeld. Das hier grenzte eher an ein Bild oder eine Reizüberflutung, entsprach aber keineswegs dem Standard. Keiner von ihnen würde wohl die eigene Heimat gegen die andere eintauschen, wenn es gehen würde. „Was ist mit den Drachen Eurer Welt geschehen?“, erkundigte sich Maza-Canku. „Habt Ihr wirklich noch nie welche am Horizont erblickt?“ „Auf der Oberwelt wurden sie beinahe vollständig ausgelöscht. Soweit ich weiß, haben sie aber einen relativ großen Bergfried im Norden. Dort bilden sie wohl noch Magiebegabte und Drachen aus, halten sich aber eher versteckt und zurück.“, erklärte die Elfe sachlich. „In der Unterwelt gibt es höchstens noch zehn oder fünfzehn Drachen. Alle in Gefangenschaft. Mein Vater selbst beherbergt etwa vier Stück in seinen Kerkern. Sie werden gezwungen in der drakonischen Gestalt zu leben und werden wie Nutztiere behandelt. Sie dienen als Reittiere in Kriegen oder als Belagerungswaffen.“ „Das ist ja furchtbar!“ „So geht es auch den Drachen dieser beiden Welten... Sie wurden als Monster gejagt und zahlen bis heute den Preis für ihre Natur. An sich haben sie niemals jemanden etwas getan.“ „Kann man sie nicht befreien?“, erkundigte sich die Echse aufgewühlt. „Warum holt Ihr nicht die Drachen aus den Zellen Eures Vaters?“ „Ich habe das tatsächlich mal versucht, aber sie wollten es einfach nicht.“, gestand die Blondine traurig. „Sie waren so sehr an ihre Gefangenschaft gewöhnt, dass ihnen Freiheit falsch und erschreckend erschien. Inzwischen müsste man sie weder anketten noch einsperren... Sie würden nicht davonlaufen. Sie sind zu ihren eigenen Wärtern geworden.“ „Wie bedauerlich... Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass so etwas passieren kann.“ „Leider ist es relativ einfach den Willen eines Lebewesens zu brechen und ihn zu einer Marionette zu machen.“ Das haben wir durch Zodiak nun auch schon mehrmals in Erfahrung bringen müssen., dachte Billie verbittert. Irgendwie schien jeder sein eigener Wärter zu sein, um gewisse Vorschriften der Gesellschaft nicht zu brechen. Eigene Vorlieben, Fantasien und Träume wurden vollkommen verdrängt und in eine dunkle Kiste verbannt, damit sie niemals herauskamen. Gerade diese Geheimnisse waren es aber, die Zodiak herauskramte und gegen seine Opfer einsetzte. Ihre Gedanken schweiften wie von selbst zu Cazie. Sie hatte Geheimnisse in sich getragen, die Zodiak eiskalt eingesetzt hatte. Alte Wunden waren aufgerissen wurden und frühere Träume gegen sie verwendet... Dinge, die sie selbst vielleicht vergessen hatte, waren mit einem Schlag wieder wichtig geworden. Wäre Billiana alleine gewesen, als sie sich der Beeinflussung von Zodiak stellen musste, dann wäre das Endergebnis sicherlich dasselbe gewesen! Sie wäre zu einer Marionette geworden, um alten Träumen zu folgen, die sie längst aufgegeben hatte. Glücklich geworden wäre sie dadurch aber nicht. Nicht umsonst hatte sie ihre Sehnsucht zu Sataniel zu Grabe getragen! „Ihr seid in Gedanken.“, sagte Maza-Canku sanft. „Was ist es, was Euch bedrückt?“ „Ich befürchte, dass die Kreatur, die uns hierher gejagt hat, nicht aufgeben wird.“, offenbarte sie. „Er wird versuchen, einen Weg nach Yallad zu finden, damit er auch hier alles ins Chaos stürzen kann. Vielleicht wird ihm das sogar gelingen...“ „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet.“, versicherte der Drache wacker. „Sollte jemand oder etwas versuchen, uns stürzen zu wollen, dann werden wir uns dagegen zu behaupten wissen.“ „Das haben auch die Welten geglaubt, die er einfach so gestürzt hat. Als sei es für ihn nur ein Spiel... Keine Armee ist dem gewachsen. Er spielt mit sehr, sehr schmutzigen Tricks.“ „Was hat er Euch angetan?“, erkundigte er sich besorgt. „Ihr wirkt sehr verstört, wenn Ihr davon sprecht.“ „Er hat mir die Wahrheit gezeigt. Die Wahrheit darüber, dass niemand unantastbar ist...“ „Ihr sprecht von der Dunkelheit, die in jedem Herz lauert?“ „Ja, so ist es. Er kann diese herauslocken und das Schlechteste aus einem hervorholen. Am Ende ist man nicht mehr Herr seiner Sinne... Freunde werden plötzlich zu Feinden.“ Für einen Moment verebbte die Unterhaltung zwischen ihnen, während Maza-Canku offenbar über die neuen Informationen nachdachte. Es gab sicherlich auch hier Texte über die alte Bedrohung durch Zodiak. Eine Welle der Zerstörung konnte unmöglich nur eine einzige Welt berühren, sondern musste schon damals weltenübergreifend stattgefunden haben. Nur nahm es stets an der Oberwelt seinen Anfang... Billiana war sich nicht sicher, ob die Drachen sich gegen ihre Freunde stellen konnten, wenn es darauf ankam. Auf der Oberwelt waren sie stets nur Gelehrte gewesen, welche die Waffengewalt ablehnten. Hier wirkten sie zwar kriegerischer, dennoch änderte es wohl nicht das Herz, welches in ihnen pochte. Familie, Freundschaft und Fortpflanzung war für die Echsen das einzige Heiligtum! Das konnte Zodiak ihnen einfach wegnehmen. Müsste sie sich ihrem eigenen Kind stellen, dann wüsste die Elfe selbst nicht, wie sie darauf reagieren würde. Es war schon bei Cazie eine ungemein schwere Entscheidung gewesen, welche ihr Überlebensinstinkt ihr automatisch abgenommen hatte. Doch würden solche Instinkte überhaupt funktionieren, wenn es um das eigene Kind ging? Konnte eine liebende Mutter sich dagegenstemmen? An der ganzen Sache war letztendlich schlimm, dass diejenigen, die man durch Zodiak töten musste, keine Illusionen waren. Es handelte sich um Lebewesen, welche Familie hatten und die verschwanden nicht, wenn man nach ihnen schlug. Nichts verschwand einfach... Auch nicht das Blut, welches inzwischen jeder zweite Oberweltler an den Fingern kleben hatte, weil sie sich gegen die Besessenen verteidigen mussten, damit sie nicht starben. Die Erinnerungen würden bleiben. Auch lange nachdem Zodiak fort wäre. Eigentlich hatte das Urböse längst erreicht, was es sich wünschte: langanhaltendes Chaos. Wieder würden sich zahlreiche Schriftrollen, Bücher und Wände mit den Geschichten über die dunkle Macht füllen, welche die Welt in ihr Verderben stürzte. Und wieder würde von seiner Unsterblichkeit berichtet werden. Niemals gab es einen wirklichen Frieden, solange man jede Nacht um die Rückkehr dieser Bestie fürchtete und bibbernd seinen Kindern davon berichtete. „Die Königin hat gewiss Ideen, wie sie Euch und Eurer Welt helfen kann.“, sagte plötzlich der Drache und riss sie aus ihren düsteren Gedanken. Maza-Canku lächelte aufmunternd und sie erwiderte es automatisch. Eigentlich glaubte sie nicht wirklich daran, dass die Drachenkönigin einen brauchbaren Ratschlag für die Gruppe hatte oder sie dahaben wollte. Wenn sie hörte, dass ihnen vielleicht eine vernichtende Macht folgte, würde sie ihr Volk beschützen wollen und keine Fremdlinge. Es ist schön, dass wenigstens eine Welt noch an ihre Führung glaubt., sinnierte die Elfe für sich. Alle anderen versuchen permanent ihre Herrscher zu stürzen oder sich gegen die Gesetze zu stellen. Wir brauchen wohl etwas mehr Drachengen in uns... Endlich passierten sie die Tore der eindrucksvollen Hauptstadt. Die Wächter verhielten sich äußerst respektvoll gegenüber von Maza-Canku und hielten ihre Blicke sogar gesenkt, als sei er persönlich ihr König. Er musste aber mindestens eine wirklich wichtige Person sein, damit er so viel Anerkennung bekam wie jetzt. Auch alle anderen Bewohner, die sie passierten, senkten anerkennend ihre Häupter und einige wollten ihm sogar Obst oder Fleisch schenken. Es fehlte vermutlich nicht mehr viel, dann würden sie ihm ihre Töchter versprechen! Es war wirklich beeindruckend, dass Maza-Canku von den Einwohnern so geliebt wurde. Vor allem schien es aber eine sehr fortschrittliche Stadt zu sein. Die Gebäude waren aus massiven Steinen gefertigt worden und an einigen Stellen gab es Metalle, um sie zu stabilisieren. Auch gab es wunderschöne, große Kristalle, die bei besonders wohlhabenden Familien für Hingucker sorgten, indem sie vielleicht sogar Zäune ersetzten oder Statuen daraus geschlagen worden waren. Auch sie waren oftmals mit verschiedenen Metallen ausgearbeitet, um die Illusionen von Rüstungen zu erschaffen oder von anderen Konturen. Generell funkelte es an fast jede Ecke. Der Wohlstand war überdeutlich zu erkennen! Auch an den ausgelassen glücklichen Gesichtern der Passanten, die ihren Weg kreuzten. Ihre Kleidung verriet ebenfalls den Wohlstand durch feine Stoffe, Feder- und Perlenschmuck. Trotz der friedlichen Atmosphäre gab es an jeder zweiten Ecke Wächter, die für Ruhe und Frieden sorgen sollte. Eskalierte ein Streit, würden sie wohl sofort eingreifen, um die Angelegenheit zu klären. Falls es hier Diebstahl gab, dann würden sie sicherlich auch bei solchen Vergehen gerufen werden. Schwer vorzustellen, dass es hier überhaupt Verbrechen geben könnte... Es wirkt alles so harmonisch., überlegte Billie und fragte sich, was ihr Geheimnis war. In all ihren Lebensjahren hatte sie noch nie einen solchen Ort besucht! Überall war es entweder laut, schmutzig, von Armut gezeichnet oder voll mit Verbrecher-Gilden. Oftmals kam es auch zu allen Dingen gleichzeitig! Die einzige Unruhe brachten zurzeit sie herein. Offenbar hatten die Drachen noch nie einen Zwerg gesehen oder eine Elfe. Ihnen galten nämlich die meisten verwirrten Blicke. Kurz nachdem sie die Leute passiert hatten, begannen sie sofort untereinander zu tuscheln und sich über die Fremdlinge auszutauschen. Maza-Canku hatte bereits erwähnt, dass Zwerge hier nicht mehr vorkamen, trotzdem war die Reaktion unangenehm. Argrim versuchte sich immer dicht bei Andras und Billie zu halten, damit er zwischen ihnen etwas mehr unterging, was jedoch nicht klappte. Ein stämmiger, bärtiger, relativ kleiner Mann fiel einfach sofort auf! Genauso wie ihre spitzen Elfenohren, die hier ebenfalls nicht vorkamen... Auf dem großen Marktplatz, welcher das Zentrum von Shysie ausmachte, war auch die größte Ansammlung von Einwohnern. Sie blickten sogar von ihren Fleischgeschäften auf, damit sie Maza-Canku respektvoll grüßen und neugierige Blicke auf die Besucher werfen konnten. Selbst die Händler ließen ihre Stände außer Acht, um sich der Neugier anzuschließen! Stände gab es hier außerordentlich viele. Alle waren offenbar nach einem bestimmten System aufgestellt, denn es gab zwischen ihnen immer genug Platz, damit Passanten hindurch schlüpfen konnten. Selbst mit den zahlreichen Holzkisten, in denen wohl Ware zum Nachfüllen war. Außerdem standen keine Stände nebeneinander, die vollkommen unterschiedliche Dinge anboten. Lebensmittel-Stände waren beieinander und ebenso die ganzen Kleidungs-Stände. Luxus-Artikel besaßen sogar ihre eigene Ecke, in der sie großzügig angepriesen wurden. In den Steinboden gab es Fliesen, auf denen unterschiedliche Symbole eingearbeitet waren. Billiana erkannte, dass die Zeichen stets etwas zu zuordnen waren. Beispielsweise Früchten aus Yallad oder Werkzeug, um Kleidung herzustellen. So wussten die Händler stets, wo sie ihre Stände aufbauen durften und wo nicht. Für die Bewohner war das sicherlich auch sehr angenehm, denn sie wusste so immer, wo sie nach den gewünschten Artikeln suchen mussten. Über diese fortschrittlichen Gedanken konnte sie wirklich nur staunen. Die Drachen gaben sich so viel Mühe, damit alles für jeden möglichst sicher und simpel blieb. Menschen neigten dazu, alles komplizierter zu machen, während die Elfen sich kaum weiterentwickelten, weil sie stets der Meinung waren, sie hätten dafür noch mehr als genug Zeit. Zeit hatte keiner, wenn sich nur etwas Böses erhob und drohte, jede Welt zu erschüttern... Gerne wollte Billie sehen, was noch alles möglich war, wenn jeder nur ein bisschen mehr Zeit bekam. „Wisst Ihr, wie viele in der Stadt wohnen?“, erkundigte sich die Elfe neugierig. „Es werden zwar regelmäßig Zählungen durchgeführt, doch diese variieren stark. Wir haben hier laufend Gäste aus anderen Dörfern und fahrende Händler aus ferneren Städten.“, erklärte Maza-Canku. „Wir wissen aber, dass die Bevölkerungsdichte stark abnimmt und sind schon am Überlegen, wie wir das aufhalten wollen. Immerhin kann man keine Person dazu zwingen, seinen Instinkten zuwider zu handeln.“ „Das ist natürlich wahr. Mich erstaunt nur, wie voll es hier eigentlich ist.“ „Lasst Euch davon bitte nicht täuschen... Das kommt nur daher, weil alle Drachen hierherkommen, um einzukaufen. Auch die, aus den umliegenden Dörfern.“ „Aber warum? Sie bauen doch selbst Felder ab und gehen auf die Jagd. Sie können doch auch davon leben?“ „Theoretisch schon, aber nur hier bekommen sie auch exklusive Stoffe, Erze und Schmuck. Außerdem werden hier auch Lebensmittel aus fernen Regionen verkauft, dessen Genuss sie ebenfalls genießen.“ „Wie können sie sich denn das leisten?“, hinterfragte Argrim verwirrt. „Solche Produkte sind doch sicherlich wahnsinnig teuer?“ Diese Frage schien wiederum den Drachen zu verwirren, der sich etwas irritiert umsah. Offenbar suchte er die Begründung für die Annahme des Zwergs. Schließlich schüttelte er den Kopf: „Ich weiß nicht, wie das auf Eurer Welt ist, aber hier sind unsere Bauern sehr wohlhabend. Viele von ihnen haben einen festen Sitz in Shysie.“ „Wirklich?!“, keuchte er erstaunt. „Unsere Bauern nagen permanent am Hungerstuch, weil sie den größten Teil ihrer Ernten an ihren Lehnsherren abtreten müssen, damit sie überleben...“ „Aber warum? Ohne den Ertrag der Felder und die Pflege der Tiere, könnte keine Hauptstadt nur einen Tag überdauern. Ihre Arbeit ist am wertvollsten!“ „Das ist natürlich wahr, jedoch werden sie bei uns dennoch ausgebeutet... Wer nicht zahlt, muss mit dem Tod der ganzen Familie und dem Abfackeln der Felder rechnen.“ „Wie schrecklich...“, murmelte der Brünette mit echtem Bedauern. „So etwas würden wir nicht mal unseren Verbrechern antun... Schon gar nicht jenen, die hart arbeiten und unsere Ernährer sind!“ „Das ist sehr lobenswert.“, sagte Billiana mit einem sanften Lächeln. „Von Euch kann die Oberwelt noch eine Menge lernen. Und meine Heimat sowieso...“ „Von woher stammt Ihr denn ab?“ „Von der Unterwelt. Diese Welten sind dicht miteinander verknüpft, weshalb sie für viele wie eine wirken... Deshalb diese ähnlichen Bezeichnungen.“ „Wie behandelt man dort denn die Bauern?“ „Eigentlich haben wir nicht wirklich Bauern...“, gestand die Blondine. „In der Unterwelt herrscht ein anderes Klima, in dem nichts wirklich wachsen kann. Dort lebt man hauptsächlich von Fleisch und Import-Waren aus fremden Welten. Aber wir haben Jäger, die für uns die Tiere jagen und verarbeiten. Sie werden aber auch eher ausgebeutet, wenn sie sich nicht zu wehren wissen... Es gibt auch einige Sammler, die nach den wenigen Pflanzen suchen, die bei uns wachsen und essbar sind. Sie dürfen auch keine Anerkennung oder faire Preise erwarten...“ „Grauenhaft... Ihr braucht also dringend mal eine vernünftige Beratung.“ „Berater überleben bei meinem Vater nie besonders lange... Höchstens zehn Minuten.“ „Zehn Minuten?“ „Ja, aber nur, wenn sie in den zehn Minuten nicht großartig sprechen.“ „Euer Vater scheint ja ein richtig... weiser und aufgeschlossener Mann zu sein.“ „Ungemein.“, bemerkte die Elfe mit einem schiefen Grinsen an. „Er ist immer für Neues zu haben, solange es mit Töten oder Krieg zu tun hat. Oder mit Sex...“ Darauf erwiderte die Echse nichts mehr. Solch eine Brutalität schien ihm vollkommen fremd zu sein, als habe er noch nie von Gnadenlosigkeit gehört. An sich wäre es ein schöner Gedanke, wenn es so etwas nicht mehr geben würde, doch solch ein Utopia hatten viele versucht zu erschaffen, waren daran aber gescheitert. Auch die nächsten Straßen zeigten wunderschöne Bauwerke, Mauern und Gärten. Von Architektur verstanden die Drachen etwas! Nur zu gerne wäre sie in alle Häuser hineingegangen, um zu schauen, ob sie innen genauso schön waren wie außen. Das zierte sich nur leider nicht...   Es dauerte nicht lange, da erreichten sie den Palast. Er überragte die ganze Stadt, als war er ein Mahn-Werk, welches an die ständige Anwesenheit der Königin erinnern sollte, die den Frieden wahrte. Zwar richteten sich alle Wege zum Palast etwas bergauf, doch nicht so sehr, dass man davon sprechen konnte, es sei auf einem Berg errichtet worden. Dennoch machte es den Eindruck, als sei es der Fall... Im Eingangsbereich standen zwei Statuen aus Kristall. Sie stellten eine wirklich schöne Frau dar, die in wirklich atemberaubender Kleidung gehüllt war. Beide waren unterschiedlich von Frisur und Bekleidung her, ansonsten war aber deutlich, dass es sich um dieselbe Person handelte. Das Gesicht war schön zart und weich, die Haare fein und lang. Der Körperbau war durchschnittlich, aber für eine Frau überaus angemessen. Für einen Mann auf jeden Fall eine reizvolle Person, die nicht viel Schmuck an sich trug, aber trotzdem so erhaben wirkte. „Ist das eure Königin...?“, erkundigte sich Billiana neugierig, die einige Opfergaben an den Statuen bemerkte. Es waren keine Lebensmittel, sondern Blumen, Äste und andere Dinge, die einfach nur schön aussahen. Lebensmittel wurden hier wohl keine verschwendet. „Nein, das ist eine ehemalige Königin, die den Status einer Gottheit für uns erreicht hat.“, erklärte Maza-Canku sachlich. „Durch ihren Mut, ihre Reinheit und ihren Tatendrang ist sie in die Geschichte vieler Welten eingegangen. Die einen feiern sie als Heldin, andere als Monster, doch für uns ist sie eine Gottheit geworden. Nach ihrem Vorbild versuchen sich unsere Könige und Königinnen zu halten... Wenn Ihr genau hinseht, dann erkennt Ihr vielleicht, dass auch sie einst eine Elfe war. Deshalb haben Euch alle so angestarrt... Ihr habt einen Entwicklungsstandard, den viele hier als erstrebenswert erachten, um ihr näherzukommen. Viele glauben, dass sie nur so eine gute Königin hatte sein können, weil sie als Elfe geboren wurde. Ihr Name lautete Dra’cor. Gerade weil, dieser Name übersetzt Drache bedeutet, macht sie das für viele noch faszinierender. Jedoch fiel sie vor langer Zeit in einem riesigen Krieg. Den Krieg der-...“ „... fünf Völker.“, beendete Billie den Satz bitter. „Ich weiß. Sie war zu der Zeit die Drachenkönigin der Oberwelt und versuchte die Welt vor Zodiak zu verteidigen, der immer mehr Menschen manipulierte.“ „Die Oberwelt? Wir wussten nicht, wo sie wirklich regierte... Unsere Aufzeichnungen sind sehr lückenhaft.“ „Das könnt Ihr nun gerne ergänzen.“, erwiderte sie gelassen. „Sie war lange die letzte, bekannte Königin. Erst viele Jahrhunderte später erwachte ein neuer König, der aber inzwischen auch nicht mehr regiert.“ „Habt Ihr sie denn gekannt?“ „Nein... Das war lange vor meiner Zeit fürchte ich. Aber ich habe viel über sie gelesen.“ Maza-Canku versuchte sich offenbar die neuen Informationen gut einzuprägen, damit er sie später den Gelehrten mitteilen konnten, die dieses Wissen sicherten. Nun aber führte er sie erstmal an den aufmerksamen Wachen vorbei in den Palast. Sie versuchten nicht mal die Reisenden aufzuhalten oder nach dem Grund des Besuches zu fragen, was Billiana sehr eigenartig fand. Immerhin konnten sie auch Attentäter sein! Auch der Nekromant drehte sich immer wieder irritiert um und erwartete wohl, dass man sie doch noch zurückrief. Er warf dabei auch skeptische Blicke zu dem Zwerg und der Blondine, die nur mit den Schultern zuckten. Letztendlich ging es sie nichts an, wie sie ihren Palast führten, auch wenn es fragwürdig war. Mithril, Kristall und magische Lampen dominierten die ganze Atmosphäre des Palastes. Es gab zudem sehr dick gewebte, wunderschöne Teppiche, die sich gut an den Füßen anfühlten. Gemälde gab es nur sehr wenige, um wohl keine vollkommende Reizüberflutung zu riskieren, aber diese waren ebenfalls außergewöhnlich schön. Kunst lag Drachen schon immer, genauso wie Architektur und das Sammeln von Wissen. Die größten Künstler ihrer Zeit waren allesamt drakonischer Herkunft und die schönsten Bauwerke einst von Drachen erschaffen worden. Das gestanden sich die Rassen zwar nicht gerne ein, dennoch entsprach es der Wahrheit. Hier konnte man sehr genau sehen, wie geschickt diese Echsen eigentlich waren! Die Flure waren alle sehr breit, als sollten sie auch einem verwandelten Drachen einen Durchgang bieten. Umso gigantischer fiel dadurch auch der Thronsaal aus. Als erstes lockte sie ein außergewöhnlicher Anblick ihre Aufmerksamkeit an. Licht tanzte auf dem Boden, der zum Teil mit Teppichen ausgestattet worden war! In verschiedenen Formen und Farben bewegte es sich in einem mysteriösen Einklang, den sie so noch nie zuvor gesehen hatte – außer vielleicht unter Wasser, wenn das Licht sich darüber brach... Langsam blickte Billiana nach oben an die Decke, denn dort vermutete sie den Ursprung. Sie konnte nicht erklären, wie genau die Drachen es gemacht hatten, doch an der Decke war eine gigantische Rose aus purem Kristall befestigt worden. Um sie herum befanden sich einige dieser magischen Lichter, dessen Ursprung die Elfe genauso wenig benennen konnte. Sie mussten sehr viel mit Magie gearbeitet haben, damit der Saal nicht einstürzte. Zumal so gigantische Kristalle niemals in der Natur auftreten und geborgen werden konnten! An der Blüte der Rose hatte man noch Blätter und Schnörkel aus Kristall befestigt, um ein schönes Zusammenspiel zu erzeugen.  Jetzt, wo sie es genauer betrachtete, konnte sie an einigen Stellen Metallverankerungen erkennen, die das Konstrukt vielleicht zusammenhielten. Also war es wohl eher so, dass zahlreiche Bruchstücke von Kristallen verarbeitet worden waren, aber das so gut, dass es wie ein einziger gigantischer Kristall wirkte. Auffällig waren auch Banner aus dichtem Stoff, die an einigen Schnörkeln herabhingen. Alle mit einem anderen Logo. Sie vermutete, dass es die vorherigen Herrscher waren, die einst über Shysie geherrscht hatten und auf diese Weise verewigt worden. So, wie es die Menschen mit ihren Gemälden und Statuen gerne taten. Über dem Thron, der auch aus Kristall, Metallen und etwas Holz gefertigt worden war, hing ebenfalls ein Banner, der etwa dieselbe Größe hatte, jedoch ein anderes Symbol trug. Es schien ein Drache zu sein, auf dessen Rücken ein Mensch mit einem Speer saß. Es erinnerte an die früheren Drachenreiter, zu dessen Zeit auch Dra’cor gelebt hatte. Wenn die jetzige Königin mal abdankte, würde der Banner sicherlich ebenfalls an das Konstrukt der Decke befestigt werden. Bis dahin hatte es jedoch seinen Platz über dem Thron und nahe der Königin. Sicherlich gab es auf den Wehrmauern auch noch Flaggen, die ebenfalls ihr Banner trugen. Endlich konnte sich die Elfe auf die Frau konzentrieren, die auf dem Thron saß. Immerhin waren sie nicht hierhergekommen, um die Architektur zu bewundern, auch wenn sie es natürlich durchaus wert war. Auch sie wirkte wie eine göttlich perfekte Schöpfung! Ihr Gesicht besaß sehr weiche, malerische Züge wie von einer Puppe. Die Lippen waren voll, glänzend und in einem lieblichen Rosé-Ton gehalten, der ihrer leicht gebräunten Haut trotzte. Ihr Teint war heller als von ihrem Volk, was sicherlich daher rührte, weil sie die meiste Zeit im Thronsaal verbrachte und vermutlich ebenfalls einer fremden Herkunft frönte. Zumindest ließen die goldenen Haare auf eine andere Herkunft vermuten, denn sonst hatte hier jeder eine dunkle Haarpracht. Ihre Haare waren jedoch auch sehr lang, was Billie bisher nirgendwo hier gesehen hatte. Es ging ihr bis zu der Hüfte und war voll und wellig. Dennoch hatte man versucht, es mit Federn, Perlen und Kristallen zu schmücken. Auf dem Haupt ruhte außerdem ein Diadem aus feinstem Kristall gefertigt, welches das Licht ebenso faszinierend brach, wie die Deckendekoration. Obwohl sie eher einen schlaksigen Körperbau besaß, war sie dennoch sehr attraktiv und verlockend. Gerade, weil sie sehr feine Stoffe trug, die spielerisch ihre fraulichen Reize umgarnten. Es gab so viel nackte Haut, um es als aufreizend zu empfinden, jedoch so wenig, um sie nicht für eine Professionelle zu halten. Dadurch konnte die Elfe jedoch auch die glänzenden Schuppen entdecken, die sie an ihrer linken Schulter und den Beinen trug. Es wirkte fast wie eine Tätowierung. Eine Tätowierung trug die optisch junge Königin aber ebenfalls, die sich in zahlreichen Schnörkeln mit ihren Schuppen verband und ebenfalls drakonische Runen zierte. Sie schienen sogar fast ein Teil ihrer Kleidung und ihres Schmucks zu sein. Beinahe so, als malte man jeden Tag das Tattoo neu, damit es besser zu ihrem Outfit passte! Oder als nähe man die Kleidung nur nach diesem Muster ihrer Haut... Die goldenen Augen waren ebenfalls faszinierend, weil sie nicht so echsenartig wirkten, wie bei ihren Artgenossen. Eher wirkten sie so, als glitzerten sie. Als wären sie aus flüssigem Gold, welches sich immer weiter in einem Becken räkelte! Die Königin sah aus, wie eine dieser mystischen Feen, von denen es viele Schriften gab. Nur waren diese viel kleiner und besaßen meist insektenartige Flügel... Dennoch umgab sie dieser gewisse Flair eines Fabelwesens. „Was geht hier vor sich, General?“, wollte die Königin wissen. Nun war auch klar, weshalb alle dem Brünetten so viel Anerkennung zollten. Er war ihr General! Das wurde man sicherlich nicht einfach mal so von heute auf morgen, sondern über viele Jahre. Ganz der Soldat salutierte er vor seiner Herrscherin und stand danach vollkommen gerade da. Plötzlich wirkte er wie ausgewechselt. Von einem recht lockeren Führer zu einem gehorsamen Soldaten, der seiner Königin absolute Treue geschworen hatte. „Verzeiht die Störung, Eure Majestät...“, begann er sich zu erklären. „Ich denke, dass sich die Prophezeiung zu erfüllen beginnt. Dies sind Reisende aus einer fernen Welt. Lady Billie, Lord Argrim und Lord Andras von der Oberwelt. Beziehungsweise auch aus der Unterwelt...“ Voller Erstaunen erhob sich die jungaussehende Königin und betrachtete die Besucher aus den fremden Welten. Sie sah so aus, als würde sie ihren eigenen Augen nicht trauen können oder als erwache sie gerade aus einem sehr langen, intensiven Traum. Gerade Billiana schien die Frau vollkommen zu fesseln. „Ist das wahr?“, erkundigte sie sich bei den Besuchern. „Ihr seid aus fernen Welten hierhergekommen?“ „Genaugenommen sind wir hierher geflohen, Majestät.“, erwiderte die Elfe gefasst. „Wir werden verfolgt und können nicht versprechen, dass diese böse Macht nicht auch hierherkommt. Dann sicherlich mit einer großen Armee, um alles zu vernichten...“ „Dann ist es also wahr! Die ganze Prophezeiung entspricht der Wahrheit.“ „Von was für einer Prophezeiung wird hier eigentlich ständig gesprochen?“, warf Argrim verwirrt ein. „Könnte man uns vielleicht auch mal ins Bilde setzen, ehe alle in Freudentänze ausbrechen?“ „Bitte verzeiht...“, warf die Königin ein und setzte sich wieder. „Vorerst will ich nicht weiter unhöflich sein... Mein Name lautet Pahas’ka. Ich bin die Königin der Drachen von Yallad. Herzlich Willkommen in meiner Hauptstadt Shysie. Ich bin davon überzeugt, dass ihr eine beschwerliche und anstrengende Reise hinter euch habt. Seid euch gewiss, dass ihr unsere volle Gastfreundlichkeit empfangen werdet. Alle von euch. Und wir möchten euch außerdem dazu einladen, dass ihr euch zumindest für ein oder zwei Tage richtig bei uns ausruht. Ihr seht so aus, als hättet ihr noch nie im Leben ein Bett vom nahen gesehen...“ „Das trifft vermutlich auch fast zu.“, gestand Billie. „Wir danken Euch für Eure Güte, Majestät. Noch wichtiger ist für uns jedoch, dass Ihr uns aufklärt.“ „Selbstverständlich.“, erwiderte die goldhaarige Königin gefasst und winkte einen Mann herbei. Sie flüsterte ihm einige Befehle zu, dann verschwand er sofort. Er wirkte vollkommen aufgeregt! Nach einigen Momenten des Schweigens kam der Diener immer noch ganz aufgewühlt wieder. Dieses Mal trug er einige Steintafel bei sich, die er vorsichtig auf dem Boden ausbreitete. Auf ihnen waren zahlreiche Runen eingeritzt und sogar einige altertümliche Höhlenmalereien. Deutlich zu erkennen war ein schwarzer Schatten, der sich über einige Menschen auszubreiten schien. Auch eine Welt schien dargestellt zu werden, über die sich ebenfalls eine nie enden wollende Dunkelheit ausbreitete und alles in sich verschluckte. Es erinnerte stark an das, was zurzeit mit der Oberwelt durch Zodiak geschah. „Ist es nicht so, dass sich eine dunkle und böse Macht über eure Welt ausbreitet?“, erkundigte sich Pahas’ka und deutete auf die Malereien. „Unsere Vorahnen haben vorhergesehen, dass dies geschieht. Oder eher, dass dies wieder geschehen wird... Und sie sahen, dass die Einwohner in ihrer Not hierherkommen würden. Sie gingen von zahlreichen Besuchern aus, die größtenteils die Reise jedoch nicht überstehen würden... Dann sollte es aber vor allem einer Frau gelingen, hierherzukommen und uns um Beistand zu bitten. Mit goldblondem Haar und einem starken Willen. Bereit, neugeboren zu werden.“ „Was soll das bedeuten? Wieso sollte ich bitte neugeboren werden?“ „Spürt Ihr es noch nicht?“, erkundigte sich die Königin überrascht. „Wie sich etwas in Euch regt? Als würde sich Euer Innerstes vollkommen verändern?“ „Ja... Schon... Irgendwie spüre ich etwas...“, gestand Billiana. „Ich bin aber davon ausgegangen, dass das durch Zodiaks Übergriff zu erklären ist.“ „Sicherlich hat auch das etwas in Euch verändert, Lady Billie, aber es ist viel mehr als das. Ihr seid mehr, als Ihr zu diesem Augenblick sehen wollt... Mehr als Ihr es für möglich haltet.“ „Weil ich ein göttlicher Splitter bin?“ Diese Frage überraschte die jungaussehende Königin ehrlich. Ihre Augen wurden größer und sie schaute kurz zu Maza-Canku, als ginge sie davon aus, dass er so etwas geäußert haben musste. Jener trug aber ebenso die Überraschung deutlich im Gesicht geschrieben! Pahas’ka räusperte sich und lehnte sich wieder zurück: „Ja, auch das ist ein wichtiger Bestandteil Eures Wesens. Woher wisst Ihr es? Habt Ihr es gespürt?“ „Nein.“, antwortete sie ernst. „Zodiak hat es selbst erwähnt. Was genau soll ein göttlicher Splitter sein? Inwieweit soll mir das helfen?“ „Göttliche Splitter wurden einst von einer göttlichen Macht berührt. Diese Macht kann eine Gottheit selbst gewesen sein, oder aber auch ein sehr machtvoller Splitter. Es scheint aber immer bestimmt zu sein, wer diese Macht in sich aufsaugt und wer nicht.“, erklärte die Drachenkönigin sachlich. „Jene, die mit der Macht der Götter aufgeladen werden, besitzen besondere Fähigkeiten und Kräfte. Meistens die Gabe des Heilens. Vor allem ist aber einprägsam, dass ihre Macht anfangs eher zu schlummern scheint. Sobald sie dann aber sterben, erwachen sie zu neuem Leben mit einer neuen Identität. An ihr vorheriges Leben erinnern sie sich nicht mehr, doch ihre Seele tut es. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass die besonders machtvollen Splitter einst selbst ein göttliches Wesen waren, bevor sie dann ihr Leben verloren. Ihre Rückkehr geschieht aber ebenfalls ohne eine Erinnerung an ihre frühere Existenz.“ „Woher will man dann wissen, dass sie wiedergeboren worden? Vielleicht ist es eine ihnen angeborene Gabe und kein göttliches Geschenk...“ „Diese Frage ist natürlich berechtigt...“, erwiderte sie nüchtern. „Nur, weil sich die Wiedergeborenen nicht an ihr früheres Leben erinnern, bedeutet es nicht, dass es auch jene nicht tun, die einst ihre Wege kreuzten. Verwandte Seelen fühlen sich zueinander hingezogen und treffen sie schließlich aufeinander, lösen sich Bruchstücke des früheren Lebens. Erinnerungen, die wie Träume scheinen... Auch derjenige, der sich zu dem Wiedergeborenen hingezogen fühlt, erkennt schließlich, wen er vor sich hat. Es verstärkt die Gefühle in der Regel noch mehr. Durch die Intensität ihrer Beziehung kehren auch immer mehr Erinnerungen zurück. Dadurch kann es passieren, dass die frühere Persönlichkeit wieder die Kontrolle übernimmt.“ „Woher wisst Ihr, dass ich ein göttlicher Splitter bin? Steht das auf Eurer Tafel?“, wollte Billiana eindringlich wissen. „Oder sind wir verwandte Seelen?“ „So einfach ist es nicht... Es ist vielmehr so, dass Eure Göttlichkeit mit solch einem Feuer lodert, dass man sie sofort erblickt, wenn man sich nur darauf konzentriert.“ „Ich bin eine Langlebige... Wirklich sterben kann ich also nicht.“ „Das mag vielleicht stimmen, doch vielleicht war es nicht immer so. Ein früheres Leben war vielleicht anders... Doch das Licht wurde weitergegeben. Die Erinnerung jedoch verblasste...“ „Wer war es?“, hinterfragte die Elfe, die erkannte, dass Pahas’ka mehr wusste, als sie im Moment zugab. „Wer hat mir diese Macht einst vererbt?“ Die Drachenkönigin schwieg. Ihre goldenen Augen glitten über Billiana und schienen abzuwägen, ob sie überhaupt schon bereit war. Eine verfrühte Erinnerung konnte großes Unheil bedeuten, doch, wenn sie sie zu spät erweckte, dann konnte das ganze Universum in sich zusammenfallen. Aber viele Splitter wurden verrückt, sobald sie sich an ihr früheres Leben erinnerten... Sie konnten all die Bilder nicht verarbeiten, weil ihnen die Verknüpfungen fehlten. Letztendlich hatte sie aber keine Wahl! Nun waren sie hier und sie wurden verfolgt von etwas, was ihre ganze Welt in die Verdammnis führen konnte. Wenn sie jetzt nicht bereit war, dann würde sie es womöglich niemals sein. „Dra’cor...“, murmelte Pahas’ka schließlich. „Sie ist eine Eurer vorherigen Hüllen gewesen. Vor ihr muss jedoch etwas viel Größeres da gewesen sein. Größer als alles, was uns bisher bekannt ist... Sonst wärt Ihr nicht über die Jahrtausende noch mächtiger geworden. Sonst wäre die Gabe des Schöpfens längst in Euch erloschen...“ „Also ist es das Drachengen, welches sich in mir regt?“, fragte sie erstaunlich gefasst. „Ich erwache zu einer Drachenkönigin? Und was dann?“ „Das wird das Schicksal entscheiden.“ Billie presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Ihr gefiel das alles nicht! Es klang nach wirren Vermutungen, Hoffnungen und nicht beweisbaren Theorien. Wenn sie sich irrten? Sollte sie dafür das Schicksal aller Welten riskieren? Dennoch konnte sie nicht abstreiten, dass sie Träume gehabt hatte. Träume, die wie Erinnerungen gewesen waren... Aus einer Zeit, die niemals die ihrige gewesen war und mit Namen, die ihr eigentlich nicht geläufig waren, jedoch eine tiefe Vertrautheit weckten. All das hatte sie hierhergeführt. Durch die Dunkelheit, durch all die Schmerzen und durch jene unbeantworteten Fragen. Nur, um immer noch kein Licht zu erblicken, aber die Hoffnung, dass es vielleicht bald kommen würde. Nie hatte sie an Schicksal glauben wollen oder an die Vorherbestimmung eines Lebens. Jetzt musste sie jedoch einsehen, dass es so etwas vielleicht doch gab... Vielleicht war ihr Leben schon lange vorher niedergeschrieben worden und sie spielte nur die Rolle, die auf sie am besten zugeschnitten worden war. „Wir Drachen sind nicht die Ungetüme, welche wir in den Büchern sind. Wir rauben keine Jungfrauen und wir fackeln keine Dörfer nieder.“, sagte Maza-Canku erhaben. „Wenn wir etwas zerstören, dann gibt es einen guten Grund dafür. Wenn wir eine Frau rauben, dann nur, um sie vor etwas Größerem zu beschützen.“ „Sie glaubt nicht, dass Drachen etwas Schlechtes sind.“, mischte sich der Zwerg ein. „Es sind einfach nur etwas viele Informationen. Immerhin erfährt man nicht jeden Tag, dass man zu etwas Besonderem auserkoren wurde und nicht ist, wer man zu sein glaubte. Könnten wir uns vielleicht erstmal zurückziehen? Unsere Reise war wirklich lang und beschwerlich... Heute ist sie noch etwas verwirrender geworden.“ „Natürlich!“, keuchte Pahas’ka und wirkte untröstlich. „Bitte verzeiht, dass wir Euch solange in dieser Unterhaltung gehalten haben. Und dass wir so viel auf einmal mitgeteilt haben... Sollten dennoch weitere Fragen aufkommen, dann zögert bitte nicht, uns zu fragen. Ruht euch aus und fühlt euch wie Zuhause. Wir bedanken uns für euren Besuch und eure Offenheit.“ „Und wir bedanken uns für die Informationen und Eure Gastfreundschaft.“, erwiderte Argrim und verbeugte sich respektvoll vor der Drachenkönigin. Das stimmte sie offenbar sehr zufrieden.   Alle Diener waren ausgesucht freundlich. Ihnen war die Neugier zwar anzusehen, doch sie fingen nicht an, die Reisenden mit Fragen zu löchern. Stattdessen wiesen sie ihnen große, sehr schön eingerichtete Zimmer zu, die eine fantastische Aussicht boten. Alle mit Balkonen ausgestattet, auf denen man Blumen gepflanzt hatte. Noch eindrucksvoller waren die magischen Lichter, die in Kristalllampen gefangen worden waren und dort zu tanzen schienen. In jedem Zimmer gab es solche Kronleuchter, die kunstvoll aus farbenprächtigen oder klaren Kristallen gefertigt waren. Alle waren mit Mithril oder anderen Metallen verstärkt und besaßen deutliche Tendenzen zu Blüten. Außerdem befand sich in jedem Zimmer mindestens ein Gemälde von einer großen, weiten Landschaft. Nur bei Billiana gab es ein Gemälde mit einem riesigen Berg, der aus Wäldern zu wachsen schien. Aus seiner Spitze drangen bunte Lichter, die nach den Sonnen leckten. So etwas hatte Argrim noch nie zuvor gesehen. Jetzt aber wollte er lieber die Funktion dieser Beleuchtungen erforschen. Dafür hatte er sich einen der stabilen Stühle in die Mitte des Zimmers geschoben und kletterte darauf. Trotzdem erreichte er die Kristallhalterung kaum mit den Fingerspitzen! Es ärgerte den Zwerg etwas, dass die Drachen alle so groß waren. Plötzlich klopfte es an seiner Tür und er wäre vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen! So oder so stolperte er herunter und eilte atemlos zur Tür. Mit einem ertappten Gesicht öffnete er diese und war erstaunt, als plötzlich Billie vor ihm stand. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Argrim. „Du siehst etwas blass um die Nase aus. Und du siehst irgendwie... noch müder aus. Ich wusste nicht, dass das wirklich noch geht.“ Sie zwang sich zu einem müden Lächeln, wirkte aber weiterhin sehr unglücklich: „Darf ich hereinkommen oder passt es dir gerade nicht?“ „Doch, doch... Komm‘ doch bitte herein.“ „Warum steht der Stuhl da?“, hinterfragte die Elfe, nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte. „Du wolltest doch nicht an die Lampe kommen?“ Er errötete etwas. Nun hatte sie ihn nicht nur überrumpelt, sondern tatsächlich ertappt! Was musste sie auch gerade jetzt hier auftauchen? Diese Elfe versteht es, einem das Gefühl zu geben, man sei noch ein kleines Kind, das alles faszinierend findet..., dachte der Axtschwinger peinlich berührt. „Na ja... ich habe so etwas noch nie gesehen...“, gestand der Zwerg immer noch peinlich berührt. „Deshalb wollte ich schauen, wie das funktioniert.“ „Das sind eingefangene Seelen oder viel mehr die Energie von ihnen... So ähnlich wird auch die Zwischenwelt beleuchtet. Deshalb bewegt es sich auch ständig. Sozusagen lebt es mit der Restenergie eines Lebens, das längst vergangen ist.“ „Das klingt... grotesk.“, gestand Argrim angewidert. „Und ein bisschen blasphemisch.“ „Ist es wohl auch. Aber ich bin mir sicher, dass die Vorbesitzer diesen Teil ihrer Seele nicht mehr vermissen.“ Er warf ihr einen tadelnden und zugleich erschütterten Blick zu. Sie nahm das so leicht! In seinen Augen musste eine Seele woanders sein, aber nicht in einer Kristalllampe gefangen vor sich her tanzend. Auch wenn es offenbar nur ein Bruchstück einer Seele war, kam es ihm nicht richtig vor. Trotzdem war da noch ein anderer Teil in ihm. Dieser wollte immer noch den Stuhl erklimmen und das tanzende Licht genauer betrachten. Er wollte wissen, wie genau die Seele eines Lebewesens aussah und es auch mal berühren. Eigentlich musste es doch machtvoll sein, oder? Müsste er nicht die Macht bis hierher spüren? „Hör‘ auf darüber nachzudenken, sie anzufassen.“, ermahnte sie den Zwerg, als sei er wirklich ein kleines Kind. „Kannst du neuerdings Gedanken lesen?“ „Nein, nur deine Mimik.“ Der Axtschwinger verzog das Gesicht, versuchte aber wirklich nicht mehr an die tanzenden Seelen zu denken. Trotzdem war er überzeugt davon, dass er von ihnen träumen würde. „Was führt dich denn zu mir, Billie?“, erkundigte er sich. „Ist alles in Ordnung?“ „Ich weiß es nicht...“, gestand die Elfe beunruhigt. „Es geschieht so vieles und alles scheint sich mit einem Schlag zu verändern.“ „Veränderung ist das Leben. Ohne Veränderung kann kein Leben entstehen... Das weißt du doch.“ „Natürlich, ja, du hast natürlich recht. Aber ich habe Angst, dass ich mich selbst dabei vollkommen verliere.“ „Weil du nun angeblich ein Drache sein sollst?“, hinterfragte der Zwerg. „Das verändert nicht, wer du warst, bist und mal sein wirst. An sich warst du es ja schon immer... Am Ende wirst du nur vielleicht etwas schuppiger sein.“ Nun war es die Blondine, die das Gesicht verzog. Seine Bemerkung war gewiss nicht böse gemeint, sondern sollte sie auflockern, dennoch entging ihr die Schärfe davon nicht. Aber viel mehr konnte er auch nicht für sie tun. Er steckte nicht in ihrer Haut und musste es als Zuschauer bewerten, während sie keinen Ausweg hatte. „Hast du wirklich solche Angst davor?“, wollte Argrim wissen. „Mehr Angst als vor Zodiak?“ Über die Antwort musste sie nicht mal großartig nachdenken: „Ja... Ja, es macht mir noch mehr Angst als Zodiak. Einst war ich einfach nur Billiana Fayh Cailean Markrhon und nun soll ich plötzlich mehr sein als das? Ich soll mal Dra’cor gewesen sein? Vielleicht gilt sie hier als Gottheit, aber gewiss nicht in den Welten, aus denen wir stammen. Dort gilt Dra’cor als kriegssüchtig und kaltherzig. Sie soll eine egoistische Frau gewesen sein, die nur wegen ihren eigenen Interessen einen Krieg begann.“ „Doch sollte dir nicht klar sein, dass das nicht stimmt?“, erinnerte der Zwerg sie. „Nach allem, was wir heute wissen, können wir davon ausgehen, dass die Schriften der Ober- und Unterwelt falsch sind. Allesamt ausgedacht, um ihre eigene Haut zu schützen.“ „Ja, vermutlich hast du auch damit recht... Seit wann bist du so weise geworden?“ „Seit ich mit einer gewissen Elfe reise. Ich weiß nicht, ob du sie kennst... Goldblondes, langes Haar, hübsches Gesicht, viele altkluge Sprüche. Ihr Name fängt mit B an.“ „Nein, die ist mir vollkommen unbekannt.“, lachte Billie amüsiert. „Also bist du mir untreu? Hinter meinem Rücken triffst du dich mit anderen Elfen? Ich bin empört!“ „Ich bitte vielmals um Vergebung! Die ganze Sache werde ich natürlich sofort beenden.“ „Das erwarte ich auch von dir.“ Sie lachten, ehe die Stille wieder Einkehr erhielt. Etwas schien sich verändert zu haben, doch keiner von ihnen konnte es benennen. Es lag nicht daran, weil sich Billiana eventuell in einen Drachen verwandeln würde. Auch nicht daran, dass sie mal ein anderes Leben gelebt hatte. Tatsächlich glaubten fast alle Völker an Wiedergeburt! Auch die Zwerge... Nur war die Theorie neu, dass jene, die zurück ins Leben kehren, vielleicht mal von etwas Göttlichem berührt worden waren. Das konnte auch nicht auf alle zutreffen. Argrim hatte von vielen gehört, die zurückgekehrt waren und wie durch Zauberhand zu der Wiedergeburt ihrer früheren Liebe gefunden haben. Sogar alte Blutfehden waren wiederauferstanden! Vermutlich war es besser, dass nicht jeder als ein solcher Splitter in das Leben zurückkehrte. Manch ein langanhaltender Streit wäre dadurch zu einem richtigen Massaker geworden. Gerade, weil fast alle Zwerge praktisch mit einer Waffe in der Hand geboren wurden. Plötzlich ging Billie auf den Stuhl zu und stieg darauf. Der Zwerg war unfähig etwas zu sagen, während sie sich nach dem Kristallständer ausstreckte. Sie war zwar größer als er, hatte dennoch ihre Schwierigkeiten dort heranzukommen. Dennoch schaffte sie es wirklich, die Kristallkörper abzubekommen ohne die komplette Lampe zu demolieren. Just in diesem Augenblick entkam die Energie der Seelen und tanzte an der Decke freudig umher. Es erinnerte an Irrlichter! Gestaltenlos und dennoch irrten sie dort herum, als wollten sie ihre Dankbarkeit ausdrücken. Falls sie von einem Ziel angetrieben worden, war es nicht für ihn zu erkennen. Das ist... wunderschön..., dachte Argrim fasziniert von diesem Anblick. Ich habe so etwas noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Sieht so auch meine Seele aus, wenn sie meinen Körper verlässt? „Was geschieht, wenn du sie anfasst?“, wollte er wissen. „Tut das weh? Verschwinden sie dann?“ „Eigentlich kann man sie nicht wirklich anfassen. Sie sind körperlos...“, erklärte die Elfe lächelnd. „Tust du es dennoch, wirst du eine kurze Kälte in dir spüren, als hätte dich eine eingefrorene Hand berührt. Das vergeht jedoch schnell und schadet nicht.“ „Aber wie fängt man sie dann ein?“ „Es gibt spezielle... Wie soll man das nennen? So etwas wie einen magischen Kescher. Damit kann man verlorene oder verirrte Seelen einfangen, um sie dann als Leuchtmittel zu verwenden oder frei zulassen.“ „Erlischt ihr Licht jemals?“ „Das hängt von der Energie ab, die in dem Bruchstück verankert ist. Irgendwann wird diese Energie verbraucht sein, doch wie lange das dauert, hängt von der Kraft des früheren Besitzers ab.“ „Kann man auch die Energie eines lebenden Menschen nehmen?“, hinterfragte Argrim neugierig. „Ja, theoretisch kann man die Energie eines Lebewesens abzapfen und sie ebenso verwenden. Jedoch würde die Energie stets zu seinem lebenden Wirt zurückwollen.“ „Wohin wollen diese Lichter, wenn sie frei sind? Ihr Wirt ist ja immerhin tot...“ Billiana schwieg für eine Weile, während sie sich auf das große, weiche Bett legte. Ihre eisblauen Augen beobachteten die tanzenden Fragmente von längst verlorenen Seelen, die sicherlich bald wieder in einer Lampe landen würden. Selbst wenn sie es durch das Fenster schafften, gab es hier sicherlich genügend Drachen, die Seelen fingen. „In der Regel suchen sie ihren ursprünglichen Besitzer oder dessen restlichen Seelenstücke. Deshalb versucht man die Fragmente zusammen in einer Lampe zu verstauen.“, erklärte die Elfe schließlich. „So zieht es die Lichter nicht in eine bestimmte Richtung, sondern in alle möglichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie so eine Lampe herunterwerfen ist geringer.“ „Woher weißt du all das?“, hinterfragte er und setzte sich zu ihr auf das Bett. „Auf der Oberwelt habe ich solche Phänomene noch nie gesehen.“ „Die Unterwelt lebt von Seelen und ihren Kräften. Pakte, Diebstahl... Alles, um an Seelen zu kommen. Sie dienen deshalb zu allem möglichen – auch als Beleuchtung.“ „Hast du dir auch schon eine fremde Seele angeeignet?“ Nun wurde es wieder still zwischen ihnen. Beinahe so, als habe er sie gerade gefragt, wann und wo sie einst ihre Jungfräulichkeit verlor. Es schien ihr durchaus unangenehm zu sein, denn sie versuchte verkrampft nicht von den tanzenden Seelenstücken wegzublicken. Argrim bedrängte sie nicht. Wenn er eines gelernt hatte, dann, dass man wahrheitsgemäße Antworten nicht erzwingen konnte. Jede äußerliche Einwirkung veränderte die darauffolgende Reaktion. So verlor sich die Wahrheit schnell in dem Druck einfach nur zu antworten, damit endlich Ruhe einkehrte. „Das war ein Teil meiner Ausbildung...“, antwortete die Langhaarige von sich aus. „Wir mussten am Ende unserer Ausbildung eine Seele beschaffen. Ohne fremde Hilfe natürlich. Derjenige, der die mächtigste Seele beschaffte, bekam den höchsten Rang. Derjenige, der die schwächste Seele auftrieb, war offiziell durch die ganze Ausbildung gefallen und musste von vorne anfangen. Egal, wie gut oder schlecht er vorher abgeschnitten hatte...“ Es war erschütternd zu hören, wozu die jungen Leute in der Unterwelt getrieben worden, wenn sie eine Ausbildung absolvieren wollten. Immerhin war eine Seele in jeder Kultur irgendwie heilig! Und für jedes Lebewesen hatte sie offenbar auch eine sehr wichtige Rolle in der Entwicklung, wenn sie so unterschiedlich stark sein konnten. „Ich wollte nicht so werden, wie all die anderen... Deshalb suchte ich mir den kränksten Mann, den ich finden konnte und bat ihn um seine Seele.“, erinnerte sie sich murmelnd. „Er hatte vielleicht noch ein paar Stunden zu leben, wenn es hochkam... Er freute sich, dass er mir helfen konnte. Er meinte sogar, dass er davon beeindruckt sei, dass ich dafür kein Massaker anrichten wollte wie all die anderen. Viele der Jungen, die die Ausbildung machen, vernichten ganze Dörfer, um möglichst viele Seelen zu sammeln, musst du dazu wissen. Sie suchen sich die hellste heraus, um diese dann ihrem Ausbilder zu präsentieren. So groß ist die Angst des Versagens, dass sie Frauen, Kinder und Alte abschlachten, nur um diese eine, kostbare Seele zu finden.“ „Dann bist du wahrscheinlich Letzte geworden, was?“, schlussfolgerte der Zwerg. „Nur, weil du nicht sein wolltest, wie alle anderen...“ „Nein, ich brachte die mächtigste und stärkste Seele mit, die es jemals gegeben hatte.“ „Was?“, empörte sich Argrim und sah sie entgeistert an. „Aber wie? Sie war doch sicherlich nicht besonders hell, oder? Fiel es dir direkt auf?“ „Ich war genauso überzeugt davon nicht durchzufallen wie du in diesem Augenblick.“, erwiderte Billie und schüttelte den Kopf. „Sie sah wirklich nicht außergewöhnlich aus. Neben den anderen Seelen wirkte sie... schwach. Wie eine flackernde Kerze, die jedem Moment komplett erlöschen würde. Ich war wirklich sicher, dass ich das schwächste Licht gebracht hatte und von vorne beginnen musste. Doch als Sataniel die Seele in Empfang nahm, sah er mich entsetzt an. Er verkündete lautstark, dass ich als Beste die Ausbildung absolviert hatte und erstaunte damit auch all die anderen Schüler. Alle kreischten sie, dass ihre Seele viel heller sei! Dann erklärte er, dass die Helligkeit nicht aussagen würde, wie viel Kraft in einer Seele steckte. Selbst Seelen können Betrüger sein... Sie können – wie einst auch ihre Besitzer – nach außen tun, als seien sie etwas Besonderes, doch innen sind sie krank, schwach und verdorben. Deshalb sind Kinderseelen immer schwach und klein. Sie sind noch rein und voller Energie... Bereit zu wachsen und sich zu entwickeln. Aber weil sie nicht so aussehen, wurde nie eine Kinderseele herangetragen.“ „Aber wieso sagen die Eltern das nicht ihren Kindern? Das Gemetzel würde doch dann enden.“ „Das dürfen sie nicht. Es ist Gesetz, dass niemand über die Prüfungen sprechen darf und auch nicht, welche Kriterien entscheidend sind.“ Trotzdem verwirrte es Argrim, der sich nun selbst auf das Bett legte: „Aber wieso war denn deine Seele so stark? Es war doch ein kranker, sterbender Mann...“ „Als ich ihn nach seiner Seele fragte, wusste ich nicht, wer er einst gewesen war... Ich hatte einfach nur den passenden Kandidaten gesucht, der nichts zu verlieren hatte.“, gestand die Elfe offen. „Sataniel erzählte mir später am Abend, dass es sich um die Seele eines großen Heilers gehandelt hatte. In der Unterwelt ist es nicht unüblich, dass man sich seine Gaben teuer bezahlen lässt, doch er hat umsonst gearbeitet. Er hat jeden geheilt... Egal, ob er ihm etwas dafür gab oder eben nicht. Er hatte nur von den wenigen Spenden gelebt, die ihm das eingebracht hatte. Er war das ein Licht in der Dunkelheit gewesen. Hatte zahlreiche Kinder gerettet und auch Alte. Doch dann erkrankte er selbst und es gab niemanden, der bereit war, das Gleiche für ihn zu tun. Schnell wurde er vergessen und zum Sterben zurückgelassen... Mir bei meiner Prüfung zu helfen, war sozusagen seine letzte, gute Tat.“ „Das klingt nach einem außergewöhnlichen Mann. Schade, dass es niemand zu würdigen wusste... Außer dir.“ „Was...? Ich stahl seine Seele!“ „Und gerade jetzt weinst du fast... Nur, weil du von ihm sprichst. So stirbt er niemals.“, sagte er lächelnd. Billiana musste lächeln. Es war schön, dass dieser Mann vielleicht in ihr weiterlebte. Schon alleine, weil sie zumindest eine Gabe teilten... Vielleicht war auch er einst ein göttlicher Splitter gewesen. Laut Pahas’ka waren das immerhin oftmals Heiler, die zu Größerem auserkoren waren, als all die anderen. Zumal er solch ein unangreifbar gutes Herz gehabt hatte! Langsam drehte sich die Elfe zu dem Axtschwinger. Im ersten Moment glaubte er, dass sie nun einfach bei ihm schlafen wollte, doch stattdessen kam sie ihm immer näher und näher. Erst im letzten Herzschlag wurde ihm klar, dass das kein Manöver war, um sein Zimmer zu erobern! Ihre Lippen berührten einander. Erst nur zaghaft und kurz, dann aber länger und viel intensiver. Die raue Hand des Zwergs glitt an die weiche, glatte Haut ihrer Wange, um sie dort zu streicheln und schließlich an die Seite ihres Halses zu wandern. Mit dieser Bewegung wurde der Kuss immer leidenschaftlicher, während sie die Nähe des jeweils anderen zu suchen begannen. Wie von selbst schlossen sich die Augen genussvoll, während die Atmung unruhiger wurde. Auch die Hitze schien anzusteigen, als lagen sie mitten in der Sonne. Die Zeit aber verging immer langsamer. Als würde dieser Augenblick eine Ewigkeit andauern und nie wieder enden. Das zog die Fragmente der Seelen an, die wild um sie herumtanzten, sie aber niemals berührten. Sie hüpften nur auf und ab oder kreisten um sie herum. Es hatte etwas von einem lebendigen Kerzenschein, der nur für sie eine romantische Atmosphäre schuf. Alles schien einfach so perfekt zu sein... „Du bedeutest mir so wahnsinnig viel, Argrim...“, nuschelte die Elfe heiß an seinen Mund. „Vielleicht ist das die letzte Nacht in unserem Leben...“ „Ich liebe dich, Billie... Und ich möchte diese Nacht nutzen und nicht die Chance verstreichen lassen.“ Erleichterung machte sich in der Blondine breit, während sich Argrim über sie schwang. Seine Finger wussten sehr geschickt den Harness zu öffnen und ebenso die Bluse. Es überraschte sie ehrlich, dass so klobige Finger so geschickt sein konnten! Er riss rein gar nichts kaputt und er tat ihr auch keineswegs dabei weh. Die Lippen des Zwergs wanderten derweil weiter über ihren schlanken Hals, während die rauen Finger sich um ihre üppigen Brüste schlossen. Erst nur vorsichtig, dann aber mit immer mehr Kraft, um sie richtig zu verwöhnen. Mit einem Keuchen schnappte die Blondine nach seiner Unterlippe, um daran zu ziehen. Ihre eigenen Hände widmeten sich derweil den Verschlüssen seines Harnisches, damit auch er endlich entblättert werden konnte. Das war ein bisschen schwieriger und funktionierte nicht ohne die Hilfe von Argrim, jedoch würde es sie nicht daran hindern, sich ihrer gemeinsamen Nacht zu widmen! Für sie war heute der letzte Tag ihres Lebens. Den musste sie nutzen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)