Die Drachenballade von Kylie (Band 1 - Drachen-Saga) ================================================================================ Kapitel 1: Besessenheit, Krieg und Hass --------------------------------------- Der kalte Wind ließ ihr goldenes Haar tanzen, brachte aber auch den Gestank von Tod und Blut mit sich. Von diesem Felsen aus hatte sie eine wundervolle Aussicht über das Schlachtfeld. Es war eine Schlacht von vielen, die auf der Oberwelt tosten, seit es zu immer mehr Aggressionen innerhalb der Völker kam. Den meisten Unterweltlern war genau das vollkommen egal und sie mischten sich auch nicht in die Geschehnisse der Oberwelt ein. Vermutlich auch eine gesunde Einstellung, wenn man so von oben auf all die Leichen herabblickte. Überall war Blut, abgetrennte Körperteile und Menschen, wie auch Nichtmenschen, die sich aufeinander stürzten. In ihren Augen brannte der Hass, in ihren Händen schrie das Metall nach ihrem Tribut. Getrieben von fanatischen Gedanken und tiefsitzendem Hass. Allerdings wurden nicht nur die gewöhnlichen Waffen zum Kampf gezückt, sondern auch die Magie kam zum Einsatz, die sich auf der Oberwelt immer mehr verlor. Inzwischen fand Billie, dass das auch besser so war, wenn sie nur eingesetzt wurde, um Lebewesen zu zerfleischen. Magier konnten ganze Armeen auslöschen, wenn sie mächtig waren! Eigentlich konnten sie auch das ganze Gefüge der Welt aus dem Gleichgewicht reißen... Aber hier wurden sie eingesetzt wie Schachfiguren. Die Konsequenzen spielten für keinen eine wirkliche Rolle. Wobei die Magie der Menschen am Gefährlichsten schien, da sie einen direkten Einfluss auf die Natur und ihre Umgebung nahm. Sie nannten diese Magie „Essenzmagie“, aber einige Bücher bezeichnen sie auch als „Elementarmagie“. Ein Essenzmagier konnte ein Element kontrollieren und ihm seinen Willen aufzwingen. Nahm man sich zum Beispiel einen Drakonier zur Brust, sollte kein Feuer in der Nähe sein, denn darauf nahm er Einfluss. Die wahren Meister unter ihnen waren immun gegen den Einfluss einer Flamme und konnten sich sogar in eine lebendige Fackel verwandeln. Quellgeister hingegen beherrschten die Magie des Wassers und machten das Gegenteil zu Drakoniern aus. Hinzu kam, dass jeder Essenzmagier von seinen Wesen und Fähigkeiten von dieser Magie beeinflusst wurde. Sturmläufer zum Beispiel - jene, die den Wind beeinflussten - konnten viel schneller laufen als ein normaler Mensch. Noch gefährlicher aber waren die sogenannten Essenzbeherrscher, die alle Elemente beherrschten, dabei aber nicht diese besonderen Gaben meistern konnten. Vielleicht konnten sie nicht als lebendige Fackel auf ein Schlachtfeld stürmen, aber eben jedes Element für sich ausnutzen. Das taten sie auch schamlos... Meistens sehr unbedacht. Das riss wirkliche Löcher in das empfindliche Gefüge der Natur! Wobei Billiana schon von jenen gehört hatte, die eine der besonderen Gaben trotzdem meistern konnten, wenn sie genug Talent und Konzentration besaßen. Vor allem aber auch Geduld, da es für einen Essenzbeherrscher sehr schwierig war eine solche Spezialisierung ihrer Fähigkeiten zu erlangen. Viel harmloser war die Magie der Elfen, die sich eher darauf spezialisierte Waffen zu verstärken und zu verzaubern, zu heilen und ihre eigenen Körper zu stählern, damit sie gegen Kälte, Krankheit und das Alter wesentlich länger immun blieben. Dabei wurde nicht in die Natur eingegriffen und auch sonst keine Rädchen ins Drehen gebracht, die die Welt in den Untergang stürzten. Zwerge dagegen waren frei von Magie und besaßen keine besonderen Gaben, wenn man von ihrer Schmiede- und Kampfkunst absah. Außerdem verstanden sie es, Erze aus Minen abzutragen, ohne die Berge vollkommen auszunehmen. Sie ließen ihnen die Zeit, um sich zu regenerieren. Immerhin boten sie ihnen Schutz und ein Zuhause. Allerdings waren auch keine Zwerge in diese Schlacht verwickelt, soweit Billiana das beurteilen konnte. Genauso wenig wie Drachen, von derer Magie sie bisher nicht sonderlich viel wusste. Die meisten der Echsen waren inzwischen ausgelöscht worden und der Rest verbarg sich vor allen Augen, um nicht das Schicksal ihrer Artgenossen teilen zu müssen. „Sie werden beeinflusst...“, murmelte Billie. „Ist es nicht so, Schatti?“ „Mein Name lautet immer noch nicht >Schatti<.“, knurrte der riesige, schwarze Schattenwolf an ihrer Seite. „Ich heiße immer noch Ereinion.“ Ereinion war ein Schattenwolf aus der Zwischenwelt. Die Zwischenwelt befand sich zwischen allen Welten und bewegte sich jenseits von Raum und Zeit. Manche konnten dort wandeln, begaben sich damit allerdings in große Gefahr. Jene Schattenwölfe lechzten nach dem Leben eines jeden Sterblichen und auch jedes Unsterblichen und wussten durchaus die Sinne zu verführen, damit man sich in ihre Rudel verirrte. Sie wurden angetrieben von Gier. Endlose Gier nach allem, was dunkel und kalt ist, wie die Angst, die in jedem Lebewesen innewohnte. Wenn all die Furcht, die Selbstzweifel und der Hass aufgefressen waren, verwandelten sich die Opfer selbst in eine Kreatur der Schatten und lernten dieselbe Dinge zu begehren. Nur besonders starke Schattenwölfe konnten die Zwischenwelt auch verlassen und auf der Oberfläche anderer Welten für eine begrenzte Zeit eine fleischliche Hülle annehmen. Allerdings brauchten sie dabei Hilfe von einem Beschwörer, der ihnen ein Portal zu jener Welt öffnen musste. Auf diese Weise ging der Beschwörer einen Pakt mit dem Wolf ein, der sich ihm verpflichtete und der sich immer beschwören ließ, wenn er gebraucht wurde. Vermutlich, weil sie sich nach der Welt sehnten, die sie einst verloren hatten. Oder weil sie sich von der Angst jener nähren wollen, die diese Welt noch nie betreten haben., dachte Billiana zähneknirschend. Schatti war ein riesiger, schwarzer Wolf, der an der Seite seines Kopfes zwei gekrümmte Hörner besaß und noch eines in der Mitte, das sich zur Wirbelsäule krümmte. Seine Augen waren in einem leuchtenden Rot und es kam auch vor, dass unter dem schwarzen Fell rot leuchtende Linien zu erkennen waren. Sie ergaben Zeichen einer toten Schrift. Zumindest war das seine fleischliche Hülle... Er konnte sich auch in schwarzen Nebel verwandeln und so Angriffen entgehen oder sich unbemerkt in der Dunkelheit bewegen. Ohnehin war Ereinion absolut lautlos. Wenn sie zusammen in die Schlacht zogen, dann konnte er auch sie mit in den Schatten verschwinden lassen und ohne Vorwarnung mit ihr wiederauftauchen. Dazu mussten sie direkten Körperkontakt haben und zu einer Einheit verschmelzen. So etwas gab es nur zwischen einem Beschwörer, der einen Pakt mit einem Schattenwolf geschlossen hatte wie sie. „Ja, sie werden beeinflusst.“, beantwortete der Schattenwolf ihre vorherige Frage. „Zumindest einige von ihnen.“ Billie seufzte und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, das auch ständig um ihre spitzen Ohren tanzte oder an ihrer leicht gebräunten Haut ein kribbelndes Gefühl hinterließ. Zwar vereinte sie einige Rassen, doch die der Elfe stach deutlich hervor. Obwohl sie nicht diesen dürren Körperbau hatte, was aber nicht unbedingt ein Vorteil war. Nicht, wenn sie zähneknirschend an ihren leicht speckigen Bauch dachte. Billiana bezeichnete es gerne als >Babyspeck<, um sich nicht einzugestehen, dass das Problem vielleicht eher bei ihr lag. Damit nicht jeder sofort sah, dass sie pummelig war, pferchte sie sich in enges Leder und Stoffe, um eine zierlichere Gestalt zu erzeugen. Mehr als einmal hatte ihr Vater sie dafür ausgelacht... Geschweige denn von Schatti. „Von was werden sie beeinflusst, Schatti?“ „Du sollst das nicht sagen!“, knurrte der Wolf böse. „Das kann ich jedoch im Moment nicht wirklich sagen. Es ist dunkel und es ist sehr mächtig.“ „Manche der Toten scheiden eine schwarze Schlacke aus. Das sieht aus wie Schlamm, nur eben dunkler und zäher...“ „Es erinnert an Geschichten aus alter Zeit.“ Die Blondine nickte langsam: „Ja, es erinnert wirklich daran. Damals bedeutete es, dass die Welt untergeht, wenn kein Wunder geschieht. Nur sind die Wunder heutzutage tot.“ „Oder in Ketten geschlagen.“, bemerkte Ereinion an und bleckte seine Reißzähne. „Wenn es wirklich das ist, was wir vermuten, dann sollten wir besser das Weite suchen.“ „Das würde uns auch nicht retten.“ „Aber es gibt uns Zeit, damit wir das Leben noch ein bisschen genießen können.“ Kalt lachte die Elfe auf und versetzte ihrem tierischen Gefährten einen tadelnden Klaps: „Ja, dann kannst du in der Zwischenwelt als Nebelgestalt feiern. Tolle Idee...“ „Was willst du nun tun?“ „Das, was ich immer mache...“, grummelte Billie. „Ich mische mich ein.“ Mehr brauchte Ereinion nicht zu wissen und erhob sich zu seiner vollen Größe, die etwa einem Pferd entsprach. Nur hatte er viel größere und kräftigere Muskeln als es ein Pferd jemals haben konnte. Er preschte voran und umkreiste einmal Billiana, die im rechten Moment loslief und einen Sprung auf den Rücken des Tieres wagte. Als der Schattenwolf spürte, dass sie sicher saß, stürmte er zielsicher auf einen schwarzen Schatten zu und kurz darauf verschwanden sie darin. Dieser Moment war für Billie immer schwierig... Zwar sagten die Unwissenden gerne, dass Wesen wie Schatti durch die Schatten wandeln würden, doch das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Eigentlich erschuf er darin ein Portal, das sie gerade passiert hatten. Es führte sofort in die sogenannte Zwischenwelt, die alle Welten insgeheim verband. Ein Ort, der für jedes Lebewesen etwas anders aussah und eine andere Wirkung hatte, doch für jeden war es eine erschreckende Erfahrung, die in Mark und Bein ging. Lichter tanzten wie Irrlichter in der Luft umher und ein Nebel aus undurchdringlichen Stoffen blockierte eine weite Sicht. Die Pfade waren nur für jene sichtbar, die die Zwischenwelt kannten oder darin hausten. Jene, die ohne Führung und unwissend hierherkamen, würden sich verirren und am Ende würden sie ihre Seele verlieren und ein Teil dieser Welt werden, die keine festen Körper zuließ. Es war der Inbegriff der menschlichen Hölle. Es war auch ihre persönliche Hölle und sie war froh, dass der Schattenwolf sich hier wunderbar auskannte. Ereinion wurde nicht von dem verzehrten Zeitraumgefüge verwirrt und die anderen Zwischenweltswesen beeinflussten nicht seine Sinne. Er war einer von ihnen. Die Manipulation wirkte nur auf Außenstehende wie sie. In ihren Ohren war ihr Geflüster wie lautes Geschrei, welches sie an furchtbare Dinge erinnerte. Außerdem flüsterten sie ihr Lösungen zu. Lösungen für jene, die sie einst misshandelt hatten... Sie wusste, dass sie nicht darauf hereinfallen durfte und es besser war, all den verlorenen Kreaturen keine Aufmerksamkeit zu schenken. In solchen Momenten waren sie auch nur kurz hier und sie musste nicht allzu lange gegen diese Verführung ankämpfen. Trotzdem fürchte ich, dass ich irgendwann meine Seele diesen Bestien überlasse., dachte Billiana verbittert und behielt den Blick nach vorne gerichtet. Es wäre wirklich ironisch, nachdem ich mit Schatti diesen Pakt geschlossen habe, wenn ich dann so wie er werde... Ereinion preschte voran und plötzlich verschwanden die tanzenden Lichter und der beunruhigende Nebel. Von oben durchbrach die Sonne die Wolkendecken und sie befanden sich mitten auf dem Schlachtfeld. Während der Wolf weiterlief, zog die Elfe ihr schlankes Schwert und hieb damit nach einem Menschen. Seine Kehle wurde längs aufgeschnitten und er ging röchelnd zu Boden. Niemand hatte sie kommen sehen und Panik brach aus, als ihnen klar wurde, dass der Schlacht gerade ein riesiger, berittener Wolf beigetreten war. Diese Angst aber fachte nur die Blutgier des Tieres an, welches auf eine Elfenkriegerin zu jagte und sie einfach zu Boden riss. Sofort biss er ihr in die Kehle und verhinderte, dass sie nach Hilfe oder vor Schmerzen schreien konnte. Er zerfetzte sie richtig und entzog ihrem sterbenden Körper die blauleuchtende Seele. Sein Tribut dafür, dass er den Pakt mit Billie geschlossen hatte und ihr gehorchte. Er bekam die Seelen gefallener Feinde, sie bekam seine Unterstützung und konnte mit ihm eine Symbiose eingehen. Auch wenn die Elfe den Preis kannte, musste sie dabei keineswegs zusehen, sondern drehte sich auf seinem Rücken herum, um einen Angreifer direkt das Schwert in den Magen zu stechen. Da er geglaubt hatte, dass er sie überraschte, hatte er seine Deckung vernachlässigt. Als er zu Boden ging, stach sie gnadenlos direkt in seinen Hals. Kurz darauf lief schwarze Schlacke aus seinen Verletzungen und sickerte in den Boden. Die eben noch kühlen Augen wurden ängstlich. Was auch immer ihn besessen hatte, nun war es fort und überließ ihm der Angst des Todes. Für Mitleid war keine Zeit. Der Wolf entzog auch dem sterbenden Mann seine Seele und sprang dann über den Leichnam hinweg. Gnadenlos riss er drei Krieger um, die mit dem Rücken zu ihnen gestanden hatten. Wahrscheinlich wollten sie die gegnerische Armee angreifen oder sogar vor dem Schattenwolf fliehen, der seinen Fang direkt in den ungeschützten Nacken eines Zwerges rammte. Die Elfe hingegen schlug mit sehr viel Schwung einer Menschenfrau fast den Kopf ab. Der letzte arme Tropf, wurde direkt von den Krallen des Wolfes durchbohrt und bekam weder eine Chance zu fliehen noch sich zu wehren. Ihre Seelen wurden von Ereinion verschlungen. Es waren einfache Beuten gewesen. Just in dem Moment, wo der Schattenwolf abgelenkt schien, hatte sich eine Meute der Besessenen aufgemacht und schlugen mit den Waffen zu. Statt ihn oder Billiana zu treffen, erwischten sie jedoch nur die Luft. Rechtzeitig hatte er ein Portal in die Zwischenwelt geöffnet, welches er nur nutzte, um den Angreifern in den Rücken fallen zu können. Einem riss er direkt den Arm ab, sodass dessen Großschwert in die schwarze Schlacke der Toten fiel, während Billie einem anderen ins Bein hieb. Der Schreck bei den Feinden war nicht mehr so groß und sie scheuten sich nicht mehr, sie angreifen zu wollen. Aus diesem Grund verschwanden sie wieder in den Schatten und tauchten ganz woanders wieder auf, um weitere Feinde zu fällen. Dabei wurden sie nicht nur in Blut eingetaucht, sondern auch mit der schwarzen Schlacke getauft. Anders, als Billiana es erwartet hatte, stank es nicht. Es roch nach gar nichts... Es war nicht mal warm, obwohl es stets aus sterbenden Körpern quoll. Trotzdem schien es ihr so, als lebte es. Es kroch und bewegte sich. Manchmal versuchte es unter die Kleidung zu gelangen oder auch unter die Haut. Dennoch war sie überzeugt davon, dass es keinen eigenen Willen hatte, sondern viel mehr gelenkt wurde oder ein Teil des großen Ganzen war. Wie ein Schwarm... „Sie sind ein Schwarm!“, keuchte die Elfe schließlich. Die Erleuchtung besiegelte sie mit einem Hieb in das Auge eines Feindes, der kreischend danach schlug. Ereinion sprang ihn im Anschluss an und zerfleischte seinen Körper, um auch seine Seele an sich zu bringen. Wieder verschwanden sie in der Zwischenwelt und überwanden einige Herzschläge für die Oberweltler, die für sie in der Zwischenwelt einige Minuten lang waren. Da dort die Zeit langsamer floss, hatte der Wolf die Möglichkeit, genau abzuwägen, wo er das nächste Portal öffnete und welche Gegner er als nächstes töten wollte. Ein Albtraum für jeden Soldaten. Mit seinem blutigen Maul sprang er wieder aus einem Portal und fiel einer Frau direkt in den Rücken, in dessen Nacken er sich verbiss. Statt sie direkt zu töten, ließ er sie kreischen und zerfetzte ihren Körper allmählich mit den Klauen. Die Angst und der Schmerz nährten seine Macht und die war am größten, wenn die Schlacke wich und die unwissenden Geschöpfe frei waren. Keine Freiheit, die wirklich schön war. „Was meinst du?“, hinterfragte die Bestie und sprang in den nächsten Schatten. „Diese besessenen Leute sind ein Schwarm und werden gesteuert.“, rief sie ihm laut entgegen. „Wenn wir die Quelle finden, dann hören sie bestimmt auf, sich zu wehren und vielleicht verschwindet dieses Zeug dann auch. Dann müssten wir nicht alle töten.“ „Mir ist es lieber, wenn wir alle töten.“ „Das ist mir schon klar.“, knurrte Billiana tadelnd. „Finde den Anführer, Schatti.“ Schnaubend sprang er durch das nächste Portal und erreichte so wieder die Oberwelt. Nun waren sie noch tiefer im feindlichen Getümmel. Von der Schlacht gegen die Armee der Krieger, die nicht von der schwarzen Schlacke besessen waren, war nichts mehr zu hören oder zu sehen. Es war jedoch zu erkennen, dass die Angreifer wirklich überrascht waren, dass sie die Linien durchbrochen hatten und hier hinten waren. Billiana hielt Ausschau, aber es war keiner zu erkennen, der irgendwie hervorstach. Anführer waren meistens deutlich zu erkennen. Entweder weil sie eine ganz besondere Rüstung trugen oder aber auffällige Verzierungen wie Schmuck. Manche befanden sich auch auf sicheren Vorsprüngen, um das Schlachtfeld im Blick zu haben. Die Elfe hatte mal gelesen, dass gute Kriegsführer sogar Feuerzeichen in Schlachten gaben, damit auch weit entfernte Soldaten wussten, was als nächstes zu tun war. Feuerzeichen konnten aber auch durch verschiedenfarbige Flaggen oder Symbole ersetzt werden, die jedoch bei großer Entfernung irgendwann nicht mehr zu erkennen waren. Hier war gar nichts zu erkennen. Wahrscheinlich, weil sie keine Symbolik brauchen., überlegte sie verbittert, Sie können wahrscheinlich durch ihre Gedanken kommunizieren wie ich und Schatti. Der Anführer kann vielleicht sogar durch alle Augen schauen, um sie richtig zu steuern. Schwer zu sagen, so lange ich nicht mehr weiß... „Siehst du etwas?“ „Gar nichts.“, knurrte Ereinion und sprang auf den nächsten Feind zu. Er verbiss sich in dessen Kehle und riss den Kopf dann hin und her. In solchen Momenten zeigte sich deutlich das Animalische an ihm. Es fehlte nur noch, dass er seine Gegner verletzte, laufen ließ und wieder einfing, um sie langsam totzuspielen wie eine Katze... Gut, dass er ein Wolf ist... „Vielleicht noch weiter hinten.“, schlug Billie vor. Das war ein gewagter Plan, weil sie keine Unterstützung hatten, doch einen anderen Weg sah sie im Moment auch nicht. „Bist du dir sicher?“, hinterfragte Ereinion, der keine Angst kannte. „Mit etwas Pech, gibt es dann keinen Ausweg mehr.“ „Wir hatten schon ausweglosere Situationen.“ „Ach ja?“ „Ich weiß nicht. Ich wollte dich nur aufmuntern.“ Mehr musste der Schattenwolf nicht wissen und sprang einen anderen Angreifer an, um ihn zu Boden zu reißen, während Billiana einem anderen ihr Schwert in den Bauch rammte. Als die schwarze Schlacke sich ausbreitete und andere sie angreifen wollten, verschwanden sie in einem Nebel und kurz darauf in der Zwischenwelt. Hier preschte Ereinion über unsichtbare Pfade und behielt seine rotleuchtenden Augen stets nach vorne gerichtet. Einst hatte er ihr erzählt, dass er in der Zwischenwelt durch kleine Fenster blicken konnte. Je nach Standort sah er dann die Geschehnisse der Welt. So konnte er genau abwägen, wann, wo und wie er diese dann betrat. Das ging nicht durch diese Fenster, weil sie zu schmal waren, aber durch nahe Portale. Die Portale konnte er allerdings nur durch sie öffnen und sich auch nur durch sie in der Oberwelt materialisieren. So wie sie nur mit ihm so durch die Schatten und die Zwischenwelt wandern konnte. „Ich denke, ich habe etwas...“ Mehr Vorwarnung bekam die Elfe nicht. Es musste ihr reichen, damit ihr klar war, dass sie jeden Moment wieder in der Schlacht stecken würden. Nur einen Herzschlag später, blendete sie die Sonne und sie befanden sich in einem felsigen Pfad. Als Billiana sich umsah, konnte sie weder einen Anführer erblicken noch die Feinde. Ihre spitzen Ohren fingen in der Ferne zwar das Klirren von Metall ein und undeutliche Rufe, aber sie waren so weit weg, dass sie unmöglich sagen konnte, wie viele Meter sie nun trennten. Perplex streichelte sie durch das blutige, schwarze Fell und sah hinauf: „Was soll das, Schatti? Hier ist niemand.“ „Du und deine verkrüppelten Elfensinne...“, knurrte der Wolf und drehte um, damit er langsam den Pfad hinauf trotten konnte. „Hier ist sehr wohl jemand, aber er ist etwas weiter oben. Da sind keine Schatten und somit keine Portale, die ich nutzen kann.“ „Das ist so weit weg von dem Schlachtfeld.“ „Ja, das ist wahr.“, bestätigte er. „Aber findest du es nicht auch komisch, dass ein Mann so viele Meter weg auf einen Berg herumsteht, in die Ferne starrt und sich kein Stück bewegt?“ „Vielleicht genießt er die Aussicht?“, warf die Elfe entsetzt ein. „Oder beobachtet die Schlacht aus der Ferne?“ Der Schattenwolf schnaubte und gebar kurz auf, als wollte er sie von seinem Rücken werfen: „Sei nicht dumm! Jeder Mensch muss sich mal bewegen. Das liegt in deren Natur... Der zuckt nicht mal.“ „Oh... Dann sollten wir nachsehen.“ Es erklärte zumindest, warum ihr Aufenthalt in der Zwischenwelt eben noch so lange gedauert hatte. Fast eine halbe Stunde! Schatti hatte sich genau umgesehen und hatte das nächstmögliche Portal gesucht, um das überprüfen zu können. Nun war Billiana nur nicht sicher, worauf sie sich einließen. Je näher sie der Spitze kamen desto kälter wurde der Schauer auf ihrem Rücken. „Wie sieht es aus?“, erkundigte sich Wyrnné. Er war wirklich von dieser Schlacht angestrengt. Seit etwa zwei Tagen wurden sie permanent von diesen Besessenen angegriffen, die kaum Schlaf oder Nahrung brauchten. Für jeden Toten schienen zwei neue zu kommen. Sobald er eine Taktik entwarf, um die Schlacht für sich zu entscheiden, änderte sich die Strategie dieser Wesen und sie passten sich an, um wieder möglichst viele Leben zu fordern. Das Problem war, dass seine Feinde stets als Einheit handelten und Änderungen der Strategie schnell übernommen wurden, während es bei ihm dauerte, bis auch der letzte Mann genau wusste und verstand, was zu tun war. Bis dahin wusste der Feind bereits, was er vorhatte und passte sich der neuen Situation blitzschnell an. Da wünschte er sich schon selbst, dass er solch eine schwarze Schlacke besaß, damit jeder seinen Gedankengängen folgen konnte. Wyrnné war ein großer Mann von etwa zwei Metern mit einer athletischen Statur, die Erhabenheit ausstrahlte. Sein schwarzes Haar ging ihm beinahe bis zu den Schultern und sah die Tage nicht mehr so gepflegt aus wie sonst. Schweiß verklebte es und auch der Schmutz des Kriegszeltes haftete daran. Auch seine Uniform hatte mal bessere Tage gesehen und musste dringend wieder gewaschen werden. Ihr Weiß war bestenfalls noch ein Grau, während die Abzeichen zum Teil schon abgerissen waren. Seine gebräunte Haut hatte mehrere Prellungen und Schnittverletzungen. Wyrnné war auf die geniale Idee gekommen, selbst in die Schlacht zu ziehen, um die Gegner zu analysieren. Er war sehr freudig begrüßt wurden von Stahl und Fäusten. Da der Soldat ihm immer noch keine Antwort gab, blickten seine grünen, stechenden Augen direkt zu ihm. Wenn das so weiterging, dann würde er ihm den Brief vom Schlachtfeld entreißen und selbst nachlesen, was vor sich ging. Der Bote aber spürte den Blick und sah entschuldigend auf: „Vergebung, Sir! Offenbar wurde ein... ein riesiger Wolf gesichtet... Er hat die... die Kreaturen angegriffen und ist plötzlich verschwunden... Kurz darauf tauchte er wieder auf! Nun ist er ganz weg.“ „Was soll das für ein Wolf gewesen sein?“, hinterfragte Elwalir spöttisch. Er war ein Elf, der nicht ganz in das Schema dieser Rasse passte. Groß, muskulös und vor allem ein richtiger Widerling. Wie er es in den großen Rat geschafft hatte, wusste Wyrnné bis heute nicht. Zwar musste ein Vertreter jeder der großen Rassen dabei sein, jedoch wurden die gewählt, was nach Beliebtheit ging und natürlich nach Qualifikation. Elwalir hatte keines von beidem... „Ich weiß es nicht, Mylord...“, stotterte der arme Junge. „Hier steht nur, dass er riesig und schwarz war. Außerdem hat... ein Mädchen auf seinem Rücken gesessen...“ „Ein Mädchen?“ „So ist es, Mylord. Ein blondes Mädchen.“ Wyrnné blieb gelassen und setzte sich an den Tisch, auf dem die Karte ausgebreitet war: „Ein Schattenwolf mit seinem Frauchen...“ „So etwas gibt es nicht!“, wetterte der Elf wütend. „Erzähl‘ hier keine Märchen, die du von deiner Amme gehört hast, Mensch!“ „Keif‘ mich nicht an, wie ein altes Waschweib, Thonalas.“, zischte der Schwarzhaarige genervt. „Junge, du darfst gehen und schicke bitte Khaleb hierher.“ „Jawohl, Sir!“ Vielleicht gefiel es Elwalir nicht, dennoch hatten die Völker Wyrnné zum Anführer der Armeen gemacht. In diesem Zelt hatte er das Kommando und war mehr, als das Mitglied des großen Rates, der die Menschen vertreten sollte. Die Beliebtheit hatte obsiegt, die er sich allerdings auch verdient hatte. Harte Arbeit, ein offenes Ohr und die Bereitschaft sich für alle Rassen einzusetzen, damit niemand leiden musste, hatten ihm genau diese Beförderung eingebracht. Hinzu kam seine Weitsicht. Wyrnné war auch ein gelernter Soldat, der in vielen Schlachten selbst gedient hatte. Er kannte beide Seiten der Medaille, scheute sich aber nicht, weiterhin auch selbst zu kämpfen, wenn es ihnen einen Sieg sichern konnte. Das war er jenen schuldig, die ihn gewählt hatten! In solchen Momenten wünschte ich mir trotzdem, dass ich frei entscheiden dürfte, wen ich köpfen lasse. Elwalir steht ziemlich weit oben auf meiner Liste. Der nahm sich trotzdem einfach einen goldenen Kelch, um sich etwas von dem besten Wein einzuschenken, den sie nach all den Schlachten noch zu bieten hatten. Elwalir frönte dem Luxus. Er würde niemals darauf verzichten und jeden verraten, damit er weiterleben konnte. Dafür hatte er einst sogar seine eigene Tochter verkauft. Aber nicht nur, um sich zu bereichern, sondern auch, um Wyrnné zu bestrafen, weil er nicht kuschte. Sie waren so unterschiedlich, dass es schon wieder lachhaft war. Elwalir setzte sich ihm gegenüber und sah mit seinen schwarzen Augen direkt in seine grünen: „Du glaubst doch nicht echt diese Ammenmärchen?“ „Natürlich glaube ich an die Zwischenwelt und ihre Einwohner.“ „Ich bezweifle stark, dass es so etwas gibt. Ich habe noch nie so einen... Schattenwolf gesehen. Auch sonst keine dieser Kreaturen!“ „Du hast auch noch nie Güte gesehen, trotzdem existiert sie.“ Der Elf verzog genervt das Gesicht: „Sehr witzig...“ „Wenn es doch bloß ein Witz gewesen wäre.“, erwiderte Wyrnné augenrollend. Güte war ein Fremdwort für das Ratsmitglied, aber Jähzorn war ihm dafür umso vertrauter. Deshalb überraschte es ihn nicht, als er seinen goldenen Kelch warf und nur knapp den Kopf des Schwarzhaarigen verfehlte. So etwas war der Heerführer schon gewohnt, der entspannt sitzen blieb und mit den Fingern auf der Tischplatte klopfte. „Hast du irgendein Problem?!“, tobte Elwalir jähzornig und war kurz davor, auf den Tisch zu steigen. Wenn er das tat, dann würde er auch darüber preschen, um Wyrnné auf den Boden zu reißen. Das war sicherlich kindisch, respektlos, albern und vieles andere, aber es würde den Elfen auch nicht besonders stören. Bevor es so weit kommen konnte, öffnete sich das Zelt und ein beleibter, brünetter Junge stampfte herein. Er passte kaum in seine Gewänder und wirkte vollkommen unbeholfen, war aber ein herzensguter Junge. Wenn Wyrnné ehrlich war, dann hatte er niemals einen besseren persönlichen Diener gehabt. Die überflüssigen Pfunde kamen von der Fresssucht des Knaben. Darüber sah er hinweg und versuchte den Jungen nicht zwanghaft zu verändern, so lange er seinen Dienst so guttat wie jetzt. Unbeholfen verbeugte sich der Beleibte: „Mylords... Bitte verzeiht, aber Ihr habt mich rufen lassen?“ „In der Tat.“, säuselte Wyrnné entspannt mit seiner beruhigenden Stimme. „Offenbar wütet ein Schattenwolf auf dem Schlachtfeld. Weißt du etwas darüber?“ „I-Ich?“ „Stell‘ dich nicht dumm, Khaleb.“, sagte er ruhig und bot dem Jungen einen Platz am runden Tisch an. Elwalir wollte sich das Ganze wohl nicht länger anhören, sprang auf und stieß Khaleb absichtlich an, während er aus dem Zelt stürmte. Auch diese Reaktion überraschte ihn nicht. Ich bin nicht traurig darüber, dass er sich vom Acker macht..., dachte Wyrnné erleichtert, Langsam entwickelt er sich zu einer Gefahr für sich und alle anderen. Vor allem aber für mich, wenn er mich doch mal angreift. Khaleb setzte sich auf den freigewordenen Stuhl und wirkte nun viel entspannter. In der Gegenwart des Elfen sprach niemand gerne frei und schon gar nicht über Mythen oder andere Geschichten. Noch schlimmer war es, wenn jemand wagte, über Märchen zu sprechen! Fataler konnte es aber enden, wenn jemand über die seltsamen Blutlinien der Thonalas‘ sprach... „Was genau wollt Ihr denn wissen, Sir?“ „Wusstest du, dass sich ein Beschwörer hier aufhält, Khaleb?“, erkundigte sich Wyrnné ernst. „War dir bewusst, dass ein Beschwörer sogar mit einem Schattenwolf einen Pakt geschlossen hat?“ „Nein, davon wusste ich nichts.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Beschwörer alle tot sind.“ Im ersten Krieg der Völker waren Beschwörer wirklich tödliche Waffen gewesen. Gerade jene, die einen Pakt mit einem Schattenwolf geschlossen hatten oder sogar die Schwarzmagie beherrschten. Plötzlich waren sie aufgetaucht, um ihre Feinde zu töten, um dann wieder zu verschwinden. Nach nur einigen Wimpernschlägen tauchten sie ganz woanders wieder auf und forderten ihren Tribut. Schon damals waren Beschwörer selten gewesen, doch heute waren sie Märchen geworden. Die Gabe des Schöpfens ging verloren, die dafür unbedingt notwendig war und sie nahmen ihre Geheimnisse mit in das kalte Grab. Trotzdem hatte Wyrnné gehofft, dass sein Diener etwas mehr wusste. Viele der Rekrutierungen hatte er ihm überlassen, weil Khaleb erstaunlich überzeugend war. Die Leute vertrauten dem Menschenjungen, der das Gen eines Drachenreiters besaß. Leider war sein Drache im ersten Krieg gefallen. Das erinnerte Wyrnné daran, dass Khaleb schon lange kein Junge mehr war, wenn seine Gestalt auch jugendlich wirkte. Er war ein sogenannter >Unsterblicher<. Die Bezeichnung war irreführend. Sie konnten selbstverständlich sterben! Jedoch lebten sie wahnsinnig lange und behielten dabei Jugend und Gesundheit. Ihre Lebensjahre waren begrenzt, doch durch Magie und bestimmte Waffen konnten sie sich weitere aneignen. So verlängerten sie immer wieder ihr eigenes Leben. Wie Unsterbliche schienen sie auch, weil ein einfacher Schwertstoß sie nicht töten konnte, selbst wenn es das Herz traf. Es sorgte für einen bewusstlosen Zustand, der sie in einen Heilungsprozess zwang, doch so lange eine tödliche Verletzung nicht bis zu sieben Tagen offengehalten wurde, würde der Unsterbliche es überleben und die Verletzung unter Qualen selbst regenerieren. Anders sah es aus, wenn man eine magische Klinge aus alter Zeit besaß. Soweit Wyrnné es wusste, musste ein Meister der Zwerge diese aus Mithril schmieden und eine Elfe diese mit Runen verzaubert haben. Heutzutage undenkbar, da die Rassen nur bedingt miteinander auskamen. Zusammenarbeit war schon in diesem Krieg kaum möglich... Dennoch war eine solche Waffe ein Traum! Sie konnte Unsterbliche töten, aber auch normale Sterbliche. Geschah dies, bekam der Führer der Waffe die Lebensjahre, die der Gefallene noch gehabt hätte. So konnte ein Unsterblicher ständig am Leben bleiben, während ein Sterblicher seine mickrige Lebenserwartung wesentlich verlängern konnte. Für solch eine Waffe würden einige alles tun..., überlegte er wohlwissend, Manche wollen niemals sterben. Khaleb aber wäre damals gerne an der Seite seines Drachen gestorben. Dieses „Glück“ war ihm allerdings verweigert worden und er war stattdessen in tiefste Dunkelheit gefallen. Obwohl er Gerüchte gehört hatte, dass er eines Tages mit einem riesigen Ei zurückgekehrt war. Bisher hatte er den Diener nicht darauf angesprochen oder nach diesem vermeidlichen Drachen-Ei suchen lassen, auch wenn Wyrnné wusste, wie kostbar und selten so etwas war. Vor allem war aber wichtig an Khaleb, dass er vieles in seiner Zeit bei den Drachen aufgeschnappt hatte und dieses Wissen hatte er nun schon mehrmals sinnig eingesetzt. „Was genau wollt Ihr von mir hören, Sir?“, weckte der Diener ihn aus seinen Gedanken. „Ich weiß wirklich nichts von einem lebenden Beschwörer.“ „Es ist wirklich eigenartig, wenn plötzlich ein Magier aus alten Zeiten auftaucht und auf den Rücken eines Wolfes durch die gegnerischen Reihen prescht. Entweder wir haben Glück und dieses Mädchen mag diese Kreaturen genauso wenig wie wir oder jemand hat sie angeheuert.“ „Wenn ich es war, dann hat sie sich nicht als Magierin vorgestellt.“, warf Khaleb ein. „Daran würde ich mich erinnern.“ „Gewiss, das würdest du.“ „Wollt Ihr mir unterstellen, dass ich Informationen zurückhalte?“ „Nein, das würde ich niemals tun.“, bemerkte Wyrnné mit einem schiefen Grinsen. „Aber es wird Zeit, dass wir Dyad mit in die Schlacht schicken. Er soll herausfinden, ob da wirklich ein Beschwörer ist und soll ihn hierherbringen.“ „Natürlich, zu Befehl.“ Auch wenn viele Dicken nachsagten, dass sie bequem und faul seien, konnte er das nicht von Khaleb behaupten. Wenn er Befehle bekam, dann führte er diese schnell und zu seiner vollen Zufriedenheit aus. Endlich hatten sie den Pfad überwunden. Auch wenn Ereinion eigentlich die meiste Arbeit gehabt hatte, war auch Billiana vollkommen erschöpft davon, sich auf dessen Rücken zu halten. Dieser Ort war perfekt, um geschützt Truppen anzuführen, weil die Wege schrecklich steil waren und auch Bogenschützen hier nicht viel ausrichten konnten. Da diese Berge so weit weg von der Schlacht waren, hätte sich auch kein Späher oder Fährtenleser hierher verirrt. Es war wirklich der perfekte Ort. Zumindest dann, wenn der Heerführer von dieser Distanz seine Lakaien steuern und ihre Gedanken lesen konnte. Zwar hatte Billie von solch einer Magie nie etwas gehört, doch sie hatte einst gelesen, dass es eine Krankheit gegeben hatte. Wie eine Seuche hatte sie sich ausgebreitet. Bald waren alle Völker betroffen gewesen, was den ursprünglichen ersten Krieg auslöste. Die Macht, die hinter dieser Seuche gestanden hatte, war als >Urböses< in die Geschichtsbücher eingegangen, aber ihr Vater hatte ihm einen anderen Namen gegeben... Ihre Gedanken schweiften ab, als die blauen Augen endlich eine Gestalt erblickten. Ein hochgewachsener Mann, den man auf den ersten Blick für einen Elf halten könnte, doch dafür fehlten die spitzen Ohren. Er maß etwa einen Meter achtundachtzig und wirkte muskulös. Die bleiche Haut passte zu den langen, weißen Haaren, die glatt über die breiten Schultern fielen. Schließlich trafen seine Augen die ihren. Seine waren vollkommen weiß und besaßen eine dämonische Kälte, die selbst ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Alles an diesem Mann wirkte einstudiert. Seine Haltung, sein Blick, seine Reaktion... Es war so, als würde er nicht in diesen Körper gehören. Obwohl es wahnsinnig kalt war, trug er nur eine Lederhose, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass er fror. Gerade der eisige Wind hier oben würde einen normalen Menschen den Tod bringen! „Du hast mich lange warten lassen.“, sagte er mit einer Stimme, die richtig im Kopf dröhnte. Es klang, als sprachen zahlreiche Leute zur gleichen Zeit genau denselben Satz. Wie ein unheimlicher Chor. Es verursachte sofort Kopfschmerzen. Vielleicht lag es auch daran, weil sie als Elfe sehr empfindliche Ohren hatte, aber das war im Moment schwer zu erproben. Auch Ereinion wurde unruhig und trat auf der Stelle hin und her. Es gefiel ihm also auch nicht... Billiana straffte dennoch ihre Schultern und versuchte stark zu wirken: „Woher wusstet Ihr, dass ich komme?“ „Weil es so bestimmt war.“, antwortete der Mann und kam näher. „Von Anbeginn der Zeit, sollten wir aufeinandertreffen, trotzdem hast du mich fast eine Ewigkeit warten lassen. Das ist sehr unhöflich.“ „Ich bitte vielmals um Verzeihung.“, erwiderte die Elfe sarkastisch. „Jetzt bin ich ja da. Allerdings bist du mir in etwas voraus... Warum sollten wir uns denn unbedingt treffen?“ Der Weißhaarige antwortete nicht. Mit einem schrecklich grellen Kichern ging er auf und ab, welches durch all die anderen Stimmen noch schlimmer wurde. Es war schwer gegen den Impuls anzukommen, sich an die Schläfen zu fassen, um das Ganze irgendwie auszublenden. In dem Moment, in dem sie blinzeln musste, war der Hüne verschwunden und tauchte im nächsten Lidschlag genau vor ihr auf. Brutal schlug er ihr die Kehrseite seiner Hand gegen die Wange und schleuderte sie vom Rücken des Schattenwolfes. Als dieser knurrend zum Gegenangriff ansetzen wollte, bekam er einen festen Tritt und schlitterte direkt gegen die keuchende Elfe. Auf ihrer Wange zeichnete sich der Schlag sofort ab. Es erschien ihr fast unmöglich, dass dieser Mann so stark war, doch er belehrte sie sofort eines Besseren. Plötzlich stand er über der Blondine und packte sie mit einer Hand am Kragen, während sich seine unheimliche Fratze noch mehr verzog: „Du bist hier, damit ich dich töten kann, Billie Fayh Cailean Markrhon.“ In der riesigen Hand des Unbekannten erschien plötzlich ein Dolch, der aussah, als sei er aus pechschwarzem Kristall. Den Griff umschloss er fest, um mit einem freudigen Grinsen zu zustechen. Die Klinge verfehlte ihr Ziel, aber nur, weil Billiana rechtzeitig ihr Schwert greifen konnte, um es dagegen zu lenken. Quietschend rutschte der Dolch daran ab und stach in das Gestein, statt in ihren Körper. Kurz darauf hob sie beide Beine an, um die Füße einfach in seinen Magen zu treten. Er kippte zwar nicht um, taumelte jedoch zurück. Es gab ihr die Chance, wieder auf die Füße zu springen und das Schwert mit einem kurzen Kreisen richtig zu umfassen. „Schatti!“, rief sie dem Wolf zu. „Keine Zeit zum Schlafen!“ Ereinion war nicht so schwer getroffen, wie es sich im ersten Moment angefühlt hatte. Er kam trotzdem nur schwer auf seine riesigen Pfoten. Die rotleuchtenden Augen verengte er und sah den neuen Feind bitterböse an. Es gefiel ihm gar nicht, wenn man ihn zu Boden brachte. Auf die Seelen solcher Kreaturen gierte er, damit sie ewige Qualen in der Zwischenwelt erleiden konnten. Der Weißhaarige verspürte keine Angst, weil er sich direkt zwei Gegner angelacht hatte. Mit einem überheblichen Gesichtsausdruck winkte er sie zu sich heran. Es wirkte genauso falsch wie er selbst... Trotzdem zeigte es seine Wirkung, denn der Wolf preschte knurrend voran und schnappte nach ihm. Der Hüne wich tänzelnd aus und erwartete Billies Angriff bereits, die mit ihrem Schwert versuchte, seinen Kopf von den Schultern zu trennen. Dieses Mal war er es, der den Angriff mit seinem Dolch ins Leere laufen ließ. Als Ereinion versuchte, ihm ins Bein zu beißen, trat er nach dessen Schnauze, um ihn wieder auf Distanz zu bekommen. Die Elfe wollte diesen Moment für sich nutzen und holte erneut mit ihrer Waffe aus. Jetzt wollte sie eine ganz andere Technik verfolgen, weshalb sich die Klinge auch in die Seite des Unbekannten bohrte. Seine weißen Augen richteten sich in ihre. Darin waren keine Schmerzen zu erkennen und auch sonst keine Anzeichen für Menschlichkeit. Als ihre blauen Augen sich auf die vermeidliche Wunde senkten, sickerte dort kein Blut heraus wie bei denen auf dem Schlachtfeld, sondern nur die unheimliche, schwarze Schlacke. Anders als bei den Soldaten, war dieses Zeug unverdünnt, als wäre die Haut nur dazu da, die Masse darin eingeschlossen zu halten und die menschliche Gestalt zu erzeugen. Es war nicht mal Fleisch zu entdecken! Nicht mal, als Billiana ihre Klinge drehte... So etwas hatte sie noch nie gesehen. Er nutzte es, dass sie abgelenkt war und schlug ihr die Faust direkt in den Magen. Die brutale Wucht zwang die Blondine in die Knie. Ereinion wollte ihr helfen und sprang die Kreatur an und verbiss sich in dessen Kehle, wodurch die schwarze Schlacke überallhin spritzte und das Fell des Schattenwolfes verklebte. Erst sah es so aus, als würde er ihn einfach zerfetzen, doch dann stach er mit dem Dolch zwischen die Rippen des Tieres. Er jaulte auf und musste ablassen. Direkt danach bekam der Wolf einen festen Tritt und wurde an einen nahen Felsen gedonnert. „Ereinion!“, rief Billie, doch er reagierte nicht. Er lag einfach nur da und atmete flach. Für den Moment war der Wolf aus dem Kampf ausgeschieden und würde das Ruder so schnell nicht wieder an sich reißen. Mit der Hand an ihrem Bauch, stand die Blondine unsicher auf und hob ihr Schwert hoch. Der Weißhaarige lachte mit seiner chorartigen Stimme, als habe sie gerade einen guten Witz gemacht. Die Elfe ließ sich dieses Mal nicht davon beeinflussen, sondern preschte auf ihn zu. Mehrmals schlug sie nach dem Hünen, doch der konnte entweder ausweichen oder den Schlag parieren. Erst nach gefühlt zwölf Hieben traf sie ihn! Die Klinge bohrte sich tief in die Leber des Mannes, was wieder für die schwarze Schlacke sorgte. Als sie ihre Waffe herausziehen wollte, schlug er allerdings mit der Kehrseite seiner Hand wieder direkt ins Gesicht und ließ die Elfe zu Boden gehen. Das Schwert riss der Weißhaarige schmerzbefreit aus sich heraus und besaß nun zwei Waffen. Den schwarzen Dolch, den er selbst beschworen hatte und ihr Schwert, das durch die Schlacke genauso schwarz war. Selbstsicher kam er näher. Billiana versuchte von ihm wegzukriechen, aber auch das brachte ihn nur zum Lachen und schließlich dazu, mit dem Fuß von oben herab direkt in ihren Magen zu treten. Ächzend wandte sie sich unter der Kreatur, die ihr direkt in die Seite trat. Unter Schmerzen krümmte sich ihr Körper und versuchte sich selbst zu schützen. Währenddessen tropfte die schwarze Schlacke auf sie nieder. Er stach zu und erwischte sie am Oberarm. Ihr Blut spritzte, doch sie hatte zumindest wegrollen können, damit er keinen tödlichen Treffer landen konnte. Nochmals holte er aus und traf dieses Mal ihre Schulter und direkt im Anschluss stach er der Elfe direkt in den Bauch. Die schwarze, zähflüssige Flüssigkeit schien derweil lebendig zu werden und kroch in die zugefügten Verletzungen. Das brannte höllisch! Es tat beinahe mehr weh als die Verletzungen, die der Hüne zufügte. Billie keuchte unter den Schmerzen und konnte kaum noch richtig gucken. Ihr Blick verschwamm, wodurch er noch gruseliger wirkte. Wie eines der Monster aus den alten Geschichten, die ihr Vater ihr stets erzählt hatte, damit sie sich fürchtete. Groß, dunkel und mit dem Wunsch, alles zu verschlingen. Ihre Angst schien den Weißhaarigen stärker zu machen. „Billie...!“, hörte sie eine vertraute Stimme in ihrem Kopf. Es war der Schattenwolf, der wieder zur Besinnung kam. So, wie der Mann ihn aber attackiert hatte, würde er wohl so schnell nicht wieder auf die Pfoten kommen. Trotzdem versuchte er sie zumindest wachzurütteln: „Pass‘ auf!“ Auch wenn ihr übel war und sie die Hand vor Augen nicht sehen konnte, wusste sie immer noch, wo sie ihre Waffen versteckt hielt. Ihre Hand glitt in einen ihrer Stiefel, um ein feines Wurfmesser herauszuziehen. Just in dem Moment, wo er sie erneut erstechen wollte, stach sie zu und traf die Kreatur mitten ins Herz. Die schwarze Schlacke schien in einer Flut über sie zu ergießen, als wollte es sie taufen. Auch wenn es nicht stank, fühlte es sich widerlich an und es tat so unendlich weh, dass nun noch mehr davon mit ihren Wunden in Kontakt kam. Ein schwarzer Schatten sprang den Hünen an und riss ihn von der Elfe herunter. Sie konnte nur vermuten, dass es Schatti war. Blut rauschte in ihren Ohren, dennoch konnte sie dumpfe Geräusche hören, die sie vermuten ließen, dass sie gerade einen Abhang herunterstürzten. Sie konnte allerdings nicht sagen, ob es wirklich so war oder wo sie genau heruntergefallen waren. Womit habe ich denn so etwas verdient...?, fragte sich die Elfe erschöpft und merkte, wie ihr langsam schwarz vor Augen wurde, Vater hatte recht... Ich hätte nicht an die Oberwelt kommen sollen. Ein heller Lichtblitz weckte sie kurzzeitig aus der Trance, welcher in einem Gefühl von brennender Hitze überging. Als die Elfe zur Seite blickte, sah sie tosende Flammen, die an den Klippen züngelten und ihren Ursprung schienen sie von oben zu haben. Blinzelnd versuchte sie etwas zu entdecken, sah aber nur eine verschwommene, goldene Gestalt, die aussah, als habe sie riesige Flügel. Als Billiana nochmals blinzelte, wurde das Bild eher undeutlicher. Das muss Einbildung gewesen sein..., war das Letzte, woran sie denken konnte, ehe ihr endgültig schwarz vor den Augen wurde. Aus der Ferne meinte sie schwache Jubelrufe hören zu können, die zunehmend verebbten. „Die Welt da draußen ist dunkel und gefährlich, Billie.“, sagte diese fremden Stimmen, welche so im Kopf schmerzten. „Wieso möchtest du eine Welt beschützen, die sich in ihr eigenes Verderben reitet?“ Die Elfe blinzelte und versuchte die Augen zu öffnen, doch es funktionierte nicht. Alles tat ihr so ungemein weh! Nicht mal ihre Finger reagierten, wenn sie versuchte, diese nur ein bisschen zu bewegen. Im ersten Moment war sie nicht mal sicher, ob sie überhaupt noch Hände besaß... Das war natürlich ein lächerlicher Gedanke. „Streng‘ dich gar nicht erst an.“, schnurrte es wieder schmerzhaft in ihrem Kopf. „Es gibt Dinge, gegen die kann sich keiner wehren. Dein Körper braucht Zeit, um sich zu erholen und dein Geist erst recht.“ „Was hast du getan?“, krächzte Billiana, was sie wahnsinnig viel Kraft kostete. Es fühlte sich eher so an, als habe sie gerade eine wichtige Rede vor einer ganzen Armee geführt und dafür den halben Tag geschrien. Der Weißhaarige aber lachte nur mit seinen tausenden Stimmen in ihrem Kopf, was furchtbar hämmerte. Schritte hallten in ihrer Nähe. Langsame, gemächliche Schritte, die bedrohlich näherkamen. Er kicherte selbstbewusst: „Die Frage ist wohl eher, was du nicht getan hast. Du warst unvorsichtig, Billie. Manche haben einen so verworrenen Verstand, dass sie selbst nicht wissen, was sie mit all dem Potenzial anfangen sollen.“ Will er mir damit sagen, dass ich dumm bin?, dachte sie. „Nein, das habe ich nicht gesagt.“ „Aber wie-...?“ Wieder dieses grauenhafte Lachen aus hunderten Mündern: „Was denkst du denn, wo wir hier sind? Wir sind in deinem Kopf, Kind. Deine Gedanken sind nicht sicher.“ „Die Schlacke...“, stieß sie hervor und bekam endlich die Augen auf. „Sie drang in die Wunden ein.“ Hier war es dunkel. Absolut Schwarz. Es gab keinen Boden und keine Decke. Wenn ihr Verstand so aussah, dann musste wirklich irgendwas nicht mit ihr stimmen... Die Blondine blickte sich um, entdeckte allerdings nicht die weißhaarige Gestalt des hünenhaften Mannes, doch da regte sich etwas in den Schatten. Etwas noch Größeres... Etwas Böses. Es erinnerte sie wieder an die ganzen Geschichten über Monster, die mit düsteren Gedanken unter den Betten lauerten. Nur war das hier viel schlimmer! Er lauerte direkt in ihrem Kopf und konnte sie genau dort treffen, wo sie am schwächsten war. Immer einen Schritt voraus. Er konnte ihr einen Dolch in den Rücken stechen und sie wusste es erst, wenn es zu spät war. „Du bist infiziert, Billie.“, sagte es mit kräftiger Stimme, die nun noch hässlicher klang. Nicht, weil der Singsang mehrerer Stimmen schwang, wie noch zuvor, sondern wegen der Art und Weise, wie diese klang. So gierig und als habe er keine Gefühle. Es fehlte die Menschlichkeit und auch alles, was Nichtmenschen in sich trugen. Er war keines der üblichen Geschöpfe und genau das machte Billiana furchtbare Angst. Etwas drehte sich in den Nebeln ihres Kopfes, also genoss er diese Furcht. Es war etwas so, als würde er sich darin baden. Deshalb kämpfte die Elfe gegen dieses Gefühl der Lähmung an. Sie wollte ihm keine Angriffsfläche mehr bieten, um Herr über ihre Sinne zu werden. Das hier war ihr Verstand und ihr Körper! Darin hatte kein anderer etwas zu suchen! Knurrend versuchte sich die Blondine zu erheben. Es fühlte sich so an, als würden zahlreiche Männer sie wieder auf den Boden drücken wollen oder als läge ein riesiger Felsen auf ihr. Trotzdem kämpfte Billiana dagegen an. Zentimeter für Zentimeter setzte sie sich auf und brachte sich schließlich zittrig auf die eigenen Füße. Hier fühlte sich das anders an, aber sie war sich dennoch sicher, dass dies ein Punktsieg für sie war. Stolz reckte sie den Kopf in die Höhe und präsentierte sich der Bestie in ihrem Hinterkopf. „Du bist nicht willkommen!“, schrie sie ihn an. „Also verschwinde gefälligst und nerv‘ jemand anderes!“ In der Dunkelheit regte sich etwas. Billie wappnete sich dafür, dass er nun zum Gegenangriff aus den Schatten herauskommen würde, um den Widerstand zu brechen, jedoch passierte nichts Derartiges. Auch die unheimliche Stimme erklang nicht. Kein Chor, kein weißhaariger Hüne... Nur Stille, die sich wie die Ruhe vor dem Sturm anfühlte. Von der Bestie war auch nichts mehr zu erkennen. Nicht mal ein Schemen, der sich abzeichnete. Es war beinahe so, als wäre er niemals hier gewesen. Die Wärme eines Kamins wussten nicht alle zu schätzen, aber spätestens dann, wenn es bittere Kälte gab und einem das Feuerholz fehlte, erinnerte man sich daran, welchen Vorteil solch ein kontrolliertes Feuerchen hat. Letztendlich nicht nur wegen der erzeugten Hitze, sondern auch weil es so beruhigend knisterte. Die Flammen selbst konnte jeder beim Tanzen und Züngeln beobachten, wenn die Langeweile des Winters die kalte Faust um einen schloss. Also genug Vorteile, die zu schnell untergingen. Genauso wie die Nützlichkeit von wärmenden Decken und Fellen! Zwar mussten diese anschmiegsamen Stoffe und Tierteile sich erstmal die Wärme des Körpers entziehen, speicherten diese dann aber im Anschluss. Wyrnné wusste solche Dinge durchaus zu schätzen. Besonders, wenn Dyad ihm ein verletztes und durchgefrorenes Mädchen ins Haus schleppte. Die blonden Haare sahen aus, wie fließendes Gold und umrahmten ihr hübsches Gesicht, welches noch die Züge einer Jugendlichen hatte. Zwar hatte er sie nicht selbst umgezogen, doch in dem Nachtkleid war ihm nicht entgangen, dass sie auch noch ein bisschen mollig war. Er fand das an ihr ganz bezaubernd und war überzeugt davon, dass es nicht von Völlerei stammte. Ihre spitzen Ohren hingegen verrieten sie als Elfe. Hoffentlich nicht eine vom Schlag von Elwalir..., dachte der Schwarzhaarige und tupfte mit einem feuchten Tuch die Stirn des Mädchens ab, Zwei von der Sorte verträgt diese Welt auf keinen Fall. Jedoch hatte sie bereits mehr Mut und Opferbereitschaft bewiesen, als Elwalir in seinem ganzen Leben! Dank ihr war diese furchtbare schwarze Schlacke aus den Körpern der Besessenen gefahren und sie hatten die nun bald dreitägige Schlacht endlich für sich entscheiden können. Nun hatten sie die Chance, ihre Vorräte aufzufüllen, Reparaturen auszuführen und neue Waffen zu schmieden. Dennoch mussten sie die ehemals Besessenen weit weg von hier bringen lassen. Vor einigen Wochen hatten sie den Fehler gemacht und eine kleine Gruppe, die einst auch besessen gewesen war, hier einzuquartieren. Kaum war der Marionettenspieler wieder in der Nähe, war die Seuche einfach wieder ausgebrochen und diese Leute richteten ein riesiges Massaker in den Schlossmauern an! Sie mussten also irgendwohin, wo sie keinen größeren Schaden anrichten konnten und am besten gar nicht mehr in die Nähe der Ursache kamen. Seufzend fuhr er ihr mit den Fingern durch das blonde Haar, das vom Schweiß ganz verklebt war. Zwar hatten die Zofen sie gewaschen und machten das auch jeden Tag wieder, dennoch schwitzte die Elfe immer weiter. Das kam von der erhöhten Temperatur, die einen normalen Menschen längst umgebracht hätte. Heiler hatte er leider nicht vor Ort, damit sie sich ihrer annehmen konnten... Zumindest waren die wenigen, die sie hatten, mit den Soldaten beschäftigt, die noch schwerer verletzt worden waren. Niemals würden sie ein fremdes Mädchen bevorzugen, egal, wie sehr er auch darauf pochen würde. Letztendlich wollte Wyrnné das auch gar nicht. Viele sagten ihm bereits nach, dass er eine Vorliebe für Elfenfrauen habe und das musste er nicht auch noch verstärken, indem er sich so für die Blondine einsetzte. Er tat ja bereits mehr als die meisten. Ich muss aber zugeben, dass sie wunderschön ist... Sie sieht so friedlich aus. Nachdem der Heerführer nochmals durch das goldene Haar fuhr, schlugen sich plötzlich die eisblauen Augen auf. Nun war nichts mehr von der anfänglichen Friedlichkeit zu erkennen, sondern viel mehr animalische Panik. Sofort schlug sie die Hand des Mannes fort und sprang auf, als läge sie auf einem Nadelbrett. Das eigenartige daran war, dass sie tatsächlich auf allen Vieren aufsprang und tatsächlich buckelte wie eine Katze. Wyrnné meinte sogar, dass sie einen fauchenden Laut von sich gegeben hatte! Nun aber knurrte das Mädchen ihn an. Es kam aus der Tiefe ihrer Kehle und wenn er sie nicht direkt vor sie gehabt hätte, wäre er davon ausgegangen, dass ein Raubtier sich in sein Heim verirrt hatte. Dennoch war definitiv sie die Quelle dieses animalischen Lautes. Wenn sie einen Hinterschwanz gehabt hätte, dann wäre dieser nun sicherlich gesträubt, während tierische Ohren wohl angelegt gewesen wären. Aber auch ohne diese Merkmale war ihre Aggression überdeutlich. Um ihr den nötigen Freiraum zu lassen und ihr nicht weiterhin das Gefühl zu geben, dass sie in Gefahr sei, stand er von dem Bett auf und hob beim Zurückschreiten beide Hände in die Höhe. Sie sollte einfach sehen, dass er unbewaffnet war. Es brauchte ein bisschen, doch es beruhigte das aufgebrachte Elfenmädchen und führte dazu, dass ihr Unterleib langsam auf das Bett sank. Es fiel ihm wirklich schwer, nicht darüber zu lachen! Es sah einfach lächerlich aus, dass die Elfe sich so benahm, aber für sie war es offenbar natürlich. „Wer seid Ihr?!“, knurrte sie aggressiv. „Ich heiße Wyrnné Ralahur.“, stellte er sich freundlich vor und versuchte eine sanfte Tonlage zu nutzen. „Du befindest dich hier in der Stadt Weltenbaum, die als Zentrum der Länder gilt und deshalb zur Hauptstadt ernannt wurde. Hier tagt auch der große Rat. Von dem Rat bin ich eines der Mitglieder und vertrete die Menschen. Zurzeit diene ich allerdings eher als Hauptmann der Armee. Und wie heißt Ihr, Mylady?“ „Ich bin keine Lady.“, knurrte sie zurück. Statt seine Frage zu beantworten, begann sie auf allen Vieren über das Bett zu krabbeln, damit sie an den Möbelstücken und sogar der Wasserschale schnuppern konnte. Offenbar sondierte sie den Raum, um mögliche Gefahren auszuschließen oder sogar herauszufinden, wo sie genau war. Vertrauen würde diese Elfe jedenfalls keinem blind. Erst als alles mal mit ihrer feinen Nase geprüft worden war, blickte sie wieder zu dem Schwarzhaarigen: „Ich heiße Billie Fayh Cailean Markrhon.“ Mehr Informationen wollte sie Wyrnné offenkundig nicht geben. „Sehr erfreut, Billie Fayh Cailean Markrhon.“, wiederholte das Ratsmitglied mit hochgezogener Augenbraue. Den Stamm der Markrhon kannte er vom Hörensagen. Angeblich war ihr Ursprung wirklich hier auf der Oberwelt, jedoch griffen einige Menschensoldaten die Familie an, vergewaltigten die Frauen und töteten dann alle. Nur der jüngste Sohn entkam und wurde einige Jahre später zum Herrscher der Unterwelt ernannt. Als er seine Herrschaft gefestigt hatte, kehrte er an die Oberwelt zurück und alle rechneten mit einem Krieg, doch bevor es so weit kam, errichtete er auf einem Schlachtfeld die freie Stadt Exodus. Inmitten von Feinden stand sie auch heute noch und sie war immer noch frei. Egal, welche Rasse, egal, welche Verbrechen, jeder durfte nach Exodus. Jeder durfte dort Handel betreiben oder leben. Die einzigen Gesetze besagten, dass alle gleich waren, keine Waffen erlaubten – abgesehen von den Wachen – und keinerlei gewalttätige Übergriffe erwünscht waren. Brach jemand eines dieser Gesetze, wurde er hart bestraft, wobei die meisten dankbar waren, wenn sie „nur“ gefoltert wurden. Trotz der einfachen Regelungen funktionierte das System sehr gut. Hades Markrhon gründete zwar die Stadt Exodus, überließ sie aber einem Vertrauten, der dort nun als eine Art Bürgermeister oder Lehnsherr fungierte. Welchen Rang er wirklich hatte, wusste er nicht, aber er vertrat auf jeden Fall den Stadtgründer. Ab und zu kam Hades von der Unterwelt dorthin und kontrollierte, ob alles in Ordnung war und seine Gesetze weiterhin befolgt wurden. Wenn er es nicht tat, dann schickte er auch seine Kinder, damit sie sich um alle seine Angelegenheiten kümmerten. Nie aber seine jüngste Tochter. Nicht Billiana... Bisher wusste er nur, dass sie ein bildhübsches Mädchen war, das als einziges Kind die wahre und aufrichtige Liebe vom eiskalten Hades sicher hatte. Niemand durfte ihr zu nahekommen, außer er wünschte sich einen qualvollen Tod. Wenn das hier wirklich das Goldkind des Herrschers der Unterwelt war, dann musste Wyrnné vorsichtig sein. Die Besessenen waren schon tödlich genug, da wollte er nicht noch die Armeen dieser Bestien vor den Toren haben. Dort gab es Werwölfe, Vampire, Höllenwölfe, Schwarzmagier und vieles mehr... Blutrünstig, gefährlich und absolut effizient. Auch wenn viele die Unterweltler gerne als >Dämonen< bezeichnete, wusste er, dass das nicht zutraf. Es gab einfach nur das absolut Böse, welche manche nicht unterdrücken konnte. Nicht die Waffe tötet, sondern der Mensch oder Nichtmensch, der diese führt. Allerdings schliefen die meisten besser, wenn sie einer höheren Macht oder Teufeln die Schuld für grauenhafte Dinge geben konnten. Andernfalls mussten sie in sich selbst nach der Dunkelheit forschen. Der Schwarzhaarige versank so sehr in seinen Gedanken, dass er gar nicht mitbekam, dass Billiana sich ihm längst genährt hatte. Immer noch auf allen Vieren und weiterhin auf dem Bett, kam sie seinem Gesicht so nah, dass er sie nur verschwommen sehen konnte. Wyrnné musste sich zwingen, keine ruckartige Bewegung nach hinten zu machen, während sie an ihm schnupperte. Bei all den vergessenen und neuen Göttern dieser Welt! Was stimmt bloß nicht mit ihr?!, dachte er vollkommen perplex. Nicht mal Drachen waren so instinktgesteuert wie sie und schon gar nicht derartig unhöflich. Von persönlichem Freiraum hatte sie jedenfalls noch nie etwas gehört. Oder sie hielt einfach nichts davon. „Ich heiße Billie.“, sagte sie dann mit Nachdruck. „Ich will nicht mit meinem vollen Namen angesprochen werden. Das klingt so... tadelnd. Außerdem reicht es doch, wenn Ihr einen Namen sagt.“ „Gewiss doch, Billie. Ich wollte nur höflich sein.“ „Ihr riecht auch wie einer dieser höflichen Kerle!“ Wyrnné räusperte sich und war unsicher, ob das als Beleidigung gemeint war: „Wie riechen denn höfliche Kerle?“ „Wie Ihr.“, antwortete sie knurrend. „So sauber. Als wäret Ihr niemals mit einem Staubkorn in Berührung gekommen.“ „Seid versichert, dass ich schon mit mehr, als nur einem Staubkorn in Berührung gekommen bin, Billiana. Ich habe nicht die Kontrolle über die Soldaten bekommen, weil ich ständig im Garten Blumen pflücke.“ Über diesen Kommentar schnaubte die Elfe mit ihrem jugendlichen Aussehen und fiel wieder zurück auf das Bett. Da sie ihm damit wieder Luft ließ, konnte sich auch Wyrnné wieder entspannen. An diese eigenartige Begegnung würde er sich definitiv noch lange erinnern. „Ich habe Hunger.“, protestierte Billie schließlich. „Natürlich, ich werde etwas für Euch bringen lassen.“, erwiderte Wyrnné freundlich. „Habt Ihr Wünsche?“ „Egal, Hauptsache es ist etwas mit Fleisch.“ Von Frauen hörte der Heerführer so etwas nicht besonders oft, allerdings verkehrte er auch sonst nicht mit den Markrhons. Ihr Vater galt ebenfalls als Fleischfresser und hatte dies gewiss auf seine Kinder übertragen. Es wäre jedenfalls dumm, wenn er es in Frage stellen würde. Deshalb erhob er sich einfach und ging an die Tür, um sie einen Spalt zu öffnen. Zwei Zofen standen bereits dort, falls er Wünsche hatte oder die Elfe aufwachte. „Holt bitte etwas zu Essen. Sie möchte ganz viel Fleisch haben.“ Irritiert sahen sich die Damen kurz an, nickten dann aber: „Jawohl, Sir.“ Sofort eilten sie davon. In der Küche war meistens ein Dauerbetrieb, weshalb es vermutlich nur einige Minuten dauern würde, bis sie das Essen bringen konnten. Bis dahin musste sich die Blondine allerdings gedulden, worin sie aber nicht besonders gut war. Er merkte es daran, weil sie schon aus dem Bett gestiegen war und unter das Bett kroch. Es war ein bisschen so, als würde sie etwas suchen... „Kann ich Euch helfen?“, hinterfragte Wyrnné gezwungen freundlich. Allmählich bereute er, dass er sie gerettet hatte. „Nein.“, antwortete Billiana und schlüpfte unter das Bett. Eine Weile war nichts mehr von ihr zu sehen, dann guckte ihr Kopf wieder hervor, um ihn zu beobachten: „Wieso bin ich hier?“ „Ihr... wart verletzt...“ „Ihr hättet mich auch liegen lassen können.“, warf die Elfe verwirrt ein. „Aber ich bin hier und ich bin versorgt wurden. Warum?“ Gerade jetzt fiel es ihm schwer, mit ihr zu sprechen. Sie hockte unter dem Bett und nur ihr Kopf war zu erkennen! Es war wirklich lächerlich, aber vor allem unangemessen, weil sie sich nicht auf Augenhöhe unterhalten konnten. Es musste für Außenstehende wirken, als habe er sie geprügelt... Wyrnné konnte sie aber auch nicht zwingen, wieder hervorzukommen und sich auf das Bett oder einen Stuhl zu setzen. Deshalb zog er sich stattdessen seufzend seinen Stuhl heran, um sich direkt vor sie zu setzen. „Ich lasse keine Verletzte auf dem Schlachtfeld verenden, Billie.“, antwortete er endlich. „Ich bin kein Unmensch.“ „Aber ich war nicht auf dem Schlachtfeld...“ „Augenzeugen haben mir anderes berichtet. Ihr habt auf einem schwarzen Wolf zahlreiche Gegner getötet und dann seid Ihr verschwunden. Gefunden wurdet Ihr dann auf einem Felsen mit einigen Stichverletzungen. Da Ihr das Bewusstsein verloren hattet, wurdet Ihr hierhergebracht.“ „Ich hätte doch auch vom Feind sein können.“, warf die Elfe wissentlich ein. „Dann hättet Ihr ihn in Eure eigenen Reihen gelassen.“ „Warum sollte der Feind seine eigenen Soldaten angreifen und dann verletzt auf einem Felsen bleiben?“ „Um Euch zu täuschen.“ Wyrnné seufzte und schüttelte den Kopf: „Ihr seid nicht vom Feind. Nachdem Ihr diesen Mann von den Klippen gestürzt habt, haben sich auch die Angreifer wieder eines Besseren besonnen. Durch Euch konnten wir die Schlacht für uns entscheiden und sind noch am Leben.“ „Dann bin ich wohl ein Held, was?“, kommentierte sie sarkastisch. „Aber ich bin mir sicher, dass ich den Kerl nicht vertrieben habe.“ „Wer soll es dann gewesen sein?“ Jetzt fühlte sie sich sichtlich unwohl und zog die Schultern zusammen. Offenbar wollte Billiana nicht über die Geschehnisse der Schlacht sprechen, wollte aber ebenfalls nicht ihre Rettung mit Undankbarkeit strafen. Nun war sie es, die seufzte: „Ich sah Feuer und eine riesige, goldene Gestalt...“ „Was denkt Ihr denn, was das gewesen ist?“, erkundigte sich Wyrnné interessiert. „Ein Drache.“ „Drachen sind so gut wie ausgestorben und sie waren noch nie ein kriegerisches Volk.“, erklärte das Ratsmitglied gelassen. „Wir haben zwar minimalen Kontakt zu den letzten ihrer Art, doch sie lassen sich nicht in die Kämpfe miteinbinden. Sie sind eher... Gelehrte und Architekten. Vielleicht noch Strategen, aber nicht mehr als das.“ „Da war aber ein Drache!“, zischte sie wütend und verzog sich einfach unter das Bett. Wohl zu viel des Guten..., dachte Wyrnné und würde es vermeiden, sie noch mehr zu belehren oder zu verspotten. Am Ende würde sie sich vollkommen abschotten oder sogar entscheiden, dass sie sich gegen den großen Rat und die Stadt stellen wollte. Mit einer so mächtigen Magierin wollte er sich keineswegs anlegen. „In Ordnung, da war ein Drache und der hat dich auch hierhergebracht.“, lenkte der Schwarzhaarige ein. „Er heißt Dyad und ist ein Freund von mir. Er sollte dich suchen.“ „Warum?“, fragte eine Frauenstimme unter dem Bett. „Weil, ich Berichte von einem riesigen, berittenen Wolf erhalten habe und ich wissen wollte, was da dran ist.“ „Ich weiß nichts von einem Wolf.“, widersprach Billie. „Habt Ihr denn einen Wolf bei mir gefunden?“ „Nein...“ Langsam steckte sie den Kopf wieder hervor und sah ihn wissentlich an: „Eure Berichte waren also Unfug.“ „Schattenwölfe können sich nicht ewig an Oberflächen der Welten halten und brauchen erst recht die Unterstützung ihres Beschwörers. Ihr wart ohnmächtig, also ist er wohl wieder in der Zwischenwelt.“ Das wiederum erstaunte die Elfe sichtlich, die ganz große Augen bekam. Er besaß fundiertes Wissen! Ihr Vater hatte jedenfalls Unrecht gehabt, wenn es um den Intellekt der Menschen ging. Wenn sie wollten, dann wussten sie doch einige Dinge und konnten es für sich als Vorteil nutzen. Allerdings hatte Hades viele Sachen heruntergespielt, um sich besser darstellen zu können, weshalb es sie eigentlich nicht überraschen sollte. Trotzdem ärgerte es sie ein bisschen, dass dieser Mensch so viel Wissen hatte. „Außerdem seid Ihr eine Unsterbliche.“, ergänzte Wyrnné ganz entspannt. „Da auch Unsterbliche sterben können, halte ich das für eine falsche und zu starke Bezeichnung.“, erwiderte Billiana mit gerümpfter Nase. „Eher Langlebige oder so...“ „Dieser Begriff hat sich leider festgesetzt und ist eben gängig. Viele denken, dass solche wie Ihr nicht sterben können.“ Die Elfe winkte ab: „Ist mir egal... Wo bleibt mein Essen?“ „Es muss erstmal gekocht werden, werte Billie.“ „Ihr Menschen frönt doch sonst der Völlerei und schafft es kaum aus der Küche.“, knurrte sie zurück. „Aber vermutlich ist das hier anders, weil Ihr gar kein Mensch seid. Zumindest kein reinrassiger...“ Nun war Wyrnné derjenige, der überrascht war. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er die blondhaarige Elfe, die vielleicht instinktiv handelte und dabei etwas Animalisches hatte, aber keineswegs auf den Kopf gefallen war. Er forschte in ihren Augen und suchte nach einer Wahrheit, die nur sie kannte. Bisher hatte niemand gewusst, dass er niemals ein vollwertiger Mensch gewesen war. Keiner hatte jemals genauer nachgefragt, woher er eigentlich kam oder wie seine Eltern hießen. Die Resultate, die er als Ratsmitglied erzielte, sprachen für sich. Nachforschungen stellten nur jene an, die zweifelten oder eine Vermutung hatten. Sie aber mischte sich in ein Scharmützel ein, wachte in einem fremden Zimmer auf und wusste direkt mehr, als Menschen, die seit Jahren mit ihm zusammengelebt hatten! Das konnte ihn Kopf und Kragen kosten... Für einen Moment überlegte der Schwarzhaarige, wie er sie zum Schweigen bringen konnte, aber da klopfte es schon an der Tür. Sofort erhob er sich und eilte hin, damit er die Zofen hereinlassen konnte. Sie brachten die Teller verwirrt zu dem einzigen Tisch in dem Raum und hatten auch einen Kelch mit Wasser dabei. Keine hinterfragte, warum ihr unbekannter Gast unter dem Bett lag. Es stand ihnen einfach nicht zu. Lieber verließen sie mit gesenkten Häuptern den Raum und ließen ihren Herren mit der Elfe alleine, die in der Luft schnupperte. Es war ein bisschen so, als wollte sie die Witterung des Essens aufnehmen. „Miez~, Miez~...“, sagte Wyrnné zum Spaß, während er sich mit einem Teller hinhockte. „Ja, komm‘ her~... Miez~... Du bist doch eine ganz feine Dame~.“ Skeptisch verengte Billiana die Augen und war unentschlossen, was das für eine Interaktion sein sollte. War das Spott? Oder forderten Menschen einander so zum Essen auf? Seinem selbstgefällig grinsenden Gesicht zu urteilen, war es aber ein Witz. Sie war aber zu hungrig, um sich darüber aufzuregen oder sich sogar zu sträuben, bis er vernünftig mit ihr umging. Vorsichtig kroch sie unter dem Bett hervor und krabbelte auf allen Vieren näher auf den hünenhaften Schwarzhaarigen zu. Mit seinen zwei Metern kam er an die Statur des unbekannten Mannes heran, doch ansonsten passte rein gar nichts zu ihm. Trotzdem schnupperte die Elfe nochmals an seiner Hand, bevor sie ihm einfach den Teller vom Schoß riss. Ohne auch nur an Besteck zu denken, nahm sie sich erstmal eine Hühnerkeule vom Teller und riss das Fleisch vom Knochen direkt ab. Da sich das Ratsmitglied den Spaß nicht nehmen lassen konnte, tätschelte er lobend den Schopf der jugendlichen Elfen, wie man es auch bei einem artigen Haustier machen würde: „Ja, fein machst du das. Ist das nicht leckeres Fressi?“ „Macht das noch einmal und Eure Hand ist ab.“ Es war Warnung genug, damit er seine Hand sofort zurückzog und sie in Ruhe essen ließ. Zumindest hatte er seinen eigenwilligen Gast unter dem Bett hervorgelockt, wenn sie nun auch auf dem Boden kauerte und wie ein Barbar das gute Essen verschlang. Es war widerlich und faszinierend zugleich ihr beim Essen zuzusehen. Klar wurde, dass sie keine Manieren gelernt hatte und auch seit langer Zeit nichts mehr bekommen hatte. Ganz behutsam nahm Wyrnné den Kelch und reichte ihn ihr sehr zaghaft. Schnelle Bewegungen würden sie vermutlich verschrecken oder sogar aggressiv stimmen. So entriss sie ihm einfach nur das Behältnis und kippte dessen Inhalt in sich herein, um das Essen herunter zu spülen. Gut, dass wir ihr keinen Wein angeboten haben. Der wäre wirklich viel zu schade, um derartig missbraucht zu werden., sinnierte der Hochgewachsene und setzte sich selbst auf dem Fußboden nieder, Ich frage mich, warum sie hier ganz alleine umherirrt. Die Oberwelt ist ihr fremd und an sich müssten unsere Probleme ihr sogar relativ egal sein. Trotzdem hat sie sich eingemischt und die Schlacht in unserem Sinne entschieden. Ihr zu danken wäre jedoch zwecklos. Bisher war sie ihm meistens ausgewichen, wenn er ihr Informationen entlocken wollte. Ihre Hilfe würde sie abstreiten oder behaupten, dass sie es nicht für die Einwohner des Weltenbaums oder für die Oberwelt getan habe, sondern eigene Interessen verfolgte. Das entsprach zum Teil sicherlich auch der Wahrheit, jedoch schien generell mehr hinter ihr zu stecken. „Wo ist eigentlich meine Kleidung?“, wollte Billiana wissen, als sie fast aufgegessen hatte. „Habt Ihr mich etwa umgezogen? Seid Ihr ein Perverser?“ Eigentlich war Wyrnné niemals schüchtern oder schamvoll gewesen, dennoch brachte ihre Frage ihn zum Erröten. Solch einen Vorwurf hatte man ihm tatsächlich noch nie gemacht! Nicht mal im Knabenalter... Nicht, dass er sich selbst für einen Heiligen hielt, aber er war gewiss auch kein Perverser. Räuspernd schaffte er es endlich, den Kopf zu schütteln: „Nein, natürlich nicht. Die Zofen haben Euch ausgezogen, gewaschen und in das Nachtkleid gehüllt.“ „Verstehe... Und was wurde aus meinen Sachen?“ „Wir haben Eure Maße genommen und lassen zurzeit neue Kleidung anfertigen. Eure war vollkommen zerschnitten. Da das Material bereits so alt gewesen ist, lohnte es sich auch nicht, es zu flicken.“ „Ihr fertigt mir aber nun nicht solche Kleidchen mit Rüschen und Schleifchen, oder?“, stieß die Blondine hervor. Bei ihr klang es so, als sei es eine Beleidigung. „Keineswegs.“, lenkte Wyrnné sofort ein. „Wir versuchen uns an die Schnitte Eurer eigentlichen Kleidung zu halten. Sie sind vielleicht nicht sehr damenhaft, aber Ihr werdet Euch schon etwas dabei gedacht haben.“ „Sie sind praktischer. Man kann sich eben frei bewegen und gut Waffen darin verstecken.“ „Nun klingt Ihr aber eher nach einer Diebin.“ „Manchmal muss man sich nehmen, was man zum Überleben braucht, Lord Ralahur.“ „Bitte...“, winkte das Ratsmitglied sofort ab. „Nennt mich einfach nur Wyrnné.“ Die goldhaarige Elfe nickte zustimmend: „Und Ihr wisst ja, dass Ihr Billie sagen sollt.“ „Allerdings.“ Das restliche Essen verlief ruhig und entspannt. Er versuchte sie nicht weiter in Gespräche zu verstricken oder an Informationen zu kommen. Wyrnné ging davon aus, dass es sie eher dazu treiben würde, sich noch mehr zu verschließen. Wenn er aber mehr Informationen wollte, musste er ihr Vertrauen gewinnen und sich auf ihre Art zu denken einstellen. Gewiss stellte er sich damit einer seiner schwierigsten Aufgaben, jedoch war er noch nie vor Herausforderungen geflohen! Billiana wartete, bis endlich die Nacht hereinbrach und alle sich in ihre Betten legten. Ohne ein Gefühl der Scham, zerriss sie den langen Rock des Nachtkleides bis knapp unterhalb ihres Hinterns. Darunter trug sie rein gar nichts, weshalb ein einziger Windstoß sehr viel lüften würde. Jedoch neigten die Unterweltler nicht gerade dazu, sich wirklich zu bekleiden. Nackte Haut war dort Alltag. Viele Frauen lüfteten sogar laufend ihren Busen ohne Sklavinnen zu sein oder wanderten komplett nackt durch die Flure. Zumindest das wagte die Elfe hier nicht. Ganz langsam zog sie die Tür auf und schielte in den schwach beleuchteten Flur. Das Klirren einer Rüstung verriet ihr, dass der Wachposten ihre Tür eben noch passiert hatte, seine Route aber unbeirrt fortsetzte. Auch das gedämpfte Licht eines Kerzenhalters in der Ferne machte deutlich, dass er sich wirklich entfernte. Die Dunkelheit machte ihr jedoch nichts aus. Sie war keine dieser Hoch- oder Waldelfen der Oberwelt, sondern stammte von den Dunkelelfen ab, die es hier kaum gab. Ihre Sinne waren auf Dunkelheit abgestimmt. Mit einem letzten Blick umher, huschte Billiana durch den Spalt der Tür und schlich auf nackten Sohlen in die andere Richtung des Soldaten. Bei offenen Türen wagte sie es, einen Blick hindurch zu wagen, bekam aber meistens nichts Spannendes zu sehen. Meistens waren es spärlich eingerichtete Zimmer, dessen Hauptaufgabe es waren, Gäste zu beherbergen, große Essen auszurichten oder Vergnügen durch Bücher zu bieten. Das Aufregendste, was sie wirklich entdeckte, war ein schamloses Paar, welches bei leicht geöffneter Tür gerade übereinander herfiel. Der abgeworfenen Kleidung zu urteilen, handelte es sich um eine der Zofen und einen Soldaten. Eng umschlungen widmeten sie sich einander, während die Frau immer mal quiekte. Wahrscheinlich immer dann, wenn er etwas zu ruppig wurde oder besonders empfindsame Stellen berührte. Auch wenn es durchaus interessant war, ließ die Elfe das Paar alleine ihr Vergnügen teilen und schlich stattdessen weiter. Einige Schritte später, konnte sie wieder Metalle aus der Ferne hören. Kurz darauf auch ein Licht, das sich bewegte. Es musste ein anderer Wachposten sein, der seiner Patrouille nachging. Zumindest nahmen sie ihre Arbeit ernst, auch wenn sie ihr ihren Ausflug dadurch erschwerten. Seufzend schlüpfte sie zwischen zwei Säulen, vor der eine Rüstung als Dekoration stand. Ein idealer Ort, um sich zu verstecken. Als der Soldat näherkam, hielt die Blondine sofort die Luft an und versuchte höchstens noch flach zu atmen. Wyrnné hatte etwas davon gesagt, dass es hier einen Rat gab, der versuchte unter den Völkern zu vermitteln, weshalb unter den Wachposten auch Elfen sein konnten. Ein einziges Schnauben würde sie dann bereits verraten! Obwohl der Mann einen Moment in der Nähe stehen blieb, kontrollierte er keine der Nischen. Sein Blick glitt eher nach draußen, um dort ebenfalls zu kontrollieren, ob alles in Ordnung war oder ob es vielleicht Rauchzeichen gab. Endlich wollte er weitergehen, aber sie war dumm genug, um versehentlich etwas gegen die Rüstung zu stoßen. Das Klimpern war nicht besonders laut, doch hier hallte es, was den Soldaten natürlich aufmerksam machte. Statt seine Routine fortzusetzen, hob er seinen Kerzenhalter an, um sich genauer in den Schatten umzusehen und nach eventuellen Spionen, Attentätern oder anderen Halsabschneidern Ausschau zu halten. Er kam immer näher und näher... Billie erwischte sich dabei, wie sie die Luft anhielt und darüber nachdachte, wie sie ihn umbringen sollte. Die Hand des Mannes streckte sich aus. Alle Muskeln standen bei der Elfe unter Anspannung und... Plötzlich taumelte der Mann halbnackt aus dem Zimmer, in dem er eben noch mit der Zofe geschlafen hatte. Er gluckste glücklich und das wenige Metall, welches er noch an sich trug, klirrte hallend durch den Flur. Die Patrouille drehte sich natürlich sofort dorthin und zog die Waffe. „Ruhig, ruhig!“, keuchte der befriedigte Herr. „Ich bin es nur!“ „Willst du mich umbringen?!“, zischte die Wache und senkte sein Schwert wieder. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du während der Schicht nicht ständig irgendwelche Weiber bumsen sollst?!“ „Nun beruhige dich doch. Ist doch alles in Ordnung!“ Der Soldat war sauer und kam auf seinen Kumpel zu: „Ich dachte schon, dass hier jemand wäre.“ „Ja, ich. Und Maria... Oder... Melissa... Vielleicht war es auch Ida. Sind doch alle gleich!“ „Du bist wirklich ein Schwein. Und ein Idiot!“, schelte er seinen Kollegen. „Nun zieh‘ dich gefälligst wieder an und mach‘ dich an die Arbeit. Wenn ich dich nochmals erwische, dass du vögelst, statt dich deiner Patrouille zu widmen, dann verpfeife ich dich.“ „Ist ja gut“ Ich mache ja schon!“ Ohne dass einer von ihnen nochmals einen Blick wagte, gingen sie einfach davon. Der eine plauderte von seinem spannenden Akt mit der Zofe, dessen Namen er bereits vergessen hatte, während der andere nur grunzte und immer wieder betonte, dass das so nicht weiterging. Erst als ihre Stimmen kaum noch zu hören waren, kam Billiana wieder aus ihrem Versteck heraus. Das war wirklich knapp gewesen! Allzu ernst nehmen sie ihre Pflichten dann wohl doch nicht... Ein Glück für mich., was sie ermahnte, vorsichtiger zu sein. Wenn sie sich ein bisschen umgucken wollte, ohne dass es jemand wusste, durfte sie auch nicht erwischt werden. Wie logisch das auch klingen mochte, haperte es im Moment ja doch an der Umsetzung. In so etwas war Ereinion eindeutig besser, doch sie konnte schlecht einen Schattenwolf durch die Mauern schleichen lassen. Erwischte man ihn doch, wäre die Panik gigantisch! Also schlich die Blondine so leise es ging weiter und versuchte dabei stets nach möglichen Verstecken Ausschau zu halten. Bisher hatte sie nichts Verdächtiges gefunden, jedoch offenbarte sich am Ende des Ganges eine leicht geöffnete Tür, durch dessen Spalt Licht fiel. Dem Plätschern zu urteilen, nahm dort gerade jemand ein Bad. Als die Elfe gerade näherkommen wollte, huschten ein paar Zofen kichernd heraus, verschwanden aber in die andere Richtung. Pures Glück! Erleichtert schlich Billie weiter, hielt sich jetzt aber lieber dicht an der Wand, um notfalls in einer Nische zu verschwinden. Behutsam linste sie um die Ecke. In dem Badezimmer waren keine Diener mehr, nur noch Wyrnné, der bereits sein Gewand ausgezogen hatte. Mit offenem Mund musterte sie dessen Oberkörper, der in seiner Bräune absolut einzigartig erschien. Dieser Mann war trainiert! Seine Muskeln tanzten im Lichtfall und offenbarten hier und da mal Narben aus vergangenen Schlachten. Er hatte also nicht übertrieben, als er gesagt hatte, dass er sich nicht versteckte, sondern auch selbst in den Kampf zog. Noch hatte das Ratsmitglied sie nicht bemerkt und griff unverblümt zum Bund seiner Hose, um diese ebenso auszuziehen und einfach abzuschütteln. Dadurch kamen endlos lange, starke und stramme Beine hervor. Die Elfe glaubte fest daran, dass er mit diesen Oberschenkeln Nüsse knacken konnte! Ihr lief das Wasser beinahe im Mund zusammen, als er in die Wanne stieg, die tatsächlich im Boden eingelassen war. Wenn sie schätzen müsste, würde sie sagen, dass es die Größe eines Ehebettes hatte. Ein teures Bauwerk, um genüsslich baden zu gehen, aber das konnte die Blondine durchaus verstehen, die mehr Blicke zu erhaschen versuchte. Seine Statur faszinierte sie einfach. In diesem Augenblick war er nicht nur der schönste, sondern vor allem der einzige Mann auf Erden. „Kommt doch herein.“, sagte urplötzlich Wyrnné und riss Billiana schamvoll aus ihren fantasiereichen Gedanken. Erst war sie unsicher, ob er nicht doch mit sich selbst sprach oder einer Zofe, doch er wusste für Klarheit zu sorgen: „Billie, Ihr braucht Euch nicht zu verstecken. Kommt herein.“ Damit endete ihre geheime Mission und die Elfe kam herein. Sie war in einer Welt aufgewachsen, in der der Alltag Sex, Nacktheit und Gewalt war, also kannte sie an sich kein echtes Schamgefühl oder Grenzen, was so etwas anbelangte, jedoch fühlte sie sich dennoch ertappt. Das Ratsmitglied lag aber vollkommen entspannt in der Wanne und genoss es, wie das heiße Wasser seinen nackten Körper umschmeichelte. Ihre blauen Augen huschten direkt zwischen die Beine, auch wenn es sich nicht gehörte. Wyrnné nahm es gelassen und winkte sie näher: „Was schleichst du um diese Zeit durch die Flure?“ „Was badet Ihr um solch eine Zeit?“, konterte die Elfe und kam gemächlich näher. „Touché... Gut pariert.“, sagte er gefasst. „Es beantwortet aber meine Frage nicht. Dennoch möchte ich dir sagen, dass ich immer so spät bade.“ „Warum?“ „Ich schaffe es nicht früher. Ständig muss ich Dokumente durchlesen und unterschreiben oder mich um Gesuche kümmern. Ich habe bald mehr zu tun, als irgendein König.“ „Ich wollte mich nur umgucken.“ „Um diese Zeit?“ Billiana zuckte mit den Schultern: „Ich wollte dabei alleine sein und verhindern, dass man Dinge vor mir verbirgt.“ „Hast du denn gefunden, was du suchst?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige, während er nach einem Schwamm griff. Diesen tauchte er in das Wasser und glitt dann mit der feuchten, warmen Oberfläche über seine zu Bersten gespannte, gebräunte Haut. Das wechselte er mit der unschönen Kernseife ab, was ein wirklicher Luxusartikel darstellte. Ebenso wie das Duftwasser, welches mit in die Wanne gegeben worden war. „Ich habe nichts gesucht, deshalb konnte ich auch nichts finden.“, antwortete die Elfe gelassen. „Es war eine einfache Erkundung.“ „Was hat dir denn das Nachtkleid angetan?“ „Wieso sollte es mir irgendwas getan haben?“ Wyrnné zog die Augenbrauen zusammen, während er skeptisch den Blick hob: „Ich bin mir ganz sicher, dass es einst länger gewesen ist. Außerdem sind meine Schneider nicht so schlecht, damit so ungerade Enden entstehen...“ Sofort errötete sie und überlegte, was sie nun erwidern sollte. Letztendlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass jemand sie nach dem zerfetzten Rock fragen würde. Auch dann nicht, wenn sie es am nächsten Tag zurückgab, um sich endlich etwas Richtiges anzuziehen. Nach ihrem Zögern reckte sie jedoch den Kopf: „Es war eben zu lang. Keine Bewegungsfreiheit. Aus diesem Grund musste es zwanghaft gekürzt werden. Gefällt es Euch etwa nicht?“ „Oh doch, sehr sogar.“, grinste er gelassen. „Ich hoffe, dass sich das schnell durchsetzt. Mehr Damen sollten so viel Bein zeigen.“ „Das denke ich auch.“ Obwohl das Ganze wohl wesentlich peinlicher sein müsste, war es das nicht. Wyrnné stieg sogar unverblümt aus der Wanne heraus, als er sauber war und trocknete sich direkt vor ihren Augen ab. So konnten ihre eisblauen Kristalle genau beobachten, wie seine Muskeln tanzten, während er sich reckte und streckte. Manches Mal verbiss sie sich sogar auf ihrer Unterlippe, um genussvoll daran zu knabbern. Er sah einfach gut aus und er wusste es! „Willst du mich begleiten?“, erkundigte sich der Dunkelhaarige und riss sie aus ihren Gedanken. „Wie bitte?“ „Ich hatte nicht vor, in diesem Badezimmer zu nächtigen. Tatsächlich besitze ich ein Zimmer mit einem Bett und einem Schrank.“, amüsierte Wyrnné sich. „Schwer vorzustellen, aber es ist wahr.“ Zähneknirschend ließ sie ihn scherzen und nickte dann. Sollte er sich doch ruhig für lustig halten! Irgendwann würde sie es ihm definitiv heimzahlen. Bis dahin konnte sie sich verzehrend an seinen nackten Adonis-Körper erinnern, der sich im warmen Wasser bettete... Lange hier verharren wollte der Heerführer nicht, sondern griff sich stattdessen die Hand der Elfe, um sie mitzuziehen. Die Tür ließ er ganz weit offenstehen. Vermutlich, damit die Zofen sahen, dass er fertig war und sie nun das Bad reinigen konnten. Sie mussten nur zwei Türen weitergehen, die er direkt öffnete und für sie offenhielt. Für den kurzen Weg hatte sich Wyrnné nicht bekleidet. Trotzdem blickte sich die Elfe erstmal in dem großen Raum um und versuchte die Nacktheit des attraktiven Mannes zu verdrängen, dessen Zimmer sehr prunkvoll eingerichtet war. Es gab einige große Gemälde, Wandteppiche und ein riesiges Himmelbett mit teuren Vorhängen. Darin lagen zahlreiche Decken und Felle, aber auch Kissen, die zum Teil aus fernen Ländern zu sein schienen. Wie er es gesagt hatte, gab es auch einen Schrank, in dem mindestens die Klamotten von drei Personen passten! „Gefällt es dir?“ „Es ist... ganz nett.“, sagte sie und versuchte unbeeindruckt zu wirken. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss und nur einige Herzschläge später, griffen seine Hände nach der Hüfte der Elfe. Im ersten Moment wollte sie sich sträuben und ging von einem Angriff aus, doch stattdessen senkten sich seine Lippen direkt in den schlanken Nacken. Dort setzte er warme, verlockende Küsse. Offenbar war er impulsiver, als sie ihn ursprünglich eingeschätzt hatte. Das zeigten auch die wandernden Hände des Hochgewachsenen, die langsam hinauf zu ihren Seiten glitten, um im Anschluss wieder zur Hüfte zu wandern. An den kleineren Fettpölsterchen störte er sich nicht. Seine Lippen glitten langsam in die Nähe der spitzen Ohren, vermieden es aber, dort wirklich Küsse zu setzen. Pustete er dort versehentlich hinein, konnte das die ganze Stimmung vernichten. Elfen waren immerhin wahnsinnig empfindlich dort und für sie klang jede Atmung, jedes Wort und jede Bewegung viel lauter. Wyrnné wollte aber, dass sie seine Nähe als angenehm empfand. „Was magst du wohl unter deinem zerstörten Kleidchen tragen?“, hauchte er mit seiner verlockend tiefen Stimme. Ihr Mund war einen Spalt offen, um irgendwie Luft zu bekommen, während sie sich einfach fallen ließ: „Finde es doch heraus. Du scheinst mir nicht schüchtern.“ „Das ist wahr.“ Eine zweite Einladung oder Zustimmung brauchte das Ratsmitglied nicht. Er war kein Vergewaltiger und würde eine Frau nicht zum Sex mit ihm zwingen, wenn sie es nicht wollte oder vielleicht noch haderte. Billiana war genau nach seinem Geschmack. Nicht nur ungemein schön, sondern auch noch offen für das Unbekannte. Außerdem begehrte er wirklich heimlich das Volk der Elfen. Umso freudiger hob er den weißen Stoff in die Höhe und ging in die Hocke. Grinsend sah er auf ihren leicht gebräunten Sitzfleisch, das erstaunlich fest und perfekt geformt war. Liebevoll presste der Heerführer seinen Mund auf die Pobacken, um sie abwechselnd mit Küssen zu bedecken, während seine Hände das Nachtkleid oben behielten. Da er aber mehr von ihr sehen wollte, ließ er von ihrem Hintern ab, um langsam um sie herum zu gehen und sich direkt vor ihre Front zu stellen. Das Blut pumpte sich inzwischen in seinen Penis und verhalf ihm zu der gewünschten Festigkeit. Noch war er aber nicht bereit. „Du bist wunderschön...“, flüsterte Wyrnné aufrichtig und hockte sich erneut vor die Elfe, die nur sprachlos japste. Erneut hob er das zerrissene Kleidchen in die Höhe, um mit einer Hand liebevoll um den Flaum zu wandern, der golden auf ihrem Venushügel wuchs. Offenbar schnitt sie diesen zurecht und wenn er raten müsste, dann tippte er auf eine sehr scharfe Rasierklinge. Es gab sogar Frauen, die versuchten ihre ganze Schambehaarung zu entfernen, wobei es schon zu fatalen Unfällen kam. Ihm war es nur recht, wenn sie ihre Natürlichkeit bewahrten. Ohne einen Ekel zu empfinden, küsste er ihren Venushügel und wanderte mit weiteren Küssen herab. Billies Atmung wurde dabei immer unruhiger, während ihre Muskeln sich abwechselnd verspannten und entspannten. Sie war vollkommen verzückt und dachte nicht mal mehr daran, ihm entfliehen zu wollen. Er kam aus der Hocke hoch, um dabei das weiße Kleid einfach auszuziehen. Es landete ohne weitere Beachtung auf den Boden, damit er kurz darauf mit der nötigen Kraft ihre Seiten packen und sie hochheben konnte. Der Weg zum Bett war zwar nicht weit, dennoch war es imponierend, dass er sie bis dorthin trug und sie einfach auf die Felle und Decken warf, als wog sie nicht mehr wie eine Feder. Sofort stieg der Schwarzhaarige über sie, um seine Lippen auf ihren erregten Warzenhof zu senken. Sie hatte einen üppigen Körperbau, der keineswegs an Fettleibigkeit grenzte. Ihm gefiel genau das. Ihre großen Brüste fühlten sich weich, aber gleichzeitig stramm an, als er sie mit seinen Händen umschloss. Für Wyrnné war sicher, dass er diese Nacht genießen würde und diesen Genuss wollte er mit ihr teilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)