Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färben von ginakai ================================================================================ Kapitel 23: Befragung --------------------- Am nächsten Morgen erwachte Gin als Erster. Kurz darauf hörte er, wie die Tür geöffnet wurde und ein FBI-Agent den Raum betrat. Dieser bedeutete ihm rauszukommen. Doch das lehnte der Silberhaarige mit einem Kopfschütteln ab. Zu gut kannte er das Gefühl, allein in einem Bett aufzuwachen, wenn man bereits Angst davor hatte, dass der Geliebte verschwand. Er würde warten, bis Shuichi erwachte. Wecken war für ihn keine Option. Shuichi benötigte den Schlaf. Eine Stunde später wurde der Silberhaarige mit einem Lächeln auf den Lippen seines Geliebten für diese Entscheidung belohnt. Nach dem gemeinsamen Frühstück war es dann aber soweit. Die Befragung durch Shuichis Kollegen ließ sich nicht länger aufschieben. Mit einem kurzen Kuss und der Versicherung, dass er schon bald zurück wäre, verabschiedete sich Gin von seinem geliebten Agenten und ließ sich widerstandslos die Handschellen anlegen, mit denen er an der Tür zu diesem Apartment erwartet wurde. Von mehreren Agenten begleitet, wurde er über den Flur zu einem Raum geführt, der wie ein Büro wirkte. Dort erwarteten ihn James Black und Camel. Nach einem bestätigenden Nicken von James verließen die Agenten, die ihn hergebracht hatten, abgesehen von einem, den Raum. "Setzen Sie sich.", forderte James ihn auf und deutete auf einen Stuhl vor seinem Tisch. Gin leistete der Aufforderung ruhig folge. Sobald er saß, räusperte sich der Ältere und meinte schließlich: "Sie wissen, worum es geht. Akai behauptet zwar, dass Sie vertrauenswürdig sind, aber jeder hier kennt Ihre Vergangenheit und das ist wirklich keine, die uns dazu neigen lässt, Ihnen unser Vertrauen zu schenken. Allein die Tatsache, dass Sie sich hier befinden, verdanken Sie einzig und allein Akai und wie viel uns seine Einschätzung bedeutet. Alles weitere liegt jedoch bei Ihnen. Beweisen Sie uns, dass Akai recht hat.“ "Trotz meiner Vergangenheit werde ich gewiss viele ihrer Fragen beantworten können. Aber ich habe auch zwei Bedingungen.", sagte Gin kalt. Beim Frühstück war ihm klar geworden, dass das FBI zusammen mit seinem Mantel auch den Ring gefunden haben musste. So ein einfacher Ring hatte mehr Bedeutung, als es zunächst den Anschein hatte. Er selbst hatte ihn, während er Shuichi suchte, als Rettungsanker benötigt und auch Shuichi hatte sich bei ihrem Wiedersehen anhand des Ringes seiner Gefühle versichert. James blickte erstaunt, bedeutete ihm aber mit einer Geste, dass er fortfahren sollte. Damit versprach er nicht, diese Bedingungen zu erfüllen, zeigte aber die Bereitschaft sie sich wenigstens anzuhören. Dadurch bestärkt fuhr Gin fort: "Meine erste Bedingung ist, dass ich weiterhin bei Akai bleibe. Egal was passiert und unter welchen Umständen, aber ich will weiter an seiner Seite bleiben." Ohne auf die Reaktion des Älteren zu warten, äußerte er gleich die nächste Bedingung: "Die zweite Bedingung ist, dass ich etwas Bestimmtes ausgehändigt bekomme, dass bei meinem Mantel war." James beugte sich vor und wandte sogleich ein: "Ich muss erst wissen, was genau das für ein Gegenstand ist, den Sie haben wollen." Gin biss sich auf die Unterlippe. So offen wollte er das eigentlich nicht zugeben, daher zögerte er mit der Antwort. James erkannte die Unsicherheit seines Gegenübers und erklärte daher in festem Tonfall: "Sie verstehen sicherlich, dass es bestimmte Gegenstände gibt, die wir Ihnen unter keinen Umständen überlassen können." Erst jetzt fiel Gin ein, dass er seine Beretta neben seinem Mantel liegengelassen hatte. "Ich garantiere Ihnen, es ist nichts, was zu Fluchtzwecken oder der Bedrohung eines ihrer Agenten dienen kann." James runzelte die Stirn. Gin beschloss alles auf eine Karte zu setzen. Zur Not müsste er einen neuen Ring besorgen. "Das ist mein letztes Angebot." Einen Moment sah James dem Silberhaarigen nur in die Augen, dann seufzte er leise und gab nach: "Ich nehme Sie beim Wort. Sollte der Gegenstand, den Sie verlangen, in unseren Augen eine Gefahr darstellen, behalten wir es uns vor, ihn nicht an Sie zu übergeben." Damit war Gin einverstanden und zeigte das mit einem leichten Nicken. "Also dann, was wollen Sie von mir wissen?" Mit dieser Frage erklärte der Silberhaarige sich bereit, die Befragung nun zu beginnen und stellte sich auf das Kommende ein. Daraufhin bewegte sich der stämmige Agent, Camel, zum Tisch, um auf diesem ein Diktiergerät zu platzieren und es anzuschalten. Danach entfernte er sich wieder ein paar Schritte. Schließlich begann James ohne weitere Umschweife: "Akai sagte, dass Sie ihn nach seinem ersten Aufenthalt im Krankenhaus entführt haben, korrekt?" Dass dies noch nicht das war, worauf der Ältere eigentlich hinauswollte und die Frage nur zur Versicherung diente, erkannte Gin. Ohne zu Zögern bestätigte er sie mit einem knappen "Ja." Wie erwartet sprach James nun das aus, was ihn scheinbar eigentlich interessierte: "Da stellen wir uns natürlich die Frage warum Sie das getan haben. Hängt das mit dem vorherigen Ereignissen zusammen?" "Sie meinen damit die Tatsache, dass die Organisation mich loswerden wollte?", schoss Gin eine Frage zurück, die eigentlich nur zum Zeit schinden dienen sollte, damit er sich seine Antwort zurechtlegen konnte. "Beantworten Sie meine Frage.", entgegnete James nur streng und vermittelte seinem Gegenüber damit, dass dieser nicht das Recht hatte, irgendwelche Fragen zu stellen. Doch die gewonnene Zeit hatte Gin für eine Antwort ausgereicht: "Da ich diesen Anschlag auf mich überlebt hatte, bin ich ihm sozusagen schon vorher ... in die Arme gelaufen. Da ich verletzt war, hat er mir geholfen." "Was genau war das für ein Anschlag?", hakte sein Gegenüber sofort nach. Gin versuchte irgendwie das Gift außen vor zu lassen und formulierte seine Worte passend um: "Der Befehl kam von Rum. Dieser befahl Wodka, meinen ehemaligen Partner, mich zu beseitigen." Gin pausierte kurz, um ein leichtes Grinsen aufzusetzen, dann sagte er: "Aber da hatte der Gute sich leider die falsche Person ausgesucht, um mich zu töten." "Warum?", lautete die folgende Gegenfrage des Älteren. "Ganz einfach: Wodka war nicht in der Lage, mich durch einen Schusswechsel zu erledigen und ich konnte, wenn auch mit Verletzungen, die Flucht ergreifen.", erklärte Gin im ruhigen Ton. Offenbar nahm sein Gegenüber diese Aussage einfach so hin, zu Gins Erleichterung. Zudem erleichterte es ihm auch, dass es ihm tatsächlich irgendwie gelungen war, der eigentlichen Frage, warum er Shuichi entführt hatte, zu umgehen. Jedoch wurde Gin im nächsten Moment klar, dass sein Gegenüber dies ebenso bemerkt hatte: "Also, wenn Akai Ihnen doch geholfen hat, warum entführten Sie ihn dann?", wiederholte er die Frage, nachdem er sich kurz räusperte. "Scheiße...", fluchte Gin gedanklich, ließ sich das aber nicht anmerken, sondern meinte: "Ich gebe zu, dass ich seine Hilfe zuerst nicht wollte und das Ganze nicht immer ... sagen wir, harmonisch verlief." Dann stockte er. Er merkte wieder mal, wie schwer es ihm noch fiel, so offen vor anderen Personen über seine Gefühle zu Shuichi zu reden. Doch schließlich zwang er sich doch dazu, fortzufahren: "Aber in dieser Zeit, als er sich um mich gekümmert hat, ist auch noch etwas anderes passiert... Meine Gefühle haben sich verändert. Und ich habe das nicht verstanden... Ich kannte solche Gefühle nicht und war verwirrt. Da bin ich zu der einzigen Lösung gekommen, Akai zu entführen... Ich wollte diesen neuen Gefühlen nachgehen und von ihm erfahren, was er mit mir... gemacht hat." Bei dieser Erklärung musste Gin aufpassen, nicht versehentlich zu erröten. Man erkannte ohnehin schon an seiner Tonlage, wie verlegen er war. Unbewusst drehte er seinen Kopf etwas zur Seite. Da bemerkte er auch, wie sich die Stimmung im Raum veränderte. Jeder der Anwesenden schien etwas überrascht, als hätte man ihm so eine Antwort niemals zugetraut. Zum Glück waren seine Gefühle jetzt jedoch nicht der Hauptgrund dieser Befragung, was er auch bei der nächsten Frage merkte: "Und Sie beide haben dann im Alleingang versucht, sich gegen die Organisation zu stellen?" Gin bestätigte diese Aussage mit einem Nicken, bevor er sagte: "Akai wusste nicht, wie ihr reagieren würdet, wenn ihr erfahrt, dass ihr mit mir kooperieren sollt, da ich ja eurer Meinung nach keine vertrauenswürdige Person bin." Nach einem leichten Schulterzucken senkte er jedoch den Kopf. Ungewollt zeigten sich die Bilder von jenem Tag im Keller wieder vor seinem inneren Auge. Es war immer noch schmerzhaft. "Leider wurde dieser Alleingang zum Verhängnis... Wir dachten, dass wir es mit ihnen aufnehmen könnten, aber dann bei der Auseinandersetzung wurde Shuichi..." Gin sprach nicht weiter und beendete den Satz stattdessen mit einem Seufzen. Er konnte das jetzt nicht aussprechen. Dennoch fügte er hinzu: "Mir gelang es zumindest, Rum zu erschießen... Nachdem Merlot einen Krankenwagen alarmiert hatte, bin ich geflohen…" Nachdem der Silberhaarige seinen Satz beendet hatte, sah er auf und blickte in die erstaunten Gesichter der FBI-Agenten, wobei sich im Gesichtsausdruck von diesem Camel auch Erleichterung widerspiegelte. Warum das so war, wusste Gin jedoch nicht. Nach einer langen Sprechpause, in der die Agenten sich Gins Aussage wohl nochmals durch den Kopf gingen ließen, sagte James plötzlich: "Fahren Sie fort." Als Gin gerade nachfragen wollte, worauf genau sein Gegenüber hinauswollte, sprach dieser von selbst: "Was ist danach passiert?" Gin schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Nutzte diesen kleinen Moment, um sich wieder zu sammeln. Dann öffnete er seine Augen und begann weiterzuerzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)