Adam von Murchadh (Weil du die Sonne bist und ich der dumme Ikarus) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog & Widmung --------------------------- Widmung Dieses Buch ist für alle Kinder, die sich an der Liebe verbrannt haben und mutig sind, wieder zu lieben. Dieses Buch ist für all diejenigen, die in der Liebe nicht nur die Sonne wollen, sondern auch den Regen, den Sturm und das Gewitter. Dieses Buch ist für Euch, die bedingungslos lieben, immer und jedes Mal. Es waren einmal zwei Jungen. Der eine war wie die Sonne, strahlend schön. Der andere war wie Ikarus, musste stets zur Sonne egal, ob sie ihn verbrennen würde. Die zwei Jungen liebten sich, bedingungslos und über alle Maße. Sie waren unzertrennlich. Wo der eine war, war der andere nicht weit. Ihre Zeit verbrachten sie lieber mit Küssen und den Körper des jeweilig anderen zu erkunden, statt zu lernen. In dieser Zeit passte nicht mal ein Blatt Papier zwischen ihnen. Sie waren so glücklich, wie zwei junge Menschen nur sein konnten. Sogar Zukunftspläne schmiedeten sie. Eines Tages aber, brach der dumme, dumme Ikarus, der viel zu schönen Sonne das Herz. Und dieser dumme, dumme Ikarus war ich. Kapitel 2: 1 [heute] -------------------- Die grüne Karte in meiner Hand, war an Stellen in denen sie in meiner Hand lag, zerknittert. Meine Hand zitterte leicht, zu fest hielt ich sie, starrte mehr durch sie hindurch, als das ich sie wahrnahm. Es war eine Einladung zu einem Jahrgangstreffen. Alle High School Schüler des Abschlussjahres 2008 der Obama High waren eingeladen. Das war ich aber nur teilweise, denn am Ende des ersten Halbjahres musste ich sie verlassen. Ob Adam auch eingeladen ist? Über mich selbst die Augen verdrehend lehnte ich mich im Sessel zurück, wollte so versuchen mich zu entspannen. Es gelang mir kein bisschen. Natürlich ist er das. Ob er hingehen wird? Eigentlich sollte es mir egal sein. Ich werde der Einladung nicht nachkommen. Außerdem war es sieben Jahre her, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Es war viel passiert. Er war ein gefeierter und begnadeter Baseballstar und spielte Bass in einer Dark Wave und Post-Punkband namens And I Darken. Auch ich konnte mich nicht beklagen, denn als Schauspieler hatte ich mir schnell einen Namen gemacht, trat also in den Fußstapfen meiner Eltern, hatte aber meinen eigenen Weg und konnte mich gegen ihre große Namen behaupten. Ich gehörte mittlerweile zu den besten Schauspielern weltweit, meine Rollen waren vielseitig und anspruchsvoll. Ich war für den Emmy und Oscar nominiert. Dennoch konnte ich meinen Kopf nicht daran hindern an ihn zu denken. An das was mal war und was hätte werden können. „Du solltest hingehen." Erschrocken sah ich auf, als Kisho mich ansprach. Er, Talulah, Tanya und ich bewohnten noch immer eine WG zusammen. Obwohl die meisten unserer Freunde längst verheiratet waren, in netten Häusern lebten und nette Familien gegründet hatten. Wir könnten das auch haben. Wahrscheinlich passte nett nicht zu uns oder wir waren trotz Mitte zwanzig noch nicht bereit dazu. Vielleicht aber auch beides. Ich sah nochmal kurz zur Einladung, dann wieder in seine mandelförmigen dunkelbrauen Augen und schüttelte den Kopf. „Wieso nicht?" „Muss mich auf meine nächste Rolle vorbereiten." Das stimmte sogar. Aber ich wollte da auch nicht hin, weil mich mit den ganzen Personen nicht nur gute Erinnerungen verband. „Ein paar Tage Pause werden dir gut tun. Wird dir einen anderen Blickwinkel auf deine Figur geben", meinte er, während er um mich herum ging, sich zu mir herunter beugte, beide Arme auf meinen Brustkorb legte und sein Gesicht an meine Wange schmiegte. Er roch nach würziger Seife und leicht nach Gras. „Und du wirst endlich mit ihm abschließen können." „Ich ha-" „Hast du nicht, sonst wären wir nicht gescheitert." Er gab mir einen hauchzarten Kuss auf mein Schlüsselbein. Ich schloss die Augen, während es in meinem Bauch zu kribbeln begann und mein Herz sich schmerzhaft zusammen zog. Kisho war ein toller Mann, ein kleiner Träumer und Weltenbummler, doch sein Herz war aus Gold. Ich wollte so sehr, dass es klappte. Leider hatte er recht, Adam spukte nach all den Jahren noch immer in meinem Kopf herum. One night stands und Affären funktionierten einwandfrei, aber Beziehungen tötete er meist schneller als ein Wimpernschlag lang war. Dabei lagen tausende Kilometer zwischen uns. „Vielleicht hast du... „...Recht, ich weiß", beendete er murmelnd meinen Satz und küsste eine Spur beginnend von meinem Schlüsselbein hoch zu meinem Ohr. Ich neigte meinen Kopf, damit er freie Bahn hatte. „Aber bevor du fliegst, will ich dich nochmal in mir haben", raunte er und biss mir ins Ohrläppchen. Dieser süße Schmerz schickte tausend kleine Blitze durch meinen Körper. Seine direkte Art war so sexy, wie.... Ich verbot mir jeden weiteren Gedanken an Adam und konzentrierte mich komplett auf Kisho, dessen Hände langsam, aber zielgerichtet, zu meiner Hose glitten, um sie zu öffnen, nur um dann unter meiner Boxershorts zu verschwinden. Automatisch hob ich mein Becken an, damit er ihn umfassen und mich in die Lust hineinziehen konnte. Kapitel 3: 2 [damals] --------------------- 2008 Ich hasse dich, Adam mit den schwarzen Augen. Augen die sich immer viel zu tief in meine bohrten, sich nach mein Innerstes gruben und dort unauslöschliche Spuren hinterließen. Zitternd saß ich auf der Bank, während der Regen unaufhörlich auf mich einprasselte. Der Bus, der mich von der High School nach Hause bringen sollte, war schon längst abgefahren. Nur wegen ihm. Und warum? Weil ich dumm war. So grenzenlos dumm. Ich wusste ja, dass er nur mit mir spielte, dass ich ein netter Zeitvertreib war und er mir nur seine, nach Cherry Coke schmeckende, Zunge in den Mund schob, weil er neugierig war. Mädchen waren nach wie vor sein Beuteschema. Sollten sie doch. Mir egal. Ich hasse dich, Adam mit dem schwarzen Haar. Mein T- Shirt war durchnässt und klebte an meinem Oberkörper. Meine dunkelblaue Jeans wirkte schwarz und hing schwer an meinen Hüften. Noch eine halbe Stunde, dann würde der Bus wiederkommen und ich würde umringt von laut plappernden Schülern sein. Viele kichernd mit dem Blick auf mir. Ich würde im Bus stehen müssen, weil der Busfahrer mir nicht erlauben würde, seine Sitze nass zu machen. Alles nur, weil er mich auf dem Jungsklo auf der dritten Etage, in der nähe des Geschichtsraumes, gegen die Wand drücken und mir meine verdammte Seele aus dem Leib küssen musste. Und ich ihm dabei seine eh schon zerzausten Haare noch mehr durcheinander brachte. Ich hasse dich, Adam mit den vielen Tattoos. Die ich alle mit dem Zeigefinger nachzeichnen wollte, gefolgt von meinen Lippen und meiner Zunge. Nur einmal, wenigstens ein einziges Mal. Ich hasse dich, Adam mit dem schiefen Grinsen. Welches ich dir gern aus deinem viel zu schönem Gesicht schlagen wollte, weil es mein Untergang war. Warum ich? Warum hattest du dir mich ausgesucht, um deine blöde Neugier zu stillen? Nur weil ich schwul war? Ich war verflucht nochmal kein exotisches Gericht auf einer Speisekarte in einem Szenelokal welches du noch nicht kanntest und unbedingt probieren musstest. Ich war ein Mensch mit Gefühlen und einen dummen Herzen was angefangen hatte für dich zu schlagen, obwohl es wusste, dass es brechen würde. Ich hasse dich, Adam mit der tiefen, kratzigen Stimme. Die alles in mir zum singen brachte. Der ich blind bis ans Ende der Welt und zum Tor der Hölle folgen würde. Liebe war nur im Moment schön. Sonst war sie grausam. Machte aus einem intelligenten Menschen einen völlig Verblödeten, der kaum noch wusste wo oben und unten, links und rechts, Norden und Süden, Westen und Osten war. Und es nicht mal erkennen würde, wenn er einen Kompass hatte. Dabei war ich bei den Pfadfindern gewesen und würde in der Wildnis überleben. Doch in der Liebe war ich verloren. Ich hasse dich, Adam mit den rauen Händen. Dessen Finger sich wie Stahlseile um meine Hüften legten und so eng an sich drückten, dass nicht mal Luft zwischen uns passte. Nicht umsonst gierten meine Lungen nach Sauerstoff, wenn er sich grinsend von mir löste. Und der mit seinen Händen wunderschöne Skulpturen formen konnte. Ich hasse dich, Adam mit der Zigarette im Mundwinkel. Etwas so Ungesundes, Tödliches, sollte nicht so sexy aussehen. Beißend drang Rauch in meine Nase, während es über mir plötzlich nicht mehr regnete, obwohl der Regen immer noch gnadenlos auf die Erde einschlug. „Komm mit, sonst holst du dir noch den Tod.“ Gänsehaut fegte über mein Körper hinweg, während mein Herz verrückt spielte und ich zu schwitzen begann, obwohl ich eigentlich fror. Worte formten sich in meiner Kehle, Worte die ihm sagten, dass er den Tod in der linken Hand hielt, doch mein Mund blieb stumm. Ich wagte nicht mal aufzuschauen. „Evan.“ Mein Name aus seinem Mund sollte nicht so gut klingen, sollte nicht klingen, als ob es das Schönste der Welt wäre und es sollte nicht klingen, als ob er hypnotische Kräfte besaß. Kräfte die alles mit mir machen konnten, ohne dass ich mich je dagegen wehren würde. Ich sollte einfach weiter auf meiner nassen Jeans starren, in knapp zwanzig Minuten kam der Schulbus wieder und würde mich nach Hause fahren. Dort würde ich ein heiße Dusche nehmen, mir frische und vor allem trockene Kleidung anziehen und mir überlegen, wie ich Adam aus dem Weg gehen konnte. Wider besseren Wissens sah ich auf und verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. Die Kippe hing in seinem linken Mundwinkel, wodurch der Rauch sein schönes Gesicht hinter einem grauen Schleier versteckte, trotzdem wusste ich, dass er sein berühmt, berüchtigtes Grinsen aufgesetzt hatte. Sein Oberkörper steckte in einem weißen, dünnen Pullover, der sich eng an seinen sehnigen und drahtigen Körper schmiegte, mit den leicht definierten Muskeln, dessen Ärmel bis zum Ellenbogen hochgeschoben war und zimtbraune Haut zum Vorschein brachte. Seine langen Beine in eine tief sitzende und lässig geschnittene Hose gehüllt, ebenfalls in weiß. Über uns war ein riesiger, knallroter Schirm gespannt, auf dem der Regen tropfte, als würde er uns applaudieren. Er sah aus, wie ein Farbklecks auf einer grauen Leinwand. Langsam nickte ich, nahm mein Rucksack und stand auf. Ich hasse dich, Adam. Weil du die Sonne bist. Und ich der dumme, dumme Ikarus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)