28 Kinds of Nya von Doresh (Bis(s) zur Katzenminze) ================================================================================ Prolog: -------- Das Mädchen trank Kaffee aus einem Pappbecher, während sie durch die verschneite Stadt zog. Sie hielt den Becher dabei mit beiden Händen fest, um sich besser an seinem heißen Inhalt zu wärmen. Für die Jahreszeit entsprechend war sie dick eingekleidet, ihr Gesicht eingehüllt in einem weißen Schal und einer schwarzen Mütze mit Katzenohren. Sie kam ihrem "Zuhause" näher. Hastig trank sie den Rest des Kaffees, warf den leeren Becher in einen Mülleimer und vergrub ihre Hände in den Taschen. Wenig später bog sie in eine Seitenstraße ein. Bald hatte sie die Geräusche der Fußgänger hinter sich gelassen und betrat eine leisere, weniger einladende Welt. In den engen Gassen gab es hauptsächlich Mülleimer und hin und wieder einen anderen Obdachlosen wie sie. Sie grüßte bekannten Gesichtern mit einem Nicken. Katzen liefen ihr auch über den Weg, aber die schienen ihr eher aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls schien sie die gleiche Katze nur selten mehr als einmal zu sehen. Ob die spüren, dass ich eine Ausgestoßene bin? Ein Gesicht passt eindeutig nicht hierher. Es trug eine Sonnenbrille, gepflegte Haare und gehörte einem jungen Mann im Anzug. Ohne ihn weiter zu beachten ging sie an ihm vorbei, ihre Schritte leicht beschleunigend. "Nice Body!", sagte der Mann und folgte ihr. "..." "Hätte fast geglaubt, dass der Penner das nur für etwas Schnaps erfunden hat, aber er hatte recht!" "..." "Eine Schande, dass so ein süßes, junges Ding wie du auf der Straße leben muss. Aber ich und meine Freunde könnten dir ein schickes, neues Zuhause bieten. Keine Angst, wir sind ganz nett." "..." "Natürlich müsstest du uns den einen oder anderen Gefallen tun, aber du weist ja, wie das is..." Blitzschnell rammte sie ihm den Ellbogen ins Gesicht. Mit gebrochener Nase fiel er auf die Knie. Dann packte sie seinen Kopf und rammte ihm das Knie gegen den Unterkiefer. "Angebot abgelehnt...", sagte sie und setzte ihren Weg fort. Etwas später erreichte sie das Hafengebiet. Sie prüfte kurz, ob niemand in der Nähe war und sprang dann mit einem übermenschlichen Satz auf ein nahes Dach. Sie bevorzugte hohe Unterschlüpfe, da sie Menschen nicht traute und unangenehme Überraschungen vermeiden wollte. Ein paar Dächer weiter schlich sie sich durch ein offenes Fenster eines alten Lagerhauses und landete in einem halb vergessenen Dachboden. Er diente wohl als Abstellkammer für die Büros darunter. Zwischen den alten Möbeln und dem Staub sah sie ihre Habseligkeiten: Etwas Essen, ein paar zusätzliche Kleidungsstücke und mehrere Decken. Sie zog ihren Rucksack aus und wühlte darin herum. Schließlich holte sie ein paar schwarzer Pfotenschuhe hervor, Überbleibsel aus ihrem alten Leben. Sie betrachtete sie kurz nachdenklich, dann zog sie die Stiefel aus und die Pfoten an. Sie waren flauschiger, sauberer und vor allem wärmer, was sie angesichts der nicht vorhandenen Beheizung ihrer "Wohnung" gut gebrauchen konnte. Schließlich deckte sie sich gut zu und versuchte zu schlafen. Wie so oft präsentierte sich ihr Traum als eine Aneinanderreihung von Erinnerungen. Einige fröhlich, viele nicht. Und immer wieder kehrte ihr Traum zu einem Bild zurück: Eine wimmernde Gestalt in schwarz, in einer Blutlache liegend... Ein Geräusch weckte sie aus ihrem Schlaf. Es kam von unten. Vorsichtig krabbelte sie weiter nach vorne, wo es einen kleinen Riss im Boden gab. Ihre Augen färbten sich gelb, und mit ihren nun katzenartigen Pupillen spähte sie hindurch in in die Lagerhalle, deren Dunkelheit schwach von Taschenlampen durchbrochen wurde. Etwa ein halbes Dutzend Männer schlich durch die Halle. Durch ihre feinen Katzenohren – versteckt unter der Mütze – konnte sie einige Gesprächsfetzen ausmachen. "Wo ist die Ladung?", fragte eine Gestalt flüsternd. "Hier irgendwo... hey, was ist das?!" Scheinwerfer und Motorengeräusche deuteten auf einen Wagen, der vor der Lagerhalle parkte. Schritte ertönten, als weitere Männer die Halle betraten. "Ihr wollt uns bestehlen?", fragte eine junge Stimme. "Geht man so mit alten Geschäftspartnern um?" "Wir machten Geschäfte mit deinem alten Herrn", sagte eine Stimme verächtlich. "Was verstehen du oder deine Göre von Schwester vom Geschäft?!" "Mehr, als du dir denkst..." "Sicher? Dann dürfte dich das ja nicht überraschen..." Plötzlich ertönten Schüsse, gefolgt von Schreien. Körper gingen zu Boden. Sie schrak zurück und kroch langsam wieder zurück zu ihrer Decke. Das geht mich nichts an... "Das war ja einfach!", rief jemand. "Ohne ihren Boss sind ihre Tage wohl wirklich gezählt!" "Hey! Der Kerl lebt ja noch!" Ein weiterer Schuss ertönte. Das geht mich nichts an... "M-mist...", stöhnte die junge Stimme. "Ich glaub's ja nicht. Der Kleine ist zäh, das muss man ihm lassen. Jungs!" Sie hörte das Geräusch von von Eisenstangen, die über den Boden geschliffen wurden. Das geht mich nichts an... "Du gibst bestimmt einen guten Sandsack ab!" ... Sie kramte Waffen aus ihrem Rucksack hervor. Geschwindt huschte sie raus aufs Dach und fand ein weiteres Fenster, dass direkt zur Lagerhalle führte. Durch ihre Pfoten war ihre Landung völlig lautlos, und ihre Katzenaugen halfen ihr in der Dunkelheit. Der erste Mann ging durch ein Brecheisen zu Boden, dass sie ihm im Vorbeihuschen über den Schädel schlug. Einen weiteren traf sie mit einem gezielten Messerwurf. "Was ist denn hier lo...?", fragte einer der vier übrigen, die sich um den am Boden liegenden jungen Mann versammelt hatten. Sie zückte zwei weiterer Messer und ging an die Arbeit. Drei gingen schnell zu Boden, doch der letzte gab erst nach einem kurzen Handgemenge auf. Glücklicherweise riss er ihr nur die Mütze vom Kopf, bevor sie ihn zum Schweigen brachte. "Äh...", sagte sie, als sie vor dem Jungen stand. "Lebst... du noch?" "In gewisser weise...", keuchte er. "D-danke..." Plötzlich fuhren weitere Autos vor. Sie konnte aufgrund der Scheinwerfer nichts genaues erkenne, aber sie hörte, wie weitere Schusswaffen gezückt wurden. Oh... "Keine Bewegung!", rief eine Stimme. "Hat die Katzenohren?!", murmelte eine weitere. "Und was ist mit den Augen?", fragte eine dritte. Wenn ich jetzt Abhaue, könnte ich's vielleicht noch schaffen... Der Junge hob seinen Arm. "Sch-schon gut...", rief er. "Die gehört zu mir..." * Sie fand sich im Inneren einer Limousine wieder. Je ein hoch gewachsener Mann mit Sonnenbrille und dunklem Anzug saß neben ihr. Ihr gegenüber saß der Junge, der gerade von anderen Männern wieder zusammen geflickt wurde. "I-ist es ernst?", fragte sie. "Wird schon...", sagte der Junge. "Vielen Dank nochmal." "Nicht der Rede wert..." "Was ist eigentlich mit dem Katzenlook?" Sie errötete. "Nun ja... ich... ich... ich bin ein Monster. Das mit den Ohren und Augen kann ich eigentlich verbergen, aber für den Kampf war das so für mich vorteilhafter..." "Na ja, diese Kerle waren selbst nicht besonders fair, also soll's mir recht sein..." Er kramte in seiner Jacke herum, holte einen Flachmann hervor und nahm einen herzhaften Schluck. So jung, und schon Alkoholiker?! "Wo können wir dich rauslassen?" Sie senkte ihren Kopf. "Ist mir egal. Ich habe kein Zuhause..." "Mmh..." Er nahm einen weiteren tiefen Schluck. "Wir haben Zuhause momentan einen kleinen Personalmangel. Interesse an einen Dienstmädchen-Job?" "D-dienstmädchen?!" Er lehnte sich etwas nach vorne. "Und ein bisschen Bodyguard. Da scheinst du ziemlich gut zu sein. Aber das bleibt unter uns..." * "Herzlich willkommen!", sagte der Junge scherzhaft. "Wooow...", sagte sie staunend. Sein Zuhause war eine prächtige Villa im europäischen Stil, umgeben von einem weitläufigen Gelände. Sie gingen die Treppe zur Eingangstür hoch und betraten die Empfangshalle. Ihnen kamen sogleich weitere Männer in Anzügen entgegen, sowie ein etwa 30-jähriges braunhaariges Dienstmädchen und ein schwarzhaariges Mädchen in einem roten Kleid, die etwa so alt war wie der Junge. "Alles in Ordnung, Meister?!", fragte das Dienstmädchen. "Den Umständen entsprechend...", antwortete der Junge. "Ich hoffe, das nächste Mal verläuft etwas erfolgreicher", sagte das Mädchen im Kleid. "Wir müssen uns Respekt verschaffen, wenn wir Vaters Imperium halten wollen." "J-ja...", sagte der Junge verlegen. "Oh, und wer ist das?", fragte das Mädchen und musterte sie interessiert. "Sie half uns am Hafen. Sie ist obdachlos, also möchte ich sie zum Dank als Dienstmädchen einstellen." "Oho~", sagte das Mädchen entzückt. "Sehr exotische Wahl. Hätte ich nicht von dir gedacht. Ich hoffe nur, dass sie stubenrein ist..." Damit wandte sie sich ab und verließ die Halle. "Ähm...", sagte der Junge. "Oh, das hier ist Magaret. Sie ist quasi das Chef-Dienstmädchen. Sie wird dich einweisen." "H-hi...", begrüßte sie das Dienstmädchen. Magaret musterte den Neuankömmling argwöhnisch. "Kann man ihr trauen?" "Nun ja, ich würde sonst hier wohl nicht stehen." "Wir werden sehen..." * "Das hier ist der Flügel des Meisters", erklärte Magaret beim Rundgang. "Hier wirst du hauptsächlich beschäftigt sein. Es gibt hier auch..." "Brüderchen!" Eine deutlich jüngere und kleinere Version des Mädchens von vorhin im Nachthemd warf sich dem Jungen entgegen. "Alles in Ordnung?! Bist du verletzt?!" "Ach, ist nicht so schlimm..." "Wirklich?!" "Ja..." "Und wer ist das?!" Das kleine Mädchen musterte sie interessiert – und fiel dann auf die Knie, um ihre Pfoten zu kneten. "So flauschig!", rief sie entzückt. "Das ist die junge Herrin", erklärte Magaret. "Sie lebt auch in diesem Flügel." "Oh... dann schätze ich, dass es sich für eine Herrin nicht gehört, auf dem Boden zu knien. Na komm, hoch mit dir..." Sie reichte der jungen Herrin die Hand – und wurde umgehend gebissen. Sie spürte das Piksen spitzer Eckzähnchen. "Waaah...?!" "Also wirklich, junge Herrin", seufzte Magaret. "Man trinkt nicht einfach Blut von einer Wildfremden von der Straße..." "Blut?!" "Die Herren sind Vampire. Hat Meister dir das nicht erklärt?" Der junge Meister blickte etwas verlegen in Richtung Teppich. "Das ist mir ein bisschen entfallen..." Er zückte wieder den Flachmann. "Blut", erklärte er. "Ach... so...?" Die junge Herrin ließ endlich von ihr ab. Hastig begutachtete sie ihre Hand. "Schmeckt nach Katze!", sagte die junge Herrin und kicherte. "Also wirklich...", seufzte Magaret erneut. Wo bin ich da nur rein geraten...? Kapitel 1: ----------- Unsanft stubste Magaret sie in das Badezimmer der Bediensteten. Es war schlicht gehalten, aber recht geräumig, und es verfügte sogar über eine Badewanne. "Auf auf, ausziehen!", befahl Magaret. "Du kommst mir nicht in den Rest der Villa, bevor du nicht gebadet hast." "Ja, ja... ein bisschen Privatsphäre wäre nicht schlecht..." "Oh nein. Ich muss prüfen, ob du dir auf der Straße nicht irgendwelche Krankheiten eingefangen hast." "..." "Na los!" "O-okay..." Schweigend fing sie an, sich zu entkleiden, angefangen mit ihrer Jacke und Hose. "Aha", bemerkte Margaret. "Einen Katzenschwanz hast du auch." "S-sicher..." "Hoffe mal, dass bezüglich deiner Uniform keine großen Anpassungen deswegen nötig werden." "Bisher hatte ich da nicht so große Probleme. Röcke wären vielleicht problematisch, wenn sie zu kurz sind..." "Kein Problem. Du bist hier ein echtes Dienstmädchen, nicht so eine komische Café-Bedienung. Werde aber wohl vorsichtshalber Strümpfe anstelle einer Strumpfhose für dich auftreiben." "Gut..." Ein Pullover, ein Hemd und zwei Leggings später hob Margaret eine Augenbraue. "Bist du in ein Geschäft für Tanzbekleidung eingebrochen?" "Was...?" Sie blickte zu sich und dem kleinen Kleiderberg zu ihren Füßen herunter. Als letzte Schicht über der Unterwäsche trug sie einen schwarzen Gymnastik-Catsuit. "Stimmt ja, das ist bei euch jetzt nicht gerade üblich..." Margaret seufzte. "Du kannst froh sein, dass unser Meister dich nicht näher auf deine Vergangenheit ausfragen will. Ob das mal eine gute Idee ist, sei mal dahingestellt..." Sie ließ ihre Katzenohren hängen. "Du musst dir keine Sorgen machen. Meine Vergangenheit liegt weit hinter mir..." "Wunderbar. Dann weiter mit dem Ausziehen und ab unter die Dusche!" Nachdem sie sich völlig entkleidet hatte, wurde sie wie ein Sträfling grob abgebraust. Dann zog sich Margaret ein paar Latexhandschuhe an. "Der grobe Schmutz ist weg, jetzt kommt die Untersuchung dran..." "Untersuchung...?" "Keine Panik. Entspann dich einfach." "..." * Nach der Untersuchung folgte der Feinwäsche mit einem angenehm warmen Schaumbad. "Nyaaaa~..." So entspannt war sie, dass sie nicht einmal aufschrak, als Margaret anfing, ihr die Haare zu schneiden. "Nya~...?" "Deine Haare sind mir zu lang und wild. Und wenn ich das auf höchstens Schulterlänge runtergeschnitten haben, kann ich im Rest schneller nach Leusen suchen." "Von mir aus..." Als ob du da was finden würdest... "Ach ja...", begann sie plötzlich. "Ja?" "Ist das hier eigentlich so eine Art Mafia?" "Könnte man sagen. Hast du ein Problem damit?" "Nicht wirklich..." "Dann ist ja gut. Und brauchst du diese Straßenkleidung eigentlich noch? Diese dreckigen Klamotten würde ich lieber entsorgen." "Von mir aus. Nur..." "Nur...?" "Den Catsuit und die Pfotenschuhe würde ich gerne behalten. Ich häng ein bisschen daran..." Margaret zuckte mit den Schultern. "Sofern sie nicht zu dreckig sind..." "Danke..." Margaret ließ von ihrem Haar ab und stand auf. "So, das dürfte reichen. Ich such dann mal deine Uniform zusammen. Bleib ja hier, verstanden?" "Nyaaaa~..." "..." Von mir aus kannst du dir soviel Zeit lassen, wie du willst... * Margaret kehrte alsbald zurück. Mit dabei hatte sie eine Dienstmädchen-Uniform wie die ihre - einfach gehalten, mit knielangem Rock, in schwarz mit weißer Spitze - sowie schwarzer Unterwäsche und langen schwarzen Strümpfen, beides ebenfalls mit weißer Spitze. Dazu gab es noch ein paar schwarzer Riemchenschuhe. "Schick...", sagte sie, während sie sich abtrocknete. "Die müssten dir passen. Außer vielleicht bei den Schuhen, da bin ich mir nicht so sicher..." "Das wird schon..." Kaum hatte sie sich angezogen, bewunderte sie sich im Spiegel. Steht mir nicht schlecht... wobei... "Die Schuhe sind vielleicht ein bisschen eng... könnte ich vielleicht meine Pfoten dazu tragen? Die sind bequemer." "Das musst du mit dem Meister abklären." "Achso..." "Oh, und noch etwas..." Margaret trat von hinten an sie heran und legte ihr ein schwarzes Halsband um. "Oh", sagte sie errötend. "Für mich?! D-dank..." Magaret zückte eine kleine Fernsteuerung, drückte einen Knopf - und ein elektrischer Schock durchfuhr ihren Körper. Sie schrie und viel auf die Knie, als der Schmerz endlich aufhörte. Bevor sie wieder richtig bei Sinnen war, packte Margaret sie am Katzenohr und zerrte ihren Kopf nach oben. "Ich hoffen du nimmst mir das nicht übel", erklärte Magaret. "Aber die Sicherheit des Meisters und der beiden Herrinen haben für mich oberste Priorität. Ich kann nicht zulassen, das ein Streuner wie du hier einfach herumlungern kann, ohne mich vorher abzusichern. Verstanden?!" "W-wa..." Margaret hob die Fernbedienung drohend. "J-ja..." "Gut. Und versuch gar nicht erst, über Nacht zu verschwinden und etwas mitgehen zu lassen. Der Knopf hier sendet kein Signal. Er unterdrückt vielmehr eins. Die Fernsteuerung kann in etwa das gesamte Gelände abdecken. Wenn du dich weiter davon entfernst..." "I-ich versteh schon..." "Fein. Dann hoch mit dir." * Margaret führte sie in ihr Zimmer. Es war natürlich kleiner und spartanischer eingerichtet als etwa die Gästezimmer, aber nach ihrem Leben auf der Straße kam es ihr wie eine Präsidentensuite vor. "Hier wirst du ab heute schlafen", erklärte Margaret. "Morgen werde ich dann sehen, ob du als Dienstmädchen überhaupt etwas taugst." "Aha..." Die traut mir wohl nichts zu. Die kann noch was erleben... "Gute Nacht, dann." "Nacht..." Sie kam nicht umhin zu bemerken, dass Margaret die Tür hinter sich verschloss. Mit einem Finger zog sie leicht an ihrem Halsband und seufzte. Der Laden hier ist wesentlich seltsamer, als ich dachte. Na ja, zumindest hab ich's warm... Die Gelegenheit, endlich wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, ließ sie sich nicht lange entgehen. Flugs hatte sie sich entkleidet und zog sich das weiße Nachthemd über, dass auf dem Bett lag. Dann kuschelte sie sich in die Decke ein und schmiegte sich an das Kissen. "Nyaaa~..." * Schon als kleines Kind hatte sie immer zu den Senpais ihres Clans aufgesehen. Jahr für Jahr hatte sie sich angestrengt, um sie mit Stolz zu füllen und sich ihrer schwarzen Uniform als würdig zu erweisen. Schon bald hatte sich ihr Fleiß bezahlt gemacht, und sie wurde zu einer der Besten ihres Jahrgangs. Alles schien perfekt zu laufen. Bis sie auftauchte. Kapitel 2: ----------- * Tag 1 * "Aufstehen..." Sie schlief tief und fest. Es war schon einige Zeit her, dass sie in einem richtigen Bett geschlafen hatte, und kostete es voll aus. "Aufstehen." Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen und schnurrte sanft vor sich hin. "Dann eben anders..." Ein elektrischer Schock fuhr ihr von ihrem Halsband durch den ganzen Körper. Mit einem Satz fiel sie aus dem Bett. "Wirklich sehr praktisch...", kommentierte Margaret, während sie ihre Fernbedienung musterte. "Ich erwarte dich in 15 Minuten im Foyer. Verspätungen werden nicht geduldet." Schwer atmend rappelte sie sich mühsam auf, während Margaret aus dem Zimmer schritt. Dir zeig ich's noch... * Sie band noch ihre Schürze zurecht, als sie es kurz vor Ablauf der Frist noch ins Foyer schaffte. Margaret wartete bereits auf sie. "Das war doch nicht so schwer, oder?", fragte Margaret. "Folge mir." Sie folgte Margaret durch die prunkvollen Korridore des Anwesens. Bei all den reichlich wertvoll aussehenden Wandteppichen und Gemälden kam sie sich fast vor wie in einem Museum. Nachdem sie sich an all der Kunst satt gesehen hatte, fiel ihr etwas auf. "Ziemlich wenig los hier", kommentierte sie. "Seit dem Ableben des alten Meisters führen wir sicherheitshalber Background-Checks beim Personal durch", erklärte Margaret. "Außerdem ist die Tagessicht generell etwas dünn besetzt, um die Meister nicht zu sehr beim Schlaf zu stören." "Aha." "Ich schätze, du hättest nichts einzuwenden, wenn du später der Nachtschicht zugewiesen wirst?" "Nein. Das wär mir ehrlich gesagt sogar lieber." "Gut. Dein Training habe ich ohnehin nur für den Tag geplant, damit wir niemanden stören." "..." "Und ach ja... kannst du was wegen deiner Augen unternehmen? Das sieht ja gruselig aus." Nach einem leisen Seufzen färbten sich ihre Augen von gelb zu einem dezenten Grau, und ihre Katzen-Pupillen nahmen eine normalere Form an. "Viel besser", sagte Margaret. "Dann mal weiter mit dem Programm." "..." * Margaret schwang einen Holzlöffel gegen ihren Handrücken. "Au!", rief sie und zog ihre Hand zurück. "Wofür war das denn?!" "Du hast das Besteck in der falschen Reihenfolge ausgelegt." "Wofür brauchen Vampire überhaupt Besteck?" "Es müssen hin und wieder Gäste bewirtet werden. Außerdem sind Vampire normalem Essen durchaus nicht abgeneigt. Steak Englischer Art ist etwa sehr beliebt." "'Englischer Art'?" "Blutig" "Ach so..." "Aber genug davon. Jetzt machst du das aber richtig." * Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Phew! Geschafft!" Margaret fuhr mit einem Finger über einen nahen Schrank und inspizierte ihre Fingerkuppel. "Nicht sauber genug. Fang nochmal von vorne an." "Nochmal? Den ganze Saal?!" Margaret zückte die Fernbedienung. "Okay..." * Gegen Abend ließ sie sich erschöpft in ihr Bett fallen. Das war anstrengender, als ich da... Margaret öffnete die Tür und warf einen Blick hinein. "Zieh dich gefälligst um, wenn du Schlafen willst. Deine Uniform ist für so etwas zu schade." Sie tat, wie ihr befohlen. Dabei achtete sie besonders darauf, ihre Uniform fein säuberlich zu falten. "Geht doch. Gute Nacht." Damit ließ Margaret sie allein. Sie atmete tief durch, ließ sich wieder aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Vielleicht sollte ich wütender auf sie sein... aber das hier ist auch nicht viel anders als mein ursprüngliches Training... Sie rollte sich auf die Seite und deckte sich dabei zu. Abgesehen davon, dass ich mich als Ninja wesentlich besser angestellt habe als jetzt als Dienstmädchen... * Katzenmenschen haben zwei entscheidende Nachteile gegenüber normalen Menschen: sie haben eine weitaus geringere Geburtenrate, und bei den wenigen Geburten sind Catgirls weitaus häufiger als Catboys. Die Population konnte so nicht aufrecht erhalten werden. Von daher ging der Clan schon früh in seiner Geschichte dazu über, Menschen von außerhalb... "einzuladen", um sie als Katzenmenschen wiedergeboren zu lassen. Sie teilte sich das Zimmer mit einer dieser wiedergeborenen. Ihr Name war Samtpfötchen. An ihren alten Namen - oder den Rest ihres vorherigen Lebens - konnte sie sich nicht mehr erinnern, aber sie behielt ihr Wissen über die Welt der normalen Menschen. Für den Clan war das ein netter Bonus, da als Katzenmenschen geborene nur wenig Kontakt mit der Außenwelt haben. Sie verstanden sich ziemlich gut und wurden bald Freundinnen. Vielleicht wären sie auch mehr als das geworden, doch dann fingen die Probleme an. * Tag 2 * "Aufstehen..." Mit einem Mal öffnete sie ihre Augen und richtete sich auf. Margaret lehnte sich halb durch den Türrahmen, die Fernbedienung in der Hand. "Du lernst schnell..." Sie gab einen leisen Seufzer von sich, als Margaret wieder außer Hörweite war. * Angewidert verzog Margaret das Gesicht. "Das nennst du einen Kaffee?! Das kannst du bestimmt besser!" "Tut mir leid..." * Sie atmete schwer, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. "M-muss ich das wirklich von Hand waschen?!", fragte sie. "Selbstverständlich", antwortete Margaret. "Die Bekleidung der Meister ist zu fein für eine plumpe Waschmaschine. Auch finde ich, dass Dienstmädchen zu faul werden, wenn sie sich nur auf moderne Technik verlassen..." * Erschöpft ließ sie sich ins Bett fallen. Ihre Hände waren von der vielen Wäscherei noch ganz schrumpelig, aber das störte sie gerade überhaupt nicht. Sie wollte jetzt einfach nur noch abschalten. Am nächsten Morgen stellte sie fest, dass die durch die harte Arbeit anscheinend zu erschöpft zum Träumen war. * Tag 3 * "Wie war das?!", fragte Margret verdutzt. "Äh... ich wollte nur fragen, wie denn der Miauster so..." "'Miauster'?" Margaret packte sich am Kopf, als hätte sie plötzlich Kopfschmerzen. "Jetzt auch noch ein Sprachtick..." "..." * Tag 4 * "Zugegeben, der Dachboden ist jetzt ein bisschen weniger schmutzig, aber du solltest wirklich besser darauf achten, dich nicht selbst einzustauben..." * Tag 5 * "Du bisst schon fertig mit der Wäsche?!", fragte Margaret. "Gut, ich hab hier noch eine weitere Ladung!" * Tag 6 * Margaret nippte skeptisch am Kaffee. "Na ja, zumindest ist er nicht sofort zum Ausspucken..." * Tag 7 * "Aufstehen..." Blitzschnell öffnete sie ihre Augen und richtete sich auf. "Keine Hektik", sagte Margaret ruhig. "Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich lange überlegt habe und mich dazu durchgerungen habe, dich ab heute Abend als vollwertiges Dienstmädchen arbeiten zu lassen. Du kannst also von mir aus weiterschlafen..." Sie blickte noch eine Weile in Richtung Tür, als Margaret schon längst wieder weg war. Dann seufzte sie und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Endlich... aber ob das jetzt leichter wird...? Die Anstrengungen der letzten Tage ließen sie sogleich in einen verlängerten Schlaf versinken. * Nervös zupfte sie ihre Haube und Schürze zurecht, während sie in der Eingangshalle auf das Erscheinen der Meister wartete. "Etwas mehr Professionalität, wenn ich bitten darf", kommentierte Margaret. "J-ja..." Endlich war es soweit. Die Meister kamen langsam die Treppe herunter. Der Meister selbst trug einen schlichten, schwarzen Anzug mit roter Krawatte. Seine Schwester, die Herrin, trug ein weinrotes Ballkleid mit Rüschen und Korsett. Seine kleine Schwester trug ein praktischeres Kleidchen in einem helleren Rotton und jeder Menge Schleifen. Sie verbeugte sich hastig. "G-guten Abend, Mei-ster. Vielen Dank, dass Ihr mich aufgenom..." Ehe sie es sich versah, stand die kleine Schwester neben ihr und zog ihr am Katzenschwanz. "Cool!", rief die Kleine. "Die hat ja auch einen Schwanz!" "?!" "In der Tat sehr exotisch", kommentierte die Herrin. "Aber gut, dass ich sie nicht in meiner Hälfte habe. Womöglich hinterlässt sie überall Katzenhaare..." "Äh..." Der Meister trat vor. "Ich und meine Schwester haben die Villa unter uns aufgeteilt - inklusive der Dienstmädchen. Du bist meiner Hälfte zugeteilt." "Ach so..." "Fertig!", rief die kleine Schwester fröhlich. Sie drehte sich herum und sah, dass die kleine Schwester ihr eine rote Schleife um die Schwanzspitze gebunden hatte. Süß~... "D-danke, junge Herrin..." Der Meister nahm sein Schwesterchen bei der Hand. "So, dann wollen wir mal nicht weiter stören", erklärte er. "Immerhin gibt es hier viel zu tun." "J-ja, Mei-ster!", sagte sie und verbeugte sich. * Der Tag - oder eher Abend - verlief nicht viel anders als die vorherigen, abgesehen davon dass Margaret ihr nicht mehr ständig im Nacken saß. Zumeist wurde sie mit Aufgaben betraut, die sie außer Sichtweite der Meister ließ. So hockte sie etwa in einem der Wohnzimmer der Villa vor dem Kamin und machte ein Feuer. Gar nicht so leicht... Mit etwas Geduld schaffte sie es schließlich, das Feuer in Gang zu bringen. Erleichtert stand sie auf und wandte sich zur Tür, als diese sich öffnete. Es war der Meister. "H-hallo, Mei-ster", sagte sie verbeugend. "Das Wohnzimmer steht nun bereit..." "Gut", sagte der Meister nickend. "Und noch besser, dass ich dich endlich gefunden habe." "Weshalb?" "Nun ja, da gibt es noch eine Kleinigkeit bezüglich deines Jobs..." "Ja...?" "Als Vampire benötigen wir regelmäßig frisches Blut, und hier in diesem Haushalt hat es sich etabliert, dass dieses Blut von den Bediensteten kommt." "W-wirklich?!" "Keine Sorge. Wir beschränken das auf einmal pro Woche, was nach unserer Erfahrung zu keinerlei gesundheitlichen Problemen führt. Und dann auch nur durch einen von uns. In deinem Fall wäre dass der dir zugewiesene Meister, also ich." "I-ihr wollt mich beißen? Jetzt?" "Ja. Und keine Angst, das tut nicht weh. Es kann aber vorkommen, dass dir danach etwas schwindelig ist. Von daher würde ich vorschlagen, dass du auf dem Sofa platz nimmst." "J-ja..." Etwas nervös nahm sie auf dem Sofa platz. Er setzte sich kurz darauf neben ihr. Seine freundlichen Augen fixierten sie, während er ihr Haar zur Seite strich und das Halsband etwas nach unten zog. Ihr Herz fing an zu klopfen, als er den Blick schließlich abwandte, um sich ihrem Hals zu nähern. Er wird mich beißen, er wird mich beißen, er... Sie spürte ein kurzes Stechen, gefolgt von einem merkwürdigen Ziehen, dass sie noch nie zuvor gespürt hatte. Wärme breitete sich in ihren Hals aus, als ihr Blut ihren Körper verließ. Er... er trinkt mich... Ihr Mund öffnete sich langsam. "N-n-nyaa...ngg." Sie biss sich fast auf die Zunge, um sich selbst ruhig zu stellen. Wenn der Meister davon etwas mitbekam, so ließ er sich nichts anmerken. "Fertig!", sagte er, als er schließlich von ihr abließ. "Alles in Ordnung bei dir?" "J-ja, Miaus... äh, Mei-ster..." "Du solltest aber besser noch ein paar Minuten sitzen bleiben. Nur, um auf Nummer sicher zu gehen." "J-ja..." Er hatte sich gerade erhoben, als ihr etwas einfiel. "M-mei-ster?" "Ja?" "I-ich hätte da eine kleine Bitte... zu besitze ein Paar Pfotenschuhe... darf ich die zu meiner Uniform anziehen? Ich finde sie viel bequemer als diese Schuhe..." "Warum nicht? Dem Wohlbefinden meiner Bediensteten werde ich mir sicher nicht in den Weg stellen. Außerdem ist das wohl nur passend für ein Catgirl-Dienstmädchen." "Danke, Mei-ster.!" Er kam plötzlich ins Grübeln. "Da fällt mir grad was ein..." "Ja?" "Ist wohl etwas peinlich, dass ich das erst jetzt Frage, aber irgendwie ging das in den letzten Tagen völlig verloren... Wie ist eigentlich dein Name?" "M-mein Name?!" Verlegen senkte sie ihren Blick zu ihrem Rock, dessen Rand ihre Hände ergriffen hatten. Mein Name... "Du hast Schande über den Clan gebracht..." "..." "Selbst dein Name ist zu besudelt, um ihn noch aussprechen zu können. Ein Niemand wirst du nun sein." "..." "Abschaum." "..." "Die Verbannte." Der Meister beugte sich zu ihr runter. "Alles in Ordnung?" "N-neko... M-mei... do... j-ja, d-das wäre wohl passend..." Er blickte ihr lang und tief in die Augen. Sein Blick war voll Sorge. "Gönn dir eine Pause", sagte er schließlich und verließ das Zimmer. Als sich die Tür hinter ihm schloss, atmete sie tief aus und ließ sich auf das Sofa fallen. Bescheuerter Name... * Samtpfötchen... warum war sie besser? Es ergab keinen Sinn. Sie wurde nicht seit ihrer Geburt auf diese Rolle vorbereitet. Wie konnte dieser Emporkömmling es also wagen, sie zu übertreffen?! Sie musste in ihre Schranken gewiesen werden. Sie musste eines Besseren belehrt werden. Sie musste... Neko Meido wachte im Schlaf auf. Sie lag seitlich in ihrem Bett, fast komplett in ihre Decke gehüllt mit Ausnahme ihres Kopfes und ihrer Schwanzspitze, die träge auf der Matratze herum klopfte. Eine Träne löste sich von ihrem Auge. Ich bin Abschaum... Kapitel 3: ----------- Es fing als ganz normales Sparring-Match zwischen ihr und Samtpfötchen an. Wie so oft hatte ihre Rivalin die Oberhand. Der Clan bevorzugte als Waffe ein Set von Pfoten an Händen und Füßen. Die besondere Beschaffenheit dieser Pfoten bot einige Vorzüge - die Handschuhe waren sehr effizient beim Blocken gegnerischer Angriffe, und die Schuhe erlaubtes praktisch lautlose Fortbewegung -, aber gleichzeitig wurden die eigenen Schläge und Tritte dadurch nutzlos. Folglich hatte ihr spezielle Ninjitsu-Stil viele Knie- und Ellbogentechniken aus Muay Thai übernommen - woran sie schmerzlich erinnert wurde, als Samtpfötchens Ellbogen sie zu Boden stieß. Finstere Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie dort lag. Verloren... Schon wieder... Gegen sie... Das war nicht fair... Wie konnte das überhaupt sein... Sie war nicht einmal als Catgirl geboren. Das war nicht fair... Samtpfötchen trat an ihr heran und reichte ihr die Pfote, um ihr hoch zu helfen. Doch so leicht gab sie sich nicht geschlagen. Der größte offensive Nutzen der Handpfoten waren die ausfahrbaren Stahlkrallen. Und für dieses Match hatte sie keine Pfoten mit stumpfen Trainingskrallen mitgebracht. Sie holte aus und... Neko Meido wachte auf, bevor sie diesen Teil erneut durchleben musste. Eine ganze Weile blieb sie aufrecht sitzen, um sich zu beruhigen. Draußen war später Abend, aber das geschlossenes Fenster ihres Zimmer blockierte jegliches Sonnenlicht. Die einzigen Geräusche in der Dunkelheit waren ihre Atmung und ihr Herzschlag, beide anfangs noch sehr laut und unruhig. Der Blick ihrer Katzenaugen richtete sich auf ihre rechte Hand. Die Hand, die die Krallen geführt hatte. ... Es würde noch ein oder zwei Stunden dauern, bis sie arbeiten musste, aber vom Schlafen hatte sie erst einmal genug. * Die Villa war in der Nachtschicht merklich lebhafter als am Tage, aber aufgrund ihrer schieren Größe führte sie ihre Arbeit durch genug leere Flure und Räume. Sie traf ein paar andere Dienstmädchen, aber so richtig ins Gespräch kamen sie nicht. Vielleicht waren sie zu sehr mit der Arbeit beschäftigt, vielleicht war ihnen ein echtes Catgirl aber auch nicht ganz geheuer. Ein paar Blicke schienen jedenfalls in diese Richtung zu gehen, aber sie ließ sich davon nicht sonderlich stören. Ihre letzten paar Monate waren nicht unbedingt durch ein reges Sozialleben geprägt, und sie befand sich noch zu sehr in der Rolle des Einsamen Wolfes. Und heute ist Samstag. Das heißt, er wird mich wieder beißen... Sie staubte gerade eine Vase in einem der Flure ab, als plötzlich jemand an ihrem Katzenschwanz zog. Sie wirbelte herum und erblickte ein anderes Dienstmädchen, mit sehr blasser Haut, langem, schneeweißem Haar und roten Augen. "Das Teil ist echt?", sagte das Dienstmädchen neugierig. "Du bist ja schräg..." Neko Meido wollte ein "Das sagt grad die richtige" entgegnen, aber aus dem Augenwinkel bemerkte sie Margaret, die die Situation im Hintergrund beobachtete. Aus der hätte wohl auch ein Ninja werden können... Behält sie mich im Auge, falls ich Ärger mache? Na ja, auf Elektroschocks kann ich verzichten... Sie überlegte sich eine Vorgehensweise mit weniger Konfrontations-Potential. "Äh... hi. Sag mal... bist du etwa ein... Vampir?" Zumindest sieht sie mehr danach aus als unsere Meister... Das andere Dienstmädchen kicherte. "Nein. Ich bin nur ein Albino." "Oh... ach so..." "Und übrigens ist das mein Revier." "E-echt?" "Ja. Dein Flügel hat vor einem Flur aufgehört." "O-oh. Ich war wohl etwas in Gedanken versunken. Tut mir Leid..." "Halb so wild. Hab ich eben etwas weniger Arbeit." Mit diesen Worten verabschiedete sich das Albino-Mädchen und verschwand hinter einer Abbiegung. Sie blieb noch ein bisschen verdutzt stehen und machte sich auf den Weg in ihren Flügel. Margaret schloss bald zu ihr auf. "Du hättest mir ruhig sagen können, dass der Flügel aufgehört hat...", merkte Neko Meido an. "Ich war ein bisschen neugierig, wie sich das ganze entwickeln würde", rechtfertigte sich Margaret. "Bist ja schon recht handzahm für einen Streuner." "..." Etwas weiter vor ihr hörten ihre Katzenohren Stimmen. Es kam aus einem Wohnzimmer in etwa der Mitte der Villa. Sie lugte durch und sah die drei Meister in einem Gespräch vertieft. "Kein Ballett mehr?!", fragte die kleine Schwester. "Ich fürchte, vorerst nicht", antwortete ihre ältere Schwester. "Die Sicherheitslage ist momentan noch etwas unübersichtlich, und es gibt noch viele andere Baustellen, die meine Aufmerksamkeit erfordern." "Menno..." "Worum geht es denn da?", flüsterte sie zu Margaret. "Das geht dich jetzt nicht unbedingt etwas an, aber wenn du es unbedingt wissen willst... die Meister machten Gebrauch von einer privaten Tanzlehrerin von außerhalb. Das war jedoch mit einigen Vorsichtsmaßnahmen verbunden, um ihre Natur als Vampire vor ihr geheim zu halten." "..." Soll ich, oder soll ich nicht? Ach, was soll's... Neko Meido betrat den Raum, ehe Margaret sie aufhalten konnte. "Ähm... verzeiht die Störung, Meister..." Die Herrin blickte sie etwas verwundert an, fast ein wenig so, als hätte eines der Möbel plötzlich Beine bekommen und angefangen zu sprechen. "Ja?", fragte sie leicht verwirrt. "Ähm... nun ja... ich habe zufällig Eure Unterhaltung mitgehört und... ich hatte seit meiner Kindheit Ballettunterricht, und vielleicht... könnte ich als Lehrerin einspringen? Ich bräuchte dafür auch nicht wirklich viel. Nur passendes Schuhwerk..." Die Herrin fing an zu überlegen. "Mmmh..." * Ob das wirklich so eine gute Idee war...? In der Tat bot ihr Clan unter anderem Ballett an. Man sah es wohl als Möglichkeit an, neben der Körperbeherrschung und Disziplin auch die Eleganz ihrer Mitglieder zu trainieren. Sie war eine der besten ihres Jahrgangs gewesen, aber die letzten Monate ließen ihr nicht viel Zeit zum Trainieren, was sie nun an der Ballettstange im Tanzraum der Villa zu spüren bekam. Die Rahmenbedingungen waren auch nicht unbedingt die besten. Ganze zwei Stunden konnte sie aus Margaret heraus ringen, um sich für den Unterricht aufzuwärmen. Der Weg zum Raum hätte auch etwas angenehmer sein können. Es hatte für sie etwas nostalgisches, wieder ihren schwarzen Gymnastik-Catsuit zu tragen, aber in der Gegenwart der etwas verdutzt dreinblickenden anderen Dienstmädchen war ihr das dann doch etwas peinlich, und die rote Schleife an ihrer Schwanzspitze half da auch nicht weiter. Da sie die Villa selbst noch nicht verlassen durfte, war Margaret für sie einkaufen gegangen. Unter der handvoll an Modellen hatte jedoch keines wirklich gut gepasst, von daher müsste sie mit den Schläppchen vorlieb nehmen, die am wenigsten drücken und hoffen, dass sie schon rechtzeitig nachgeben würden. "So ganz überzeugt bin ich nicht von deinem Können", kommentierte Margaret, die auf einer Bank saß, "Aber zumindest erklärt das dein Outfit..." "Na ja, Zuschauer bin ich nicht mehr gewohnt..." "Wenn du glaubst, ich lasse dich während dieser ganzen Aktion auch nur eine Sekunde aus den Augen, muss ich dich enttäuschen. Mit der kleinen Herrin lasse ich dich nicht allein." "..." Die besagte Herrin ließ nicht mehr lange auf sich warten. Sie betrat den Raum in voller Ballettmontur, mit einem rosa Trikot und einer gleichfarbigen Sporttasche um ihrer Schulter. Neko Meido trat sogleich an sie heran und bückte sich vor ihr. "Süüüüß~...", schwärmte sie. Die kleine Herrin kicherte. "Dafür siehst du ziemlich cool aus!" "Danke. Und sag mal... wie viel Erfahrung hast du eigentlich in Ballett? So ein- oder zweihundert Jahre?" "Nein, ich bin doch erst acht!" "Vampire hören erst auf zu altern, wenn sie volljährig sind", erklärte Margaret kurz. "Aaah, gut zu wissen." "Und wie viel Erfahrung hast du?" "Mal sehn... ich bin fast 18, also habe ich länger getanzt als du auf der Welt bist." "Wooow! Und du bist ja so alt wie mein Bruder!" "Gut zu wissen. Wollen wir dann anfangen?" "Ja!" Die kleine Herrin erwies sich als wohlerzogene und aufmerksame Schülerin. Neko Meidos erster Versuch als Lehrerin machte ihr viel Spaß und verging wie im Fluge. "Vielen lieben Dank für den Unterricht!", sagte die kleine Herrin, während sie eifrig in ihrer Sporttasche herumwühlte. "Hier!" Neko Meido wischte sich gerade mit einem Handtuch Schweiß vom Gesicht, während sie das Geschenk annahm. Es handelte sich um einen kleinen Stoffbeutel. "Katzenminze!", sagte die kleine Herrin. "Vielleicht funktioniert das ja bei dir!" "D-danke... und das tut es tatsächlich..." "Na dann viel Spaß damit!" Fröhlich winkend ließ sich die kleine Herrin von Margaret aus dem Tanzraum führen. Kaum war sie endlich ein paar Augenblicke allein, ließ sich Neko Meido erschöpft auf die Knie fallen. Man, hat die kleine Energie! Ist das, weil sei ein Vampir ist, oder weil ich noch nicht wieder ganz in Form bin? Ihr Blick wanderte zum dem kleinen Stoffbeutel in ihrer Hand. Mmmh... * "Nya-hahahahaa~!" Laut jauchzend rollte und räkelte sich Neko Meido auf den Boden. Verspielt schmiegte sich sich dabei an das Bein des Meisters. Das Bein des Mei... Sie teleportierte förmlich in eine stehende Position - und hatte sogleich Schwierigkeiten mit der Balance. Der Meister hielt sie sogleich fest. "Alles... okay?", fragte er etwas verwirrt. "Keine Sorge, Miauster... mya geht es gut..." "A-ha... ich wollte nur vorbei schauen, um mich zu bedanken. Meine Schwester hatte anscheinend viel Spaß gehabt." "Keine Ursache, Miauster..." "... Und außerdem wäre es eigentlich wieder Zeit für einen Biss..." Sie neigte ihren Kopf und präsentierte ihren Hals. Zumindest soviel davon, wie man mit dem Halsband sehen konnte. "Nur zu, Miauster..." "Ich glaube... ich warte damit, bis du nüchtern bist..." "Ach, das ist doch ni..." Ihre Beine gaben nach. "Bin den Stoff glaub ich nicht mehr so gewohnt...", murmelte sie vor sich hin. "Ich glaube, du gehörst ins Bett..." Vorsichtig hob er sie hoch. Sie schmiegte sich sogleich an in und begann zu schnurren. "..." Einen Augenblick später trug er sie auf ihr Zimmer, wo er sie behutsam aufs Bett legte. Sie entledigte sich ihrer Schuhe und kuschelte sich ans Kissen. "Kein Biss?", fragte sie. "Eher morgen..." "Gut. Nyacht, Miauster..." "... Nacht..." * Laut gähnend erwachte sie aus dem tiefsten Schlaf, den sie seit einer Weile hatte. Es dauerte nicht lange, bis ihr etwas auffiel. Was hab ich denn da an. Ein Nachthemd ist das bestimmt nicht... ach ja, da war doch was gestern... Mit dem Erwachen kam die Erinnerung. Oh. Mit hochrotem Kopf zog sie sich um und machte sich an ihre Arbeit als Dienstmädchen. Sie hoffte inständig, niemandem über den Weg zu laufen, aber ganz erspart blieb ihr das nicht. Sie vermied Blickkontakt, und während dem Putzen zuckten ihre Katzenohren nervös, wenn sie ihre Kolleginnen hörte. Haben die was mitbekommen?! Muss bestimmt bescheuert ausgesehen haben... ... Sie beruhigte sich schließlich etwas und atmete tief ein. Andererseits besser als wenn sie wüssten, was ich getan habe... Ihre wiedergewonnene Fassung hielt nicht lange an, da sie während ihrer Tour dem Meister über den Weg lief. Blitzschnell richtete sich ihr Blick in Richtung Boden. "G-g-guten Morgen, Miau... Mei-ster... Oder besser guten Abend...?", stammelte sie. "Hallo...", grüßte er zurück. Ihre Hände hielten sich krampfhaft an ihrem Rock fest. "E-e-es tut mir leid wegen gestern... D-das war ein unmögliches Verhalten für ein Dienstmädchen..." "Mach dir darüber keine Gedanken. Du hattest ja praktisch Feierabend und hast niemanden gestört. Aber..." Er trat an sie heran, berührte sie mit dem Finger am Kinn und hob ihren Kopf hoch. "Wegen der Aktion habe ich dein Blut nicht getrunken. Da ist natürlich eine kleine Strafe fällig..." "J-ja..." Wenig später fand sie sich verdutzt im Tanzraum wieder und tanzte einen Walzer mit ihm. "Das hier ist natürlich nur eine leichte Tanznummer für zwischendurch", erklärte er. "Für nächsten Samstag schwebt mir da eher ein Pas de deux vor, sofern der Unterricht meiner Schwester dich nicht zu sehr überanstrengt." "Ü-überhaupt nicht, Mia... Mei-..." "'Miauster' geht in Ordnung, wenn dir das leichter fällt." "W-wie Ihr wünscht... Miauster..." "Du musst wissen, dass ich noch nie einen richtigen Tanzpartner hatte. Den anderen Dienstmädchen fehlte das Training, bei meiner kleinen Schwester ist der Größenunterschied etwas zu extrem, und die andere... nun ja, sie hat sich schon immer mehr für das Familiengeschäft als für 'unnützen Kram' interessiert..." "E-es freut mich, wenn ich Euch noch mehr zu Diensten sein kann, Miauster..." "Nur nicht so förmlich. Hast du Spaß am Tanzen?" "... Ja..." "Wunderbar. Aber heute müssen wir uns etwas kurz fassen..." Sachte rückte er ihr Halsband zurecht und biss sie. Wieder spürte sie das Ziehen am Hals. "Nyaa~...", hauchte sie. * Ein etwas merkwürdiges Wochenende ging zur Neige, und ein ähnliches würde wohl folgen. Sie brauchte ein wenig, bis sie alles verarbeitet hatte und einschlief. Ihre Tat blieb nicht lange ungestraft. Ein heftiger Kniestoß, der ihr beinahe einige Rippen gebrochen hätte, förderte sie durch die Luft. Nach wer weiß wie langer Zeit in Einzelhaft wurde sie schließlich vor das Tribunal gezerrt. Sie blickte kein einziges Mal auf. Alles, was sie konnte war Tränen zurückzuhalten, um sich nicht noch mehr zu blamieren. Sie wurde verbannt, in eine für sie fremde Welt. So ganz zurecht fand sie sich nie bei den Nicht-Catgirls und -Boys, und die folgenden Monate verbrachte sie völlig auf sich gestellt damit, Geld zu stehlen und nach halbwegs vernünftigen Unterkünften zu suchen. Sie hatte mit beidem nicht immer Glück, und während sie manche Nacht frierend und mit leerem Magen verbrachte, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu jenen zwielichtigen Gestalten, die ihren Körper gerne zum Verkauf anbieten würden... Sie kuschelte sich noch einmal fester in ihre Decke und Kissen. Danke, Miauster... Kapitel 4: ----------- "Noch mal vielen lieben Dank für den Unterricht, Neko-sensei!", rief die kleine Herrin fröhlich. "Hier ist wieder die übliche Bezahlung!" Wie bereits beim letzten mal überreichte die kleine Herrin ihr einen Stoffbeutel mit Katzenminze. In weiser Voraussicht steckte sie ihn diesmal sogleich in ihre Sporttasche. "D-danke..." Wie beim letzten Mal ließ sie sich auf die Knie fallen, als die kleine Herrin und ihre Begleitung Margaret den Tanzsaal verlassen hatten. Eigentlich sollte das ein Ausdauertraining für sie werden, aber ich glaub, dass brauch ich viel mehr als sie. Diese Vampire haben es drauf... Dieses mal wurden ihre Ballettkünste aber noch gefragt, weswegen sie sich sogleich mit einem Handtuch den Schweiß abtupfte und sich auf die Ankunft des Meisters vorbereitete. Dieser ließ nur wenige Minuten auf sich warten. Er kam recht schlicht daher in schwarzer Strumpfhose und weißem Shirt. "H-hallo, Miauster", sagte sie, während sie sich verbeugte. "Es ist mir eine Ehre, Eure Tanzpartnerin sein zu dürfen..." "Nur nicht so förmlich", winkte er ab. "Mein Schwesterchen hält dich gut auf Trab, oder?" "Nun ja, sie hat einiges an Kondition..." "So etwas dachte ich mir schon fast... du bist erschöpft?" "E-ein wenig..." "Okay, dann richte ich mich einfach nach dir. Tanz einfach, wie du willst." "Oh. D-danke, Miauster..." Ihr Pas des deux hatte einen leicht holprigen Start. Kaum hatte er seine Hände an ihre Hüfte gelegt, fuhr ihr ein leichtes Schaudern durch den Körper. "Alles in Ordnung?", fragte er. "Nun ja...", begann sie errötet. Im Clan gab es nie sehr viele Catboys. "Mir fällt grad ein, dass ich bisher eigentlich nie viel mit Jungs getanzt hab..." Zeit mit einem Catboy allein war von daher eine heiß begehrte Gelegenheit zum Flirten. "B-bin wohl etwas schüchterner, als ich dachte..." Für Außenstehende dürfte es etwas verstörend sein, dass so ein "Flirten" schon einmal in einem Duell ausartet. Der Clan war von jeher der Meinung, dass eine echte Partnerschaft nur zwischen ebenbürtigen Ninja bestehen kann. "Ich würde ja jetzt gerne so etwas wie 'Ich werd schon nicht beißen' sagen", begann er. "Aber wir wissen ja beide, dass das gelogen wäre." Sie musste sich ein Lachen verkneifen. "Ah, wie wäre es stattdessen mit 'Vertrau mir'? Klingt besser, oder?" "J-ja..." Sie begann ihren Tanz langsam und zurückhaltend. Die Verlegenheit war ihr noch ins Gesicht geschrieben. Ich, und schüchtern? Was stell ich mich in seiner Nähe so blöd an. Da hätte ich auch genauso gut wieder eine Überdosis Katzenminze einwerfen können... Der Meister erwies sich als konzentriert und geduldig. Mit ruhiger Hand hob er sie hoch, und ihr entging nicht, mit welcher Leichtigkeit er sie in der Luft hielt. ... wobei das andererseits wohl weniger Spaß gemacht hätte... Während einer Pirouette kam ihr langsam Gefallen an der Sache. Sie fühlte sich, als würde sich eine Verspannung lösen, die ihren ganzen befallen hatte. So unbeschwert... Wie lange es wohl her sein mag, dass ich mich so fühlte? Kann mich gar nicht erinnern... Bei ihrem nächsten Sprung war sie dann aber doch etwas zu beherzt und verlor beim Landen ihr Gleichgewicht. Der Meister war schnell zur Stelle und fing sie ab, indem er sie an Hüfte und Bein festhielt. Etwaige Zuschauer hätten von ihrem Fehler wohl wenig mitbekommen. "Ich glaube, das ist erst einmal genug für heute", sagte er ruhig. "J-ja..." Als sie wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stand, ließ er von ihr ab und verschwand hinter ihr. Im Wandspiegel sah sie, wie er zu ihrer Sporttasche ging - und wie erschöpft sie selbst aussah. Allmählich wurde ihr ihre schwere Atmung bewusst. Wie hab ich dass denn nicht bemerkt? War das mein Adrenalinspiegel...? Der Meister hob das Handtuch auf, dass sie neben ihre Tasche hingeworfen hatte und legte es ihr über die Schulter. "Oh, d-danke, Miaust...?!" Sanft tupfte er ihr den Hals ab. "Einen verschwitzten Hals zu beißen wäre ein wenig unhygienisch, oder?" "Ich d-denke schon...?" "Oh, und du solltest dich besser hinsetzen. Bei deiner Verfassung kann ich nicht ausschließen, dass dir vom Blutsaugen schwindelig wird." "W-wie ihr wünscht, Miauster..." Sie setzte sich auf die Bank, und kurz darauf beugte er sich zu ihr herunter. Er biss sie, und sie spürte wieder das eigenartige Ziehen und die Wärme, die das mit sich brachte. "N-nyaa...", hauchte sie leise. "Und?", sagte er, als er fertig war. "Alles in Ordnung?" "I-ich glaube schon..." Ihre Ohren richteten sich auf, als er eine Hand auf ihr Knie legte. "Du bleibst besser noch etwas sitzen. So eine Viertelstunde. Nur, um auf Nummer Sicher zu gehen." "J-jawohl, Miauster!" Sie wartete, bis er den Saal verlassen hatte, und atmete tief aus. Schüchtern? Ich glaub, dieser Job verweichlicht mich... Ihr Blick schweifte zu ihrer Sporttasche, in deren Tiefen der Beutel mit Katzenminze lag. Ist aber auch egal... Sie griff in die Tasche. Entgegen ihren Befehlen blieb sie nicht sitzen, sondern verbrachte den Rest der Zeit schnurrend auf dem Boden. * Die nächste Woche verging wie im Flug. Den Freitag verbrachte sie mit dem Putzen der Flure. Sie summte dabei ebenso fröhlich wie planlos vor sich hin. Morgen ist es wieder soweit. Hoffentlich stell ich mich diesmal besser an... "Ah, läuft man sich mal über den Weg...", hörte sie eine Stimme hinter sich. Sie drehte sich herum und erblickte die ältere Herrin. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, und betrachtete sie mit einem leichten Lächeln. "Oh, H-herrin..." "Wie ich hörte, wird unsere Streunerin hier ein kleines Multi-Talent?" "I-ich diene nur..." "Und was für einen feinen Job du da machst..." Schnellen Schrittes trat die Herrin an sie heran und kraulte sie am Ohr. Sie konnte ein Schnurren nicht unterdrücken. "Drollig", kommentierte die Herrin. "Da hat mein Brüderchen eine interessante Wahl getroffen... Aber eines interessiert mich schon..." "J-ja...?" "Ich weiß, du bist eigentlich keines meiner Dienstmädchen, aber ein bisschen Naschen werd ich doch schon noch dürfen... Zeig mir mal deinen Hals." Ehe sie so richtig begriff, was geschah, wurde sie von der Herrin gebissen. Und ebenso schnell ließ sie wieder von ihr ab. Angewidert spuckte die Herrin etwas Blut auf den Boden. "Ist ja widerlich", sagte sie. "Sauber machen." "Wa..." "Sauber. Machen." "J-ja, Herrin..." Sie putzte ihr eigenes Blut vom Flur, während sich die Herrin schnell davon machte. Was war dass denn jetzt...? * Bei ihrem nächsten Tanz mit dem Meister konnte sie Peinlichkeiten vermeiden, aber etwas konnte sie vor seinem geschulten Auge nicht verbergen. Er unterbrach den Tanz. "Alles in Ordnung?", fragte er. "Irgendwie wirkst du etwas bedrückt." "Ähm,... nun ja... wenn es mir erlaubt ist, eine Frage zu stellen..." "Aber immer doch." Sie errötete und richtete ihren Blick zum Boden. "Nun... mir kam nur in denn Sinn... 'schmecke' ich eigentlich dem Miauster?" Er seufzte. "Hat meine Schwester bei dir 'genascht'?" "Ja..." "Meine Schwester ist sowohl neugierig als auch extrem wählerisch. Wohl keine sehr gute Kombination." "Oh..." Er hob ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen blickte. "Du bist mir eine. Da saugt dir jemand Blut aus, und du machst dir Gedanken darüber, ob es ihm schmeckt oder nicht. Du bist ein Dienstmädchen, keine lebende Weinflasche." "O-okay..." Sein Gesicht näherte sich ihrem Ohr. "Aber wenn du's wissen willst", flüsterte er. "Du hast eine eher wilde Note..." "O-oh. Klingt nach keiner passenden Dienstmädchen-Sorte..." "Och, das würde ich nicht sagen. Sie macht sich soweit ganz gut." "... Danke..." "Wollen wir dann weitermachen?" "J-ja..." * Sie war wohl keine zwei Stunden am Schlafen, als sie plötzlich aufschreckte. Sie hatte ein gutes Gehör, und als Teil ihrer Ausbildung lernte sie, einen möglichst leichten Schlaf zu halten. Sie spitzte ihre Ohren. Was war das... ein Schrei?! Wie zur Bestätigung hörte sie, wie in der Ferne etwas zerbrach. Die Küche. Geschwind schlüpfte in ihre Pfoten und machte sich auf leisen Sohlen auf den Weg. Die versteckte sich noch teilweise hinter dem Horizont, und in der Tagesschicht war alles ruhig. Vielleicht etwas zu ruhig. Schnell, aber vorsichtig näherte sie sich der Küche. "Was ist die eigentlich für ein Freak?", fragte eine unbekannte Stimme. "Meinst du, die ist eine von denen...?" "Na ja, ein bisschen Übung kann jedenfalls nicht schaden..." Sie wagte einen Blick durch die offene Tür und sah zwei Männer in schwarzen Anzügen. Der eine hielt das geknebelte Albino-Dienstmädchen fest. Der andere zückte gerade einen Holzpfahl. Wie ein Schatten stahl sie sich in die Küche. Die nächste greifbare Waffe war eine Bratpfanne. Sie schlug sie dem mit dem Holzpfahl über den Schädel, fing den Pfahl auf rammte ihn in den Hals des anderen, bevor dieser überhaupt wusste, wie er reagieren sollte. Dann befreite sie das Albino-Mädchen von ihrem Knebel. "Wer sind die?", fragte Neko Meido. Zitternd starrte das Albino-Mädchen auf den Mann, der hinter ihr auf dem Boden lag und verblutete. "Hey!" "I-ich weiß nicht! Gangster oder so. Die waren plötzlich da und... und... ich weiß nicht!" Neko Meido stand auf und schnappte sich ein paar Küchenmesser. "Geh und schlag Alarm. Auf dem Weg hierher habe ich sonst niemanden gesehen. Die Bediensteten-Quartiere scheinen also recht sicher zu sein." "Was..." "Los." "J-ja!" Sie sah zu, wie das Albino-Mädchen etwas unsicher auch nach einem Messer griff und aus der Küche verschwand. Ein Holzpfahl... das kann nur eines bedeuten... Schnell machte sie sich auf den Weg zu den Quartieren der Meister. Im Foyer brachte sie noch einen der Gangster zur Strecke, der weitere gefesselte Dienstmädchen bewachte. Als sie dann die Treppe hoch sprintete, sah sie kurz vor sich eine Gestalt um die Ecke biegen. Eine Gestalt mit einem Katzenschwanz. Das ist doch jetzt nicht.. nein... Sie legte noch einmal einen Zahn zu und kam schließlich nahe genug heran, um eines der Küchenmesser zu werfen. Das andere Catgirl blockte es mit einer aufgerissenen Tür. Mit Ausnahme der Pfotenschuhen trug sie einen schwarzen Anzug wie die Gangster. Im frühen Sonnenlicht funkelten ihre Katzenaugen blau. "Abschaum...", flüsterte sie. Dieses Gesicht... ja, ich hab sie schon mal beim Training gesehen. Wie hieß sie noch gleich... Das andere Catgirl zog sich schnell Pfotenhandschuhe an. Stahlkrallen fuhren aus ihnen heraus, und sie sprintete sogleich auf sie zu. Ah, Frontalangriff. Das gibt es einige mögliche Angriffsoptionen. Hab sie früher selbst geübt mit... mit... ihr. Anstatt sich auf den Angriff vorzubereiten, erstarrte sie, fast wie ein Wildtier vor einem herannahenden Auto. Was... was tu ich da? Ich, ich werde sterben. Ich... Mit voller Wucht sprang das Catgirl ihr mit dem Knie voran in den Solarplexus. Sie wurde vom Aufprall nach hinten geschleuderte und landete schmerzhaft auf dem Boden. Dort kämpfte sie mit aller Macht darum, das Bewusstsein zu behalten und ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen. Beides gelang ihr nur mit großer Mühe. "Erbärmlich", kommentierte das andere Catgirl. "Wenn du ehrenhaft im Kampf fallen möchtest, musst du dich schon mehr anstrengen." In der Ferne hörten beide männliche Schreie. Das Catgirl seufzte. "Das war's dann wohl..." Das Catgirl fuhr ihre Stahlkrallen ein und öffnete eines der Fenster des Flurs. "W-w-warte...", röchelte Neko Meido. "H-hat sie... überlebt? Man hat... mir nie... gesagt... ob sie..." Mit Mühe blickte sie auf. Das Catgirl war bereits durch das Fenster verschwunden. Schwach schlug sie mit der Faust auf den Boden. Verdammt... * ... Sie konnte nicht sagen, wie lange sie einfach da auf dem Flur lag. Sie wusste nur, dass sie irgendwann Schritte hörte. Jemand kam, schnell und panisch. Schließlich betraten ein paar schwarzer Schuhe und eine schwarze Anzughose ihr Blickfeld. ... "Catgirl?", hörte sie eine Stimme über ihr. "Na auch egal..." Er packte sie grob am Arm und zog sie hoch. Sie wehrte sich nicht und blieb regungslos wie eine Puppe. ... "Na komm schon, Kleine. Du bist mein Ticket nach draußen." ... Sie machte keinerlei Anstalten, zu stehen. Er verpasst ihr daraufhin eine Ohrfeige. "Stellst du dich tot, oder was?! Ich seh doch, wie du atmest!" Er wollte ihr eine weitere Ohrfeige verpassen, doch dieses Mal fing sie seine Hand mit ihren Zähnen ab. Sie biss so feste zu, wie sie konnte, und ließ erst von ihm ab, als sie Knochen brechen hörte. Schreiend taumelte er zurück und fiel auf seinen Hintern. Wie in Trance hob sie das Küchenmesser auf, das sie beim Angriff des anderen Catgirls fallen gelassen hatte. ... "Mo-monster!", schrie er panisch. "Der ganze Laden hier! Allesamt Mo..." Sie stach auf ihn ein. Wieder und immer wieder, bis er endlich Ruhe gab. Dann wurde ihr schwarz vor Augen. Kapitel 5: ----------- Sie fuhr mit einem Satz hoch. Ihr Blick war total verschwommen, aber sie schien auf einem weichen Untergrund zu liegen. Hastig tastete sie nach einem Messer, fand aber nichts. Plötzlich legte sich etwas auf ihre Schulter. Eine Hand. Noch einer?! Hastig versenkte sie ihre Zähne in die fremde Hand - nur, um ebenso hastig wieder von ihr abzulassen. Sie begann zu husten. Sie hatte mit dem Geschmack von Blut gerechnet, aber dieses Blut hatte nicht wirklich einen... frischen Beigeschmack. Was zum...?! "Ja, wir Vampire selbst sind nicht wirklich bekömmlich...", erklang eine Stimme wie am Ende eines langen Tunnels. ...? Ihr Blick klarte sich allmählich auf. Sie saß aufrecht in einem Bett, mit ihren Beinen unter einer Decke verborgen. Neben ihr saß der Meister auf einem Stuhl. Er schaute gerade seiner Hand beim Heilen zu. ...! Röte schoss ihr mit einem Mal ins Gesicht. "W-w-as... ich... V-v-verzeihung, M-miauster!" "Schon gut. War wohl sowieso eine blöde Idee von mir, weil du so einen verwirrten Eindruck gemacht hast. Außerdem habe ich eh Schlimmeres hinter mir..." Er rollte seinen Ärmel hoch, um mehrere Brandwunden zu entblößen. "W-was..?!" "Weihwasser und etwas Sonnenlicht. Aber keine Bange, das wird schon wieder verheilen." "Was... waren das überhaupt für Typen?" "Yakuza. Die wussten offenbar Bescheid, dass wir Vampire sind. Glücklicherweise haben die sich diese Operation aber etwas leichter vorgestellt." "Wurde jemand... verletzt?" "Einige der Wachen wurden übel zugerichtet, aber dem Rest der Bediensteten ist nichts passiert - was wohl auch zum Teil dir zu verdanken ist, wie ich hörte." "Stimmt schon...", sagte sie, während sie ihre Beine anzog, "... aber so richtig wie eine Heldin fühle ich mich nicht gerade..." "Ist etwas passiert?" "Unter den Angreifern... war eine von meinen Leuten..." "Im Ernst?!" Sie nickte, während sie geradeaus zur Wand blickte. "Etwas komisch ist das schon... Bei der Durchführung einer Mission arbeiten wir eigentlich nicht mit Außenstehenden zusammen. Es sei denn..." "... die Yakuza wussten gar nicht, mit wem sie es da zu tun hatten?" Sie nickte erneut. "So wird es wohl gewesen sein..." "Hatte das etwas mit dir zu tun?" "Wenn ich das nur wüsste..." Nachdenklich grübelte der Meister vor sich hin. "Ich werde da wohl ein paar Nachforschungen anstoßen müssen..." "..." "Und was dich angeht... ich habe einige der Bediensteten erst einmal beurlaubt, damit sie sich von dem Schock erst einmal erholen können. Dir könnte das wohl auch nicht schaden..." "In Ordnung..." "Da fällt mir ein... Du hast im Moment nicht wirklich viel in Sachen Zivilkleidung. Ich bring dir nachher ein Tablet vorbei, dann kannst du etwas Shoppen gehen. Sicher, ein Geschäft in der Stadt aufzusuchen wäre wohl besser, aber da kannst du mir ja nicht als Dienstmädchen rumlaufen." Sie runzelte die Stirn. "Wie soll ich denn in ein Geschäft geh..." Sie bemerkte etwas erstaunt, dass sie kein Halsband mehr um den Hals hatte. "Dieses Schock-Halsband? Das ließ ich dir abnehmen. Ich fand diese Sicherheitsvorkehrung eh mehr als grenzwertig, und an deiner Loyalität dürfte mittlerweile wohl kein Zweifel bestehen." "I-ihr seid zu nett, Miauster..." "Och, nicht der Rede we..." "Ich hab das nicht so gemeint..." "Wie bitte?" Ihre Finger krallten sich in ihre Oberarme. "Margaret hatte schon ein gutes Gespür, als sie mir nicht traute. Man hat mich nicht verstoßen, weil ich ein gutes Catgirl oder artiges Dienstmädchen bin. Ich bin Abschaum, der ein gute Freundin aus purem Neid schwer verletzte. Vielleicht noch schlimmeres. Man hat mir nie gesagt, ob die Verletzungen tödlich waren. Aber Töten ist eines der wenigen Dinge, die ich gut kann..." Sanft strich er ihr einige Strähnen aus dem Gesicht und drehte ihren Kopf, so dass sie ihm in die Augen blickte. "Wir Vampire sind der Auffassung, dass jeder die Chance haben sollte ein neues Leben anzufangen. Meinst du, du hättest nicht auch eine Chance verdient?" Sie wandte ihren Blick ab. "Ich... ich kann nicht einfach vergessen, was ich getan habe..." "Das verlange ich auch nicht. Aber die Vergangenheit sollte deinem künftigen Glück nicht im Weg stehen." "I-ich glaube nicht, dass mir so etwas zusteht..." Er lächelte. "Du bist ein besserer Mensch, als du denkst. Sonst würdest du nicht so sehr aufgrund deiner Taten leiden..." "M-m-miauster..." Sie entspannte sich etwas. "Vielleicht habt Ihr recht... aber dieser Angriff hat einige alte Wunden aufgerissen. Ich brauche glaub ich erst mal wieder einen klaren Kopf..." "Etwas Ruhe wäre bei dir wohl ohnehin angebracht", sagte er, während er seine Hand über ihre Stirn legte. "Bei dir scheint sich ein leichtes Fieber anzubahnen. Wobei eine erhöhte Temperatur durchaus normal sein könnte für Catgirls..." "So wirklich auskennen tu ich mich auf diesem Gebiet leider auch nicht..." "Ich mach dir besser mal einen Tee. Nur, um auf Nummer sicher zu gehen." "D-danke..." Er stand sogleich auf und verließ das Zimmer. Daraufhin ließ sie sich erschöpft auf ihr Kissen fallen. Sie atmete bewusst tief und langsam ein und aus, um sich zu beruhigen. Alte Wunden... aber das hier ist bei weitem nicht so schlimm wie damals... Ja, damals war ich allein... ohne Zuhause... ohne Orientierung... ohne Zukunft... ... Der Meister kehrte zurück, eine dampfende Tasse Tee in den Händen. "Bitte sehr", sagte er und überreichte ihr die Tasse. "Vielen Dank, Miau... ?!" Ihre Ohren richteten sich mit einem Mal auf, und ihre Augen weiteten sich vor Staunen. "Ähem, ich habe ein klein wenig Katzenminze beigemischt", sagte der Meister leicht verlegen. "Ich dachte mir, das würde die beim Entspannen helfen..." Hochkonzentriert starrte sie in die Tasse, fast so, als würde ein schmackhafter Fisch dort seine Runden drehen. Ihr aus der Bettdecke herausragender Katzenschwanz klopfte fröhlich auf der Matratze herum. "Ich glaube, ich lasse dich dann mal besser alleine...", sagte der Meister. "Was? Wie? Oh, o-okay, Miauster. Guten Tag dann noch. Oder gute Nacht?" "Letzteres." "G-gut..." Sie bemerkte kaum, wie er den Raum wieder verließ. Ihre Aufmerksamkeit galt ganz dem Tee. Trinkbare Katzenminze... trinkbare Katzenminze... trinkbare... Sie ließ dem Tee keine Zeit, sich abzukühlen. Ihr blieb gerade noch genug Selbstbeherrschung, die Tasse auf den Nachttisch abzustellen. Dann kuschelte sie sich schließlich in ihre Decke ein und schlief leise vor sich hin schnurrend ein. * Aus einem traumlosen Schlaf erwachend, bemerkte sie sogleich die kleine Herrin neben ihr am Bett stehend. Kaum trafen sich ihre Blicke, fiel die kleine ihr um den Hals. "Neko-chan!", rief die kleine Herrin. "Geht es dir gut?! Ich hatte solche Angst!" "A-alles klar bei mir. Ich muss mir nur eine kleine Auszeit gönnen, dann bin ich wieder ganz fit." Die kleine Herrin ließ von ihr ab und erlaubte es ihr schließlich, sich aufzurichten. Zum Dank zerzauste sie ihr das Haar. "Bis zum nächsten Wochenende dürfte es wohl aber wieder für eine Unterrichtsstunde reichen. Ich will meinen Verpflichtungen ja nicht völlig entsagen." Die kleine Herrin verbeugte sich. "Danke!" Jetzt erst bemerkte sie, dass auch Margaret am Bett stand. Sie überreichte ihr ein Tablet. "Hier. Der Meister kam gestern nicht dazu." "D-danke...", sagte sie und nahm es entgegen. "Für jede Seite bitte einen eigenen Tab öffnen. Mir wurde aufgetragen, alles zu bestellen, was ich bei der Rücknahme des Tablets in einem Warenkorb finde - sofern es nicht zu ausschweifend wird, versteht sich." "Ich werde mich schon beherrschen..." "Dann lassen wir dich jetzt allein..." "Bye~!", winkte ihr die kleine Herrin entgegen, bevor die beiden den Raum verließen. Wieder alleine, grübelte sie eine Weile darüber, was sie so kaufen sollte. Es ist bald Frühling, aber so oft war ich nun wirklich nicht draußen. Kann aber nicht schaden, sich darauf vorzubereiten... Sie entschließsich für Leggings, dazu noch Hemd, Bluse und Rock (alles in Schwarz). Als Schuhwerk dazu noch Sandalen und Stiefel mit flachen Absätzen. Zuletzt wählte sie noch einen Bikini aus. Mal sehn... was noch... Sie legte das Tablet kurz beiseite und ging zu ihrem Kleiderschrank. Darin befand sich aktuell nicht viel mehr als ihre Dienstmädchen-Uniform, ihre Ersatz-Uniform, und den schwarzen Catsuit, den sie schließlich auswählte. Wieder auf dem Bett sitzend, betrachtete sie ihn nachdenklich. ... Jemand Klopfte an die Tür. "Herein?", fragte sie etwas verwirrt. Die Tür öffnete sich, und herein trat das Albino-Dienstmädchen. Sie trug ein schlichtes, weißes Kleid, was ihr zusammen mit ihrer Haarfarbe und generellen Blässe etwas geisterhaftes Verlieh - auch wenn die Pantoffeln dieses Bild etwas ruinierten. "H-hi...", sagte sie. "Hi." "Darf ich mich setzen?" "Sicher..." Sie setzte sich an den Bettenrand und blickte nachdenklich an die Decke. "Wie soll ich sagen... Danke. Danke, dass du mich gerettet hast. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Schiss ich da hatte..." "Nicht der Rede wert. Konnte das ja nicht einfach ignorieren..." "Trotzdem. Wenn du irgendwas brauchst, sag einfach Bescheid, ja?" "Sicher..." "Du wurdest auch vom Dienst freigestellt, oder? Dann könnten wir ja ein bisschen abhängen, wenn du willst." Sie überlegte kurz. Ohne Arbeit als Dienstmädchen habe ich aktuell nicht wirklich viel, um mir den Tag zu vertreiben... "Könnte interessant werden...", sagte sie schließlich. "Hab nur grad aktuell nicht viel zum Anziehen." "Wunderbar! Und keine Panik, du kannst dir was von mir borgen, wenn du willst!" Das Albino-Mädchen musterte sie auf einmal. "Ist das Outfit für die Tanzstunden, von denen ich gehört habe?" "Was? Ach ja... ja. Du hast davon gehört?" "Natürlich. Ein Dienstmädchen, das regelmäßig Zeit allein mit dem Meister verbringt, macht früher oder später von sich reden." "A-achso... ich, äh, hoffe, dass da niemand neidisch wird..." "Ich zumindest nicht. Ich arbeite eh nicht in seinem Teil der Villa, und ehrlich gesagt... hab ich's nicht so mit Kerlen..." "Ah..." "Und wenn ich neidisch wäre, dann wohl, weil du so ne Art eleganter Super-Ninja bist. Das ist ziemlich cool." "Findest du? Nun ja... wenn du willst, könnte ich dir das eine oder andere beibringen..." "Klingt gut. Dann aber wohl eher der Ninja-Teil. Irre Gangster lassen sich mit einem Tanz wohl nicht aufhalten." "S-stimmt..." "Und was hattest du mit deiner Tanzkluft vor? Anziehen? Da würdest du glaub ich mit deinem Nachthemd weniger auffallen..." "Ach... ich bin nur am Überlegen..." "So...?" "Das klingt jetzt vielleicht etwas blöd, aber ich bin grad am überlegen, ob ich das nicht ausmustern sollte..." "Bei deiner begrenzten Garderobe?" "Nun ja, es ist Teil meines alten Lebens. Das hängen quasi einige Erinnerungen dran. Viele davon nicht sehr gute..." Das Albino-Mädchen seufzte. "Also könnte man schlechte Erinnerungen einfach mit seinen alten Klamotten wegwerfen. Man, das wär toll..." "Oh, du hast auch... N-natürlich musst du nicht darüber reden." "Ach, da gibt es eigentlich nicht soviel zu erzählen. Wie irgend ein exotisches Anime-Mädchen auszusehen, sorgt nicht unbedingt für eine tolle Kindheit. Erst recht nicht in einem Waisenhaus." "Klingt hart..." "Ja. Aber ich kann meine Vergangenheit nicht einfach ungeschehen machen. Ich kann nur auf eine bessere Zukunft hinarbeiten." "Mmh..." Das Mädchen beugte sich plötzlich vor und schnappt sich einen der beiden Pfotenschuhe. "Das ist ja flauschig... Vergiss meine kleine Rede von vorhin. Deine schlechten Erinnerungen sind bei mir gut aufgehoben. Aber hauptsächlich die Pfoten." "Z-zu spät, fürchte ich. Ich glaube, ich behalte den Kram besser..." "Schade. Aber neuer Tanzfummel wär vielleicht trotzdem keine schlechte Idee. So mal rein als Abwechslung." "M-mal. Ich bekomme die Sachen quasi geschenkt, und das will ich nicht zu sehr ausnutzen..." Das Albino-Mädchen kicherte. "Vielleicht hofft er ja, dass du dich etwas herausputzt..." Sie errötete, und begann gleich darauf zu grübeln. "Ehrlich gesagt... ich hab mir eigentlich nie groß Gedanken über mein Äußeres gemacht. Was der Miauster jetzt genau von meinem Look hält, kann ich nicht wirk..." "'Miauster'?!" "Hä?" "Du hast Catgirl-Sprachtics?", fragte das Albino-Mädchen grinsend. Sie errötete noch mehr. "E-ein paar, vielleicht..." "Zugegeben, dass kostet dich ein paar Coolness-Punkte, aber ich find den Spitznamen einfach zu niedlich!" "..." Mit einem Satz stand das Albino-Mädchen auf. "So, ich glaub, ich verabschiede mich dann für heute. Ich schau dann Morgen wieder vorbei." "O-okay... Bye..." Wieder allein, ließ sie sich aufs Bett fallen. Für den Miauster herausputzen... Was sieht er eigentlich genau in mir? Wie denkt er über mich? Mmh... Sie griff wieder nach dem Tablet. Ach, was soll's... Sie tätigte noch ein paar Einkäufe, auch wenn sie bei dem letzten lange zögerte. Da wird Margaret bestimmt wundern. Aber na ja, muss sie ja nicht kaufen... Nach dem Einkauf wäre sie am liebsten gleich wieder eingeschlafen, aber sie merkte schon bald, dass sie seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gegessen hatte. Also schlüpfte sie in ihre Pfotenschuhe und ging in die Küche. Nach dem, was vorgefallen war, fühlte es sich zunächst etwas seltsam an, sie zu betreten. Von Yakuza war aber natürlich keine Spur mehr, und anders als damals war es mitten in der Nacht. Nach einer einfachen Portion Ramen machte sie sich wieder auf in ihr Zimmer. Unterwegs wurde sie von der Herrin abgefangen, die sie sogleich umarmte. "Äh..." "Danke, dass du meinen Albino gerettet hast", sagte die Herrin. "Ihr Blut ist so exquisit..." Die Herrin ließ sogleich wieder von ihr ab und begann, sie zu mustern. "Eine richtige Killerin bist du auch, was?" "Ähem... ja, ein wenig..." "So wie ich das gehört habe, bist du ein richtiges Naturtalent. Aber meinem Bruder fällt natürlich nichts Besseres ein, als dich Putzen und Rumhüpfen zu lassen. So eine Verschwendung..." "I-ich erfülle n-nur meine Pflicht..." "Na ja, kann man wohl nichts machen..." Im Vorbeigehen sprach die Herrin sie noch ein letztes Mal an. "Du könntest über einen Meisterwechsel nachdenken, wenn du deiner wahren Bestimmung folgen willst..." * Eigentlich wollte sie wieder schlafen, aber ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf. "Wahre Bestimmung"... was hat die denn für Ideen... Bilder gingen ihr durch den Kopf. Die fröhliche kleine Herrin. Der Meister. Die toten Yakuza. Samtpfötchen. Sie musterte ihre Hände, fast, als würde sie an ihnen noch Blut erwarten. Naturtalent... da ist was dran, aber... ich will das nicht mehr... Schließlich gewann die Müdigkeit, aber die Bilder folgten ihr noch eine Weile in ihren Träumen. Kapitel 6: ----------- Sie erwachte früher als sonst. Wie sie nach dem Öffnen des Fensters feststellte, war es noch Abenddämmerung. Lange nicht gesehen... Sie entschloss sich, auf der Fensterbank Platz zu nehmen. Das Fenster war wie die meisten anderen in der Villa etwas überdimensional - ein nicht unerheblicher Nachteil beim Putzen - , also hatte sie mehr als genug Platz. So genoss sie die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Ihr Katzenschwanz hing dabei von der Fensterbank herunter und schwang fast so gleichmäßig wie das Pendel einer alten Uhr. Wann ich wohl das letzte Mal draußen war? Fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich war noch nicht einmal im Garten... Schließlich fand sie, dass sie genug herumgelungert hatte. Sie machte sich frisch und wechselte von ihrem Nachthemd zu einem anderen Nachthemd. Hoffentlich kommen meine Bestellungen bald an... ... Eine Kombination aus Langeweile und der warmen Luft des Heizkörpers sorgte schon bald dafür, dass ihre Katzeninstinkte langsam überhand nahmen und sie anfing, wieder einzudösen. Ein Klopfen an der Tür weckte sie schließlich wieder auf. Die Sonne war da schon längst völlig verschwunden. "Das hat ja gedauert", wurde sie vom Albino-Mädchen begrüßt, als sie die Tür öffnete. "Willst du ein Pocky?!" "Öh... ja?" Das Albino-Mädchen kramte in dem Rucksack herum, den sie bei sich Druck und fand schließlich eine Packung Pockys. "Hier!" Sie knabberte etwas geistesabwesend an einem Pocky, während das Albino-Mädchen sich auf ihr Bett setze und mehrere Manga-Bände und -Zeitschriften aus ihrem Rucksack hervorholte. "Was liest du eigentlich so?", fragte das Albino-Mädchen. "Eigentlich... nichts..." "Ah, gut das ich ein paar Einser-Bände mitgenommen hab. Keine Panik, ich hab auch Yaoi im Angebot." "A-haa..." * Sie verbrachten den Rest des Vormittags damit, in ihrem Bett zu schmökern. Sie war jetzt nicht unbedingt begeistert von literarischen Qualität der Geschichten, aber im Moment war sie für die Beschäftigung und Zerstreuung recht dankbar. Dann griff das Albino-Mädchen nach ihrem Katzenschwanz. "?!" "Ist ja wirklich wie bei einer Katze..." Sie zog ihren Schwanz zurück, als ihre Kollegin mit Streicheln anfing. "Was war das denn?!" "Oh, sorry. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Das war so flauschig und niedlich..." "Aber so was macht man nicht einfach so ohne Vorwarnung." "Beim nächsten mal frag ich bestimmt vorher nach." "..." "Wie ist es eigentlich so, einen Katzenschwanz zu haben? Ist das eine erogene Zone?" Sie errötete. "B-b-bestimt nicht...!" Plötzlich fing ihr Magen an zu Grummeln. Peinlich, aber wohl weniger peinlich als die vorausgehende Diskussion. "Hunger?", fragte das Albino-Mädchen. "Na ja, ich hatte in letzter Zeit nicht wirklich viel Appetit..." Das Albino-Mädchen holt wieder etwas aus ihrem Rucksack hervor. "Gut, dass ich noch ein zweites Bento mitgebracht habe. So als kleines Dankeschön." "Nicht der Rede wert..." Sie fiel sogleich gierig über ihr Essen her. "Mmh... lecker!", rief sie, als sie den Reis hinunter schlang. "Schön, dass es dir schmeckt." Sie überlegte kurz. "Und sag mal, wegen dem Angebot von letztens... hättest du ein paar Selbstverteidigungs-Tipps auf Lager?" "Mal überlegen...", grübelte Neko, die immer noch Reis in sich hinein schaufelte. "Natürlich ist Selbstverteidigung einfacher, wenn man bewaffnet ist. Einen Besen hat man als Dienstmädchen ja oft dabei, das kann schon recht praktisch sein, wenn man etwa den Kopf oder die... ähem... Weichteile des Angreifers trifft." "Aha..." "Die Küchenmesser hier sind auch ziemlich scharf. Und wenn man eines zur Hand hat, sind in der Nähe meist noch mehr. Da kann man schon welche nach seinem Gegner werfen..." "Messer?" Das Albino-Mädchen blickte auf ihre Hände. "Ich... glaube nicht, dass ich mit einem Messer auf etwas anderes als Essen losgehen könnte..." Neko hielt beim Essen inne und musterte sie etwas verwundert. "Wenn dein eigenes Leben aufs Spiel steht, solltest du dich nicht um das Wohl deines Gegners kümmern. Die Typen letztens hatten ja auch wenig für deins übrig." "E-erinner mich bitte nicht daran..." "Oh, sorry... aber wenn und bei so was zögerlich bist, kann vielleicht ein kleiner Crash-Kurs nicht schaden..." * Wenig später befanden sich die beiden im Tanzsaal. Das Albino-Mädchen trug ein Yoga-Outfit, und durch den blauen Pastellton ihrer Leggings würde ein Foto von ihr ein wenig aussehen, als hätte man die Farbsättigung heruntergeschraubt. Neko kam in voller Montur mit Catsuit und Pfoten und... war ein wenig irritiert, weil ihre Schülerin sich sichtlich das Lachen verkniff. "Was?!" "Mit den Pfoten sieht irgendwie drollig aus." "Hier ist nichts drollig. Diese Kleidung ist optimiert für Infiltration und das lautlose Ausschalten von..." "Gibt es dazu auch Pfotenhandschuhe?" "... Ja, aber ich habe meine nicht mehr..." "Gut. Dann kenn ich schon ein gutes Weihnachtsgeschenk für dich." "Äh... vielleicht sollten wir besser mit dem Unterricht anfangen..." "Kannst du mit diesen Pfoten überhaupt jemanden treten? Das scheint mir irgendwie wie ein Handicap zu sein..." "Man muss nur wissen, womit man Angreifen kann..." Blitzschnell preschte sie auf sie zu. Ihr Knie stoppte nur eine Haaresbreite vor ihrem Bauch. "W-wow..." "Eine kleine Anlehnung aus Muay Thai. Deine Knie und Ellbogen können als nicht zu unterschätzende Waffen dienen." "Oha..." "So, dann fangen wir mal an, oder?" * Leicht erschöpft warf sie sich aufs Bett. Das eine Gleichaltrige so wenig Ahnung von Kampfsport haben kann. Was lernen diese Menschen eigentlich...? Sie starrte an die Decke. Hätte ich sie härter ran nehmen sollen? Bei uns im Clan gab es ja auch wenig Skrupel, einem das Wissen einzuprügeln. Vielleicht werde ich echt weich... Ihr Blick wanderte durch den dunklen Raum und blieb schließlich bei den Mangas stehen, die das Albino-Mädchen hiergelassen hatte. Sie nahm eines davon. Na ja, auch egal... * Ein geschäftiger Tag war für sie angebrochen. Ihre Bestellungen waren endlich angekommen, und sie machte sich sogleich daran, für ihren Katzenschwanz Löcher zu schneiden und per Naht zu verstärken. Hoffentlich reicht das auch. Wär etwas unschön, wenn das noch weiter aufreißen würde... Jemand klopfte an die Tür. "Herein?" Die Tür öffnete sich, und der Meister betrat das Zimmer. Sie legte ihr Nähzeug beiseite und stand auf. "Oh, guten Mor... äh, Abend..." "Gleichfalls. Wie ich sehe, ist alles heil angekommen?" "Ja... ich, äh, hoffe, es war nicht zu kostspielig..." "Ach, nicht der Rede wert. Allerdings..." Er trat neben ihr Bett, hob das kleinste der angekommenen Pakete auf und öffnete es. Heraus holte er ein schwarzes Lederhalsband mit einem silbernen Glöckchen. Das Glöckchen selbst war eine reine Attrappe (man musste kein ehemaliger Ninja sein, um nicht wild auf ständiges Herumgebimmel bei jedem Schritt zu sein). "Ich wollte erst aus Diskretion nicht weiter nachfragen, aber ein bisschen bin ich schon neugierig, was es hiermit auf sich hat..." "Ach ja, das..." Sie setzte sich auf das Bett, den Blick nach unten gewandt. "Ich... weiß jetzt nicht, wie viel Sinn das für einen Menschen - oder Vampir - macht, aber... nun ja, das mit dem Schockhalsband war zunächst etwas verstörend, aber... es hatte dann doch etwas beruhigendes, weil ich damit einen Ort hatte, an dem ich hin gehörte. Ich bin wohl wirklich wie eine Streunerkatze... Aber jetzt so ohne Halsband fühle ich mich wieder allein..." Sie errötete leicht. "Worauf ich hier hinaus will... k-kann ich noch zu Euch gehören, Miauster? Auch nachdem Ihr wisst, was für ein Miststück ich bin?" Er legte ihr die Hand unters Kinn und hob es sanft an, damit er ihr in die Augen blicken konnte. "Natürlich. Ich würde mich über deine weiteren Dienste freuen. Auch wenn du jetzt nicht mehr ganz so geheimnisvoll bist, aber wen schert das..." Miauster... Dann legte er ihr das Halsband um den Hals. "Gut so?" "E-etwas enger.." "So?" "J-ja..." "Jetzt will ich nur mal kurz überprüfen, ob das beim Beißen nicht zu sehr im Weg ist..." Er lehnte sich nach vorne, wie zu einem Biss. Doch er hielt inne, als seine Lippen sich kurz vor ihrem Hals befanden. "Sieht in Ordnung aus", sagte er. "Und etwas... äh, verlockend, wenn ich das so sagen darf..." Sie errötete noch etwas mehr. "I-i-hr könnt ruhig Zubeißen, Miauster. Ist zwar etwas früh, a-aber wenn ihr meinetwegen Hunger bekommt..." "Aber nur ein kurzer Snack..." Sie hielt den Atem an, als seine Fangzähne sich in ihren Hals bohrten, und das ihr bereits gut bekannte Ziehen ihren Körper durchfuhr. "N-nya..." Warm... Doch dieses Mal endete das Gefühl viel früher als sonst. Er hörte vorzeitig auf, sie zu trinken. Jetzt schon...? Er machte sich sogleich daran, sich wieder aufzurichten... als sie ihm dabei mit der Zunge über die Wange leckte. Sie blickten sich gegenseitig an. "...?" "..." "..." "..." Sie riss ihre Augen auf und hielt sich die Hände vor dem Mund. "I-i-ich... Verzeihung, M-miauster! I-ich weiß nicht, w-was über mich gekommen ist!" "Ist das so? Ich habe da eine Vermutung, aber da wo ich herkomme macht man das ein bisschen anders..." Damit küsste er ihr auf die Wange. Heiß... "N-ny...nnnnnng", hauchte sie, bevor sie sich die Hand vor den Mund legte. "Gibt es da etwa noch ein kleines Geheimnis?" "W-was?! Nein, nicht doch... d-das ist alles..." Er küsste ihr auf den Hals. ?! Ehe sie es sich versah schlang sie ihre Arme um ihn... und kratzte ihr mit den Fingern über den Rücken, bevor sie sich mit einem Satz in die Mitte des Bettes von ihm loslöste. "I-i-i-ich... v-verzeihung! W-wir C-c-catgirls werden e-etwas wild, w-wenn..." "Wenn...?" "N-n-n-un ja... e-e-egal. Jedenfalls bin ich untröstlich, M-miaus..." Er umarmte sie und ließ ihr Zeit, sich etwas zu beruhigen. "Ist schon gut. Ich bin ein Vampir. So etwas kann ich einstecken. Wobei das für ein Dienstmädchen natürlich ein reichlich ungezogenes Verhalten war..." "B-bestraft mich, wie Ihr es für richtig haltet, Miauster... k-können wir aber noch ein bisschen so bleiben?" "Sicher..." Sie kuschelte sich noch etwas enger an ihn. Außerhalb der Tanzstunden hatte sie nicht wirklich viel Körperkontakt mit irgendwem, und sie genoss jeden Augenblick. "Schnurrst du?", fragte der Meister schließlich scherzhaft. "W-was?! Oh, hab ich gar nicht bemerkt..." "Steckt in diesem wilden Tier etwa auch ein kleines Schmusekätzchen?" "Äh... n-na ja, Catgirls sind sind etwas kompliziert. Glaub ich..." "Auf jeden Fall sind sie voller Überraschungen..." "Eigentlich legte man bei meiner Ausbildung wert auf Selbstbeherrschung, aber ich glaube, ich lasse nach..." "Manchmal muss man seinen Gefühlen freien Lauf lassen..." "Ja..." Sie ließ von ihm ab, um sich ihres Nachthemds zu entledigen. Er ergriff daraufhin ihre Hände. "Die müssen wir wohl ein wenig fesseln", erklärte er. "Als kleine Bestrafung für die Kratzer." "J-ja, Miauster. I-ich muss Euch aber noch warnen, d-dass Bisse... möglich wären..." Er musste sich das Lachen verkneifen. "Keine Angst. Mit Bissen kenne ich mich ziemlich gut aus." "Stimmt..." "..." "..." Ihre Lippen näherten sich. * Zufrieden vor sich hin schnurrend, lag sie in ihrer Decke eingerollt auf ihrem Bett. Ihr gemütlicher Halbschlaf wurde unterbrochen, als der Meister wiederkam. "Hier", sagte er und reichte ihr ein Tablett. "Toast mit Lachs." "D-danke!" Sie machte sich über das Frühstück her, während er sich neben ihr setzte. "Mundet es?" "J-ja, Miauster..." Sie legte eine kleine Pause ein. "Wie geht es jetzt weiter mit... mit uns?" "Soweit erstmal wie bisher. Nur wirst du weniger... allein sein..." "Miauster..." * "Bis nächstes Mal!", rief die kleine Herrin fröhlich, als sie aus dem Tanzsaal lief. Neko winkte ihr hinterher und wandte sich dann wieder dem Wandspiegel. Für etwas Abwechslung hatte sie sich einen neuen Catsuit besorgt. Er war rot (in einem ähnlichen Ton wie die Schleife an ihrer Schwanzspitze), hatte kurze Ärmel und zeigte mehr Rücken. "Schick", sagte der Meister, als er schließlich den Raum betrat. "D-danke..." Zur weiteren Begrüßung bekam sie einen Kuss auf die Wange. "M-miauster..." "Ich habe noch mehr Überraschungsküsse auf Lager", erklärte er. "Bin etwas neugierig, wie es mit deiner Selbstbeherrschung beschaffen ist..." "A-also wirklich..." "Bei bestandener Prüfung gibt es Katzenminze." "I-ich werde mein bestes geben!" Selten hatte sie sich so sehr nach dem Ende einer Tanzstunde gesehnt. Kapitel 7: ----------- Mit einem kurzen Hüpfer sprang sie von der Fensterbank herunter. Erleichtert wischte sie sich Schweiß von der Stirn. Warum müssen diese Fenster auch nur so hoch sein? Na ja, auch egal Sie ergriff ihren Putzeimer (der noch auf der Fensterbank stand) und machte sich auf in Richtung ihres wohlverdienten Feierabends. Sie war noch nicht völlig in ihrer Dienstmädchen-Routine, aber sie war dankbar dafür, dass sie wieder arbeiten konnte. Sie war nicht sehr gut im Faulenzen. Vielleicht sollte ich mir mal ein Hobby zulegen, falls ich wieder eine Auszeit nehmen muss. So etwas anderes außer ausgeliehene Mangas lesen und mit dem Meister... "Wo wollen wir denn hin?", fragte ihn eine nur allzu bekannte Stimme. Sie hielt inne. "O-oh. Hallo, Miauster. Ich wollte gerade meinen Dienst beenden..." Er schüttelte belustigt den Kopf. "Das muss wohl warten. Du hast da eine Stelle vergessen?" "W-wirklich?!" "So ist es. Mitkommen." "J-jawohl..." Bin ich wirklich schon so eingerostet? Er führte sie in ein recht imposantes Schlafgemach, das zu einem großen Teil von einem Himmelsbett und einem daneben befindlichen Sarg eingenommen wurde. "Da wären wir." "A-aber ich habe hier doch noch nie..." Er packte sie an den Oberarmen und gab ihr einen innigen Kuss. Der Putzeimer landete mit einem gedämpften Laut auf dem Teppich, als sie ihn losließ. "N-nicht doch", sagte sie, als sich ihre Lippen schließlich trennten. "E-es ist unprofessionell, wenn ich während der Arbeit..." "Du wolltest doch eh Feierabend machen, oder etwa nicht?" "S-stimmt..." Sie stelle sich auf die Zehenspitzen für einen weiteren Kuss. * Zufrieden vor sich hin schnurrend ruhte sie mit ihrem Kopf auf seiner nackten Brust. "Ich habe mir eigentlich nie Gedanken darüber gemacht, ob Vampire einen Herzschlag haben...", sagte sie schließlich. "Natürlich tun wir das. Dafür ist das ganze Blut ja da." "Stimmt ja..." Sie lauschte seinem Herzschlag andächtig. "Das ist ein Teil von mir, der da in dir drin ist..." "Und vorhin galt das auch umgekehrt", sagte er grinsend. "H-hey!" "Ach, das war grad zu verlockend...", sagte er und kraulte ihr am Ohr. "Nya~..." "Hast du eigentlich Lust, mal in die Stadt zu gehen?" "Mmh, muss mal überlegen..." * Es war eine klare, wenn auch kalte Nacht. Die beiden bahnten sich einen Weg durch die anderen Fußgänger. Sie trugen beide schwarze Jacken. Der Meister trug darunter einen schwarzen Anzug, mit dem er wohl als Oberschüler durchgehen könnte, sie trug mehrere Kleidungsstücke aus ihrer Bestellung: Hemd, Rock, Leggings und Stiefel. Der Meister ging geraden Blickes voran, während sie sich etwas nervös umblickte. "Alles klar bei dir?", fragte er sie. "J-ja. Ist nur schon etwas her, seit ich von so vielen Leuten umgeben war..." "Wenn es hilft, kannst du dich bei mir einhaken". Sie zögerte nicht lange und schlang ihren Arm um seinen. "Du fragst dich bestimmt, was ich vorhabe", sagte er. "Ich habe da so das eine oder andere geplant, aber wenn du selbst Vorschläge hä..." Er stieß beim gehen auf Widerstand da sie, seinen Arm noch immer haltend, plötzlich stehen geblieben war. Er drehte sich herum und sah, dass sie mit großen Augen in ein Schaufenster blickte. Nach einem kurzen Moment musste er lachen. "Das hätte ich mir ja gleich denken können..." Kurze Zeit später traten sie aus dem Geschäft heraus. Sie trug jetzt eine Mütze mit Katzenohren, sowie dicke Handschuhe in Pfotenoptik. Hauptsächlich freute sie sich über ersteres, da ihre eigenen Katzenohren nun mehr Platz hatten. "S-so was ist mir bei meiner kleinen Bestellung etwas entfallen", erklärte sie. "A-aber das war nun wirklich nicht nötig, Miau..." Ach ne, das würde wohl etwas auffallen, wenn ich ihn hier zu förmlich anrede... "Ach, so eine kleine Aufmerksamkeit hast du dir mehr als verdienst. Und meinst du, die Pfoten sind kratzfest?" "D-d-doch nicht hier...", flüsterte sie ihm zu. "In Ordnung. Werden wir ja eh früher oder später ohnehin herausfinden." Zwei Straßen weiter hielt der Meister inne. "Ein Maid Café", erklärte er. "Zugegeben war ich da schon immer neugierig, aber ich kam bisher nie dazu, das mal auszuprobieren. Hättest du Lust?" "W-wie Ih... äh, du willst." "Wunderbar!" *Einige Zeit später* "Mmh, das war doch recht unterhaltsam", fasste er zusammen. "Ich fand das etwas... verstörend. Wird von uns Dienstmädchen erwartet, dass wir so... hyperaktiv sind?" "Keine Sorge, das ist nur Show." "Dann bin ich ja beruhigt." "Und wie fandest du die Uniformen? Ich hab hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, unsere Uniformen durch etwas peppigeres zu ersetzen." "Äh... i-ich nehme an, diese Modelle hier hätten mehr Beinfreiheit? Aber selbstverständlich würde ich mich neuen Kleidungsvorschriften nicht widersetzen..." "Nur nicht immer so gehorsam sein, sonst mach ich das vielleicht wirklich." Als ob ich da was dagegen hätte... Einige Minuten später führte er sie in ein größeres Kleidungsgeschäft. "S-sieht etwas betuchter aus...", merkte sie an. "Ja, und wir sind hier aus gutem Grund. Weißt du, im Frühjahr gibt es einen großen Ball, zu dem wir eingeladen wurde. Ein formelles Treffen mit Verwandten und Geschäftspartnern, könnte man sagen. Und mir schwebt vor, dich als Tanzpartnerin mitzunehmen." "M-mich?!", sagte sie erstaunt, um dann flüsternd weiter zu reden. "Aber ich bin doch nur ein Dienstmädchen..." "Das ist doch noch lange kein Ausschlusskriterium", entgegnete er. "D-danke..." "Natürlich sollten wir als Vorbereitung bei unserer Tanzstunde vermehrt auf Gesellschaftstanz umschwenken, wenn du nichts dagegen hast." "N-natürlich nicht..." "Und für den Ball selbst möchte ich, dass du dir hier schon mal ein Kleid aussuchst." "O-o-okay..." "Keine Panik. Geld spielt keine Rolle." "Ich werde trotzdem versuchen, nicht zu übertreiben..." *Eine kleine Shopping-Tour später* Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel der Umkleidekabine. Sie hatte sich für ein schulterfreies, schwarzes Kleid mit knöchellangem Rock entschieden. Vielleicht etwas schlicht, aber ihr gefiel der Glitzereffekt des Kleids, der sie an den Nachthimmel erinnerte. So etwas habe ich noch nie angehabt. Das ich mich mal so in Schale werfe... Sie konnte auch ein Paar High Heels in der gleichen Optik finden, und zum Kleid gab es auch passende Handschuhe, die sie gerade anzog. Sie reichten ihr bis knapp über dem Ellbogen. Fertig umgezogen, trat sie aus der Kabine, wo ihr Meister wartete. Seinem Blick nach zu urteilen scheint sich das Warten für ihn gelohnt zu haben. "W-wie seh ich aus?", fragte sie. "Wunderschön. Du hast einen ziemlich guten Geschmack." "D-danke..." Dann trat er näher heran, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. "Natürlich fehlen da noch passende Dessous. Ich geb dir dann meine Kreditkarte und warte draußen. Ich lass mich dann überraschen, wenn es so weit ist." "J-jawohl..." * Zum Ausklang gingen sie in ein kleines, aber gemütliches Restaurant. Sie stürzte sich sogleich auf ihr Ramen, hielt aber inne, als sich jemand zu ihnen an den Tische setzte. Es war ein älterer Herr in einem schwarzen Anzug. "Keine Sorge", erklärte der Meister ihr. "Ich hab hier noch etwas Geschäftliches eingeplant." "Nur zu..." "Auf jeden Fall lange nicht gesehen", sagte der ältere Herr schließlich. "Eine Schande, was mit deinem Vater passiert ist." "Ja..." "Und es gab einen Überfall?" "Ja. Ist zum Glück nicht viel passiert." "Soweit ich mitbekommen habe, waren dass diese Halbstarken aus dem Hafenviertel. Keinen Respekt haben die, weder vor Waisen, noch sonst jemanden." "Das war mir bekannt, aber das die so weit gehen würden..." Währenddessen hörte sie aufmerksam zu, tat aber so, als würde sie sich mehr für ihr Ramen interessieren. Vor diesem Überfall hab ich ja ganz vergessen, was die Herren eigentlich genau machen. Bekommt man irgendwie gar nicht richtig mit, wenn man nur als Dienstmädchen arbeitet... Der alte Mann sah sich kurz um. "Und du sagtest, da war eine von... denen?" "Sie wurde durch Zufall von einer Augenzeugin gesehen, und ich habe keinen Grund, an ihrem Wort zu zweifeln. Die Augenzeugin mutmaßte auch, dass sie wohl nicht zu den Angreifern gehörte." "Das hätte mich auch gewundert. Diese Typen haben weder die Beziehungen noch das Geld für so solche Dienstleistungen, falls die überhaupt von diesem 'Clan' wissen. Selbst ich kenne eigentlich nur Gerüchte." "Da weißt du immerhin mehr als ich." "Deinen Familie ist auch relativ neu hier. Womit wir es hier zu tun haben ist Wissen, das zumeist nur alteingesessenen 'Familien' bekannt ist. Diese Katzenmenschen mögen harmlos aussehen, aber sie sollen gefährliche Gestaltwandler sein. Grausame Bakeneko." Sie verschluckte sich kurz. Vor ihrem inneren Auge sah sie Szenen aus ihrem Grundschulalter, als sie und andere kleine Catgirls ihre Ausbildung begannen. Oh ja, sehr grausam. Besonders die rosa Uniformen... "Kannst du irgendwie herausfinden, wer dieses Wesen beauftragt haben könnte?", fragte der Meister schließlich. "Ich kann es versuchen, aber das dürfte nicht leicht werden..." "Trotzdem besser als nichts..." * Sie saß auf der hinteren Sitzbank des Autos, während der Chauffeur sie wieder zurück zur Villa fuhr. Der Meister saß zu ihrer Rechten. Das Gespräch im Restaurant ging noch etwas länger, hatte sich aber schnell ihr weniger interessanten Themen gewidmet. Ob der was über das andere Catgirl herausfindet...? "Und wie fandest du unseren kleinen Ausflug?", fragte er plötzlich. "Was? Oh, schön..." Sie lehnte sich zur Seite und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Dann sie schreckte sie sogleich wieder zurück. "O-oh, V-verzeihung, Miauster! D-das war unprofessionell..." "Ach, du hast doch grad keinen Dienst", wandte er ein. Sie legte ihren Kopf wieder auf seine Schulter. * Das erste, was sie beim Betreten der Villa begrüßte, war ein über zwei Meter großer Hüne mit tiefroter Haut und einem Horn auf der Stirn. Sie schreckte zurück und stieß dabei gegen den Meister. "V-v-verzeihung!", rief sie. "Was ist denn hier los...?" Grinsend trat der Oni beiseite und machte den Weg frei für die Herrin. "Ihr habt euch ja Zeit gelassen...", begrüßte sie sie. "Was macht der hier?!", fragte der Meister. "Während du dich amüsiert hast, habe ich einen Vergeltungsschlag gegen diesen Abschaum geplant, der uns in unserem eigenen Heim angegriffen hat." "Mit Oni? Übertreibst du es da nicht?!" "Mitnichten. Ich werde diesen elenden Menschen zeigen, das wir hier in einer völlig anderen Liga als sie spielen!" Der Meister seufzte und wandte sich an Neko. "Geh du schon mal vor..." "J-jawohl" Der verächtliche Blick der Herrin folgte ihr, als sie durch die Eingangshalle schritt und die Treppe hoch ging. Sie ging ins Zimmer des Meisters, wo sie einige Minuten wartete, bis der Meister schließlich eintraf. Er wirkte recht niedergeschlagen und setzte sich auf sein Bett. Sie umarmte ihn von hinten, um ihn zu trösten. "Was bedrückt Euch, Miauster?", fragte sie schließlich. "Ich mache mir Sorgen um meine Schwester. Der Tod unseres Vaters hat sie sehr verändert..." "..." "Du musst wissen, wir Vampire sind Menschen überlegen, aber als unsere Familie hierher zog, haben wir stets nach deren Regeln gespielt. Wir wollten nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen." Er seufzte. "Meinem Vater ist seine Kraft dann irgendwann zu Kopf gestiegen, und schließlich besiegelte er damit sein Ende..." "Miauster..." "Aber wie auch immer, es wird langsam spät. Oder eher früh. Ich sollte mir das alles nochmal im Schlaf durch den Kopf gehen lassen." "Wie Ihr wollt..." Sie überlegte kurz. "Ist in diesem Sarg eigentlich Platz für zwei?" "Wäre glaube ich machbar, aber ich glaube nicht, dass du darin gut schlafen könntest. Ist etwas gewöhnungsbedürftig." "Oh..." Er drehte sich zu ihr herum. Mit einem leichten Lächeln kraulte er ihr am Ohr. "Du kannst aber ruhig in diesem normalen Bett schlafen, wenn du willst." "D-danke..." Sie schlief in seinem Bett ein, eine Hand auf seinen Sarg gelegt. Miauster... * "Was ist denn hier los?", fragte der Meister verdutzt, als er den Tanzsaal betrat. Neko saß auf allen Vieren auf dem Boden, während sein kleines Schwesterchen einen Beutel vor ihren Augen hin- und herpendeln ließ. Neko folgte dem Beutel hoch konzentriert und schien ihn gar nicht bemerkt zu haben. Ihr Körper war komplett starr - bis auf den Katzenschwanz, den sie im Gleichschritt zum Beutel wedelte. "Ich wollte ihr wieder Katzenminze als Dank für den Unterricht geben", erklärte sein Schwesterchen. "Dann bestand sie plötzlich auf dieses Ausdauerspiel. Wir sind grad bei 10 Minuten!" "Na, dann lass mich mal übernehmen..." Grinsend überreichte sie ihm den Beutel und hüpfte fröhlich von dannen. Jetzt schien Neko ihn auch endlich zu bemerken. "M-m-m-miauster?!" "Sag bloß, du hast unsere Tanzstunde vergessen?" "N-nicht doch... Miau... ster..." Wieder folgte sie gebannt dem Beutel mit der Katzenminze. "Und was ist das hier für ein Spielchen?", fragte er amüsiert. "I-ich will mich... nur abhärten... meine Reaktionen auf Katzenminze... sind mir... peinlich..." "Wenn das so ist, habe ich vielleicht eine bessere Idee..." Er stand auf und legte sich den Beutel wie ein Halsband an. "Walzer?", fragte er. "Oder Tango?" "W-wie gemein!" "Das ist nur eine Vorbereitung für die nächste Tanzstunde, wo du den Beutel dann um den Hals trägst." "W-was?!" In ihrer folgenden Tanzrunde war ihre Stirn von Schweißperlen benetzt. Sie machte den Eindruck, als könnte sie ihn jederzeit anfallen, wie ein Verhungernder, der vor einem reich gedeckten Tisch steht. Am Ende ihrer kleinen Tortur steckte er den Beutel in seine Tasche. "H-hey...", wandte sie enttäuscht ein. "Den gibt's erst in meinen Gemächern", erklärte er. "Das ist glaub ich ein bessere Ort zum... ähem, Durchdrehen..." "J-ja, Miauster..." Auf dem Weg in sein Zimmer liefen sie seiner älteren Schwester über den Weg. Sie polierte gerade einen blutverschmierten Degen. "Was ist das?!", fragte er. "Ach, ich finde, Schwerter sind so eine elegante Art, unsere Feinde zu bekämpfen. Obwohl die Keulen der Oni auch nicht schlecht sind..." "Übertreibst du da nicht etwas?" "Zumindest mach ich etwas! Du hingegen begibst dich auf das Niveau dieser Menschen herunter. Dir fällt eine Killerin in den Schoß, und dir fällt nichts besseres ein, als sie zum Putzen und Vögeln zu benutzen. Aber mach was du willst, ich hab zu tun..." Die Stimmung ausreichend ruiniert, saß er dann später wieder auf seinem Bett, Neko an ihn geschmiegt. "Sie war schon immer etwas dickköpfig", erklärte er. "Aber hoffentlich kann ich noch irgendwie zu ihr durchdringen..." "Miauster..." Sie schmiegte sich an ihn, während sie grübelte. Ich wollte das eigentlich nicht mehr, aber... "... Ich glaube, ich kann helfen..." "So?" "Ich glaube, Ihr brauchte eine Killerin anstelle eines Dienstmädchen. Dann könnte deine Schwester sich wieder beruhigen..." "Ich will aber nicht, dass dir was passiert." "Und ich will dich nicht mehr so traurig sehen..." "..." "Miauster..." "Sei aber vorsichtig, ja?" "Das werde ich." Kapitel 8: ----------- "Was ist?", fragte die Herrin kurz und knapp. "Ich... ich kann mich um diese Yakuza kümmern... zeigt mir, wo ihre Anführer sind, und ich kann sie ausschalten, ohne dass die Wachen irgend etwas merken..." Die Züge ihrer Herrin wurde wesentlich wärmer. Sie trat an sie heran und kraulte ihr an einem der Katzenohren. "Bist du doch noch zu etwas zu gebrauchen..." Dieses Gespräch von letzter Woche ging ihr wieder durch den Kopf, als sie in ihre Zivilkleidung schlüpfte. Als sie damit fertig wahr, versteckte sie noch ein paar Messer in ihrer Jacke. "Keine Lust auf dein Ninja-Outfit?", fragte das Albino-Mädchen, dass auf ihrem Bett lag und Manga las. "Das wär keine gute Idee. Es ist schon grenzwertig genug, dass ich als Ausgestoßene meinem 'Beruf' nachgehe. Dabei auch noch die offizielle Arbeitskluft zu tragen könnte meiner Lebenserwartung schaden." "Oh." "So, das wär's dann..." "Pass auf dich auf, ja?" "Das werde ich." Sie machte sich auf den Weg. Im Flur lief ihr Margaret über den Weg. "Komm ja wieder zurück", sagte diese. "Es gibt hier noch einiges zu tun." "Jawohl..." Im Foyer hielt sie inne, als sie den Meister erblickte. Wortlos trat er an sie heran und umarmte sie. "Sei vorsichtig...", sagte er. "Ja..." "Außerdem", flüsterte er ihr ins Ohr, "gäbe es da etwas, was du vorher in der Stadt vor mich erledigen könntest..." * The Herrin ließ sich bei ihrer Verabschiedung nicht blicken. Nur ein vor sich hin grinsender Oni stand noch als Wache an der Eingangstür. Wortlos stieg sie in das bereitstehende Auto und ließ sich vom Chauffeur fahren. Er parkte schließlich nahe des Hafenviertels, von wo aus sie sich an ihr Missionsziel heranschleichen sollte. Allerdings hatte sie vorher noch etwas zu erledigen. Sie wartete einige Minuten in der Nähe einer Kneipe. Ihr Instinkt riet ihr, sich zu verstecken, aber das käme einem nicht sehr gelegen, wenn man sich mit jemandem treffen wollte. Endlich war es soweit. Sie sah den älteren Yakuza, den sie und der Meister letztens in der Stadt getroffen haben. Er zündete sich eine Zigarette an und trat an sie heran. "Schöne Nacht heute, oder?", grüßte er sie. "Gibt es Neuigkeiten? Bezüglich des Ninja?" "War nicht einfach, aber hier ist es", antwortete er und überreichte ihr ein gefaltetes Blatt Papier. "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest..." Der Yakuza ging in die Kneipe, während sie den Zettel entfaltete. Sie brauchte einen Moment um zu verarbeiten, was sie da las. Schließlich steckte sie den Zettel ein und kehrte schnellen Schrittes zum Auto zurück. Er würde sie vorzeitig zur Villa zurückfahren, ob er wollte oder nicht. * Der Oni blickte etwas verwundert, als sie das Foyer betrat. "Das Kätzchen ist ja wieder zu..." Sie verschwand plötzlich aus seinem Sichtfeld. Ehe er sich umsehen konnte, viel er plötzlich tot um. Ein Messer steckte in seinem Nacken. "Etwas stürmische Begrüßung...", sagte die Herrin, die sich mittlerweile im Foyer aufhielt. Sie trug wie so oft ein dunkelrotes Kleid. Margaret und ein etwas verwirrt dreinblickender Meister waren ebenfalls anwesend. "Was machst du so früh wieder hier?", fragte er. Sie zückte eines ihrer Messer und zeigte mit der Spitze auf die Herrin. "Du hast den Ninja angeheuert", erklärte sie. "Du wusstest, dass es einen Angriff geben würde." Die Herrin seufzte. Mit einer blitzschnellen Armbewegung schleuderte sie etwas in Richtung ihres Bruders. Es war ein kleiner Wurfpfeil, der sich in seine Brust bohrte. Dampf stieg von dort auf, während er auf die Knie fiel. "M-miauster?!", rief Neko. "Nur keine Panik", sagte die Herrin. "Darin dürfte nicht genug Weihwasser gewesen sein, um ihn zu töten. Glaub ich jedenfalls..." "W-wieso...", keuchte der Meister. "Ich bevorzuge es, wenn meine Hindernisse sich gegenseitig aus dem Weg räumen", erklärte sie ruhig. "Nur hab ich da wohl die Kompetenz dieser Yakuza überschätzt. Wie viel einfacher die Dinge doch währen, wenn ich als einziger Erbe übrig bleiben würde..." "D-du bist doch wahnsinnig... denk an Vater..." "Vater hatte schon die richtige Idee. Wir wurden geboren, um über die Menschen zu herrschen. Nur war er ziemlich unvorbereitet. Ich hingegen habe mich besser informiert und Beziehungen geknüpft. Die Oni sind dabei nur der Anfang..." Sie ging ein paar Schritte auf ihren Bruder zu. Dann stellte sich Margaret schützend vor ihm und holte etwas aus einer Tasche hervor. Es war ein Kruzifix. Etwas überrascht trat die Herrin wieder einen Schritt zurück. "Bist ja auf alles vorbereitet..." "Es ist meine Pflicht, meine Herren zu beschützen. Auch wenn ich sie vor sich selbst schützen muss." "Sehr löblich. Ein Jammer, das ich dich aus dem Weg räumen muss..." Die Herrin zückte nun ebenfalls etwas aus ihrer Tasche. Es war eine Phiole, gefüllt mit einer schwarzen Flüssigkeit. Sie schmiss sie auf den Boden, wo es zerbrach. Schwarzer Rauch stieg hervor, bewegte sich wie aus eigenem Antrieb, und nahm schließlich Gestalt an. Es hatte in etwa die Form eines Wolfs, allerdings mit Fischschuppen statt Fell und einem Kopf, der mehr wie ein Aal aussah. Statt eines Schweifs hatte es einen Tentakel. "Ein kleines Präsent von meinen zukünftigen Geschäftspartnern", erklärte sie. "Ein Dämon. Glücklicherweise nicht die Art, die sich groß um Religion schert..." Neko stürmte los. Dabei warf sie ihre Messer. Eines fand sein Ziel und bohrte sich tief in ein Auge des Dämons. Hoffentlich reicht das... Das andere Messer blockte die Herrin mit ihrem eigenen Arm. Ihr schien das nicht besonders zu stören. Oh... Schnell zückte sie ihr letztes Paar Messer und ging auf die Herrin los. Wie töte ich jetzt einen Vampir? Die Brust, schätze i... Mit eisernem Griff packte die Herrin ihre Handgelenke. Und drückte zu. Sie schrie auf. "Ihr dämlichen Katzen geht mir auf die Nerven", sagte die Herrin. "Kannst du dir das vorstellen? Erst konnte ich mit diesem Clan in Verbindung treten, als ich von dir erzählt habe, und dann wollten die nichts mehr mit mir zu tun haben, nachdem sie herausgefunden haben, wer du bist. Ob ich sie umstimmen kann, wenn ich ihnen deinen Kopf schicke?" Sie drückte noch einmal zu. Neko ließ ihre Messer fallen. Mist, was mach ich jetzt, was mich jetzt... "W-w-was ist hier los?!" Das Albino-Mädchen hatte gerade das Foyer betreten. Hinter ihr spähte die kleine Herrin ängstlich in den Raum. "Ah, alle an einem Fleck", kommentierte ihre ältere Schwester. "Wie praktisch." Sie ließ Nekos Arme los. Bevor die jedoch reagieren konnte, bekam sie einen Schlag in die Seite. Wie von einem Auto getroffen flog sie zurück und ging zu Boden. Sie versuchte sogleich wieder aufzustehen. Dabei biss sie die Zähne zusammen vor Schmerz. Mist, da ist wohl mindestens eine Rippe dahin... Die Herrin trat an das Albino-Mädchen heran. "Zur Seite", befahl sie. "Ich würde gerne meine kleine Schwester begrüßen." Diese wiederum starrte verstört zu ihrem Bruder und dann zu dem Dämon. Dieser hatte sich mittlerweile mit seinem Tentakel das Messer aus der Augenhöhle gezogen, stand aber ansonsten nur herum, als würde er auf etwas warten. "Ah, stimmt", fiel es der Herrin ein. "Der Kleine braucht einen Befehl. Gut, dann töte..." "W-wartet!", fiel ihr das Albino-Mädchen ins Wort. "I-ich weiß jetzt nicht, w-was hier los ist, aber das lässt sich doch bestimmt anderweitig re..." Die Herrin packte sie am Hals und hob sie einige Zentimeter vom Boden hoch. "Heute läuft gerade einiges nicht nach Plan, meine Liebste. Ich habe daher leider keine Zeit, mich um dich zu kümmern. Aber immerhin werd ich dich am Leben lassen." "H-h-herrin..." "Bis später." Mit einem Ruck schleuderte sie das Dienstmädchen beiseite. Sie knallte mit dem Rücken gegen eine Wand und blieb auf dem Boden liegen. Dann wandte sich die Herrin zu dem Dämon. "Töte die mit dem Kreuz", befahl sie. "Dann kannst du mit dem Vampir weiter machen." Mit einem Satz stürmte der Dämon auf Margaret los. Die überlegte wohl noch, was sie tun sollte, als der Meister plötzlich aufstand und den Dämon zu Boden riss. "Hab ich doch wohl etwas unterschätzt, Brüderchen", kommentierte die Herrin. "Zeit für eine Geisel, schätze ich..." Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf ihre kleine Schwester, die, zitternd und verwirrt, scheinbar nicht ganz wusste, ob sie wegrennen sollte oder nicht. Neko ließ sich währenddessen ihre Optionen durch den Kopf gehen. Sie hat was mit der kleinen Herrin vor. Ich könnte sie wohl abfangen, wenn ich jetzt loslege, aber was soll ich ohne Messer gegen einen Vampir anfangen? Ach, was soll's... Sie atmete tief durch, die Zähne zubeißend, als ihre Rippen protestierten. "Na komm, Schwesterchen", sagte die Herrin. "Ich beschütz dich vor den bösen Leuten hier..." "I-i-ich will nicht..." "Ach, hab dich nicht..." Ungebremst lief Neko von hinten gegen sie. Einen Menschen hätte das wohl sogleich umgeworfen, aber als Vampir hielt sie sich auf den Beinen. Dann schlang das Katzenmädchen ihre Arme um sie... und biss ihr in den Hals. Ein unmenschlicher Schrei entfuhr der Vampirin, während sie sich aus der Umklammerung befreien wollte. Doch ihre Angreiferin hatte ihre Hände fest ineinander verhakt, und bald bluteten diese ebenso wie ihr Hals. Doch für Neko war die Lage nicht so gut, wie es zunächst den Anschein hatte. Ihre Rippen schmerzten ungeheuerlich, und das sich in ihrem Mund ansammelnde Vampirblut versetzte ihren Würgereflex in höchste Alarmstufe. Auch schien die Kraft in ihren Armen sie langsam zu verlassen, während die Herrin kein bisschen schwächer werden zu schien. Schließlich war es soweit. Ihr Griff löste sich, und ehe sie es sich versah wurde sie von der Herrin gepackt und über ihre Schulter geschleudert. Kopfüber flog sie aus dem Foyer in einen angrenzenden Flur, und prallte gegen die Wand. Ein paar Zentimeter mehr zur Seite, und sie wäre durch ein Fenster geflogen. Hart kam sie auf dem Boden auf. Mühsam stützte sie sich mit den Armen ab, während sie unkontrolliert hustete und würgte. Das war vielleicht doch keine so gute Idee... Schreiend wie eine Furie rannte die Herrin auf sie los. Ihr Gesicht war verzerrt vor Wut, in ihren Augen funkelte Mordlust. Mit einem Schlag ihres Handrückens schleuderte sie Neko tiefer in den Flur hinein. Sie schlitterte nach dem Aufprall kurz über den Boden und kam schließlich mit dem Gesicht nach oben zum Stillstand. Ehe sie irgendwelche Anstalten machen konnte aufzustehen, thronte bereits die Herrin über sie, mit unnatürlich langen, blutroten Fingernägel. Was...? Die Herrin rammte ihre Fingernägel in Nekos Bauch. "Keine Sorge", sagte sie, dem Lachen nahe, "Der Rest folgt dir bald. Vielleicht lebst du noch lange genug, um ihre Schreie zu hören..." ... * Die Herrin fuhr ihre Krallen wieder ein. Mit einer Hand tastete sie ihren Hals ab. Er war voller Blut, aber die Bisswunde war bereits verheilt. Sie seufzte erleichtert. Was für ein Tag... Sie überlegte einen Moment. Die Waffenkammer war nicht weit weg. Es könnte sicher nicht schaden, sich dort zu bewaffnen. Also machte sie sich auf den Weg. Vielleicht sollte ich den ganzen Laden hier niederbrennen. Könnte sicher helfen, Spuren zu verwischen... Sie hielt inne und drehte sich herum. Das Katzenmädchen stand wieder auf beiden Beinen. Ihr Kopf war gesenkt. "Ist das dein Ernst?", fragte die Herrin irritiert. "Ich glaube, ich muss dich echt einen Kopf kürzer machen. Auch wenn das eine riesige Sauerei..." Der Katzenschwanz des Mädchens spaltete sich in entzwei. "Was zum...?" "Du wolltest eine Killerin?", fragte das Mädchen ruhig. "Die ist jetzt hier." Das letzte, was die Herrin sah, war ein irres Grinsen und ein paar grün leuchtender Augen. * Mit einem letzten Ruck trennte der Meister den Kopf des Dämon vom Rest des Körpers und schleuderte ihn so weit weg, wie er konnte. Erschöpft fiel er auf die Knie, während sich der Körper seines Gegners langsam in Rauch auflöste. "A-alles okay, Bruder?!", rief ihre kleine Schwester aufgeregt, während sie auf ihn zu lief. Margaret - die wegen ihres Kruzifix auf Distanz zu ihm blieb, um ihn nicht zu stören - half derweil dem anderen Dienstmädchen wieder auf die Beine. "Eine Verschnaufpause wäre nicht schlecht, Schwesterchen", antwortete er schließlich, "aber ich muss gucken, was unsere Schwester..." Ein markerschütternder Schrei hallte durch die Villa. Sofort war er wieder auf den Beinen und rannte in den Flur hinein. Dort fand er Asche auf dem Boden verstreut, in der ungefähren Silhouette eines Menschen... und Neko, blutverschmiert auf dem Boden liegen. "Neko!" Er sank neben ihr auf die Knie und nahm sie vorsichtig in die Arme. Ihr Atem war flach, und sie konnte ihre Augen nur mit Mühe öffnen. "Miau... ster..." "W-was ist passiert?!" Langsam schüttelte sie ihren Kopf. "Film... riss. Hatte ich... schon mal? Fällt mir grad... ein..." Margaret tauchte neben ihm auf. "Das sieht schlecht aus." "Leichte... Untertreibung. Aber... es tut nicht... weh..." Der Meister wechselte vielsagende Blicke mit Margaret. "Möchtest du leben?", fragte er schließlich. Sie nickte schwach. "Ja..." Er hob sie etwas weiter an und beugte sich über sie. Sein Mund näherte sich ihrem Hals. Dies würde das letzte Mal sein, das er sie beißt. Kapitel 9: ----------- Sie hatte oft davon gehört, dass man am Ende durch einen Tunnel geht, an dessen Ende ein helles Licht leuchtete. In ihrem Fall war es jedoch eher wie Wasser. Während sie langsam in die Tiefe hinab sank und sich von der Oberfläche entfernte, wurde es immer dunkler. Anfangs gar nicht sichtbar, wurde allmählich ein Licht irgendwo in der Tiefe zur einzigen Lichtquelle. Es war unmöglich abzuschätzen, wie weit sie nun davon entfernt war, doch spielte das am Ende keine Rolle. Sie kam nämlich nie dort an. Womöglich hörte sie irgendwann komplett auf, weiter zu sinken. Mangels Orientierungspunkte war das jedenfalls schwer zu sagen. Jedenfalls spürte sie irgendwann, wie eine Gestalt sie von hinten umarmte. "Wer bist du?", fragte sie. Sie befand sich - zumindest anscheinend - unter Wasser, aber mit Reden und Atmen schien sie keinerlei Probleme zu haben. "Ein Teil von dir, den du nicht willst. Auch wenn ich das nicht verstehe. Habe ich dir nicht ein kleines Problem vom Hals geschafft?" "Viel gebracht hat es am Ende offenbar nicht..." "Sei dir da mal nicht so sicher. Wir werden scheinbar noch einige Zeit miteinander verbringen..." Sie brauchte einen Moment, es zu bemerken, aber das Licht in der tiefer wurde nicht mehr stärker. Es schien sich sogar abzuschwächen. Sie kehrte wohl langsam wieder zur Oberfläche zurück. "Keine Sorge", sagte die Gestalt hinter ihr. "Dieses Mal werde ich es nicht mehr so weit kommen lassen. Ich werde jeden töten, der uns..." "Nein." "..." "Vielleicht hab ich etwas zu sehr versucht, dich zu verdrängen, aber du hast uns diesen ganzen Schlamassel doch eingebrockt. Ich, was sage ich da eigentlich 'du'. Ich was ja nicht genau, was das hier ist, aber du bist doch eigentlich ich, oder? Mein Unterbewusstsein?" "..." "Den Großteil meiner Kindheit habe ich damit verbracht zu lernen, wie man Menschen umbringt. Das wird man wohl nicht so einfach los. Aber... ich mag mein neues Leben, und ich hätte nichts dagegen, mit Messern in Zukunft hauptsächlich auf Fleisch und Gemüse loszugehen..." Die Gestalt schien verschwunden zu sein. "Gut, dass wir uns einig sind..." * Das erste Zeichen, dass sie sich wieder im Reich der Lebenden befand war der Umstand, dass so ziemlich jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte. Sie schien in einem Bett zu liegen. Mühsam öffnete sie ihre Augen, doch ihr Blick war nur verschwommen. Sie wollte einen Arm heben, stieß jedoch auf Widerstand. Was...? Dann hörte sie etwas. Sie brauchte ein bisschen, bis sie eine Stimme erkannte. Die ersten paar Silben entgingen ihr dabei. "... haben dich sicherheitshalber ans Bett gekettet", erzählte die Stimme. "Neue Vampire können anfangs etwas... unangenehm sein, wenn die Instinkte mit ihnen durchgehen..." "Keine... Sorge...", brachte sie mit Mühe hervor. "Fühl mich grad... schlechter als... vorher..." "Mir scheint, du hast Durst." "Und da komm wohl ich ins Spiel!" Zu ihrer anderen Seite erkannte sie das Albino-Mädchen. "Bist du sicher?", fragte der Meister. "Es wäre glaube ich sicherer, dein Blut vorher 'abzuzapfen'. Ich kann nicht ausschließen, dass sie sich bei ihrem ersten 'Mahl' nicht in einen Blutrausch hineinsteigert." "Ich vertrau ihr mal. Zur Not kann Margaret ja wieder ihr Kreuz zücken." "Wenn du dir sicher bist..." Ehe Neko etwas zu der Diskussion beisteuern konnte - nicht, dass sie gerade in einer sonderlich guten Verfassung dafür war - beugte sich das Albino-Mädchen über ihr und präsentierte ihren Hals. "Guten Appetit..." Sie war zunächst ziemlich verwirrt über die ganze Situation, doch dann erwachten neuartige Instinkte in ihr. Der zarte Hals wirkte einladend wie ein frischer Fisch, und ehe sie es sich versah hatte sie ihre neuen Reißzähne in ihn versunken. Ein ums andere Mal trank sie Blut, das wie pure Wärme durch ihren gesamten Körper strömte. Ja... mehr... mehr... Nein... genug... nicht zu viel, sonst wird sie noch... Etwas widerwillig riss sie sich schließlich wieder los. Sie hoffte, dass niemand etwas von ihrem kleinen inneren Konflikt mitbekommen hatte. "Und?", fragte das Albino-Mädchen. "Wie fühlst du dich?" "Besser..." Das war noch ein wenig untertrieben. Im Vergleich zu vorhin fühlte sie sich wie neu geboren. "Vielen Dank für diese 'Blutspende'", sagte der Meister schließlich. "Du darfst dich jetzt für den Rest des Tages ausruhen. Ich habe mit ihr noch was zu besprechen. Sie hat sicher einige Fragen." "Wie Ihr wollt, Meister." Kurz darauf war sie mit dem Meister alleine. Sie richtete sich auf. "Wirklich alles in Ordnung bei dir?", fragte er. "Na ja, ich hatte ja bisher nicht Zeit, mich daran zu gewöhnen. Atmen fühlt sich etwas merkwürdig an." "Ja, das ist bei uns nicht mehr wirklich nötig..." "Wie geht es Eurer kleinen Schwester?" Er senkte den Kopf. "Das Ganze war ein ziemlicher Schock für sie. Sie verbringt jetzt die meiste Zeit in ihrem Zimmer. Ich hoffe, sie braucht nur etwas Zeit..." "Das hoff ich auch..." Er legte seine Hand auf ihre Schulter. "Ich schätze, wir müssen das einfach einen Tag nach dem anderen angehen. Für dich wird das wohl auch nicht so einfach, weil... nun ja, ich habe ehrlich gesagt nicht so viel Erfahrung mit Leuten, die erst nachträglich zum Vampir wurden..." Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen umarmte sie ihn. "Ich bin hier von einem Ninja zu einem Dienstmädchen geworden", erklärte sie. "Da dürfte es machbar sein, auch auf Vampir umzusatteln..." "Ein gutes Argument...", sagte er und erwiderte die Umarmung. Sie verblieben den Rest der Nacht zusammen. Vor Tagesanbruch schloss sich das erste Mal ein Sargdeckel über ihr. Mit dem Kopf ruhte sie auf der Brust des Meisters, dessen Arme sich leicht um sie geschlungen hatten. "Es passen wirklich zwei hier rein", sagte er. "Alles okay soweit?" "Ist etwas... einengend. Bin mir nicht sicher, ob ich so schlafen könnte..." "Mach dir mal darum keine Sorgen. Du wirst schon noch einschlafen, und ziemlich tief noch dazu. Das haben wir so an sich." "Und ein normales Bett reicht nicht?" "Ginge zur Not auch, aber ich kann es nicht empfehlen. Für eine vernünftige Ruhe brauchen wir es stockdunkel und isoliert von der Außenwelt." "Na dann gute Nacht. Oder eher Tag..." "Dir auch..." Ob ich überhaupt zum Schlafen komme? Das ist... schon sehr... gewöhnungsbedürftig... * "Aufstehn!" "... Hö?" Verdutzt öffnete sie ihre Augen. "Jetzt schon?!", fragte sie verwirrt. "Wie 'Jetzt schon'? Du hast den ganzen Tag geschlafen wie ein Stein." "Kommt mir gar nicht so vor..." "Ist aber so. Wie fühlst du dich denn?" "Mmh... fit?" "Ausgezeichnet. Worauf hättest du denn heute Lust?" "Mal überlegen..." Etwas später fanden sich beide im Tanzsaal wieder. Sie fand, dass ein Pas de deux ein guter Weg wäre, ihren Kopf auf andere Gedanken zu bringen. Genau... kein Drama, kein Vampirkrams, einfach nur ein Fuß nach dem anderen... Sie tanzte fast wie in Trance. Sie dachte nur an die nächste Schrittfolge, und ihren Partner... "Legen wir mal ein Pause ein?", fragte der Meister schließlich. "Jetzt schon?" "Nun ja, wir tanzen schon seit über einer Stunde..." "Echt?! Ich bin noch nicht mal ins Schwitzen gekommen. Wenn Ihr es ruhiger angehen lassen wollt, wie wäre es mit einem Walzer? Zur Not könnte ich auch alleine weitermachen..." Er legte eine Hand auf ihren Kopf und zerzauste ihr das Haar. "Nur nichts überstürzen", sagte er, "wir haben ja Zeit..." "Aber ich fühl mich, als hätte ich gerade erst richtig angefangen..." "Das war wohl abzusehen. Als Vampir ist deine Ausdauer ganz anders als vorher. Grundsätzlich ist sie höher, aber du musst dir deine Kraft besser einteilen. Wenn du es zu wild treibst musst du häufiger Blut trinken, was beim Personal nicht gut ankommt, wenn das aus dem Ruder läuft." "A-ach so..." "Zugegeben, dass eben war noch nicht besonders schlimm, aber ich wollte dich nur mal vorwarnen. Wehret den Anfängen, oder so ähnlich." "In Ordnung..." Sie überlegte kurz. "War ich bei früheren Tänzen eine Belastung für Euch? Weil Ihr mehr Ausdauer hattet?" Lächelnd kraulte er eines ihrer Katzenohren. "Aber nicht doch. Was wäre man denn für ein Tänzer, wenn man keine Rücksicht auf seinen Partner nehmen würde?" "D-danke... Ich werde dann wohl ein paar alte Ninja-Meditationstechniken raus kramen..." "Das trifft sich gut, ich wollte nämlich noch nach meiner Schwester sehen. Margaret dürfte schon bei ihr sein." "Na dann viel Erfolg, Miauster..." Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich von ihr. Sie blickte ihm noch kurz hinterher, dann kniete sie sich auf den Boden und schloss die Augen. Okay... volle Konzentration. Ganz ruhig und bedacht ein- und ausatmen... auch wenn ich das jetzt eigentlich nicht mehr brauche... Einige Minuten später begann ihr Katzenschwanz, leicht auf den Boden zu klopfen. Ob meine Balance und Orientierungssinn sich als Vampir verändert haben? Wie viele Pirouetten könnte ich wohl hintereinander schaffen...? Sie konzentrierte sich noch etwas stärker, aber ihr Katzenschwanz kam nicht zur Ruhe. Oder wie wäre es mit einem Ausdauerlauf um das Anwesen? Oder von Dach zu Dach springen? Hab ich ewig nicht mehr gemacht. Ein klarer Sternenhimmel, die frische Nachtluft im Gesicht... Sie öffnete ihre Augen und gab einen lauten Seufzer von sich. Um meine innere Ruhe ist es nicht gut bestellt. Vielleicht kann etwas Hilfe von Außen nicht schaden. Wüsste da schon jemanden, und wahrscheinlich wäre es nicht schlecht, mal nach ihr zu sehen... Etwas ungeduldig, zog sie ihren Catsuit nur bis zur Hüfte aus - solche improvisierten Leggings waren in ihrem Clan recht beliebt - und schlüpfte wieder in ihr Nachthemd. Dann wechselte sie noch zu ihren Pfotenschuhen und machte sich mit ihrer Sporttasche auf dem Weg. * "Herein", hörte sie das Albino-Mädchen hinter der Tür. Neko öffnete die Tür und fand ihre Kollegin im Nachthemd auf ihrem Bett liegend. Sie las einen Manga. "Genau danach wollte ich dich fragen", sagte das Katzenmädchen. "Bedien dich nur. Ich hab mehr als genug zur Auswahl." Sie schnappte sich einen besonders kitschig aussehenden Band und nahm in einer Ecke des Bettes Platz. Sie fand in dem Manga etwas dringen benötigte Zerstreuung, aber ihr Blick schweifte immer wieder zum Albino-Mädchen. Sie wirkt irgendwie bedrückter als vorher... "Und wie ist es so als Vampir?", fragte das Albino-Mädchen schließlich. "Ehrlich gesagt noch etwas gewöhnungsbedürftig. Ich fühl mich stellenweise wie ein Kleinkind, dass zu viel Kaffee getrunken hat." "Mein Blut scheint ja ein ganz besonderer Jahrgang zu sein." "Äh, möglich? Ich hatte bisher keine sehr große Auswahl... Aber sag mal: Wie geht es dir eigentlich so?" Das Albino-Mädchen legte ihren Manga beiseite und setzte sich aufrecht hin, ihren Rücken zu Neko gewandt. "Na ja, etwas beschissen, um ehrlich zu sein." Sie zog ihre Beine an und legte ihren Kopf auf ihre Knie. "Ich hätte nicht gedacht, dass die Herrin so etwas tun würde. Ich dachte, sie bräuchte nur etwas Zeit, den Tod ihres Vaters zu verarbeiten..." "Mochtest du sie?" "... Ja. Diese Villa ist einer der ersten Orte, wo ich mich wohl gefühlt aber. Aber was war ich am Ende für sie? Nur ihr Lieblings-Snack? Eine Puppe, die man wegwirft, wenn man sie nicht mehr braucht?" Ging es Samtpfötchen ähnlich? Wie viel wusste sie über meine Abneigung? ... Neko umarmte sie von hinten. "Hö?" "Lass dich nicht von irgendwelchen Mistkerlen oder Miststücken unterkriegen. Du hast besseres verdient, als ein Snack oder eine Puppe zu sein. Du bist eine tolle Kollegin, und eine... tolle.. Freundin...?!" Neko schreckte urplötzlich zurück. Das Albino-Mädchen drehte sich verdutzt um. "Was war das denn?" Neko errötete. "D-das... ähm... ich... äh... dein Hals wirkte plötzlich sehr zum... Anbeißen..." Ihre Kollegin fing an zu Lachen. "Soviel zum Thema Snack!" "D-d-das war keine Absicht! M-mein Körper hat jetzt ganz andere Instinkte..." "Behersch dich bloß, sonst wird der Meister am Ende noch neidisch. Oder vielleicht steht er auf so was..." "H-hey!" "Aber na ja, wenn du unbedingt was Beißen möchtest..." Sie war ihr einen kleinen Stoffbeutel zu. "Katzenminze. Funktioniert das eigentlich noch bei Vampirkatzen?" Neko stürzte sich begierig auf den Beutel. "Anscheinend schon..." * Also ihr Rausch nachließ, fand sich Neko in den Armen des Meisters wieder, der sie durch die Flure der Villa trug. "M-miauster?" "Deine Kollegin hat mir Bescheid gegeben. Du wirktest ziemlich entspannt, also wollte ich dich nicht wecken." "O-oh... A-ach ja, wie geht es der kleinen Herrin?" "Besser." "Das freut mich..." Er trug sie schließlich in ihr Zimmer und legte sie behutsam ins Bett. "Es ist noch ein bisschen bis Sonnenaufgang", erklärte er. "Hast du noch irgendwelche Pläne, oder willst du ausspannen?" Sie zog ihn mit aufs Bett und gab ihn einen innigen Kuss. "Wie wild darf ich im Bett sein?", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Bring es mir bei..." "M-mit Vergnügen..." * Neko hüpfte von der Fensterbank herunter und betrachtete das frisch geputzte Fenster. Waren das wirklich schon alle...? "Da ist ja die Dienstvampirin", hörte sie eine Stimme hinter sich. Sie drehte sich herum und sah das Albino-Mädchen. Sie hatte einen Besen bei sich und trug ebenfalls ihre Dienstmädchen-Uniform. "Ah, Hallo." "Weißt du, ich hätte eigentlich erwartet, dass du jetzt eine Herrin bist. Also Vampirin und so." "Darüber habe ich eigentlich noch nicht mit dem Miauster geredet..." "Er lässt sich anscheinend Zeit mit dem Antrag." "H-hey!" "Na ja, bleibt weniger Arbeit für mich. Komm mit, ich hätte da noch ein paar Räume zum Putzen" "I-in Ordnung..." Sie holte sich ebenfalls einen Besen und half ihrer Kollegin beim Saubermachen. "Wenn du dann mal Herrin bist, könntest du ja unsere Uniformen mal abändern", erzählte das Albino-Mädchen. "So Pfotenschuhe wären im Winter ziemlich praktisch. Weiß ja nicht, wie's dir geht, aber ich bekomm da immer schnell kalte Füße." "Könnte ich in Betracht ziehen. Im Gegenzug könntest du mir bei der Suche nach einer Tanz-Uniform helfen. Von meinen Dienstmädchen würde ich nämlich mehr Eleganz und Disziplin fordern." "Bloß nichts mit Tutu, sonst such ich mir andere Vampir-Herren..." Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Margaret den Raum betrat. Hinter ihr folgte die kleine Herrin, von deren üblicher Fröhlichkeit jede Spur fehlte. Neko kniete sich sogleich vor ihr hin und umarmte sie. "Herrin!" Einen Augenblick später erwiderte sie die Umarmung. "Ich... ich hatte solche Angst...", sagte sie den Tränen nahe. "Ich auch. Ich auch..." "Du bist jetzt auch ein Vampir?" "Ja. Ist noch etwas ungewohnt, aber ich hoffe, du und dein Bruder werden mir helfen." "D-das werde ich..." "Natürlich hoffe ich, dass du nicht über das Personal herfallen wirst", sagte Margaret. "Aber vor allem bin ich froh, dass es dir gut geht." "Danke..." * Sie tanze einen Walzer mit dem Meister. Wenige Stunden zuvor hatte sie das zweite Mal vom Blut des Albino-Mädchens gekostet. Sie platzte geradezu vor Energie, gab sich jedoch große Mühe, ihre Ruhe zu bewahren. "Du machst Fortschritte", lobte der Meister. "Danke. So langsam habe ich glaube ich den Dreh raus. Wobei..." "Wobei...?" Sie hielt inne und errötete. "Ein... äh, bisschen vermisse ich es... gebissen zu werden..." "Mmh, dann müssen wir uns wohl etwas Neues einfallen lassen..." Er küsste ihr zart auf den Hals. "M-miauster...?!" Ein weiterer Kuss folgte. Und noch einer. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und drückte ihn fest an sich. "Hier. Jetzt." "Oh, da habe ich den Bogen wohl etwas übersp..." Ihre Lippen pressten sich gegen seine. * Hoch konzentriert trug sie schwarzen Eyeliner auf. Gut, dass der Ninja-Verkleidungs-Unterricht noch zu etwas taugt... Zum Schluss trug sie noch Lippenstift auf. Blutrot natürlich. Schließlich schlüpfte sie in ein Paar schwarzer Absatzschuhe. Sie glitzerten ähnlich wie ihr Kleid, das sie anhatte. Auf dem Weg zum Foyer zog sie sich noch ihre langen Handschuhe an, und sie war sie immer noch am zurecht zupfen, als sie der kleinen Herrin und dem Albino-Mädchen über den Weg lief. "Sexy", kommentierte die letztere. "So schön!", rief die erste. "Freut mich, dass es euch gefällt. Ihr haltet dann die Stellung hier, ja?" "Natürlich!" Im Foyer ergriff sie die Hand des Meisters - der einen eleganten Smoking trug - und ließ sich von Margaret hinaus leiten, die ihnen die Tür aufhielt. Leichte Unsicherheit kam erst auf, als die Limousine losfuhr. "Ein bisschen nervös bin ich schon", sagte sie. "Ich war noch nie auf einem Ball. Erst recht nicht auf einen voller Vampire..." "Keine Sorge, die werden schon nicht Beißen." "Und wenn ich noch kein Vampir wäre?" "Da hab ich mir ehrlich gesagt überlegt, dir noch einen dicken Schal zu verpassen..." "Ach, Miauster..." Seine Lippen näherten sich ihrem Katzenohr. "Das kannst du dir glaube ich abgewöhnen", flüsterte er. "Du wirst vielleicht nicht mehr lange Dienstmädchen bleiben..." Ihre Gesichtsfarbe näherte sich der Farbe ihres Lippenstifts an. "J-ja... Geliebter..." "Schon besser..." Sie lehnte sich entspannt zurück. Eine wundervolle Nacht erwartete sie. Epilog: -------- "Danke für den Unterricht!", riefen ihr die kleinen Catgirls zu. Das kurzhaarige ältere Catgirl mit den grünen Augen winkte ihnen hinterher. Den Nachwuchs zu unterrichten war eine begehrte Position im Clan. Es hing wohl damit zusammen, dass man von niedlichen Ninjakätzchen umgeben wird, die komplett in rosa gekleidet waren. Allerdings war dieser Job auch ziemlich anstrengend. Von daher zog sie sich ihren Catsuit bis zur Hüfte aus und tupfte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab. Dann betrachtete sie sich im Wandspiegel. Zwischen ihrem Sport-BH und ihrer Hüfte hatte sie an einer Seite große Narben, wie von den Krallen einer Bestie. Was du wohl heute machst...? Die Tür zum Tanzsaal schwang auf, und ein weiteres Catgirl lugte herein. "Hey, Samtpfötchen! Trödel nicht so! Wir haben noch eine Mission vor uns!" "I-ich komm ja schon!" Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und verließ den Tanzsaal. Es erwartete sie noch eine geschäftige Nacht. Hosted by Animexx e.V. 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