28 Kinds of Nya von Doresh (Bis(s) zur Katzenminze) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Sie erwachte früher als sonst. Wie sie nach dem Öffnen des Fensters feststellte, war es noch Abenddämmerung. Lange nicht gesehen... Sie entschloss sich, auf der Fensterbank Platz zu nehmen. Das Fenster war wie die meisten anderen in der Villa etwas überdimensional - ein nicht unerheblicher Nachteil beim Putzen - , also hatte sie mehr als genug Platz. So genoss sie die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Ihr Katzenschwanz hing dabei von der Fensterbank herunter und schwang fast so gleichmäßig wie das Pendel einer alten Uhr. Wann ich wohl das letzte Mal draußen war? Fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich war noch nicht einmal im Garten... Schließlich fand sie, dass sie genug herumgelungert hatte. Sie machte sich frisch und wechselte von ihrem Nachthemd zu einem anderen Nachthemd. Hoffentlich kommen meine Bestellungen bald an... ... Eine Kombination aus Langeweile und der warmen Luft des Heizkörpers sorgte schon bald dafür, dass ihre Katzeninstinkte langsam überhand nahmen und sie anfing, wieder einzudösen. Ein Klopfen an der Tür weckte sie schließlich wieder auf. Die Sonne war da schon längst völlig verschwunden. "Das hat ja gedauert", wurde sie vom Albino-Mädchen begrüßt, als sie die Tür öffnete. "Willst du ein Pocky?!" "Öh... ja?" Das Albino-Mädchen kramte in dem Rucksack herum, den sie bei sich Druck und fand schließlich eine Packung Pockys. "Hier!" Sie knabberte etwas geistesabwesend an einem Pocky, während das Albino-Mädchen sich auf ihr Bett setze und mehrere Manga-Bände und -Zeitschriften aus ihrem Rucksack hervorholte. "Was liest du eigentlich so?", fragte das Albino-Mädchen. "Eigentlich... nichts..." "Ah, gut das ich ein paar Einser-Bände mitgenommen hab. Keine Panik, ich hab auch Yaoi im Angebot." "A-haa..." * Sie verbrachten den Rest des Vormittags damit, in ihrem Bett zu schmökern. Sie war jetzt nicht unbedingt begeistert von literarischen Qualität der Geschichten, aber im Moment war sie für die Beschäftigung und Zerstreuung recht dankbar. Dann griff das Albino-Mädchen nach ihrem Katzenschwanz. "?!" "Ist ja wirklich wie bei einer Katze..." Sie zog ihren Schwanz zurück, als ihre Kollegin mit Streicheln anfing. "Was war das denn?!" "Oh, sorry. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Das war so flauschig und niedlich..." "Aber so was macht man nicht einfach so ohne Vorwarnung." "Beim nächsten mal frag ich bestimmt vorher nach." "..." "Wie ist es eigentlich so, einen Katzenschwanz zu haben? Ist das eine erogene Zone?" Sie errötete. "B-b-bestimt nicht...!" Plötzlich fing ihr Magen an zu Grummeln. Peinlich, aber wohl weniger peinlich als die vorausgehende Diskussion. "Hunger?", fragte das Albino-Mädchen. "Na ja, ich hatte in letzter Zeit nicht wirklich viel Appetit..." Das Albino-Mädchen holt wieder etwas aus ihrem Rucksack hervor. "Gut, dass ich noch ein zweites Bento mitgebracht habe. So als kleines Dankeschön." "Nicht der Rede wert..." Sie fiel sogleich gierig über ihr Essen her. "Mmh... lecker!", rief sie, als sie den Reis hinunter schlang. "Schön, dass es dir schmeckt." Sie überlegte kurz. "Und sag mal, wegen dem Angebot von letztens... hättest du ein paar Selbstverteidigungs-Tipps auf Lager?" "Mal überlegen...", grübelte Neko, die immer noch Reis in sich hinein schaufelte. "Natürlich ist Selbstverteidigung einfacher, wenn man bewaffnet ist. Einen Besen hat man als Dienstmädchen ja oft dabei, das kann schon recht praktisch sein, wenn man etwa den Kopf oder die... ähem... Weichteile des Angreifers trifft." "Aha..." "Die Küchenmesser hier sind auch ziemlich scharf. Und wenn man eines zur Hand hat, sind in der Nähe meist noch mehr. Da kann man schon welche nach seinem Gegner werfen..." "Messer?" Das Albino-Mädchen blickte auf ihre Hände. "Ich... glaube nicht, dass ich mit einem Messer auf etwas anderes als Essen losgehen könnte..." Neko hielt beim Essen inne und musterte sie etwas verwundert. "Wenn dein eigenes Leben aufs Spiel steht, solltest du dich nicht um das Wohl deines Gegners kümmern. Die Typen letztens hatten ja auch wenig für deins übrig." "E-erinner mich bitte nicht daran..." "Oh, sorry... aber wenn und bei so was zögerlich bist, kann vielleicht ein kleiner Crash-Kurs nicht schaden..." * Wenig später befanden sich die beiden im Tanzsaal. Das Albino-Mädchen trug ein Yoga-Outfit, und durch den blauen Pastellton ihrer Leggings würde ein Foto von ihr ein wenig aussehen, als hätte man die Farbsättigung heruntergeschraubt. Neko kam in voller Montur mit Catsuit und Pfoten und... war ein wenig irritiert, weil ihre Schülerin sich sichtlich das Lachen verkniff. "Was?!" "Mit den Pfoten sieht irgendwie drollig aus." "Hier ist nichts drollig. Diese Kleidung ist optimiert für Infiltration und das lautlose Ausschalten von..." "Gibt es dazu auch Pfotenhandschuhe?" "... Ja, aber ich habe meine nicht mehr..." "Gut. Dann kenn ich schon ein gutes Weihnachtsgeschenk für dich." "Äh... vielleicht sollten wir besser mit dem Unterricht anfangen..." "Kannst du mit diesen Pfoten überhaupt jemanden treten? Das scheint mir irgendwie wie ein Handicap zu sein..." "Man muss nur wissen, womit man Angreifen kann..." Blitzschnell preschte sie auf sie zu. Ihr Knie stoppte nur eine Haaresbreite vor ihrem Bauch. "W-wow..." "Eine kleine Anlehnung aus Muay Thai. Deine Knie und Ellbogen können als nicht zu unterschätzende Waffen dienen." "Oha..." "So, dann fangen wir mal an, oder?" * Leicht erschöpft warf sie sich aufs Bett. Das eine Gleichaltrige so wenig Ahnung von Kampfsport haben kann. Was lernen diese Menschen eigentlich...? Sie starrte an die Decke. Hätte ich sie härter ran nehmen sollen? Bei uns im Clan gab es ja auch wenig Skrupel, einem das Wissen einzuprügeln. Vielleicht werde ich echt weich... Ihr Blick wanderte durch den dunklen Raum und blieb schließlich bei den Mangas stehen, die das Albino-Mädchen hiergelassen hatte. Sie nahm eines davon. Na ja, auch egal... * Ein geschäftiger Tag war für sie angebrochen. Ihre Bestellungen waren endlich angekommen, und sie machte sich sogleich daran, für ihren Katzenschwanz Löcher zu schneiden und per Naht zu verstärken. Hoffentlich reicht das auch. Wär etwas unschön, wenn das noch weiter aufreißen würde... Jemand klopfte an die Tür. "Herein?" Die Tür öffnete sich, und der Meister betrat das Zimmer. Sie legte ihr Nähzeug beiseite und stand auf. "Oh, guten Mor... äh, Abend..." "Gleichfalls. Wie ich sehe, ist alles heil angekommen?" "Ja... ich, äh, hoffe, es war nicht zu kostspielig..." "Ach, nicht der Rede wert. Allerdings..." Er trat neben ihr Bett, hob das kleinste der angekommenen Pakete auf und öffnete es. Heraus holte er ein schwarzes Lederhalsband mit einem silbernen Glöckchen. Das Glöckchen selbst war eine reine Attrappe (man musste kein ehemaliger Ninja sein, um nicht wild auf ständiges Herumgebimmel bei jedem Schritt zu sein). "Ich wollte erst aus Diskretion nicht weiter nachfragen, aber ein bisschen bin ich schon neugierig, was es hiermit auf sich hat..." "Ach ja, das..." Sie setzte sich auf das Bett, den Blick nach unten gewandt. "Ich... weiß jetzt nicht, wie viel Sinn das für einen Menschen - oder Vampir - macht, aber... nun ja, das mit dem Schockhalsband war zunächst etwas verstörend, aber... es hatte dann doch etwas beruhigendes, weil ich damit einen Ort hatte, an dem ich hin gehörte. Ich bin wohl wirklich wie eine Streunerkatze... Aber jetzt so ohne Halsband fühle ich mich wieder allein..." Sie errötete leicht. "Worauf ich hier hinaus will... k-kann ich noch zu Euch gehören, Miauster? Auch nachdem Ihr wisst, was für ein Miststück ich bin?" Er legte ihr die Hand unters Kinn und hob es sanft an, damit er ihr in die Augen blicken konnte. "Natürlich. Ich würde mich über deine weiteren Dienste freuen. Auch wenn du jetzt nicht mehr ganz so geheimnisvoll bist, aber wen schert das..." Miauster... Dann legte er ihr das Halsband um den Hals. "Gut so?" "E-etwas enger.." "So?" "J-ja..." "Jetzt will ich nur mal kurz überprüfen, ob das beim Beißen nicht zu sehr im Weg ist..." Er lehnte sich nach vorne, wie zu einem Biss. Doch er hielt inne, als seine Lippen sich kurz vor ihrem Hals befanden. "Sieht in Ordnung aus", sagte er. "Und etwas... äh, verlockend, wenn ich das so sagen darf..." Sie errötete noch etwas mehr. "I-i-hr könnt ruhig Zubeißen, Miauster. Ist zwar etwas früh, a-aber wenn ihr meinetwegen Hunger bekommt..." "Aber nur ein kurzer Snack..." Sie hielt den Atem an, als seine Fangzähne sich in ihren Hals bohrten, und das ihr bereits gut bekannte Ziehen ihren Körper durchfuhr. "N-nya..." Warm... Doch dieses Mal endete das Gefühl viel früher als sonst. Er hörte vorzeitig auf, sie zu trinken. Jetzt schon...? Er machte sich sogleich daran, sich wieder aufzurichten... als sie ihm dabei mit der Zunge über die Wange leckte. Sie blickten sich gegenseitig an. "...?" "..." "..." "..." Sie riss ihre Augen auf und hielt sich die Hände vor dem Mund. "I-i-ich... Verzeihung, M-miauster! I-ich weiß nicht, w-was über mich gekommen ist!" "Ist das so? Ich habe da eine Vermutung, aber da wo ich herkomme macht man das ein bisschen anders..." Damit küsste er ihr auf die Wange. Heiß... "N-ny...nnnnnng", hauchte sie, bevor sie sich die Hand vor den Mund legte. "Gibt es da etwa noch ein kleines Geheimnis?" "W-was?! Nein, nicht doch... d-das ist alles..." Er küsste ihr auf den Hals. ?! Ehe sie es sich versah schlang sie ihre Arme um ihn... und kratzte ihr mit den Fingern über den Rücken, bevor sie sich mit einem Satz in die Mitte des Bettes von ihm loslöste. "I-i-i-ich... v-verzeihung! W-wir C-c-catgirls werden e-etwas wild, w-wenn..." "Wenn...?" "N-n-n-un ja... e-e-egal. Jedenfalls bin ich untröstlich, M-miaus..." Er umarmte sie und ließ ihr Zeit, sich etwas zu beruhigen. "Ist schon gut. Ich bin ein Vampir. So etwas kann ich einstecken. Wobei das für ein Dienstmädchen natürlich ein reichlich ungezogenes Verhalten war..." "B-bestraft mich, wie Ihr es für richtig haltet, Miauster... k-können wir aber noch ein bisschen so bleiben?" "Sicher..." Sie kuschelte sich noch etwas enger an ihn. Außerhalb der Tanzstunden hatte sie nicht wirklich viel Körperkontakt mit irgendwem, und sie genoss jeden Augenblick. "Schnurrst du?", fragte der Meister schließlich scherzhaft. "W-was?! Oh, hab ich gar nicht bemerkt..." "Steckt in diesem wilden Tier etwa auch ein kleines Schmusekätzchen?" "Äh... n-na ja, Catgirls sind sind etwas kompliziert. Glaub ich..." "Auf jeden Fall sind sie voller Überraschungen..." "Eigentlich legte man bei meiner Ausbildung wert auf Selbstbeherrschung, aber ich glaube, ich lasse nach..." "Manchmal muss man seinen Gefühlen freien Lauf lassen..." "Ja..." Sie ließ von ihm ab, um sich ihres Nachthemds zu entledigen. Er ergriff daraufhin ihre Hände. "Die müssen wir wohl ein wenig fesseln", erklärte er. "Als kleine Bestrafung für die Kratzer." "J-ja, Miauster. I-ich muss Euch aber noch warnen, d-dass Bisse... möglich wären..." Er musste sich das Lachen verkneifen. "Keine Angst. Mit Bissen kenne ich mich ziemlich gut aus." "Stimmt..." "..." "..." Ihre Lippen näherten sich. * Zufrieden vor sich hin schnurrend, lag sie in ihrer Decke eingerollt auf ihrem Bett. Ihr gemütlicher Halbschlaf wurde unterbrochen, als der Meister wiederkam. "Hier", sagte er und reichte ihr ein Tablett. "Toast mit Lachs." "D-danke!" Sie machte sich über das Frühstück her, während er sich neben ihr setzte. "Mundet es?" "J-ja, Miauster..." Sie legte eine kleine Pause ein. "Wie geht es jetzt weiter mit... mit uns?" "Soweit erstmal wie bisher. Nur wirst du weniger... allein sein..." "Miauster..." * "Bis nächstes Mal!", rief die kleine Herrin fröhlich, als sie aus dem Tanzsaal lief. Neko winkte ihr hinterher und wandte sich dann wieder dem Wandspiegel. Für etwas Abwechslung hatte sie sich einen neuen Catsuit besorgt. Er war rot (in einem ähnlichen Ton wie die Schleife an ihrer Schwanzspitze), hatte kurze Ärmel und zeigte mehr Rücken. "Schick", sagte der Meister, als er schließlich den Raum betrat. "D-danke..." Zur weiteren Begrüßung bekam sie einen Kuss auf die Wange. "M-miauster..." "Ich habe noch mehr Überraschungsküsse auf Lager", erklärte er. "Bin etwas neugierig, wie es mit deiner Selbstbeherrschung beschaffen ist..." "A-also wirklich..." "Bei bestandener Prüfung gibt es Katzenminze." "I-ich werde mein bestes geben!" Selten hatte sie sich so sehr nach dem Ende einer Tanzstunde gesehnt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)