An der Côte d'Azur von R1kku (Hermine Granger x Draco Malfoy) ================================================================================ Prolog: Unerwartete Begegnung ----------------------------- Ich mochte den Strand und das Meer schon immer. Genauso hatte ich Frankreich liebgewonnen, als ich mit meinen Eltern in den Ferien in Paris gewesen war. Da war es doch nur logisch, dass ich mich an die Côte d'Azur flüchtete oder? Nachdem wir Voldemort endlich besiegt hatten, konnte ich nicht mehr. Ich war ausgebrannt, leer. Die Zeit, die ich mit Harry und Ron nach den Horkruxen gesucht hatte und immer wieder geflohen war, hatte sich in meine Netzhaut gebrannt. Sogar Ron, der sich wirklich herzzerreißend um mich kümmerte und überglücklich war, seit wir zusammengekommen waren, konnte mir nicht weiterhelfen. Also hatte ich mich entschieden, noch einmal zu fliehen. Ohne ein Wort der Erklärung hatte ich meine Sachen gepackt und war nach Frankreich geflogen. Ich hatte ein Hotel direkt am Strand gefunden, hatte eingecheckt und den ersten Tag ohne Angst durchgeschlafen. Danach ging es mir um ein Vielfaches besser, sodass ich mich die nächsten Tage aufmachte, um die Gegend zu erkunden. Nun saß ich im warmen Sand und starrte auf das Meer hinaus. Ich beobachtete, wie die Wellen sich erst auftürmten und dann brachen, kurz bevor sie am Strand ankamen und meine Füße umspielten. Das Wasser war kühl, ein schöner Kontrast zur wärmenden Sonne. Um mich herum herrschte geschäftiges Treiben am Strand. Überall waren Stände mit den verschiedensten Waren und Urlauber, die ebenso eine Auszeit brauchten wie ich. Trotz des Trubels konnte ich meine Anonymität genießen. Niemand kannte mich hier, niemand sah mich komisch an, wenn er an mir vorbeiging. Ich war einfach ein ganz normales Mädchen, das am Strand saß. Eigentlich hätte ich bis in alle Ewigkeit hier sitzen können, doch ich wollte meine Zeit schon irgendwie sinnvoll nutzen. Wahrscheinlich lag das einfach in meiner Natur. Langsam stand ich auf, schaute mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen und genoss noch einmal das Gefühl des warmen, weichen Sandes an meinen Füßen. Als ich mich umwandte, um zurück zum Hotel zu gehen, fielen mir zwei Personen auf, die Arm in Arm über den Strand in meine Richtung gelaufen kamen. Er war groß und schlank, trug eine helle Leinenhose und ein weißes Hemd. Sie war etwas kleiner als er mit langen dunklen Haaren und trug ein weißes Sommerkleid. Ich dachte noch, dass die beiden wirklich das typische Klischee eines reichen Pärchens darstellten, bevor ich einen gewaltigen Schrecken bekam. Ich kannte ihn. Die weißblonden Haare hätten mir sofort auffallen müssen. Hier, am Strand an der Côte d'Azur, kam Draco Malfoy auf mich zu. Kapitel 1: Abends in der Bar ---------------------------- Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dort stand und Draco Malfoy und seine Begleitung anstarrte. Im Vergleich fühlte ich mich komplett underdressed in meiner Jeans-Shorts und dem schwarzen Tanktop. Im Nachhinein weiß ich nicht, wieso ich mir darüber überhaupt Gedanken machte. Kurz bevor sie an mir vorbeiliefen, bemerkte er mich. Er musste zweimal hinschauen, bevor ich die Erkenntnis von seinem Gesicht ablesen konnte. Kaum merklich zuckte er zusammen, doch fast im gleichen Augenblick fing er sich wieder. Dracos Begleitung bekam von alledem nichts mit, doch ich konnte seinen Ausdruck lesen wie eines meiner geliebten Bücher. Ihm ging genau das gleiche durch den Kopf wie mir: "Was zum Teufel tust DU denn hier?" Ohne ein Wort - was hätte es auch zu sagen gegeben - gingen die beiden an mir vorbei. Mit einem Ohr hörte ich, wie Dracos Begleitung ihn etwas fragte und wie er kurz angebunden antwortete. Dann waren die beiden zu weit entfernt. Mein Hirn war bei dieser Datenverarbeitung ziemlich überfordert. Ich schüttelte ein paar Mal den Kopf, mit der Hoffnung wieder klare Gedanken fassen zu können. Als das nicht passierte, zwang ich mich, das gerade Geschehene aus meinen Gedanken zu verbannen und einfach meine Pläne weiterzuverfolgen. Ich ging zurück zu meinem Hotel, duschte und zog mich für das Abendessen an. Draußen war es immer noch warm, sodass ich mich für ein beerefarbenes Kleid entschied. Nach dem Essen ging ich in meine Lieblingsbar direkt am Strand. Seit meiner Ankunft war ich jeden Abend hier gewesen, sodass der Barmann mich inzwischen kannte. Jean-Pierre war ein großer, dunkelhaariger Franzose, der in seinen Semesterferien in der Bar jobbte und wirklich gut Englisch sprach. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu unterhalten und aufzumuntern. Er wusste natürlich nicht, was wirklich in mir vorging, doch es war nicht zu übersehen gewesen, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich hatte ihm eine Geschichte von unglücklicher Liebe aufgetischt und seitdem war ich seine Lieblingskundin. Auch an diesem Abend freute Jean-Pierre sich, als er mich entdeckte und wies mir direkt einen Platz an der Bar zu, damit er "ein Auge auf mich haben" konnte, wie er sagte. Jean-Pierre stellte einen Martini vor mich hin, zwinkerte mir kurz zu und wandte sich dann seinem nächsten Kunden zu. Während ich einen kleinen Schluck nahm, ließ ich meinen Blick über die Bar schweifen. Es war mäßig voll heut Abend. Es waren tatsächlich einige Besucher da, aber nicht so viele, dass man den Überblick verlieren würde. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Martini und ließ meine Gedanken wandern. Mir kamen Harry und Ron in den Sinn und die Frage, was sie wohl gerade machten. Ich hatte mit Absicht keinen Kontakt aufgenommen, um die Geschehnisse in Hogwarts ganz für mich selbst verarbeiten zu können. Ich war mir sicher, dass meine Freunde das verstehen würden. Nur vage registrierte ich, dass sich jemand neben mich setzte. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht beachten, doch dann gab er ein leises "Hey" von sich. Ich drehte mich zu ihm und musste mich zwingen, nicht sofort aufzuspringen und aus der Bar zu fliehen. Es hatte sich tatsächlich Draco Malfoy zu mir gesellt. Aus Reflex antwortete ich: "Hallo." Obwohl ich nicht glauben konnte, dass er wirklich hier war und mich angesprochen hatte. Er winkte Jean-Pierre heran, zeigte auf meinen Martini und sagte, er würde das Gleiche nehmen. Dann wandte er sich wieder mir zu. "Tut mir leid wegen heute Nachmittag", sagte er. "Ich habe dich nicht gleich erkannt und dann wusste ich nicht, was ich sagen sollte." "Ähm… schon gut", sagte ich automatisch. Mir war es ja genauso gegangen. Ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass er mit mir sprechen würde. Wahrscheinlich kam es mir deshalb so komisch vor, dass er sich entschuldigte. Ganz zu schweigen davon, dass er anscheinend das Bedürfnis gehabt hatte, mich zu suchen und mir das zu sagen. "Ich habe nicht erwartet, hier jemanden zu treffen", fuhr er fort. Ich lachte humorlos auf. "Nein, ich auch nicht." Draco schaute mich fragend an, sodass ich das Gefühl bekam, weitersprechen zu müssen. "Ich bin abgehauen", sagte ich also. "Nachdem in Hogwarts alles vorbei war, wusste ich nicht weiter. Ich konnte nicht schlafen und wenn doch, dann hatte ich Alpträume. Alles in England hat mich an diese furchtbare Zeit erinnert. Also bin ich geflohen, in der Hoffnung, hier alles besser verarbeiten zu können." Ich atmete tief durch. "Ich habe keine Ahnung, warum ich ausgerechnet dir das alles erzähle." "Ausgerechnet mir?", fragte er. Ich schaute ihn finster an. "Du hast sehr viel Leid verursacht." Seine Augen wurden groß und er lehnte sich mir entgegen. "Ich hatte keine andere Wahl!", rief er aufgebracht. Ein paar der anderen Gäste schauten sich zu uns um. Auch Jean-Pierre kam sofort zu uns. "Ist schon okay, Jean-Pierre, alles in Ordnung", sagte ich zu ihm. Nur widerwillig entfernte er sich wieder. Draco war in sich zusammengesunken, als er weitersprach. "Er hatte meine ganze Familie in seiner Gewalt", sagte er. "Du weißt nicht, wie er sein konnte." "Wie kannst du sowas behaupten?", zischte ich. Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Mit Mühe versuchte ich sie zurückzuhalten, doch es gelang mir nicht. Ich spürte, wie sie begannen, über meine Wangen zu laufen. "Hast du vergessen, dass ich Harry tot in Hagrids Armen gesehen habe? Hast du vergessen, wie viele meiner Freunde gestorben sind? Und hast du das hier vergessen?" Mit diesen Worten hielt ich ihm meinen Unterarm hin. Die Narben waren inzwischen gut verheilt, doch zeichnete sich das eine Wort, das Bellatrix Lestrange in der Malfoy Villa in meinen Arm eingeritzt hatte, immer noch weiß von meiner inzwischen etwas gebräunten Haut ab. SCHLAMMBLUT. Draco wandte schnell das Gesicht ab. Er konnte mich nicht mehr ansehen. Seine Hand krampfte sich um sein Glas, als wollte er es zerdrücken. "Glaub mir, ich weiß, wie er sein konnte", sagte ich schließlich mit tränenerstickter Stimme. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und starrte geradeaus. Eine Weile saßen wir wortlos da, dann sagte Draco: "Es tut mir leid." Ich ließ meinen Kopf hängen. Unfassbar. War das alles? Glaubte er, mit einer läppischen Entschuldigung konnte er alles ungeschehen machen? Fred zurückbringen? Tonks und Remus? Unser aller Seelenschäden reparieren? Hatte er überhaupt eine Ahnung, was außerhalb seiner Villa losgewesen war? In diesem Moment lief das Fass über, ich konnte Draco nicht mehr ertragen. In einem Zug leerte ich mein Glas, legte Geld für Jean-Pierre auf den Tresen und stand auf. "Das reicht einfach nicht", sagte ich und stürmte aus der Bar in die Nacht hinein. Fortsetzung folgt Kapitel 2: Neues Kennenlernen ----------------------------- Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich träumte von Voldemort, der Harry und Ron quälte, und von Bellatrix Lestrange, die meinen ganzen Arm mit eingeritzten Worten bedeckte, während Draco Malfoy daneben stand und lachte. Mehrmals wachte ich schweißgebadet auf, bis ich es um fünf Uhr morgens nicht mehr aushielt. Ich stellte mich unter die kalte Dusche und wusch mir den Abend und die Nacht vom Körper, bis ich unter dem kalten Wasser zu zittern begann. Danach fühlte sich mein Kopf etwas klarer an, und ich schätzte, dass ich mit dem kommenden Tag fertig werden würde. Ich verbrachte den Tag mit einem Buch am Strand. Ich versuchte, mich auf die Buchstaben und Wörter zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich sah Draco vor mir, wie er in der Bar in sich zusammengesunken war. Es gelang mir nicht, dieses Bild aus meinem Kopf zu verbannen und so zog sich der Tag sehr schleppend dahin. Abends hatte ich eigentlich die Absicht, frühzeitig ins Bett zu gehen, um Schlaf nachzuholen. Da ich aber eine Heidenangst hatte, dieselben Albträume zu durchleben wie die Nacht davor, entschied ich mich, meine Gedanken zu dämpfen und ging zu Jean-Pierre in die Bar. Er winkte mich direkt zu sich und stellte mir ohne Kommentar ein Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit hin. "Du siehst aus, als könntest du den brauchen", sagte er. "Was ist das?", fragte ich zurück, wartete aber die Antwort nicht ab und trank das Glas in einem Zug leer. "Vodka", sagte Jean-Pierre grinsend, während ich merkte, wie meine Speiseröhre zu brennen begann. Ich hustete und Jean-Pierre stellte mir einen Cocktail hin. "Zum Nachspülen", wie er meinte. In diesem Moment hätte ich ihn ohrfeigen können, doch ich spürte, wie sich mein Körper tatsächlich entspannte und sich überall eine wohlige Wärme ausbreitete. Als Barmann wusste Jean-Pierre, was seinen Gästen guttat. Ich schlürfte meinen Cocktail und lächelte in mich hinein, als ich eine bekannte Stimme neben mir hörte. "Hermine." Er hatte mich noch nie so genannt. Trotzdem verspürte ich das dringende Bedürfnis wegzulaufen. Als ich die entsprechenden Bewegungen machte, stellte er sich vor mich hin und sagte: "Nein, bitte bleib." "Was willst du, Malfoy?" "Es tut mir leid wegen gestern", fuhr er fort und setzte sich neben mich. "Lass es mich aus meiner Sicht erklären." Ich zögerte. Wieso sollte er das wollen? Was ging mich seine Sicht an? Doch auf eine gewisse Weise interessierte mich tatsächlich, was er zu sagen hatte. Ich hatte ihn gestern wirklich angefahren. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, ihn anzuhören. Also nickte ich. Draco bestellte etwas zu trinken, dann fing er an. Er erzählte mir, wie die Todesser sein Zuhause eingenommen und belagert hatten, wie sich Voldemort den Zauberstab seines Vaters angeeignet und ihn somit machtlos gemacht hatte, wie er in ständiger Angst um sich und seine Eltern gelebt hatte. Und er erzählte mir, wie er einen Plan ausheckte, um Dumbledore zu töten, wie er fast gescheitert war und wie er es doch noch schaffte, Todesser nach Hogwarts zu schmuggeln. Die ganze Zeit hörte ich aufmerksam zu, ich unterbrach ihn kein einziges Mal. Als er geendet hatte, war er genauso in sich zusammengesunken wie am Abend zuvor. Ich gab dem Bedürfnis nach, meine Hand auf seinen Arm zu legen. Als er aufblickte, lächelte ich ihm aufmunternd zu und er lächelte dankbar zurück. "Mir ist durchaus klar, dass ich viel Schaden angerichtet habe", sagte er. "Ich hätte mich gegen Voldemort stellen und mit euch kämpfen sollen. Aber ich hatte Angst um meine Eltern. Ich hatte wirklich Angst." Seine Fäuste waren derart verkrampft, dass die Adern an seinen Unterarmen deutlich hervortraten. "Wir alle hatten Angst", sagte ich. "Das hat uns am Ende wohl verbunden." Er schaute mir direkt in die Augen und nickte. Mir war nie aufgefallen, was für schöne Augen Draco hatte. Was wohl daran lag, dass ich nie daran interessiert war, sie mir anzusehen. Irgendwie war es mir unangenehm, wie er mich ansah. Als ob er direkt in meine Seele blicken würde und die ging ihn nun wirklich nichts an. Also wandte ich mein Gesicht ab und sah Jean-Pierre wie er zwei Gästen Schnapsgläser hinstellte. Das brachte mich auf eine Idee. Bei mir hatte es vorhin immerhin auch geklappt. Ich machte Jean-Pierre auf uns aufmerksam und als er zu uns geeilt kam, sagte ich: "Gib uns das Beste, was du hast!" Er verstand sofort und begann, hinter der Bar aktiv zu werden. Er stellte eine Schüssel mit Zitronen, eine mit Salz und zwei Gläser mit einer klaren Flüssigkeit vor uns hin. Draco sah mich missmutig an. "Tequila", sagte er. "Ist das dein Ernst?" "Das ist mein voller Ernst", gab ich zurück, streute Salz auf meinen Handrücken und hob eines der Gläser in die Höhe. "Auf neue Anfänge", sagte ich und sah Draco erwartungsvoll an. "Was soll's", sagte er nach einer Weile, griff sich das zweite Glas und stieß mit mir an. Zwei Stunden später waren wir beide komplett hinüber. Wir lachten über absolut belanglose Dinge und waren durchgeschwitzt. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich irgendwo mal mit Draco Malfoy lachend in einer Bar sitzen würde, hätte ich demjenigen einen Fluch auf den Hals gehetzt. Als ich merkte, wie sich schließlich alles zu drehen begann, musste ich die Reißleine ziehen. "Ich glaube, ich sollte zurück zum Hotel", nuschelte ich. "Ich bringe dich hin", antwortete Draco sofort und zeigte Jean Pierre, dass wir zahlen wollten. Als ich mein Portemonnaie herauskramte, lehnte Draco das sofort ab und beglich die Rechnung vollständig. Ich hatte nicht mehr genug aktive Gehirnzellen übrig, um ihm zu widersprechen, also sammelte ich meine Tasche ein, stand auf und folgte Draco auf wackeligen Beinen aus der Bar hinaus. Draußen war es dunkel. Am Strand entlang waren nur einige Bars und Restaurants beleuchtet, der Strand selbst war menschenleer. Ich hörte nur das Rauschen des Meeres, ansonsten war es ganz still. Die frische Luft half, meinen Kopf etwas klarer werden zu lassen. Meine Gedanken wanderten zu meinen Eltern, die ich vor Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Ich fragte mich, was sie wohl gerade machten. Ich stand eine Weile einfach nur da, hatte die Augen geschlossen, ließ mir den Wind ins Gesicht wehen und hörte den Wellen zu. Ich spürte Dracos Anwesenheit neben mir. Als ich die Augen öffnete und mich nach ihm umschaute, sah er mich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck an. "Ist alles in Ordnung mir dir?", fragte er. "Ja, wieso?" "Du hast gerade unendlich traurig ausgesehen", antwortete er. Wow. Mit dieser Aussage hätte ich als letztes gerechnet. Wer hätte gedacht, dass Draco Malfoy so feinfühlig war? "Es geht mir gut", sagte ich lächelnd und merkte in diesem Moment, dass es stimmte. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht wie an diesem Abend, und ich hatte mich in Dracos Gesellschaft wirklich wohl gefühlt. "Sollen wir gehen?", fragte ich und ging einen Schritt in Richtung meines Hotels. Er nickte nur und schloss sich mir an. Mein Hotel war nicht weit weg. In weniger als zwei Minuten erreichten wir den Holzsteg, der die Terrasse des Hotels mit dem Strand verband. Doch kurz bevor ich auf das Holz treten konnte, bekam ich einen alkoholinduzierten Schlenker und stolperte. Ich wäre wahrscheinlich auf den harten Steg gefallen, hätte Draco mich nicht aufgefangen und festgehalten. Er hatte mich am Oberarm gepackt und zu sich heran gezogen. Jetzt hielt er immer noch meinen Arm fest und hatte die andere Hand auf meinen unteren Rücken gelegt. Meine Hände hatten sich auf Höhe seiner Hüfte in sein Hemd gekrallt. Mein Herz schlug unendlich laut in meiner Brust, sodass ich dachte, dass Draco es auch hören musste. Er schaute ruhig zu mir herab, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. "Ähm… danke", stotterte ich, stellte mich gerade hin und löste mich langsam von Draco. Ich wusste nicht, wie ich in so einer Situation sonst reagieren sollte. Was mich am meisten verwirrte, war, dass sich seine Berührungen wirklich gut angefühlt hatten. Allerdings waren meine Gedanken noch nicht so vernebelt, dass ich vergaß, wen ich vor mir hatte. Auf der anderen Seite fragte ich mich, ob das unbedingt so eine große Rolle spielte. Hier kannte uns niemand, also würde uns auch niemand verurteilen. Wir waren zwei ganz normale Menschen, die zusammen getrunken und dann die Bar gemeinsam verlassen hatten. Doch dann fiel mir wieder ein, dass Draco nicht allein gewesen war, als wir uns am Strand das erste Mal begegneten. Seine dunkelhaarige Begleitung hatte ich vollkommen verdrängt, doch gerade jetzt kam sie mir wieder in den Sinn. Ich räusperte mich. "Ähm… ich geh' dann mal rein", sagte ich. Bildete ich es mir nur ein oder war da tatsächlich so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen? Nach einem kurzen Augenblick nickte er. Ich nickte zurück, drehte mich um und ging den Holzsteg nach oben. "Kann ich dich morgen sehen?", rief Draco plötzlich. Zögerlich drehte ich mich noch einmal zu ihm hin, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. "Lass uns in die Stadt fahren und zusammen Mittag essen", sagte er dann. "Ich hole dich ab." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich spürte, wie mein Bauch leicht zu kribbeln anfing bei der Vorstellung mit Draco Essen zu gehen. Ich hatte nichts zu verlieren, also blieb mir nichts anderes übrig als zu nicken. Dracos Gesicht hellte sich merklich auf, sodass auch ich lächeln musste. Mit dem Bewusstsein, dass seine Augen mich die ganze Zeit verfolgten, erklomm ich den Holzsteg und verschwand in meinem Hotel. Fortsetzung folgt Kapitel 3: Nahekommen --------------------- Der nächste Morgen begann mit strahlend blauem Himmel. Nachdem ich geduscht und mir ein weißes Sommerkleid mit Mohnblumenmuster angezogen hatte (nicht dass ich jemanden beeindrucken wollte, aber das Kleid saß an meiner Taille wirklich hervorragend), entschied ich mich, draußen auf der Terrasse zu frühstücken. Sie lag direkt hinter dem Hotel mit eleganten Korbstühlen und niedrigen Holztischchen. Von der Terrasse aus gingen mehrere Treppen nach unten zum Pool und zum Strand. Mit Omelette und Kaffee bewaffnet suchte ich mir einen Tisch in der Sonne, von dem aus ich die anderen Gäste bequem beobachten konnte. Ich entdeckte ein junges Pärchen an der gegenüberliegenden Seite der Terrasse, das sich offensichtlich stritt. Mit weitausholenden Gesten redete die junge Frau auf ihren Partner ein, der mit verschränkten Armen dasaß und hartnäckig an ihr vorbeiblickte. Die beiden erinnerten mich so an Ron und mich, dass ich ein Grinsen kaum unterdrücken konnte. Plötzlich verschwand die Sonne vom Himmel und ich blickte verwundert auf. Vor meinem Tisch stand wieder einmal Draco Malfoy und diesmal verdunkelte er sogar die Sonne. "Guten Morgen", sagte er vergnügt. "Guten Morgen. Was machst du hier?", gab ich irritiert zurück. "Ich habe doch gesagt, ich hole dich ab." "Ja, aber doch erst zum Mittagessen." Draco grinste. "So genau haben wir das ja nicht spezifiziert. Daher dachte ich, ich probiere dich schon zu erwischen. Und sieh an, was für ein Glück ich habe!" Ungefragt zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich mir gegenüber und legte seinen linken Fuß auf sein rechtes Knie. Ich brauchte eine Weile, um mich zu fassen, doch dann erinnerte ich mich an meine Manieren. "Hast du schon gefrühstückt?", fragte ich ihn. "Ja", antwortete er, "aber gegen einen Kaffee hätte ich trotzdem nichts einzuwenden." Er winkte einen vorbeigehenden Kellner heran und bestellte. Anscheinend fiel es überhaupt nicht auf, dass Draco kein Gast war, denn der Kellner eilte mit einem "Oui, Monsieur!" davon und kam wenig später mit einer dampfenden Tasse wieder zurück. "Eine Frage habe ich ja", sagte ich, nachdem der Kellner wieder verschwunden war. Ich musste es einfach wissen, auch wenn es mich nichts anging. "Nur zu", antwortete Draco und lehnte sich zurück. "Was sagt eigentlich deine Freundin dazu, dass du mit einer anderen Frau in Bars trinkst und Essen gehst?" Draco zog die Augenbrauen hoch. "Meine Freundin?" "Die dunkelhaarige junge Frau, die du am Strand im Arm hattest?", fragte ich. Dracos Gesicht verdüsterte sich. Hätte ich das Thema lieber nicht ansprechen sollen? Hatte ich ihn verärgert? Als ich schon nicht mehr damit rechnete, eine Antwort zu bekommen, sprach Draco auf einmal wieder. "Astoria", sagte er. "Ihr Name ist Astoria." "Das ist ein wirklich schöner Name", antwortete ich. Mein Herz krampfte sich merkwürdig zusammen. "Und was ist mit ihr?", fragte ich weiter. "Warum bist du nicht mit ihr unterwegs?" "Weil", sagte Draco und sah dabei sehr verkrampft aus, "sie in die Modebranche einsteigen möchte und sich daher fast ausschließlich in Boutiquen und Stoffwerkstätten rumtreibt. In diesen Momenten existiere ich nicht, also beschäftige ich mich anderweitig." Sein Frust war deutlich spürbar, sodass ich mich nicht traute weiter nachzufragen. Im Grunde ging es mich auch überhaupt nichts an. Wie und mit wem Draco seine Zeit verbrachte, war allein seine Sache. Es tat mir leid, dass ich die Stimmung verdorben hatte, und ich suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, sie wieder aufzulockern. Glücklicherweise kam Draco mir zuvor. "Heute ist ein wirklich wunderschöner Tag", sagte er. "Hast du noch etwas vor oder wollen wir los? Nizza soll unglaublich schön sein." "Ich wollte sowieso nach Nizza, wenn ich schon mal hier bin", antwortete ich. Also brachen wir auf. An der Hotelrezeption ließen wir uns ein Taxi rufen, das uns in das nicht weit entfernte Nizza brachte. Wir schlenderten durch kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster, ließen uns auf dem Markt von der Menge treiben, aßen in einem verträumten Restaurant zu Mittag und bestaunten die vielzähligen Yachten am Hafen. Währenddessen redeten wir fast ununterbrochen. Wir sprachen über die Schulzeit, über die sinnlose Verfeindung unserer Häuser und letztendlich auch über meine Zeit auf der Flucht mit Harry und Ron und Dracos Gefangenschaft in seinem eigenen Zuhause. Es war mehr als befreiend, sich den ganzen Schmerz und die Erlebnisse von der Seele zu reden. Es tat unglaublich gut, an diesem sonnigen Tag in einem fremden Land als Unbekannte durch die Stadt zu streifen. Ich war verwundert, wie einfach es war, mit Draco zu sprechen, und ich ertappte mich dabei, wie ich mich fragte, was wohl gewesen wäre, wenn wir in Hogwarts schon so miteinander umgegangen wären. "Hey, hallo, Erde an Hermine." Ich kam auf den Boden der Tatsachen zurück, als Draco begann, vor meinen Augen mit den Fingern zu schnippen. Ich hatte es nicht bemerkt, aber ich muss wirklich weit weg gewesen sein. "Entschuldige", sagte ich daher schnell. "Ich war in Gedanken." "Das ist mir durchaus aufgefallen", gab er zurück. "Waren es wenigstens schöne Gedanken?" "Hmm", überlegte ich. "Ich weiß nicht, ob 'schön' zutrifft." Ich berichtete ihm von meinen Überlegungen. "Hmm", machte dann auch er. "Interessant, aber nicht zu beantworten, weil wir es nie herausfinden werden", sagte er dann. Inzwischen waren wir am Strand angekommen. Langsam wurde es dunkel. Die Sonne versank am Horizont und tauchte den Sand und das Meer in ein orange-rotes Licht. Ich hatte meine Ballerinas ausgezogen und genoss das Gefühl des warmen Sandes und das Rauschen des Meeres. Draco hatte die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und ging ruhig neben mir her. Eine angenehme Stille herrschte zwischen uns. Ich wollte nicht, dass dieser Tag endete. Ich hätte ewig in Nizza bleiben und an diesem Strand spazieren gehen können. Doch ich sah bereits die Ferienwohnungen, die sich am Ende des Strandes aneinanderreihten. Daher unterbrach ich die Stille und fragte Draco, ob wir uns für einen Moment hinsetzen könnten. Er stimmte zu, und ich ließ mich wohlig seufzend in den weichen Sand plumpsen. Draco setzte sich etwas eleganter neben mich und streckte seine langen Beine aus. Ich zog meine an meinen Brustkorb und schloss meine Arme darum. "Was glaubst du", fragte Draco, "was wäre wirklich passiert, wenn wir uns in Hogwarts anders kennengelernt hätten?" "Ich habe wirklich keine Ahnung", antwortete ich wahrheitsgemäß, "aber nach dem heutigen Tag hätte ich es mir sehr gewünscht." "Geht mir auch so", sagte er. "Vielleicht wäre Voldemort gar nicht wieder so mächtig geworden." "Das weißt du nicht." "Stimmt, aber meine Familie hat einiges dazu beigetragen, was ich vielleicht hätte verhindern können", sagte Draco wehmütig. "Auch das weißt du nicht", gab ich zurück. "Und für deine Familie und deren Vergangenheit kannst du auch nichts." Das schien ihn nicht zu beruhigen. "Ich hätte es wenigstens versuchen müssen", sagte er. "Ja, hättest du, hast du aber nicht", sagte ich hart. "Und es ist alles so geschehen, wie es geschehen sollte. Wir haben gesiegt. Zwar mit großen Verlusten, aber wir haben gesiegt." "Klingt für mich, als hätten wir keine Kontrolle darüber gehabt, ob wir gewinnen oder verlieren", sagte Draco. "Ich nenne es nicht Kontrollverlust, ich nenne es Schicksal", sagte ich. Ich drehte meinen Kopf, sodass ich Draco ansehen konnte und er schaute mir direkt in die Augen. "Also war es deiner Meinung nach auch vorherbestimmt, dass wir uns hier über den Weg laufen?", fragte er und rückte kaum merklich ein Stück zu mir heran. Mein Herz stockte. "Ich glaube daran, dass alles zu einem bestimmten Zweck passiert", sagte ich leise. Draco rückte noch ein Stück näher. "Und was ist der Zweck unserer Begegnung hier?", fragte er. "Das habe ich noch nicht herausgefunden", antwortete ich. Dann küsste er mich. Ganz zärtlich und gefühlvoll. Ich dachte nicht darüber nach, ob ich den Kuss erwidern sollte oder nicht, mein Hirn setzte einfach aus und überließ das Feld meinem Herz. Ich lehnte mich zu Draco hin und legte eine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlug genauso schnell wie meins. Seine Lippen waren weich, und ein wohliger Schauer durchlief meinen gesamten Körper. Ich hätte ewig dort sitzen können. Allerdings war die Sonne inzwischen fast komplett untergegangen. Es wurde kalt und ich fröstelte. Zu meinem Leidwesen löste Draco sich von mir. "Du zitterst ja", sagte er. Er war mir immer noch so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. "Wir sollten zurückfahren." Er stand abrupt auf und hielt mir seine Hand hin. Enttäuscht darüber, dass der Augenblick vorbei war, nahm ich seine Hand und ließ mir aufhelfen. Doch anstatt mich loszulassen, verschränkte Draco seine Finger mit meinen und zog mich hinter sich her. In einem naheliegenden Restaurant ließ er ein Taxi für uns rufen und wenig später stiegen wir schon vor meinem Hotel aus. Ich war überrascht, dass er mit dem Taxi nicht einfach weiter bis zu seinem Hotel fuhr, bis ich merkte, dass er sich genauso wenig verabschieden wollte wie ich. Als das Taxi wegfuhr, kam Draco ohne ein Wort auf mich zu, umfasste mit seinen Händen zärtlich meinen Hals und begann wieder mich zu küssen. Ich vergrub meine Hände in seinem Hemd und genoss seine Berührungen. Er drückte sich eng an mich, und ich spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Draco war zuerst ganz vorsichtig, doch als er merkte, wie ich auf ihn reagierte, wurde er mutiger. Er vergrub eine Hand in meinem Haar und legte die andere auf meinen Rücken, um mich noch näher an sich heranzuziehen. Es fühlte sich wunderbar an, so von ihm geküsst zu werden, doch irgendwie reichte mir das nicht. Atemlos löste ich mich von ihm und sah ihn an. Genauso außer Atem und etwas verwirrt schaute er zurück. "Möchtest du mit hoch kommen?", fragte ich und ignorierte dabei die Stimme in meinem Hinterkopf, die aufzählte, was alles falsch daran wäre. Es war mir egal, ob es richtig oder falsch war. Draco Malfoy tat mir gut und er war genau das, was ich diese Nacht brauchte. Anscheinend ging es ihm genauso, denn er dachte nicht lange über mein Angebot nach, sondern nahm meine Hand und ging auf das Hotel zu. Über Treppen und durch lange mit dickem Teppich ausgelegte Gänge führte ich ihn bis zu meinem Zimmer und schloss mit der Schlüsselkarte auf. Ich zog ihn in das geräumige Zimmer hinein und schloss die Tür hinter uns. Bevor ich mich richtig umgedreht hatte, drückte Draco sich schon wieder gegen mich und presste mich gegen die Tür. Die Hände stützte er links und rechts von meinem Kopf ab. Dann begann er, meinen Hals zu küssen. Mir entfuhr ein leises Stöhnen, als er zu meiner Wange wanderte. Meine Hände waren unter seinem Hemd und erkundeten seinen Rücken. Als er mir sanft in den Hals biss, vergrub ich meine Fingernägel in seiner Haut. Ein Zittern durchfuhr ihn und er löste sich von meinem Hals, um mich anzuschauen. Mit meinen Händen fuhr ich durch seine Haare, über seine Wange und seinen Hals bis zu seiner Brust. Langsam begann ich, sein Hemd aufzuknöpfen und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Dann fuhr ich seine Schultern und Arme entlang, um ihm das offene Hemd abzustreifen. Draco legte seine Stirn an meine und atmete einmal tief durch. Dann legte er seine Hände auf meine Schultern und schob die Träger meines Kleides zur Seite. Langsam streifte er mir mein Kleid ab und ließ es nach unten fallen. Seine Berührungen auf meiner Haut jagten mir einen Schauer nach dem anderen durch meinen Körper. Er nahm meine Hände und legte sie sich um den Hals. Ganz leicht berührten sich unsere Lippen. Dann fuhr er zu beiden Seiten meinen Körper hinunter, berührte mit den Daumen nur leicht meine Brüste und legte seine Hände schließlich unter meinen Po. Mit einem Ruck hob er mich hoch und instinktiv schlang ich meine Beine um seine Hüften. Während wir uns immer leidenschaftlicher küssten, trug Draco mich zu dem großen Doppelbett. Unsere Schuhe verloren wir irgendwo auf dem Weg. Dann ließ er mich auf das Bett fallen und schob sich über mich. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er mich in die Matratze, küsste mich am Hals, auf den Mund, am Schlüsselbein. Unsere Hände erkundeten unsere Körper und ich fühlte mich einfach schwerelos. Nach und nach landete der Rest unserer Klamotten auf dem Boden, bis wir schließlich völlig nackt dalagen. Draco stützte sich mit den Ellenbogen neben meinem Kopf ab und sah an mir herunter. Seine Augen waren dunkel vor Verlangen. "Es fällt mir jetzt schon wahnsinnig schwer", sagte er mit rauer Stimme, "aber bevor ich meine Beherrschung gleich komplett verliere… Willst du das wirklich?" Wenn er nur wüsste. Ich hatte noch nie etwas so sehr gewollt. Mein Körper war ein einziges Kribbeln. Anstelle einer Antwort legte ich meine Hand um Dracos Nacken, zog ihn zu mir herunter und küsste ihn. Das schien ihm vollkommen zu reichen. Mit seinen Beinen drückte er meine auseinander und positionierte sich. Als er dann in mich eindrang, verschwamm die Nacht in einer einzigen Welle der Ekstase. Fortsetzung folgt Kapitel 4: Abschied ------------------- Ich erwachte am nächsten Morgen, als etwas meine Wange kitzelte. Ich blinzelte und versuchte meine Augen zu öffnen. Mein Hotelzimmer war mit Sonnenlicht durchflutet, sodass sich dies recht schwer gestaltete. Anscheinend hatte ich gestern Abend vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Als ich es schaffte, meine Augen vollständig zu öffnen, fiel mir auch wieder der Grund für die offenen Vorhänge ein. Graue Augen funkelten mich an, weißblonde Haare wirkten im Sonnenlicht noch heller und ein Grinsen ließ mein Herz kurz hüpfen. Ich lächelte, und erst jetzt merkte ich, dass er die ganze Zeit meine Wange und meinen Hals streichelte. "Hi", sagte er. "Hey", antwortete ich. "Wie lange bist du schon wach?" "Noch nicht lange. Ich wollte dich eigentlich nicht wecken, aber ich musste dich einfach berühren." Ich seufzte entspannt auf und streckte meinen gesamten Körper. Dann ließ ich mich zurück in die Matratze fallen. Draco beobachtete mich die ganze Zeit grinsend, doch als ich mich wieder zu ihm drehte, verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. "Was ist los?", fragte ich. "Ich muss mich heute um ein paar Dinge kümmern", antwortete er. "Die meisten sind nicht sehr erfreulich." Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen. "Brauchst du dabei Hilfe? Soll ich dich begleiten?", fragte ich. "Nein", sagte er bestimmt. "Da muss ich alleine durch. Aber wir sehen uns heute Abend, in Ordnung?" Ich nickte kurz. Ich hatte gehofft, wir könnten den Tag noch einmal gemeinsam verbringen, doch ich akzeptierte seine Entscheidung. Nachdem er sich angezogen hatte, kam er noch einmal ans Bett und beugte sich zu mir herunter. "Warte nicht auf mich, ich finde dich auf jeden Fall", sagte er. Dann küsste er mich auf die Stirn, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Eine merkwürdige Stille verbreitete sich im Raum. Ich wickelte mir die Bettdecke um den Körper, ging zur Balkontür und schob sie auf. Sofort wurde ich vom Zwitschern der Vögel begrüßt und frische Meeresluft strömte herein. Bilder der letzten Nacht zogen vor meinem geistigen Auge vorbei. Wir hatten es dreimal getan. Zweimal direkt nacheinander und einmal mitten in der Nacht. Jedes Mal war es anders gewesen, Draco hatte sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Beim Gedanken daran lief mir eine Gänsehaut über die Arme. Ich schüttelte meinen Kopf, um Platz für klarere Gedanken zu machen und überlegte, was ich mit dem Tag anfangen sollte. Seit gestern hatte mich die Reiselust gepackt. Bisher war ich immer in unmittelbarer Nähe des Hotels geblieben, weil mir die Kraft gefehlt hatte, etwas zu unternehmen. Doch Draco hatte mir gezeigt, wie schön es hier war. Vielleicht könnte ich mir die Gegend ein wenig näher anschauen. Ich sprang unter die Dusche und zog mir eine Shorts sowie ein Tanktop an. Nach einem kurzen Frühstück machte ich mich auf den Weg. Mein Hotel lag an einer langen Promenade, die mehrere Hotels in einigem Abstand zueinandern verband. Zuerst spazierte ich die Promenade entlang, doch da es dort nicht viel zu sehen gab außer Hotels, wanderte ich zu einer der Nebenstaßen ab. Ich war eine ganze Weile unterwegs, bevor ich in ein kleines Dorf kam. Beschauliche, weiß verputzte Häuser reihten sich aneinander. Katzen rannten an mir vorbei und spielten miteinander und ein Stimmenwirrwarr schallte zu mir herüber. Als ich den Stimmen folgte, gelante ich zu einem großen Platz, auf dem geschäftiges Treiben herrschte. Anscheinend hatte ich genau den Tag erwischt, an dem Markt war. Händler beschrien ihre Waren und potenzielle Käufer begutachteten, was angeboten wurde. Ich reihte mich in die Menschenmenge ein und ließ mich treiben. An einigen Ständen wurden Kostproben angeboten, die ich dankbar annahm. Alles schmeckte viel intensiver als zu Hause in England, und ich fragte mich, ob das nur an der Sonne lag oder an meiner neu aufblühenden Lebensfreude. Ich stellte mir vor, wie es wäre, mit Draco hier zu sein und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Als ich am späten Nachmittag wieder ins Hotel kam, schien alle Welt entweder am Pool oder am Strand zu liegen. Ich spielte mit dem Gedanken, mich mitten im Getümmel dazu zu legen, entschied mich dann jedoch dagegen und zog mich stattdessen auf mein Zimmer zurück. Ich schnappte mir ein Buch und ging hinaus auf den Balkon. Vogelgezwitscher und Stimmen klangen zu mir herauf. Der Nachmittag war warm und der Wind trug den Salzgeruch des Meeres zu mir herüber. Ich gönnte mir ein paar Augenblicke, um die Szenerie zu genießen. Es ging mir viel besser, das musste ich wirklich zugeben. Wer hätte jemals gedacht, dass Draco Malfoy jemandem guttun könnte? Bevor ich es mir in einem der Korbsessel gemütlich machen konnte, klopfte es an der Zimmertür. Wer konnte das sein? Ich kannte im Hotel niemanden und ich hatte auch keinen Zimmerservice bestellt. Ich legte mein Buch auf den Balkontisch, ging zur Tür und öffnete sie. Graue Augen schauten mich an und ein Grinsen begrüßte mich. Draco machte einen großen Schritt in das Zimmer hinein, umfasste meinen Hals und küsste mich. Sofort klopfte mein Herz wieder schneller und mein Körper begann zu kribbeln. "Hast du mich vermisst?", fragte Draco immer noch grinsend. "Bilde dir mal nichts ein, Malfoy", antwortete ich und grinste zurück. "Hast du alles erledigt, was du wolltest?" "Fast", sagte er. "Und das wollte ich mit dir feiern." Wieder küsste er mich, erst ganz zärtlich, dann immer leidenschaftlicher. Als ich seine Küsse erwiderte, kamen mir noch einmal Bilder von letzter Nacht in den Sinn. Mit meinem Zeigefinger fuhr ich in den Bund seiner Jeans, woraufhin sich seine Muskeln sofort anspannten. Ohne unseren Kuss zu unterbrechen, zog ich Draco in Richtung Bett und öffnete dabei seinen Gürtel und seine Hose. Kurz bevor wir das Bett erreichten, drehte ich uns um, sodass ich Draco auf das Bett schieben konnte und auf ihn kletterte. Seine Augen verrieten sein Erstaunen und sein Atem ging schwer. Doch als ich lächelte und damit ausdrückte, dass ich wusste, was ich tat, begann auch er zu grinsen und sich zu entspannen. Ich beugte mich zu ihm herunter, küsste seinen Hals und biss sanft hinein. Er stöhnte leise und schob seine Hände unter mein Tanktop. Kurze Zeit später landeten Top und BH achtlos auf dem Boden. Seine warmen Hände erkundeten jeden Zentimeter meines Oberkörpers. Als er mit seinen Daumen über meine Brustwarzen strich, konnte auch ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Das schien bei Draco das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ruckartig setzte er sich auf, hielt mich dabei aber fest, damit ich nicht von seinem Schoß rutschen konnte. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf, warf es beiseite und drückte mich fest an sich. Seine Haut war warm und seine Muskeln angespannt. Dann schlang er seinen Arm um meinen Rücken, stützte sich mit der anderen Hand auf dem Bett ab und drehte uns herum, sodass ich unter ihm lag. Sein Atem ging immer noch schwer, als er wieder begann mich zu küssen. Hektisch öffnete er den Knopf meiner Shorts und zog sie mitsamt Slip herunter. Währenddessen machte auch ich mich an seiner Hose zu schaffen. Er streifte sie ab und warf sie vom Bett. Bevor er sich auf mich legen konnte, setzte ich mich auf, legte die Hände auf seine Brust und drehte ihn mit meinen Beinen so um, dass er wieder auf dem Rücken lag und ich mich auf ihn setzen konnte. Sofort setzte Draco sich wieder auf, um mich zu küssen, änderte unsere Position aber nicht. Langsam wanderten seine Hände meinen Rücken hinunter zu meiner Hüfte. Dann hob er mich kurz hoch und ließ mich vorsichtig und genüsslich auf sich herab. "Ich mag deine Art zu feiern", sagte ich etwa zwei Stunden später, als ich komplett durchgeschwitzt in Dracos Armen lag. Er lachte leise auf. "Ich bin nicht der Einzige hier, der feiern kann", sagte er und küsste mich auf die Schläfe. "Eigentlich wollte ich dich zum Essen einladen." "Tja, das hat wohl nicht geklappt", sagte ich. Noch einmal lachte er. "Nein, wohl nicht." "Hast du denn Hunger?" "Ehrlich gesagt, habe ich den ganzen Tag noch nichts gegessen." "Was?", sagte ich erschrocken. "Wie kannst du mit leerem Magen so lange durchhalten?" "Das ist meine geheime Superkraft", antwortete er grinsend. Ich rollte mit den Augen, musste aber trotzdem lachen. Ich löste mich aus seinen Armen und drehte mich zu meinem Nachttisch. Dort stand das Telefon, mit dem ich den Zimmerservice anrief und eine große Menge Essen bestellte. "Es dauert etwa eine halbe Stunde", sagte ich zu Draco, nachdem ich aufgelegt hatte. "Hältst du so lange durch?" Ernst sah er mich an und seine Augen wurden wieder dunkel. "Nein." Plötzlich drehte er sich wieder auf mich, schob seine Arme unter meinen Rücken und hob mich hoch. Dann kletterte er aus dem Bett. Die ganze Zeit hörte er nicht auf mich zu küssen, daher merkte ich erst, wo er mich hintrug, als ich hörte, wie er den Wasserhahn aufdrehte und warmes Wasser auf uns herablief. Er drückte mich hart gegen die kalten Fliesen der Dusche und suchte mit seiner Hüfte einen Rhythmus für uns beide. Eingekuschelt in flauschige weiße Hotelbademäntel saßen wir auf dem Balkon und verspeisten die Leckereien, die der Zimmerservice gebracht hatte. Wir unterhielten uns, während die Sonne unterging und es langsam dunkel wurde. Obwohl die Atmosphäre überaus angenehm war, schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Ich dachte an England, an Zuhause und vor allem an Ron. Die Zeit mit Draco war unglaublich, trotzdem vermisste ich Ron. "Wir sollten wieder nach Hause gehen", sagte Draco plötzlich. Überrascht sah ich auf. "Versteh mich bitte nicht falsch", fügte er schnell hinzu. "Du bist ein wundervoller Mensch und ich genieße deine Gesellschaft, aber ich denke, wir haben uns lange genug versteckt." Ich schaute ihn nur ungläubig an. "Sag bitte etwas", sagte er. "Ich habe gerade genau dasselbe gedacht", sagte ich leise. Erleichtert ließ Draco sich in seinen Stuhl zurückfallen. "Puh, ich dachte, das wird schwerer", sagte er. "Hast du gedacht, ich mache dir eine Szene und breche in Tränen aus?", fragte ich. "Nein", antwortete er. "So gut kenne ich dich dann doch. Ich hatte eher die Befürchtung, dass du mit schlüssigen Argumenten kommst." Ich musste lachen. Da hatte er wohl recht. "Ich habe zwei Flugtickets für morgen", sagte er dann. "Das zweite war eigentlich für Astoria, aber sie möchte noch bleiben, weil es für sie gerade so gut läuft. Möchtest du das Ticket haben?" Ich nickte. "Danke", sagte ich nur. Er verbrachte die Nacht noch einmal bei mir im Hotel, aber dieses Mal passierte nichts. Draco hielt mich einfach nur im Arm, und mit der Gewissheit, bald wieder zu Hause zu sein, schlief ich so gut wie lange nicht mehr. Am nächsten Morgen fuhr Draco in sein Hotel, um seine Sachen zu holen und versprach mir, mich dann wieder abzuholen. In aller Ruhe packte ich meine Sachen in den Koffer. Meine verzauberte Handtasche hatte ich mit Absicht nicht mitgenommen, sie erinnerte mich viel zu sehr an die Zeit auf der Flucht. Ein letztes Mal ging ich zu Jean-Pierre. Die Bar hatte noch nicht auf, aber er war trotzdem da, um alles für den Abend vorzubereiten. Als er mich sah, fing er direkt an zu grinsen. "Chérie, wo warst du?", begrüßte er mich. "Oh, du weißt schon, hier und da, die Gegend erkunden", antwortete ich. "Setz dich! Was möchest du haben?" "Ehrlich gesagt… wollte ich mich verabschieden." Mit großen Augen sah er mich an. Doch dann wurden seine Gesichtszüge wieder weicher und er lächelte. "Ja, das wird wohl Zeit", sagte er, kam auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung. "Danke für alles, Jean-Pierre", flüsterte ich. "Bedank dich nicht bei mir", antwortete er. "Bedank dich bei dem unverschämt gutaussehenden Typen, mit dem du dich gestritten hast." Ich lachte auf und wischte mir eine Träne von der Wange. Mit einem letzten Wangenkuss verabschiedeten wir uns und ich verließ Jean-Pierres Bar. Wie versprochen holte Draco mich dann ab. Das Taxi fuhr gerade vor, als ich aus dem Hoteleingang trat. Draco half mir, meinen Koffer zu verstauen und gemeinsam traten wir die Heimreise an. Im Flieger saßen wir nebeneinander und schauten aus dem Fenster. Ich mochte fliegen nicht besonders, und beim Start krallte ich mich in die Lehne meines Sitzes. Draco legte seine Hand auf meine und sagte, dass alles gut werden würde. Er hielt meine Hand so lange, bis wir in der Luft waren und das Flugzeug sich stabilisierte. Erst dann begann ich mich zu entspannen. "Ich wollte noch Danke sagen", sagte Draco, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. "Wofür?", fragte ich. "Für die Standpauke in der Bar", antwortete er. Fragend sah ich ihn an. "Ich habe mich immer als ein Opfer dieses Krieges gesehen, weißt du?", sagte er dann. "Aber nachdem ich darüber nachdachte, was du gesagt hattest, habe ich gesehen, dass ich hätte kämpfen müssen. Dass ich etwas hätte unternehmen müssen." Er machte eine kurze Pause und atmete durch. "Ich habe mit meinem Vater und allen möglichen Leuten gesprochen. Wir werden den Wiederaufbau von Hogwarts und der Winkelgasse unterstützen und versuchen, die magische Welt wiederherzustellen. So gut es uns möglich ist." Mein Herz machte einen Sprung und ich konnte ein Lächeln nicht verhindern. "Draco, das ist großartig!", rief ich überschwänglich. "Das ist allein dir zu verdanken", antwortete er. "Aber du hast das alles erst ins Rollen gebracht", gab ich zurück. "Ich sehe es als Wiedergutmachung", sagte er. "Zwar kommt es viel zu spät, aber besser spät als nie." "Danke." Mehr konnte ich nicht sagen. Ich versuchte, alle meine Gefühle in dieses eine Wort zu legen und hoffte, Draco verstand es. Nicht nur, dass er mir geholfen hatte, wieder zu mir selbst zu finden. Jetzt versuchte er auch, der ganzen britischen Zaubererwelt zu helfen. Dafür konnte ich keine Worte finden. Doch in Dracos Augen sah ich, dass er wusste, was ich ausdrücken wollte. Einem Impuls folgend legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, und er legte seinen Kopf auf meinen. Die Landung war genauso schlimm wie der Start. Auch diesmal musste Draco meine Hand halten, bis alles überstanden war. Gemeinsam holten wir unsere Koffer und machten uns auf den Weg nach draußen. Doch als wir aus dem gesperrten Bereich hinaustraten, blieb mir das Herz stehen. Unter den Anzeigetafeln, die die Landungen ankündigten, stand ein rothaariger Junge und versuchte zu verstehen, was er da las. Ron. Als er mich entdeckte und erkannte, sackten seine Schultern hinunter, als würde eine tonnenschwere Last von ihnen abfallen. Ohne darüber nachzudenken, rannte ich auf ihn zu und warf mich in seine Arme. Er hielt mich fest und wisperte immer wieder: "Du hast mir so gefehlt." Ich nickte nur, während mir heiße Tränen unablässig die Wangen hinunterliefen. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich Ron wirklich vermisst hatte. Plötzlich kam mir ein Gedanke. "Woher wusstest du, wann mein Flieger landen würde? Und wie hast du dich überhaupt hier zurechtgefunden? Du warst noch nie auf einem Muggel-Flughafen!", rief ich aus. "Harry hat mir geholfen", sagte Ron grinsend. "Aber wieso fragst du, woher ich wusste, wann du ankommst? Hast du mir nicht die Eule geschickt?" "Eule? Welche…?" Dann dämmerte es mir. Ruckartig drehte ich mich um und suchte nach Draco, den ich einfach stehen gelassen hatte, als ich Ron gesehen hatte. Doch sehr ich mich auch anstrengte, in der Menschenmenge konnte ich ihn nicht entdecken. Er war weg. Epilog folgt Epilog: 19 Jahre später ----------------------- "Rose! Hugo! Beeilt euch, der Zug fährt bald ab!", rief ich. Auf Bahnsteig 9 3/4 wimmelte es am 1. September mal wieder von Zauberern und Hexen, die ihre Kinder sicher in den Zug steigen sehen wollten. Ich hatte meine im Gedränge verloren. Einen Sack Flöhe zu hüten war einfacher. Hektisch sah ich mich um, grüßte nebenbei ein paar bekannte Gesichter und entdeckte meine Familie schließlich etwa in der Mitte des Bahnsteigs bei Harry und Ginny. "Da bist du ja!", rief Ron, als er mich sah. Erleichtert ging ich auf ihn zu. "Ich dachte, ihr wärt hinter mir", sagte ich. "Irgendwann habe ich euch aus den Augen verloren." "Kein Wunder bei den ganzen Leuten", sagte Ginny. "Die Kinder haben schon ein Abteil zusammen, sieh mal." Ich folgte ihrem Blick und sah tatsächlich, wie James, Rose und Hugo die Köpfe zusammensteckten. Albus stand noch bei seinem Vater, der in die Hocke gegangen war und beruhigend auf Albus einredete. Als ich mich wieder zu Ron und Ginny umdrehen wollte, fiel mein Blick auf eine weitere Familie: Ein großer, blonder Mann, ein genauso blonder Junge und eine dunkelhaarige Frau. Normalerweise hätte ich wahrscheinlich an ihnen vorbeigesehen, wenn der Mann mich nicht so durchdringend angesehen hätte. Seine grauen Augen kamen mir unglaublich bekannt vor, doch ich wusste erst nicht, wo ich ihn einordnen sollte. Plötzlich kamen mir Bilder in den Sinn von weichem Sand, strahlendem Sonnenschein und blütenweißen Laken. Auf einmal wusste ich es wieder. Ich erschrak über mich selbst, dass ich ihn nicht gleich erkannt hatte. Auf den zweiten Blick hatte er sich kaum verändert. Er lächelte mir kurz zu, dann deutete er mit einer schnellen Kopfbewegung auf das Bahnhofsgebäude, um mir zu bedeuten, dorthin zu gehen. Er flüsterte der dunkelhaarigen Frau etwas ins Ohr. Diese nickte nur und er entfernte sich von ihr. "Entschuldigt ihr mich ganz kurz?", sagte ich zu Ron und Ginny. "Ich begrüße nur schnell eine Arbeitskollegin." Die beiden stimmten lächelnd zu und ich machte mich auf den Weg ins Gebäude. Er wartete drinnen schon. Er hatte sich an eine Wand gelehnt und seine Füße lässig gekreuzt. "Draco", sagte ich, als ich vor ihm stand. Etwas besseres fiel mir nicht ein. "Hi", antwortete er. "Du siehst gut aus." Er lächelte. "Danke", sagte ich. "Du auch." Dann schwiegen wir. Es hätte so viel zu sagen gegeben und doch wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. "Unsere Projekte zum Wiederaufbau der Zaubererwelt sind abgeschlossen", sagte Draco nach einer Weile. "Es ist natürlich nicht alles originalgetreu, aber ich finde, wir haben gute Arbeit geleistet." "Das ist wundervoll, Draco", sagte ich anerkennend. "Wir können dir nicht genug danken." "Niemand muss sich bei mir bedanken, sondern bei den Menschen, die das alles erledigt haben. Und vor allem bei dir." Ich lächelte. Ich dachte an die Zeit in Frankreich zurück, wie ich trübselig am Strand und in der Bar gesessen hatte, wie Draco mich zum Ausrasten gebracht hatte und wie wir dann alle Streitigkeiten beigelegt hatten. "Hast du es ihm jemals erzählt?", fragte Draco. Anscheinend hatte er gerade an dasselbe gedacht. "Nein", antwortete ich. "Es hatte nichts mit ihm zu tun." Draco nickte. "Hast du es ihr erzählt?", gab ich die Frage zurück. Er schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich hätte es sie sowieso nicht interessiert", sagte er bitter. "Bist du glücklich?", fragte ich ihn. "Ja", antwortete er prompt. "Mein Sohn macht mich glücklich. Ich bin unfassbar stolz auf ihn." "Er sieht aus wie du", sagte ich lachend, und Draco stimmte in mein Lachen ein. "Es ist schön, dich zu sehen", sagte ich dann. "Dich auch", sagte er. Er löste sich von der Wand, kam einen Schritt auf mich zu und küsste mich sanft auf die Wange. "Pass auf dich auf." Dann lächelte er mir noch einmal kurz zu und verließ das Gebäude. Ich blieb noch eine Minute lächelnd stehen, bis sich meine Wange nicht mehr so heiß anfühlte. Dann ging auch ich wieder nach draußen. Als ich mich neben Ron stellte, legte er einen Arm um mich, küsste mich auf die Schläfe und schaute dann wieder nach unseren Kindern. Langsam setzte sich der Hogwarts Express in Bewegung. Eltern winkten, Kinder schrien etwas aus den Fenstern, munter pfiff der Zug vor sich hin. Alles war gut. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)